Tja, dann waren wir zwei der Zweitausend, die vorab schon einmal auf einem Aida-Schiff gefahren sind.
Nach zweieinhalb bzw. über drei Jahren bewusster Aida-Abstinenz dachten wir, es ist an der Zeit, mal zu schauen, wie sich das Produkt entwickelt hat. Ein Tag erschien uns dabei vernünftig, um im wahrscheinlichen Falle des Nichtgefallens zu zu viel Zeit und Geld zu investieren.

Und so waren wir vergangenen Samstag früh nach Palma geflogen, waren rund 24 Stunden auf dem Schiff, und sind am Sonntag wieder zurück geflogen. Somit hatten wir die letzte der vier eintägigen Fahrten gebucht, für unumstritten günstige 99 € p. P. in einer Garantie-(Vario-)Balkonkabine.
Das Boarding an den ersten Tagen war wohl reichlich chaotisch mit stundenlangen Wartezeiten, wie auf diversen Kanälen im Internet zu lesen war. Aida Cruises hatte hier recht schnell reagiert. Zwei Tage vor Anreise erhielten wir abends eine SMS, dass der Check-in bereits um 8 Uhr (statt geplant um 10 Uhr) öffnete. Nutzte uns zwar nix, war aber wohl eine Maßnahme, den Zuständen der ersten zwei Tage entgegen zu wirken. Flugzeiten-bedingt waren wir gegen 9:30 h am Kreuzfahrt-Terminal.
Der Empfang im Terminal war freundlich, aber recht kühl. Kein 'Schön, dass Sie hier sind', sondern die Verteilung von Gesundheits-Fragebögen. Die Kugelschreiber an der Hand voll Stehtische zum Ausfüllen waren wohl schon alle geklaut. Auf dem weiteren abgetrennten Parcours wurden zunächst diese Fragebögen wieder eingesammelt (ohne einen Blick darauf zu werfen), an der nächsten Station erhielt man das Tagesprogramm, welches sich auch bereits der Ausschiffung am Folgetag widmete. Null Wartezeit an den Check-in-Schaltern. Da ich die Kreditkarte bereits im Vorfeld online registriert hatte, war hier alles schnell erledigt und wir bekamen die Bordkarten. Überraschung: Eigentlich hat Aida Cruises seit Anfang Oktober einen neuen 'Club', dem wir bewusst nicht beigetreten sind. Dennoch war auf meiner Bordkarte die Clubstufe 'blau' vermerkt. Hat da etwa das Löschen von Daten nicht funktioniert? Bei meiner Freundin, welche im Clubrang eigentlich stets etwas besser war als ich, war keine Club-'Mitgliedschaft' vermerkt. Weiter ging es; den Bordfotografen, die sich eher in einer Ecke auszuruhen schienen, konnten wir leicht aus dem Weg gehen - und standen nun in einer Schlange. Zunächst war uns rätselhaft, warum das Einlesen der Bordkarte wohl so lange dauern würde. Etwas später sahen wir dann, dass der Zugang entlang der (geschlossenen) 'Pier 3 Bar' durch diejenigen blockiert war, die das Schiff verlassen wollten und hier ebenfalls an den Ausweislesern anstanden - nur eben in umgekehrter Richtung. Ein Seitenblick an der 'Pier 3 Bar' zu den dort aufgestellten Snack-Automaten (an sich für uns ein Unding auf einer Kreuzfahrt!) beruhigte. Dieser war gut bestückt; das kannten wir auch anders und die Nichtverfügbarkeit an Snacks hätte nach unserer Aida-Erfahrung auf eine miserable Küchenleistung schließen lassen. Alle Schächte der Automaten waren voll, das ließ also hoffen.
