Piraten-Sammelthread

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AIDAblu
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von AIDAblu »

Ich denke jetzt nur mal laut...

Die ASTOR hat noch "relativ" hohe Bordwände aufgrund der in den 80er Jahren noch recht hoch angebrachten Rettungsboote - das macht ein Erklimmen bei voller Fahrt nicht so ganz einfach (wenn auch nicht unmöglich).
Wenn ich mir aber nun die AIDA-Schiffe, die wesentlich jünger sind und daher ihre Boote tiefer angebracht haben, daher also teilweise auch niedrigere Bordwände zumindest im Bereich der Boote aufweisen, ansehe und mir dann z.B. die Trans-Suez-Routen der DIVA vorstelle, scheint mir ein Entern der doch sehr offenen Seiten wesentlich einfacher. Verbessert mich, wenn Ihr das anders seht - ich weiß, die DIVA ist insgesamt im Größenverhältnis 3x die ASTOR, aber in den betroffenen Gewässern halte ich die Bauart der neuen Schiffe einfach für "gefährlicher". Hat AIDA z.B. schon etwas über Sicherheitsvorkehrungen oder Routenänderungen verlauten lassen?

PS: Kleine Anekdote am Rand:
Beim Sport schwärmte mir neulich jemand von seiner Vorfreude auf eben jene ASTOR-Reise nach Dubai vor...böses Mistvieh, das ich sein kann, gab ich flapsig zurück, er solle sich nicht von Piraten klauen lassen! :cool: Michaels Antwort: "Warum sollte ausgerechnet unseren Dampfer jemand aufs Korn nehmen?"
Tja, lieber Micha, wir reden nächste Woche in der Sauna nochmal drüber! :D
wyngyld
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von wyngyld »

Hallo,

ich denke mir folgendes:
Die Piraten werden vermutlich schnell dazulernen und sich möglicherweise einen Sport daraus machen speziell Kreuzfahrtschiffe zu jagen. Die haben sicherlich die Geduld und Hartnäckigkeit und es ist daher nur eine Frage der Zeit bis das erste Schiff tatsächlich gekapert wird. Keine Boote sind überdies deutlich leichter zu manövrieren als große Schiffe.
D. h. die Reedereien sollten jetzt langsam sich darauf einstellen, dass es für diese Passage nicht mehr ausreicht, wenn sie von Militärschiffen eskortiert werden. Wahrscheinlich kann man den die dreisten Piraten nur mit Militärpräsenz auf den Schiffen etwas entgegenhalten. D. h. auf den Decks marschieren Soldaten auf und ab und schieben Wache.
Als ein entspannendes Kreuzfahrterlebnis stelle ich mir persönlich was anderes vor...

LG

Wyngyld
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StephanG2312
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von StephanG2312 »

