Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

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fneumeier
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Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von fneumeier »

Auf dem Rückweg nach Ushuaia wurde die Viking Polaris von einer Riesenwelle getroffen (s.u.a. hier). Eine Person verstarb, vier weitere wurden schwer verletzt.

Erst vor wenigen Tagen starben zwei Passagiere der World Explorer bei einem Zodiac-Unfall in der Antarktis. Die World Explorer fährt in der Antarktis für Quark Expeditions.

Gruß

Carmen
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Ingo
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von Ingo »

Der Spiegel berichtet ebenfalls.

Gruß,
Ingo
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fneumeier
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von fneumeier »

Hier noch mehr.

Das Schiff hatte offensichtlich die Reise bereits abgebrochen, da sich einige Tage vorher ein Unfall mit einem Zodiac ereignete, bei dem mehrere Personen verletzt wurden, die in Ushuaia ins Krankenhaus gebracht werden sollten. Auf dem Rückweg traf das Schiff dann noch die Welle.

Gruß

Carmen
shiplover77
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von shiplover77 »

Wer häufig in der Arktis und Antarktis unterwegs ist und die Tücken der Drake Passage kennt fragt sich natürlich wie man mit einem solchen „schön Wetter Schiff“ in die Antarktis fahren kann.Die Kabinen mit den versenkbaren Scheiben sind in diesen Regionen zumindest auf den unteren Decks völlig unsinnig und höchst gefährlich!
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Raoul Fiebig
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo shiplover77,

das "Schönwetterschiff" ist eines der modernsten Expeditionskreuzfahrtschiffe der Welt mit Polar Class 6. Dieses Schiff wurde explizit für Expeditionskreuzfahrten gebaut. Es ist immer leicht, bequem von zuhause aus schnelle Urteile über Begebenheiten zu fällen, über die sich diverse Behörden, die Bauwerft und der Eigner viele Gedanken gemacht haben. Das bedeutet nicht, dass keine Fehler passieren könnten, aber all dies quasi mit einem Handstreich aus vmtl. Laiensicht vom Tisch zu wischen, halte ich schon für sehr vermessen und dem Ernst des tragischen Vorfalls auch nicht angemessen.
Steinwälzer
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von Steinwälzer »

Gab es in den letzten Jahren auch so viele tragische Unfälle? Oder fällt mir das nur jetzt so auf weil wir in einem Monat auch in die Antarktis reisen? Uns ist schon klar dass so eine Reise nicht ohne Risiko ist, aber diese Nachrichten steigern unsere Vorfreude nicht unbedingt...
shiplover77
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von shiplover77 »

Ja lieber Raoul was nutzt die Eisklasse, wenn eine Welle von links vorne die Fenster im unteren Deck eindrücken kann in einer Region in der solche Wellen regelmäßig vorkommen. Als Laie würde ich sagen Konstruktionsfehler.
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Raoul Fiebig
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von Raoul Fiebig »

shiplover77 hat geschrieben: 02.12.2022 15:01 Ja lieber Raoul was nutzt die Eisklasse, wenn eine Welle von links vorne die Fenster im unteren Deck eindrücken kann in einer Region in der solche Wellen regelmäßig vorkommen. Als Laie würde ich sagen Konstruktionsfehler.
Hallo shiplover77,

eine Eisklasse hat mit einem Schutz gegen Wellenschlag nicht das geringste zu tun und ich habe an keiner Stelle anderes behauptet.
Unimedien
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von Unimedien »

Steinwälzer hat geschrieben: 02.12.2022 14:35 Gab es in den letzten Jahren auch so viele tragische Unfälle? ...
Über Vorfälle in der Region konnte man in der Vergangenheit immer wieder mal etwas lesen. Einer der größten Vorfälle war sicherlich der Untergang der 1969 gebauten und nur 2.346 BRZ großen EXPLORER im Jahre 2007, wobei damals alle Personen von Bord gerettet werden konnten.

