Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Kreuzfahrten mit Celebrity Cruises, Royal Caribbean International, Silversea Cruises und Silversea Expeditions (ohne TUI Cruises und Hapag-Lloyd Cruises)
der_Kreuzfahrtpirat
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Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Start ist am 7.2.2025. Ziele sind Singapur, Thailand, Sri Lanka, Malediven und die Seychellen. Wir werden berichten.
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Anstrengende Anreise
Einmal den Silversea-Prospekt nicht rechtzeitig unauffällig in die Papiertonne befördert und schon hatte ich die Asienkreuzfahrt an der Backe.
Mit dem Flieger ging es ab Berlin nach München und dann nach Singapore. Das ist schon ein anderer Snack, als mal kurz nach Hamburg zu bahnen. Zum Glück nimmt jede Anreise mal ein Ende und mit ein paar Zwischenweinen kann man sich die Zeit auch verkürzen.
Die vielgelobte und ausgezeichnete Singapore-Airline zeigte sich zwar leider (erneut) meist von der ausverkauften Seite, d.h. die Speise- und Weinkarte war länger als deren Kühlschränke, dafür krabbelten wir anständig gerädert pünktlich um sieben Uhr morgens aus dem Flieger. Silversea hatte uns einen schicken E-Shuttle geschickt, der uns, im Linksverkehr, Richtung Harbour schoss. Eigentlich wollten wir uns ja endlich mal noch den Wasserfall im Flughafen- „das Jewel“ anschauen, aber davon später mehr.
Nach einer 30-minütigen Anfahrt kamen wir dann um kurz vor acht Uhr im Hafen an, aber leider war Boarding erst um 12:30 Uhr. Das Hafenterminal macht einen etwas älteren Eindruck, wir waren vor acht Jahren schon mal hier auf Schiffsdurchfahrt, da fiel uns das nicht so auf. Nun wollten wir hier nicht vier Stunden bis zum Boarding rumhocken und meine wesentlich bessere Hälfte dann doch unbedingt den Wasserfall am Flughafen sehen. Wir erwarben flugs zwei Touristentickets für je 24 Singaporedollar für zwei Tage, da wir noch eine Nacht im Hafen bleiben. Mit dem Ticket kann man ein super Nahverkehrsnetz nutzen. Fast neben jeder S-Bahnstation befindet sich ein Busbahnhof und wer hier ein Taxi nimmt, dem ist wirklich nicht zu helfen. An dieser Stelle sei schon vermerkt, dass Singapore absolut sicher und sauber ist. Hier liegt nichts rum, keine Graffitis und keine verkratzten S-Bahnscheiben. Im Gegenteil – ein ruhiges und unaufdringliches und drängelfreies Miteinander - von dem sich unsere Mitbürger gerne ein paar Scheibchen abschneiden dürfen. Allerdings steht auch in jedem Wagen eine Preisliste mit „fines“:
- Essen oder Trinken -> 500 Dollar
- Rauchen -> 1.000 Dollar
- Gasflaschen -> 5.000 Dollar
- Durian -> Todesstrafe – quasi, aber wer will das auch riechen?
Wir fuhren dann ca. eine Stunde zum Flughafen zurück, fanden auch das Juwel, das sich wirklich lohnt, leider wurde da gerade ein chinesisches Schulfest gefeiert. Schön bunt und von der Balustrade auch schön anzusehen, aber leider blieb der Wasserfall aus. Nach angemessenem Ah und Oh, d. h. Schauen und Staunen, traten wir dann den Rückzug an, merkten uns aber Chinatown und Little India für den nächsten Tag vor.
Zurück am Hafen ging es dann endlich aufs Schiff. Nach der Fahrt mit der Silver Shadow wollten wir dann doch wieder ein paar Passagiere mehr um uns haben und haben die uns bereits bekannte Silver Dawn gewählt. Beim Betreten des Schiffes hatte ich ein kurzes Dé jà vu: meinte ich doch, den Cruise-Direktor zu (er)kennen. Und so sollte es auch sein. Alten Kreuzfahrthasen wird der rettende Gitarrist Moss Hills von der Oceanos und der Achille Lauro noch bekannt sein: tatsächlich gitarrisiert dieser inzwischen nicht mehr, sondern hält hier auf dem Schiff als Kreuzfahrt Direktor Hof. Sehr witzig. Aber ich schweife ab.
Schnickschnack wie einen Buttler brauchen wir grundsätzlich nicht, akzeptieren aber, dass diese zum Silversea-Konzept gehören und uns nur Gutes wollen.
Das Essen ist super, der Wein sehr gut und die Mitarbeiter ausgesprochen freundlich und zuvorkommend. Abends essen wir im Atlantide a la Carte, wobei wir die Besatzung von der letzten Reise wieder trafen. Auch wenn die Trinkgelder im Reisepreis inkludiert sind, ist es uns wichtig, guten Service zu honorieren. (Die Kellner können die Übernahme ebenso diskret wie wir die Übergabe 😊)
Der Altersdurchschnitt ist 70+ und ein paar Amis frönen ihrem Hobby der „Weltreise“, was man an den Zimmerschildern und unzähligen Stickern an der Kabinentür ablesen kann.
Nach einem ausgiebigen Schönheitsschlaf haben wir am 08.02.2025 Singapore weiter abgeklappert. Zunächst ging es zum Wahrzeichen „Merlion“. Die S-Bahn beamte uns zur Haltestelle „Clark Quay“ und von da aus wanderten wir an einem Flussarm entlang zu unserem Wasserspuckmonster. Am Ziel ging wie beim letzten Mal der Löwe ab und vor lauter Touris kamen wir kaum zu unseren obligatorischen Schnappschüssen. Eigentlich gab es in Singapore nie Löwen und das Teil ist ein Touritrick, aber schön isser doch. (Sagt der Katzenliebhaber)
Danach ging es auf der anderen Flussseite zurück zur Station – Angeln Strafe 3.000 Dollar - und danach zum Mustafa Center an der Syed Alwi Road, Haltestelle „Farrer Park“. Über diversen Etagen gibt es hier alles und jedes und das in rauen Massen. Platzangst darf man nicht haben und den Weg zum Ausgang zurück zu finden ist eher Glückssache. Wenn es da mal brennt, kann man alle Hoffnung fahren lassen und wird sicher um 20 Uhr in der Tagesschau erwähnt.
Was hatte wir noch alles vor? Den Lau Pa Sat Festival Market mit diversen Fressbuden, den Temple oft the Sacred Tooth Relic in der South Brigde Road und zum Abschluss eine Fahrt mit den Cable Cars? Aber, so ganz fit waren wir von der Anreise noch nicht und so haben wir die Events auf das nächste Mal Singapore verschoben. Auf dem Rückweg haben wir dann in geistiger Umnachtung unsere Wasserflasche in der S-Bahn-Station geleert, was uns grundsätzlich mal locker 1.000 Öcken gekostet hätte. Da hieß es dann lieber: schnell zurück aufs Schiff.
Punkt 19 Uhr wendete Kapitän Pontillo im Hafenbecken und verließ mit Unterstützung eines Schleppers den wunderschönen Hafen. Wir standen noch lange an Deck und bewunderten das Gedränge aus Frachtschiffen und kleinen Seglern. Zusammenfassend: eine wunderschöne Stadt.
Unsere Kajüte liegt auf Deck fünf. Ein schönes Bad mit Dusche und Wanne – Wanne brauchen wir eher nicht, aber sie eben da - einem breiten Bett, einem Schreibtisch mit Stuhl, einem Sofa und einem relativ großen Balkon. Die Minibar immer prall gefüllt und auf Wunsch jeden Tag aufs Neue verchampagnert. Daran kann und muss man sich natürlich erst mal gewöhnen, da wir so sonst nicht immer so unterwegs sind.
Zum Frühstück geht es dann auf Deck sieben ins La Terrazza, einem „nur morgens und mittags-Buffetrestaurant“ wo kein Auge trocken bleibt.
Zum Glück bleiben die Amis – und die stellen hier den Hauptanteil der Kreuzfahrer – gerne im Wirkbereich der Klimaanlage und so haben wir den schönen Chill-out-Bereich auf Deck neun am Heck fast allein für uns. Am ersten Tag war allerdings die Soundanlage defekt, d. h. draußen musste man die wüste Bingoshow mit anhören. Auf unseren höflichen Protest hin, bekamen wir sofort 20 Bingo-Gewinnpunkte und ein Techniker schnitt sogleich alle Lautsprecherkabel durch. Da werden wir am Ende noch Bingomeister ohne jemals teilgenommen zu haben.

