Hier nun der Bericht unserer Tour mit der MSC Orchestra vom 9. bis 17.Oktober 2009. Viel Spaß bei der Lektüre!
Vorgeschichte:
Im Juni 2008 buchten wir (bertadackel und seine Frau sowie unsere 12 und 5 Jahre alten Kinder) bereits unsere Kreuzfahrt mit der MSC Orchestra, der für uns leichteren und preiswerteren Anreise wegen allerdings nicht ab Genua, sondern ab Barcelona, was bei unserem Ferien-zum-Mitnehmen-Reisebüro in den USA, wo wir hervorragend betreut wurden, möglich war. Abgesehen davon haben wir einen supergünstigen Preis erzielen können, der in Deutschland nicht einmal für eine Person in der Innenkabine gereicht hätte.
Im Frühjahr erfuhren wir dann, daß zur (fast) gleichen Zeit der Musikantenstadl an Bord ist. Nach kurzfristiger Überlegung, ob wir unter diesen Umständen nicht lieber stornieren sollten, da das nun so gar nicht unsere Welt ist und wir uns nicht vorstellen konnten, ob ein unbeeinträchtigtes Reiseerlebnis möglich ist, entschieden wir uns dann aber, an unserer Buchung festzuhalten.
Alles folgende sind natürlich nur persönliche Eindrücke und Empfindungen.
Die Anreise:
Mit Air Berlin ging es am Mittwoch, 7.10., ohne Probleme von Hamburg nach Barcelona, dort das T-10-Ticket gekauft und mit Renfe und FGC mit einmaligem Umsteigen zu unserem Hotel Novotel Barcelona Cornella.
Das Hotel (Novotel ist unsere erste Wahl, wenn wir mit zwei Kindern unterwegs sind) liegt ca. 300m vom Bahnhof Almeda, Barcelona ist von dort leicht zu erreichen. In unmittelbarer Nähe des Hotels befinden sich ein großes Einkaufszentrum und ausreichend Restaurants.
Am nächsten Tag dann ein Tag Sightseeing in Barcelona bei sommerlichem Wetter. Ein Muß ist für uns dabei immer ein Besuch auf dem Montjuic mit dem herrlichen Blick auf den Hafen und diesmal auf die dort liegende AIDAvita.
Einschiffung:
Mit dem Taxi ging es am Vormittag zum Terminal. Alte Bekannte trafen wir wieder: die AIDAbella und die Costa Concordia. außerdem die MSC Fantasia. Da nur wenig Passagiere in Barcelona zustiegen, vor allem Amerikaner und Kanadier, ein paar versprengte Deutsche wie wir, ging der Checkin so schnell wie noch nie. Anders als von mir befürchtet, gab es auch kein Problem damit, daß unser Nachname vom amerikanischen Reisebüro um die Pünktchen auf dem u erleichtert wurde. Innerhalb von Minuten waren die Formalitäten erledigt, wir betraten das Schiff und wurden - nachdem die Fotoprozedur wegen mißlungener Fotos an der Rezeption wiederholt werden mußte - zu unserer Außenkabine 5056 gebracht.
Die Kabine:
Wir haben bei MSC den Vergleich mit der Opera und der Sinfonia, die Außenkabine auf der Orchestra ist deutlich größer, aber ebenso gut eingerichtet, allerdings wären ein paar Haken für Jacken pp., die bei vier Leuten nicht alle in den Schrank passen, hilfreich gewesen.
Was den Service unserer Kabinenstewardeß betrifft, bin ich hier an dem einzigen Punkt, an dem wir diesmal wirklich Pech hatten, denn hier klappte wenig.
In den Schubladen fanden wir die Haare der Vorbenutzer, hier ist sehr oberflächlich gereinigt worden. Als wir nach dem ersten Abendessen in die Kabine zurückkamen, war der abendliche Turndown bereits durchgeführt worden, allerdings waren nur drei Betten hergerichtet worden. Ich klappte das vierte Bett kurz herunter, das war nicht hergerichtet, aber ich fand zwei Plastiktüten sowie ein paar Socken des (Vorvorvor?)Vorgängers! Schnell wieder hochgeklappt und die Stewardeß verständigt. Sie richtete dann das Bett her - die Socken fanden wir wieder. Also mußte ich sie selber entsorgen, da sie von uns niemand gebrauchen konnte ...
