Ins neue Jahr mit MS Edelweiss

Nicht nur auf hoher See kann man die Annehmlichkeiten einer Kreuzfahrt genießen, sondern auch auf Flüssen, Seen & Kanälen
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Rhein
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Ins neue Jahr mit MS Edelweiss

Beitrag von Rhein »

Schon lange habe ich keinen Bericht mehr über eine Kreuzfahrt geschrieben. Was einem hier im Forum so alles an den Kopf geworfen wird, wenn man einen Reisebericht schreibt …… Nur zu Thurgau Travel finden sich bisher kaum Berichte hier im Forum und so wage ich es dann doch mal wieder.

Wie kam ich eigentlich dazu, bei Thurgau Travel zu buchen? Gute Frage!
Kreuzfahrten über den Jahreswechsel sind meist recht teuer. In den letzten Jahren aber gab es doch im Spätsommer / frühen Herbst meist interessante Angebote. Zumindest für die mich interessierenden Fahrten auf dem Rhein gab es solche Angebote 2015 nicht. Ganz im Gegenteil, als ich im August buchen wollte, waren sowohl die Reise mit Plantours als auch alle Reisen mit Phönix ausgebucht. Wenige Tage zuvor waren jeweils noch etliche Kabinen frei …….
So blieb nur die Reise, die mich ohnehin am meisten interessierte, mit MS Edelweiss der Thurgau Travel von Basel nach Breisach und Strabourg. Weil mir der Aufwand zu groß war, nach der Probefahrt mit der Mein Schiff 4 erneut nur für wenige Stunden meine Koffer zu packen, entschloß ich mich, zwei Fahrten hintereinander zu buchen. So gab es dann auch wenigstens noch einen Tag Aufenthalt im wunderschönen Basel.

BUCHUNG
„Mein“ Reisebüro konnte die Fahrt leider nicht buchen, da man keinen Vertrag mit Thurgau-Travel hat. So buchte ich dann die Fahrt ausnahmsweise via Internet direkt beim Anbieter – nach 30 Fahrten war das erst die dritte Onlinebuchung. Aber das Programm war einfach und die Buchung in wenigen Minuten erledigt. Nachdem ich die Anzahlung der Reise in Euro überwiesen hatte, weil der Automat meiner Bank keine Überweisungen in Fremdwährungen vornimmt, bekam ich eine nette Mail aus der Schweiz, ich möchte doch bitte die Restzahlung in Franken tätigen – da hätte man es beim Unternehmen einfacher. Aber bis ich bei meiner Bank mal einen Überweisungsträger bekam für Fremdwährungen …. :nono:

ANREISE
Mittlerweile habe ich seit wenigen Jahren bei fast jeder Kreuzfahrt Schwierigkeiten mit der Anreise. Irgendwas läuft immer schief. Dieses Mal begann es bereits zu Hause. Am Vorabend bestellte ich bei einem Taxiunternehmen einer Bekannten aus Schultagen einen Wagen für 8h45 am Folgetag, Sonntag den 27. Dezember. Um 8h50 war noch kein Auto vor der Haustür. Ich rief erneut an. Der Nachtdienst hatte meine Anfrage nicht weitergeleitet und aktuell sei kein Taxi frei – toll. Sie rief bei Mitbewerbern an, doch dort ging niemand ans Telefon. Also schickte sie kurzerhand ihren Mann, der uns mit 80 km/h durch die Ortschaft zum Bahnhof brachte. Wir stellen unsere Koffer am Bahnsteig ab, als unser Zug pünktlich einläuft. Das ging gerade nochmal gut…. Der Rest der Bahnfahrt lief reibungslos. Dank hervorragender Beschreibung in den Reiseunterlagen, finden wir die Tram in Basel direkt und sind in wenigen Minuten von der Haltestelle am Schiff. Meine Mutter und ich stehen vor geschlossenen Türen. Planmäßig beginnt die Einschiffung eben auch erst viel später. Es ist sonnig und so nehmen wir auf einer Parkbank Platz. Nach wenigen Minuten kommt der Kapitän höchstpersönlich und bittet uns auf das Schiff – da wäre es doch wärmer und gemütlicher. :thumb: Im Salon nehmen wir Platz und genießen die tolle Aussicht auf Basel.
Die Einschiffung erfolgt weit vor der angegebenen Zeit und so bleibt noch Zeit für einen Spaziergang durch das weihnachtlich geschmückte Basel und eine Tasse Kaffee zum aufwärmen. Vorher gab es noch Kaffee und Kuchen an Bord, wobei der Kuchen teilweise aufgetaute Convenience-Ware war. Eine halbe Stunde vor dem Abendessen eine kleine Sicherheitsübung und allgemeine Hinweise. Kurzweilig vorgetragen vom deutschen Kreuzfahrtdirektor und der Reiseleiterin aus der Schweiz. Mit Ausnahme des aus den Niederlanden stammenden Schiffsführers kam das übrige Personal ausschließlich aus Asien und vor allem aus (Süd-) Osteuropa. Allesamt waren ein Vorbild in Sachen Freundlichkeit und Service!
Da unsere Kabine auf dem Hauptdeck lag, befand sich unser Speisesaal auf dem Unterdeck. Leider kam Tageslicht hier nur durch Schießscharten in der Bordwand herein, keine Aussicht möglich – sehr schade! Zudem saß man sehr dichtgedrängt. Gemütlich ist etwas anderes …
Auch nach dem Abendessen machte ich mich zu einem kurzen Spaziergang durch Basels Innenstadt auf, die wie ausgestorben war.

