Gegen 20.30Uhr verließen wir die Bucht von Melbourne und die Sonne verabschiedete sich auf ihre Weise. In der Dunkelheit konnte ich in dieser klaren Nacht das Kreuz des Südens und verschiedene andere Sternbilder beobachten.
Nach einem weiteren Seetag erreichten wir am 22. Februar meinen letzten Landgangshafen – Adelaide. Bei Sonnenaufgang fuhren wir in den Hafen ein. Heute führte mich mein Halbtagesausflug zum Wildpark Cleland. Doch zuvor ging es mit dem Bus etwa 1,5h dorthin. Der Park liegt in den Adelaide Hills und ist somit einer großen Waldbrandgefahr ausgesetzt und wird bei Temperaturen über 36°C geschlossen. Wir hatten Glück nur 32°C. Einige Tiere konnte man streicheln und füttern.
Die Albatros lag am sogenannten Outer Port, welcher etwa 10 Fahrminuten von Port Adelaide entfernt ist. Dieser Ort ist wiederum 15km von Adelaide entfernt und eine Zugfahrt vom Outer Port ins Stadtzentrum dauert etwa 40 Minuten. Daher entschied ich mich frühzeitig, den Nachmittag am Strand zu verbringen und ich hab es keine Minute bereut, im warmen – gar nicht so kühlen Nass zu schwimmen.
Unser letzter Tag verabschiedete sich gebührend mit einem wirklich traumhaften Sonnenuntergang und einer spannenden Gäste-Show.
Die drei anschließenden Seetage dienten dann der Erholung, dem Schreiben des Reiseberichts sowie dem Müßiggang. Am ersten Tag machte ich eine Brückenführung, die durch den Kreuzfahrtdirektor geleitet wurde – der Kapitän ließ sich nicht blicken. Diese war wirklich sehr informativ und so erfuhren wir in knapp 1,5h, dass in 2 Jahren Phoenix ein 4. Schiff hat, ob es ein Expeditionsschiff oder ähnliche Größe wie Artania bleibt abzuwarten.
Am nächsten Tag hatten wir Sonne und strahlend blauen Himmel und bei Seestärke 5 schaukelten wir dem Ziel entgegen. Am Abend fand der Abschiedscocktail statt. Schade, dass der neue Staffkapitän aus Italien nicht vorgestellt wurde.
Am 27. Februar liefen wir in den Hafen von Fremantle ein wo die Costa Deliziosa, die momentan auf Weltreise ist, schon festlag.
Da meine Ausschiffung erst um 11.45Uhr vorgesehen war, hatte ich noch etwa 2h Zeit, um mir die sehenswerte Stadt Fremantle anzuschauen. Beeindruckend ist das Maritime Museum am Hafen, welches ganz entfernt an die Oper in Sydney erinnert. Ansonsten ist die Stadt architektonisch sehr schön und gemütlich, wenn sie nicht gerade von 2.000 lauten italienischen Costa-Touristen gestürmt wird.
Danach ging es mit dem Bus zum Flughafen und pünktlich um 15.35Uhr startete mein Quantas Flug nach Singapur. Tschüß Albatros…
In Singapur erfuhr ich, dass mein Lufthansa-Flug nach Berlin um 6.50Uhr gecancelt wurde auf Grund der Streiks des Bodenpersonals in Frankfurt. Nun war guter Rat teuer. Also im kostenfreien Internet die Nummer der Lufthansa gesucht und angerufen. Info: Bitte in Singapur zum Lufthansa-Schalter gehen. Super hat nur von 8-20Uhr geöffnet – ich war gegen 21Uhr da. Also nochmal angerufen und eine nette Dame erreicht, die wirklich helfen wollte und mir trotz Gruppenbuchung eine Sitzplatzreservierung für einen Flug 8.15Uhr nach vielen Rückfragen mit Vorgesetzten und ca. 30 Minuten später (für mich schier endlose Warteschlange) gegeben hat.
In Frankfurt war bereits zu früher Stunde (wir landeten 5.20Uhr) die Hölle los. Motzende Passagiere trafen auf 3 geöffnete Schalter – um 6Uhr öffneten 2 weitere. Viele Albatros-Reisenden vor mir in der Schlange wurden mit Tickets für die Deutsche Bahn abgefertigt. Darauf hatte ich mit knapp 4 Gepäckstücken und über 30kg keine Lust. Aber meine Sitzplatzreservierung funktionierte und um 11Uhr sperrte ich mit allen Koffern meine Wohnung auf.
Fazit: Die Ziele und Zusammenstellung der Route waren super. Die Verbindung von 8 Zielen in Neuseeland, 2 volle Tage in Sydney, der Besuch von Tasmanien und Melbourne/Adelaide haben mich schon fasziniert als ich den Katalog zu Weihnachten 2009 in den Händen hielt. Ich bin glücklich, dass ich den Reisepreis ersparen konnte, um diese tolle Reise zu machen.
Auf der gesamten Weltreise befinden sich zwischen 170 und 200 Gäste – habe von 2 verschiedenen Rezeptionistinnen unterschiedliche Angaben erhalten. Auch befinden sich etwa gleichviele Gäste an Bord, die jeweils die halbe Weltreise gebucht haben.
