Erste Erfahrungen mit Princess
Verfasst: 13.10.2024 22:40
Nach diversen Fahrten mit AIDA, Mein Schiff und MSC haben wir jetzt das erste Mal eine amerikanisch ausgerichtete Gesellschaft ausprobiert.
Konkret die Emerald Princess von Bosten nach Québec. War schon eine interessante Erfahrung.
Vor der Reise lief es erst einmal schlecht. Die Informationen auf der Princess-Webpage sind veraltet und teilweise falsch, die Beschreibungen oft schwammig - viel Werbegedöns, wenig Fakten. Mehr hätte man mit der App erfahren können - aber die braucht ein "Medaillon", das nur US-Kunden vor der Reise zugeschickt bekommen. Für Europäer gibt es Medaillon und damit diverse Informationen erst bei der Einschiffung.
Aber Gott sei Dank gibt es ja dieses schöne Forum hier und damit konnte Einiges viewtopic.php?t=23401 geklärt werden.
Fetter Minuspunkt leider auch die Einschiffung selber: Trotz rechtzeitiger Ankunft mußten wir eineinhalb Stunden in der Schlange stehen bis alle Formalitäten erledigt waren. Unsere bisher längste Wartezeit bei den europäischen Linien war eine Viertelstunde. Na ja, vielleicht einfach Zufall.
Die Kabine war leicht enttäuschend. Nicht sehr geräumig, kleine Dusche, sehr altbackenes Design. Aber der Balkon war ok und letztlich war alles Nötige vorhanden und brauchbar.
Mit Spannung erwartet dann das Abendessen. Und tatsächlich gab es nicht nur die Option des klassischen Kreuzfahrtessens mit festem Tisch und fester Tischzeit (hatte uns bei MSC ziemlich genervt und war auch der Grund, bisher die US-Linien zu meiden).
Sondern in einem der drei (inhaltlich identischen) Restaurants konnte man kommen, wann man wollte - und wurde dann nach maximal einigen Minuten Wartezeit platziert. Prima.
Dabei hatte man die Wahl zwischen einem privaten Zweiertisch oder der "shared"-Option mit anderen Gästen an einem 6er oder 8er Tisch. Und das war wirklich sehr schön. Wir haben wirklich nur nette Leute kennen gelernt und sehr interessante Gespräche geführt. Kannten wir auch schon von AIDA so, war hier aber noch besser. Wobei wohl geholfen hat, daß wegen der Route nur sehr erfahrene Kreuzfahrer an Bord waren, die schon viele Teil der Welt kannten (alle Amis und Kanadier waren schon mehrfach in Europa). Das gab viel Gesprächsstoff. Die typischen Karibik-Amis sollen da etwas schlichter sein.
Vor allem aber: Das Essen war erstklassig. Jeden Abend eine gute Auswahl und es hat uns alles hervorragend geschmeckt. War hinterher die 10 Tage an Land nicht immer so. Nur die Nachtische fielen manchmal etwas ab bzw. waren zu groß und süß für unseren Geschmack. Käse hinterher ist auch keine Stärke dort ...
Auch Frühstück und Mittagesssen waren immer sehr ordentlich und mit großer Auswahl. Wobei wir da fast immer ans Buffett gegangen sind, im Bedienteil war uns die Auswahl zu massiv und auf US-Bedürfnisse zugeschnitten.
Ganz großer Pluspunkt auch der Service. Da kam nun wieder das "Medaillon" ins Spiel. Damit konnte jederzeit der Standort auf dem Schiff festgestellt werden. Und wenn man dann Getränke oder Snacks über die App bestellte, wurde es nach kurzer Zeit zielsicher gebracht. Egal ob man irgendwo auf Deck saß oder in seiner Kabine.
Schöner Nebeneffekt: Man konnte jederzeit sehen wo auf dem Schiff sich der Reisepartner gerade befindet, sehr praktisch um sich zu treffen. Deutsche Datenschützer würden bei diesem Konzept weinend in der Ecke sitzen - wir fanden es praktisch und gut.
Die Pools hatten eine brauchbare Größe und waren - wie auch die Liegestühle - nie überfüllt. Lag natürlich auch an der Route bzw. den herbstlichen Temperaturen. Insgesamt ist das Schiff angenehm geschnitten, gute Wegeverbindungen, genug Flächen für alle Zwecke, selten überlaufen.
Nachgezählt habe ich nicht, aber das Unterhaltungsprogramm war m. E. insgesamt umfangreicher als bei AIDA und Co. Allerdings wenig für unseren Geschmack, insbesonders viele Quizshows, Bingo und Geschwätz. Die üblichen Vorträge über die Häfen, sonst nichts für den Hintergrund. Was auch unsere Tischpartner störte - die meinten bei anderen US-Gesellschaften wäre das Niveau besser.
Was allerdings gut war, das waren die Vorträge und Veranstaltungen der Dame, die die Kunstausstellung und die Auktionen betreute.
