Reisebericht „MSC Meraviglia“ 21.-28.10.2017
Verfasst: 29.10.2017 19:58
Hallo allerseits,
da ja mehrfach darum gebeten wurde, möchte ich kurz meine noch sehr frischen Eindrücke von einer siebentägigen Mittelmeer-Kreuzfahrt mit der „MSC Meraviglia“ schildern, von der ich gestern zurückgekehrt bin. Das ganze soll ausdrücklich kein professioneller Reisebericht werden, sondern in erster Linie das umfassen, was mir persönlich aufgefallen ist – auf die Schnelle zusammengeschrieben.

Route
Marseille – Genua – Neapel – Messina – Valletta – Seetag – Barcelona – Marseille. Ich werde auf die Häfen nicht weiter eingehen, sondern mich auf das Schiff konzentrieren. In Barcelona waren wir am Tag der Ausrufung der katalonischen Unabhängigkeit. Am Abend vorher waren wir in einer der seltenen Durchsagen gewarnt worden, Menschenansammlungen und Demonstrationen zu meiden. Ansonsten war im Grunde nichts besonderes zu bemerken.
Anreise
Wir hatten aufgrund nicht früher möglicher Urlaubsplanung ziemlich spät gebucht und uns für die Variante ab/bis Marseille entschieden, da sehr viel günstiger als z.B. die Abfahrt in Genua einen Tag später. Die An- und Abreise haben wir selbst organisiert und die Flüge bei Lufthansa gebucht, hin ab FRA, zurück nach MUC (weil sehr viel günstiger). Zum bzw. vom Flughafen nach Hause hatten wir Mietwagen gebucht, diesmal bei Europcar. Die Flughafentransfers in MRS hatten wir mit ZIPtransfers gebucht, was hin wie zurück gut funktionierte.
Ein- und Ausschiffung
Die Einschiffung ging recht zügig vonstatten, obwohl es nur vier Schalter gab. Aber Marseille ist auch nicht Haupteinschiffungshafen. Wir waren ganz zufrieden, auch wenn wir schon weit besseres erlebt hatten. Die Ausschiffung war sehr relaxt und ich würde den gestrigen Tag beinahe als den perfekten Ausschiffungstag bezeichnen. Keine Hektik, kein „mitten in der Nacht aufstehen“ – alles bestens.

Das Schiff
Die „MSC Meraviglia“ ist mit 171.598 BRZ das derzeit viertgrößte jemals gebaute Passagierschiff und wird lediglich von den drei Schiffen der „Oasis“-Klasse von Royal Caribbean International (deutlich) übertroffen. Mit 315 Metern Länge ist sie jedoch ganze 47 Meter kürzer als diese und tatsächlich sogar das kürzeste der derzeit 20 größten Kreuzfahrtschiffe. Dies erlaubt ihr beispielsweise das Anlaufen von Valletta mit seiner schwierigen Hafeneinfahrt.
Das Schiff stellt eine neue Klasse für MSC Cruises dar und kommt deutlich „amerikanischer“ daher als bisherige Schiffe, mit mehr Fokus auf „Attraktionen“, darunter ein deutlich vergrößerter Wasser- und Kletterpark, eine Indoor-Promenade mit riesigem LED-„Himmel“ und ein Indoor-Sportplatz. Zu kurz gekommen ist dabei die Anzahl der Bars, und die vorhandenen bieten einfach zu wenig Platz. Ansonsten funktioniert das Schiff auch bei sehr hoher Belegung erstaunlich gut. Im Büfettrestaurant haben zu viert wir immer Platz gefunden und auch an Deck bei schönstem Wetter am Seetag fanden wir freie Liegen. Natürlich nicht in erster Reihe am Pool – die waren schon früh morgens reserviert worden. Wer’s braucht…
Das Innendesign ähnelt dem bisheriger MSC-Schiffe, allerdings ist der Anteil an Chrom- und Spiegeloberflächen nun wirklich sehr hoch. Ich will das gar nicht negativ bewerten, aber es sticht deutlich hervor. Die Innenpromenade ist nett, aber wenn man so etwas zum ersten Mal 1993 auf der „Silja Symphony“ selbst erlebt hat und zudem sowohl mit Color Line als auch mit den entsprechenden Schiffsklassen von Royal Caribbean International gefahren ist, hält sich der „Wow-Faktor“ natürlich in Grenzen. Der LED-Himmel ist auch eine nette Idee, die Motive jedoch zuweilen arg grell (der „Morgenhimmel“ gefiel mir am besten) und die „Kuppelshows“ (eine im Deutschen eher unglückliche Bezeichnung) sind eher ein Witz – und werden von den Passagieren eher beiläufig wahrgenommen.