Montag, 28.12.2015 – Breisach
Am frühen Morgen verlassen wir Basel und gleiten in Richtung Breisach, wo wir gegen Mittag ankommen. Das Mittagessen wird in den Restaurants serviert, Salate gibt es am Büffet. Wer keine Lust hat, ins Restaurant zu gehen, kann eine kleine Auswahl der Mittagsgerichte in Form eines winzigen Büffets auch im Salon zu sich nehmen.
Direkt nach dem Mittagessen wollen wir den sonnigen Tag genießen und machen uns auf ins Städtchen. Alternativ hätten wir auch zum Weihnachtsmarkt nach Colmar einen Busausflug machen können, der bereits im Reisepreis enthalten war!
In Breisach aber treffen wir auf eine fast menschenleere Stadt. Alle Geschäfte sind geschlossen. Alle Geschäfte? Nein, Filialen einer Drogeriekette und eines Billig-Klamottenladens haben offen. Typisch deutsche Kleinstadt, tagtäglich jammern die Geschäftsleute, dass alles nur noch auf der grünen Wiese oder im Internet einkauft, dabei steht man meistens vor verschlossener Tür. Wir schauen uns das Münster an und genießen den herrlichen Ausblick in die Vogesen und auf den Kaiserstuhl. Apropos Kaiserstuhl. Wenn man schon mal hier ist, muß auch ein Glas Kaiserstühler Wein probiert werden. Denkste! Alle Weinstuben und Gasthäuser haben entweder Ruhetag oder haben aus irgendwelchen Gründen geschlossen. Kein Kommentar… :mad: So gehen wir vorbei an einem Viking-Kasten und der Royal Crown zur Edelweiss.
Dann genieße ich eben dort beim Abendessen mein Gläschen Wein. Übrigens bietet man auf der Weinkarte überwiegend deutschen Wein verschiedener Anbaugebiete entlang des Rheins (vor allem aus dem Rheingau) an und das zu akzeptablen Preisen.

Dienstag, 29.12.2015 – Strasbourg
Nachts brechen wir auf in Richtung Strasbourg. Durch die raumhohen Fenster bietet sich uns ein wunderschönes Schauspiel – der Rhein dampft! Wenn das Rheinwasser wärmer ist als die Lufttemperatur bildet sich an der Wasseroberfläche Nebel, der dann quasi verdampft. Immer wieder ein unvergleichlich schönes Schauspiel, besonders an sonnigen Tagen!
Durch die herrliche historische Schleuse fahren wir Richtung Innenstadt. Vorbei geht es an einem Großteil der Flotte von croisieurope, die bereits für die Silvesterfahrten vorbereitet wird. Den Anlegeplatz erreichen wir während des Mittagessens. Schon am Vortag werden wir darüber informiert, dass der Weihnachtsmarkt in Strasbourg wegen Terrorgefahr ausnahmsweise bereits an Heiligabend beendet wurde. Schade – auf den Weihnachtsmarkt hatte ich mich riesig gefreut, ist er doch der schönste, den ich bisher besucht habe. Alternativ bietet man wiederum einen kostenlosen Ausflug an – dieses Mal nach Obernai zum dortigen Weihnachtsmarkt. Wer in Strasbourg bleiben will, kann die Ausflugsbusse nutzen und wird gratis zur Innenstadt gebracht – toller Service, den wir gerne nutzen. Und so machen wir uns erst einmal auf zum Münster. Dort steht eine mehr als 100 Meter lange Warteschlange vor dem Portal. Wir bummeln lieber durch die proppenvolle Altstadt. Schon seltsam – man hört fast nur italienisch und das im Elsass …
Bei einer Kaffeerösterei genieße ich einen hervorragenden Espresso und danach wird noch etwas geshoppt…
Zurück zum Schiff geht es per Tram, die Fahrkarten wurden gratis auf dem Schiff verteilt! Heute ist Galaabend mit 5-gängigem Menü in Top-Qualität, allerdings sind 3 Stunden dann doch etwas ermüdend.

