Stabilisatoren

Hier steht das Schiff als solches im Mittelpunkt.
Antworten
Robbe
5th Officer
5th Officer
Beiträge: 70
Registriert: 04.12.2007 08:41
Wohnort: Berlin

Stabilisatoren

Beitrag von Robbe »

Hallo liebe Kreuzfahrtgemeinde,
ich bin vor Kurzem von einer Fahrt mit der Alexander von Humboldt zurückgekommen und mir ist aufgefallen, dass dieses Schiff ungewöhnlich anfällig für Seegang zu sein scheint.
Im Ärmelkanal und auch noch danach hatten wir Seegang bis Stärke 7 und Wind bis Stärke 11 (laut Bordfernsehen).
Über mehrere Tage machte das Schiff, wie ich finde, ungewöhnlich starke rollende Bewegungen, obwohl das Meer nicht besonders aufgewühlt war. Selbst Passgiere der auf einer ähnlichen Tour fahrenden MS Astor meinten, dass unser Schiff aus der Ferne betrachtet erheblich auf und ab ging. Auch Teile des Servicepersonals waren der Auffassung, dass hier nachgebessert werden müsse, da der Service nur mit Schwierigkeiten von ihnen durchgeführt werden konnte. Der Kapitän erklärte, die Stabilisatoren seinen in Betrieb. Ohne sie wäre es noch viel schlimmer.
Lauf Phönix-Prospekt verfügt das Schiff über Stabilisatoren von Denny Brown. Bei der Albatros steht dort jedoch ergänzend Denny Brown Flossenstabilisatoren.
Meine Recherche hierzu verlief leider ergebnislos. Gibt es noch andere als Flossenstabilisatoren? Es interessiert mich deshalb, weil ich nächstes Jahr mit dem Schiff in arktischen Gewässern unterwegs sein werde, soweit das Schiff den Winter in der Antarktis überstehen wird...
Auch das Anlege- und Ablegemanöver mit dem Seitenstrahlruder verlief m. E. auffällig schwierig. Ist die Alexander von Humboldt vielleicht nur ein Schönwetterschiff? Sie soll ja Reisen mit "Expeditionscharakter" durchführen. Die Vorgängerin kam mir irgendwie stabiler und wendiger vor.
Gruß Detlef
Benutzeravatar
Garfield
2nd Officer
2nd Officer
Beiträge: 2735
Registriert: 18.09.2007 10:45
Wohnort: Schweinfurt/Main
Kontaktdaten:

Re: Stabilisatoren

Beitrag von Garfield »

Robbe hat geschrieben:... Gibt es noch andere als Flossenstabilisatoren? ...
Ja, gibt es, und zwar in Form von sogenannten Schlingertanks. Hier verfügt das Schiff über zwei Tanks (je einer an jeder Seite), die durch Rohre verbunden sind. Gerät das Schiff ins Rollen, kann der Fluss zwischen den Tanks reguliert bzw. verlangsamt werden, was wiederum die Rollbewegung dämpft.
Meines Wissens sind solche Schlingertanks allerdings eher selten, und auch die AvH dürfte wohl eher Denny-Brown-Flossenstabilisatoren besitzen; die sind nämlich wirksamer.

Allerdings gibt es auch bei Flossenstabilisatoren unterschiedliche Modelle, von einfachen, starr montierten Flossen angefangen bis hin zu mehrfach verstellbaren und computergesteuerten High-Tech-Kunstwerken. Es wäre also daher interessant, zu erfahren, womit die AvH ausgerüstet ist ...
Benutzeravatar
Gerd Ramm
1st Officer
1st Officer
Beiträge: 6639
Registriert: 12.09.2007 21:02
Wohnort: Hamburg

Re: Stabilisatoren

Beitrag von Gerd Ramm »

Hallo
ein Grund für das Seeverhalten ist auch die Größe des Schiffes. Ein kleines Schiff "fällt in jedes Loch" wie sich ein Kapitän ausdrückte. Astor 20 606 BRZ, AvH 15 400 BRZ.
Die Astorpassagiere, Jens möge mir verzeihen, neigen dazu, dies Schiff als non plus ultra zu sehen. Bei Seestärke 7 kommt jeder Pott in Schaukeln ob groß ob klein.
Obwohl mir das Anlegemanöver auch sehr lang vorkam, mal sehen, wie es bei meiner Reise im nächsten Jahr ist.
klausk
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 129
Registriert: 25.10.2007 20:33

Re: Stabilisatoren

Beitrag von klausk »

Hallo zusammen,
Stabilisatoren sind eher was fürs Prospekt und die Psyche. Bei starkem Seegang ab Seestärke 8,9, wobei dieser Wert sehr theoretisch ist, es gibt dafür keine Norm und man kann ihn auch nicht messen, sondern der wachhabende Offizier geht auf die Nock, schaut heraus, schaut über den Bug auf die Wellen und die Bewegung des Schiffes und sagt halt wir haben …. Seetärken, eher subjektiv das Ganze, werden die Dinger wieder eingefahren. Der Druck darauf wird zu groß, sie könnten beschädigt werden. Außerdem brauhen sie durch den Wasserwiderstand Treibstoff, so dass wir Passagiere gar nicht wissen, ob sie in Betrieb sind oder nicht. Vor jeder Revierfahrt in engen Gewässern müssen sie auch eingefahren werden.
Grundsätzlich gilt, jedes Schiff schaukelt früher oder später. Wann, wie und wie stark hängt von so viel Faktoren ab, aber natürlich, größere Schiffe schaukeln später, dafür muss man aber teilweise mit Schlägen an der Bordwand rechnen, das Schiff erzittert davon und man kann es an manchen Stellen lautstark hören. Das kommt von dem großen Widerstand, den der Schiffskörper den Wellen entgegensetzt. Das kleine Schiff macht die Wellenbewegung mit, und bewegt sich halt auf und ab. Aber auch die Wellenlänge spielt eine Rolle, die Rumpfform, die Aufbauten, etc. Also ruhig bleiben, keine Angst haben und das Spiel der Wellen mit dem Schiff beobachten, dann macht’s vielleicht sogar Spaß. Und immer dran. denken, das Schiff hält viel mehr aus, als wir Passagiere.
Gruß
Klaus
Antworten