An die beiden Ebenen der Promenade grenzen in erster Linie Läden und Restaurants, Bars / Lounges gibt es eigentlich nur vorn an Steuerbord und im Bereich der großen Hauptlobby achtern. Da zudem die große Achterlounge – außer für die aufpreispflichtigen „Cirque du Soleil“-Vorstellungen (die wir nicht besucht haben) – nur wenig genutzt wird und diese zudem sehr „kalt“ daherkommt, mangelt es einfach an den von früheren MSC-Schiffen bekannten großen Bars und Lounges. Auch gibt es keine Kaffeebars mehr vor den Restaurants.
Der Spa-Bereich liegt – wie auf vielen Neubauten der letzten paar Jahre üblich – nicht mehr hoch oben im Schiff, sondern vorn auf Deck 7. Der (ziemlich kleine) Fitness-Bereich ist separat auf Deck 16 zu finden. Ein Joggingtrack liegt ebenfalls dort, wird aber tagsüber mit Liegestühlen ziemlich zugestellt. Von den wenigsten Passagieren gefunden wird die Außenpromenade auf Deck 7 – die Sicht ist dort aber meist von Rettungsbooten verstellt und sie ist nicht umlaufend (achtern und mittschiffs unterbrochen – vorn kann man herumlaufen).

Die Kinder waren sehr angetan vom Wasser- und Kletterpark auf Deck 19. Mir persönlich war das Wasser zu kalt und der Kletterpark ist nett, aber z.B. nicht mit dem auf den neuesten NCL-Schiffen vergleichbar. Den Vorwurf, MSC habe sich bei diesem Schiff bei diversen Mitbewerbern tolle Features zusammengeklaubt, setze sie aber nicht so gut um wie diese, mag man erheben können – aber wer versucht das Rad neu zu erfinden, kann auch gewaltig auf die Nase fallen (siehe „Norwegian Epic“).

Kabine
Wir hatten tatsächlich die zum Buchungszeitpunkt letzte Vierbett-Kabine bekommen und hatten daher keinerlei Auswahl in Sachen Kategorie und Lage: Es wurde also eine Bella-Innenkabine, die niedrigste Kategorie an Bord. Unsere Kabine 8011, vorn auf Deck 8, lag alles andere als ideal, weil neben einem Crewtreppenhaus. Das hörte man zwar – ebenso wie die Shows zwei Decks tiefer! – aber nicht so sehr störend wie schon mal erlebt. Die Kabine war eher schmal, aber langgezogen mit ausreichend – aber auch nicht mehr! – Schrankraum (dummerweise fehlten in einem Schrank alle Bügel und der Kabinensteward bekam es nicht hin Ersatz zu finden) und zwei Oberbetten, die komplett in der Kabinendecke verschwinden können. Safe und Minibar sind selbstverständlich, auch einen interaktiven Fernseher in vernünftiger Größe gibt es. Die Betten sind mit guten Matratzen ausgestattet sowie mit „richtigen“ Bettdecken. Die Zeiten des Wolldecke-Laken-Albtraums sind also endlich vorbei! Das Bad ist kompakt, bietet dafür aber einiges an Stauraum. Die Dusche (Grohe-Armaturen wie am Waschbecken) verfügt über eine Glastür. Wir waren mit der Kabine zufrieden.