Zunächst ein Blick Richtung Kabine, die gegen 13/14 h zur Verfügung stehen sollte. Die Tür stand auf, und als wir die zerwühlten Betten der 'Vorschläfer' sahen, gaben wir dem Housekeeping gerne noch etwas Zeit - schließlich war es erst kurz vor 10 h. Leider machte die erste Bar auf den Außendecks erst um 10:30 h auf; eine 'trockene' Wartezeit in schattigem Plätzchen folgte. Schade, dass hier die Tische wohl noch vom Vorabend mit Gläsern, Müll und Dreck 'verziert' waren. Die Gläser wurden dann auch ab 10:30 h abgeräumt; leider blieb der Müll, und auch die Tische sollten wohl nicht abgewischt werden.
Dreck fiel uns auch vorher schon auf. Seien es Teppichböden, die bereits seit Monaten eine Schaumreinigung vertragen hätten, oder die mit Holz belegten Treppen im Theatrium, die mit Flecken versehen waren, die wohl nicht erst seit einer Nacht dort waren. Entsprechend klebten die Stufen bzw. die Schuhe bei jedem Schritt. Kein schöner Empfang.
Große Überraschung an Bord: Etwa zwei Drittel der Passagiere waren Spanier. Das erklärt wohl auch die hohe Anzahl von 'Ersttätern'. Ob die aber nun überlegen, ein weiteres Mal zu buchen - wer weiß es?!? Hoffentlich sagt ihnen jemand vorab, dass die zwei- bis dreisprachigen Durchsagen (deutsch, meist gefolgt in englisch vom Schiffspersonal, anschließend die spanische Version einer spanischen Reiseleiterin) bei Aida Cruises eher die Ausnahme sind.
Das Schiff war mit 2.200 Passagieren (viele Kinder dabei) nicht ganz voll, und die wohl zu den deutschen Gewohnheiten recht konträren Präferenzen der Spanier sorgten dafür, dass das Schiff nie voll, eher etwas zu leer wirkte. So war es denn eher ein Neben- als ein Miteinander mit den spanischen Gästen. Angesichts der kurzen Reisedauer bestand aber auch keine Chance für tiefere Verbrüderungen.
Die Kabine war dann, lange vor der offiziellen Durchsage, kurz vor 12 Uhr bereits sauber (ja, wirklich sauber) und aufgeräumt, wie wir im Vorbeigehen feststellen konnten. Trotz aller Einsparungen hat es Aida Cruises unterlassen, an den Betten zu sparen. Selten liegt man an Bord eines Schiffes so gut wie auf Aida. Danke, dass hier alles beim Alten geblieben ist.
Sehr neugierig waren wir auf das Essen an Bord - schließlich war dies dessen Ungenießbarkeit einer der hauptsächlichen Gründe, warum wir Aida Cruises in den vergangenen Jahren gemieden hatten. Um es vorweg zu nehmen: Der Super-GAU blieb aus. Nicht, wie auf Aida Aura in 2012 erlegt, Kaffeekannen neben dem Buffet, aus denen heißes Wasser in (!) das Essen gegossen wurde, damit es frischer aussah, nicht wurden wie auf Aida Stelle im gleichen Jahr die nach Stunden auf dem Buffet liegenden, mittlerweile verfärbten und welligen Wurstscheiben einzeln herumgedreht, damit man die trockenen Ränder nicht sieht. Es war solide Kost, die sättigte, sogar mit gelegentlichen Highlights, wie dem (diesmal anders als 2012 nicht aus dem Schwarzwald stammenden) Serrano-Schinken. Insgesamt würde ich die Qualität der Grundstoffe als 'dem Reisepreis angemessen' bezeichnen - würde mir aber wünschen, dass dies auch bei einer Reise mit höherem Tagespreis dann so wäre. Die Zubereitung war recht gut; leider klappt es mit dem Warmhalten nicht so ganz - fast alles war lauwarm. Abends gab es tatsächlich Themenbuffets, die doch eher den kleineren Aida-Schiffen vorbehalten sind. Theman waren "Spanien", "Piemont" und "Phillippinen", wobei die vom Mittag übrig gebliebenen Frikadellen und Linsen wohl in allen diesen Gegenden typische Nahrungsmittel sind und demnach in jedem der drei Themen wiederholt wurden. Am Abend waren die Speisen übrigens neben deutscher auch in spanischer Sprache beschriftet. Das Frühstück war solide, wobei Rühr- und Spiegeleier von der Wärmeplatte kamen. Andere Eierspeisen, außer hartgekochten Eiern, suchte man vergeblich. Also kein Omelett-Bräter an Bord. Schade. Dafür aber DIE absolute Kehrtwende von der Ursprungszeit selbst auferlegter aidaischer Sparzwänge beim Essen: Die Nuss-Nugat-Creme ist wieder im Original zu haben. Ob nun auch sukzessive wieder exotische Früchte an Bord zurückkehren? Diesmal hatten wir noch keine gesehen, aber dieser Anfang lässt hoffen.