Jetzt fahren wir nach Thailand und werden weiter berichten.
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von fneumeier »

Danke für den ersten Teil des Reiseberichts!

Wir hatten ja 3 Stunden Verspätung ab MUC und kamen erst um 10 Uhr an (o.k., exakt 4 Minuten vorher, so dass es keine Entschädigung gibt).

Das Touristenticket hätte 17 SD gekostet. Also, no risk, no fun, einfach die Kreditkarte geswipet an der U-Bahn. Einmal vom Flughafen in die Stadt und zurück waren exakt 3,53 Euro, verriet uns später die Kreditkartenabrechnung.

Gruß

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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von chris522 »

fneumeier hat geschrieben: 10.02.2025 13:04Das Touristenticket hätte 17 SD gekostet. Also, no risk, no fun, einfach die Kreditkarte geswipet an der U-Bahn. Einmal vom Flughafen in die Stadt und zurück waren exakt 3,53 Euro, verriet uns später die Kreditkartenabrechnung.
Das Touristenticket lohnt sich nie. Für eine Fahrt so machen wie Du, wenn man öfter da ist, dann eine EZ-Link card, die kostet 10 Dollar mit 5 Dollar Credit zum Verfahren. Hält ewig und kann ganz einfach aufgeladen werden an den Terminals.
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

fneumeier hat geschrieben: 10.02.2025 13:04 Wir hatten ja 3 Stunden Verspätung ab MUC und kamen erst um 10 Uhr an (o.k., exakt 4 Minuten vorher, so dass es keine Entschädigung gibt).

Das Touristenticket hätte 17 SD gekostet. Also, no risk, no fun, einfach die Kreditkarte geswipet an der U-Bahn. Einmal vom Flughafen in die Stadt und zurück waren exakt 3,53 Euro, verriet uns später die Kreditkartenabrechnung.

Carmen
Uns war gar nicht klar, dass es am 06.02. nach 12:05 Uhr von MUC noch einen Flieger nach SIN gab.
Sinn des Kaufes unseres 2-Tages-Tickets war es, in den 1,5 Tagen unserer Anwesenheit in SIN ohne Beschränkung von U-Bahn zu U-Bahn zu switchen und alles zu erreichen, was wir geplant hatten. Das haben wir erreicht.
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von fneumeier »

der_Kreuzfahrtpirat hat geschrieben: 11.02.2025 09:42 Uns war gar nicht klar, dass es am 06.02. nach 12:05 Uhr von MUC noch einen Flieger nach SIN gab.
Nee, wir sind ja schon am 28.12. mit der "12:05 Uhr" Maschine geflogen, aber leider halt erst um 15:15 Uhr tatsächlich gestartet und somit statt um 7 Uhr um 10 Uhr angekommen.

Gruß
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von Svennimo »

fneumeier hat geschrieben: 10.02.2025 13:04 Also, no risk, no fun, einfach die Kreditkarte geswipet an der U-Bahn. Einmal vom Flughafen in die Stadt und zurück waren exakt 3,53 Euro, verriet uns später die Kreditkartenabrechnung.