Ein Grund, warum es jetzt vermehrt zu Vorfällen kommen könnte, liegt sicherlich auch darin, dass dort der Kreuzfahrtbetrieb nahezu explosionsartig gestiegen ist. In den vergangenen drei bis fünf Jahren sind extrem viele Expeditionskreuzfahrtschiffe gebaut worden, von denen zur jetzigen Saison sehr viele dort fahren. So konnte ich in einer Anlaufliste für Ushuiai für den Dezember 2022 über 20 Expeditionskreuzfahrtschiffe, 2 kleine Kreuzfahrtschiffe (SEVEN SEAS MARINER, VIKING JUPITER) und 4 große Kreuzfahrtschiffe (Celebrity INFINITY, NORWEGIAN STAR, OOSTERDAM, SAPPHIRE PRINCESS) finden. Das bei stark steigendem Schiffsverkehr dort auch die Wahrscheinlichkeit für mehr Vorfälle steigt, ist dann quasi fast eine natürliche Folge.
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von Seekater »

Ihr Lieben,

ich versuche mal - trotz meiner fehlenden Berufspraxis im Schiffbau - ein paar Fakten hier reinzubringen:
  • "Riesenwelle" oder "Monsterwelle"
    Wenn ich mir die Schadenshöhe ansehe, sowohl vom Umfang her wie auch von der Höhe über Wasserlinie, würde ich eher sagen "3 Schwestern".
    Eine sehr selten auftretende "Monsterwelle" hätte wesentlich umfassendere Schäden ausgelöst, wenn nicht sogar einen Seenotfall. "3 Schwestern" ist eine Addition aus 3 aufeinander-folgenden Wellen, die größer als der Durchschnitt ausfallen und in länger anhaltenden Stürmen relativ häufig auftreten.
    .
  • Expeditionskreuzfahrtschiff
    Ist ein Begriff aus dem Marketing, der den Einsatzfall des Schiffes beschreibt. Als einzigstes inhaltliches Kriterium scheint mir die "längere" Unabhängigkeit von Land zu sein. Doch selbst bei der Definition was "lang" ist wird's schwierig. Ansonsten kann man aus "Expeditionskreuzfahrtschiff" kaum Eigenschaften ableiten, die alle Expeditionskreuzfahrtschiffe haben. Robuste Schlauchboote kann man auf jedem Kreuzfahrtschiff lagern und es danach "Expeditionsschiff" nennen. Ein "Expeditionsschiff" muss nicht seetauglicher sein, als ein "normales" Kreuzfahrtschiff.
    .
  • Eisklasse
    bezeichnet die Robustheit des Rumpfes zum Fahren im Eismeer. Das bedeutet nicht, dass ein Schiff der höchsten Eisklasse dann noch andere "robuste" Fähigkeiten hat. Ein Schiff der höchsten Eisklasse kann durchaus gegen Seeschlag weniger geschützt sein, als ein Schiff, das gar keine Eisklasse hat. Selbst die Überquerung des Nordatlantik im Winter kann mit einem Expeditionsschiff der höchsten Eisklasse riskanter sein, als mit einem "normalen" Kreuzfahrtschiff ohne Eisklasse.
SG
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CrownPrince
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von CrownPrince »

Hallo allerseits,

auf Spiegel.de wird mittlerweile die Frage gestellt, ob das wirklich eine "Monsterwelle" in diesem für Stürme bekannten Seegebiet war, die hier die "Viking Polaris" so schwer und für das Opfer tödlich getroffen hat. Oder ob die Ursache nicht eher bei der neumodischen Bauform der Kreuzfahrtschiffe liegt, große Panoramafenster (mit Schiebetüren?) immer tiefer einzubauen?

https://www.spiegel.de/wissenschaft/ant ... f6b48d6c76

Ich denke, diese Frage darf man durchaus stellen. Seeschlag sollte jedes Kreuzfahrtschiff aushalten können. Mit Kreuzfahrt-Bashing, wie es bei diesem Magazin gerne betrieben wird, hat das nichts zu tun.

