Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Dieser Sachverhalt ist ein wenig komplexer als es hier so einfach von Dir hingeschrieben wird - und wie es auch an anderer Stelle in diesem Forum von diversen Autoren immer wieder zu lesen ist. Die Entwicklung war vorhersehbar, in meinen Augen aus zweierlei Hauptgründen.Mario hat geschrieben: 03.02.2023 23:49 Eigentlich ein Wahnsinn wie Costa in allen Märkten von MSC verdrängt worden ist. Ich wüsste keinen Markt mehr wo Costa vorherrschend ist. Wirklich bewundernswert was MSC die letzten Jahre geschafft hat.
Erstens verfolgt die Carnival-Strategie schon seit Jahrzehnten keinen "paneuropäischen" Kurs mehr. Mit dem massiven Ausbau von P&O Cruises und AIDA auf den beiden größten Europäischen Kreuzfahrtmärkten GB und DACH fand im Gegenteil eine Regionalisierung statt. Deren neuen Schiffe müssen erstmal ausgelastet werden, da muss sich Costa Crociere eben unterordnen, und Michael Thamm als Chef der Costa-Gruppe ist sicher unverdächtig, irgendwelche Aktivitäten zu unternehmen, die AIDA schaden. Es ist auch für Laien ganz offensichtlich: die Europa-Flagge auf dem Bug der Costa-Schiffe (die Älteren unter uns Kreúzfahrern werden sich noch an sie erinnern) wich der Tricolori. Zurück zur "Italianita" sozusagen (was dem Produkt zumindest in Kulinarischer Hinsicht sehr gut getan hat) und somit eine selbstgewählte Verkleinerung zugunsten der Regionalmarken. MSC fährt den gegenteiligen Kurs, bietet jetzt das paneuropäische Produkt und greift auch auf dem US-Markt an - müssen sie ja auch, um ihre Einheiten auszulasten - was offensichtlich gut vom Kunden angenommen wird. Wobei mich persönlich die unendlichen - weil in gefühlt 25 Sprachen - runtergeratterten Durchsagen nerven.
Zweitens: wenn die größte Container-Reederei der Welt - ein Familienunternehmen, das keinerlei auf Rendite fixierten Aktionären Rechenschaft ablegen muss und dessen Umsätze das x-fache des börsennotierten Carnival-Konzerns betragen - beschließt, nun auch das größte Kreuzfahrtunternehmen der Welt werden zu wollen, wird sie letztendlich niemand daran hindern können. Das gleicht einem Kampf David gegen Goliath. MSC bezahlt seine Neubauten aus der Portokasse und die pandemiebedingten Verluste aus der Kreuzfahrerei sind für sie dank der irrsinnigen Gewinne aus der Frachtsparte Nasenwasser. Mit Geld gelingt zwar nicht alles - aber sehr vieles. Der Konsument spielt erfahrungsgemäß mit: wird ihm durch einen Newcomer ein brauchbares Angebot unterbreitet so wird er irgendwann mürbe - ich auch.
Anerkennen kann man das im Kreuzfahrtbereich Erreichte durchaus, aber "bewundernswert" ist am Aufstieg von MSC eingedenk dieser Tatsachen gar nichts, denn es ist letztendlich eine Auseinandersetzung mit völlig ungleichen Mitteln.
Abgesehen davon könnte Costa selbst natürlich schon besser dastehen, wenn sie nicht nach meinem Dafürhalten einige Fehler gemacht hätten: Unnötig viele Einheiten der hardwareseitig wenig reizvollen Concordia-Klasse. Viel zu langes Festhalten am schon vor Jahrzehnten mehr als angestaubt wirkenden Farcus-Design. Und ganz schlimm - die vollkommen uniforme und langweilige Kabineneinrichtung. So sieht es in den Unterkünften der Costa Diadema (von 2014, wenn ich mich nicht irre) doch tatsächlich gleich aus wie schon auf der Costa Atlantica, auf der ich 2001 meine erste eigene Costa-Reise machte. Da bietet nicht nur MSC erheblich mehr. Noch ein Fehler: der Abzug der Costa Luminosa. Mit ihr und der verbliebenen Costa Deliziosa boten sie (trotz Farcus- und Kabinendesign) hardwareseitig ein konkurrenzfähiges Produkt im Östlichen Mittelmeer.
Viele Grüße
Andreas