und
gleichzeitig Hallo und Vorstellung hier im Forum.
Irgendwann meinte mein Arzt, ich müsste mal ausspannen, mach doch mal Urlaub, und beim rumstöbern fand ich eine Schiffsreise nach Israel. Eigentlich wollten wir da schon lange hin, aus verschiedenen Gründen, doch da ich aktuell nicht fliege, blieb nur Auto oder Schiff. Blöd oder? Hätte ich auch eher drauf kommen können. Wie peinlich für Kreuzfahrer. Die halbe Welt bereist, aber darauf nicht gekommen. Egal. Gesagt, gebucht, Schnäppchenreise online zufällig ! auf der MSC- (kenn ich nich) -Seite, inkl. Bustransfer gratis, was will ich mehr. In diversen Foren nachgelesen wie schrecklich MSC sein soll. Hinterher.
Nun, hier meine persönliche Sichtweise über die MSC-Urteile VOR der Reise:
Viele Italiener. Klar, so massiv wie in Italien Werbung gemacht wird plus gratis Kinder, war mir das völlig klar. Auf Karibiktouren habe ich dafür viele laute dicke Amerikaner. Fahr mal mit CarnivalCruise zu Springbreak. Aber: wir reisen ausserhalb der Saison.
Schlechtes Essen weil billig. War mir auch klar, dass ich nicht jeden Abend Hummer und Kaviar bekomme…ich wollte aber nur ein Taxi nach Israel und nicht im Gourmettempel speisen, da habe ich zuhause genug.
Schlechte Getränke, Wasser und Kaffeebrühe gratis…. Nu ja….als passionierter Kaffeesäuf…...da habe ich mir tatsächlich 2-3 Kaffee gekauft.
Überhöhte Getränkepreise…nun, als Schweizer ist man da einiges gewöhnt. Kein Problem. Ist ja Urlaub….
Teure Ausflüge. Wir entdecken unsere Städte selbst. Brauche ich nicht. Komme ich später noch zu.
Mieses Einchecken und Service… ja, gut, warten wir halt ne Stunde in der Schlange…kostet mich die nackte Reise 600CHF/500 Euro, kann ich auch ne Stunde warten…muss ich am Flughafen auch…gibt bestimmt n Kaffee irgendwo….
Also, ich war gewappnet mit allem was uns nur passieren konnte. Wir rechneten mit dem Schlimmsten und ahnten fürchterliches. 4 Wochen vorher sank die Costa. 2 Wochen vorher Sturm und Eis im Mittelmeer. Wir rechneten wirklich mit Allem. Nur damit nicht.
Der Wahrheit. Oder besser: Der Realität. Reiseimpressionen vom Februar 2012 auf der Magnifica:
Die Anreise mit dem Bus….ein etwas merkwürdiger Fahrer, der im Gottharttunnel seine Gummibärchen auf dem Fussboden suchte…..irgendwann in eiseskalter Nacht zu Fasnacht bei -18 Grad pünktlich um 0:00 Uhr am Treffpunkt abgeholt…mit diversen blöden Halts um 7 Uhr morgens am Terminal Venedig angekommen. Hätte ich gewusst, dass die reine Fahrzeit im PKW vielleicht nur 4 Stunden wären, wäre ich selbst gefahren. Und dann die Kälte…. Urlaubslaune = 0
Am Terminal wurde unsere kleine Gruppe herbeigewunken, wir sollten die Koffer da abstellen….
Bändchen drum, weg. Prima. Kein Geschleppe mehr. Und nu? Venedig angucken? Bei der Kälte?
Vielleicht irgendwo n Kaffee trinken. Ein zufällig herumstehendes Taxi genommen und zum nächsten grossen Anlegeplatz gefahren,….stimmt ja, Venedig: Kanäle! nix fahren….laufen oder Bötchen nehmen.
