Kurzbericht Celebrity Infinity vom 5. bis 19.8.2023
Verfasst: 20.08.2023 13:11
Rückflug; Zeit für ein paar Gedanken.
Es war eine traumhafte 14-tägige Route in der Adria, dem Ionischen Meer und der Ägäis mit einer durch und durch griechischen Infinity. Griechisch nicht nur, da sie noch das „klassische“ Blau-Weiß trägt und von ausschließlich griechischen männlichen Offizieren betrieben wird (den von Frau LLP verordneten Trend bei X zu weiblichen nautischen Führungskräften macht sie nicht mit, hier herrscht das Patriarchat). Griechisch auch wegen der typischen herzlichen Gastfreundschaft und Gemütlichkeit an Bord und dem schmackhaften, jedoch keinesfalls exquisiten Essen und der guten Unterhaltung, die jedoch keine Maßstäbe mehr setzen kann.
Die Pflege könnte für ein 22 Jahre altes Schiff nicht besser sein. Die Besatzung mag sie offensichtlich, auch wenn die Passagiere teilweise unangemessen „robust“ mit ihr umgehen. Ich traue ihr auf jeden Fall noch 8 Jahre als „Destinationsspezialist“ zu, bis sie in Rente muss. Das wären 30 Jahre vom Bau bis zum Abwracken bei ein und derselben Reederei und damit eine beeindruckende Bilanz.
Aber vielleicht geht da sogar noch mehr, denn vom Durchschnittsalter der Passagiere her betrachtet, ist sie sehr jung (ich habe den Altersschnitt angehoben). Sicherlich spielen die sehr zivilen Preise eine Rolle, zu denen sie angeboten wird. Und das deutlich veränderte Zielpublikum, Spanisch ist neben Englisch mindestens gleich stark vertreten und speziell in der ersten Woche (Piräus bis Ravenna) erinnerte mich die Passagierschar stark an die nicht mehr existente Pullmantur. Celebrity macht es auf jeden Fall richtig, sie komplett anders zu vermarkten als die Edge-Class. Deren stilbewusstes, teilweise exaltiertes Publikum war hier schlichtweg nicht anwesend. Dafür aber umso mehr Familien mit Kindern - von mir bei X bisher kaum nennenswert wahrgenommen.
Das Thema Essen interessiert ja allgemein besonders stark. Da hat die Infinity stellvertretend für die ganze Millennium-Class ein Ass im Ärmel: das Buffetrestaurant Oceanview-Café mit dem herrlichen Freideck der Oceanview-Bar. Selbst bei dem größten Ansturm ist es dort äußerst angenehm, da fleißiges Personal es immer sauber hält und es äußerst geräumig ist. Die Speisen sind hervorragend und hier wird immer eine viel größere Vielfalt an kulinarischen Überraschungen bereit gehalten. So gab es am letzten Buffetnachmittag tatsächlich neben dem Shrimpsturm ganze gegrillte Wolfsbärsche und Zahnbrassen. Einfach toll. Ich lege mich fest, das Oceanview-Café gehört zu den allerbesten Buffetrestaurants der Massenmarkt-Schiffe.
Was das „Select Dining“ im Hauptspeisesaal betrifft: nichts besonderes mehr, alles wohlschmeckend aber eine ziemlich unkreative Karte, man könnte schöner anrichten und Service ist ein ewiges „hit & miss“. Wir haben dieses Jahr bereits zwei MSC-Reisen (allerdings auf zweier deren Flaggschiffe) gemacht und müssen klar und vorurteilsfrei anerkennen: die waren hier besser. Aber dafür war es im Buffet der MSC Seashore kaum auszuhalten. Vorzuwerfen ist Celebrity, dass die im Vorfeld in der App angezeigten Speisekarten (das klang wie auf der Edge vergangenes Jahr) nichts mit der Realität - also dem tatsächlichen Abendmenü - an Bord zu tun hatten. Und so legte ich meine vorab getätigten Reservierungen für Tuscan Grille und Petit Chef auf falsche Tage, da ich von falschen Voraussetzungen ausging. Diese Spezialitätenrestaurants waren beide ohne Fehl und Tadel - und dank des OBCs im „All-Included“-Tarif sowieso de facto aufpreisfrei.
Ein nicht zu vernachlässigender Nachteil, der einem erst so richtig bewusst wird, wenn man nach Jahren mal wieder auf einem alten Schiff fährt: die Qualität der Klimaanlage. Es zieht äußerst unberechenbar an verschiedenen Orten und oftmals eiskalt. Die wunderbare „Constellation-Lounge“ ist deshalb nicht nutzbar, es sei denn man trägt trotz 35 Grad Außentemperatur gerne Baumwollpulli. Dringend Erkältungsmedizin mitnehmen!
Was ist nun meine Empfehlung, da ja einige Schnäppchenjäger gerade hier aus dem Forum die Infinity für Herbst/Winter ins Visier genommen haben: buchen, wenn man eine destinationsintensive Reise auf einem gepflegten echten Klassiker mit internationalem Flair und angenehmen Mitreisenden erleben will und gerne an einem schönen und recht gediegenen Buffet speist. Man wird nicht enttäuscht. Wer dagegen zum Spottpreis Glanz und Gloria vergangener X-Zeiten haben möchte oder auf einen Hauch Lifestyle à la Edge-Class hofft: Bleiben lassen.