Gruß

Carmen
Wie funktioniert das denn?, Einfach Kreditkarte draufhalten (auf was?) und dann ab?

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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von Deichgraf »

Bei Silver Sea - aber ohne Getränkepaket. Und trotzdem keine Angst vor dem Verdursten - Ihr traut euch was ;-)

La Terrazza ist nur Buffett und abends zu? Das ist schade. Scheint ja das einzige Restaurant zu sein bei dem man auch draußen essen kann. Und nach den Photos dabei sehr nett sitzt.
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von fneumeier »

Svennimo hat geschrieben: 11.02.2025 14:51
fneumeier hat geschrieben: 10.02.2025 13:04 Also, no risk, no fun, einfach die Kreditkarte geswipet an der U-Bahn. Einmal vom Flughafen in die Stadt und zurück waren exakt 3,53 Euro, verriet uns später die Kreditkartenabrechnung.

Gruß

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Wie funktioniert das denn?, Einfach Kreditkarte draufhalten (auf was?) und dann ab?

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Es sind Sperren bei den U-Bahnen und die Tür öffnet sich, wenn Du die Karte auf den Sensor hälst. Dasselbe beim Rausgehen. So registriert das System, dass Deine Fahrt beendet ist.

Ganz easy. Man weiß halt nur nicht, was man gerade gezahlt hat. Das wird nicht angezeigt.

Gruß

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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Der erste Seetag

Der erste Seetag gehörte natürlich dem Faulsein. Wir erkundeten das Heck von Deck 9 und tatsächlich, wir waren fast die einzigen Interessenten. Nach einem ruhigen Frühstück schloss sich ein ruhiges Mittagessen an – der übliche Tagesrhythmus an Bord. Allerdings war heute der „formal day“, was bedeutet, dass man sich aufzubrezeln hat.

Bei unserer ersten Reise auf der Silver Dawn hatte ich das lieber verdrängt und nur einen halben Anzug, also ohne Sakko, eingepackt. Die Butler kennen aber ihre Pappenheimer und fragen lieber gleich am Anfang nach dem guten Stück. Wer da mit „Nein“ antwortet, dem wird dezent ein Leihjacket angeboten.

Und so stiefelten wir – meine wesentlich bessere Hälfte – und ich, der Schluffi, damals durch das Schiff und trafen als Erstes auf den Captain. Der schaute auf mein schlecht sitzendes Jackett mit den goldenen Knöpfen und schlagartig wurde ihm klar, dass er einen Silver-Sea-Amateur vor sich hatte. Ich versuchte noch ein: „Nice, da haben wir die gleichen Manschettenknöpfe“ und verdrückte mich schnell ins Restaurant.

Auf dieser Reise waren wir besser vorbereitet und mein – einziger – Anzug hat uns, frisch gewaschen und flugzerknittert, im Koffer begleitet. Dazu eine aus der Mode gekommene Fliege, die meine Ehefrau aber sehr schick findet. Als Einstecktüchlein wollte ich noch ein Blatt aus dem Notizblock einschieben, was jedoch leider aus Gründen von einer anwesenden feinen Dame nicht zugelassen wurde.
Im Restaurant „Atlantide“ wurden wir dann kritisch gemustert und – wahrscheinlich wegen des Glanzes meiner Ehefrau – auch eingelassen. Die Anzugordnung wurde so mau beachtet. Etliche unbewaffnete Herrenhälse wiesen auf grobe Einpackmängel hin. Eigentlich darf man die Halsschmerzerreger erst nach dem Abendessen ablegen, aber was solls.
Das Essen war wie immer umwerfend, der Weißwein gut und witzigerweise bei Lidl gelistet, und wir verließen satt und „schmoll“ die heiligen Hallen.

Was stand jetzt an? Das Casino kann man natürlich knicken. Ein einzelner Raum mit einer Mischung aus einarmigen Banditen und einem Black-Jack-Tisch. Traurig, traurig. Das Theater wollten wir uns für spätere Tage aufheben und so beschlossen wir den Tag auf dem Balkon zu beenden. Der Schampus stand schließlich schon kalt.

A pro pos Vergnügen: hier gibt es WLAN satt, ist im Reisepreis inbegriffen und in bester Qualität. Dazu meist ruckelfreie Fernsehprogramme mit den gefürchteten amerikanischen Kochwettbewerben – wo allerdings noch Weihnachtbäume als Deko anstanden und natürlich RTL-International mit dem Dschunglecamp.

Alles in allem ein ruhiger Tag, voll gevöllt und schmoll, was will man mehr!
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Ein Tag in Phuket

Unser Schiffchen rangierte am frühen Morgen im Tiefwasserhafen von Phuket rückwärts ein. Ein tänzelnder Schlepper sah dabei zu, musste aber nicht eingreifen. Eigentlich hatten wir einen ganztägigen Ausflug – Schnellbootfahrt zur Phi Phi Insel – gebucht, aber meiner lieben Frau ging es nicht so gut und so gaben wir die Karten zur freien Verwendung zurück. Vielleicht konnten sich ja zwei Praktikanten einen Bunten machen, obwohl, so etwas gibt es ja nur bei Verrückt nach Irgendwas.

Überhaupt darf man sich über Ausflüge mit 70+ Amis keine falschen Vorstellungen machen. Meist wird schon vor Antritt gewarnt: „Sie müssen drei Stufen überwinden können“. Ansonsten wird zwischen klimatisierten Bussen und Schiffen sowie ortstypischen Lederfabriken hin und her rochiert. Insofern war unser Opfer gering und wir beschlossen nach Phuket auf die Jagd nach Antibiotika zu gehen. Das kann man auch beim Schiffs-Winni bekommen, aber die frischen Meldungen aus dem Weltnetz, dass die Kosten dafür im Bereich von mehreren 10.000 Öcken liegen, haben uns doch abgetörnt. Zum Glück ist in den meisten Ländern ja kein Rezept erforderlich und so ließen wir uns telefonisch (GOÄ Ziff.3, 2,3-fach) vom Schwiegersohn mit der passenden Ansage versorgen.