Sehr viel Musik, aber auch da nicht viel für unseren Geschmack. Zuviel Rührei mit Zuckerguß. Hinterher an Land war die Musik in Pubs oder bei Veranstaltungen deutlich flotter und ansprechender. Hat also wahrscheinlich nichts mit Amigeschmack per se zu tun, sondern vielleicht schätzt Princess sein älteres Publikum anders ein. Aber die Auswahl war groß genug daß wir jeden Tag etwas gefunden haben.
Nur schade: Wie auch bei manchen AIDA-Schiffen gab es eine Veranstaltungsfläche in der Mitte über mehrere Decks. Kann man mögen, wenn man gerne am Geländer steht. Für mache Sorten Halli-Galli auch geeignet. Aber genau in dieser Fläche wurde in einer offenen Bar Pianomusik u.ä. geboten - die hatten keine Chance über mehr als fünf Meter gehört zu werden.
Ausflüge haben wir nur einen gemacht (weil das Bordguthaben weg mußte). War ordentlich, auf dem Niveau der anderen Linien - aber deutlich teurer. Für ein paar Busstunden mit etwas Programm 120,- bis 180,- $ aufzurufen ist schon sehr dreist.
Was mich dann besonders bei der Routenplanung gestört hat. Im wesentlichen haben wir diese Fahrt gebucht, weil nur wenige Linien den Saguenay-Fjord anlaufen. Gilt als eine der Hauptsehenswürdigkeiten der ganzen Region.
Aber wie wird das konkret bei Princess gestaltet? Das Schiff fährt nachts durch den Fjord, kommt bei Sonnenaufbruch am Fjordende im uninteressantesten Hafen der ganzen Reise an, bliebt dort länger als irgendwo sonst und bei Sonnenuntergang geht es dann zurück. Wir haben also nichts vom berühmten Fjord gesehen. Aber diese bescheuerte Tourgestaltung gab halt die Möglichkeit, besonders viele der völlig überteuerten Exkursionen zu verkaufen. Extrem ärgerlich.
Falls irgendwer den ganzen Sermon gelesen hat, noch ein kurzes Fazit:
Wir würden Princess empfehlen, aber mit Einschränkungen. Die geschilderten Minuspunkte sind erträglich, die Pluspunkte besonders bei Essen und Service haben uns ein schönes Reiseerlebnis gegeben. Aber dafür mußten wir auch deutlich mehr bezahlen als bei unseren bisherigen Fahrten üblich.
Auch bei der nächsten Kreuzfahrt werden wir uns in erster Linie für eine Route entscheiden. Da hat Princess jetzt den Malus, daß man ihnen genau auf die Finger schauen muß, ob man auch die erhofften Sachen zu sehen kriegt. Falls das paßt, würden wir auch den Mehrpreis wieder auf den Tisch legen. Oder auch mal eine andere US-Gesellschaft ausprobieren, billig sind sie ja alle nicht.
Konkret die Emerald Princess von Bosten nach Québec. War schon eine interessante Erfahrung.
Vor der Reise lief es erst einmal schlecht. Die Informationen auf der Princess-Webpage sind veraltet und teilweise falsch, die Beschreibungen oft schwammig - viel Werbegedöns, wenig Fakten. Mehr hätte man mit der App erfahren können - aber die braucht ein "Medaillon", das nur US-Kunden vor der Reise zugeschickt bekommen. Für Europäer gibt es Medaillon und damit diverse Informationen erst bei der Einschiffung.
Aber Gott sei Dank gibt es ja dieses schöne Forum hier und damit konnte Einiges viewtopic.php?t=23401 geklärt werden.
Fetter Minuspunkt leider auch die Einschiffung selber: Trotz rechtzeitiger Ankunft mußten wir eineinhalb Stunden in der Schlange stehen bis alle Formalitäten erledigt waren. Unsere bisher längste Wartezeit bei den europäischen Linien war eine Viertelstunde. Na ja, vielleicht einfach Zufall.
Die Kabine war leicht enttäuschend. Nicht sehr geräumig, kleine Dusche, sehr altbackenes Design. Aber der Balkon war ok und letztlich war alles Nötige vorhanden und brauchbar.
Mit Spannung erwartet dann das Abendessen. Und tatsächlich gab es nicht nur die Option des klassischen Kreuzfahrtessens mit festem Tisch und fester Tischzeit (hatte uns bei MSC ziemlich genervt und war auch der Grund, bisher die US-Linien zu meiden).
Sondern in einem der drei (inhaltlich identischen) Restaurants konnte man kommen, wann man wollte - und wurde dann nach maximal einigen Minuten Wartezeit platziert. Prima.
Dabei hatte man die Wahl zwischen einem privaten Zweiertisch oder der "shared"-Option mit anderen Gästen an einem 6er oder 8er Tisch. Und das war wirklich sehr schön. Wir haben wirklich nur nette Leute kennen gelernt und sehr interessante Gespräche geführt. Kannten wir auch schon von AIDA so, war hier aber noch besser. Wobei wohl geholfen hat, daß wegen der Route nur sehr erfahrene Kreuzfahrer an Bord waren, die schon viele Teil der Welt kannten (alle Amis und Kanadier waren schon mehrfach in Europa). Das gab viel Gesprächsstoff. Die typischen Karibik-Amis sollen da etwas schlichter sein.
