wir waren vom 09. bis zum 16.07. mit der Grandiosa auf der Norwegen Route und unserem 7 jährigen Sohn unterwegs. Viele Eindrücke decken sich mit dem Erfahrungsbericht von "timeless" in de Thead viewtopic.php?t=21785 Trotzdem möchte ich gerne ein paar Impressionen teilen und habe zum Schluss noch ein paar grundsätzliche Fragen zur Entwicklung der Kreuzfahrten bei MSC. Ich habe bereits mehr als 15 Kreuzfahrten hinter mir, mit MSC war es jetzt die vierte Reise - zuletzt 2019 mit der Meraviglia.
Buchung: Gebucht hatte ich im April über die deutsche MSC Webseite - für meine Verhältnisse also relativ früh. Es sollte mir auch zum Verhängnis werden, denn zwei Wochen später hätte ich die gleiche Reise für 600 Euro weniger buchen können. Das ist schon eine Hausnummer. Der Versuch mit MSC über ihre Bestpreisgarantie zu sprechen ist aussichtslos. Der Preis ist sogar im weiteren Verlauf weiter gefallen. Gebucht hatten wir das Fantastica Paket. Ich hätte gerne wieder Aurea genommen, das Preis/Leistungsverhätlnis hat leider nicht mehr gepasst. Beim letzten Mal war noch das Easy Getränkepaket enthalten. Sehr schade, so mussten wir auf das My Choice Dining verzichten.
Anreise und Parken: Unser Check In Slot war 12 Uhr. Wir sind vom Niederrhein in Richtung Kiel gegen 7:30 Uhr aufgebrochen. Da wir gut durchkamen waren wir auch schon um 11:45 am Hafen. Ein Parkplatz hatten wir vorab beim Port of Kiel direkt am Hafen für 119 Euro gebucht, würde ich jederzeit wieder so machen. Dank der kurzen Wege und des übersichtlichen Betriebes beim Check In waren wir auch schon um 12:30 auf dem Schiff. Corona Test und Impfzertifikat wurden sowohl vorab als auch beim Check In kontrolliert, Fieber wurde entgegen der Ankündigung nicht gemessen. Es lief also alles rund - nur die Wettervorhersage in Norwegen trübte unsere Freude etwas.
An Bord: Von der Crew hatten wir erfahren, dass etwas über 3.000 Gäste an Bord waren, das Schiff war also noch weit entfernt von der Maximalbelegung. Das war an Bord deutlich zu spüren. Sowohl auf den Kabinendecks (bei uns Deck 14) war kaum Betrieb und standen auch wenig Koffer vor der Tür. Im Buffet Restaurant war es zwar voll aber nie überfüllt. Entgegen der Pressemeldungen gibt es an Bord keinerlei Maskenpflicht mehr. Selbst im Theater war es nicht vorgeschrieben. Maskenträger waren in Summe auch Exoten. Nur die Crew hatte ständig ihre FFP2 Maske auf. Neu war die Sicherheitsunterweisung in Form eines Videos.
Was haben wir im Reiseverlauf so erlebt:
Tag 1 Kopenhagen: Wir sind erst gegen 10 Uhr vom Schiff gegangen, als der Großteil schon los war. Wir hatten auf den MSC Shuttle verzichtet. Am Schiff warten zwei Hopp On - Hopp Off anbieter. Wir hatten bei City Sightseeing letztendlich Tickets gekauft, die uns der "Verkäufer" für 25 Euro p.P. offeriert hatte. Kinder fuhren kostenlos mit. Hätten wir online gebucht, wäre es teurer gewesen - zumal Kinder ab 5 Jahre den halben Preis bezahlen. Das obligatorische Foto mit der Mermaid durfte auch nicht fehlen - das Teil ist aber so unspektakulär, dass wir erst mal googlen mussten wonach wir überhaupt suchen sollten

Tag 2 auf See: Es folgte auch schon der erste Entspannungstag auf See. Hier machte sich die geringere Belegung bemerkbar, in keinem der Bereiche war es entgegen der sonstigen Gepflogenheiten überlaufen. Als Animationsprogramm gab es Yoga zu allen Tageszeiten, Selfies, Tanzstunden, etc. Wirkliche Highlights waren nicht dabei. Ein ungewolltes "Highlight" kam gegen 21:00 Uhr in Form eines (vergleichsweise großen) Rettungshuberschraubers. Es folgte eine "medizinische Notausschiffung" eines Gastes oder eines Crewmitgliedes. Da es sehr windig war, musste der Heli mehrere Anläufe nehmen. Erst gab es den Versuch einer Aufnahme bei Fahrt, dann musste der Capitän das Schiff stoppen und in den Wind drehen. Letztendlich gelang es nach den vierten Anflug den Gast oder das Crewmitglied aufzunehmen.
