So, jetzt ist meine Kreuzfahrt nach Holland und Belgien mit der MS Bellriva auch zu Ende, deshalb möchte ich einige (subjektive) Eindrücke schildern. Hier gab es ja schon einige Reiseberichte, ich möchte diese gerne nur durch meine Eindrücke ergänzen.
Die Bellriva ist ein älteres, aber gut gepflegtes Schiff. Da überwiegend nachts gefahren wurde, waren die Matrosen tagsüber immer mit dem Putzen des Schiffes und auch kleineren Ausbesserungsarbeiten (Lackieren) beschäftigt. Das zahlt sich natürlich aus. Andererseits merkt man natürlich an gewissen Kleinigkeiten doch das Alter des Schiffes. IMHO sind die Kabinen (auch für einen Flusskreuzfahrer) relativ klein und beengt. Heute würde man sie wohl größer bauen. Als die MS Italia in Dienst gestellt wurde (im Steuerhaus findet man immer noch die alte Namensplakette), wurde sie damals als 'Kabinenschiff' der KD als Inbegriff des Luxus von den Rheinanliegern bestaunt. Damals nur etwas für die 'oberen Zehntausend'. Die Niederländer fuhren damals noch Flusskreuzfahrten mit umgebauten Ex-Kohlefrachtern mit genieteten Rümpfen.... Heute können sich ja wesentlich mehr Menschen eine Kreuzfahrt leisten und das ist auch gut so. Aber es zeigt auch, wie sich im Laufe der Jahre auch die Ansprüche gewandelt haben.
Die Treppenaufgänge sind relativ schmal und steil und es gibt keinen Lift, nachträglich wurde nur noch ein Treppenlift zwischen Hauptdeck und Promenadendeck eingebaut.
Das Schiff hat mich an 'Erichs Lampenladen' erinnert, überall noch Glühbirnen in Hülle und Fülle.
Die Duschen sind relativ groß gehalten, da kommt selbst manche Hoteldusche in der Größe nicht mit. Dafür ist die Toilette aber wieder zu beengt. Falls die Dusche unbenutzt ist, können große Menschen ihre Beine zumindestens in der Dusche abstellen. Bei neueren Schiffen gibt es bereits Vakuum-Toiletten, bei der Belliva sind diese noch ganz konventionell mit Abfluss gebaut.
Das Schiff ist zwar klimatisiert, aber anscheinend ohne eine (elektronische) Steuerung. D.h. man kann nur regulieren, ob viel oder wenig kalte Luft in die Kabine geblasen wird. Ebenso ist es im Salon. Morgens (leer) war dieser empfindlich kühl, nachmittags (voll) war die Luft dann eher warm und stickig. Da macht sich dann das Fehlen einer elektronischen Lüftungssteuerung bemerkbar.
Es wurde überwiegend nachts gefahren, von unserer Kabine aus gesehen fuhr das Schiff auch sehr ruhig und leise. Andere Gäste haben da auch von anderen Erfahrungen berichtet. Das (elektrische) Bugstrahlruder 'rumpelt' auf jeden Fall durch das ganze Schiff. Das ist der Crew auch durchaus bekannt. Man hofft, beim nächsten Werftaufenthalt da evtl. Abhilfe schaffen zu können.
Aufgrund der teilweise beengten Verhältnisse ist das Schiff größeren und/oder breiteren Personen nur bedingt zu empfehlen. Ich würde zu einer Kabine auf dem Oberdeck mittschiffs raten. Durch die großen Panoramafenster wird die Enge der Kabine etwas kompensiert und durch das zu öffnende Oberlicht ist man nicht auf die Klimaanlage angewiesen. Es ist halt eben ein klassisches 'Kabinenschiff' und kein schwimmendes Hotel.
Die Ausflüge waren gut organisiert und der Preis angemessen. Angenehm auch, dass die Reiseleitung nicht 'auf Biegen und Brechen' diese Ausflüge verkaufen will, sondern z. Bsp. gehbehinderten Passagieren auch von einigen Ausflügen abrät. Hier gab es eine wohltuend objektive Beratung.
Besonders hervorheben möchte ich das überaus freundliche und hilfsbereite Personal. Ein Beispiel: bei der Einschiffung schleppte der Kapitän höchstpersönlich die Gepäckstücke über den Steiger ins Schiff. Die Leitungspositionen sind mit Niederländern, Deutschen und Österreichern besetzt. Die übrige Crew stammt überwiegend aus (Süd-)Osteuropa, kann aber recht gut deutsch. Selten habe ich so zuvorkommendes Personal auf einem Schiff erlebt. Teilweise waren die Kellner schon übereifrig, so musste ich öfters meinen Teller und das Besteck vor dem Abräumen 'verteidigen'.
Das Essen war gutbürgerlich und IMHO etwas höherwertig als die 3 Sterne des Schiffes anzusetzen. Die AllInklusive-Pauschale beinhaltete auch Softdrinks, Kaffee, Tee, Bier und den Hauswein. Und dies wurde von den Passagieren auch nicht 'ausgenutzt'. Eher im Gegenteil: die Bedienung fragte oft nach, ob man denn nicht noch etwas trinken wolle...
