Helga und ich sind vor einigen Stunden von unserer MARINA-Reise zurück - müde, aber um viele unvergessliche Erinnerungen und Erfahrungen reicher. Bis ein ausführlicher Reisebericht fertig ist, wird es natürlich noch ein paar Tage dauern, daher hier in Stichworten die noch frischen, gewissermaßen unsortierten Eindrücke:
Schiff / Kabine: Stilvoll, elegant, großzügig; der Stil der ehemaligen R-Schiffe wird aufgegriffen, aber nicht einfach kopiert, sondert unauffällig weiterentwickelt. Viel Platz, egal wo. Verwendung von vielen edlen Materialen (Lalique-Glas etc.), viel Augenmerk auf das Detail.
Leider steht die Verarbeitung des Schiffes im krassen Gegensatz dazu. Pannen überall, von streikenden Lichtschaltern angefangen, über kreischende Aufzüge und miese Geräuschisolierung unserer Kabine bis hin zum zeitweiligen Totalausfall des Antriebs (Computerabsturz). Irgendwie werden wir den Verdacht nicht los, dass Oceania mit der Entscheidung, das Schiff bei Fincantieri bauen zu lassen, nicht so recht glücklich ist.
Verpflegung: Spitzenklasse, vor allem das asiatische Restaurant "Red Ginger". So gut haben wir noch nie auf See gegessen. Selbst ein Hamburger wird ein Fest (beim Rindfleisch kann man zwischen Black Angus und Kobe wählen). Der einzige Patzer, den wir erlebten (böse), zählt nicht. Das ist Stoff für eine Reisegeschichte...

Personal: Der Service ist umwerfend, manchmal wurde es fast schon lästig, ständig "Nein, danke!" sagen zu müssen. Stets freundlich, hilfsbereit, bemüht, auf den Gast persönlich einzugehen.
Der einzige schwarze Fleck auf der blütenweißen Weste: Unsere Kabinenstrewardess. Keine Vorstellung, in der Kabine wurde nur das Allernötigste gemacht. Die Bitte, das Doppelbett mit zwei getrennten Decken zu versehen, war eine schier unüberwindliche Herausforderung. Schade.
Organisation: In Ordnung. Einschiffung dauerte ungefähr vierzig Minuten, also akzeptabel. Sehr angenehm: Shuttlebusse (wo notwendig) wurden kostenfrei angeboten.
Unangenehm aufgefallen ist uns, wie deutlich eine Klassensegmentierung eingeführt wurde; als Gast in einer "einfachen Kabine" fühlte man sich manchmal als Passagier der Dritten Klasse.
Route: Hervorragend. Wetterbedingt wurde ein Tag in Hamilton gestrichen, als Ausgleich wurde aber Ponta Delgado außerplanmäßig angelaufen. Eine solche Kreativität bei der Routenzusammenstellung würden wir uns auch mal von anderen Reedereien wünschen.
Nebenkosten: Eher günstig. Alkoholfreie Getränke waren inkludiert, die Alkolika lagen aufgrund des günstigen Dollar-Kurses ungefähr auf deutschem Gastronomieniveau.
Trinkgeld (automatische Abbuchung) ist mit 12 $/Tag/Person den Leistungen der Mitarbeiter mehr als nur angemessen.
Landausflüge selbst im Branchenvergleich heillos überteuert (selbst Halbtagesausflüge meist im dreistelligen Bereich), obwohl die Qualität sehr zu wünschen übrig ließ.
Unterhaltung: Sehr gute Gesangs- und Tanzgruppe, sehr gutes Schiffsorchester. Hervorragendes Streichquartett. Gute Lekoren (Cartwright, Klein). Eher schwache Gastkünstler.
Was uns auffiel: Kein Bordfotograf (was für eine Erleichterung).
Kein Begrüßungssekt (schade).
Eher distanziertes Führungspersonal, der Anspruch "Wir sind alle eine Familie" wird klar verfehlt.
Fazit: Hochwertige Reise, würden wir jederzeit wieder machen. Insbesondere im Hinblick auf die Verpflegung sehen wir auf unserer persönlichen Rangliste Oceania klar vor Celebrity, im Hinblick auf die vielen kleinen Probleme im Detail aber hinter Azamara; möglicherweise ist das Schiff für das Oceania-Konzept einfach schon zu groß.