Vor allem aber: Das Essen war erstklassig. Jeden Abend eine gute Auswahl und es hat uns alles hervorragend geschmeckt. War hinterher die 10 Tage an Land nicht immer so. Nur die Nachtische fielen manchmal etwas ab bzw. waren zu groß und süß für unseren Geschmack. Käse hinterher ist auch keine Stärke dort ...
Auch Frühstück und Mittagesssen waren immer sehr ordentlich und mit großer Auswahl. Wobei wir da fast immer ans Buffett gegangen sind, im Bedienteil war uns die Auswahl zu massiv und auf US-Bedürfnisse zugeschnitten.
Ganz großer Pluspunkt auch der Service. Da kam nun wieder das "Medaillon" ins Spiel. Damit konnte jederzeit der Standort auf dem Schiff festgestellt werden. Und wenn man dann Getränke oder Snacks über die App bestellte, wurde es nach kurzer Zeit zielsicher gebracht. Egal ob man irgendwo auf Deck saß oder in seiner Kabine.
Schöner Nebeneffekt: Man konnte jederzeit sehen wo auf dem Schiff sich der Reisepartner gerade befindet, sehr praktisch um sich zu treffen. Deutsche Datenschützer würden bei diesem Konzept weinend in der Ecke sitzen - wir fanden es praktisch und gut.
Die Pools hatten eine brauchbare Größe und waren - wie auch die Liegestühle - nie überfüllt. Lag natürlich auch an der Route bzw. den herbstlichen Temperaturen. Insgesamt ist das Schiff angenehm geschnitten, gute Wegeverbindungen, genug Flächen für alle Zwecke, selten überlaufen.
Nachgezählt habe ich nicht, aber das Unterhaltungsprogramm war m. E. insgesamt umfangreicher als bei AIDA und Co. Allerdings wenig für unseren Geschmack, insbesonders viele Quizshows, Bingo und Geschwätz. Die üblichen Vorträge über die Häfen, sonst nichts für den Hintergrund. Was auch unsere Tischpartner störte - die meinten bei anderen US-Gesellschaften wäre das Niveau besser.
Was allerdings gut war, das waren die Vorträge und Veranstaltungen der Dame, die die Kunstausstellung und die Auktionen betreute.
Sehr viel Musik, aber auch da nicht viel für unseren Geschmack. Zuviel Rührei mit Zuckerguß. Hinterher an Land war die Musik in Pubs oder bei Veranstaltungen deutlich flotter und ansprechender. Hat also wahrscheinlich nichts mit Amigeschmack per se zu tun, sondern vielleicht schätzt Princess sein älteres Publikum anders ein. Aber die Auswahl war groß genug daß wir jeden Tag etwas gefunden haben.
Nur schade: Wie auch bei manchen AIDA-Schiffen gab es eine Veranstaltungsfläche in der Mitte über mehrere Decks. Kann man mögen, wenn man gerne am Geländer steht. Für mache Sorten Halli-Galli auch geeignet. Aber genau in dieser Fläche wurde in einer offenen Bar Pianomusik u.ä. geboten - die hatten keine Chance über mehr als fünf Meter gehört zu werden.
Ausflüge haben wir nur einen gemacht (weil das Bordguthaben weg mußte). War ordentlich, auf dem Niveau der anderen Linien - aber deutlich teurer. Für ein paar Busstunden mit etwas Programm 120,- bis 180,- $ aufzurufen ist schon sehr dreist.
Was mich dann besonders bei der Routenplanung gestört hat. Im wesentlichen haben wir diese Fahrt gebucht, weil nur wenige Linien den Saguenay-Fjord anlaufen. Gilt als eine der Hauptsehenswürdigkeiten der ganzen Region.
Aber wie wird das konkret bei Princess gestaltet? Das Schiff fährt nachts durch den Fjord, kommt bei Sonnenaufbruch am Fjordende im uninteressantesten Hafen der ganzen Reise an, bliebt dort länger als irgendwo sonst und bei Sonnenuntergang geht es dann zurück. Wir haben also nichts vom berühmten Fjord gesehen. Aber diese bescheuerte Tourgestaltung gab halt die Möglichkeit, besonders viele der völlig überteuerten Exkursionen zu verkaufen. Extrem ärgerlich.
Falls irgendwer den ganzen Sermon gelesen hat, noch ein kurzes Fazit:
Wir würden Princess empfehlen, aber mit Einschränkungen. Die geschilderten Minuspunkte sind erträglich, die Pluspunkte besonders bei Essen und Service haben uns ein schönes Reiseerlebnis gegeben. Aber dafür mußten wir auch deutlich mehr bezahlen als bei unseren bisherigen Fahrten üblich.
Auch bei der nächsten Kreuzfahrt werden wir uns in erster Linie für eine Route entscheiden. Da hat Princess jetzt den Malus, daß man ihnen genau auf die Finger schauen muß, ob man auch die erhofften Sachen zu sehen kriegt. Falls das paßt, würden wir auch den Mehrpreis wieder auf den Tisch legen. Oder auch mal eine andere US-Gesellschaft ausprobieren, billig sind sie ja alle nicht.