Vom Tiefseehafen sind es ca. acht Kilometer bis Downtown und man kann per Taxi, Fußbus oder fliegendem Teppich hingelangen. Am Terminal selbst ist absolut tote Hose, d. h. tatsächlich empfing uns eine Delegation der Zeugen Jehovas. Da wir aber schon absolut gutgläubig sind, ergriffen wir die Flucht, ohne mit geheucheltem Interesse einen Wachturm auf thailändisch durchzublättern. Neben dem Terminal gab es einen kleinen Ramschmarkt, an dem wir später versuchten unsere eingetauschten Baht umzusetzen.

Phuket empfing uns zunächst mit einer Apotheke, die uns schnell und preiswert mit der erbetenen Dröhnung versorgte. Akzeptiert wurde unsere Kreditkarte, was will man mehr. Danach schlenderten wir weiter die Straße herunter und bewunderten die Ramschläden und die aus Bahnhofstoiletten bekannten Gerüche. Der Weg wurde von aufgepusteten Plastikdrachen (wohl Relikte des noch laufenden chinesischen Neujahrsfestes) in verschiedenen Farben gesäumt. Am Ende der Straße fand sich dann ein schöner Park mit freilaufenden Hühnern und einem schon etwas in die Jahre gekommenen Hahn, der meine Frau an irgendjemanden erinnerte. Leider gehörte das Areal zu einem Restaurant, das wir nicht besuchen wollten, da wir noch vom Frühstück pappesatt waren.

Auf dem Rückweg wechselten wir noch 10 Dollar um die heimische Wirtschaft wenigstens ein bisschen anzukurbeln. Tatsächlich gaben wir dann aber nur 5 Baht für einen Toilettengang und später noch 50 Baht für einen geschmacklosen Kühlschrankmagneten aus – den hätte bestimmt nicht einmal der türkise Bernd genommen. Die restlichen Baht wollten wir am Pier unserer Besatzung schenken, aber die wollten, mangels Supermarkt, auch nichts haben.

In Phuket fanden wir dann noch eine sehr schöne Tempelanlage und dann rauschte noch ein thailändischer Leichenwagen mit offener Pritsche, weißem Sarg und einer Schar lustig winkender Frauen an uns vorbei. Ein schöner Abschluss, also zurück zum Schiff.

Zu unseren Restaurants noch eine kleine Anmerkung. Das La Terrazza (Deck 7) hat natürlich auch abends geöffnet und man kann dort beim Essen auch draußen sitzen. Man kann auch ans Oberdeck (The Grill und Spacanapoli) gehen und da im Freien essen.
Wir bevorzugen das Atlantide. Da sitzt man sehr schön und wir bekommen, da frühe Vögel, immer einen Fensterplatz, was sonst wohl nur den Weltreisenden zusteht. Die Kellner sind ausgesucht nett und viele kennen uns schon von anderen Reisen, da sie zwischen den Schiffen der Silverdings hin und her wechseln. So sind sie nett zu uns und wir nett zu ihnen.

Fazit zu Phuket – die Stadt braucht man eigentlich nicht. Die Umgebung mag sehr schön sein, das nehmen wir beim nächsten Mal mit – und wir haben ja noch ein paar Baht übrig!
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von Deichgraf »

Sehr schöner Bericht. Vielen Dank, ich freue mich schon auf die Fortsetzungen.

Formal schon beim Mittagessen? Ungewöhnlich. Ich habe zwar keine Probleme mal einen Schlips umzuwürgen, aber normal würde mir das beim Abendmenü reichen.

Beim Abendprogramm nur Casino oder Theater?
Das hatte ich schon fast befürchtet, weil wenige Passagiere und von Nationalität und Alter nicht mit unseren Interessen. Wir haben gerne eine nette Livemusik abends, Barpianist oder Jazz oder Rock - wohl eher bei den größeren Schiffen zu haben.

Mit "schmoll" meinst Du wahrscheinlich eine ausgiebige Nutzung des nicht vorhandenen Getränkepakets ...

Schnelles WLAN - also ist immerhin Bundesliga möglich. Wenn auch je nach Weltgegend zu absurden Zeiten.

La Terrazza auch abends, sehr schön. Aber auch abends Buffett? Grill und Spacanapoli ist ja wohl eher die schlichtere Küche. Aber beim Abendmenü geht natürlich auch Restaurant mit Fensterplatz.

Was mich wundert: Ami-Publikum habe ich immer so erlebt, daß die möglichst gleich nach dem Fünf-Uhr-Tee schon Abendessen haben wollen. D.h. wir hatten immer freie Platzwahl, weil wir SPÄTE Vögel sind.
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von Svennimo »

fneumeier hat geschrieben: 12.02.2025 08:07
Svennimo hat geschrieben: 11.02.2025 14:51
fneumeier hat geschrieben: 10.02.2025 13:04 Also, no risk, no fun, einfach die Kreditkarte geswipet an der U-Bahn. Einmal vom Flughafen in die Stadt und zurück waren exakt 3,53 Euro, verriet uns später die Kreditkartenabrechnung.

Gruß

Carmen
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Gruß

Carmen
Danke, das klingt ja wirklich easy
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Hallo,

oh, Danke!

