Reisebericht MSC Bellissima - Keelung-Nara-Keelung (Taiwan/Japan, mit Miyako/Ishigaki)
Verfasst: 03.03.2024 06:26
Hallo zusammen. Bin sonst nicht der Typ für Reiseberichte und auch einen Monat zu spät dran, aber ich glaube, die aktuellen Routen der MSC Bellissima sind hier noch nicht vertreten.
Wir sind aus familiären Gründen gerade länger in Taiwan und hatten aus (m)einer Laune heraus zwei Kabinen ab 30.1. gebucht. 3 Erwachsene, 4 Kinder.
Wir wussten überhaupt nicht, was uns bei dieser Route fernab Europas an Sprachen, Programm, und Publikum erwartet. Zudem unsere erste Fahrt mit MSC. In Stichpunkten umrissen:
- Publikum: Eine Hälfte Taiwaner (Abfahrt ab Keelung), darunter viele junge Familien. Anscheinend hoher Bedarf an Mitbringseln (omiyage) aus Japan. Die andere Hälfte Japaner (ab Nara), darunter mehr ältere Paare, die bei der formalen Nacht dann mit Anzug und Kimono(!) auftrumpften. Praktisch keine Langnasen unter den Gästen. Außer mir habe ich noch ein Paar entdeckt, die ich als US-Militär aus Okinawa einsortiert hätte.
- Und noch etwas zum Publikum: Ich habe noch nie so wenig Alkohol an Bord gesehen. Niemand, der mit dem Tablett voller Cocktails zur Balkonkabine torkelt. Der Irish Pub an Bord sah komplett deplatziert aus. Und beim Buffet gab es extra eine japanische und eine taiwanische Ecke, damit niemand Heimweh bekommt
- Sprachen: Die europäischen Kernsprachen hat sich MSC dankbarerweise geschenkt. Die primäre Sprache war Japanisch, die Touchscreens im Schiff und die App ließen sich gar nicht auf Englisch oder Chinesisch umschalten. Das Personal schien bereits etwas Japanisch gelernt zu haben, aber kein Chinesisch, da war Englisch dann die Umgangssprache bzw. es wurden dedizierte Muttersprachler eingesetzt. Offizielle Durchsagen, Event-Moderation, Kids Club JP/CN und nur minimal EN.
- Apropos App, absolut nichts an Technik hat funktioniert. Der Zoe-Smart-Speaker hat immer mit "internal error" geantwortet, die (eh nur japanische) App funktionierte auf zwei von fünf Handys, und vor der Abreise stand die Fahrt als "Südafrika" in meiner noch deutschsprachigen MSC-App. Dieser ganze Schnickschnack kann mir eh gestohlen bleiben, schade wars nur um die angekündigte Chat-Funktion zwischen unseren Kabinen. Zum Glück konnten wir mangels Seetagen einfach über japanische SIM-Karten online gehen und kommunizieren.
- Programm: Es gab zwar jeden Abend ein gedrucktes Bordprogramm an der Tür (je nach Sprache der Bewohner), aber ich hatte das Gefühl, dass die meisten wie wir ziellos umhergeschlendert sind und sich gefreut haben, wenn auf der Hauptpromenade zufällig getanzt wurde. Am letzten Abend wollte ich zur extra angekündigten Super-Duper-Crazy Abschlussparty, da war aber außer mir nur ein einsamer DJ.
- Die Stopps: Kann man sich sparen Keelung, bin kein Fan der Stadt. Wir waren ja eh nur zum Ein-/Ausschiffen dort. Aber man kommt schnell nach Taipeh und von Militärschiffen bis Buddha-Statue konnte man vom Balkon auch schon einiges entdecken. In Ishigaki konnte man noch mit dem Bus zu einer knuffigen Einkaufsstraße, in Miyako haben wir mangels gebuchter Tour gar nichts entdeckt. Nara fand ich extrem verschlafen, also nicht südländisch entspannt, sondern einfach grau und dröge. Kein guter erster Eindruck von Japan.
Ach ja, und jeder Nichtjapaner muss bei den kleineren Inseln ein Face-to-Face-Interview mit japanischen Zollbeamten absolvieren, selbst wenn man gar nicht von Bord will. War von diesen strengen Kontrollen etwas überrascht. Überleitung zum nächsten Punkt:
- Absurde Anekdote: Bei der 70er-Jahre-Party war wirklich gute Stimmung auf dem Pooldeck. YMCA, It's Raining Men, Karma Chameleon... Plötzlich unterbricht die Musik, Durchsage des Captains "man overboard, man overboard", die Party geht nach der Sekunde nahtlos weiter. Ich kratze mich am Kopf: Habe nur ich das gehört? Nein, die Kellner mit den Cocktail-Tabletts schielen alle nervös aus dem Fenster. Kurz darauf die nächste Durchsage, diesmal auf Englisch, Japanisch, und Chinesisch: Man overboard, rescue operation in progress, please be quiet? Danach geht die Musik und damit die Polonäse aber auf voller Lautstärke weiter. Ein paar Lieder später die Entwarnung, subject found and alive, puh.
Die Geschichte ging direkt durch die lokalen Fernsehsender, aber es gab wenig konkrete Informationen. Erst am nächsten Tag die Auflösung: Ein älterer türkischer Herr ist vom Schiff gesprungen, um illegal nach Japan einzuwandern. Er wurde also nicht gerettet, sondern vor allem verhaftet. Sehr seltsamer Plan.
