Hier mein (mehr oder minder) kleiner Bericht über eine Elbekreuzfahrt vom 12. 4. - 24. 4. 2010 auf der MS Swiss Coral. (Teil1) Die Swiss Coral wird von der in der Schweiz ansässigen Reederei Scylla Tours betrieben. Ein recht nettes Feature ist der Scylla <PIEP>:
http://ships.scylla-tours.com/basicmap. ... l3pCijDLI=
Hier kann man fast auf den Meter genau sehen, wo sich die Schiffe der Reederei jeweils befinden. Im Eingangsbereich der Swiss Coral findet man dann auch einen Flachbildschirm mit Routenplaner, der auf einer Karte die momentane Position des Schiffes die Fahrtstrecke und die Fahrtgeschwindigkeit anzeigt. Die geplanten Fahrtzeiten wurden im übrigen (auch bei den Ausflügen) überpünktlich eingehalten, i.e. man kam meist etwas früher an als geplant.
Die Swiss Coral ist mit 2 Passagierdecks (+ Sonnendeck; Länge/Breite/Tiefgang: 82,00 m / 9,50 m / 1,40 m) relativ kompakt gebaut und ist somit auch für das Befahren von Kanälen geeignet. Auf unserer Fahrt waren ca. 80 Passagiere an Bord (fast ausgebucht), die von ca. 25 Crew-Mitgliedern betreut wurden. Das Schiff wurde 1998 in den Niederlanden erbaut und 2007 renoviert. Als Schwesterschiff fährt noch die ähnlich ausgestattete, aber etwas jüngere MS Saxonia für Scylla Tours.
Auf dem Hauptdeck (unten) befinden sich im Bug die Vorratsräume, dahinter dann die Küche und das Restaurant. Darauf
folgt der ein Vorraum mit WCs, Garderobe und der (relativ steilen) Treppe zum Oberdeck. Nach Achtern dann ein langer
Flur mit den Passagierkabinen. Ganz im Heck dann Kabinen für die Crew, die Wäscherei und der Maschinenraum.
Im Oberdeck findet man ganz vorne die Bar, die durch einen Raumteiler vom Salon abgetrennt ist. Im Foyer befinden sich
die Rezeption, die Einstiege, die Treppe nach unten, ein Bücherschrank, der Schreibtisch der Reiseleitung und ein kleiner
Bord-Shop. Nach hinten dann wieder der Flur zu den Passagierkabinen, dahinter dann Crew-Kabinen und die Mannschaftsmesse. Achtern gibt es auch einige Einzelkabinen für Alleinreisende.
Beim Interieur wurden sehr viel Holz, Messing, Spiegel und Teppichböden verbaut. Das Schiff befindet sich in einem sehr guten Zustand und macht insgesamt einen sehr wertigen Eindruck. Insbesondere hat man auch sehr viele Leuchtmittel installiert, manchmal wurde ich fast schon an 'Erich's Lampenladen' erinnert.... ;-)
Die Kabine folgt im Innenausbau einem 'Standardmuster', was ich in dieser Form auch schon bei anderen Flusskreuzfahrtschiffen gesehen habe: 2 Klappbetten, die tagsüber quasi hochkant an die Wand geklappt werden können. Darunter dann eine Couch/Sitzgelegenheit.
Im Bad befindet sich die Dusche (mit Duschwand) in einer Ecke, gegenüberliegend der Waschtisch mit großem Spiegel. Fast in der Ecke dann das WC, so dass man dort über genügend Beinfreiheit in Richtung auf die Tür der Nasszelle verfügt.
Die Küche war sehr gut, morgens ein reichhaltiges kalt/warmes Frühstücksbüffet, mittags und abends dann ein 4-Gang-Menu. Jeweils zum Frühstück konnte man den Hauptgang für mittags und abends zwischen Fleisch/Fisch/Vegetarisch auswählen, dazu gab es noch Gerichte 'für den kleinen Hunger'. Zum Willkommens-Abendessen und Kapitäns-Abendessen gab es dann ein 5-Gang-Menu. Für den kleinen Hunger zwischendurch dann noch dazu morgens eine Suppe, nachmittags Kaffee und Kuchen und abends den Late-Night-Snack. Getränke wurden separat auf das Kabinenkonto gebucht, hatten aber moderate Preise.