Am nächsten Tag waren dann nur drei Bade- und Handtücher vorhanden, das vierte wurde dann auf Reklamation an der Rezeption nachgeliefert, am folgenden Tag wieder dasselbe Spiel. Toilettenpapier gab es ebenfalls nur auf Anforderung, das gleiche mit dem Nachfüllen der Spender für Shampoo und Duschgel.
Das Bordprogramm erhielten wir - eigentlich ja kein Problem, aber man wußte ja, daß wir deutschsprachig sind - fünf Tage in englischer Sprache, dann aber in Deutsch.
Hier ist erheblicher Verbesserungsbedarf.
Meckermodus aus.
Das Schiff:
Das Schiff macht einen top gepflegten Eindruck. Es wurde wie üblich dauernd und überall geputzt, gestrichen und gepflegt, wenngleich in meiner Erinnerung da auf der Opera noch eine Idee mehr getan wurde.
Eine genaue Schiffsbeschreibung kann hier wohl entfallen.
Die Restaurantkapazitäten in der Cafeteria sind allerdings manchmal bis an die Grenze ausgereizt.
Die Besatzung:
Hier gibt es absolut - von obigen Ausführungen abgesehen - nichts zu meckern, sondern nur zu loben. Immer freundlich, besonders auch kinderfreundlich. Lobende Erwähnung verdient "unser" Kellner Valeri aus Bulgarien, der einen tadellosen Service hinlegte. Sein ganz junger brasilianischer Assistent erzählte mir am ersten Abend, daß es ebenfalls seIn erster Abend am Bord ist, er sei gerade von Costa zu MSC gewechselt. Auch er war immer freundlich und hilfsbereit. Als ich mich am Morgen der Ausschiffung von ihm verabschiedete, entschuldigte er sich für alle Fehler, die ihm unterlaufen seien, worauf ich ihm entgegenete, daß dafür absolut kein Anlaß ist und wir nur "Danke" sagen könnten.
Als störend kann man allerdings empfinden, daß das Servicepersonal in der Cafeteria und in den Bars sowie an Deck Getränkebecher und Gläser oft so schnell wegnimmt, daß man nicht einmal ausgetrunken hat, wenn man nicht aufpaßt.
Das Essen:
Ganz einfach: Genau das, was wir bisher immer bei MSC erlebt haben. Wenn ich den Vergleich mit Costa, AIDA und NCL ziehen will, liegt MSC in meiner persönlichen Wertung zwar am Ende der Skala, aber ich werde mich hüten zu behaupten, das Essen sei nicht gut. Die Pasta-Gerichte haben uns immer besonders gut geschmeckt. Die Vorspeisen waren für meinen Geschmack oft zu kalt.
Die Anlaufhäfen:
Wir haben keinen der von MSC angebotenen Landausflüge gebucht, sondern alles auf eigene Faust unternommen.
Genua: Stadtrundgang mit Dom San Lorenzo, Haus des Christoph Kolumbus, Porta Soprana, einem Stadttor aus der Stauferzeit, Via XX Settembre, Rückfahrt mit der Metro. Im Hafen dann gebührende Verabschiedung mit reichlich Schiffshorn von der dort liegenden MSC Splendida.
Malaga: hier haben wir den von MSC angebotenen Shuttlebus (5 €/Pers.) zum Hafeneingang genutzt. Stadtrundgang, sehenswert vor allem die Kathedrale, genannt "La Manquita", die Einarmige, weil der Aufsatz des Südturmes fehlt, mit ihrem großartigen Chorgestühl. Die Alcazaba ist montags leider geschlossen, aber der Ausblick vom Castillo de Gibralfaro ist großartig.
Cadiz: für mich einer der Höhepunkte der Reise. Stadtrundgang mit Aufstieg auf den Torre Tavira mit großartiger Rundumsicht und der Camera obscura (Eintritt 4 € bzw. 3,30 € für Kinder), ein Erlebnis besonders für die Kinder mit netter Erklärung. Für mich als alten James-Bond-Fan durfte natürlich die Besichtigung des Castillo de Santa Catalina (Drehort von "Stirb an einem anderen Tag") nicht fehlen.