Zum Abendessen waren wir übrigens, nach Kostproben in Buffetrestaurants, im 'Brauhaus' gelandet. Das Schnitzel war gut, die Umbestellung von Kartoffelsalat zu Bratkartoffeln klappte. Leider gehörten letztere eigentlich zu einer anderen Speise, in Kombination mit dem Schnitzel wären Speck und Zwiebeln angebracht gewesen - aber das war unser selbstgewähltes Schicksal. Bevor dort das 'Oktoberfest' startete, waren wir fertig und sind satt gegangen.
Auffällig war die Freundlichkeit der (nun wieder überwiegend phillippinischen) Kellner in allen Restaurants. Sie freuten sich auch über jeden Gast, mit dem sie in englischer Sprache ein wenig kommunizieren konnten - das ist mit spanischen Gästen wohl nur in deutlich geringerem Umfang möglich, als es das mit deutschen Gästen der Fall ist. Der Service in den (nie voll besetzten) Restaurants war schnell und professionell. Das hatte sich also gegenüber unseren letzten Reisen deutlich gebessert.
Zur Bar: Bei weitestgehend stabilen Preisen werden nun im Schnitt hochwertigere Spirituosen angeboten, die auch zum Mixen der Cocktails verwendet werden. Auch hier eine Verbesserung. Minze war an Bord - auch das hatten wir nicht als selbstverständlich erwartet. Der Ausbildungsstand des Bar-Personals hingegen ist unverändert - an jeder Bar Eine(r) der/die es kann, und wer an andere gerät, hat halt Pech - und bekommt zum Pernod auf Eis mit Wasser eine Flasche "Sparkling Water" kredenzt. Das war aber im Grunde keine Überraschung, denn so kannten wir es schon, und jede Verbesserung wäre eine Überraschung gewesen.
Vom Unterhaltungsprogramm haben wir wenig mitbekommen. Statt kurzer Einlagen gab es wohl drei bzw. vier längere, ca. 30 - 45 Minuten dauernde Showelemente. Angesichts der beschränkten Zuschauerkapazitäten des Theatriums standen viele vor den Fernseh-Monitoren, um etwas sehen zu können. Ein spanischer Comedian trat übrigens auch auf; dieser wurde speziell den spanischen Gästen angekündigt, die hier wohl auch in großer Zahl Interesse zeigten.
Nach der schönen, aber für meinen Geschmack mit knapp 5 Minuten recht kurzen Lasershow zollte dann der morgendliche Abflug um 6 Uhr in Deutschland seinen Tribut von uns. Statt zur Poolparty zog es uns auf den Balkon. Dank der zufälligen Lage der Kabine ca. 25 m von der nächsten Bar entfernt und in Hörweite des Pooldecks, konnten wir so in Zweisamkeit dennoch teilhaben. Der DJ, der wohl ansonsten auf Mallorca den Computer bedient, machte einen guten Job. Die Musikauswahl war stimmig und angemessen; seine Zweisprachigkeit (deutsch, spanisch) war für die kurzen Zwischenmoderationen gut und es gab eine gute Stimmung an Bord, auf dem Pooldeck und auf unserem Balkon.