Nein, "Fomal" gilt ab 18 Uhr in allen zugänglichen Bereichen des Schiffes. Im Terrazza gibt es abends a la Carte. Und auf Deck 5 gibt es abends Gitarre, Klavier o. ä.. Übrigens scheint "Formal" nicht auf allen Silver-Schiffen das Gleiche zu bedeuten. Auf der Silver Shadow war an allen Tagen beim Betreten des Restaurants ein Jackett erforderlich, das man dann allerdings schwungvoll abwerfen durfte. Und Jackett meinte Jackett und nicht eine schicke Strickjacke. Auf der Silver Dawn reicht an "normalen" Tagen ein Hemd ohne Schlips oder Fliege.

Gruß vom Kreuzfahrtpiraten
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Tempel und Tiere in Trincomalee

Die drei Seetage auf dem Golf von Amerika haben wir faul an Deck 9 verbracht und uns nur bewegt, um Frühstück, Mittag- und Abendessen einzufüllen. Nun sind wir in Trincomalee auf Ceylon gelandet und haben uns verpflichtet gefühlt mal wieder einen Ah- und Oh-Tag einzulegen. Tatsächlich gab es eine vierstündige kostenlose Tempeltour, die uns um 8:30 Uhr an Land spülte. Bei solch frühen Terminen hat netter Weise das La Terrazza schon rechtzeitig geöffnet, so dass hier keiner mit Hungerödemen starten muss.

Die Anmeldung für die zu besuchenden Länder muss man ja ohnehin vor der Reise per Internet selbst besorgen. So bereist man die Länder immer nur mit der Bordkarte im schicken Lederetui.

Nun ging es also ab in die Busse und zum Glück wurden wir nicht auf Bingoniveau runter gekühlt, sondern konnten angenehm temperiert Richtung 3-Stufen abfahren. Start war natürlich in unserem natürlichen Tiefseehafen, in dem aber lediglich der Hund erfroren ist. Kein Büdchen, kein Markt, nur einige verdächtig schrottreif aussehende Schiffe. Überhaupt haben wir bisher noch nie die Ehre gehabt, eine andere Dschunke zu treffen, sondern lagen stets allein im Hafen.

Der Bus brachte uns zunächst zu einem von Zeit der Zeit rückgebauten Tempel. Unterwegs war die – trotz angeblich nur spärlich fallendem Regen – schöne Vegetation mit Blumen und Reispflanzen zu bewundern. Dazu ein Haufen streunender Hunde, die, nach den Resten auf dem Asphalt zu schließen, wohl regelmäßig vom Straßenverkehr dezimiert werden. Weiterhin noch freche Affen, die den Reis schon mal vor der Ernte ernteten, dabei unterstützt von Kranichgeschwadern.

Nach ca. einer Stunde konnten wir in den Tempelruinen Velgam Vehera einchecken. Zwar gab sich der sehr nette Guide, alle Mühe die Reste anzupreisen, aber viel mehr als ein paar Steine waren nicht mehr an Bord. Übrigens war die Ausflugssprache zwar englisch, aber der Guide sprach auch fließend deutsch. Die erste Amerikanerin trat alsbald den Rückzug zum Bus an, da die Stufenzählung die 3 hinter sich gelassen hatte. Ein paar weitere suchten verschämt nach den Toiletten, wurden aber auf das nächste Ziel, ein Luxushotel, verwiesen.

Wir fuhren also weiter und durchquerten Trincomalee. Ein wilder Verkehr aus Tuc Tucs, Autos, Bussen, Hunden, Affen und tatsächlich auch Acis-Hirschen erwartete uns in der Stadt. Dazu eine eher nicht so furchtbar reiche Stadt. Zwar keine offensichtliche Armut, aber auch keine Umgebung für einen längeren Aufenthalt.

Das angepriesene Hotel war das Jkab Beach Resort und lud dann eher nicht zur Einkehr ein. Draußen gab es keine Stühle, Toiletten nur in sehr überschaubarem Verhältnis zur Busanzahl und der probeweise Blick in ein Hotelzimmer zeigte Matratzen, die man seinem ärgsten, rauchenden Mitreisenden nicht zumuten möchte. Aber, es gab einen direkten Zugang zum Meer und das war wirklich sehr schön. Ein feinkörniger Sand und eine angenehme Wassertemperatur – sagt jedenfalls meine wesentlich bessere Hälfte – ich musste ja solange die Schuhe und das Gepäck halten.

Nach 30 Minuten ging es weiter. Der berühmte – und lohnende – Tempel Koneswaram stand an. Vorbei an einem portugiesischen Fort ging es zunächst auf einen Parkplatz mit Ziegelsarkophagen, die aber im Weiteren unbeachtet blieben. Ein kleiner Fußmarsch führte uns vorbei an Ramschbuden und einigen Ständen, an denen man Opfergaben erwerben konnte. Da wir uns nicht sicher waren, ob die versammelten Götter irgendeine uns bekannte Fremdsprache beherrschen würden und unser göttisch eher begrenzt ist, verzichteten wir jedoch auf Einkäufe.

Nach unserem Guide sollte jeder gutgläubige Besucher eine Kokosnuss mitbringen, die anschließend auf dem Boden zerschlagen wird. Sie wird dann von den Mönchen in Hinterzimmern gewinnbringend weiterverarbeitet – Kopra übernehmen sie. Wegen der stark gestiegenen Kokosnusspreise würden zurzeit allerdings fast nur noch Bananen geopfert – was bei den Mönchen natürlich Spuren hinterlassen würde.

Das letzte Stück des Weges führt dann am Schuhschrank vorbei, da man den Tempel nur ohne Schuhe, ohne Shorts und mit verhüllten Schultern entern darf. OK, von den Schuhen muss man sich wirklich trennen – Insider bringen ein paar Ersatzsocken und eine Tasche mit, so brennen einem die Fußsohlen auf dem Steinweg nicht durch und man hat die Chance, die Rückfahrt wieder in Begleitung der eigenen Schuhe anzutreten. Man kann dadurch außerdem dem internationalen Gouda-Wettbewerb aus dem Wege gehen. Für die unverhüllten Touris gibt es Tücher zum Ausleihen, so dass alle relevanten Körperteile abgedeckt werden können.

