Virgin Voyages ist anders. Das ist so, als wenn man sich ein neues Spielzeug bestellt hat und man nicht intuitiv loslegen sondern muss zunächst Zeit verbringen sich die Gebrauchsanleitung durchzulesen, weil es hier anders läuft als woanders.
Und wenn man dann entdeckt, dass man einen Punkt kommt: nicht jede Neuerung, die man an Bord erfährt, bereichert einen, sondern auch dass man einzelnen Punkten enttäsucht und verärgert wird, weil man es anders kennt und gewohnt ist, dann kann es einem durchaus den Urlaub ruinieren.
Ich erlebe unsere Reise auf der VALIANT LADY als Achterbahnfahrt: es geht auf und ab und manchmal in einem Tempo, das mir nicht packt.
Disney und Azamara betrachten wir mal "Exoten", die wir mögen und gerne wieder mitfahren möchten, aber vom Budget her halt nicht passt. Und das höhere Tagesbudget mit Anderssein trifft eben auch auf Virgin Voyages zu.
Bleiben noch Cunard, Holland America, Princess (Stand Mai 2022), die wir insgesamt sehr schätzen. Dann ist das schon ein Unterschied, wie Tag und Nacht.
Die Verwandlung eines Hoteldirektors zu sehen, der von Holland America kommt und jetzt bei Virgin Voyages ist, ist schon unglaublich. Aber ich verstehe ihn. Bei der Geburt einer neuen Marke dabei zu sein und selbst formen zu können, macht die Aufgabe sehr spannend.
Es ist beispielsweise das erste Mal, dass mir ein Hoteldirektor nicht weiterhelfen kann: es gibt einfach keine laktosefreie Kuhmilch an Bord. Ein Standard, auf dem ich mich bei allen anderen ungefragt mittlerweile verlassen kann. Ich habe da kein Problem, welche selbst mitzubringen oder vorher zu fragen. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass es an Bord gar keine geben könnte. Und der Kundenservice von Virgin Voyages ist leider unterirdisch!
Zum ersten Mal gibt es soviel neues zu entdecken: Brunch. Das kannte ich bislang nur vom Jazz-Brunch bei NCL. Gibt es leider auch nicht mehr. Ich möchte auf ein Kreuzfahrtschiff gehen und einfach losfahren. Ich will nicht die Gebrauchsleitung durchlesen und ich will nicht herausfinden müssen, ob ich die Gebrauchsanleitung richtig verstanden habe und es deswegen nicht funktioniert, oder es einfach nicht funktioniert. Wenn man nicht warten will oder ins bediente-SB-Restaurant will, dann muss man sich sein Leben hier mit der App organisieren - und wehe man hat das nicht mitbekommen, weil es nicht genügend Informationen gab oder die App nicht richtig funktionierte.
Ich bin kein Vegetarier bzw. Veganer. Sie können gerne soviel vegetarisch oder vegan essen, wie sie wollen, aber so lange mein Fleischangebot nicht runterreduziert wird, und ich gezwungen werden soll, vegetarisch und vegan auszuprobieren. Ich entscheide, was ich essen will. Das Razzle-Dazzle wird als Vegetarian-Forward bezeichnet. Ich wollte da nicht hin, aber das andere wollte ich auch nicht. Also probiere ich es mal: dort erfahre ich, dass man alles mit Fleisch toppen kann. Und es ist so gut, dass wir ein zweites Mal hingehen. Dazu haben auch maßgeblich Aleksandar und Katja beigetragen, die versuchen, dass wir zumindest kullinarisch voll zufrieden sind, auch wenn wir die extrem laute Musik dort nicht mögen.
Im Gegenzug erlebe ich später das Mittagessen innerhalb des Brunchs als 80%-Angebot des Abendessen mit kleinen Zusatzangeboten ab 12:00 Uhr. Wenn man allerdings einen Hummer will: den gibt es trotz des hohen Tagessatzes nicht umsonst. Und es gibt ja auch keine Tageskarten, sondern die Abwechslung besteht eben darin, dass man die Essensausgaben wechselt.
Von dem Bedien-SB-Restaurant The Galley bin ich persönlich sehr enttäuscht. Für mich ist weder Fisch noch Fleisch. Beim SB-Restaurant habe ich selbst Einfluss, wenn ich zur Theke laufe, und das bestelle, wozu ich Lust habe. Das geht hier nicht. Nur in sehr wenigen Bereichen.
Die Hängematte, die auf dem Balkon hängt und die man für 240 USD im Shop kaufen kann, ist einer der faszinierenden Sachen, mit der ich mich anfreunde.
Statt Teppanyaki, wie auf fast allen Neubauten der Konkurrenz, gibt es Korean BBQ: ich kenne das von Asien und auch aus Frankfurt. Ab und zu mag ich das. Was ich bislang nicht kannte: dass man hier am Tisch bedient wurde and man wiederum auf einmal Service erlebt, den man woanders vermisst hat und eigentlich hier gar nicht erwartet hätte. Sonst bin ich es gewohnt, dass ich das Fleisch am Platz bekomme und selbst alles machen muss, aber hier wird es für einen gemacht. Ich bin auch kein Freund von Trinkspielen, schon gar nicht mit wildfremden Menschen. Aber wir hatten sehr nette Tischnachbarn (Ryan, Tiffany, Melanie und Phil), mit denen wir schnell ins Gespräch gekommen sind. Dank unserer Kellner Dewi und Tri, die es sehr charmant das Trinkspiel erklärt und geführt haben, musste man einfach mitmachen und dass ohne, dass man sich lächerlich oder schlecht vorkam, wenn man ausgeschieden ist. Mangels Hauptrestaurant gab es hier aber einen Ansturm zu bewältigen, den Mirjana und Anek sehr professionell bewältigt haben.
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