vom 12. bis 19. Mai 2012 war ich mit der "Splendour of the Seas" von Royal Caribbean International im östlichen Mittelmeer auf der Route Venedig - Bari - Korfu - Santorin - Kusadasi - Katakolon - Seetag - Venedig unterwegs. Wie üblich verzichte ich aus Zeitgründen weitgehend auf Beschreibungen der Häfen.
Vorprogramm
Wieder einmal waren Flüge - selbst unmittelbar nach Buchungsfreigabe - ab/bis Paderborn nur zu aberwitzigen Preisen und naturgemäß als Umsteigeverbindung zu bekommen. Daher haben wir uns entschieden, diesmal früh morgens am Einschiffungstag mit der Lufthansa ab/bis Frankfurt zu fliegen. Um sich nicht die ganze Nacht zuvor um die Ohren schlagen zu müssen, sind wir am Vortag mit dem Auto nach Frankfurt gefahren. Über Holiday Extras hatten wir ein "Park, Sleep & Fly"-Angebot gebucht und uns dabei aus verschiedenen Gründen für das Hotel Ibis Frankfurt City Messe entschieden: Seine Weiterempfehlungsrate lag weit über der der meisten Flughafenhotels, das Paket war sehr preisgünstig und enthielt einen individuellen Taxitransfer zum Flughafen, bei dem man sich nicht an bestimmte Transferzeiten halten musste.
Zimmer im Hotel Ibis Frankfurt City Messe
Badezimmer im Hotel Ibis Frankfurt City Messe
Klar - ein Ibis ist alles andere als ein Luxushotel, aber das war uns klar, und entsprechend waren wir mit dem Gebotenen absolut zufrieden. Das Auto fand in der verschlossenen Tiefgarage Platz, das Abendessen war schmackhaft und preisgünstig, die Zimmer einfach aber sauber und für eine Nacht mehr als angemessen. Überpünktlich um 05.35 Uhr war am nächsten Morgen das vorbestellte Taxi vor Ort. Nach längerem Schlangestehen am Gepäckabgabeschalter und einem schier endlosen Weg zum Gate A 40 waren wir froh, ein kleines Frühstück einnehmen zu können, bevor unser Flugzeug, ein Airbus A321-200 mit der Kennung D-AISF, eintraf. Das Platzangebot in der erstmalig genutzten "Neuen Europa-Kabine" der Lufthansa empfand ich trotz des de facto geringeren Sitzabstands aufgrund der Konstruktion der Sitze als durchaus angenehm. Das "Frühstück" bestand aus einem Corny-Müsliriegel, den man beim Einstieg in das Flugzeug erhielt. Von der Gepäckabgabe bis einschließlich Einstieg am Gate wollte übrigens nie jemand unsere Reisepässe sehen. Das Vorzeigen der zuhause ausgedruckten Bordkarte reichte überall aus, um an Bord gelassen zu werden. In der Luft gab es dann auch kostenlose Getränke (Kaffee, Wasser, Softdrinks, Säfte etc.).
Nach der Ankunft am Flughafen Venedig ging es mit dem Airport Shuttle zur Piazzale Roma, von dort aus mit dem People Mover zur Haltestelle Marittima und von dort aus mit dem kostenlosen Shuttlebus bis direkt vor das Einschiffungsterminal.
Einschiffung
Im Terminal konnten wir sehr schnell am Schalter für Crown & Anchor Mitglieder einchecken und waren - nachdem anschließend noch insgesamt fünfmal (vor der Sicherheitskontrolle, während der Sicherheitskontrolle, nach der Sicherheitskontrolle, vor der Gangway, auf dem Schiff) Reisepässe und Bordkarten vorgezeigt werden mussten - recht zügig an Bord, wo wir uns bis zum Bereitsein der Kabinen im Solarium-Bereich aufgehalten haben.
