Kreuzfahrten-Treff.de - Forum

FLORIANA hat geschrieben: ↑05.01.2022 13:05 Kurz vor Jahreswechsel hat Genting das Land Mecklenburg-Vorpommern auf die Auszahlung jenes Kredits von rund 78 Millionen Euro verklagt, den das Land zuvor unter der Bedingung in Aussicht gestellt hatte, dass sich auch der Bund sowie vor allem Genting selbst kooperativ zeigen.

Genting stellt das etwas anders dar: der Kredit wurde zugesagt, keineswegs nur "in Aussicht gestellt". Und da Genting die Voraussetzungen erfüllt hat, hat man auch einen Anspruch auf die Auszahlung der Gelder.

FLORIANA hat geschrieben: ↑05.01.2022 13:05Was hat Genting noch davon, die MV-Werften zu besitzen? Die Baukapazitäten für große oder kleinere Kreuzfahrtschiffe, die man vor ein paar Jahren noch so dringend brauchte, sind kurz- und mittelfristig betrachtet überflüssig und damit nahezu wertlos geworden.

Die Abschreibungen auf die Investitionen in die Werften (Kaufpreis und Aufbau der Infrastruktur) dürften so erheblich sein, dass diese Genting bilanziell erheblich belasten. So schnell kommen die nicht raus aus der Nummer.

FLORIANA hat geschrieben: ↑05.01.2022 13:05Meines Erachtens eine für das Land sehr ungünstige Ausgangsposition. Auch wenn man sich über Gentings forsches Vorgehen pikiert zeigt, wird man doch weiterverhandeln. Solange es keine ernsthaften anderen Interessenten für die Werften oder die Aussicht auf neue "externe" Aufträge gibt, wird man Genting wahrscheinlich jeden Wunsch erfüllen, um den Zusammenbruch der Werften zu vermeiden bzw. so lange wie möglich hinauszuzögern.

Wahre Worte. Spätestens seit man die 364 Mio aus dem Coronafonds ausgereicht hat, muss man dem schlechten Geld immer weiter gutes Geld hinterherwerfen, in der Hoffnung, dass es irgendwann wieder besser wird. Vielleicht kann der Bund die Global 1 ja für die Marine übernehmen?

Über die Aussage des Finanzministers von Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Heiko Geue, kann man nur mit dem Kopf schütteln: „ die Global 1 hat einen Wert von 1,5 Milliarden und somit sind die bereits geleistet Finanzunterstützung des Landes und des Bundes, abgesichert. Außerdem geht es um 20.000 Arbeitsplätze im deutschen Schiffbau.“

Dass die MV-Landesregierung den gesamten deutschen Schiffbau retten möchte, sei mal dahingestellt, so wird die Global 1 bei einem eventuellen Verkauf – wer soll sie denn dann kaufen? - bei der jetzigen prekären Lage der Kreuzfahrtbranche, höchstens 20 % der Baukosten erzielen.

Die Asiaten pokern (gambling) sehr gerne, Genting schätzt die Lage richtig ein und weiß, dass sie ein besseres Blatt in der Hand halten. Das wissen auch die Politiker. Sie versuchen nur ihr Gesicht zu wahren und dem Steuerzahlermichel eine verdau bare Lösung servieren.

Hier mal mit aktuellen Bildern vom Schiffchen und einigen Nachrichten zur derzeitigen Lage:
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... en416.html

Die Geschäftsführung der MV Werften hat einen Insolvenzantrag angekündigt: https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... en426.html

Hallo allerseits,

der Insolvenzantrag wurde gestellt, das Amtsgericht Schwerin hat den Eingang bestätigt. Ebenso hat die Lloyd Werft Bremerhaven einen Insolvenzantrag gestellt.

