Reisebericht MSC Armonia 18.10. - 29.10.2008

Kreuzfahrten mit Explora Journeys und MSC Cruises
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luckner
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Reisebericht MSC Armonia 18.10. - 29.10.2008

Beitrag von luckner »

Hallo Kreuzfahrtfreunde,

nachdem das postcrusiale Erschöpfungssyndrom langsam abklingt, versuche ich ein paar Zeilen zu unserer diesjährigen 12-tägigen Mittelmehrtour
formulieren.

Anreise und Einschiffen: Wir - ein Ehepaar (48,44) mit drei Kindern (11,8,3) aus dem Havelland - reisten mit dem Autozug Berlin- Verona (380 €) erholsam über Nacht nach Italien. Von Verona waren es nur noch drei Stunden nach Genua, wo wir nach erst nach einigem Hin und Her (ungeachtet der von mit zuvor konsultierten Anreisehinweise im Internet) den Weg zur Armonia fanden und unser Auto gegen Aushändigung eines Zettels und Zahlung von 120 € den Mitarbeitern der Garage "Ponte dei Mille" anvertrauten. Kurz nach uns erreichte auch der der Bus mit meinen Schwiegereltern von Mailand kommend den Hafen, sodass wir gemeinsam einchecken konnten. Schwiegereltern hatten über MSC die von ihnen als strapaziös empfunde Anreise gebucht (Flug am frühen Morgen von Düsseldorf über Frankfurt nach Mailand für 370 € pro Person). Das Einchecken ging schnell und zunächst reibungslos vor sich. Wir freuten uns, dass es trotz getrennter Buchung mit dem gemeinsamen Tisch geklappt hatte. Allerdings wurden unsere Bordkarten bei der Einlasskontrolle sofort wieder abgenommen und wir wurden ohne Erklärung zur Rezeption eskortiert. Dort wurden wir nochmal fotografiert und wiederum ohne irgendeine Erläuterung oder Entschuldigung uns sodann neue Bordkarten ausgehändigt.

Die Tour: Wir verließen Genua bei angenehm temporierten sonnigen Wetter mit Kurs auf Neapel, das wir am nächsten Mittag erreichten. Zuvor genossen wir noch einen schönen Blick auf die Insel Ischia. Neapel erkundeten wir individuell und waren durchaus angetan vom historischen Erbe dieser Stadt. Auf eine Stadtrundfahrt mit den HoHo-Bussen, die z.B. vor dem Castell Nuovo angeboten wurde, verzichteten wir jedoch, weil sich das ausschließlich als 24-Stunden-Ticket verkaufte Angebot für uns aus Zeitgründen nicht gerechnet hätte. In unserem nächsten Hafen Catania versuchten wir eine individuelle Tour bei einem ortsansässigen "Fuhrunternehmer" nach Taormina zu buchen. Sie sollte für uns sieben nur 100 € kosten und mit einem Minibus durchgeführt werden. Der Minibsu entpuppte sich jedoch als Renault Clio und wir verzichteten deshalb auf diesen Ausflug. Stattdessen fuhren wir mit einem "Panoramabähnchen" für 5 € / p. durch das barocke Catania, das wir jedoch nicht besonders ansprechend fanden. Wegen des diesigen Wetters bekamen wir in Catania auch den Ätna nicht zu Gesicht. Bei gutem Wetter erreichten wir am nächsten Tag Katakolon. In diesem durchaus ansprechenden Touristenort vertraten wir us etwas die Beine, auf eine Ausflug nach Olympia verzichteten wir. in der Nähe des Anlegers findet sich ein kleiner bewirtschafteter Kieselstrand, der empfohlen werden kann. Ein erster Höhepunkt der Reise erwartete uns am nächsten Tag auf Rhodos. Wir besichtigten die historisch und atmosphärisch beeindruckende Altstadt individuell. was ohne weiteres möglich war. Hier wären wir gerne länger als nur den halben uns zugestandenen Tag geblieben. Limassol - der nächste Hafen - bietet wenig Sehenswürdigenkeiten, hat jedoch einen sehr schönen Stadtstrand, der mit dem Bus Nr. 30 vom neuen Hafen aus, an dem die Armonia anlegte, in wenigen Minuten erreicht werden kann. Bei angenehmen Temperaturen (Wasser 25 und Luft 29) habe ich mich dort mit meinem Sohn vergnügt, während der Rest der Familie eine MSC-Tour nach Larnaka absolvierte. Mir wurde berichtet, es gäbe dort wenig zu sehen und die Tour habe sich nicht gelohnt. Die Fahrt mit dem Bus Nr. 30 zum Stadtstrand kostete für mich und meinen Sohn 1,50 € (einfach). Wer will, kann natürlich auch den von MSC angebotenen Shuttle-Bus für 7 € pro Person (hin und zurück) nehmen.