Auslaufen aus Venedig
Das Schiff
Die "Splendour of the Seas" wurde 1996 von der seinerzeit zum französischen Großkonzern GEC Alsthom gehörenden Werft Chantiers de l'Atlantique (heute STX France Cruise) in St. Nazaire an der Loiremündung als zweites Schiff der Vision-Klasse an Royal Caribbean International abgeliefert. Ungewöhnlicherweise besteht die Vision-Klasse nicht etwa aus sechs identischen Einheiten, sondern aus drei Schiffspaaren, die sich untereinander z.T. deutlich unterscheiden und die nicht einmal alle von der gleichen Werft gebaut wurden.
Mit einer vergleichsweise hohen Dienstgeschwindigkeit von 24 Knoten wurde die "Splendour of the Seas" für weltweite, durchaus auch längere Kreuzfahrten gebaut. Gegenüber früheren Schiffsklassen von Royal Caribbean International fielen die Kabinen großzügiger aus, auch wenn sie aus heutiger Sicht eher als durchschnittlich zu bezeichnen sind.
Ende 2011 wurde das Schiff für mehr als 50 Millionen US-Dollar sehr umfangreich renoviert und umgebaut. Mehr als 100 Kabinen wurden mit Balkonen nachgerüstet, am Heck ein Ducktail montiert. Alle Kabinen wurden überarbeitet, die Badezimmer erneuert. In der Viking Crown Lounge entstanden zwei Alternativrestaurants, so dass heute nur noch ein recht kleiner Bereich als Aussichtslounge zur Verfügung steht. Das Atrium wurde umgestaltet, um dort Luftakrobatik-Shows durchführen zu können. Jeglicher Astroturf - früher ein fragwürdiges Markenzeichen von Royal Caribbean International - ist von den Außendecks verschwunden.
Für ein Schiff mit nach dem Umbau immerhin 69.472 BRZ zeichnet sich die "Splendour of the Seas" durch ihre "Kompaktheit" und damit durch recht kurze Wege aus. Von einer Kabine, die zwischen den beiden Treppenhäusern gelegen ist, erreicht man nahezu alle Bereiche des Schiffs ohne lange "Gewaltmärsche" innerhalb weniger Minuten.
"Splendour of the Seas" in Katakolon
Viking Crown Lounge
Schooner Bar
Kabine & Kabinenservice
Unmittelbar nach Bekanntgabe der Mittelmeer-Kreuzfahrten 2012 und noch vor der Ankündigung von Royal Caribbean International, das Schiff aufwändig umzubauen, hatte ich diese einwöchige Reise entdeckt. Sie wurde seinerzeit zu einem schier unglaublich günstigen Preis (günstigste Innenkabine deutlich unter € 300,- p.P.) angeboten. Wir entschieden uns für eine Innenkabine der Kat. J. Diese fallen deutlich größer aus als die übrigen Innen- und Außenkabinen an Bord. Kaum hatten wir unsere Kabine bezogen, stellte sich unser Steward Dexter vor. Ihm gegenüber mussten wir erst einmal ein paar Wünsche (Betten auseinander stellen, neben dem deutschen auch ein englischsprachiges Tagesprogramm) und kleinere "Reklamationen" (eine kaputte Schublade, der Vorbenutzer der Kabine hatte den Safe verschlossen hinterlassen - leider ohne seine Juwelen darin) ansprechen, die allesamt binnen weniger Stunden zu unserer Zufriedenheit erledigt wurden. Generell gab es an Dexters Service nichts auszusetzen - wir fühlten uns sehr wohl.
Die ursprünglich verbauten Kabinensafes, die mit einer Magnetkarte genutzt werden mussten, wurden übrigens beim Umbau des Schiffs durch Safes mit Zahlencode ersetzt. Der neu installierte Flachbildfernseher verfügte leider über kein interaktives System. Dieses sollte durch in allen Kabinen verfügbare iPads sichergestellt werden, die Royal Caribbean mit großem Tamtam für das renovierte Schiff angekündigt hatte. Leider waren die Tablet-Computer auch auf unserer Reise noch nirgendwo zu finden, da es offenbar andauernde technische Probleme gibt.