So, nun muss ich mich auch mal einmischen...
Ich halte es nach wie vor für nahezu ausgeschlossen, dass ein "normales" Kreuzfahrtschiff von PIraten geentert wird. Unter "normal" verstehe ich Schiffe wie die zuvor genannten. Bei den yachtähnlichen Schiffen mag das anders sein.
Bei den moderneren Schiffen wie eben die von Dirk erwähnten AIDA-Schiffen ist das Promenaden-Deck, wo auch die Rettungsboote hängen, kein Thema. Bei der aura zB ist das Deck 7, also von der Wasserlinie fünf Decks hoch. Wenn es überhaupt eine Möglichkeit gibt, wäre das im Falle der aura die achtere Manöverstation auf Deck 4 (also zwei Decks hoch vom Wasser aus gesehen), aber hier ist alleine schon wegen Terrorabwehr in den Häfen alles vergittert und die Gitter werden nur zu den Manövern geöffnet. Eine Möglichkeit wäre noch, dass ein oder mehrere Besatzungsmitglieder mit Piraten zusammenarbeiten und beispielsweise achtern die Gitter oder die Lotsenpforte öffnen oder eine Leiter von Deck 7 herunterlassen. Aber dafür gibt es Sicherheitscrew, die bei Fahrten in solchen Gewässern sowieso in erhöhter Bereitschaft wären und eine Lotsenpforte kann man nicht öffnen, ohne dass sie vorher von der Brücke aus freigegeben worden wäre. Und weiter gesponnen: Selbst wenn es PIraten gelingen würde, an Bord zu kommen, wie viele müssten das sein um rund 1500 Menschen in Schach zu halten? Wenn würde es nur Sinn machen, zu klauen, was man tragen kann und dann schnell wieder weg. Aber 1500 Geiseln nehmen...?
Was den "Angriff" auf die Astor angeht, vermute ich eher, dass das nichts weiter als Schmuggler waren. Als ich noch Frachter fuhr, habe ich diese Boote gerade vor der jemenitischen Küste oft beobachtet. Das waren meist bis zu zehn getarnte Schnellboote, vollgepackt mit Kisten und Kartons, die uns auch sehr nahe gekommen sind (deutlich näher als 3nm), aber uns unbehelligt ließen und weiter Richtung afrikanische Küste fuhren. Ich denke nicht, dass das im Falle der Astor Piraten waren.
Jedenfalls ist es gut, dass die Medien inzwischen so intensiv berichten (wenn auch teils überzogen) und die Öffentlichkeit mal Kenntnis von diesem Problem nimmt und die internationale Staatengemeinschaft endlich mal handelt um die Kollegen, die nicht das Glück wie ich haben, nur in Europa und in der Karibik fahren zu dürfen, zu schützen.
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Garfield
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Garfield »

StephanG2312 hat geschrieben:... Selbst wenn es PIraten gelingen würde, an Bord zu kommen, wie viele müssten das sein um rund 1500 Menschen in Schach zu halten? Wenn würde es nur Sinn machen, zu klauen, was man tragen kann und dann schnell wieder weg. Aber 1500 Geiseln nehmen...? ...
Ganz meine Ansicht.
Ich bezweifle nicht, dass ein paar Hohlköpfe einen Versuch unternehmen oder auch mal - gewissermaßen aus Frust - auf ein Kreuzfahrtschiff schießen. Aber mehrere hundert oder gar mehrere tausend Leute nicht nur in Schach zu halten, sondern auch zu versorgen, möglicherweise sogar über längere Zeiträume, dürfte eine Logistik voraussetzen, die ich zumindest bisher nicht sehe.
Von daher halte ich auch Kreuzfahrten in den gefährdeten Gewässern nicht unbedingt für besonders riskant.
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Gerd Ramm
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Gerd Ramm »

Hallo
wenn ich die Verlautbarung von Transocean lese, ist der ganze Vorfall nach "Hedwig-Courts-Mahler" Manier aufgebauscht. Danach haben die 492 Passagiere von dem Vorfall überhaupt nichts mitbekommen (Wie sollen die dann Angst haben? :confused: ) und das Schiff, das in der Hamburger Morgenpost als ein berühmtes zweimal betitelt wurde (warum eigentlich) wurde auch nicht beschossen.
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Raoul Fiebig
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

hier das Statement von Transocean Tours:
MS »ASTOR«: 05.12. NEU Zur aktuellen Berichterstattung

· Fakten

Die MS »Astor« ist definitiv nicht angegriffen worden und fährt weiterhin auf ihren geplanten Routen.

Auch das Einsatzführungskommando in Potsdam bestätigt, dass die »Astor« nicht beschossen wurde.



Das Kreuzfahrtschiff MS »Astor« ist auf seiner Reise von Sharm-el-Sheikh nach Dubau (22.11. bis 03.12.2008) planmäßig durch den Golf von Aden befahren.

Selbstverständlich sind in Vorbereitung der Reise Maßnahmen getroffen worden, die die Sicherheit von Passagieren, Besatzung und Schiff gewährleisten. Die »Astor« verfügt über qualifiziertes

Sicherheitspersonal sowie über eine ausgezeichnete nautische Führung. Darüber hinaus stehen modernste nautische Geräte zur Verfügung. Detaillierte Angaben über die Sicherheitsmaßnahmen werden - wie von der gesamten Branche auch - nicht kommuniziert.