Am nächsten Morgen befanden wir uns bereits in Alexandria. Meine Frau bleib mit unserem Sohn an Bord der fast menschenleeren Armonia und genoß die ruhige Atmosphäre und den schönen Blick auf die Stadt. Der Rest der Familie hingegen brach - wie insgesamt 1600 der 2000 Passagiere - nach längerem Warten (bis der letzte der Bussse des Konvois voll war) im klimatiserten Reisebus nach Kairo auf. Nach drei Stunden erreichten wir die Pyramiden von Gizeh, die ausführlich - ebenso wie der Sphinx - besichtigt wurden. Die Fahrt ging dann weiter - an zahlreichen Slums vorbei - ins Zentrum von Kairo, wo zunächst die Saladin-Zitadelle besichtigt wurde. Dabei wurden wir Zeuge zweier Naturphänomene - Sandsturm und anschließend Regenschauer. Das späte Mittagessen wurde auf einem Restaurantschiff auf dem Nil eingenommen - die etwa einstündige Fahrt wurde etwas hochtrabend als Nilkreuzfahrt bezeichnet, sie gefiel uns aber sehr gut. Ingesamt entsprach die Tour voll unseren Erwartungen. Sie vermittelte optisch und auch verbal (durch die gut deutsch sprechende Reiseleiterin) einen interessanten und den Mitteleuropäer durchaus bedrückenden Eindruck von den Problemen des modernen Ägypten (Bevölkerungsexplosion)und insbesondere der 20-Millionen-Agglomeration Kairo. Die Stimmungslage der Ägypter lässt sich wohl am ehesten mit dem Bonmot "die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst" zusammenfassen. Was die Sicherheitslage angeht, so war dies für die Reiseleiterin kein "Thema". Militär und Polizei sind zwar präsent, ein gutes Sicherheitsgefühl hat sich bei mir aber nicht eingestellt, da Effizienz nicht gerade prägend für das Land ist. Man sollte also durchaus mit offenen Augen durchs Land gehen. Nach einem Seetag erreichten wir Heraklion. Die Stadt bietet kaum Attraktionen, ist aber einen Bummel durchaus Wert. Wer das unbedingt sehenswerte Knossos besichtigen will, kann das ohne weiteres auch individuell tun. Knossos ist nur 10 km von Heraklion entfernt und es fahren Linienbusse in Hafennähe ab. Das Wetterglück hat uns in Heraklion etwas verlassen, die Temperaturen lagen unter 20 Grad. In Civitaveccia - unserer letzten Station - empfing uns dann Dauerregen. Während Schwiegereltern sich für eine "große" MSC-Tour durch Rom entschieden, die von organisatorischen Schwierigkeiten auf Grund der an diesem Tag in Rom stattfinden Demos der Schüler und Studenten etwas beeinträchtigt wurde, kauften wir im Bahnhof von Civitaveccia ein BIRG-Ticket für 9 € /P., mit dem man nach Rom und in Rom unbegrenzt mit öffentlichen Verkehrmitteln einen Tag lang fahren kann. Die Tickets habe ich im Bahnhofskiosk (keine Schlange !) erstanden, nachdem der Automat gestreikt hatte und sich vor den Fahrkartenschaltern riesige Schlangen gebildet hatten. In Rom hatten wir dann durchaus Glück mit dem Wetter, der Regen hörte auf und es wurde sonnig. Wir besichtigten den Vatikan und tourten dann quer durch die Innenstadt zum Hauptbahnhof (Piazza Venizia, Forum Romanum). Leider konnten wir aufgrund der wenigen Zeit nicht alles sehen, was wir uns vorgenommen hatten. Wer viel sehen will, sollte so schnell wie möglich von Bord gehen (Aufgrund der desolaten Wetterlage in Civitaveccia hatten wir zuviel Zeit mit der Diskussion verbracht, ob wir wirklich nach Rom reinfahren sollten). Unabhängig davon sollte aber jeder im Blick haben, dass Rom nicht an einem Tag erbaut wurde und sicher auch nicht in ein paar Stunden besichtigt werden kann. Wir werden in jedem Fall in diese tolle Stadt zurückkehren. Insgesamt fanden wir die Route sehr interessant und können sie sehr empfehlen. Erwähnt werden sollte noch, dass auch die Rückfahrt von Alexandria nach Civitaveccia schöne "Seherlebnisse" bot. Interessant war insbesondere die Passage durch die Straße von Messina mit schönen Blick auf die Küste von Kalabrien. Im Abenddunst konnte schließlich auch der Vulkan Stromboli gesichtet werden.