Das renovierte Badezimmer entpuppte sich leider teilweise als Ärgernis: Nicht nur, dass das neue Waschbecken über einen Wasserhahn verfügt, dessen Strahl so gerade eben den Rand des Beckens trifft. Zu allem Überfluss fiel der Durchfluss des Wasserhahns dank eines eingebauten Wasserspar-Strahlreglers mit rund einem Liter in etwa 40 Sekunden geradezu lächerlich aus. Wer sich ordentlich die Hände waschen wollte, musste entweder die Dusche bemühen oder gleich ein öffentliches WC benutzen. Apropos Dusche: Deren Wasserdruck war absolut in Ordnung, auch wenn ich auf den täglichen Tanz mit dem Duschvorgang auch hätte verzichten können.
Essen & Trinken
Für das Abendessen hatte RCI uns einen Achtertisch am Fenster auf der unteren Ebene des King & I Dining Rooms zugewiesen. Zwei Tischnachbarn erschienen leider nie, mit den anderen ergab sich eine angenehme Runde. Mit unserem erfahrenen Hauptkellner Jorge aus Portugal hatten wir Glück: Bedient wurden erst die Damen in der augenscheinlichen absteigenden Reihenfolge des Alters, dann in gleicher Manier die Herren. Pfeffermühlenservice? Krümel entfernen vor dem Dessert? Alles selbstverständlich. Der Assistant Waiter Edison aus Brasilien war leider ein wenig "trantütig" und stand häufig vor sich hin lächelnd herum. An einem einzigen Abend der Reise schaffte er es tatsächlich, meine Cola (Soda Package) nicht erst nach mehrfacher Aufforderung zu bringen. Leider stehen die Tische im Speisesaal z.T. sehr dicht zusammen, was den Service erschwert.
Das Essen selbst entsprach dem bei RCI Üblichen. Die Auswahl war reichhaltig, und das Essen kam nahezu immer sehr heiß (bzw. kalt, wenn es kalt sein sollte) auf den Tisch. Einhellige Meinung war, dass das Essen geschmacklich hinter Carnival zurückstand, dabei jedoch alles andere als schlecht war. In Schulnoten könnte man Carnival eine 2+ geben, RCI eine 2-. Einziger wirklicher Reinfall war der Caesar Salad, der diesen Namen nicht verdiente.
Das Frühstück haben wir meist im Windjammer Café eingenommen; oder besser gesagt bei zumeist schönem Wetter im Außenbereich des Windjammer Cafés, da es drinnen - wie auch im King & I Dining Room - recht beengt zuging, wenn man nicht gerade einen der wenigen "Randtische" mit viel Platz rundherum erwischte, die naturgemäß stets als erste belegt waren. Die Auswahl im Windjammer Café war in Ordnung, nicht mehr und nicht weniger. Pizza gab es nie - kein Problem für mich, aber sollte das auf der "Vision of the Seas" zur Gruppenreise auch so sein, werden wir wohl häufiger den Room Service für die Kinder bemühen müssen: Dort gibt es sie nämlich. Immerhin: Was warm sein sollte, war es in den allermeisten Fällen auch. Alles Kalte war in der Regel sehr kalt.
Einen klassischen Pool Grill gibt es nicht, weshalb Hamburger & Co. nur während der recht eingeschränkten Öffnungszeiten des Windjammer Cafés erhältlich sind. Die warmgehaltenen Patties waren geschmacklich allerdings nicht mit solchen vergleichbar, die frisch zubereitet werden. Gewissermaßen als Ersatz für den Pool Grill diente das von der Oasis-Klasse bekannte Boardwalk Dog House, das in einem überdachten Bereich am achteren Ende des Pooldecks untergebracht ist. Hier gab es diverse Wurstsorten (darunter zuweilen auch "Original German Thuringia Bratwurst") in einem leckeren, wenn auch unverständlicherweise immer viel zu weit aufgeschnittenen, Brötchen, das man zudem noch mit sautierten Zwiebeln, Paprika oder Sauerkraut "pimpen" lassen konnte. Diverse Sorten Senf, Majo und Ketchup standen ebenfalls bereit. Von ziemlichen Reinfällen - so entpuppte sich die "Warsaw"-Wurst nicht als die erhoffte Krakauer, sondern als eine Abart des fetttriefenden britischen Frühstücks-Phosphatstengels - bis hin zu sehr leckeren Sorten wie Chorizo und Smoke House (Krakauer mit Käse) reichte das Angebot.