Tag 3 Hellesylt: Hier hat man bei der Anfahrt nach Hellesylt erstmalig die Fjordlandschaft genießen können. Ein wirklich atemberaubender Anblick wenn man das zum ersten Mal sieht. In Hellesylt angekommen wollten wir eigentlich auf eigene Faust ein wenig in den Bergen wandern. Da es wettertechnisch sehr wechselhaft war und immer wieder regnete, haben wir uns nur im Ort ein wenig umgeschauen und sind ein wenig um den Wasserfall gelaufen. In den Regenpausen habe ich ein paar schöne Drohnenaufnahmen vom Fjord machen können. Nach dem Ablegen um 21 Uhr folgte ein Abstecher in den Geirangerfjord. Während wir in den Fjord eingefahren sind kam uns die Aida Prima entgegen, die in Geiranger an dem Tag lag. Hier konnte man wunderschön die Dimensionen des Fjords sehen. Die großen Pötte sehen darin doch wie Spiezeugschiffe aus. Die Fahrt durch den Geirangerfjord war das schönste, was ich jemals auf einer Kreuzfahrt erleben durfte. Zum Glück hat es nicht geregnet und wir konnten das Spektakel am Heck genießen. Kurz vor Geiranger dreht das Schiff und fährt wieder den Fjord zurück mit Kurs Alesund.
Tag 4 Alesund: Alesund ist eine kleine gemütliche Hafenstadt. Hier hatten wir es etwas ruhiger angehen lassen und haben die Stadt zu Fuß erkundet. Viel zu sehen gibt es aber auch hier nicht, da waren wir ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Letztendlich haben wir hier die Souveniers für die Liebsten zu Hause besorgt. Auf eine Fahrt mit der Bimmelbahn zum Aussichtspunkt haben wir verzichtet.
Tag 5 Flam: Die Einfahrt in den Fjord haben wir zu der frühen Uhrzeit nicht mitbekommen, an den Ort selbst hatten wir keine großen Erwartungen, da es ja nichts weiter geben soll. Wir waren dennoch positiv überrascht. Es war eine doch auf eine gewisse Art "herzliche" Atmosphäre, so als ob die Kreuzfrahrer dort gerne gesehen sind. Im Hafen konnten wir spontan noch eine 1,5 Stündige Speedboot Tour duch den Fjord buchen. Wir hatten das in den anderen Ortschaften auch versucht,scheiterten aber am Mindestalter von 14 Jahren. In Flam konnten Kinder ab 6 Jahren mitfahren. Ein sehr schönes Erlebnis, was ich jedem empfehlen kann. Im Anschluss haben wir noch eine 45 minütige Fahrt mit der Bimmelbahn durch Flam gemacht, danach kamen noch ein paar Drohnenaufnahmen und der Tag in Flam war auch schon vorbei. An einem fliegenden Souvenierstand haben wir noch eine norwegische Spezialität - einen Dreierpack Salami (Elch, Rentier und Wal) - gekauft. Wie ich heute erfahren hatte war das ein Fehler, da der Import von Walfleich in die EU streng verboten ist. Wir wurden zwar zu Hause nicht kontrolliert, aber wenn hätte es teuer werden können. Leider wird man diesbzgl. auf dem Schiff nicht informiert. Wenn ihr sowas kauft, lasst die Walsalami gegen eine andere tauschen. Beim Einstieg auf das Schiff wurde meine Drohne beschlagnahmt, da sie offenbar zu den verbotenen Gegenständen an Bord zählt. Hatte vorher zwar auch niemanden interessiert aber o.k.