Eingebunden in die Sicherheitsmaßnahmen ist selbstverständlich auch eine enge Zusammenarbeit vor Ort zwischen der Schiffsführung, den vor Ort operierenden Marineverbänden und anderen Sicherheitsorganen.

Die Passage der »Astor« führte durch einen international überwachten Seekorridor, in dem auch die deutsche Fregatte F218 patrouillierte. Am Vormittag des 28. November 2008 waren in ca. drei Seemeilen Entfernung (ca. 6 Kilometer) zwei kleinere Schiffe gesichtet worden.

Ob es sich dabei um Fischerboote handelte die in dieser viel befahrenen Region oft zu sehen sind oder ob es sich um Boote von Piraten handelte, ist nicht bekannt.

Zwischen 11.10 und 11:20 Uhr hat sich die Fregatte Mecklenburg Vorpommern zwischen MS »Astor« und den beiden Booten positioniert – in ca. 2,5 Seemeilen Entfernung (ca. 5 Kilometer) zur »Astor«.

Um 11.20 Uhr hat die Mecklenburg Vorpommern nach den Informationen, die der Schiffsführung der »Astor« vorliegen, Kurs genommen in Richtung eines Frachtschiffes.

Weder die 492 Passagiere an Bord noch die Besatzung haben ein Eingreifen der Fregatte erkennen können. Es gab zu dem Zeitpunkt, als sich die »Astor« und die Fregatte begegneten, keine Schüsse und keine Berichte seitens der Fregatte über Angriffe auf diese oder geplante Angriffe auf die »Astor«.

Die »Astor« hat wie vorgesehen am Folgemorgen des 29.11.2008 ihr nächste Ziel, Salalah (Oman) erreicht und ist weiter auf ihren geplanten Routen unterwegs in Richtung Dubai, Seychellen und Südafrika.

Unabhängig von der derzeitigen Berichterstattung hob ein Sprecher von Transocean Tours die Bedeutung der exzellenten Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen der Schiffsführung der »Astor« und den Marineverbänden in der Region, und hier insbesondere auch der Schiffsführung der F218 hervor.

Nach Ansicht des Sprechers der Transocean Tours werden durch diese Zusammenarbeit sichere Passagen durch den Golf von Aden ermöglicht. Transocean Tours unterstützt wie viele Kreuzfahrtunternehmen und Reedereien die Forderung des VDR für ein stärkeres Engagement der Marine in den Gewässern des Golf von Aden, damit die Freiheit der Seewege gewährleistet bleibt.

Hier ist eindeutig die Politik aufgefordert, die Voraussetzungen zu schaffen für die gemeinsame Initiative der EU, Atalanta.
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Gerd Ramm
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Gerd Ramm »

Man fragt sich doch immer wieder: was soll dieser Sensationsjournalismus :confused:
moeve
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von moeve »

Also das es nicht möglich ist eine Kreuzfahrtschiff zu kapern und die Passagiere in Schach zu halten kann so nicht stehen bleiben. Die Seabourn wurde damals ganz schön gelöchert und nicht vergessen die Piraten haben nicht nur zu dazu gelehrnt sondern sind auch immer besser ausgestattet.

Wenn ich mich noch richtig errinere waren es nur 6 mann die vor über 20 Jahren die Passagiere der Achille Luaro in Schach hielten. Am falschen ende eines Gewehrs zu sein beendet fast immer sofort den wiederstand.

Das wird sicher leichter sein als uns allen lieb ist. Leider werden die Kerle nur auf eine Art lernen die Pfoten bei sich zu behalten - Schiessen, Versenken und erst später Fragen stellen.
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Gerd Ramm
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Gerd Ramm »

Schiessen, Versenken und erst später Fragen stellen.
so wie die Inder es getan haben?
moeve
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von moeve »

Gerd willst du sie erst zu Tee bitten???? :eek:
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AIDAblu
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von AIDAblu »

Tagchen,

auch wenn Captain Stefan grundsätzlich sicher recht hat, muß ich mich im Großen und Ganzen von meiner Meinung her moeve anschließen.