Essen & Trinken
Wir hatten einen Vierertisch im Panorama-Restaurant zugewiesen bekommen, saßen also alleine. Es fällt auf, daß die Tische scheinbar etwas weiter auseinanderstehen als früher (oder liegt das an mir – keine Ahnung!). Im Vorfeld hatte ich Berichte gelesen, daß die Speisekarte deutlich verkleinert worden sei / weniger Auswahl biete. Ja, das ist so. Auch gelesen hatte ich, daß die Portionsgrößen so klein seien, daß man nicht satt werden könne. Das halte ich, mit Verlaub, für Unsinn. Erstens empfand ich persönlich die Portionsgrößen als angemessen und zweitens kann man ja soviel bestellen wie man will. Auch da hatte ich Abweichendes gelesen, aber bei unserem Kellnerteam war es kein Problem, beispielsweise mehrere Gerichte aus dem Bereich Vorspeisen, zwei Desserts oder auch das Pasta- oder Risotto-Hauptgericht als kleinere Portion als Vorspeise zu bestellen. Für die Kinder gab es eine täglich wechselnde Karte (was anderswo nicht selbstverständlich ist!) und für Groß und Klein einige Standardgerichte, die jeden Tag verfügbar waren. Die Essensqualität empfand ich als gut und auf einem Level mit anderen Reedereien dieses Segments. Das war eine positive Überraschung.

Eine zweite erwartete uns im Büfettrestaurant: Auch dort war die Qualität gut, wenn auch die Auswahl im Vergleich etwas klein ist. Hervorragend geschmeckt hat mir persönlich der an Bord hergestellte Mozzarella – der zwar aus Kuhmilch ist, aber weit besser schmeckt als jeder Kuhmilchmozzarella, den ich bis dato gegessen hatte. Auch die Pizza (ja, ich mußte probieren – trotz KHs) war sehr gut – natürlich besonders, wenn sie direkt aus dem Ofen kam. Ansonsten ist die Aufteilung der Büfetts etwas nervig, weil sich zwar die verschiedenen „Stationen“ wiederholen, aber nicht an der „Wiederholung“ die exakt gleichen Dinge angeboten werden. Um wirklich alles zu sehen (und probieren zu können), muß man daher das gesamte riesige Restaurant ablaufen. Fand ich jetzt nicht schlimm, aber es war schon etwas nervig, daß bestimmte „Kinderfavoriten“ mal da, den nächsten Tag dort, dann wieder hier usw. lagen. Sehr negativ aufgefallen ist mir die Beschilderung. Zwar ist diese überall am Spuckschutz angebracht, allerdings oft scheinbar willkürlich für die entsprechende „Station“, d.h. das Schild zeigt zwar, was es an dieser Station gibt, aber das muß nicht das sein, was direkt darunter steht. Und so erwischte ich einmal (gezuckerten) Fruchtjoghurt (der optisch nicht vom puren zu unterscheiden war), da die Schilder vertauscht waren. Das gleiche bei den zuckerfreien Desserts. Da mußte man immer nachfragen, da meist – trotz Schild – nicht zuzuordnen.
Besucht haben wir auch das Teppanyaki-Restaurant. Die Show war gut, das Essen auch (nicht selbstverständlich, wie ich aus Erfahrung weiß!), der Preis in diesem Fall angemessen.
Die Nebenkosten sind durchaus fair, gerade wenn man mit einigen US-Reedereien vergleicht. Wir hatten Wasser- und Softdrink-„Zettelpakete“ im Voraus gebucht und erhielten sie beim Check-in. Auf der Promenade haben wir uns auch mal ein Eis gegönnt (auch ich, ja). Zwei Kugeln für EUR 3,50 klingt teuer, aber die Kugeln sind riesig und das Eis sehr, sehr gut. Ich empfand den Preis daher als fair. Und man darf ausdrücklich vorher probieren!
Service
Ich möchte vorwegschicken, daß ich bei MSC – und das nicht nur auf einer Reise – in der Vergangenheit wirklich teilweise grottenschlechten, unverschämten, rotzfrechen und schlicht indiskutablen Service erlebt habe, auf einer Reise nahezu flächendeckend. Meine Erwartungen waren entsprechend so weit unten wie überhaupt nur möglich. Auf Basis dessen (!) hat MSC die Erwartungen deutlich übertroffen. Es gab nur einen einzigen „Aufreger“-Moment auf der gesamten Reise (und nicht dutzende pro Tag), bei dem ein gehöriges Maß an Gleichgültigkeit, Faulheit, und freches Lügen durchkamen. Ansonsten war der Service bei weitem nicht fehlerfrei, aber – und das will in meinen Augen etwas heißen – in Ordnung. Wir hatten den vermutlich langsamsten Kabinensteward, den ich je erlebt habe. Aber er war freundlich und verlangte nicht jeden Abend um 22:30 Uhr energisch Zugang zur Kabine, in der schon die Kinder schliefen, wie auch schon bei MSC erlebt. Es dauerte dann manchmal aber auch bis zum Nachmittag, bis die Kabine gemacht war – und das nicht übermäßig gründlich. Unser Hauptkellner im Restaurant war eher wortkarg – keine Begrüßung, brummel-brummel usw. – im Laufe der Reise taute er etwas auf. Der Assistent war in dieser Hinsicht besser, der Service war dann am Ende auch in Ordnung. Grundsätzlich waren wir daher – auch angesichts unserer Erwartungen – wirklich zufrieden. Gleichwohl bleibt der Service bei MSC ein Schwachpunkt, das muß ich von der professionellen Warte aus schon anmerken.
Unterhaltung
Hier haben wir relativ wenig an Anspruch genommen. Wir haben die Zaubershow und „Virtual“ (eine moderne Show, die unser handygesteuertes Leben auf die Schippe nimmt) gesehen, die beide recht gut waren. Da hat MSC gegenüber den US-Platzhirschen in Sachen Bordunterhaltung viel zugelegt, kommt aber natürlich an echte „Kracher“ nicht heran. Laut und nervig war die (in erster Linie italienische) Animation am Hauptpool. Reservierungen von Shows über die „MSC for Me“-App funktionierten übrigens gut.