Passender Buchstabendreher bei cruisebusiness.com: Dort ist vom vom Kreuzfahrtschiff "Global Drama" die Rede.

http://cruisebusiness.com/index.php/new ... nouncement

was ist die Global Dream eigentlich wirklich wert, wenn sie fertiggestellt ist? Ich meine, die Schiffe der Oasis-Klasse hätten so bei einer knappen Milliarde Baukosten gelegen. Die Global Dream ist etwas größer, aber auch weniger hochwertig. Wie kommt man auf den Gedanken, sie wäre 1,5 Milliarden wert?

Gibt es eigentlich schon Einschätzungen dazu, wie sich die Insolvenz der Werften auf die Reederei-Seite des Konzerns auswirkt? Was wird aus Dream Cruises, Star Cruises und Crystal Cruises? Falls Genting ganz dringend Geld braucht (und so sieht es ja aus), müsste doch eigentlich auch der Verkauf von Schiffen bzw. ganzer Marken eine Option sein. Klar, im Moment ist die Marktlage aus Gentings Sicht denkbar ungünstig. Aber zumindest für Crystal sollte sich doch ein Interessent finden lassen und die beiden Schiffe von Dream Cruises müssten doch als "Breakaway"-Abkömmlinge eigentlich gut in die NCL-Flotte passen.

Das Stralsunder Werftgelände wird schon beobachtet. Es soll ein Industriepark entstehen...

''Ob der Bau des Kreuzfahrtriesen jemals fertig wird, ist fraglich.''

Das klingt doch ziemlich befremdlich, bei dem fast fertigen Schiff.

https://www.cruiseindustrynews.com/crui ... uptcy.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/de ... n-101.html

an dem Schiff ist nichts "fast fertig". Die Werft selbst gibt den Baufortschritt mit 75% an, will aber noch bis Ende 2022 brauchen, um das Schiff fertig zu stellen. Da haben wir aber noch nicht über weitere Verzögerungen durch die Insolvenz gesprochen, oder über sonstige Schwierigkeiten, ein Schiff dieser Komplexität und Größe herzustellen.

Ja klar, trotzdem liest sich der Satz in dem Artikel etwas skurril. Soll das Schiff für immer in Wismar liegen bleiben oder in Griechenland verrotten? Verschrotten? Also die Formulierung finde ich doch arg übertrieben.

Ich sehe die Fertigstellung des Schiffs auch noch nicht. Welche Reederei hat im Moment das Geld, sich so einen Klotz ans Bein zu binden? Die Kassen sind leer, viele Schiffe sind noch nicht wieder in Betrieb oder können nur teilweise gefüllt werden - da nutzt auch ein Angebot aus der Insolvenzmasse nichts. Neben dem vielleicht geringen Kaufpreis sind die Unterhaqltskosten der nächsten Jahrzehnte interessant. Ich muss das Schiff füllen, Häfen finden und fahrbereit halten.
Abgesehen davon: wie weit ist der riesige Kasten außerhalb Chinas brauchbar? Kann man europäische oder amerikanische Gäste mit so einem Schiff, mit so einem Konzept überzeugen? Oder ist in China kurzfristig wieder Bedarf für das Schiff?

Gruß aus Lippe
Walter

Digiman25 hat geschrieben: ↑11.01.2022 10:47Abgesehen davon: wie weit ist der riesige Kasten außerhalb Chinas brauchbar? Kann man europäische oder amerikanische Gäste mit so einem Schiff, mit so einem Konzept überzeugen? Oder ist in China kurzfristig wieder Bedarf für das Schiff?

Genting hat recht wenig bis nichts mit Mainland China zu tun, die Heimathäfen sind Singapur und Hong Kong.
Und bei Genting geht es immer nur um eine Sache, Glücksspiel. Für nicht-casinosüchtige (Süd-)Ost-Asiaten sind die Kreuzfahrten nicht gedacht. Die Amis haben zwar ihr gewaltiges Schwimmendes-Casino-Publikum, aber die dürften sich unter 99 Prozent Kette-rauchenden Asiaten eher unwohl fühlen. Ich fand es eine Mischung aus skurril, krank und witzig, würde jetzt aber definitiv auch alle anderen Cruiselines vorziehen

EInschränkung, ja, ich hab auch gehört, dass speziell mit der Global Dream das Publikum erweitert werden soll, speziell auf Familien mit KIndern.