Mittwoch, 30.12.2015 – Basel
Nach dem Frühstück erreichen wir Basel – weit vor der vorgesehenen Zeit. Außer uns verlassen nun alle Mitreisenden das Schiff. Ich hätte nicht gedacht, dass wir die einzigen sind, die auch die Silvesterreise noch mitmachen.
Wir spazieren kreuz und quer durch Basels Straßen und Gässchen. Heute gibt es kein Mittagessen an Bord. Dafür gibt es bei Migros eine leckere Kalbsbratwurst und ein Stück Aprikosenwähe zum Dessert – beides in erstaunlich guter Qualität!
Nachmittags bzw. abends wiederholt sich das Schauspiel vom Anreisetag. Mit einem kleinen Unterschied: Gegen 21 Uhr verlassen wir bereits den alten KD-Steiger in St. Johann und verholen in den Hafen. Denn die Edelweiss will bereits nachts gen Breisach aufbrechen. Da die Abfahrt des Schiffs zu viel Lärm verursacht, darf zwischen 22 Uhr und 6 Uhr kein Schiff in St. Johann an- oder ablegen. Am neuen Liegeplatz im Hafen trifft man die perfekte Kulisse für jeden tatort. Leere Industriebetriebe, ein schlecht ausgeleuchteter Parkplatz und weit und breit niemand zu sehen außer ein paar dunkle Gestalten mit einem getunten BMW ….. Hier geht niemand mehr von Bord… ;)

Silvester
Heute erreichen wir Breisach bereits vormittags. Ein kostenloser Ausflug führt heute nach Obernai UND Colmar. Das ist uns etwas zu stressig. Da wir nur für kurze Zeit hier Station machen, bleibt es bei einem kurzen Spaziergang entlang des Rheins.
Auf einem fast leeren Schiff geht es Richtung Strasbourg. Zeit zum lesen, Landschaft schauen und ein Nickerchen in der Kabine zu halten.
Die KABINE ist für ein Flußkreuzfahrtschiff recht geräumig mit einem französischen Balkon, dessen Fensterfront fast die gesamte Höhe und Breite der Kabine einnimmt. Davor ein Doppelbett, dessen Hälften recht schmal geraten sind aber äußerst bequem sind. Stauraum hat es locker für eine 14-tägige Fahrt in den Schränken – sogar für meinen großen Koffer fand sich dort Platz. Nur für Kleinkram gibt es keinen richtigen Platz. Das Bad ist allerdings etwas knapp geschnitten. Unter der Dusche – mit Glaswand – ist genug Platz, nur die Toilette ist etwas eingezwängt zwischen Ablage und Dusche. Auch hier gibt es keinen Platz für den üblichen Kleinkram. Was das Design der Kabine angeht, deutlicher schöner gemacht als die meisten Hochseeschiffkabinen.
Am späten Nachmittag legen wir wieder in Strasbourg an, wo die Ausflugsbusse schon auf das Schiff warten.
Abends gibt es ein köstliches 8-Gänge-Menü. Danach wird es etwas stressig, denn die Schlemmerei dauert wohl länger als gedacht. Bereits nach 22 Uhr beginnt die Crewshow. Auch wenn die meisten Programmpunkte von anderen Fahrten bereits bekannt sind, steckt die Freude der Mannschaft an dieser Abwechslung doch an. Langsam geht es auf Mitternacht und eilig werden allen Mitreisenden Gläser mit Sekt gereicht. Die Freude auf den Jahreswechsel steigt – bis man auf den Flachbildschirmen die ARD einschaltet – um die genaue Uhrzeit zu erfahren. Doch hier läuft nicht irgendein Silvesterstadl, sondern eine Live-Schaltung zum Münchener Hauptbahnhof – Terrorwarnung. Schlagartig war die Stimmung getrübt. Ein großes Feuerwerk in Strasbourg gab es auch nicht – dem Terror sei Dank … :(

Neujahr
Um 9 Uhr warten bereits 3 Ausflugsbusse auf uns – einer zu viel. Eine natürlich im Preis inkludierte Stadtrundfahrt erwartet uns. Wir nutzen die Gelegenheit, um die fast menschenleere Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Es ist neblig und so entsteht ein mysteriöses Bild der Stadt. So ist auch Gelegenheit, das Münster mit seiner wunderschönen Krippe in aller Ruhe zu besichtigen. Für die Rückfahrt gab es wieder ein kostenloses Tramticket, das allerdings überflüssig war, da die Automaten zum entwerten nicht funktionieren. Gegen Mittag legen wir wieder ab mit Fahrtziel Basel.

Samstag, 2. Januar
Etwas später als geplant treffen wir in Basel ein. Das Personal trägt sämtliche Koffer zum Terminal. Anschließend sind dann auch wir Fahrgäste dran und müssen leider das Schiff verlassen. Für eine Flußkreuzfahrt war das Durchschnittsalter der Passagiere übrigens erstaunlich jung – Vertreter aller Altersklassen machten die Fahrt mit.
Über die Bahnfahrt nach Hause schweige ich lieber …

Fazit: Normalerweise bin ich nicht derjenige, der immer wieder die gleiche Fahrt mit dem gleichen Schiff macht. Die Route war sehr interessant, das Schiff herrlich eingerichtet, Essen und Service waren top. Da könnte man glatt zum Wiederholungstäter werden. :wave:
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