Artania, Faszination Südsee mit Motorschaden

Hochseekreuzfahrten mit Phoenix Reisen
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norwas
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Artania, Faszination Südsee mit Motorschaden

Beitrag von norwas »

14.01. – 16.02.2013

Nach fünf Wochen Artania mit Nachprogramm Hong Kong ist die Sehnsucht nach Wärme und Licht geblieben. Es war unsere dritte große Reise mit Phoenix, die ersten beiden mit den beiden Alexander von Humboldt. Alles was hier im Forum über das Schiff schon positiv berichtet wurde, können wir nur bestätigen.

Leider ist die Reise nicht ganz so verlaufen, wie wir und andere es uns vorgestellt hatten. Am 19. Januar beim Abendessen plötzliche Stille und Stromausfall, langsam wurde es wärmer, Costa vor den Seychellen ließ grüßen. Totalabschaltung vermutlich wegen eines verstopften Ölfilters, nach einiger Zeit funktionierte die Notstromversorgung, bald brachten zwei Motoren das Schiff für die nächsten 24 Stunden rüttelnd (old rattletrap) auf ca. 10 Knoten. Danach wurde bekannt gegeben, dass nun auch der dritte Motor wieder repariert sei und die volle Reisegeschwindigkeit von 16 Knoten gewährleistet wäre. Aber leider müsse das erste Ziel, die Nuku Hiva Insel, für manche der Höhepunkt der Reise, wegen der verlorenen Zeit nun ausfallen.

Das verstand nun keiner. Beim Empfang und im Bord-TV war immer von 4 Motoren und 22 Knoten die Rede, der Zeitverlust müsste nun doch leicht mit wenigen Knoten mehr auszugleichen sein. Ab da wurde von Phoenix gemauert und wortreich abgewimmelt. Die Gerüchteküche brachte dann zu Tage, dass in der ersten Phase der Weltreise, nach dem Werftaufenthalt, bereits ein Motor das Zeitliche gesegnet hatte und damit der unsrige zweite Teil der Weltreise in Acapulco ohne Reserve angetreten wurde. Der Motorhersteller (MAN?) habe beurkundet, dass man den nicht brauche.

Weitere Zeitverluste auf längeren Strecken folgten, es wurde zugegeben, dass auch der dritte Motor nicht voll belastet werden dürfe. Die Liegezeiten in den Häfen wurden stillschweigend drastisch verkürzt, so dass nur das Ausflugsprogramm abgespult werden konnte und für weitere Unternehmungen keine Zeit mehr war. In Amerikanisch Samoa fielen dann sogar die Ausflüge ganz aus, aber das sei alles normal, Ursache seien ja diesmal nur unberechenbare Strömungen und der Wind gewesen.

Wir fanden die Informationspolitik bedauerlich, es wird deshalb für Phoenix sicher noch einigen Ärger geben.

Alles andere war nahezu perfekt.. Halt nein, ein wesentlicher Mangel bleibt. Die Artania ist ein Raucherschiff. An allen Ausgängen zum Promenadendeck lungern Tag und Nacht Stinker herum und verpesten den Walkern und Joggern die Luft. Achtern auf den Außendecks und der Heckbar stinkt es von oben bis unten, auch aus den zahlreichen Aschenbechern. 20% der Gäste und ein Großteil der Offiziere und Phoenixmitarbeiter frönen hier sich kontinuierlich abwechselnd ihrer Sucht und halten den großen Rest vom Getränkekonsum ab. Innen ist es nicht besser, der Gestank zieht von der offenen und kaum besuchten Casablanca Bar in die Geschäfte und übrigen Räume.

Über die Artania und das Reisegebiet ist schon viel hier geschrieben worden, für Fragen und Berichte stehen wir natürlich gerne zur Verfügung.

Norbert
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henry
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Re: Artania, Faszination Südsee mit Motorschaden

Beitrag von henry »

der Motorschaden ist bedauerlich, daß Phoenix nicht vor Ort ein "Angebot" wg der Ausfälle machte, passt nicht in mein Bild dieses Veranstalters, bin gespannt, was man dazu nachträglich noch hört. Mehrere verkürzte Aufenthalte und ein gänzlich ausgefallener Stopp sind m E doch einerheblicher Mangel. Halt uns mal auf dem Laufenden dazu.
Gab es eigentlich schon vor dem Ausfall das Artania-typische Gerumpel und Geklappere kurz vor dem Anlegen oder kurz nach dem Ablegen?
Das Raucherthema "stinkt" auch mir, hauptsächlich im Bereich der Phoenix-Bar am Heck, ansonsten für mich einen der schönsten Orte auf einem Schiff schlechthin, mit dem wechselnden Licht und der tollen Achtern-Aussicht. Aber da dort Offiziere und Reiseleiter qualmen bis zum geht nicht mehr, sehe ich keine Aussicht auf Veränderung - leider.
henry
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HeinBloed
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Re: Artania, Faszination Südsee mit Motorschaden