Bei der Ausschiffung erkannten wir dann auch, was das eigentliche Übel der Schlangen beim Betreten und Verlassen des Schiffes ist: Hereinkommende Gäste warten auf die Aufzüge. Niemand wird auf die wenige Meter entfernte Treppe hingewiesen, und so kreuzen sich die Menschenströme mehr oder weniger unkontrolliert. Weil dabei auch noch Linksverkehr herrscht, kommt es zu gegenseitiger Behinderung und zur Staubildung. Nun hatte die 'Pier 3 Bar' übrigens geöffnet. Nein, nicht die Bar - am Zapfhahn hin unzweideutig das Schild "out of order", aber immerhin fand der Devotionalienhandel mit Schlüsselbändern etc. statt, was von vielen ankommenden Gästen auch in Anspruch genommen wurde.
Kapitän war übrigens, sehr zu meiner Freude, Dr. Hoppert. Zuletzt war ich 2007 auf der "Adieu-Reise" der originalen Aida Blu mit ihm unterwegs. Allein seine sachlichen, dennoch interessanten, Durchsagen waren wieder ein kleiner Genuss auf der Reise.
Unser Fazit: Für 'kleines Geld' war die Reise ok; zu einer längeren Kreuzfahrt verführt es uns aber nicht. Immerhin schließen wir nun Aida Cruises nicht mehr kategorisch aus unseren Reiseplänen aus. Einer kurzen Reise, wenn denn die Route attraktiv ist, würden wir uns bei preislich angemessenem Angebot nicht grundsätzlich entziehen. Zur Buchung einer längeren Kreuzfahrt (eine Woche bezeichnen wir dabei in diesem Fall schon als 'länger') reichte der Vertrauensaufbau jedoch nicht, dafür hängt die Schlechtleistung vorausgegangener Reisen noch zu sehr nach.
Damit, wie man einen leicht bitteren Nachgeschmack erzeugen kann, kennt man sich in Rostock aber wohl noch immer aus: Bereits am Einschiffungstag (!) erhielt ich eine E-Mail mit dem Betreff "Herzlichen Dank und willkommen zu Hause", mit der ich um eine Bewertung der abgeschlossenen Reise nach meiner Rückkehr, von deren Vollzug man offenbar bereits überzeugt schien, gebeten wurde. "Willkommen zu Hause" - das war früher mal, auf dem Schiff anzukommen. Das hätte dann vom Zeitpunkt her gepasst. Schade. Ebenfalls schade: Es gibt an den Bars keine Kundenbelege mehr, und auch eine Bordrechnung an der Kabinentür gab es nicht. Nein, es war keine 'all-in'-Kreuzfahrt. Die Rechnung hätte man sich sicher (schlangestehend) an der Rezeption abholen können, oder hinterher, mit einigen Tagen Verzögerung, auf der Aida-Website anfordern können. Letzteres klappte übrigens auch erst beim zweiten Versuch, und die nun darin enthaltenen Daten stimmen nur teilweise. Ob die Rechnung an sich stimmt? Kann sein; ich habe es nicht nachgehalten. Ein etwas schaler Geschmack bleibt dennoch. Schließlich war die Kreditkarte schon Tage, bevor dann nun endlich die nicht nachprüfbare Rechnung vorlag, belastet. Keine vertrauensbildende Maßnahme, insbesondere dann, wenn das Vertrauen ein Stück weit fehlt.
Eine Erfahrung war es allemal für uns - und der befürchtete 'worst case' ist auch nicht eingetreten. Mal sehen, wann es uns mal wieder für einige (wenige) Tage an Bord der Vierfarb-Flotte treibt.
Gruß
Diddn