Ein besonderes Highlight
Für den Abend des 22. Oktober 2017 hatte MSC Cruises ein besonderes Ereignis geplant: Die drei Schiffe "MSC Fantasia", "MSC Orchestra" (ohne Passagiere, da eigentlich auf dem Weg zur Werftzeit in Marseille) und "MSC Meraviglia" fuhren von Genua aus in enger Formation an der Küste entlang, was aus der Luft festgehalten wurde - zu sehen z.B. hier. Ich habe ja schon viel erlebt, aber das war ein besonderes Ereignis, an das ich mich noch lange erinnern werde!

Fazit
Es dürfte ja durchgeklungen sein, daß ich kein ausgesprochener MSC-Fan bin. Diese Reise hat mich allerdings zu einem gewissen Teil mit dieser Reederei versöhnt. Das Essen hat sich deutlich gebessert und ist inzwischen konkurrenzfähig. Auch der Service ist besser, wenn ich persönlich diese Verbesserung auch gegenüber dem niedrigstmöglichen Niveau sehe. Man wird im Grunde überall ordentlich bedient und wie ein Gast (und nicht wie die Pest!) behandelt. Das sollte allerdings auch selbstverständlich sein. Daß dies einer gesonderten Erwähnung bedarf, spricht halt auch schon wieder für sich. Aber genug der „Meckerei“. Vermutlich werde ich jetzt eh wieder belehrt werden, daß ich einfach nur zu dumm bin, perfekten Service zu erkennen.
Wir würden jedenfalls MSC wieder für einen Familienurlaub wählen, wenn uns Schiff, Route und Preis ansprechen. Allerdings wäre MSC für uns sicher nicht die erste Wahl, aber angesichts der „Mondpreise“, die einige US-Reedereien zuweilen aufrufen, rückt MSC dann auf eine gute „Nachrücker-Position“ vor. Letztlich zählt eines: Man sollte zufrieden aus seinem Urlaub zurückkehren. Und das können wir in Bezug auf diese Reise mit der „MSC Meraviglia“ – trotz aller Kritikpunkte – nur bejahen.
da ja mehrfach darum gebeten wurde, möchte ich kurz meine noch sehr frischen Eindrücke von einer siebentägigen Mittelmeer-Kreuzfahrt mit der „MSC Meraviglia“ schildern, von der ich gestern zurückgekehrt bin. Das ganze soll ausdrücklich kein professioneller Reisebericht werden, sondern in erster Linie das umfassen, was mir persönlich aufgefallen ist – auf die Schnelle zusammengeschrieben.