Meiner bescheidenen Meinung nach war das Ding von vorneherein zum Scheitern verurteilt, eine der Geschichten, bei denen nur wegen Staatshilfen und Subventionen überhaupt investiert wurde. Aber von Leuten, die keinen Funken Ahnung von Deutschland haben. Aufgrund der Dummheit und Verantwortungslosigkeit der Politiker geht das einige Zeit gut, dann stürzt das Kartenhaus ein.

Durch die Zahlungsunfähigkeit von MV-Werften wird eine Kettenreaktion ausgelöst, derzufolge auch Gläubiger von Genting die sofortige Zahlung verlangen können. Genting hat eine Erklärung herausgegeben und die eigene Zahlungsunfähigkeit angekündigt.

https://www.seereisenportal.de/news/kre ... rreichbar/

M. E. ist das Pokerspiel mit Genting noch lange nicht vorbei.
Ich weiß nicht, wie es in MV aussieht, aber hier in Bremerhaven gibt es nun das Problem, dass nur der Werftbetrieb Insolvenz angemeldet hat – aber nicht die Eigentümergesellschaft des Werftgeländes (keine Ahnung, ob das nun direkt Genting ist oder eine dazwischengeschaltete Tochter). Die Politik drängt jetzt darauf, die Lloyd Werft "im Ganzen" an einen anderen Investor zu verkaufen (z.B. an die Rönner-Gruppe, die ja schon länger an einer Übernahme interessiert ist, zuletzt war auch von einem arabischen Interessenten die Rede). Der Werftbetrieb dürfte nun unter den neuen Bedingungen verhältnismäßig billig zu kriegen sein, aber das Werftgelände ist jetzt praktisch Gentings letztes Pfand, das sie nicht so einfach aus der Hand geben werden (vorausgesetzt, dass Genting selbst sich irgendwie über Wasser halten kann).
Es gibt nur zwei Wege, Genting dazu zu bewegen, Werftbetrieb + Werftgelände zusammen zu verkaufen: Derzeit versucht man es noch mit Bitten und Flehen, früher oder später wird man wohl Geld in die Hand nehmen müssen.

https://www.butenunbinnen.de/nachrichte ... k-100.html

Das Gelände inkl. Werft in Stralsund wird von Interessenten umworben. Es soll ein maritimer Gewerbepark entstehen...

FLORIANA hat geschrieben: ↑12.01.2022 16:20 ...
Es gibt nur zwei Wege, Genting dazu zu bewegen, Werftbetrieb + Werftgelände zusammen zu verkaufen: Derzeit versucht man es noch mit Bitten und Flehen, früher oder später wird man wohl Geld in die Hand nehmen müssen.
...

Theoretisch würde es noch einen dritten Weg geben, der allerdings extrem schwierig und in der aktuellen Situation eigentlich auch zu langwierig wäre:
Eine Enteignung des bisherigen Eigentümers.

Unimedien hat geschrieben: ↑12.01.2022 21:23 Theoretisch würde es noch einen dritten Weg geben, der allerdings extrem schwierig und in der aktuellen Situation eigentlich auch zu langwierig wäre:
Eine Enteignung des bisherigen Eigentümers.

Ja, könnte noch ein wenig dauern, bis in Deutschland der Komminusmus (wieder)eingeführt wird

Im Moment sieht es ja fast so aus, als würde Genting HK auch in die Insolvenz schlittern, die Verwertung würde dann dem dortigen Insolvenzverwalter obliegen.

chris522 hat geschrieben: ↑13.01.2022 07:33
Ja, könnte noch ein wenig dauern, bis in Deutschland der Komminusmus (wieder)eingeführt wird

Lies doch einfach mal im Grundgesetz die Artikel 14 (Eigentum, Erbrecht, Enteignung) und 15 (Vergesellschaftung).