Kreuzfahrten-Treff.de - Forum

Moin zusammen,

ich habe einmal eine Frage, die meine Frau und mich momentan beschäftigt:

Wir haben uns eine Kreuzfahrt ausgesucht, die wir gerne buchen würden, in deren Verlauf Gibraltar für einen halben Tag angelaufen wird. Meine Frau und mein Stiefsohn sind Ukrainer (haben einen unbefr. deutschen Aufenthaltstitel, ihr dauerhafter Wohnsitz ist hier in D in unserem gemeinsamen Haus), sind also grundsätzlich visapflichtig im Vereinigten Königreich. Die Reederei (Costa) gibt vor, dass die Beiden in Savona nur dann an Bord gehen dürfen, wenn sie über UK-Visa verfügen. Ob wir in Gibraltar überhaupt von Bord zu gehen wollen, interessiert nicht.
Die Beantragung eines UK-Visums macht natürlich angesichts des (auch finanziellen) Aufwands für diesen kurzen Aufenthalt keinen Sinn.

Wir haben jetzt einen Screenshot bekommen, in dem das "Civil Status and Registration Office" von Gibraltar in einem Antwortschreiben an einen visapflichtigen Staatsbürger mitteilt, dass visapflichtige Staatsbürger, sofern sie mit dem Kreuzfahrtschiff kommen, einen Landausflug unternehmen und mit dem Kreuzfahrtschiff Gibraltar auch wieder verlassen, kein Visum benötigen.
Ich habe dieses Office jetzt angeschrieben, unseren Fall geschildert und um Antwort gebeten. Selbst wenn die für uns positiv ausfällt, ist damit nicht gesagt, dass Costa als Inhaber des Hausrechts das anerkennt.

Kennt jemand von Euch die tatsächliche Rechtslage und kann auf eine verbindliche Quelle verweisen, die man in der Kommunikation mit Costa nennen kann? Oder ist die Geschichte rechtlich eindeutig zu unseren Ungunsten, zu risikobehaftet und daher ohnehin zu verwerfen?
Oder kennt jemand einen ähnlich gelagerten Fall?

Sorry für soviel Text und danke vorab, wenn jemand antwortet!

Guck einfach mal beim Auswärtigen Amt nach:

Das ist ein Britisches Überseegebiet - damit FAST alle Regeln, wie für GB.

Nur der Personalausweis wird dort noch anerkannt.

Und wenn du hier guckst:

http://www.gibraltarborder.gi/visa

Und Ukraine eingibst:

Da ist vermutlich die Ausnahme, die du vermutlich anwenden kannst:

Sie haben einen EU-Aufenthaltstitel als Familienangehörige.

Dann gilt eine Visabefreiung.

Lutz hat geschrieben: ↑16.07.2023 00:22Ich habe dieses Office jetzt angeschrieben, unseren Fall geschildert und um Antwort gebeten. Selbst wenn die für uns positiv ausfällt, ist damit nicht gesagt, dass Costa als Inhaber des Hausrechts das anerkennt.

Leider ist das der entscheidende Punkt. Klassischer Fall, die Reederei weigert sich im Vorfeld eine eindeutige Aussage zu machen (verbieten ihnen die Hausjuristen vermutlich ), aber E-Mails von Konsulaten etc. sind im Zweifel beim Check-In nix wert. Eine Mail von Costa, dass das in Ordnung geht, das ist die einzige belastbare Sicherheit.

Lutz hat geschrieben: ↑16.07.2023 00:22Kennt jemand von Euch die tatsächliche Rechtslage und kann auf eine verbindliche Quelle verweisen, die man in der Kommunikation mit Costa nennen kann? Oder ist die Geschichte rechtlich eindeutig zu unseren Ungunsten, zu risikobehaftet und daher ohnehin zu verwerfen?
Oder kennt jemand einen ähnlich gelagerten Fall?