Fazit: Komplett anders als die übliche AIDA-Tour. Ich würde zumindest starkes Interesse an einer der beiden lokalen Sprachen empfehlen Wir fandens super und werden weiter gucken, welche Kreuzfahrten ab Taiwan noch angeboten werden. Hoffentlich wird das schöne neue Terminal in Kaohsiung in den nächsten Jahren auch öfter angefahren.
Wir sind aus familiären Gründen gerade länger in Taiwan und hatten aus (m)einer Laune heraus zwei Kabinen ab 30.1. gebucht. 3 Erwachsene, 4 Kinder.
Wir wussten überhaupt nicht, was uns bei dieser Route fernab Europas an Sprachen, Programm, und Publikum erwartet. Zudem unsere erste Fahrt mit MSC. In Stichpunkten umrissen:
- Publikum: Eine Hälfte Taiwaner (Abfahrt ab Keelung), darunter viele junge Familien. Anscheinend hoher Bedarf an Mitbringseln (omiyage) aus Japan. Die andere Hälfte Japaner (ab Nara), darunter mehr ältere Paare, die bei der formalen Nacht dann mit Anzug und Kimono(!) auftrumpften. Praktisch keine Langnasen unter den Gästen. Außer mir habe ich noch ein Paar entdeckt, die ich als US-Militär aus Okinawa einsortiert hätte.
- Und noch etwas zum Publikum: Ich habe noch nie so wenig Alkohol an Bord gesehen. Niemand, der mit dem Tablett voller Cocktails zur Balkonkabine torkelt. Der Irish Pub an Bord sah komplett deplatziert aus. Und beim Buffet gab es extra eine japanische und eine taiwanische Ecke, damit niemand Heimweh bekommt
- Sprachen: Die europäischen Kernsprachen hat sich MSC dankbarerweise geschenkt. Die primäre Sprache war Japanisch, die Touchscreens im Schiff und die App ließen sich gar nicht auf Englisch oder Chinesisch umschalten. Das Personal schien bereits etwas Japanisch gelernt zu haben, aber kein Chinesisch, da war Englisch dann die Umgangssprache bzw. es wurden dedizierte Muttersprachler eingesetzt. Offizielle Durchsagen, Event-Moderation, Kids Club JP/CN und nur minimal EN.
- Apropos App, absolut nichts an Technik hat funktioniert. Der Zoe-Smart-Speaker hat immer mit "internal error" geantwortet, die (eh nur japanische) App funktionierte auf zwei von fünf Handys, und vor der Abreise stand die Fahrt als "Südafrika" in meiner noch deutschsprachigen MSC-App. Dieser ganze Schnickschnack kann mir eh gestohlen bleiben, schade wars nur um die angekündigte Chat-Funktion zwischen unseren Kabinen. Zum Glück konnten wir mangels Seetagen einfach über japanische SIM-Karten online gehen und kommunizieren.
- Programm: Es gab zwar jeden Abend ein gedrucktes Bordprogramm an der Tür (je nach Sprache der Bewohner), aber ich hatte das Gefühl, dass die meisten wie wir ziellos umhergeschlendert sind und sich gefreut haben, wenn auf der Hauptpromenade zufällig getanzt wurde. Am letzten Abend wollte ich zur extra angekündigten Super-Duper-Crazy Abschlussparty, da war aber außer mir nur ein einsamer DJ.
- Die Stopps: Kann man sich sparen Keelung, bin kein Fan der Stadt. Wir waren ja eh nur zum Ein-/Ausschiffen dort. Aber man kommt schnell nach Taipeh und von Militärschiffen bis Buddha-Statue konnte man vom Balkon auch schon einiges entdecken. In Ishigaki konnte man noch mit dem Bus zu einer knuffigen Einkaufsstraße, in Miyako haben wir mangels gebuchter Tour gar nichts entdeckt. Nara fand ich extrem verschlafen, also nicht südländisch entspannt, sondern einfach grau und dröge. Kein guter erster Eindruck von Japan.
Ach ja, und jeder Nichtjapaner muss bei den kleineren Inseln ein Face-to-Face-Interview mit japanischen Zollbeamten absolvieren, selbst wenn man gar nicht von Bord will. War von diesen strengen Kontrollen etwas überrascht. Überleitung zum nächsten Punkt:
- Absurde Anekdote: Bei der 70er-Jahre-Party war wirklich gute Stimmung auf dem Pooldeck. YMCA, It's Raining Men, Karma Chameleon... Plötzlich unterbricht die Musik, Durchsage des Captains "man overboard, man overboard", die Party geht nach der Sekunde nahtlos weiter. Ich kratze mich am Kopf: Habe nur ich das gehört? Nein, die Kellner mit den Cocktail-Tabletts schielen alle nervös aus dem Fenster. Kurz darauf die nächste Durchsage, diesmal auf Englisch, Japanisch, und Chinesisch: Man overboard, rescue operation in progress, please be quiet? Danach geht die Musik und damit die Polonäse aber auf voller Lautstärke weiter. Ein paar Lieder später die Entwarnung, subject found and alive, puh.
Die Geschichte ging direkt durch die lokalen Fernsehsender, aber es gab wenig konkrete Informationen. Erst am nächsten Tag die Auflösung: Ein älterer türkischer Herr ist vom Schiff gesprungen, um illegal nach Japan einzuwandern. Er wurde also nicht gerettet, sondern vor allem verhaftet. Sehr seltsamer Plan.
Fazit: Komplett anders als die übliche AIDA-Tour. Ich würde zumindest starkes Interesse an einer der beiden lokalen Sprachen empfehlen Wir fandens super und werden weiter gucken, welche Kreuzfahrten ab Taiwan noch angeboten werden. Hoffentlich wird das schöne neue Terminal in Kaohsiung in den nächsten Jahren auch öfter angefahren.