Das Ganze nimmt inzwischen beachtliche Ausmaße an, die man nicht unterschätzen sollte. Okay, der Vergleich hinkt, aber 9/11 hätte vor acht Jahren auch niemand für möglich gehalten (mir fällt gerade nichts passenderes ein).

Und wir sollten das Jahr 1985 nicht vergessen - zwar wurde die ACHILLE LAURO nicht seeseitig gekidnappt, sondern von an Bord befindlichen Terroristen, aber diese (im Vergleich zur Passagier- und Crewanzahl) handvoll Leute hat es mittels Waffengewalt geschafft, das Schiff zu übernehmen. Glaubt mir, man handelt seltsam und sehr folgsam, wenn man in den Lauf einer Waffe schaut - ich habe es selbst schon erlebt. :mad:

Als die Nachricht die Runde machte, daß die Indische Marine eines der Piratenboote versenkt hat, war ich voller Sympathie. Es geht nicht mehr um das nackte Überleben von Menschen in Afrika - vor diesem Hintergrund hätte ich evt. ein wenig "Verständnis" für das blanke Plündern -, es geht mittlerweile um organisierte Kriminalität im ganz großen Stil, die vor Menschenleben nicht mehr Halt macht. Nennt mich radikal, aber der sofortige Einsatz von Waffengewalt und das Versenken der entsprechenden Fahrzeuge scheint mir das einzig wirksame Mittel zu sein, der Situation Herr zu werden.

Daß nun der ASTOR-Zwischenfall so aufgebauscht wurde, ist bedauerlich, trägt aber sicher dazu bei, die Aufmerksamkeit und das Sicherheitsbewußtsein zu schärfen. Die Presse soll eben nur aufpassen, daß man sich nicht in Phantasien verstrickt, die sich zu sehr von der Realität entfernen.
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von moeve »

Der Haken an der Sache mit der Polizei ist die zuständigkeit...... Sollte in Somalia die bösen Jungs je einen Richter zu Gesicht bekommen dann wohl nur um den Umschlag mit dem Schmiergeld zu überreichen bevor Sie wieder loslegen..... Dann gäbe es die alternative sie hier her zu bringen.... nix da :nono: sonst beantragen die gleich noch Asyl.

Die sind jetzt gewarnt - Pfoten weg von den fremden Schiffen sonst gibst eins auf die Ohren!!!
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Garfield
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Garfield »

moeve hat geschrieben:... Wenn ich mich noch richtig errinere waren es nur 6 mann die vor über 20 Jahren die Passagiere der Achille Luaro in Schach hielten...
Ah - dass jemand diesen Vergleich zieht, darauf habe ich gewartet. :D

Er passt nämlich überhaupt nicht. :nono:
Es ist weithin nicht bekannt, dass die Entführer der Achille Lauro keineswegs Hunderte von Menschen in Schach halten mussten. Ein Großteil der Passagiere und viele Besatzungsmitglieder gingen nämlich in Alexandria für Landausflüge von Bord und sollten später in Port Said wieder einsteigen, so dass die Entführer nicht mehr als 60 - 80 Geiseln hatten, und das ist eine ganz andere Situation, als wenn 1200 oder 1300 Leute bewacht werden müssen. Trotzdem gelang es den Gangstern nicht, das komplette Schiff unter ihre Kontrolle zu bringen.

Jedem Piraten, der ein gewisses Rest-Denkvermögen hat, wird daher seine Finger von den großen Passagierschiffen weg lassen, vor allem, wenn er bei den schwach bemannten Frachtschiffen viel leichter und risikoloser Beute machen kann.