Von frühmorgens bis spät abends durchgehend geöffnet war einzig das beim Umbau ergänzte Park Café im Solarium Bereich (es ersetzt das vormalige Solarium Café an gleicher Stelle). Die Auswahl war hier naturgemäß ein wenig eingeschränkt, bot aber zu jeder Tageszeit einige nette "Kleinigkeiten". Besonders angenehm in Erinnerung blieben das sogenannte Parfait zum Frühstück, das mit einem klassischen Parfait (also entweder einer würzigen Pastete oder Sülze einerseits oder einem halbgefrorenen Dessert andererseits) zwar nichts zu tun hatte, aber mit seiner Schichtung frischer und trockener Früchte, Joghurt und Müsli im Becher geschmacklich voll überzeugte. Als legendär gelten die Roastbeef-Sandwiches aus den Park Cafés der Schiffe der Oasis-Klasse. Und während ich sie nicht als Weltwunder klassifizieren würde, waren sie doch sehr lecker. Sie bestanden aus einem erstaunlich "wenig amerikanischen" Brötchen mit grobem Meersalz und Kümmel, in das zunächst ein wenig Brühe gegeben wurde. Dann kam das frisch aufgeschnittene Roastbeef hinzu, und mit entweder Meerrettich (amerikanisch mild) oder einer von zwei Senfsoßen konnte man das ganze ergänzen. Sehr gefallen hat mir auch die Möglichkeit, sich einen Salat individuell aus einer Vielzahl von Zutaten zusammenstellen zu lassen. Gut, das konnte man im Windjammer auch, aber im Park Café war es einfach viel entspannter.
Der Kaffee war - wie auf US-Schiffen üblich - kaum genießbar, der Chlorwassertee ebenso. Einzig im Café Latte-tudes schmeckte der Kaffee gut. Allerdings war die Bedienung dort nicht nur unfassbar langsam, sondern versuchte auch gerne, zwar die bestellte Bechergröße abzurechnen, aber die jeweils kleinere Variante auszugeben.

Ich habe zum Frühstück meist auf Orangensaft und die gute Luxemburger Vollmilch (die leider oftmals bis unter den Gefrierpunkt gekühlt wurde) zurückgegriffen. Das Soda Package hatte ich vor der Reise noch zum "alten" Preis erstanden. An Bord kostete es nun USD 7,50 pro Tag. Es gab weiterhin nur Fountain Soda (aus der "Pistole"), die aber mit einer einzigen Ausnahme geschmacklich nicht zu beanstanden war.
Beim Umbau im vergangenen Jahr erhielt die "Splendour of the Seas" zwei neue Alternativrestaurants. Das Izumi ist ein asiatisches Restaurant mit Fokus auf japanische Spezialitäten (darunter eine ansehnliche Sushi-Vielfalt). Im Izumi fallen eine feste Gebühr von USD 5,- sowie zusätzlich "à la Carte"-Preise für sämtliche Speisen an. Dem ebenfalls in der Viking Crown Lounge angesiedelten Chops Grille (USD 30,- Zuzahlung), einem klassischen amerikanischen Steakhouse, haben wir an einem Abend einen Besuch abgestattet. Erfreulicherweise bekamen wir den besten Tisch des Hauses, mittig direkt an der raumhohen Fensterfront, die den Solariumbereich und letztlich das Heck überblickt. Essen und Service waren sehr gut und den Aufpreis allemal wert, auch wenn RCI leider nichts mehr am Tisch zubereiten lässt.
King & I Dining Room
Chops Grille