Reisebericht Norwegian Jewel 17.-28.09.2008 Dover - New York

Kreuzfahrten mit Norwegian Cruise Line, Oceania Cruises und Regent Seven Seas Cruises
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coke72
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Reisebericht Norwegian Jewel 17.-28.09.2008 Dover - New York

Beitrag von coke72 »

Hallo zusammen!

Ichhatte ja bereits vor der Abfahrt einen kurzen Reisebericht versprochen und wollte diesem Versprechen heute auch nachkommen. Viel Spaß beim lesen. Wenn Ihr Fragen habt, stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.

Transatlantik auf der Norwegian Jewel 16.9. bis 30.9.2008

Unsere diesjährige Kreuzfahrt auf der Norwegian Jewel startete in Dover. Damit war für uns klar, dass wir dieses Mal nicht per Flugzeug anreisen. Schnell haben wir uns für die Fähre von Calais aus entschieden. Gott sei Dank haben wir auch frühzeitig Plätze reserviert. Nach dem Brand im Kanaltunnel hätten wir ansonsten leicht Probleme bekommen können. Um unseren Urlaub so entspannt wie möglich zu beginnen, haben wir eine Vorübernachtung in De Panne, ca. 60km vor Calais, gebucht. Nach einem schönen Tag an der holländischen Nordseeküste haben wir abends unser Hotel "Cecil" in De Panne erreicht. Die Zimmer waren recht klein und einfach, aber sehr sauber. Der Empfang war auch sehr herzlich, wenn gleich die Kommunikation nur mit Händen und Füßen funktionierte, da das diensthabende Personal kein Deutsch oder Englisch sprach und mein Französisch sich auch vier oder fünf Worte beschränkt. Nichts desto trotz haben wir uns gut zurecht gefunden. Das Abendessen im angegliederten Restaurant war auch sehr gut. Carpaccio, Spieß vom Filetsteak (perfekt medium auf den Punkt) und ein Eis als Nachtisch. Alternativ gab es als Vorspeise auch eine Gemüsesuppe und als Hauptgericht Kabeljaufilet. Verglichen mit den umliegenden Gaststätten war das Preis-Leistungs-Verhältnis darüber hinaus sehr gut. Zum Abschluss des Tages ging es noch an den breiten Sandstrand und auf einen Absacker in eine der Kneipen.
Am nächsten Morgen waren wir schon um 9:45 in Calais. Schnell hatten wir uns eingecheckt und konnten vom Restaurant aus noch unsere Fähre, die Seafrance "Rodin" beim Einlaufen beobachten. Kurz danach ging es auch schon die die "Departure-Lounge", wobei ich den Begriff Lounge bisher eher in Kombination mit Business oder ähnlichem an Flughäfen gehört hatte. Hier war die Lounge weit weniger komfortabel. Einige einfache Stühle und ein paar Getränke und Snack-Automaten. Das wars. Von dort ging es dann mit dem Bus zur Fähre und über eine sehr steile Rampe mit Gepäck an Bord. Die Überfahrt nach Dover dauerte ungefähr 90 Minuten und bereits 20 Minuten vor Ankunft konnten wir die Norwegian Jewel das erste Mal sehen. Ganz klein sah sie aus. Viel kleiner als die Schiffe, die wir bisher kannten. Aber als wir näher kamen änderte sich das - Gott sei Dank. Ich muss schon sagen, sich dem Schiff von der Wasserseite aus langsam zu nähern und es langsam größer werden zu sehen, hat etwas. Vom Fähr- zum Kreuzfahrtterminal haben wir uns ein Taxi genommen, dessen Fahrer uns dafür um 2 Kilo je Nase erleichtert hat (4 brit. Pfund). Beim Einschiffen gab es zwar eine lange Schlange, die sogar noch aus dem Gebäude herausreichte, dennoch ging es sehr zügig, da NCL sehr viele Schalter geöffnet hatte. Beim Einschiffen wurde übrigens in Dover nur zwischen Latitudes-Membern und sonstigen Gästen unterschieden, was mir ganz recht war. Schließlich war meine Frau noch immer der Meinung, wir hätten eine Innenkabine und hatte von dem Upgrade auf die Balkonkabine nichts mitbekommen. Wir sind auf dem Schiff sehr herzlich begrüßt worden - nach Freestyle 2.0 natürlich auch mit einem Glas Sekt. Da die Kabinen noch nicht fertig waren, haben wir zunächst einen Tisch für Teppanyaki reserviert und uns dann ins Garden-Cafe gesetzt und erstmal durchgeatmet. Als es dann auf die Kabine ging, war die Überraschung groß. Meine Frau meinte zunächst, dass wir in der falschen Kabine wären, hat sich dann aber umso mehr gefreut, dass wir etwas mehr Platz und vor allem einen Balkon haben. Die Kabine 8020 liegt auf Deck 8 steuerbord recht weit vorne und hat einen "gerahmten" Balkon. Diese Balkonart hat sich für unsere Reise als ideal herausgestellt, da man doch sehr geschützt sitzt und auch bei starkem Wind (wir hatten bis knapp an die 70kn) noch draußen sitzen kann. Um 16:00 Uhr blies die Jewel zur Ausfahrt, was in Dover sehr sehenswert war. Es ging zunächst dicht an den Kreidefelsen vorbei, bevor das Schiff abdrehte und die tieferen Gewässer im Ärmelkanal ansteuerte. Die Fahrt ging weiter östlich an der britischen Insel vorbei in Richtung Norden, wobei der Abstand zum Festland jedoch zu groß war, um etwas zu sehen. Abends im Teppanyaki haben wir eine tolle Show erlebt und darüber hinaus lecker gegessen. Sowohl Land & Sea (Steak + King Prawns) als auch Seafood Diablo (Lobster, Jakobsmuscheln und Kalamares) können wir wärmstens empfehlen.
