MS Belriva 28.6. bis 5.7.09 Köln-Alken-Beilstein-Bernkastel-Kues-Trittenheim-Issel-Koblenz-Braubach-St Goarshausen-Oberwesel-Mainz-Rüdesheim-Köln
In dem
Reisebericht von Raoulist das Schiff ja ausführlich dargestellt, sodass ich hier nur meine ergänzenden Eindrücke darlegen will.
Wir hatten nach dem Bericht allerdings einige Erwartungen, die wir in manchen Teilen leider zurückschrauben mussten. Bei 130,70 Euro/Tag /Person „all in“ hat man so seine Vorstellungen.
Das Personal war sehr freundlich und bemüht. Alle hatten Deutschkenntnisse ,und jeder Wunsch wurde erfüllt, sogar kleine Reparaturen an Koffern. Bei „all in“ muss man oft betteln, hier war immer Jemand ansprechbar und die Bestellungen wurden prompt ausgeführt. Der Kapitän de Vries war ein „Kapitän zum Anfassen“, man konnte ihn immer ansprechen und er war auch immer präsent. Was der Koch aus seinem bestimmt schmalen drei Sternebudget machte war beeindruckend. Man kann auf so einem Schiff keine Haute Cuisine erwarten, aber aus einfachen Zutaten machte er mit viel Geschick tolle Speisen, die die drei Sterne des Schiffes aufwerteten.
Der Maitre Dominik Herzog erwies sich als sehr gesprächig, er konnte schon mal minutenlang über die Wirkungsweise der Atombombe konferieren. Als er mir allerdings weismachen wollte, dass man auf See nur mit den teuren Satellitentelefonen, von denen es ja nur einige tausend auf der Welt gibt, telefonieren kann, versuchte ich ihm die moderne Kreuzfahrt näher zu bringen, was mir aber nicht gelang. Er hätte uns lieber erzählen sollen, dass man abends auch halbe Portionen und kalte Platten bestellen kann.
Unser deutscher(!) Tischsteward , auch auf den gleichen Vornamen hörend, war perfekt und gab uns eher das Gefühl auf einem höherwertigen Schiff zu sein.
Zum Schiff: 1971 erbaut was man in vielen Bereichen sieht. So hatten die Kabinengänge durch die weiße Beleuchtung die Ausstrahlung eines Krankenhausganges. Wie Raoul schon schrieb sind die Duschen und das WC sehr eng. Wir hatten das „Glück“ einen Duschvorhang zu haben sodass wir bei der „Sitzung“ die Füße in die Dusche stellen konnten. Die Türen zur Dusche und der Schränke sind mit „Fingerringen“ zu öffnen, was gewöhnungsbedürftig ist . Der Schrank erwies sich als klein, 50 cm pro Nase und 5 Bügel (man hätte mehr bekommen können) sind nicht üppig. Ein Safe, der auch auf drei Sterne Schiffen anzutreffen ist, fehlte. Das Waschbecken in der Kabine war eng und spärlich beleuchtet, was mir nach meinem Augeninfarkt besonders auffiel.
Bei der Sauberkeit mussten wir Abstriche machen, das Schiff sollte in gewissen Abständen grundgereinigt werden, weil das Stammpersonal bei der knapp bemessenen Zeit nicht dazu kommt. So sehen die Thermoskannen für Kaffee und Tee scheußlich aus, auf den Lampen des Salons lag tagelang eine Staubschicht, die Lampen der Kabinengänge waren mit Fliegendreck verschmutzt und z T durch Tesafilm zusammengehalten , um nur Einiges zu nennen.
Für Bewegungseingeschränkte ist dieses Schiff nicht zu empfehlen. Zwar verfügt es auf einen Treppenlift der vom Hauptdeck zum Oberdeck führt, aber zum Sonnendeck gelangen diese Passagiere nur mit Einschränkungen. Auch ist das Wandklappbett sehr niedrig, die Matratzen haben auch bessere Zeiten erlebt und sind sehr hart. Die Geräuschdämmung der Kabine war sehr gut.
Wenn wir mit der Maxim Gorkiy letztes Jahr als „Liegeplatz aller Liegeplätze“ Imuiden hatten (Industriegegend, öde Landschaft) ,so schoss 1Avista mit Trier den Vogel ab. Nach Auskunft der Reiseleitung ist der Betreiber des Liegeplatzes in Trier pleite (was ich nicht nachprüfen kann) Es wurde uns Trier-Issel
http://www.schweich-issel.de/Grafik/Sei ... k-Buch.htm präsentiert, was sich als „grüne Wiese“ entpuppte. Ein paar Poller, ein Radweg, daneben ein Feld auf dem der Bauer „heute“, der nächste Ort ca 500 m weiter: eine Kirche eine Kneipe und sonst nix. Wir bekamen allerdings einen kostenlosen Shuttlebus nach Trier.
Ein großes Lob der Besatzung, die am 3.7. ein rustikales Büfett auf das Sonnendeck zauberte. Es war gar nicht so einfach für die 110 Passagiere eine Sitzgelegenheit und einen Tisch zu stellen. Der Käptn und Reiseleiterin Claudia nahmen mit einem Liegestuhl vorlieb und nahmen die Fußstütze als Tisch. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es ausgesehen hätte, wenn das Schiff mit 180 Passagieren voll belegt wäre.
Nun aber zum Höhepunkt der Reise „Rhein in Flammen“ bei Rüdesheim am letzten Abend. Es hatten sich 60 Schiffe angemeldet Tagesausflugsdampfer, die Amadeus Diamond, Calypso, Virginia und die Premicon Queen, die wir uns besonders ansahen, fahren wir doch Ende des Monats mit ihr. Die Queen fuhr dann auch immer brav neben uns und wir konnten uns schon mal die erleuchteten Suiten von aussen ansehen. Es war ein lauer Sommerabend, wir saßen an Deck bei inkludierten Getränken ,der Mond schien fast voll und wir sahen uns das ca 1 stündige Feuerwerk an, ein Erlebnis der besonderen Art. Offensichtlich hatten auch einige Privatpersonen Feuerwerk von Sylvester übrig und so war es ein sehr buntes Spektakel. Leider hatten wir und die Premicon Queen das Pech als Schlusslicht zu fahren ,was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Ich kann nur Jedem empfehlen dieses schöne Erlebnis zu buchen ob als Tagesausflug oder mit einem Flussschiff für eine Woche.