Arbeitslose auf Kreuzfahrt

[MS ISTRA]

Arbeitslose auf Kreuzfahrt:

http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/19 ... 07,00.html

[Rhein]

Hallo Raoul,

ja rein äußerlich macht das Schiff 'nen frischen Eindruck! Nur hat Frontal 21 ja gerade kaum ein gutes Haar an dem Dampfer oder an den Arbeitsagenturen gelassen!

[Rhein]

Hallo,

naja wenn man auf der Bellriva für ein verlängertes Wochenende im Advent 07 für'n Appel und 'n Ei fahren konnte, na was sollen denn da noch die Mitarbeiter verdienen? Und warum arbeiten wohl auf den meisten Dampfern überwiegend Menschen aus Dritte-Welt-Ländern?

[Raoul Fiebig]

Hallo allerseits,

da das Thema binnen weniger Minuten in gleich drei Threads diskutiert wurde, fasse ich es mal hier zusammen und bitte darum, neue Beiträge ausschließlich in diesem Thread zu erstellen, damit die Übersichtlichkeit nicht völlig auf der Strecke bleibt.

[Raoul Fiebig]

Hallo Rhein,

es ist ohne Zweifel eine Schweinerei, was da abgelaufen ist.

Allerdings halte ich es für mehr als nur zu simpel, jetzt einfach zu sagen "so sind halt die Zustände auf Schiff XY". Die Problematik der Bezahlung von Besatzungsmitgliedern auf Kreuzfahrtschiffen haben wir hier und im "alten Forum" ja schon oft genug diskutiert. Meine Meinung dazu ist unverändert: Pseudo-Trinkgelder, die in erster Linie dazu dienen, die Bezahlung der Besatzung zu großen Teilen unmittelbar dem Passagier zu überlassen, sollten abgeschafft d.h. die entsprechenden Beträge in den Reisepreis eingerechnet werden - auch wenn der sich dann naturgemäß erhöht. "Echte" Trinkgelder, die der Defintion das Wortes entsprechen, sollten selbstverständlich erlaubt, jedoch keinesfalls nahezu "verpflichtend" sein. Hier liegt das Problem im System. Wäre das ganze eine Eigenheit eines bestimmten Schiffs, wäre dies von der Redaktion ohne Zweifel auch so benannt worden. So hatte aber meiner Meinung nach die "Bellriva" das "Pech", hier (wenn auch im Beitrag unbenannt) für dieses Problem herhalten zu müssen.

Von dieser generellen Problematik, die letztlich eine ganze Branche betrifft, abgesehen, finde ich aber auch, daß in diesem konkreten Fall im besten Fall auf vielen Seiten (und damit meine ich ausdrücklich nicht die Betroffenen!) eine völlige Ahnungslosigkeit herrschte, was an Bord eines Schiffs zu erwarten ist. Wenn man jungen Leuten mehr oder minder vermittelt, sie würden eine Umschulung machen, um anschließend einen tollen, "100%ig sicheren" Job auf einem "Traumschiff" haben ohne bei dieser plakativen Art der "Werbung" ausdrücklich und von vorne herein zu sagen, daß es sich dabei um sehr harte Jobs handelt, halte ich das für infam. Als positiv denkender Mensch unterstelle ich hier "nur" völlige Ahnungslosigkeit, man könnte aber auch ganz anderes unterstellen!

Sollte es wie berichtet zutreffen, daß man jemandem unter Vortäuschung falscher Tatsachen - ob absichtlich oder aus purer Ahnungslosigkeit - eine Umschulung machen läßt und ihn anschließend unter Androhung von Streichung der Unterstützung und der Auferlegung der Umschulungskosten nötigt, einen solchen Arbeitsvertrag zu unterschreiben, dann darf dies keinesfalls akzeptiert werden und man kann nur hoffen, daß es straf- wie zivilrechtliche Konsequenzen haben wird!

Allerdings sollte auch nicht unerwähnt bleiben, daß es für die Kreuzfahrtbranche insgesamt absolut nicht üblich ist, daß Mitarbeiter auf eine solche Weise "gewonnen" werden.

[Wendy]

Hallo,

man darf ja nicht Äpfel mit Birnen vergleichen - viele Mitarbeiter aus den Phillipinen u.ä. erhalten sicher auf internationalen Kreuzfahrtschiffen niedrige Gehälter, aber sie haben an Bord Kost + Logis und mit dem verdienten Geld haben sie in der Heimat meist wirklich ein guten Einkommen und gehören dank dem arbeitenden Familienmitglied zur Mittelschicht, können Schulbesuche etc. bezahlen.