Vor dem Tempel steht eine große Statur „Lord Shiva“ aus Beton. Im Inneren des Tempels war dann eine relaxte Atmosphäre. Trotz der vielen „Stille“-Schilder wurde laut getratscht, Besucher saßen auf der Erde und die Mönche spielten mit dem Obst. Ein schöner Ort zum fotografieren, aber das war im Inneren des Tempels ja nicht erlaubt.

Auf dem Rückweg sahen wir noch ein paar Affen bei Diebstählen aus den Obstopferboutiquen zu und bummelten dann zurück zum Bus. Eigentlich hätten wir jetzt zum Schiff zurückkehren können, aber, 4 Stunden wollen schon abgerissen werden und so fuhren wir noch am Fischmarkt vorbei. Ein größeres Gebäude, vor dem sich getrocknete große Tun-Fische in Körben tummelten. Zum Aussteigen aus dem Bus hatte aus Gründen niemand Lust und so ging es weiter zum innerstädtischen Zweitempel. Bunt verziert mit Löwen etc. und im Inneren prachtvoll, aber etwas geisterbahnmäßig dekoriert. Trotzdem ein must-see!

Nun Rücksturz zum Schiff, der aber gnadenlos für einen Fotohalt mit Blick auf die Hafenbucht und unsere Dschunke unterbrochen wurde. Zum Glück konnte ich meine liebe Ehefrau zum Aussteigen motivieren und konnte sitzen bleiben. Nach einer kurzen Fahrt waren wir wieder in unserem Temporärzuhause, warfen alles Gepäck von uns und marschierten ins La Terrazza ein. Selbstverständlich mit gewaschenen und desinfizierten Händen, was aber nicht für alle Mitreisende selbstverständlich zu sein scheint, so dass ein Kellner am Eingang höflich um Vollzug bitten muss. Dies war am Anfang der Reise noch nicht so und könnte darauf hindeuten, dass bei Winni Koller Hochsaison ist. Eigentlich auch nicht erstaunlich, wenn man die Temperaturen in den heiligen Bingo- und Triviahallen bedenkt. Die dort geparkten Mitreisenden sitzen mit Pullovern und umgehängten Tüchern herum. Warum man nicht einfach die Klimaanlage ein bisschen runterdreht – wer weiß das schon?
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Nochmal getempelt

Unsere Silver Dawn fuhr über Nacht von Trincomalee nach Hambantota. Die Strecke ist eigentlich viel zu kurz für einen Seetag und so ankerte Captain Portillo mit sagenhaften 14 km/h durch den Golf von Amerika. Stützräder brauchte er dabei nicht, aber man merkte deutlich ein leichtes Schwanken, da die Stabilisatoren wohl ein bisschen Fahrt brauchen.

Da wir wahllos alle möglichen Ausflüge angekreuzt haben, mussten wir früh aus dem Bettchen, um vor der Abfahrt um 8 Uhr noch ein Frühstück abzufassen. Leicht geschwächt waren wir noch vom Vortag. Bei der Buchung konnte man Gründe für ein Sonderevent – Namenstag, Geburtstag, Hochzeitstag, Heiligsprechung – oder dergleichen ankreuzen und meine liebe Ehefrau erinnerte sich an einen Vorfall vor diversen Jahren, irgendwas mit Reis und Blumen. So wurde zunächst unser Zimmer geschmückt, die Badehandtücher verschwant und Champagner und eine kleine Torte bereitgestellt. Beim Abendessen rutschte uns ein Hinweis darauf raus, so dass wir nochmals mit einem fetten Tortenstück mit viel Sahne und Widmung beglückt wurde. Da meine wesentlich bessere Hälfte keine Sahne mag, musste ich mich opfern und rollte anschließend entsprechend im Bett umher – hätte ich bloß einen Stabilisator gehabt.

Ein kleiner Tipp an den Veranstalter: Bei vierstündigen Ausflügen wäre ein 9 Uhr Start eigentlich auch ok. Den Vogel hatte die Elefantenfraktion abgeschossen, die um 4:30 Uhr Richtung Landesinnere abrollte. Löwen bekamen die bestimmt nicht zu sehen, da die zwar auf der Nationalfahne vertreten sind, aber in Ceylon nie gemeldet waren.

Nach einem Eilmenü enterten wir dann den Bus Nr. 6. Da wir wieder das beste und einzige Kreuzfahrtschiff im Hafen waren, fuhren ohnehin alle Busse zu unserem Ziel – dem Tempelberg. Zunächst verließen wir den schicken neuen Hafen, der zwar mit nigelnagelneuen Hondas und Mitsubishis zugepflastert war, aber ansonsten keine Spur von Leben zeigte. Danach ging es auf die sehr schöne „Autobahn für Warane“. Mit Mautstationen, bepflanztem Mittelstreifen und eigentlich keinem nennenswerten Verkehr.

Nach ca. 75 Minuten Fahrt hielten wir an einem Hotel, welches eine Toilette für Herren und eine für Damen bereithielt. Bei dem 70+ Publikum führte das zu einem ungeplant langen Aufenthalt. Zudem waren einige Gäste im Zahlenraum bis 10 nicht so ganz sicher und wussten nicht mehr, in welchen Bus sie gehörten.
Nachdem alle wieder einsortiert waren ging die Reise noch 5 Minuten, dann zeigte sich der Tempel im Dschungel. Tatsächlich ist das Land sehr fruchtbar und es gibt keine Stelle ohne Bewuchs. Bananen- und Kokosnussplantagen und Reisfelder grüßten uns unterwegs in großer Menge. Nachdem unsere Busarmada eingeparkt hatte, begrüßten uns einige Ceylonesen, die Papierblumen feilhielten. Komisch, Papier scheint es hier eigentlich weniger als echte Blumen zu geben. Wir folgten unserem Guide, der uns ungelogen die gesamte Hin- und Rückfahrt mit buddhistischem Dönekens und einer fortlaufenden Herrscherabfolge von Elefantengeburt bis zur Neuzeit unterhielt. Die Busfahrt verging also wie im Busse.