In dem Moment kam die Sonne raus…..blauer Himmel, 10 Grad plus, herrliches Wetter zum spazieren gehen durch ein geniales Venedig, so kitschig, so schön, so alt, so hübsch, so hässlich, so grossartig wie in keinem Hollywoodfilm. Mitten im Karneval. All die Verkleidungen, die Präsentationen von Kostümen, Darbietungen, Cafés, lustige Geschäfte, im Sonnenschein, das erste Grinsen im Gesicht, die Pizza und den Martini in der Hand. Danach n Kaffee.


Das Einschiffen….
Bis halb 3 verbummelten wir in Venedig. Zurück mit demselben Taxi (10€) weil zu faul zum Laufen zum Terminal….viele Leute…..in die Schlange gereiht. Was dann kam, war eher ein Chaos der Gäste, die eigentlich gar nicht so schnell zu den Schaltern gingen und nicht kapierten, das an allen Schaltern eingecheckt wurde, egal was dran stand….den Verkehr hat nicht MSC aufgehalten. Nach 40 Minuten waren wir drin, nach 1 Minute die Daten eingecheckt und fotografiert, der Röntgenscanner hat dann noch gedauert, weil manche Passagiere die gar lustigsten Dinger in ihren Taschen haben….nerv.
Wie an einer Supermarktkasse…ich habs noch passend Froilein….Moment ich habs gleich….20 min später…och, doch nicht, können Sie 100 Euro wechseln…..
Also…2. Überraschung. Einchecken kein Problem.
Aufs Schiff, Kabine war klar, vorne und immer oben, auf dem Weg vom Steward abgeholt,
hier ihre Kabine, viel grösser als erwartet, 50 Euro in die Hand gedrückt und ein Strahlen bekommen, die 3 ca. 40KG schweren Koffer mit dem Wintergepäck waren 1 Minute später vor der Tür…
Man muss ja alles mitnehmen…..ihr wisst was ich meine.
Schiff erkundet, alles wie erwartet, nur bunter, goldiger, strahlender, sauberer, und obwohl ausgebucht, nie voll! Die Dinger sind so gross, das man sich herrlich aus dem Weg gehen kann, wenn man will. Über Geschmack lässt sich streiten, einige Sachen sind ganz nett eingerichtet. Der Fotograf hat am ersten Tag eine ernsthafte Abfuhr bekommen und uns nie wieder belästigt. Bene, alles tutti..die müssen auch ihre Brötchen verdienen. Aber ich will auch meine Ruhe und so waren die Fronten klar.

Das einzige was störte waren die ständig wechselnden Tiere in der Kabine ….. was hätte unser Steward gemacht, wenn ich ihm 100 Euro geschenkt hätte am ersten Tag…..

Die erste Fahrt nach Bari…ruhig, eben Kabine vorne oben.
In Bari…..16 Grad. Es stellte sich die erste ernstzunehmende Frage, wohin mit den Wintersachen….
Bari zu Fuss, klasse. Die halbe Stadt erkundet und ihren Untergrund. Wieder ein Grinsen im Gesicht. Nie mit den Massen gehen, die das Schiff verlassen…. Man beachte den blauen Himmel. Immer noch Zeit für´n Kaffee. Teurer als auf dem Schiff.

Aber wir wollten ja nur nach Israel. Der nächste Stopp war Rhodos. Die armen Griechen haben ganz schöne Preise in ihren Cafés (das Bier auf dem Schiff ist nur halb so teuer) und nette Jachten im Hafen. Egal, ist ja Urlaub. Die Kreuzfahrerstadt angeschaut, als Mittelalter-Fan begeistert. Noch ein Grinsen. Langsam steigt die Temperatur auf 18 Grad, in der Sonne mehr, und der Himmel wird immer blauer. Kein Lüftchen geht, kein T-Shirt dabei. Kaffee ist zu warm.

So langsam hat man auf dem Schiff alles erkundet. Festen Platz in der Amnetist-Bar. Da darf man rechts noch rauchen. Hoffe das ist auf der Divina auch noch so. Muss mal mit Franco reden.
