Rhein hat geschrieben: 20.04.2021 21:47
Wie sieht es eigentlich finanziell be nicko aus? Droht wieder eine Insolvenz?
Innerhalb einer Woche kommen drei verschiedene Angebotsflyer und heute eine Beilage in der Tageszeitung. Muß man sich da Gedanken machen? Das kostet doch Unsummen an Geld und die Buchungen scheinen wohl nicht zu laufen ....
Interessante Ableitung: Wer viel Werbung macht, hat wenig Geld...
Ich kenne den Kontostand von Nicko nicht. Aber in 2020 war Nicko geradezu vorbildlich, was Rückzahlungen von Reisepreisen anging - da waren nur sehr wenige Veranstalter schneller. Auch Provisionszahlungen kamen nur um einige Tage später an, allerdings begründet in nachträglichen Preisreduzierungen aufgrund von Routenänderungen, die natürlich auch hier eine Anpassung bedingten. Mit der kleinen Verspätung wurde viel Hin- und Herbucherei auf beiden Seiten gespart, so dass das im Grunde zu begrüßen war. Nicko hat übrigens seit Jahren nicht nur die Kundengelder, sondern sogar die Provisionen gegen Insolvenz versichert. Und die Insolvenzversicherer schauen derzeit genauestens hin, wen sie zu welchen Konditionen versichern. Hier schreibe ich auf Erfahrung: Dank guter Prognose bin ich mit einer Prämienerhöhung um 'nur' 145 % bei unveränderter Sicherheitsleistung davon gekommen - ich kenne auch Kollegen, bei denen, neben einer Prämienerhöhung, auch eine um das 35-fache(!) gesteigerte Sicherheitsleistung gefordert wurde. Wer derzeit als Reiseveranstalter einen Insolvenzversicherer hat, dem vertraue ich weiter mein Geld an. Und nächste Woche wäre da eine Restzahlung an Nicko zu leisten.
Nicko war im vergangenen Jahr der erste Anbieter, der wieder Gäste an Bord begrüßen konnte - mit ausgefeiltem Hygienekonzept - und durchgefahren ist, bis Ende Oktober generell nichts mehr ging. Der World Voyager fährt bereits wieder und hat trotz verringerter Gästezahl aufgrund der Umroutung noch verfügbare Kabinen, die gefüllt werden wollen. Die Vasco da Gama steht an - selbst bei verringerter Passagierzahl umgerechnet auf die Größe anderer Nicko-Schiffe in der Dimension von fünf Schiffen üblicher Größe. Dazu ein Neubau auf dem Fluss mit der Nicko Spirit. Ebenfalls muss bedacht werden, dass Nicko nun auch im Bereich der Familien durchstarten will, wo man bisher gar nicht zu Hause war. Da braucht es Werbung, um das Produkt bekannt zu machen und viel mehr Schiffe als bisher zu füllen - und um zu zeigen, dass man 'da' ist und letztlich auch bereits wieder fährt, was viele andere Anbieter gegenwärtig eben nicht tun.
Nicko ist derzeit der Veranstalter, der klaren Willen zum Neustart zeigt und diesen auch kurzfristig verwirklichen könnte. Dafür werden - selten in der heutigen Zeit - Kataloge gedruckt, Flyer versendet, Werbung gemacht. Die hat es auch bitter nötig, denn abseits von vergleichsweise wenigen Kreuzfahrt-Enthusiasten glaubt die große Mehrheit, dass derzeit rein gar nichts auf der Welt fahren würde. Dass das grundsätzlich ein Trugschluss ist (auch wenn das Angebot durch Beschränkung auf einzelne Märkte derzeit überschaubar ist), weiß hier der geneigte Leser, aber viele andere eben nicht. Und das kann man derzeit kaum anders als über bezahlte Werbung verbreiten.
Gruß
Diddn