Also zunächst an den typischen Tempelaffen und einer nett winkenden Schulklasse vorbei zu Tempelwandöffnung Nr. 1. Die für die Buddhalagerung erforderlichen Hohlräume sind hier nämlich nicht in einem Gebäude angeordnet, sondern in einem tiefen Loch im Felsen. Darin befinden sich: Ein Buddha liegend, eine Felsendecke schön bemalt und eine Spendenbox. Auf der Freifläche vor dem Hohlraum gab es noch zwei kleine Bauwerke, wie eine Art Schrein, schön gestaltet mit Elefantenköpfen.

Angedroht waren ca. 500 Stufen, was eigentlich weit über dem Amisteigvermögen liegt, aber, da es zunächst gemächlich bergauf ging, marschierten alle mit. Bei diesem Tempel hieß es im Vorfeld: Schuhe aus, Beine bis unter das Knie und die Schultern abdecken, die Mütze absetzen und für Damen: die Haarpracht mit einem Tuch verhüllen. Die Schuhe wurden auch abgestreift die Mützen abgeseilt, aber der Rest irgendwie verdrängt. War aber eigentlich auch allen Tempelwächtern scheinbar Rille.

Unser gesprächiger Guide erklärte sich jedoch bei Loch 1 fest und so waren die anderen Busladungen plötzlich verschwunden. Da wir ja eigentlich nur 30 Minuten in Tempelhausen verbringen sollten, nahmen wir unsere müden Beine in die Hand und aufwärts ging es über Treppen, Treppen und nochmals Treppen. Die Menge der Stufen war dabei gar nicht so schlimm, aber sie waren krumm und schief, in verschiedenen Höhen und wer nicht aufgepasst hätte, hätte mindestens in Colombo einen unplanmäßigen Ruhetag einlegen müssen.

Nach ca. einem Drittel Trepperei kamen wieder Felsenlöcher, ähnlich gefüllt wie im Erdgeschoss. Also, Schuhe aus und ein Ah und Oh, hier allerdings ohne Blitzlicht angestimmt. Ein Blick nach oben zeigte dem müden Wandersmann allerdings, dass es zur Felsspitze noch weit war. Tatsächlich kamen jetzt Treppen, die einige vom Weitergehen abhielten. Manche nach einem strengen Verweis der Begleiterin in Bezug auf mögliche Infarkte, manche, nachdem sie entdeckten, dass ein Geländer auch nicht auf der gesamten Stecke vorhanden war.

Wir kämpften uns natürlich bis nach ganz oben und wurden mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Nach dem alle Farbfilme verknipst waren sollte es wieder abwärts gehen. Für das obere, steile Stück hat man zwei alternative Wege, wobei hier das Wort „Alternative“ meint, das man zwischen Pest und Cholera wählen kann.

Tatsächlich haben es dann doch auch alle irgendwie wieder runter geschafft und wurden in die Busse verfrachtet. Nach einer gelehrigen Rückfahrt – ich bin jetzt absoluter Buddhismusexperte, spuckte unser Bus uns pünktlich gegen 12:30 Uhr am Schiff wieder aus.

Lohnte der Ausflug? Ja, war auf jeden Fall der Tempeltour von Trincomalee vorzuziehen.
der_Kreuzfahrtpirat
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Colombo sehen und Schwitzen

Colombo hat einen riesigen Industriehafen und so zog sich unser Einzug in die größte Stadt Ceylons etwas hin. Dafür wurden wir von wirklich großen Schiffen und einem Schlepperballett begrüßt. Captain Pontillo dockte dann direkt am Containerterminal an, was unsere unausgeschlafenen Mitreisenden mit einem Inferno aus Gequietsche und Gehupe aus Morpheus Armen rief.

Der Kontrast zwischen den dekadenten Frühstückern auf Deck 7 und den Colomboianern regte dann doch zum Nachdenken an und wir nahmen uns vor, die örtliche Wirtschaft nach Kräften zu unterstützen.
Eigentlich hatten wir nur eine Bustour mit „High-Tea“ gebucht, aber die guten Vorsätze trieben uns nach dem Frühstück vom Schiff. Am Schiffsausgang wurden wir von einem Schild mit „Sicherheitsstufe 1“ begrüßt, was bei diesem belebten Hafen aber die Regel sein dürfte. Der Hafen ist riesig und natürlich komplett eingezäunt und da es wegen der örtlichen „Taximafia“ keinen Shuttlebus gab, stiefelten wir einfach los.

Am Schiff sollte eine Taxifahrt nach Downtown noch 10 Dollar kosten und an der nächsten Ecke bei einem Privattaxi nur noch 5 Dollar, aber wir wollten ja etwas vom Weg haben und blieben deshalb standhaft im Wandermodus. Allerdings bei 39°C.

Nachdem wir etwas herumgeirrt waren, zeigte uns ein netter Zöllner den Weg zum Hafenausgang. Wir zeigten unsere Bordausweise vor, was auf wenig Interesse stieß und gingen samt Rucksack durch eine bunt blinkende Schleuse. Na, so richtig gefährlich sehen wir ja auch nicht aus.