Viel am Buffet gegessen, bereits morgens (ich gehöre zu der Würstchen-Rührei-Schinken-Fraktion)
warmes Essen. Schlechte Qualität? Nein. Normal. Frisch. Salate, Obstsalate. Die Eier habe ich schon in teureren Hotels auf der ganzen Welt zermatschter bekommen. Völlig ok, wenn man kein Rinderfilet am frühen Morgen erwartet.
Die Bordzeitschrift ist recht informativ auf der ersten Seite, der Rest ist eigentlich Werbung.
Doch aufgepasst. Wer genau liest macht Schnäppchen: 5 Stangen Zigaretten für 99.-. Dafür bekomme ich in der Schweiz etwa anderthalb. Den Rest muss man mit den Zöllnern verhandeln. Oder Klamotten waschen: 25 Teile für 10.- oder Weindegustation für 6.50…..und der Spa-Bereich wird täglich billiger, von 30% auf 50% je länger die Reise geht…..etc.
Immer öfter essen wir abends, leger, im Restaurant an unserem Tisch. Wie hier schon berichtet, zig Gänge, man sucht aus was gefällt, und die Qualität ist ok. War jeden Abend pappsatt und obwohl heikel, hatte ich nichts zu meckern. Weder kalt, noch unfreundlich noch schlecht. Und da viele Gäste am Buffet essen, auch nicht so voll. Eng ist es dort allerdings, man muss ein bisschen Stühlerücken, dann geht’s. Aber: kein Hummer oder Kaviar. Hatte ich auch nicht bestellt!
Täglich gab es für die Alkoholiker einen Cocktail of the day, für 5.70 statt 7.50. Tja,..in einer normalen Bar an Land kostet das mehr….die Preise finde ich durchaus normal und bezahlbar. Da wir jeden Abend unterwegs auf dem Schiff waren und alle Bars durch probieren, lohnt sich für uns auch das Getränkepaket Allegrissimo. Das muss aber jeder einmal selbst durchrechnen und ist total geschmacksabhängig.
Die Fahrt geht nach Israel. Hurra. Mittlerweile habe ich einen Sonnenbrand. Platz auf Deck finden wir immer, teilweise sind wir echt zu faul zu den besten Plätzen hinten oder vorne zu gehen und setzen uns in die vollere Mitte. Kein Unterhaltungsprogramm auf Deck, relativ normale Popmusik mittlerer Lautstärke. Ein paar Leute die sich nicht benehmen können, und ein paar, die das halbe Deck unterhalten wollen, die finde ich aber überall. Ebenso wie extrem freundliches und hilfsbereites Personal und die 3 die keine Lust haben….
Habe einen Tagescocktail in der Hand, und die Sonne im Gesicht, das schon wieder grinst.
Sommersachen werden knapp.
Grössere Informationen werden immer im bombastischen Theater verkündet. Wem`s gefällt. Ich fand es beeindruckend, so ein riesen Theater. Bin ja „nur“ auf nem Schiff. Unsere Stadt hat nicht so ein Theater. Die Treffen kann man sich meisstens sparen, da alle Infos auch noch ausführlich per Post auf die Kabine kommen. Vielleicht als Erstfahrer interessant…aber eigentlich geht nur Zeit drauf. Man kann sicher sein, das man vom Schiff kommt! Ganz sicher. Wann ist doch eigentlich nicht so spannend, finde ich.

Auch die Israel-Einreisebedingungen…allen Decks wurden Zeiten zugeteilt…nach einer Stunde hiess es: kommt alle..wir sind zu schnell und das Theater leer…Alle durften nach Israel. Sogar wir.
Wir hatten für Israel einen festen Besichtigungsplan und wählten wieder die eigene Faust.