Einige Randnotizen:
Bei den meisten Kanälen sind die Brücken das Problem. Ursprünglich wurden die Brückenhöhen über dem Wasser nur für Frachtschiffe konzipiert, i.e. die Durchfahrthöhen sind sehr niedrig. Bei der MS Swiss Coral kann das Steuerhaus fast vollständig versenkt werden, zudem lassen sich alle Aufbauten auf dem Sonnendeck umklappen. Um den Passagieren trotzdem das Sonnendeck so lange wie möglich zur Verfügung zu stellen, wurde bei Kanalfahrten eine 'Wache' auf dem Sonnendeck postiert. Vor einer Brücke mussten sich alle Passagiere hinsetzen, dann konnte die Brücke auch passiert werden.
Nur einmal gab es ein 'Stunteinlage' der Crew: im Elbe-Havel-Kanal befand sich eine alte Brücke direkt hinter einer Neubaubrücke. Die Neubaubrücke war schon erreicht, dann hiess es 'volle Kraft zurück', da ansonsten das Schiff an der niedrigeren alten Brücke dahinter hängengeblieben wäre. In Minutenschnelle wurde alles auf dem Sonnendeck umgelegt, das Schiff konnte erst dann die alte Brücke passieren, die Crew lag dabei auf dem Bauch auf dem Sonnendeck mit wenigen Zentimeter Luft nach oben...
Aussage eines Passagiers: 'das Schiff ist wunderbar, ich höre keine Autos, ich höre keine Züge; der Schiffsmotor übertönt alles....' Wie (inoffiziell) auch von der Crew zugegeben wurde, ist das Schiff für Nachtfahrten praktisch nicht geeignet. Die Schiffsmotoren sind schlicht und einfach zu laut bzw. aufgrund der kompakten Bauweise nicht sehr gut gedämmt. Lärmempfindlichen Passagieren kann man also nur zu den vorderen Kabinen (in der Schiffsmitte) raten. Selbst der Stromgenerator (der ja 24/7 laufen muss), ist recht deutlich in den Kabinen zu vernehmen. Abweichend vom offiziellen Fahrplan wurden deshalb deshalb die Zeiten so umgestellt, dass spätestens um Mitternacht der Liegeplatz erreicht war und auch nicht vor 6:00 Uhr gefahren wurde. Somit hatte man nachts wenigstens einige ruhige Stunden zum Schlafen. Die Passagiere waren dankbar.
Während der Reise wurde (zumindestens soweit ich es gesehen habe) nur zweimal (Dresden und Meissen) Wasser gebunkert. Das finde ich relativ wenig für ein fast voll belegtes Schiff. Bei anderen Flußschiffen habe ich es fast tagtäglich erlebt, dass Wasser gebunkert wurde.
Ebenfalls wurde von der Crew geklagt, dass bei solchen Reisen innerhalb kurzer Zeit 'zu viele Kilometer heruntergerissen' werden. Das stimmt schon, für einige Liegeplätze hätte man sich mehr Zeit gewünscht. So wurden halt einige Stopps im 'Halbtagestakt durchgehechelt'.
Noch scheint die Elbe ein 'Geheimtip' zu sein, i.e. nicht so überlaufen wie die üblichen Routen auf Donau, Rhein und Mosel. Das Schiff war oft stundenlang unterwegs, ohne dass man einem anderen Schiff begegnet wäre.
Die Leitungspositionen (Kapitän, Hotelchef, Küchenchef, Reiseleitung) waren mit deutschem Personal besetzt; der Restaurant-Service ist in ungarischer Hand. Der Rest der Crew stammt dann meist aus osteuropäischen Staaten.
Während der Saison wird das Schiff von versch. Reiseveranstaltern gechartert, so dass sich die Fahrpläne und Preise durchaus je nach Veranstalter unterscheiden können. Während der Reise wurde das Schiff zumeist an den Steigern der Viking River Cruises vertäut.
Fortsetzung folgt...