An wild gestikulierenden Tuc Tucern und Taxifahrern näherten wir uns dann dem Pettah-Markt. Zum Überqueren der Straßen gibt es hier zwar Zebrastreifen, aber trotzdem sollte man die Beine in die Hand nehmen und im Zweifelsfall lieber abwarten bis sich einige Profis vorwagen. Links und rechts unserer Straße tobte dann das Leben. Egal was man braucht, hier findet man es. Wir brauchten eine Moschee und einen Tempel und fanden auch schnell zwei geeignete Objekte. Nun war es uns warm genug und wir traten den Rückzug an. Als geübte Touris hatten wir uns den Weg gemerkt und so konnten wir den Film rückwärts abspulen. Meine wesentlich bessere Hälfte wollte unbedingt noch die örtliche Fauna im Hafen fotografieren, was mir zu den bereits vorhandenen Schweißperlen ein paar zusätzlich auf die Stirn zauberte. Schließlich war auch die Marine im Hafen vertreten und die Warnhinweise verkündeten den weltweit üblichen Spruch jede Art von Uniformierten nicht zu knipsen. Aber, was sind schon die Bedenken eines liebenden Ehemanns gegen das Foto eines Mangobaumes?
Mit letzter Kraft schleppten wir uns nach ca. 15.000 Schritten wieder aufs Schiff und sprachen erst mal dem Mineralwasser und der Dusche zu.
Was ist das Fazit dieses Fußmarsches durch Colombo? Das ist eine seeehr lebendige und sehr heiße Großstadt, d. h. lassen Sie es lieber. Das ist mehr eine Stadt für geführte Touren.

Nach dem Mittagessen stand dann unsere Bustour an. Tja, in den ca. 3 Stunden haben wir eigentlich nicht viel mehr gesehen, als beim Fußmarsch. Es ging im Bus durch ganz Colombo, manchmal sahen die Touris auf der rechten Busseite mehr, manchmal war es anders herum. Angehalten und ausgestiegen wurde nicht, was mit den 70+ Amis auch zu lange gedauert hätte. Also gab es per Mikrofon wertvolle Hinweise: Tempel links, 5-Sterne-Hotel rechts usw. usf.
Kurz vor Ende der Tour hielten wir dann für 25 Minuten an dem berühmten Holländischen Krankenhaus „Dutch Hospital“, was sich jedoch als Ansammlung von Restaurants und einem Andenkenladen entpuppte. Gegessen hatten wir schon und andenkenmäßig gab es auch nichts Passendes, so dass wir zurück zur Straße gingen und einen Cashewbaum und ein Eichhörnchen vorfanden. Beides ganz entzückend und von uns fotografisch gesichert.

Die letzte Station war dann „High-Tea“ im weltberühmten Galle Face Hotel am Meer. Während der Tross sich die Teller mit Gratiskuchen und Schnittchen vollschaufelte, flanierten wir am Strand entlang und konnten ein bisschen was vom Ausflugsverhalten der Colomboianer kennen lernen. Pärchen saßen unter Regen- bzw. Sonnenschirmen und knutschten, Kinder ließen Drachen steigen und ein paar mutige junge Damen badeten im Meer. Nach ca. 50 Minuten war dann Treffen am Bus und es ging zurück zum Schiff.

Eigentlich haben wir auf unserem Fußmarsch am Morgen tatsächlich wesentlich mehr gesehen, als bei der Buskutscherei. Leider gibt es in Colombo keinen Hop-on-Hop-off-Bus, das wäre großstadtmäßig das richtige Reisemittel gewesen. Sicher hätte man sich auch mit dem Tuc Tuc umherknattern lassen können, aber ich würde davon eher abraten. Hilfreich ist auf jedem Fall, dass unser Schiffchen stets erst spät abends in See sticht, so dass man keine Bedenken haben muss, winkend am Pier zurück zu bleiben.

Die Ausfahrt aus dem riesigen Hafen – ca. 30 Minuten dauernd – hat meine liebe Frau dann allein auf dem Balkon bewundern müssen/dürfen da ich, Colombo-ermüdet, bereits an den Planken sägte.

Morgen kommt wieder ein Seetag und das ist uns eigentlich ohnehin fast lieber, als irgendetwas anzusehen, obwohl wir uns in aller Herren Länder gern selbst und meist per Fußbus neues Terrain erlaufen.
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von Deichgraf »

So zwischendurch noch einmal vielen Dank für diese ausführliche und farbige Reiseschilderung.

Sie bestätigt mich im Entschluß, diese Weltgegenden eher mit sehr niedriger Priorität auf der Reiseliste zu lassen.

Während Silver Sea wohl tatsächlich ein schöner Anbieter ist (wenn man ein paar Euro mehr auf den Tisch legt). Wahrscheinlich wäre das Terrazza unser bevorzugter Aufenthaltsort ;-)

Eine Frage: Auf größeren Schiffen gibt es ja eine gewisse Auswahl an Bordunterhaltung. Also nicht nur Casino oder große Bühnenshow, sondern jeden Abend diverse live Musik mit Barpianist, Jazz-Gruppe, Rock'n Roll und noch mehr.
Was passiert denn da abends auf einem kleinen Schiff wie der Dawn? Wäre ja wohl nur mäßig attraktiv wenn sich irgendwelche Künstler für die dreieinhalb Liebhaber einer speziellen Richtung abzappeln.
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von der_Kreuzfahrtpirat »

Dankeschön für das Lob.

Die geben sich hier ganztags wirklich viel Mühe, dass keine Langeweile einkehrt. An Seetagen gibt es das große Beschäftigungsprogramm, an Hafen- oder Ankertagen das reduziertere. (siehe angehängte Fotos)

Bei Silversea gibt es in jedem Hafen im Reisepreis inkludierte Ausflüge (da sind natürlich die meisten Gäste dabei) und dann für jedes G'schmäckle selbst zu bezahlende.
Sie haben keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Mit der Silver Dawn und ohne Getränkepaket nach Asien

Beitrag von Deichgraf »

Das ist das reduzierte Programm? Sehr ordentlich!
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