Für uns ist das leicht, wir machen das seit Jahren, für eine Familie mit 3 Kindern, die noch nie auf Kreuzfahrt in 3,4,5 neuen Ländern war, oder jemand völlig sprachunbegabtes, stelle ich es mir schon anders vor.
In einem solchen Land sollte man ein wenig Erfahrung in Sprache, Umgang und Benehmen haben. Jeder vierte Mann ist bewaffnet, jede achte Frau auch und auf dem Weg zu praktisch jedem dritten. Gebäude wird man gescannt. Nun ja. Das muss man akzeptieren und tolerieren wenn man in alle Ecken schauen will. Die Freundlichkeit, die uns entgegen gebracht wurde, war toll. Beispiel?:
Wir wollten nach Akkon, ca. 20 km nördlich vom Hafen. Taxi: 50Euro. Bin ich bekloppt? Das sind 20 Kaffee! Und diese Taxifahrer auch nicht freundlich. Wer mich fahren will muss freundlich sein.
Also….direkt am Terminal Haifa ist ein Bahnhof. Rein, gescannt, sorry, wo geht’s nach Akko? Bahnsteig 2, dort am Schalter. Zum Schalter, 2 Tickets nach Akko bitte. … 15 Schekel.
Nun ja….erst am Abend beim Umrechnen habe ich kapiert, dass es 3 Euro waren pro Nase.
Von dort aus geht es auch preiswert nach Jerusalem oder TelAviv. Dauert genauso lange wie der MSC-Bus, kostet aber fast nix.
Im Zug von (bewaffnetem) Zugbegleiter gefragt ob das Zug nach Akko. Ja, fast, zum Ausgang befördert, Zug endet hier, dort hinstellen, in 2 Minuten kommt der Nächste, den nehmen bis Akko. Bitte. Danke. Toll. 2 Minuten im anderen Zug. Akko (eine Traumstadt für Liebhaber des Mittelalters)
gehörte uns, der Hochzeitstag wurde abends im besten Fischrestaurants Israels ausgefeiert (was teurer war als all die zig Cocktails on Board) und wir hatten noch 30 Minuten zurück bis zum Schiff…laufen war nicht mehr möglich, also Taxi. (Komm, fahr uns schnell für 20, bitte…und er fuhr nicht, er raste…..mit genau 100 durch Haifa.) Schiff. Grinsen. Essen. Bar. Grinsen.
Captain die Hand schütteln. Das war lustig, das halbe Schiff, also rund 1000 Italiener stehen in der Reihe um dem Captain…nun, lassen wir das. Ich stand fassungslos davor. Brauch ich nicht, der soll mich nur sicher fahren, hat er auch getan.
Der sogenannte Galaabend, wir hatten derer zwei, war auch nett, Essen war gut. Nichts zu meckern.
Zurück über Piräus. Griechischer Markt, Kirchen, tolle (preiswerte) Geschäfte. Akropolis sehen war nicht geplant.
Mit Schrecken festgestellt, dass die Reise zuende war. 12 T-Shirts und Polohemden gekauft, 9 Tage Grinsen, Sonnenbrand, tolle Orte gesehen, viel zu viel gegessen und getrunken, angemeldet für Betty-Ford-Klinik und in der gleichen Woche die Divina gebucht.
Unser Reisebus nach Israel war genial. Eine positive Überraschung jagte die nächste. Gut, für das Wetter kann MSC nichts.
Und wir haben ja auch nichts erwartet. Vielleicht gehen wir solche Reisen etwas entspannter an, aber ich hatte, für das Geld, und für diese Reiseziele überhaupt nichts zu meckern. Es war sicher keine LUXUS-Reise im Sinne von 7 Sterne plus.(hatte ich aber eben auch nicht gebucht, dafür gibt’s andere Schiffe)
Aber unser grosser Reisebus hat uns mit 9 Tage Grinsen dort hingebracht wo ich hinwollte und das drumherum war toll.
Ich war überrascht, und das ist nicht leicht. Und ich war zufrieden, und das ist auch nicht leicht.