Abreise und Ausschiffen: Wir kamen bei trostlosem Wettter in Genua an (Dauerregen). Das Ausschiffen verlief ohne Probleme und - von mir mit etwas bangem Herzen erwartet - bekamen wir auch unser Auto ohne Blessuren zurück. Die Rückfahrt im Dauerregen via Gotthard in den Schwarzwald, wo wir bei meiner Mutter für zwei Tage Station machten, ehe wir ins Havelland weiterfuhren, dauerte 12 Stunden und war ungemein stressig. Auch Schwiegereltern kammen erst spät in der Nacht wieder im Rheinland an. Die Bus- Flugrückreise war ebenso strapaziös wie die Hinreise. Obwohl sie in Mailand einen sehr späten Abflugtermin hatten, war es MSC nicht möglich, ihnen wie gewünscht einen Tagessauflug in Genua anzubieten. Insgesamt waren sie mit der über MSC gebuchten An- und Abreise nicht zufrieden. Für künftige Kreuzfahrten dürfte es sich wohl anbieten, Billigflüge in Kombination mit eine Vor- und Nachübernachtung zu buchen.

Schiff und Service: Mt den gebuchten Kabinen auf Deck 10 (Baslkonkabine) und Deck 8 (Innenkabine) waren wir sehr zufrieden. die Armonia ist natürlich kein so elegantes Schiff wie die Opera (vgl. den Reisebericht meines alter ego "aurorus" unter "msc opera 22.7. - 29.7" im "alten" Forum). Während die Opera durch kühle Eleganz besticht, weist die Armonia (aufgrund der vorherrschenden Brauntöne) eine gewisse, mir aber durchaus genehme Gemütlichkeit auf. Allerdings zeigt sich ihr "hohes Alter" gelegentlich in Abnutzungserscheinungen, etwa bei den Polstern. Am schlimmsten ist es in der Starlight Disco, die Sitze auf der linken Seite können nur als zerschlissen bezeichnet werden. Insgesamt gesehen ist die Armonia aber durchaus gut in Schuss.Was den Service angeht,so ist zu differenzieren. Unser Chefkellner Putra und seine Boys im Restaurant Marco Polo machten einen Superjob, hier gibt es wirklich nichts auszusetzen. Mit der Qualität der Speisen waren wir zufrieden. Das meiste schmeckt, manches ist vorzüglich und natürlich gibt es auch mal "Ausreißer" nach unten. Insgesamt ist die Küche zu loben. Etwas einfallslos fand ich freilich, dass die Speisekarte weitgehend oder gar völlig identisch mit der von 2007 auf der Opera. Wer die Küche kritisiert, sollte sich mal die Frage stellen, ob bei dem von MSC genommenen Preis wirklich mehr erwartet werden kann. Ich meine, nein. Kritikwürdig ist allerdings der Umgang mit MSC-Clubmitgliedern. Dass man sich als solches bei der Einschiffung oder an Bord registrieren lassen muss, um die wenigen Vorteile in Anspruch nehmen zu können, wird nicht publik gemacht. da muss man erst mal drauf kommen. Geht man doch davon aus, dass der bei Buchung mitgeteilte MSC-Club"status" an Bord