Abfahrt war um 17 Uhr, drei Gäste kamen noch um 16:55 angerannt. Das war knapp, ist aber bei solch einem kleinen Ort schon eine Herausforderung zu Spät zu kommen

Tag 6 auf See: Der Seetag war im Prinzip so unspektakulär wie der erste Seetag. Ich hatte mir für den Tag die Schiffstout "Behind the Scenes" gebucht. Auch wenn man nicht ausschlafen kann, da sie bereits um 8 Uhr startet, ist sie absolut empfehlenswert für die, die sich für das Schiff und das Leben an Bord interessieren. Es gab zu sehen: das Theater, die Brücke, die Wäscherei, Lagerräume, Druckerei, die Hauptküche, diverse Creweinrichtungen und der Maschinenkontrollraum. Alles in allem hat die Tour 3 Stunden gedauert und 79 Euro gekostet. Vor drei Jahren habe ich die Tour auch auf der Meraviglia gemacht, dort allerdings ohne Brücke und Maschinenkontrollraum, dafür mit Yacht Club und Spezialitätenrestaurant. Dieses Mal war sie aber wesentlich umfangreicher, dafür auch 30 Euro teurer. Das Highlight schlechthin war natürlich der Besuch auf der Brücke


Man muss diesen Kontrast echt mal auf sich wirken lassen. Auf der einen Seite hat man die einfache, pragmatische und in tristem Grün gehaltene Welt für die Angestellten, geht man durch die "richtige" Tür, landet man in der glamourösen Welt der Passagiere.
Tag 7 Ausschiffung: Auch das war umproblematisch, wir konnten um 11:35 von Bord gehen und haben es uns den Vormittag noch auf dem Schiff gutgehen lassen, ein paar Cocktails getrunken und den Klettergarten bestiegen.
Alles in allem eine schöne Kreuzfahrt mit einer fantastischen Route, allerdings ohne wesentliche Higlights auf dem Schiff. Genau das führt mich zu der Frage, wie sich Kreuzfahrten - speziell bei MSC - entwickelt haben bzw. entwickeln. "Früher" hat sich eine Kreuzfahrt auch durch das gewisse Etwas von einem gewöhnlichen Urlaub unterschieden. Das waren entweder Serviceleistungen, spezielle Angebote oder kulinarische Highlights. Sowas habe ich alles auf dieser Reise vermisst. Gefühlt kommt immer weniger von dem an, was eine Kreuzfahrt mal ausgemacht hat, es ist vielmehr ein nüchterner guter Standard geworden. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll, daher mal ein paar Beispiele:
- Im Restaurant gibt es kein Zwischengang mehr "nur" drei Gänge (die Qualität der Speisen will ich jetzt nicht diskutieren)
- Kürzere Öffnungszeiten der Bedienrestaurants zur Führstücks- und Mittagszeit
- Die Menükarte wird jetzt schnöde als A4 Ausdruck gereicht - ohne Karteneinband (das könnte ggf. mit Corona zusammenhängen)
- Es gibt keinen Galaabend mehr
- Auf der Kabine wird nur noch die Bettdecke gefaltet. Früher wurde die Tagesdecke aufgelegt und am Abend wieder entfernt und die Vorhänge zugezogen
- Ab und an gab es mal ein gefaltetes Handtuch mit Figur auf der Kabine, jetzt kein einziges Mal erlebt
- Keine Kosmetiktücher mehr auf der Kabine
- Es gab mal zu diversen Anlässen oder Partys, Mottos, etc. diverse Sonderbuffets. Nichts dergleichen jetzt. Früher wurden auch gerne mal das Können der Konditoren präsentiert und ein schönes Kuchenbuffet aufgebaut, oder ein BBQ am Pooldeck veranstaltet...
- Obstfiguren oder Eisskulpuren findet man auch nicht mehr. Das ist alles sehr einfach gehalten
- Jetzt deutlich aggresiverere Verkaufsversuche für Pakete am ersten Tag, z.B. für Spezialitätenrestaurants - sogar beim Abendessen. Wir wurden nur am Tisch vier! Mal angesprochen
- Einfaches Animationsprogramm, besonders an Seetagen (Tanzstunde, Bingo, Selfie mit der Crew). Es gab früher mal Sushi Kurse, Pizza Workshops, etc.