Lissabon: den von MSC angebotenen Transfer ins Stadtzentrum (9 €) haben wir verschmäht, stattdessen mit dem Zug von der Station Alcantara (sozusagen direkt am Schiff) bis Cais do Sodre (hin und zurück 2,40 €), von da aus dann zu Fuß.
Natürlich kann man in diese großartige Stadt nur hineinschmecken und weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Also Bummel durch Baixa und Bairro Alto, mit dem Elevador Santa Justa (2,80 €) zur sehenswerten Kirche Sao Roque und zum Miradouro Sao Pedro de Alcantara mit wunderschöner Aussicht.
Gibraltar: Hier unternahmen wir mit dem Kleinbustaxi die "offizielle" Rock-Tour, die 1 1/2 Stunden dauern sollte, tatsächlich aber über 2 gedauert hat, da wir natürlich nicht die einzigen waren. Taxifahrer William war sehr freundlich und erklärte viel. Angefahren wurden die Säulen des Herkules, die beeindruckende Tropfsteinhöhle St. Michael's Cave, natürlich der Affenfelsen Ape's Den und der Great Siege Tunnel. Für die Kinder war natürlich die Begegnung mit den Magot-Affen der Höhepunkt des Ausfluges.
Alicante: Wolkenbruchartige Regenfälle - nachdem wir uns alle Tage zuvor nur über strahlenden Sonnenschein freuen konnten - bis kurz vor Ablegen des Schiffes veranlaßten uns, einen Bordtag einzuschieben.
Der Musikantenstadl:
Von den ca. 2600 Passagieren waren 900 (geschätzt je ca. 400 Deutsche und Österreicher, 100 Schweizer) Stadlfreunde an Bord (an ihren
http://www.musikantenstadl.tv -Schlüsselbändern mit Bordkarte deutlich erkennbar), was natürlich den Altersdurchschnitt doch deutlich hob, wenngleich wir erstaunt waren, daß es auch Stadlfreunde unseres jugendlichen Alters zu geben scheint. Am 2.Tag (Seetag) war von 10 bis kurz nach 12 Uhr Stadlzeit auf dem Sonnendeck. Die Fans waren mit Schal und anderen Devotionalien ausgerüstet, waren mit vollem mentalen und körperlichen Einsatz dabei und gaben meiner bildungsbürgerlichen Überheblichkeit reichlich Studienmaterial. Natürlich konnten man in diesen zwei Stunden dem Stadltreiben auch aus dem Wege gehen, so daß ich keine Medikamente gebraucht habe. Immerhin habe ich meine Kenntnis der volkstümlichen Musik erheblich erweitert. Die anderen Veranstaltungen (ein Konzert mit Andy Borg und den "Jungen Zillertalern", eine Autogrammstunde sowie ein Abschlußkonzert am letzten Abend) des Stadls waren dann als "Private Activity" nur für Stadlfreunde zugänglich. Herrn Adolf Andreas Meyer (Insider wissen Bescheid) konnte man gelegentlich im Café begegnen, er war aber nicht dauernd von Fans umringt. Überhaupt ging es auf dem Schiff nicht so zu, wie man es sich vorstellen würde, wenn Tokio Hotel und 900 Vorpubertierende an Bord wären. Insofern erwiesen sich manche meiner Befürchtungen als unbegründet.
Traurige Randnotiz: Zwei Mitreisende von den Stadlfreunden sind auf der Reise verstorben. Einen Herrn, 86jährig, hatten wir zwei Tage zuvor mit seiner Frau im Café kennengelernt. Am Samstag erfuhren wir von dieser, daß er in der Nacht zum Freitag verstorben war.
An Bord war übrigens auch der "Schweizer Kreuzfahrerchor", der abends hin und wieder Singstunde auf dem Pooldeck abhielt.
Fazit:
Eine sehr schöne Kreuzfahrt, die wieder einmal viel zu schnell zu Ende ging. Einzige Möglichkeit: gleich die nächste buchen.
Viele Grüße
bertadackel