Nicht mit Gibraltar, bei uns war es die Türkei, aber große Lust, das noch einmal zu erleben, habe ich nicht unbedingt, auch wenn es letztlich ging mit dem unbefristeten Schengen Aufenthaltstitel eines Familienmitglieds. Ich persönlich würde eine der fünf Billionen anderen Mittelmeerkreuzfahren ohne Gibraltar buchen, wenn Costa die Bestätigung nicht liefert.

Hallo Lutz,

gerade in Bezug auf Costa auch der Hinweis, dass diese höchstwahrscheinlich auch den Aufenthaltstitel, eine deutsche Meldebescheinigung o.ä. verlangen werden. Costa geht nämlich bei ukrainischen Reisenden immer erst mal davon aus, dass diese aus russisch besetzten Gebieten stammen könnten und belegt sie daher mit einem Reiseverbot. Mit Hilfe der entsprechenden Dokumente kann man das allerdings ausräumen.

Raoul Fiebig hat geschrieben: ↑16.07.2023 08:56 Hallo Lutz,

gerade in Bezug auf Costa auch der Hinweis, dass diese höchstwahrscheinlich auch den Aufenthaltstitel, eine deutsche Meldebescheinigung o.ä. verlangen werden. Costa geht nämlich bei ukrainischen Reisenden immer erst mal davon aus, dass diese aus russisch besetzten Gebieten stammen könnten und belegt sie daher mit einem Reiseverbot. Mit Hilfe der entsprechenden Dokumente kann man das allerdings ausräumen.

Mittlerweile ist der Aufenthaltstitel eine Plastikkarte, die aussieht wie ein deutscher Personalausweis. Da ist eigentlich alles drauf.

HeinBloed hat geschrieben: ↑16.07.2023 05:16

Da ist vermutlich die Ausnahme, die du vermutlich anwenden kannst:

Sie haben einen EU-Aufenthaltstitel als Familienangehörige.

Dann gilt eine Visabefreiung.

Vielen Dank für Deinen Hinweis!

chris522 hat geschrieben: ↑16.07.2023 07:44 Eine Mail von Costa, dass das in Ordnung geht, das ist die einzige belastbare Sicherheit.
...

Ich persönlich würde eine der fünf Billionen anderen Mittelmeerkreuzfahren ohne Gibraltar buchen, wenn Costa die Bestätigung nicht liefert.

So sehen wir das mittlerweile auch. Wir warten den Montag noch ab und dann buchen wir eine andere Kreuzfahrt - mit einer anderen Reederei.

Raoul Fiebig hat geschrieben: ↑16.07.2023 08:56 Hallo Lutz,

gerade in Bezug auf Costa auch der Hinweis, dass diese höchstwahrscheinlich auch den Aufenthaltstitel, eine deutsche Meldebescheinigung o.ä. verlangen werden. Costa geht nämlich bei ukrainischen Reisenden immer erst mal davon aus, dass diese aus russisch besetzten Gebieten stammen könnten und belegt sie daher mit einem Reiseverbot. Mit Hilfe der entsprechenden Dokumente kann man das allerdings ausräumen.

Hallo Raoul,

danke für den Hinweis! Aber wie von Tien richtig bemerkt, haben meine Frau und mein Stiefsohn schon seit vielen Jahren den Aufenthaltstitel als Passersatz (so steht es dort auch) als Plastikkarte. Zuerst mit der 3-jährigen Befristung und seit einigen Jahren unbefristet. Dort ist auch der Wohnsitz in Deutschland angegeben.

Das macht das Einchecken bei Costa trotzdem nicht leichter und ihnen werden bei jeder Kreuzfahrt die Reisepässe abgenommen und wir müssen die am Tag des Auscheckens wieder abholen.

Wie rigoros beim Einchecken vorgegangen wird, hat eine Bekannte von uns (kommt auch aus unserem Ort) erfahren. Sie hatte zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen eine Kreuzfahrt mit AIDA ab und bis Hamburg gebucht; diese Städtetour mit Holland, Belgien, Frankreich und England.
Sie ist türkische Staatsbürgerin und hat ebenfalls (schon sehr lange) einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Arbeitet hier als Gymnasiallehrerin.

