auch ich muss mich Gerd und Raoul anschließen (ohne jetzt in "Moderatoren-Kadavergehorsam" zu verfallen

), ich sehe es ähnlich. Den Rest gab mir gestern in Artikel im Hamburger Abendblatt (
Link zum Artikel), woraus ich einen Satz zitieren möchte, den der Chef der Hamburg Marketing, Thorsten Kausch, in dem Interview brachte:
Die Reedereien steuern extra auf ihrer Route Hamburg an, Passagiere verlassen hier das Schiff, und neue Leute steigen ein - ein wunderbares Ereignis.
Wunderbar?

soso... Als Passagier empfinde ich den Check-In/Out als irgendwas zwischen "egal" und "nervig", als Zuschauer allenfalls logistisch interessant.

Nun ja, das soll jeder sehen, wie er will.
Als Fahrgast wäre ich vielleicht gar nicht so erbaut von dem Hype. Das Cruise Terminal ist ja nocht ganz so repräsentativ und effektiv, wie es hoffentlich bald sein wird. Dazu dann noch die ganzen Schiffegucker in der Stadt (und in den Taxen, Bussen, Bahnen und auf den Straßen)... Nee, das wäre nichts für mich, wenn ich mich auf dem Hin- oder Rückweg befinde. Es sei denn, ich habe den inneren Drang, jedem zu zeigen, dass ich an Bord war und mich mit QM2-Käppis, QM2-Schlüsselbändern, QM2-Taschen und QM2-Rheumapflastern ausgerüstet hätte. Und wer nicht guckt, wird halt angequatscht und zusammengepfiffen, weil er nicht devot genug Respekt gezollt hat. Dann wäre das bestimmt sogar ein Vergnügen.
Ehrlich gesagt, finde ich die Auslaufparade am Sonntag attraktiv und ich würde gerne hin. Besonders, weil ich gerne die Columbus und die Cap San Diego vernünftig fotgrafieren möchte, aber der Hype schreckt mich wahrscheinlich ab. Wenn ich auf dem Nachhauseweg genauso lange brauche wie beim Erstanlauf der QM2, bin ich erst nach Mitternacht in der Falle.
Dieser Hype ist für mich auch nicht so richtig nachvollziehbar. Es geht ja wirklich nur um die QM2. Besitzt das Schiff eigentlich noch einen "Rekord"? Zugegeben, ich bin extra nach St. Nazaire gefahren, um sie zu fotografieren. In HH zum Erstanlauf war ich ebenfalls (das Gedränge und die Uhrzeit waren grausam) und in Southampton habe ich sie auch schon gesehen und fotografiert (und dort interessiert sich kaum jemand dafür...), aber ich bin halt so ein Verrückter, der gerne Schiffe fotografiert. Etwas anderes ist es, ein Stadtmarketing darauf aufzubauen. Es sind ja nicht nur die Cruise Days, es gab ja auch schon einen QM2-Day in der Vergangenheit. Ok, da war halbwegs erträglich, aber immer wieder dieses Schiff... Als die noch größere Freedom of the Seas einlief, war ja fast Totentanz und "keiner hat's gesehen"... Da liegt für mich der Hase im Pfeffer: die größten Schiffe laufen Hamburg an, aber in Hamburg selbst redet man nur noch von der QM2. das freut Cunard, das freut Hamburg, aber freut es auch die anderen Reedereien, die ihre Schiffe immer im Schatten der QM2 präsentieren müssen? Fände ich als Reeder nicht sonderlich attraktiv, außer, ich habe kleinere und ältere Einheiten, die vielleicht so ein klein wenig an Aufmerksamkeit bekommen. Wäre ich aber z. B. Onkel RCI, würde ich wegbleiben. Eine Freedom otS nur als "Beiwerk" wäre werbetechnische Verschwendung. Oder noch schlimmer: die Passagiere auf der Astor sehen sich die QM2 an und sagen sich, "da würde ich aber auch gerne mal mitfahren". Das muss der Horror sein...

Repeater ade...
Ich mag Hamburg wirklich, aber früher mochte ich es noch mehr, als dieses coole hanseatische Understatement noch vorherrschend war. Die Leute kamen, weil es Hamburg war, und nicht weil die QM2 kommt. Hamburg ist interessant und geschichtsträchtig, hat eine Menge an Unterhaltung und Information zu bieten und hat wirklich ausnehmend schöne Ecken. Aber das Hamburg Marketing der jüngeren Zeit hat für mich (subjektiv!) was vom Fischmarkt: es ist laut, erdrückend und aufdringlich. Da stellt sich bei mir eine gewisse Abwehrhaltung ein, was solche Veranstaltungen angeht. Für mich bedeutet das letztlich: Hamburg ja, Hamburger Veranstaltungen so selten wie irgend möglich. Ich mag es schon nicht, mit einer Tüte Aale beschmissen zu werden, eine Tüte Kreuzfahrtschiffe fände ich ziemlich ... *ähm* ... "erdrückend"!

in dem obigen Artikel wird gesagt, dass Hamburg sich unter den Metropolen Gehör verschaffen müssen. Mal so in die Runde gefragt: Muß Hamburg das wirklich? Oder muß das Selbstbewusstsein aufgebaut werden? Ich glaube eher nicht... Geschichtlich gesehen schafft Hamburg es immer wieder, mit Superlativen aufmerksam zu machen. Und sogar, wenn HH nur die zweite Geige spielte (als Beispiele: zweitgrößter Auswandererhafen Europas und Deutschlands, Der Hafen mit den zweitmeisten regelmäßigen Anläufen von Blaue-Band-Gewinnern in Deutschland etc.) weiss kaum ein Mensch, welches die anderen Häfen sind. Hamburg ist halt DIE Hafenstadt in Deutschland.
Und da sehe ich die Gefahr: Das bescheidene Feld der übrigen Kreuzfahrer neben der QM2 ist wirklich nicht prall und bei solchen lauten Ankündigungen besteht die Möglichkeit, dass man sich selbst unnötig runterstuft. Für Deutschland mag das noch was großes sein, im internationalen Vergleich (wie in dem Artikel angesprochen) ist das unter den richtigen Kreuzfahrthäfen eher ein durchschnittlicher Tag. Beeindruckt war ich z. b. im Mai in Barcelona, wo gleich neun Kreuzfahrer lagen, das war was...
Unterm Strich drücke ich Hamburg trotz allem die Daumen. Viel mehr hoffe ich aber, dass Hamburg zum richtigen Kreuzfahrthafen und nicht nur zum QM2-Hafen wird. Das hat auch ganz banale und sehr eigennützige Gründe: Man kann die Schiffe auf der Elbe besser fotografieren...
Helge
PS: Wenn mich irgendjemand aus meinen nichtmaritimen Umfeld fragt, ob ich denn zu den Cruise Days fahre oder mich beim Fotografieren jemand anquatscht, wann denn die QM2 endlich kommt, gibt es ein Unglück...

Echt, das geht schon seit Wochen so...