Viele Grüße

Andreas
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Raoul Fiebig
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von Raoul Fiebig »

CrownPrince hat geschrieben: 06.12.2022 10:19 Ich denke, diese Frage darf man durchaus stellen. Seeschlag sollte jedes Kreuzfahrtschiff aushalten können.
Hallo Andreas,

die Frage zu stellen ist völlig probat und solche Fragen müssen auch gestellt werden. Das Stellen der Frage ist allerdings etwas anderes als ein schnelles, abschließendes Urteil aus Laiensicht. Nur dagegen habe ich mich oben gewandt. Um das klarzustellen. :)
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CrownPrince
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von CrownPrince »

Hallo Raoul,

ich habe das nicht auf Deine Aussage oben bezogen. Mir geht es einfach nur darum, dass man ein Unglück - wenn es denn nun schon passiert ist - zum Anlass nimmt, etwas zu lernen. Oder ob man eine einfache, quasi "schicksalhafte" Erklärung her nimmt - wie in diesem Fall die vermeintliche Monsterwelle - um einfach so weiterzumachen wie bisher.

Ich kann nur aus meiner Sicht sagen (und das ist die Sicht eines Kreuzfahrtkenners aber definitiv keines Ingenieurs) das die Flanke der "Viking Polaris" mit ihren tief liegenden großen Schiebefenstern und den durch den geringen Abstand zur Verglasung der Nachbarkabine großen Glasflächen sehr verwundbar aussieht. Und das fällt ja bei modernen "Expeditionsschiffen" immer häufiger auf, seien es die neuen Hanseatics oder die beiden neuen von Nicko. Sollen Expeditionsschiffe etwa zu "Schönwetterschiffen" mutieren?

Viele Grüße

Andreas
Seekater
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Re: Viking Polaris von Riesenwelle getroffen

Beitrag von Seekater »

Ihr Lieben,

hierzu noch ein paar ganz grobe Fakten (ich wende nur Geometrie ca. 9te Klasse an):
  • Eine 10m Welle ("Standard" vor Cap Horn) wird beispielsweise vom Schiff im 45° Winkel angefahren. Dann trifft der Wellenscheitel mit 10m Höhe (Satz des Pythagoras) knapp 15m hinter dem Bug (Konstruktionswasserlinie) auf. Gehen wir einmal davon aus, dass bei 25m hinter dem Bug dann 5m Wellenhöhe auftritt (Wellen im freien Wasser haben meist eine sehr lange Periode bezogen auf die Wellenhöhe)
  • Aus Photos von 3 exemplarischen Kreuzfahrtschiffen der 200m-Klasse habe ich - extrem grob, ausgehend von Deckshöhe = 3m - mal die ganz grobe Lage des untersten Fensters mit ca. 2m Höhe entnommen (also Schiebetüre einer Balkonkabine oder großes Fenster eines Gesellschaftsraumes, jeweils die vorderste untere Ecke des Fensters)
  • Viking Polaris (Expeditionskreuzfahrtschiff vom Juli 2021):_ca. 25m vom Bug in ca. 6m Höhe
  • Silverdawn (Luxus-Kreuzfahrtschiff vom April 2022):______ca. 16m vom Bug in ca. 6m Höhe
  • Celestyal Olympia (Kreuzfahrtschiff Baujahr 1981):_______ca. 66m vom Bug in ca. 12m Höhe
Ergänzen sollte man vielleicht noch, dass 1981 man noch nicht von der Zunahme von Stürmen durch Klimaänderung sprach und dass die Silverdawn nicht für Cap Horn designt wurde und wohl jeden Sturm - soweit möglich ( ;) ) - umfahren wird.

SG
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