Am Rande bemerkt: Die ersten Frachtreedereien führen übrigens bereits Verhandlungen mit Blackwater und vergleichbaren Söldnerunternehmen, um bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord ihrer Schiffe mitfahren lassen. Wenn ich den Link für die Meldung finde, reiche ich ihn nach.
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Garfield »

Den Link habe ich prompt gefunden: Hier!
phil
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von phil »

Es spielt doch gar keine Rolle, wieviele Menschen ich als Pirat in Schach halten müsste - ich brauche die Kontrolle über Brücke und Maschine, das ist zunächst mal alles.
Das bekomme ich doch, einmal an Bord, relativ leicht hin, wenn meine kriminelle Energie groß genug und meine Bewaffnung ausreichend ist.
Das alles noch während der Nacht - wer wird sich mir denn noch in den Weg stellen, wenn ich einmal küstennahe, afrikanische, jemenitische oder sonstige Gebiete erreicht habe ?
Die Rechnung, es mit 1500 oder mehr "Gegnern" zu tun zu haben, ist schlichtweg naiv.
Die zahlenmäßige Unterlegenheit läßt sich durch Waffen und ihre Anwendung ausgleichen.

Ich denke tatsächlich, die Alternativen zur Zeit sind nur:
- Begleitung von Kreuzfahrern durch effektive Marineverbände (Handelsschiffahrt wenn möglich nur in Konvois)
- Der Weg ums Kapp oder
- Weiter wie gehabt, voll auf Risiko und gegen alle Wahrscheinlichkeit...
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Raoul Fiebig
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

hier eine ddp-Meldung, in der von einem "Krisengespräch" deutscher Kreuzfahrtveranstalter mit Vertretern verschiedener Bundesministerien die Rede ist.

Die Aussage, die "Astor" sei "als ZDF-Traumschiff bekannt geworden", ist natürlich blanker Unsinn. Nicht die jetzige (zweite) "Astor" war das Traumschiff, sondern die erste "Astor", heute "Astoria".
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Hajo »

...Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH hat reagiert, überfliegt mit ihren pax den Golf von Aden und macht eine "Leerfahrt" mit der c.Columbus von Hodeidah/Jemen nach Salalah/Oman.

>>>http://www.hlkf.de/redwork/do.php?layoutid=100&node=262729&language=1&pmid=242
>>>http://kreuzfahrt-news.blogspot.com/2008/12/hapag-lloyd-kreuzfahrten-reagiert-auf.html
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Garfield »

phil hat geschrieben:Es spielt doch gar keine Rolle, wieviele Menschen ich als Pirat in Schach halten müsste - ich brauche die Kontrolle über Brücke und Maschine, das ist zunächst mal alles.
Das bekomme ich doch, einmal an Bord, relativ leicht hin, wenn meine kriminelle Energie groß genug und meine Bewaffnung ausreichend ist.
Das alles noch während der Nacht - wer wird sich mir denn noch in den Weg stellen, wenn ich einmal küstennahe, afrikanische, jemenitische oder sonstige Gebiete erreicht habe ?
Die Rechnung, es mit 1500 oder mehr "Gegnern" zu tun zu haben, ist schlichtweg naiv.
Die zahlenmäßige Unterlegenheit läßt sich durch Waffen und ihre Anwendung ausgleichen....
Das ist eine Milchmädchen-Rechnung. :nono:

Versetze dich in die Lage eines Schiffnapers - wenn du nur Brücke und Maschinenraum kontrollierst, kannst du zwar zunächst bestimmen, wohin das Schiff fährt, aber du hast hunderte von Leuten, die ungehindert durch das Schiff geistern und sehr schnell auch dumme Gedanken kommen werden, möglicherweise versuchen werden, auszubüxen oder gar, das Schiff zu sabotieren.