Wir profitieren in diesem Sinne natürlich vom niedrigen Lohngefüge in diesen Ländern - wie wir das mit jedem Produkt "Made in China", "Made in India" oder sonstwas ebenfalls tun.

Arbeitslose hier, die hier nunmal einen Haushalt in deutschem Preisgefüge führen müssen (wie richtig angegeben wurde: die festen Kosten zu Hause laufen ja bei einem Saisonjob zumindest teilweise weiter - wenn Familie vorhanden ist, kann man nunmal nicht sagen: zieht auf die Straße, während ich auf dem Schiff bin...) zu einem rumänischen Arbeitsvertrag mit 70 Wochenstunden bei 7 Wochentagen und 850 € Gehalt im Monat zu pressen mit der Androhung, sonst Arbeitsamt-Leistungen zu streichen, ist schon was anderes.

Ich kenne viele, die einen Saison-Job auf Schiffen annehmen - aber auch da gibt es freie Tage - allerdings - es wird auch mal durchgearbeitet - je nach Schichtlage. Aber das sind auch Leute, die wie Animateure mal rauskommen wollen, was von der Welt sehen wollen. 850 € hat davon allerdings niemand verdient, das lag schon vor 20 Jahren darüber.

Hier hat sich meiner Meinung nach eine Vermittlungsagentur ne goldene Nase verdient und es geschafft, die Arbeitsagenturen zu täuschen und vor den Karren zu spannen.

Ich denke schon, daß da einiges nicht korrekt gewesen ist und im unzulässigen Bereich ist.

Wendy

[Gerd Ramm]

Hallo Raoul
ich kann mich Deinen Worten nur anschließen. Ich komme gerade von der Swiss Gloria, fährt für Scylla Tours Basel, eine renomierte Gesellschaft, wie ich meine. Die aus 38 Personen bestehende Besatzung kommt aus Ungarn,Slovakei,Jugoslawien,Indien,Tschechei,Bulgarien. Lediglich der Kapitän ist Franzose, der Hotel Manager Niederländer und die zwei Phoenixdamen Deutsche. Was werden die Osteuropäer wohl für Arbeitsverträge haben? Zu welchem Stundenlohn schuften sie? Das Trinkgeld sollte man in eine große Box für Alle geben und ich glaube auch, dass es einigermaßen reel verteilt wird. Trotzdenm habe ich für besondere Leistungen etwas so verteilt, dass Andere davon nichts mitbekamen und erntete dankbare Blicke. Ich weiß, wie es in diesen Ländern aussieht.
Trotzdem 600 Euro für Kost und Logis anzusetzen und zu behaupten, die Mitarbeiter würden damit 1400 Euro verdienen, ist schon abenteuerlich.
Viele Grüße
Gerd

[Rhein]

Hallo,

also an der Trinkgelddiskussion möchte ich mich hier gar nicht beteiligen. Zudem, so habe ich es verstanden, zielte die Kritik der Redakteure weniger auf das Schiffsunternehmen bzw. den Caterer, sondern vielmehr auf die Praxis, daß ahnungslose Arbeitsamtsmitarbeiter ahnungslose Arbeitslose unter falschen Versprechnungen nötigen solche Jobs anzunehmen!

Ich denke mal in Rumänien mag ein solches Gehalt durchaus üblich sein. Und meiner Minung nach liegt das Übel auch darin, daß ein Schiff der Firma A gehört, an die Firma B verchartert wird, die dann Firma C als Betreiber einsetzt, die dann wiederum einen Caterer D usw. organisiert - und am Ende waschen alle ihre Finger in Unschuld, weil das ja so nicht gewünscht war...........................

Und ich bleibe dabei, wenn wir eine KF für 'nen Appel und ein Ei bekommen, können wir nicht erwarten, daß das Personal fürstlich entlohnt wird!

[Raoul Fiebig]

Und ich bleibe dabei, wenn wir eine KF für 'nen Appel und ein Ei bekommen, können wir nicht erwarten, daß das Personal fürstlich entlohnt wird!

Hallo Rhein,

dummerweise kannst Du das aber auch nicht, wenn Du für Deine Reise Tagesraten im hohen drei- bis vierstelligen Bereich zahlst!

[Rhein]

Hmmmmmmmmmmmm stimmt leider auch .......