Beitrag von HeinBloed »

Ich habe mal eine Freundin befragt, die auch mit an Bord war und sie fasst es wie folgt zusammen:
... wir haben es ja auch alle überlebt und die schönen Erlebnisse bleiben halt mehr präsent. Das ist ja auch das, was wirklich zählt :)
Gruß
HeinBloed
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norwas
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Re: Artania, Faszination Südsee mit Motorschaden

Beitrag von norwas »

@henry
Die Phoenixbar am Heck ist tatsächlich einer der schönsten Plätze der Welt, insbesondere auf den Barhockern an der Reling. Egal ob bei Tag oder Nacht, bei Sonne oder wilden Wolken. Nur das Meer und die Spur des Schiffes, einfach traumhaft.

Durch das Forum waren wir auf das Gepolter vorbereitet. Das ist wie beim Fahren über eine Schlaglochpiste in Afrika, je schneller man darüber brettert, desto weniger merkt man davon. Auf das Schiff übertragen heißt das, die niedrige Drehzahl erzeugt Körperschall mit niedriger Frequenz und das wird als Geschüttel wahrgenommen; bei einer höheren Drehzahl kommt der Schiffskörper auf Grund seiner Trägheit nicht mehr mit und es wird leiser. Im Artania Restaurant ist weniger davon zu spüren, man hört mehr, als dass man es spürt. In den Vier Jahreszeiten ist dagen die gefahrene Geschwindigkeit körperlich erfassbar. Ab- und Anlegevorgänge habe ich unten nie miterlebt, ich glaube aber, dass das aber auch nur mit dem unrunden Lauf und der Drehzahl zu tun hat.

Bezüglich ausbleibender Phoenixreaktion sind wir auch etwas verwundert, vielleicht geht man nur auf die zu, die auch Forderungen stellen. Die Auswirkungen des zweiten Motorschadens waren ja nur wirksam geworden, weil das Schiff bei Fahrtantrit unseres Abschnittes bereits einen erheblichen Mangel aufwies. Insgesamt hatten wir im Gegensatz zu früheren Reisen den Eindruck, dass die Phoenixmitarbeiter in einer ständigen Abwehrhaltung waren. Zum Teil ist das auch verständlich, denn was die sich täglich anhören müssen! Ein Mitreisender wollte den Menschen sprechen, der für die Zeitumstellung zuständig sei. Er lasse sich nicht gefallen, dass an der Datumsgrenze einfach die Uhr vorgestellt würde, bisher hätte er sie immer zurückgestellt und das würde er auch künftig tun.

Aus der TV-Schilderung über die angebotenen Ausflüge hätte Loriot einen grandiosen Film gemacht. Wir dachten auch erst an eine Kommedy. Es wurde ausführlichst erklärt, warum man jeweils diesen Ausflug besser nicht machen solle. Hintergrund ist wohl die rechtliche Absicherung gegenüber Reisende, die unterwegs grundsätzlich nicht zuhören und dann an jeder Kleinigkeit herummäkeln.

Wir fanden übrigens die Betreuung und das Angebot bei Anreise über Mexico City und Abreise über Sydney einschließlich des Zwischenstops in Hong Kong ganz hervorragend und bis ins Detail perfekt organisiert.

@HeinBloed
Natürlich war die fünfwöchige Reise ein Traum. Wir fahren aber mit Schiffen nur dorthin, wo wir auf koventionellem Weg nicht so einfach hingelangen, für andere ist dagegen der Weg das Ziel. Die Hälfte aller Passagiere macht die volle Erdumrundung, für die ist so ein Ausfall nur eine kaum wahrgenommene Episode. Aber für uns ist es schon eine herbe Enttäuschung, wenn nach 2 Jahren Wartezeit 25% der Südseeinseln auf Grund technischer Mängel nicht und der Rest nur eingeschränkt erkundet werden kann. Bei dem Preis eines Kleinwagens für diesen Reiseabschnitt geht man halt doch nicht so einfach zur Tagesordnung über.
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Re: Artania, Faszination Südsee mit Motorschaden

Beitrag von Kruizefan »

norwas hat geschrieben: Ein Mitreisender wollte den Menschen sprechen, der für die Zeitumstellung zuständig sei. Er lasse sich nicht gefallen, dass an der Datumsgrenze einfach die Uhr vorgestellt würde, bisher hätte er sie immer zurückgestellt und das würde er auch künftig tun.
Danke. Das war besser als der heutige "Witz des Tages" in der Zeitung.
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