Route
Marseille – Genua – Neapel – Messina – Valletta – Seetag – Barcelona – Marseille. Ich werde auf die Häfen nicht weiter eingehen, sondern mich auf das Schiff konzentrieren. In Barcelona waren wir am Tag der Ausrufung der katalonischen Unabhängigkeit. Am Abend vorher waren wir in einer der seltenen Durchsagen gewarnt worden, Menschenansammlungen und Demonstrationen zu meiden. Ansonsten war im Grunde nichts besonderes zu bemerken.
Anreise
Wir hatten aufgrund nicht früher möglicher Urlaubsplanung ziemlich spät gebucht und uns für die Variante ab/bis Marseille entschieden, da sehr viel günstiger als z.B. die Abfahrt in Genua einen Tag später. Die An- und Abreise haben wir selbst organisiert und die Flüge bei Lufthansa gebucht, hin ab FRA, zurück nach MUC (weil sehr viel günstiger). Zum bzw. vom Flughafen nach Hause hatten wir Mietwagen gebucht, diesmal bei Europcar. Die Flughafentransfers in MRS hatten wir mit ZIPtransfers gebucht, was hin wie zurück gut funktionierte.
Ein- und Ausschiffung
Die Einschiffung ging recht zügig vonstatten, obwohl es nur vier Schalter gab. Aber Marseille ist auch nicht Haupteinschiffungshafen. Wir waren ganz zufrieden, auch wenn wir schon weit besseres erlebt hatten. Die Ausschiffung war sehr relaxt und ich würde den gestrigen Tag beinahe als den perfekten Ausschiffungstag bezeichnen. Keine Hektik, kein „mitten in der Nacht aufstehen“ – alles bestens.

Das Schiff
Die „MSC Meraviglia“ ist mit 171.598 BRZ das derzeit viertgrößte jemals gebaute Passagierschiff und wird lediglich von den drei Schiffen der „Oasis“-Klasse von Royal Caribbean International (deutlich) übertroffen. Mit 315 Metern Länge ist sie jedoch ganze 47 Meter kürzer als diese und tatsächlich sogar das kürzeste der derzeit 20 größten Kreuzfahrtschiffe. Dies erlaubt ihr beispielsweise das Anlaufen von Valletta mit seiner schwierigen Hafeneinfahrt.
Das Schiff stellt eine neue Klasse für MSC Cruises dar und kommt deutlich „amerikanischer“ daher als bisherige Schiffe, mit mehr Fokus auf „Attraktionen“, darunter ein deutlich vergrößerter Wasser- und Kletterpark, eine Indoor-Promenade mit riesigem LED-„Himmel“ und ein Indoor-Sportplatz. Zu kurz gekommen ist dabei die Anzahl der Bars, und die vorhandenen bieten einfach zu wenig Platz. Ansonsten funktioniert das Schiff auch bei sehr hoher Belegung erstaunlich gut. Im Büfettrestaurant haben zu viert wir immer Platz gefunden und auch an Deck bei schönstem Wetter am Seetag fanden wir freie Liegen. Natürlich nicht in erster Reihe am Pool – die waren schon früh morgens reserviert worden. Wer’s braucht…

Das Innendesign ähnelt dem bisheriger MSC-Schiffe, allerdings ist der Anteil an Chrom- und Spiegeloberflächen nun wirklich sehr hoch. Ich will das gar nicht negativ bewerten, aber es sticht deutlich hervor. Die Innenpromenade ist nett, aber wenn man so etwas zum ersten Mal 1993 auf der „Silja Symphony“ selbst erlebt hat und zudem sowohl mit Color Line als auch mit den entsprechenden Schiffsklassen von Royal Caribbean International gefahren ist, hält sich der „Wow-Faktor“ natürlich in Grenzen. Der LED-Himmel ist auch eine nette Idee, die Motive jedoch zuweilen arg grell (der „Morgenhimmel“ gefiel mir am besten) und die „Kuppelshows“ (eine im Deutschen eher unglückliche Bezeichnung) sind eher ein Witz – und werden von den Passagieren eher beiläufig wahrgenommen.