Als Entführer musst du also das Schiff zunächst komplett unter deine Kontrolle bringen, und da wird´s schwierig: Du musst entweder alle Passagiere und Besatzungsmitglieder an einer Stelle versammeln, sofern es überhaupt einen solch großen Raum an Bord gibt, oder dafür sorgen, dass jeder in seinem Quartier bleibt. Dafür bräuchtest du wohl, grob geschätzt, für jeden Kabinengang zwei Bewaffnete, und zwar rund um die Uhr. Daneben Leute, die für dich Brücke und Maschinenraum überwachen, und zwar welche, die was von der Sache verstehen, damit dir die Besatzung keinen Unfug treibt.
Und, nicht zu vergessen, eine Überwachung für die Kombüse: Deine Geiseln wollen schließlich auch was essen, denn verhungert sind sie nichts mehr wert, und du willst ja nicht, dass einer der Köche besondere "Gewürze" verwendet.

Du brauchst also je nach Schiffsgröße eine sehr große und zumindest teilweise gut ausgebildete Mannschaft, und eine gute, durchgeplante Logistik - und kannst damit trotzdem nicht verhindern, dass eine der Geiseln in einem Anflug von Größenwahn etwas Dummes tut, uns sei es nur, seine Kabine in Brand zu setzen. Denn Helden (ob im guten oder schlechten Sinn verwendet, bleibt sich eigentlich gleich) wird es geben, erst recht, nachdem sich nach 9/11 eigentlich kein Entführter sicher sein kann, ob er nicht eigentlich schon tot ist. Lass es nur ein oder zwei Promille der Geiseln sein, und du hast da auch noch ein unkalkulierbares Problem.

Nein, eine längere Entführung eines großen Passagierschiffs ist für jeden Piraten ein zu großes Risiko, und nicht umsonst ist so etwas noch nie vorgekommen, denn selbst die Achille-Lauro-Entführung war nicht geplant, sondern eher eine Kurzschlussreaktion ertappter Terroristen.
Von daher halte ich die Piraten-Attaken eher für ungeplante, spontane Versuche, nach dem Motto: Abgreifen, wenn´s was gibt, und sofort wieder verschwinden.
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Hajo »

Hallo Garfield und phil,

mit interesse verfolge ich Eure Diskussion.

Meine Sorge - würde es nicht ausreichen, wenn sich die Piraten 1 oder 2 Passagiere oder crew-Mitglieder schnappen, sich mit denen verschanzen, deren Leben bedrohen und so die Kursänderung oder Übergabe des Schiffes erzwingen?

Den Kapitän oder Reeder möchte ich sehen, der in einer solchen Situation hart bleibt!
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Garfield
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Re: Piraten-Sammelthread

Beitrag von Garfield »

Hajo hat geschrieben:... Meine Sorge - würde es nicht ausreichen, wenn sich die Piraten 1 oder 2 Passagiere oder crew-Mitglieder schnappen, sich mit denen verschanzen, deren Leben bedrohen und so die Kursänderung oder Übergabe des Schiffes erzwingen? ...
Denkbar.

Aber: Wie viele der Passagiere würden sich wohl um das Wohlergehen der wenigen Geiseln kümmern? Nachdem es ja bereits vorgekommen ist, dass sich Passagiere bitterlich über Verspätungen beschwert haben, nur weil man nach über Bord gegangen Crew-Mitgliedern gesucht hat ...
Und was macht man als gelernter Geiselgangster, wenn der Kapitän - vor die Wahl gestellt zwischen dem Wohlergehen vieler oder dem möglichen Tod einzelner, möglicherweise wirklich "nur" Besatzungsmitgliedern - wirklich hart bleibt? Seine einzige Lebensversicherung abknallen?

Die einzige realistische Variante ist meiner Meinung nach auch hier die Zuschlagen-und-Abhauen-Methode: Man greift sich in Küstennähe ein paar Geiseln und verschleppt sie. Und risikiert, wenn man blöderweise ein paar Amerikaner erwischt, dass auch noch die US-Kavallerie auftaucht.

Ich will nicht ausschließen, dass irgendein durchgedrehter Somali so etwas wirklich mal versucht. Aber nicht, wenn er vorher nachdenkt. Dann wird er nämlich schnell erkennen, dass er sein Ziel viel einfacher bei den schwach bemannten Frachtern erreichen kann.
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