Viele Grüße
Andreas
Es war eine traumhafte 14-tägige Route in der Adria, dem Ionischen Meer und der Ägäis mit einer durch und durch griechischen Infinity. Griechisch nicht nur, da sie noch das „klassische“ Blau-Weiß trägt und von ausschließlich griechischen männlichen Offizieren betrieben wird (den von Frau LLP verordneten Trend bei X zu weiblichen nautischen Führungskräften macht sie nicht mit, hier herrscht das Patriarchat). Griechisch auch wegen der typischen herzlichen Gastfreundschaft und Gemütlichkeit an Bord und dem schmackhaften, jedoch keinesfalls exquisiten Essen und der guten Unterhaltung, die jedoch keine Maßstäbe mehr setzen kann.
Die Pflege könnte für ein 22 Jahre altes Schiff nicht besser sein. Die Besatzung mag sie offensichtlich, auch wenn die Passagiere teilweise unangemessen „robust“ mit ihr umgehen. Ich traue ihr auf jeden Fall noch 8 Jahre als „Destinationsspezialist“ zu, bis sie in Rente muss. Das wären 30 Jahre vom Bau bis zum Abwracken bei ein und derselben Reederei und damit eine beeindruckende Bilanz.
Aber vielleicht geht da sogar noch mehr, denn vom Durchschnittsalter der Passagiere her betrachtet, ist sie sehr jung (ich habe den Altersschnitt angehoben). Sicherlich spielen die sehr zivilen Preise eine Rolle, zu denen sie angeboten wird. Und das deutlich veränderte Zielpublikum, Spanisch ist neben Englisch mindestens gleich stark vertreten und speziell in der ersten Woche (Piräus bis Ravenna) erinnerte mich die Passagierschar stark an die nicht mehr existente Pullmantur. Celebrity macht es auf jeden Fall richtig, sie komplett anders zu vermarkten als die Edge-Class. Deren stilbewusstes, teilweise exaltiertes Publikum war hier schlichtweg nicht anwesend. Dafür aber umso mehr Familien mit Kindern - von mir bei X bisher kaum nennenswert wahrgenommen.
Das Thema Essen interessiert ja allgemein besonders stark. Da hat die Infinity stellvertretend für die ganze Millennium-Class ein Ass im Ärmel: das Buffetrestaurant Oceanview-Café mit dem herrlichen Freideck der Oceanview-Bar. Selbst bei dem größten Ansturm ist es dort äußerst angenehm, da fleißiges Personal es immer sauber hält und es äußerst geräumig ist. Die Speisen sind hervorragend und hier wird immer eine viel größere Vielfalt an kulinarischen Überraschungen bereit gehalten. So gab es am letzten Buffetnachmittag tatsächlich neben dem Shrimpsturm ganze gegrillte Wolfsbärsche und Zahnbrassen. Einfach toll. Ich lege mich fest, das Oceanview-Café gehört zu den allerbesten Buffetrestaurants der Massenmarkt-Schiffe.
Was das „Select Dining“ im Hauptspeisesaal betrifft: nichts besonderes mehr, alles wohlschmeckend aber eine ziemlich unkreative Karte, man könnte schöner anrichten und Service ist ein ewiges „hit & miss“. Wir haben dieses Jahr bereits zwei MSC-Reisen (allerdings auf zweier deren Flaggschiffe) gemacht und müssen klar und vorurteilsfrei anerkennen: die waren hier besser. Aber dafür war es im Buffet der MSC Seashore kaum auszuhalten. Vorzuwerfen ist Celebrity, dass die im Vorfeld in der App angezeigten Speisekarten (das klang wie auf der Edge vergangenes Jahr) nichts mit der Realität - also dem tatsächlichen Abendmenü - an Bord zu tun hatten. Und so legte ich meine vorab getätigten Reservierungen für Tuscan Grille und Petit Chef auf falsche Tage, da ich von falschen Voraussetzungen ausging. Diese Spezialitätenrestaurants waren beide ohne Fehl und Tadel - und dank des OBCs im „All-Included“-Tarif sowieso de facto aufpreisfrei.
Ein nicht zu vernachlässigender Nachteil, der einem erst so richtig bewusst wird, wenn man nach Jahren mal wieder auf einem alten Schiff fährt: die Qualität der Klimaanlage. Es zieht äußerst unberechenbar an verschiedenen Orten und oftmals eiskalt. Die wunderbare „Constellation-Lounge“ ist deshalb nicht nutzbar, es sei denn man trägt trotz 35 Grad Außentemperatur gerne Baumwollpulli. Dringend Erkältungsmedizin mitnehmen!
Was ist nun meine Empfehlung, da ja einige Schnäppchenjäger gerade hier aus dem Forum die Infinity für Herbst/Winter ins Visier genommen haben: buchen, wenn man eine destinationsintensive Reise auf einem gepflegten echten Klassiker mit internationalem Flair und angenehmen Mitreisenden erleben will und gerne an einem schönen und recht gediegenen Buffet speist. Man wird nicht enttäuscht. Wer dagegen zum Spottpreis Glanz und Gloria vergangener X-Zeiten haben möchte oder auf einen Hauch Lifestyle à la Edge-Class hofft: Bleiben lassen.
Viele Grüße
Andreas