Auf dieser Reise waren 2 Kegelclubs und mind. 5 Passagiere mit einem Geburtstag an Bord, also ist das Schiff wohl auch in dieser Beziehung beliebt. Als Unterhaltungsprogramm gab es den (üblichen?) Alleinunterhalter, der nachmittages und abends zum 'Tanztee' aufspielte. Dazu noch ein abendliches 'Piraten-Buffet', bei dem die Crew (in Verkleidung) allerhand Schabernack mit den Paxen trieb. Glücklicherweise umfuhren wir nicht gerade das Horn von Afrika...
Noch einige Angaben zum Reiseverlauf und den Liegeplätzen:
Köln: hier liegt das Schiff an Steiger 4 (Viking Cruise Lines), nur 10 min. vom HBf entfernt. Den Weg sollte man auch möglichst zu Fuß gehen, denn der Steiger liegt in einer Fußgängerzone und unser Taxifahrer weigerte sich standhaft (wg. vorherigem Strafmandat), bis an den Steiger zu fahren.
http://maps.google.com/maps/mm?hl=de&so ... 9&t=h&z=17
Arnhem: hier liegt die Bellriva an der Rijnkade, nur wenige Schritte von der Innenstadt entfernt:
http://maps.google.com/maps?f=q&source= ... 17&iwloc=A
Amsterdam: auch hier ein günstiger Anlegeplatz (de Ruyterkade), direkt hinter dem Hauptbahnhof und in der Nähe des Kreuzfahrtterminals. Am Kreuzfahrtterminal lag die Azamara Journey, die mit Wasserfontänen der Feuerlöschboote begrüßt wurde. Neben der Bellriva lag das Schwesterschiff Britannia, welches für Nicko Tours eine ähnliche Route befährt.
http://maps.google.com/maps?f=q&source= ... 17&iwloc=A

Zwei 'Schwestern' seit' an seit'
Rotterdam: hier liegt das Schiff an der Rhijnspoorkade, ebenfalls am Steiger von Viking Cruise Lines, also etwas abseits der Innenstadt.
http://maps.google.com/maps?f=q&source= ... 16&iwloc=A
Gent: da es hier keinen Stadthafen gibt, liegt die Bellriva im Handelshafen am Rigakaai, leider hier 'right in the middle of nowhere'. Selbst Taxis benötigen hier eine geraume Zeit, um von der Innenstadt ins 'Industriegebiet' zu gelangen.
http://maps.google.com/maps?f=q&source= ... 16&iwloc=A
Antwerpen: Auch hier liegt die Bellriva am Kattendijkdok am Handelshafen, etwa 30 min. Fußweg vom Zentrum entfernt.
Bis auf Amsterdam lag die Bellriva immer solo an der Anlegestelle, diese Route ist also nicht so völlig 'überlaufen' wie die 'Rennstrecke' Passau-Wien-Budapest. Trotzdem legen öfters Flußkreuzfahrer in Antwerpen an:
http://www.portofantwerp.com/portal/pls ... 174010.PDF
http://maps.google.com/maps?f=q&source= ... 17&iwloc=A
Ein besonderes Erlebnis war die Fahrt auf der Oosterschelde von Gent nach Antwerpen. Dieser Schiffahrtsweg ist mehrere Kilometer breit und wird auch von Hochseeschiffen auf ihrem Weg zum Hafen von Antwerpen genutzt. Zudem herrschte dann noch Windstärke 6-8, weswegen auch das Sonnendeck gesperrt werden musste. Die Bellriva kam spürbar ins Rollen und der Rumpf wurde von mächtigen Wellenschlägen erschüttert. Trotzdem hielt sich das Schiff tapfer und konnte sogar einige andere Binnenschiffe überholen (musste dann aber auch einigen Hochsee-Containerfrachtern doch die Vorfahrt lassen). Da kam richtiges 'Seefahrt-Feeling' auf.
Die Berendrecht-Schleuse (größte Schleuse der Welt, Länge 500 m) wurde dann wieder gemeinsam genutzt:

großes Schiff und kleines Schiff, man sieht den Unterschied der Dimensionen...
Ausserdem wird im Anschluß praktisch der ganze Hafen von Antwerpen durchfahren, und der ist auch nicht gerade klein...
Nijmegen: hier liegt das Schiff dann wieder direkt an der Uferpromenade mit kurzem Weg zur Fußgängerzone.
http://maps.google.com/maps?f=q&source= ... 17&iwloc=A
Soweit mal mein Bericht. BTW: ohne jetzt Werbung betreiben zu wollen, aber bei der Reise wurde am Rande erwähnt, daß es dem Veranstalter wohl recht gut gehe und man deshalb kräftig an einer Erweiterung des Reiseangebotes arbeitet.
Viele Grüße,
- Karl-Josef