Ihr wurde, weil sie kein UK-Visum hat, in Hamburg das Boarding verweigert, mit der Folge, dass sie alleine nachhause fahren musste, während der Rest ihrer Familie die Reise antrat. Die Sache geht nun vor Gericht.

Moin zusammen,

heute früh kam bereits die Mail aus Gibraltar, die bestätigt, dass meine Frau und mein Stiefsohn KEIN Visum für einen Landgang benötigen, sofern die Reise im Anschluss an den Landgang mit dem Schiff fortgesetzt wird. Eine Gewähr, dass diese Mail von Costa beim Boarding akzeptiert wird, gibt es allerdings nicht, sodass wir aktuell zu einer anderen Kreuzfahrt tendieren. Ich habe aber Costa noch einmal angeschrieben und um eine rechtsverbindliche Bestätigung gebeten.

Ich kopiere die komplette Antwort hier hinein, damit sie auch von Anderen genutzt werden kann. Ich würde mir das aber immer individuell bestätigen lassen, auch wenn man dann dieses Standardschreiben bekommt. Mailadresse ist anbei.


[...]

Hallo Lutz,

ich musste die E-Mail, auch wenn es wirklich gut gemeint war, leider unter Hinweis auf Punkt 5.) unserer Forenregeln entfernen.

Wer die Info benötigt, kann sich ja jederzeit gerne per PM oder E-Mail an Dich wenden.

Der normale Check-In Agent von Intercruises usw. mag sicherlich mit der Fragestellung überfordert sein. Normalerweise sitzen immer am Ende der Check-In Schalter ein paar mit Streifen vom Schiff! Einer davon ist meistens der Immigration Officer, der sich damit auskennt oder die richtigen an Land fragen kann:

Hintergrund: sie haben fast das gleiche Problem ja auch mit jedem Crew-Mitglied - auch wenn es Erleichterungen für diese gibt.

Meine Eltern waren ja auch davon betroffen: die kannten schon fast alle Regeln auswendig!

Lutz hat geschrieben: ↑16.07.2023 12:54 Wie rigoros beim Einchecken vorgegangen wird, hat eine Bekannte von uns (kommt auch aus unserem Ort) erfahren.

Ich kann mich nur wiederholen, auch im Sinne eines guten Rats für alle, die davon betroffen sein könnten. Die Entscheidung in Sachen denied boarding trifft nun mal einzig und allein der Immigration Officer vom Schiff. Und dessen Interesse an mitgebrachten E-Mails vom Konsulat X oder der Botschaft Y geht vermutlich gegen Null.

Dass man mit einem visumspflichtigen Pass nicht auf ein Schiff nach UK kommt, auch nicht mit Niederlassungserlaubnis, das hab ich vor gut einem Jahr allerdings auch erfolgreich recherchiert. Ohne schriftliche Bestätigung von Aida, dass man sie mitnehmen wird, hat deine Bekannte null Chance in dem Verfahren.

UK und Gilbratar haben in Sachen Immigration nicht dieselben Regeln!!!

Für Gilbratar gelten min. 2 Erleichterungen:

1. Perso gilt
2. EU-Aufenthaltstitel

Deswegen UK ist nicht gleich Gilbratar!

Lutz hat geschrieben: ↑16.07.2023 00:22 Die Reederei (Costa) gibt vor, dass die Beiden in Savona nur dann an Bord gehen dürfen, wenn sie über UK-Visa verfügen.
[...]
Kennt jemand von Euch die tatsächliche Rechtslage [...]

Die Frage ist doch bereits beantwortet. Möchte man eine Ausnahme von der "Vorgabe", dann kann dies nur die Stelle tun, die die Vorgabe macht. Also wird Euer Reisebüro sicher gerne die Reise zunächst optionieren und sich in der Optionsfrist mit dem Veranstalter in Verbindung setzen, um hier ggf. eine abweichende Regelung treffen zu können, die dann auch beim Check-in Bestand hat.

