So, nun mein kleiner Reisebericht von der MSC Orchestra…
Das Schiff
…empfand ich auf den ersten Eindruck sehr angenehm eingerichtet. Auch der zweite Blick ließ nichts Negatives erkennen. Gefällt mir…
In unserer Kabine war zwar etwas defekt, aber ich gehe mal stark davon aus, dass das repariert wird. Und da solche Kleinigkeiten immer wieder vorkommen können und sicher nicht auf den Gesamtzustand des ganzen Schiffes schließen lassen, erwähne ich das gar nicht erst.
Allerdings empfinde ich das Schiff hinsichtlich der klassischen Struktur als etwas zu groß. Die Savanna Bar glich schon fast einer „Sesselwüste“. Auch fehlten mir die kleinen Rückzugspunkte und Nischen. Entweder waren es Riesensäle oder Durchgangsbereiche, in denen man sich aufhalten konnte.
Im Speisesaal (Villa Borghese) kamen dann schon leichte „Kantinengefühle“ auf. Bedingt durch die niedrige Decke war der Lärmpegel schon recht ordentlich, sodass ich eine Unterhaltung am Tisch teilweise als recht mühselig empfand.
Naja, und es waren zu viele Menschen an Bord. Je mehr Erfahrungen ich sammle, umso wichtiger wird für mich die „Passenger Space Ratio“. Die eigentliche Größe des Schiffes ist für mich nicht ausschlaggebend, aber in Relation zur Passagierzahl wird es dann doch schon wichtig. Nur auf der Marco Polo fühlte ich mich bisher noch beengter.
Nun, und dann gab es beim Auslaufen doch recht spürbare Vibrationen. Hätte ich bei einem Schiff dieser Größe nicht erwartet. Hat aber nicht großartig gestört.
Was ich ändern würde, wenn ich könnte:
Der gummiartige Deckbelag in Holzoptik gefiel mir im trockenen Zustand sehr gut. Dass bei Regen das Wasser drauf stand, war aber nicht so schön. Bin in eine tiefe Pfütze getreten und hatte recht nasse Füße. Der Belag verhinderte wohl das freie Ablaufen des Wassers.
Der „aufdringliche“ Duschvorhang könnte gerne gegen eine Duschkabine getauscht werden.
Das Buffetrestaurant könnte größer sein.
Der Service
…war etwas zwischen dezent freundlich und angenehm bis hin zum Kasernenton. Ich gebe ja zu, dass mir der überfreundliche bei RCI manchmal etwas zu viel war, aber in Zukunft werde ich mich nicht mehr beschweren… Auf Bedienung am Pooldeck musste man sehr lange warten, sodass „selber holen“ eine echte Alternative war. Und im Großen und Ganzen hatte ich das Gefühl, dass man sehr bemüht war, die Passagiere entsprechend der Vorstellung der Reederei –z. B. durch das Schließen bestimmter Einrichtungen- in die gewünschte Richtung zu treiben. Das Abdecken der Pools gegen 18.30 fand ich schon etwas seltsam und verfrüht, besonders bei den Whirlpools. Auch sonst kam es mir manchmal so vor, als würden Schweine durchs Dorf getrieben. Wusste gar nicht, dass die Carabinieri an Bord sind…
Das geschlossene Buffetrestaurant abends hat mich extrem irritiert. Zwar hatte ich nicht vor, beide Abende dort zu verbringen, doch was machen die Gäste, die erst nach 16.00 Uhr an Bord kamen? Ich wäre davon ausgegangen, dass es noch irgendwo eine Kleinigkeit gibt. Nun, jedenfalls schob ich ordentlich Kohldampf, denn bis auf eine Bockwurst und ein halbes Brötchen auf der Fähre Glückstadt – Wischhafen hatte ich an dem Tag noch nichts gegessen. Und die zweite Sitzung um 20:30 war noch lange, lange hin. Aus Verzweiflung habe ich mir dann ein großes Bier für 4,90 Euro bestellt, äh, geholt, äh hat meine Frau organisiert… Ja, ich bin selbst schuld, ich hatte ja noch die Möglichkeit, aber halt nicht mit gerechnet und auch keine Lust, alle Decks abzuklappern, denn die Deckpläne sprangen einem nicht immer ins Auge.
Jedenfalls... wo war ich? Ach ja: Geschlossenes Buffetrestaurant. Wäre sinnig gewesen, dieses zumindest einen Abend offen zu halten. Dann hätte man auch den von einigen erwarteten Gala-Abend locker durchführen können. Am zweiten Abend haben sich doch etliche mehr schick gemacht.