Ich habe ja nicht zum ersten Mal eine so lange Reise auf einem Phoenix-Schiff allein gemacht, aber es viel mir noch nie so schwer, mit anderen Gästen in Kontakt zu kommen. Lange habe ich überlegt woran es liegen kann. Letztlich fand ich doch etwa 10 „vernünftige“ Leute. Aber auch sie bestätigten mir, dass sich das Publikum im Vergleich zur Vergangenheit (ich war 2008 an Bord) erheblich geändert hat. Zum einen ist es schwer, in die bereits bestehenden Tischgesellschaften bzw. Gruppen hineinzukommen und zum anderen ist das Niveau der Passagiere erheblich gesunken. Ich habe bislang noch nicht so viele Leute auf einem Schiff getroffen, die sich mit ihren Reisen zu überbieten versuchen. Da wird diskutiert, ob 20 Reisen mit der Vistamar mehr wert sind als 10 mit der Maxim Gorkiy. Wo sind wir denn? Soviel Arroganz, Überheblichkeit und auch grenzenlose Dummheit und Niveaulosigkeit ist mir noch nicht untergekommen. Leider sehe ich mich damit in Eriks Meinung (maximcruiser) nach seiner Schwarzmeerfahrt mit der Albatros bestätigt.
Traurigerweise sind mir auch viele ältere Senioren begegnet, die augenscheinlich dement sind. Abgeschoben von überforderten Familienangehörigen so wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt. Da kann es schon passieren, dass eine Dame anfängt im Restaurant zu fragen, ob sie Geburtstag hat, weil so viele Gäste bei ihr in den Wohnung sind… Leider ist auch der Mann an einem 2. Herzinfarkt verstorben auf dem Weg ins Krankenhaus mittels Helikopter. Das war dann das 3. Todesopfer auf der Weltreise bisher.
Auch habe ich einen 8er Tisch erwischt an dem eine Familie sitzt, die eine Suite mit Balkon gebucht haben und natürlich eine Einladung am Kapitäns Tisch hatte, die fast bei jeder Mahlzeit etwas zu bemängeln hatte. Kein Gericht war gut genug und auch die Kellner konnten ihnen nichts recht machen. „Auf meinen 40 Reisen mit der Vistamar war alles besser“. Dazu schweige ich und mein Kellner arbeitet mich in 45Min ab und dann nix wie weg. Tauschen leider nicht möglich, da das Schiff voll ausgebucht und alle Plätze im Restaurant besetzt sind bzw. die freien Alternativen nicht wirklich welche sind.
Leider tut aber auch die Phoenix-Reiseleitung sowie das Personal an der Rezeption ein Übriges dazu. Einen Kreuzfahrtdirektor, den man relativ seltenen gesehen hat. Ausnahme: Die Brückenführung hat er sehr kurzweilig, ausführlich und spannend gemacht – kompliment. Aber wie sehr fehlt mir ein Klaus Gruschka, der jeden Passagier beim Ausstieg einen schönen Tag wünscht oder bei Rückkehr fragt wie es war. Leider ist das Phoenix-Team hier sehr lustlos (die Hälfte ging nach dieser Reise in den Urlaub-vielleicht deshalb?) und Ansagen von der Brücke werden auf ein Minimum reduziert. So erfuhren die Gäste am vorletzten Tag von Neuseeland, dass Albatrosse zu sehen sind. Begleiten die uns nicht schon seit mehreren Tagen??? Ich hab zumindest welche fotografiert. Auch werden Fragen als lästiges Übel empfunden und teilweise sehr pampig beantwortet – „können sie doch nachlesen, warum fragen sie mich dazu…“. So werden Gäste, die in Auckland nachts um 1Uhr an Bord kommen, völlig müde und übernächtet, genötigt, das neuseeländische Ausschiffungsformular auszufüllen, da sie sonst die Bordkarte nicht bekämen. Wo sind wir denn hier? Ist das eine Strafkolonie? Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass es Phoenix nicht mehr nötig hat, guten Service auf der Albatros zu bieten, da doch durch die TV Sendung „Verrückt nach Meer“ Scharen von Leuten kommen, die sich teilweise die Reise vom Munde abgespart haben und dementsprechend ein Niveau bringen, welches mir nicht gefällt.
Weiteres Beispiel: Phoenix bietet den Gästen an, Karten für die Oper in Sydney zu kaufen. Davon haben auch knapp 50 Leute Gebrauch gemacht. Auch wird uns an einem der Seetage vor Sydney die Casablanca Bar mit Snacks zur Verfügung gestellt, um über den Transfer zu diskutieren. Schnell wird man sich einig, dass man Taxen bestellt. Also ab zur Phoenix-Reiseleitung. Dort stoßen wir auf heftiges Kopfschütteln – ist doch eine reine Privatveranstaltung. Wir haben schon bei der Kartenbestellung geholfen. Moment mal jedes Hotel und Restaurant ist in der Lage einen Anruf zu tätigen und ein Taxi zu bestellen. Also wollen wir den Kreuzfahrtdirektor sprechen. Der sei in einer höchst wichtigen Besprechung mit dem Chefpurser – komisch nur, dass der gerade in diesem Moment beim Bordreisebüro vorbei kommt. Ok, das merkt auch die Frau und nimmt den Telefonhörer in die Hand. Später erzählt uns Herr Limberger, dass man aus reiner Gefälligkeit die Gäste beim Kartenkauf unterstützt hätte. Nachdem wir damit drohen, über Bonn uns Taxen an die Pier zu bestellen, wird unserem Wunsch entsprochen. Aber muss das sein???
Trotz der Renovierungen und der klassischen Linien des Schiffes wird dies wohl meine letzte Albatros Reise gewesen sein. Wären nicht das stets freundliche Restaurant-Personal sowie einige wenige ukrainische Crew-Member, die ich von der Maxim Gorkiy schon kenne, hätte ich mich wohl nicht ganz so wohl gefühlt, aber so wiegen diese die Nachteile ein wenig auf, so dass ich die Reise doch genieße…