bekannt sein müsste. Bei der Rezeption gibt es Licht uind Schatten. Insgesamt wurde man zuverkommend,ausgesprochen freundlich und kompetent behandelt. Allerdings gab es auch Ausfälle. Es kann vorkommen, dass die Plastikarmbänder für die Kinder nicht - wie vorgesehen - in der Kabine bereitliegen. Allerdings sollte dann eine entsprechende Reklamation auch umgesetzt werden, was eben erst im 2. Anlauf erfolgreich war. Nicht unbedingt souverän zeigte sich die Rezeption auch im Umgang mit einer falschen Auskunft. Hatte ich mir doch in den an der Rezeption ausliegenden Stadtplan von Limassol den Anlegepunkt des Schiffes eintragen lassen. Man trug den alten Hafen als Standort ein, richtig wäre der neue gewesen. Nachdem ich dies während meines Landgangs bemerkt hatte, wies ich die Rezeption auf die fehlerhafte Auskunft hin. Antwort: Ich hätte mich ja nicht danach richten müssen, denn ich hätte ja den Shuttle-Bus nehmen können. Der Kabinenservice war gut. Allerdings respektierte der Steward nicht immer das rote Schild. Das Unterhaltungsangebot an Bord, insbesondere die abendlichen Shows, fanden wir ansprechend. Kritisch ist nur anzumerken, dass das Tagesangebot doch bisweilen sehr auf die italienische Kundschaft zugeschnitten war.

Kinder: Kreuzfahrt mit Kindern ist eine tolle Sache und unsere Kinder haben es auch diesmal sehr genossen. Dass die Kinder bei MSC "frei"sind, ist der Wettbewerbsvorteil dieser Reederei. Wir hatten erstmals unseren dreijährigen Sohn dabei und es hat auch ihm sehr viel Spaß gemacht. Beim Abendessen verhielt er sich durchaus manierlich. Das Problem liegt jedoch woanders. Wer sich mit dem Gedanken trägt, ein Kind in diesem Alter mit zu nehmen, sollte bedenken, dass es rund um die Uhr überwacht werden muss. Die Reling auf Deck 6 und 11 ist frei zugänglich und Kinder in diesem Alter sind unberechenbar. Für die Eltern (und Großeltern) bedeutet dies schon einen erheblichen Aufwand und eine gewisse Anspannung. Trotzdem, wir haben es nicht bereut und würden den quirligen kleinen Mann wieder mitnehmen. Die Besatzung hat sich im Übrigen liebevoll um ihn gekümmert, er hatte einen gewissen Starstatus. Die Kinderbetreuung haben wir wenige Male in Anspruch genommen. Sie ist grundsätzlich in Ordnung. Eine deutschsprachige Betreuung darf dabei nicht erwartet werden. Eine gewisse Restüberwachung empfiehlt sich bei kleinen Kindern auch dann, wenn man sie bei den Kinderbetreuern abgegeben hat (etwa wenn von dort ein Ausflug auf das Deck geplant wird).

Fazit: Insgesamt war es eine rundum gelungene Reise. Es wird für uns nicht die letzte Kreuzfahrt bleiben.
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