Arztkosten an Bord

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André
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Arztkosten an Bord

Beitrag von André »

Liebe Forengemeinde,

ich möchte über meine aktuelle Erfahrung mit Arztkosten an Bord der Mein Schiff 1 von TUI Cruises berichten und würde mich über Eure Einschätzung freuen, ob die Höhe der Kosten angemessen sind.

Zunächst zum Sachverhalt: Nach gegen 18 Uhr plötzlich einsetztender Übelkeit eines 21 jährigen Mitreisenden mit anschließendem mehrfachem Übergeben und zunehmendem Unwohlsein sowie verstärkt auftretendem Kribbeln in Armen, Bauch und Gesicht wurde gegen 23 Uhr der Schiffzarzt auf die Kabine gerufen, da sich der bisher kerngesunde Patient ohne erkennbaren Grund extrem schlecht fühlte. Dieser hat dann Temperatur, Blutdruck und Puls gemessen und denn Bauch abgetastet. Die Messung des Sauerstoffgehaltes im Blut mit einem Pulsoxymeter scheiterte aufgrund einer fehlerhaften Anzeige des Gerätes. Nach einem kurzen Gespräch (Gesamtdauer der Behandlung unter 5 Minuten) wurde die Gabe einer halben Tablette Tavor und zunächst einer Tablette Vomacur verordnet, die der Arzt aus dem Schiffshospital holte. Der Patient hatte daraufhin eine ruhige Nacht und sein Befinden hat sich im Laufe des folgenden Tages allmählich normalisiert.

Nun zu den Kosten: berechnet wurde eine Gesamtsumme von € 452,49, die sich wie folgt aufteilt:

Eingehende Beratung 111,04 €
Symptombezogene Untersuchung 59,21 €
Leistungen außerhalb Hospital zwischen 11-18 und 20-9 Uhr 200,00 €
Zuschlag unverzüglich erfolgte Ausführung 60,00 €
Pauschale für Verbrauchsmaterial 8,00 €
Tavor 1,0 mg Expidet, Plättchen 0,84 €
20x Vomacur 50 mg, Tabletten 13,40 €

Es existiert zwar eine Auslandsreisekrankenversicherung, welche die Kosten hoffentlich übernimmt, dennoch halte ich persönlich die Kosten für extrem hoch.

Wie seht Ihr das und wie sind Eure Erfahrungen mit Arzthonoraren an Bord? Erstattet die Versicherung tatsächlich jeden beliebigen Preis, egal wie hoch dieser ausfällt? Als Vergleich: Im Rettungsdienst des Landes Berlin kostet der Einsatz eines Notarzteinsatzfahzeuges, das mit Notfallsanitäter und Notarzt besetzt ist, lediglich pauschal 336,61 € (Quelle: https://www.vdek.com/LVen/BERBRA/Vertra ... erlin.html).

Danke für Euer Feedback und viele Grüße

André
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Digiman25
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von Digiman25 »

wow, das ist mehr als heftig, aber von (zu) hohen Rechnungen für Kleinigkeiten liest man immer wieder. Die Ärzte sind meist selbständig - und so ist die Reederei raus. Auf dem Schiff ist man immer Privatpatient, aber die Ärzte sind nicht an die Gebührenordnung der Ärzte gebunden und können frei kalkulieren.
Das Argument, "wir haben Mehraufwand und müssen alles vorhalten" gilt nur eingeschränkt: ein Großteil der Kosten wird - soweit ich informiert bin - durch die Behandlung der Crew pauschal abgedeckt.
Ich drücke die Daumen, dass die Versicherung alles übernimmt...

Gruß aus Lippe
Walter
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HeinBloed
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von HeinBloed »

Das kam ja sogar im Fernsehen: plusminus oder einer der anderen Verbrauchermagazine.

Ein ehemaliger Arzt von TUI Cruises hat berichtet, dass sie als Profit Center geführt werden und dementsprechend die Kosten nach oben drücken sollten. Speziell bei Gästen, die glauben, dass die GKV-Karte alles an Bord abdeckt haben und dann eben nicht spontan noch eine Reisekrankenversicherung abschließen können. Und insbesondere dann, wenn so bald kein Landgang in Sicht ist.

Ein kleiner Betrag an einer Reisekrankenversicherung sorgt für einen entspannteren Besuch beim Schiffsarzt.
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Tinamama
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von Tinamama »

Hallo André,
es ist normal, dass es viel mehr kostet als bei uns in Deutschland.
Wir hatten jemand 4 Std. im Hospital eines NCL-Schiffs, er hatte ein Übelkeitsvirus eingefangen, viel gebrochen, dadurch dehydriert.
Die Rechnung war hinterher knapp 2.300 Dollar. Die AuslandsKrankenversicherung kostete 24,-€ fürs ganze Jahr. Hat sich gelohnt, zwei Tage nach dem Antrag war das Geld auf dem Konto.
Viel Erfolg
Christina
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HeinBloed
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von HeinBloed »

Tinamama hat geschrieben: 15.08.2020 20:02 Hallo André,
es ist normal, dass es viel mehr kostet als bei uns in Deutschland.
Wir hatten jemand 4 Std. im Hospital eines NCL-Schiffs, er hatte ein Übelkeitsvirus eingefangen, viel gebrochen, dadurch dehydriert.
Die Rechnung war hinterher knapp 2.300 Dollar. Die AuslandsKrankenversicherung kostete 24,-€ fürs ganze Jahr. Hat sich gelohnt, zwei Tage nach dem Antrag war das Geld auf dem Konto.
Viel Erfolg
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Übelkeitsvirus = Norovirus? Der ist eigentlich "kostenlos"... sowohl bekommst du ihn kostenlos... aber auch kannst ihn kostenlos behandeln lassen...
alba
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von alba »

Woher weißt du das, Hein blöd, und kann man das irgendwo nachlesen?
Dankeschön
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HeinBloed
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von HeinBloed »

alba hat geschrieben: 15.08.2020 22:34 Woher weißt du das, Hein blöd, und kann man das irgendwo nachlesen?
Dankeschön
Ich habe es doch geschrieben: ich habe es mal in einem der Wirtschaftsmagazine auf ARD gesehen. Da haben andere genau das gleiche vorgetragen und sich über die Abzocke an Bord von TUI Cruises Schiffen beschwert. Und sie haben halt einen ehemaligen Arzt interviewt.

