hier im Forum sind ja überwiegend User aktiv, die schon viele klassische Kreuzfahrten gemacht haben und diese Reiseform auch nach Corona wieder schnellstmöglich praktizieren wollen.
Die Gründe, eine Kreuzfahrt zu machen sind ja schon in vielen Foren und Medien genannt: Die Lust an einer Seereise an sich, gutes Essen, große Abendshows, viel sehen ohne Koffer packen zu müssen, etwas lernen wollen, Sicherheit in fremden Ländern, keine Sprachprobleme durch organisierte Ausflüge, medizinische Versorgung und nicht zuletzt Ziele zu besuchen die ohne Schiff kaum möglich sind.
Machen wir uns nichts vor: Viele Menschen buchen eine Kreuzfahrt sicher auch nur wenns billig ist oder weil sie einsam sind oder weil sie nicht wissen wohin mit ihrem Geld oder weil sie Langeweile haben, mit Urlaubsbräune angeben wollen oder oder oder...
Corona hat uns nun gezeigt, dass die Branche insgesamt gefährdet ist. Wir Vielfahrer kennen die ständigen Durchfall- und Grippeausbrüche an Bord, nehmen das Risiko bisher aber billigend in Kauf. Corona aber zeigt, dass es viel härter für diese Urlaubsindustrie kommen kann, nämlich durch „amtliches“ Zusperren von Schiffen, Häfen oder sogar ganzen Ländern aber auch durch Planungsunsicherheit und Verhaltensänderungen beim Buchen durch Kunden.
Ich persönlich glaube, dass die sehr großen Schiffe mit hoher Passagierdichte nach und nach vom Markt verschwinden werden. Es gibt immer weniger Häfen, die solche großen Schiffen hereinlassen wollen oder können. Die Vorteile, die genannt werden (gutes Essen, tolles Entertainment, niedrier Preis) kann ich auch an Land in guten Clubanlagen bekommen.
Mir scheint, die Zukunft gehört wieder kleineren Einheiten. Mehr hin zu „unbefleckten“ Destinationen statt zu den klassischen Großhäfen. Schiffe mit individueller Innenraumbelüftung wird den Kunden wahrscheinlich künftig wichtiger sein als die Frage, ob eine Eislaufbahn oder Kletterwände an Bord sind.
Ich persönlich finde darüber hinaus, ein guter Lektor an Bord ist bereichernder für eine Kreuzfahrt als ein meist drittklassischer Sänger. Dieser Aspekt ist mir aufgefallen, als ich erstaunt festgestellt habe, dass sehr oft bei Lektorenvorträgen viel mehr Gäste im Theater waren als bei Abendshows. Auf Ausflügen versuchen wir immer in den Bus zu kommen, in dem der Lektor mitfährt. Der weiß meist mehr als der örtliche Reiseführer
Auch Zodiacausflüge oder Wanderungen mit Lektoren der Expeditionsschiffe und Touren mit "local Experts" sind nicht zu vergleichen mit Standardbustouren des Massenmarktes.
Kurzum: Ich vermute, Kreuzfahrten werden künftig individueller, erheblich teurer aber auch nachhaltiger und umweltverträglicher.
Ich bin aber nicht naiv: Solange die sehr großen und meist noch sehr neuen Schiffen in Massen auf dem Markt sind, wird man natürlich versuchen, das „Vor-Corona-Konzept“ weiter zu hypen und mit verführerischen Preisdumpingangeboten versuchen, Kabinen zu füllen. Ob es Erfolg haben wird, wird wohl bis 2022 entschieden.
Ich bin gespannt - Euch allen Alles Gute für das Neue Jahr!

Tom