fneumeier hat geschrieben: ↑12.07.2022 07:48
Fieber wird m.W. bei keiner Reederei mehr täglich gemessen, nur noch beim Check-in, wenn überhaupt.
Kurzer Erfahrungsbericht von Star Clippers (Reise 25.06. - 02.07.):
Mitzubringen nach Athen war ein max. 24 h alter Test (andere Destinationen: max. 48 h), sowie Impfnachweis und Versicherungsnachweis. Letzteren hatten wir vorab übermittelt, so dass keine Prüfung beim Check-in mehr stattfand.
Zu den Tests wurde bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass es am Hafen eine (kostenlose) Testmöglichkeit gibt für diejenigen, die ohne Test anreisten. Da wir eine Vorübernachtung hatten, haben wir dieses Angebot gerne angenommen. Die Reederei hatte den dazu notwendigen Papierkram bereits ausgefüllt, so dass nur noch eine Unterschrift zu leisten war. Die Teststelle war exklusiv für Star Clippers-Gäste. Innerhalb von 15 Minuten bekam man das schriftliche Testergebnis und konnte dann zum Check-in. Dort dann u. a. Kontrolle des EU-Zertifikates (letzte Impfung max. 270 Tage zurückliegend) und es wurde auch Fieber gemessen.
Eine Fiebermessung fand nach jeder Rückkehr vom Landgang, sowie jeden Abend beim Betreten des Restaurants statt.
Die Maskenpflicht innerhalb des Schiffes war eine Woche vor unserer Reise aufgehoben und durch eine 'dringende Empfehlung' zum Masketragen ersetzt. Hierauf wurde täglich mehrfach hingewiesen. Die Crew trug ausnahmslos Maske, auch im Freien.
Open Seating war nicht - es wurde zu Beginn der Reise ein Platz im Restaurant zugewiesen, der für alle Mahlzeiten benutzt werden musste. Buffet ganz normal; bis kurz vor unserer Reise war da noch Masken- und Handschuh-Pflicht. In einigen Räumen (Library, Shop) gab es Schilder mit Hinweisen auf eine maximale Personenzahl. Zusätzliche Luftreiniger waren in den Innenräumen aufgestellt.
Es wurde um Verständnis gebeten, dass das Ruderhaus für Passagiere aus Pandemie-Gründen tabu ist. Die (ohnehin offene) Brücke konnte wie gewohnt betreten werden.
Obst, Champagner und Süßkram für Wiederholer standen nicht zur Einschiffung, sondern erst nach dem Abendessen auf der Kabine. Unser Kabinensteward entschuldigte sich dafür und begründete es mit der Desinfektion der Kabine zum Passagierwechsel, weshalb man diese Lebensmittel erst später bereitstellen würde.
135 Gäste bei einer Kapazität von 166 deutet darauf hin, dass weiterhin Kabinen für Isolationszwecke freigehalten wurden. Die Zusammensetzung der Nationalitäten war anders als sonst, was aber bei recht kleiner Personenzahl nicht zu verallgemeinern ist. So fehlte Nordamerika fast gänzlich (mag am Krieg in Europa oder auch an der Route ohne 'Rennstreckenziele' gelegen haben), dafür eine 18-köpfige Gruppe aus Finnland, sowie ein Dutzend Spanier. Viele Briten, weniger Deutsche als im Durchschnitt.