An die beiden Ebenen der Promenade grenzen in erster Linie Läden und Restaurants, Bars / Lounges gibt es eigentlich nur vorn an Steuerbord und im Bereich der großen Hauptlobby achtern. Da zudem die große Achterlounge – außer für die aufpreispflichtigen „Cirque du Soleil“-Vorstellungen (die wir nicht besucht haben) – nur wenig genutzt wird und diese zudem sehr „kalt“ daherkommt, mangelt es einfach an den von früheren MSC-Schiffen bekannten großen Bars und Lounges. Auch gibt es keine Kaffeebars mehr vor den Restaurants.
Der Spa-Bereich liegt – wie auf vielen Neubauten der letzten paar Jahre üblich – nicht mehr hoch oben im Schiff, sondern vorn auf Deck 7. Der (ziemlich kleine) Fitness-Bereich ist separat auf Deck 16 zu finden. Ein Joggingtrack liegt ebenfalls dort, wird aber tagsüber mit Liegestühlen ziemlich zugestellt. Von den wenigsten Passagieren gefunden wird die Außenpromenade auf Deck 7 – die Sicht ist dort aber meist von Rettungsbooten verstellt und sie ist nicht umlaufend (achtern und mittschiffs unterbrochen – vorn kann man herumlaufen).

Die Kinder waren sehr angetan vom Wasser- und Kletterpark auf Deck 19. Mir persönlich war das Wasser zu kalt und der Kletterpark ist nett, aber z.B. nicht mit dem auf den neuesten NCL-Schiffen vergleichbar. Den Vorwurf, MSC habe sich bei diesem Schiff bei diversen Mitbewerbern tolle Features zusammengeklaubt, setze sie aber nicht so gut um wie diese, mag man erheben können – aber wer versucht das Rad neu zu erfinden, kann auch gewaltig auf die Nase fallen (siehe „Norwegian Epic“).

Kabine
Wir hatten tatsächlich die zum Buchungszeitpunkt letzte Vierbett-Kabine bekommen und hatten daher keinerlei Auswahl in Sachen Kategorie und Lage: Es wurde also eine Bella-Innenkabine, die niedrigste Kategorie an Bord. Unsere Kabine 8011, vorn auf Deck 8, lag alles andere als ideal, weil neben einem Crewtreppenhaus. Das hörte man zwar – ebenso wie die Shows zwei Decks tiefer! – aber nicht so sehr störend wie schon mal erlebt. Die Kabine war eher schmal, aber langgezogen mit ausreichend – aber auch nicht mehr! – Schrankraum (dummerweise fehlten in einem Schrank alle Bügel und der Kabinensteward bekam es nicht hin Ersatz zu finden) und zwei Oberbetten, die komplett in der Kabinendecke verschwinden können. Safe und Minibar sind selbstverständlich, auch einen interaktiven Fernseher in vernünftiger Größe gibt es. Die Betten sind mit guten Matratzen ausgestattet sowie mit „richtigen“ Bettdecken. Die Zeiten des Wolldecke-Laken-Albtraums sind also endlich vorbei! Das Bad ist kompakt, bietet dafür aber einiges an Stauraum. Die Dusche (Grohe-Armaturen wie am Waschbecken) verfügt über eine Glastür. Wir waren mit der Kabine zufrieden.