Aber zurück zum Essen: Mein Fokus richtet sich hauptsächlich auf die Abendessen und da muss ich vorweg sagen, dass der 1. Abend/2. Sitzung von der Qualität nicht so besonders war. Das Kalb war sicherlich geliftet und mit Botox auf jung gespritzt, damit es noch als Kalb durchgeht. Die Suppenschale war aber schön dekoriert… Leider mit der Suppeneinlage. Kein Wunder, so wie die Kellner mit dem Essen durch die Gegend flitzen mussten. Hier würden ein paar mehr Servicekräfte sicher Wunder bewirken. Auf jeden Fall war es recht hektisch, wenn man direkt am Gang sitzt, wo die Kellner vorbei mussten. Der Lachs meiner Frau war gelinde gesagt (sorry, mir fällt kein anderes Wort ein) furztrocken und von gummiartiger Konsistenz. Mit viel Glück war der von der ersten Sitzung übrig. Mit wenig Glück von der letzten Reise…
Diese bereits angesprochene Hektik hat übrigens einem Mitreisenden am Nachbartisch eine ordentliche Getränkedusche spendiert.
Am 2. Abend war das Essen aber um Längen besser und es hat mir doch recht gut geschmeckt. Ok, das ist jetzt nicht fair, so wenig dazu zu schreiben, aber was soll ich sagen… ich war zufrieden. Unterm Strich bekommt das Essen über beide Abende die Schulnote 3, ist doch ok, oder?
Ansonsten… die Sauberkeit der Kabine und öffentlichen Bereiche hat mir sehr gut gefallen. Das war so, wie es sein sollte: Perfekt! Zwar hat eine Kleinigkeit auf der Kabine gefehlt, aber da war für uns selbst nicht so tragisch. Eher fürs Personal…
Das Ausschiffen war schon recht früh (besonders für mich!

), aber das geht wohl nicht anders. Ich glaube, auf der Navigator ots hatte man auch nur eine halbe Stunde länger. So waren wir dann um 7:30 raus aus der Kabine. Eigentlich wollte ich ja noch ein Viertelstündchen länger schlafen, aber bei dem teils restriktiven Verhalten der Crew in der Zeit zuvor hatte ich echt Angst, dass Strom und Wasser abgestellt wird. Unterm Strich ging das Ausschiffen genauso zügig wie das Einschiffen. Und auch der kostenlose Shuttle zum Bahnhof/Parkhaus findet mein uneingeschränktes Wohlwollen!
Die Mitreisenden
…fand ich bis auf drei, vier Erlebnisse gar nicht so anstrengend. Da kann ich nicht sagen, dass „Deutsche“ immer so anstrengend sind. Bezogen auf die Masse und dass es eine Minicruise war, war es gar nicht so nervend.
Vor allem war es schön, alte und neue Gesichter aus dem Forum zu treffen. Die waren alle nett!
Mein Fazit
Also das Schiff war eindeutig zu klein… … … … im Verhältnis zur Passagierzahl. Und es war merklich keine Werbefahrt. Jedenfalls hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl „Au ja… wo kann ich die nächste Reise buchen“.
Natürlich ist mir klar, dass eine Minicruise anstrengend ist und nicht unbedingt Rückschlüsse auf eine „richtige“ Kreuzfahrt zulässt. Aber gerade hier ist die Crew besonders gefordert. Eigentlich müsste man jetzt noch einmal MSC fahren, nur länger. Aber da habe ich derzeit keine Lust zu. Da müsste mich schon ein unschlagbarer Preis und ein für mich interessantes Fahrtgebiet locken.
Aber betrachtet das bitte in folgendem Licht: Es hört sich vielleicht sehr negativ an, aber es gibt eine Menge mehr Details bei einer Kreuzfahrt wie ihr wisst.. Und die große Menge habe ich nicht erwähnt. Da war also alles ok. Es gab gute, aber keine absolut herausragenden positiven Erfahrungen.
Ich bin jedenfalls felsenfest überzeugt, dass auf einer längeren Reise alles gar nicht so schlimm ist. Insofern werde ich nicht „Nie wieder MSC“ sagen, sondern das Ganze nur mit ein klein wenig Skepsis betrachten und mal schauen, was die Zukunft so bringt…
Meine konkreten Wünsche für die Zukunft der MSC Orchestra: 500 Passagiere weniger, längere „Öffnungszeiten“ von Pool und Buffetrestaurant und crewseitig mehr freundliche Gesichter. Ich glaube, so kann man viele (für mich) negative Punkte auf einen Schlag abstellen und es bleiben nur noch die positiven Erfahrungen übrig.
Ach ja, und danke an Andreas für den Tipp mit dem Parkhaus beim Bahnhof. Dort wurde uns gesagt, wenn wir den Parkschein an Bord abstempeln lassen, brauchen wir nur noch 5 statt 7,50 Euro/Tag bezahlen. Zusammen mit dem Shuttle war das richtig bequem. Und die Parkbuchten dort sind nicht ganz so eng… Super Tipp!!!!
Helge