Crew ist angegeben mit 74, plus der derzeit an Bord befindliche 'Sanitation Officer'. An Bord waren 69 Crewmitglieder. Wo da wer fehlte? Es fehlte der Rigger; der Kapitän saß zwischendurch selbst mal an der Nähmaschine, wenn auch nicht für sehr lange Zeit. Also 1 - 2 short im nautischen Bereich. Auch in der Küche schien jemand zu fehlen, was sich aber nur in kleinsten Nuancen bemerkbar machte. Es fehlte die täglich wechselnde Butter, der Deckslunch fand nicht wie sonst üblich einmal pro Reise statt und der Chefkoch wurde öfters vom Maitre während des Frühstücks an der Eierstation ersetzt. Durchweg sehr gute Qualität und Präsentation aller Speisen, der Mitternachtssnack war gegenüber früher nach unserem Eindruck sogar aufgewertet. Sports Team zu Zweit; ob da noch jemand im Restaurant-Service fehlte, war ob der Passagierzahl nicht auszumachen. Wir trafen doch noch einige bekannte Gesichter innerhalb der Crew, wenn auch weniger als sonst. Die Pandemie und der damit verbundene zeitweise Arbeitsplatzverlust hat zweifellos Lücken gerissen. Putins Krieg tut ein Übriges; ukrainisches Personal fehlt - wenn es nicht bei Kriegsausbruch bereits an Bord war. Ebenso scheinen die Crewmitglieder aus Indien (mehrheitlich Goa) entweder Probleme zu haben, an Bord zu gelangen - oder haben sich nahezu kollektiv nach anderen Beschäftigungen umgesehen. Von einzelnen langjährig bekannten Crewmitgliedern wissen wir, dass diese nun ein Restaurant führen oder als Tuktuk-Fahrer ihr Geld verdienen.
Ein Crew-Schicksal geht uns zu Herzen: Da die Reederei in 2019 ein viertes Schiff in Dienst stellen wollte, wurde damals bereits der Personalstamm aufgestockt. Das neue Schiff verzögerte sich jedoch, so dass das Crewmitglied von September 19 bis März 20 ohne Beschäftigung war. Kaum nachmittags im März 20 im Dienst, wurde die Kreuzfahrt am Abend dann, noch vor dem Auslaufen, abgebrochen. Durch fehlende Flüge, Ein- und Durchreisebeschränkungen dauerte es vier Monate bis Juli 20, um nach Hause in die Ukraine zurückzukehren. Erst im Oktober 21 dann ein neuer Vertrag, der nun nach unserer Reise endete. Doch wieder ist der Rückweg ausgeschlossen, diesmal wegen des Krieges. Ausweich wäre Bulgarien gewesen; wenige Tage zuvor wurde der Vertrag an Bord verlängert. Maximal drei Monate Galgenfrist, dann wäre die maximale Arbeitsdauer an Bord von elf Monaten erreicht. Erleichterung sah anders aus, denn auch der Sohn arbeitet als Koch an Bord eines anderen Schiffes, und dessen Vertrag läuft in Kürze unweigerlich aus.
Zufälligerweise hatten wir nun den gleichen Kapitän, der uns im März 20 am Abend der Einschiffung das vorzeitige Ende der Reise verkünden musste. Eine gute Gelegenheit, nochmal Danke zu sagen für die ruhige und über zwei Tage gestreckte Ausschiffung der Gäste (damit jeder Zeit hatte, Flüge oder alternative Unterbringung zu finden), während der wir uns an Bord stets wohl gefühlt hatten, trotz der Ungewissheit der Rückreise von Barbados.
Sofern Gäste einen Antigen-Test für die Rückreise benötigten, wurde dieser am letzten Tag für 10 € an Bord angeboten. Uns betraf dies nicht, daher habe ich keine Infos zum Ablauf, genutztem Labor etc.
Insgesamt also nur minimale Einschränkungen. Die 'Platzhalter' auf den Sitzgelegenheiten in der (offenen) Tropical Bar wurden von den Gästen immer wieder so verschoben, wie man es gerade brauchte. Diese erschienen mir auch sinnfrei; im Innenraum gab es keine Platzbegrenzungen. Warum dann also draußen?!?
Wir freuen uns nun auf die nächste Reise mit Star Clippers bereits im Oktober - da ist einiges Verschobenes nun nacheinander 'abzuarbeiten'.
Gruß
Diddn