Ich habe leider keinen Stenotypisten, der mitschreibt oder ich zeichne auch nicht alle Fernsehsendungen, die ich im Leben gesehen habe auf, um auf solche Fragen einzugehen. Und da es keine Dissertation ist, die ich hier schreibe, muss ich auch nicht Fußnoten belegen.

Vielleicht einfach mal googlen.

Mit dem Norovirus lag bei uns oft als Hinweis in der Kabine aus: wenn du dich unwohl fühlst kannst du kostenlos den Arzt aufsuchen.
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Tinamama
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von Tinamama »

HeinBloed hat geschrieben: 15.08.2020 20:46
Übelkeitsvirus = Norovirus? Der ist eigentlich "kostenlos"... sowohl bekommst du ihn kostenlos... aber auch kannst ihn kostenlos behandeln lassen...
Hallo Tien, es war kein Noro.
Dass der kostenlos zu behandeln ist, habe ich auch noch nie gehört, das wär ja interessant für die Allgemeinheit.
Gruß
Christina
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HeinBloed
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von HeinBloed »

Wir hatten einen Zettel, dass wir bei Symptomen für Noro uns kostenlos an den Arzt wenden können...

Wir hatten auch schon ein paar andere Fälle, bei denen dann die Arztkosten dann von der Kreuzfahrtgesellschaften übernommen wurden...

Ich musste aber auch zuletzt für drei Portionspackungen Salbe das 3-fache zahlen, was ich in einer US-Apotheke zahlen müssen plus 100,00 USD "Initial"-Fee damit sie sich überhaupt anhören, was du willst...

Eines wollen sie beim besten Willen nicht... am nächsten Morgen bei CNN, Twitter usw. auftauchen, dass ein Noro an Bord ist. Dafür machen sie alles, um das zu verhindern...
alba
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von alba »

Hallo Tien, ich danke dir für die Antwort, meine Frage bezog sich auch nur auf den noro Virus, denn ich habe noch nie so einen Hinweis gesehen.
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FranzB
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von FranzB »

Hier ein Link zu der von HeinBloed genannten PlusMinus-Sendung: https://www.daserste.de/information/wir ... n-100.html
Urlauber

Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von Urlauber »

Der Schiffsarzt auf der Europa 2 den ich vor ein paar Jahren konsultieren mußte war nicht teuer. Diagnose: Magen - Darm - irgendwas. Crew aus Küche und Service hatte Tage zuvor auch "Magen - Darm". Man redet ja mit den Leuten. Zu Hause war dann aus Magen - Darm plötzlich ein kleiner Noro geworden, 3 Wochen rund hatte ich entgegen der Prognose des Schiffsarztes (afair 3 Tage) daran meinen Spaß. Genutzt hat mir der Besuch beim Schiffsarzt aber auch nichts. Höchstens daß die armen Kabinenstewardessen wußten, daß das versch***ene Bett, die entsorgten kontaminierten Kleidungsstücke und das verk***** Waschbecken vermutlich doch keine Folge von Alkoholabusus waren. Von "kostenlos" wie @HeinBloed schreibt keine Rede. Ob HL damals schon von TUI aufgekauft war weiß ich aber auch nicht.

Ein Freund, Gott hab ihn selig, erzählte, daß der Schiffsarzt der Deutschland einen Herzpatienten irgendwo in Grönland ausgebootet habe wo lt. Netzrecherche überhaupt kein Krankenhaus in der Nähe sei. Verwirrend.

Ein dickes Lob an Cunard: Die Ärztin, vermutlich Engländerin und vom Alter her noch aktuell und nicht schon Jahrzehnte draußen aus der Wissenschaft, sagte mir auf meine Bitte nach brauchbarem Schmerzmittel wg. Zahnschmerzen, sie müsse mir dann eine Grundgebühr von afair 100 $ abnehmen. Trotz "egal - versichert" empfahl sie mir dringend 2 h später in Barcelona in die Apotheke zu gehen, da sei Ibu auch in vernünftiger Dosierung frei verkäuflich. In der Zwischenzeit solle ich im Bordshop teure Ibu200 kaufen und entsprechend nehmen. Ich dachte in der spanischen Apotheke erst, der nennt mir den Preis für 1 Tablette und nicht für die Klinikpackung. Lob an Cunard.

@André: Ich würde ganz schnell beim Versicherer einreichen und evtl. TUI darauf hinweisen, daß Du nur das bezahlen würdest was Dein Versicherer als korrekt abnicken wird. Ich bin kein Jurist, ich weiß nicht ob das helfen wird aber ich glaube die Chancen verbessert das auf jeden Fall.
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Gerd Ramm
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Re: Arztkosten an Bord

Beitrag von Gerd Ramm »

Ich bin privat versichert und halte die Kosten, bis auf einige Positionen als nicht zu hoch. Interessant wäre, was Deine Krankenversicherung dazu sagt und auch interessant wäre die Diagnose, die <aUF der Rechnung stehen muß.
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