Gruß

Diddn

chris522 hat geschrieben: ↑17.07.2023 13:39

Lutz hat geschrieben: ↑16.07.2023 12:54 Wie rigoros beim Einchecken vorgegangen wird, hat eine Bekannte von uns (kommt auch aus unserem Ort) erfahren.

Ich kann mich nur wiederholen, auch im Sinne eines guten Rats für alle, die davon betroffen sein könnten. Die Entscheidung in Sachen denied boarding trifft nun mal einzig und allein der Immigration Officer vom Schiff. Und dessen Interesse an mitgebrachten E-Mails vom Konsulat X oder der Botschaft Y geht vermutlich gegen Null.

Dass man mit einem visumspflichtigen Pass nicht auf ein Schiff nach UK kommt, auch nicht mit Niederlassungserlaubnis, das hab ich vor gut einem Jahr allerdings auch erfolgreich recherchiert. Ohne schriftliche Bestätigung von Aida, dass man sie mitnehmen wird, hat deine Bekannte null Chance in dem Verfahren.

Es gibt mittlerweile eine Bestätigung von Costa, dass meine Ehefrau und mein Stiefsohn an Bord dürfen. Auch wenn das ein wenig unglücklich formuliert wurde ("...es wurde mir gesagt, dass Ihre Frau und ihr Stiefsohn kein Visum benötigen.").

Bin mir nicht ganz sicher, wie verbindlich das im Zweifel ist.

Dieses Thema hatten wir im Mai wegen Zypern auf unserer MSC-Kreuzfahrt. (Falsche) Auskunft im Vorfeld der Reise von MSC, dass meine philippinische Ehefrau (mit unbefristeter deutscher Niederlassungserlaubnis) für Zypern ein Visum benötige. Rückfrage bei der Botschaft ergab, dass ein Visum nicht erforderlich ist. Nachdem wir die Mail an MSC weitergeleitet und um schriftliche Bestätigung gebeten haben, gab es eine Entschuldigung für die Falschauskunft und die gewünschte Bestätigung.

Wegen dieses ganzen Visum-Hickhacks fallen für uns bisher z.B. alle USA- und Englandanläufe bzw. -abfahrten raus. Visumantrag für teures Geld ggfls. noch mit persönlichem Interview in der Botschaft tun wir uns nicht an. Sobald der Doppelpass erlaubt ist, gibt es für meine Frau zusätzlich den deutschen Pass und das Thema ist durch....

HeinBloed hat geschrieben: ↑17.07.2023 13:45 Deswegen UK ist nicht gleich Gilbratar!

Ja, in den angesprochenen Fall geht's aber um UK. Oder glaubst du, dass Gibraltar auf der Metropolen des Nordens Tour angelaufen wird?

Lutz hat geschrieben: ↑17.07.2023 13:53
Es gibt mittlerweile eine Bestätigung von Costa, dass meine Ehefrau und mein Stiefsohn an Bord dürfen. Auch wenn das ein wenig unglücklich formuliert wurde ("...es wurde mir gesagt, dass Ihre Frau und ihr Stiefsohn kein Visum benötigen.").

Bin mir nicht ganz sicher, wie verbindlich das im Zweifel ist.

Reicht auf jeden Fall, um Costa voll in die Haftung zu nehmen, das würde sehr teuer für die werden. Die Formulierung ist aber in der Tat sensationell

chris522 hat geschrieben: ↑17.07.2023 16:35

HeinBloed hat geschrieben: ↑17.07.2023 13:45 Deswegen UK ist nicht gleich Gilbratar!

Ja, in den angesprochenen Fall geht's aber um UK. Oder glaubst du, dass Gibraltar auf der Metropolen des Nordens Tour angelaufen wird?

Die ursprüngliche Fragestellung bezieht sich auf Gilbratar.

Ereignisse von UK sind daher wenig hilfreich!