Essen & Trinken
Wir hatten einen Vierertisch im Panorama-Restaurant zugewiesen bekommen, saßen also alleine. Es fällt auf, daß die Tische scheinbar etwas weiter auseinanderstehen als früher (oder liegt das an mir – keine Ahnung!). Im Vorfeld hatte ich Berichte gelesen, daß die Speisekarte deutlich verkleinert worden sei / weniger Auswahl biete. Ja, das ist so. Auch gelesen hatte ich, daß die Portionsgrößen so klein seien, daß man nicht satt werden könne. Das halte ich, mit Verlaub, für Unsinn. Erstens empfand ich persönlich die Portionsgrößen als angemessen und zweitens kann man ja soviel bestellen wie man will. Auch da hatte ich Abweichendes gelesen, aber bei unserem Kellnerteam war es kein Problem, beispielsweise mehrere Gerichte aus dem Bereich Vorspeisen, zwei Desserts oder auch das Pasta- oder Risotto-Hauptgericht als kleinere Portion als Vorspeise zu bestellen. Für die Kinder gab es eine täglich wechselnde Karte (was anderswo nicht selbstverständlich ist!) und für Groß und Klein einige Standardgerichte, die jeden Tag verfügbar waren. Die Essensqualität empfand ich als gut und auf einem Level mit anderen Reedereien dieses Segments. Das war eine positive Überraschung.

Eine zweite erwartete uns im Büfettrestaurant: Auch dort war die Qualität gut, wenn auch die Auswahl im Vergleich etwas klein ist. Hervorragend geschmeckt hat mir persönlich der an Bord hergestellte Mozzarella – der zwar aus Kuhmilch ist, aber weit besser schmeckt als jeder Kuhmilchmozzarella, den ich bis dato gegessen hatte. Auch die Pizza (ja, ich mußte probieren – trotz KHs) war sehr gut – natürlich besonders, wenn sie direkt aus dem Ofen kam. Ansonsten ist die Aufteilung der Büfetts etwas nervig, weil sich zwar die verschiedenen „Stationen“ wiederholen, aber nicht an der „Wiederholung“ die exakt gleichen Dinge angeboten werden. Um wirklich alles zu sehen (und probieren zu können), muß man daher das gesamte riesige Restaurant ablaufen. Fand ich jetzt nicht schlimm, aber es war schon etwas nervig, daß bestimmte „Kinderfavoriten“ mal da, den nächsten Tag dort, dann wieder hier usw. lagen. Sehr negativ aufgefallen ist mir die Beschilderung. Zwar ist diese überall am Spuckschutz angebracht, allerdings oft scheinbar willkürlich für die entsprechende „Station“, d.h. das Schild zeigt zwar, was es an dieser Station gibt, aber das muß nicht das sein, was direkt darunter steht. Und so erwischte ich einmal (gezuckerten) Fruchtjoghurt (der optisch nicht vom puren zu unterscheiden war), da die Schilder vertauscht waren. Das gleiche bei den zuckerfreien Desserts. Da mußte man immer nachfragen, da meist – trotz Schild – nicht zuzuordnen.
Besucht haben wir auch das Teppanyaki-Restaurant. Die Show war gut, das Essen auch (nicht selbstverständlich, wie ich aus Erfahrung weiß!), der Preis in diesem Fall angemessen.
Die Nebenkosten sind durchaus fair, gerade wenn man mit einigen US-Reedereien vergleicht. Wir hatten Wasser- und Softdrink-„Zettelpakete“ im Voraus gebucht und erhielten sie beim Check-in. Auf der Promenade haben wir uns auch mal ein Eis gegönnt (auch ich, ja). Zwei Kugeln für EUR 3,50 klingt teuer, aber die Kugeln sind riesig und das Eis sehr, sehr gut. Ich empfand den Preis daher als fair. Und man darf ausdrücklich vorher probieren!
Service
Ich möchte vorwegschicken, daß ich bei MSC – und das nicht nur auf einer Reise – in der Vergangenheit wirklich teilweise grottenschlechten, unverschämten, rotzfrechen und schlicht indiskutablen Service erlebt habe, auf einer Reise nahezu flächendeckend. Meine Erwartungen waren entsprechend so weit unten wie überhaupt nur möglich. Auf Basis dessen (!) hat MSC die Erwartungen deutlich übertroffen. Es gab nur einen einzigen „Aufreger“-Moment auf der gesamten Reise (und nicht dutzende pro Tag), bei dem ein gehöriges Maß an Gleichgültigkeit, Faulheit, und freches Lügen durchkamen. Ansonsten war der Service bei weitem nicht fehlerfrei, aber – und das will in meinen Augen etwas heißen – in Ordnung. Wir hatten den vermutlich langsamsten Kabinensteward, den ich je erlebt habe. Aber er war freundlich und verlangte nicht jeden Abend um 22:30 Uhr energisch Zugang zur Kabine, in der schon die Kinder schliefen, wie auch schon bei MSC erlebt. Es dauerte dann manchmal aber auch bis zum Nachmittag, bis die Kabine gemacht war – und das nicht übermäßig gründlich. Unser Hauptkellner im Restaurant war eher wortkarg – keine Begrüßung, brummel-brummel usw. – im Laufe der Reise taute er etwas auf. Der Assistent war in dieser Hinsicht besser, der Service war dann am Ende auch in Ordnung. Grundsätzlich waren wir daher – auch angesichts unserer Erwartungen – wirklich zufrieden. Gleichwohl bleibt der Service bei MSC ein Schwachpunkt, das muß ich von der professionellen Warte aus schon anmerken.
Unterhaltung
Hier haben wir relativ wenig an Anspruch genommen. Wir haben die Zaubershow und „Virtual“ (eine moderne Show, die unser handygesteuertes Leben auf die Schippe nimmt) gesehen, die beide recht gut waren. Da hat MSC gegenüber den US-Platzhirschen in Sachen Bordunterhaltung viel zugelegt, kommt aber natürlich an echte „Kracher“ nicht heran. Laut und nervig war die (in erster Linie italienische) Animation am Hauptpool. Reservierungen von Shows über die „MSC for Me“-App funktionierten übrigens gut.

Ein besonderes Highlight
Für den Abend des 22. Oktober 2017 hatte MSC Cruises ein besonderes Ereignis geplant: Die drei Schiffe "MSC Fantasia", "MSC Orchestra" (ohne Passagiere, da eigentlich auf dem Weg zur Werftzeit in Marseille) und "MSC Meraviglia" fuhren von Genua aus in enger Formation an der Küste entlang, was aus der Luft festgehalten wurde - zu sehen z.B. hier. Ich habe ja schon viel erlebt, aber das war ein besonderes Ereignis, an das ich mich noch lange erinnern werde!


Fazit
Es dürfte ja durchgeklungen sein, daß ich kein ausgesprochener MSC-Fan bin. Diese Reise hat mich allerdings zu einem gewissen Teil mit dieser Reederei versöhnt. Das Essen hat sich deutlich gebessert und ist inzwischen konkurrenzfähig. Auch der Service ist besser, wenn ich persönlich diese Verbesserung auch gegenüber dem niedrigstmöglichen Niveau sehe. Man wird im Grunde überall ordentlich bedient und wie ein Gast (und nicht wie die Pest!) behandelt. Das sollte allerdings auch selbstverständlich sein. Daß dies einer gesonderten Erwähnung bedarf, spricht halt auch schon wieder für sich. Aber genug der „Meckerei“. Vermutlich werde ich jetzt eh wieder belehrt werden, daß ich einfach nur zu dumm bin, perfekten Service zu erkennen.

Wir würden jedenfalls MSC wieder für einen Familienurlaub wählen, wenn uns Schiff, Route und Preis ansprechen. Allerdings wäre MSC für uns sicher nicht die erste Wahl, aber angesichts der „Mondpreise“, die einige US-Reedereien zuweilen aufrufen, rückt MSC dann auf eine gute „Nachrücker-Position“ vor. Letztlich zählt eines: Man sollte zufrieden aus seinem Urlaub zurückkehren. Und das können wir in Bezug auf diese Reise mit der „MSC Meraviglia“ – trotz aller Kritikpunkte – nur bejahen.