Der 18.9. war ein Seetag, der uns weiter in Richtung Norden führte. Wir hatten Zeit, das Schiff ein wenig zu erkunden und uns an Deck auch ein wenig in die Sonne zu legen - zugegeben mit warmer Kleidung. Außerdem gab es an diesem Tag das Meet and Greet des amerikanischen Forums. Wir hatten es hir auf mehr als 35 Teilnehmer gebracht, die zum Forumstreffen kommen wollten, daher hat sich NCL bereiterklärt, das Treffen zu organisieren. Für Gebäck und Getränke war daher gesorgt, außer den Teilnehmern waren auch noch der Kapitän und die Hoteldirektorin anwesend. Ich fand es schon beeindruckend, welche Bedeutung man von NCL dem Treffen entgegenbrachte. Abends im Tsars Pallace war der erste Lobster-Abend, vorher wurden Fotos mit dem Kapitän angeboten. Das hatten wir natürlich nicht bedacht uns entsprechend voll war es, als wir im Restaurant ankamen. Wir haben dann einen Pager erhalten und wurden nach ca. 25 Minuten benachrichtigt, dass unser Tisch fertig ist. Eigentlich eine ganz gute Einrichtung, die offensichtlich auch wirklich funktioniert. Die Vorspeise - gegrillter grüner Spargel mit Shitake-Pilzen und Jakobsmuscheln war ein Gedicht. Von der Hauptspeise war ich dann eher enttäuscht. Ganz ehrlich - Lobster ist nicht gleich Lobster und beim zweiten Lobsterabend werde ich wahrscheinlich eine Alternative wählen. Der Lobster und das Kabeljau-Filet waren ziemlich tot gebraten. Als Dessert gab es Creme Brullee. Wieder ein Gedicht.
Am 19.9. klingelte bereits früh unser Telefon. Offensichtlich hatte sich jemand verwählt. Aber eigentlich können wir diesem jemand sehr dankbar sein, des es klingelte genau richtig zur Einfahrt in den Naturhafen vor Lerwick. Natürlich haben wir die Einfahrt dann von unserem Balkon aus genossen. Wir hatten für Lerwick bereits in Deutschland den Ausflug auf die Insel Mousa gebucht, womit wir offensichtlich zur Minderheit gehörten. Wie wir später erfuhren, ist die Kapazität der Fähre nach Mousa auf ca. 60 Personen beschränkt. Zu der von uns gewählten Uhrzeit fuhr daher nur ein Bus mit insgesamt ca. 50 Personen diese Tour. Der Ausflug wurde wie die meisten Ausflüge in Lerwick in Englisch abgehalten. Bereits bei der Einschiffungsveranstaltung hat die internationale Gästebetreuerin darauf hingewiesen, daß NCL in einigen Häfen Probleme hätte, ausreichend lokale deutschsprachige Guides zu bekommen, da diese den lokalen Partneragenturen nicht zur Verfügung stünden. In Lerwick ist daher unseres Wissens nach nur ein Ausflug in Deutsch angeboten worden. Wir haben mit Mike aber einen sehr guten Guide erwischt, der sehr klar, deutlich und vor allem auch in einem vernüftigen Tempo gesprochen hat. Darüber hinaus hatte er auch ein sehr gutes Wissen und konnte uns Mousa und den alten Broch mit all seinen Geschichten sehr gut näherbringen. Die Begrüßung in Lerwick am Hafen war Klasse. Jeder Passagier wurde von einer Dame in der traditionellen Tracht mit Handschütteln begrüßt. Dazu ein "Willkommen in Lerwick und Danke, daß Sie die Shetland-Inseln besuchen." Dazu spielte jemand auf der Geige. Der Ausflug begann mit einer kurzen Stadtrundfahrt durch Lerwick, anschließend fuhren wir zu der kleinen Personenfähre nach Mousa. Mike begann unsere Inseltour damit, daß er uns zur Wahl des Ausflugs gratulierte. Auf Mousa waren 50 Passagiere der Jewel, an den anderen Destinationen eher 500 oder mehr. Darüber hinaus ist Mousa mit dem Broch bei einer Umfrage zur besten Sehenswürdigkeit Schottlands (jawohl, nicht nur Shetlands!!!) gewählt worden. Es hat sich auch definitiv gelohnt. Mousa zeigt die karge Landschaft, die für die Shetlands so typisch ist in einer unbewohnten Form. Ganz unberührt ist die Landschaft nicht mehr, man sieht einige alte, zum Teil verfallene Gebäude, einige alte Mauern, die Weideflächen abgrenzen und natürlich den 1900 Jahren alten Broch, den besterhaltensten überhaupt. Über die genaue Funktion eines Brochs gibt es noch widersprüchliche Aussagen, wahrscheinlich war es aber die Wohnstätte für einen Anführer und seine Familie. Nach dem Besuch des Brochs erkundeten wir bei einem Rundgang noch den Rest der Insel und beobachteten einige Robben, die sich am Wasser tummelten. Leider hatten wir nicht das Glück, Delfine oder Orcas zu sehen, die ab uns zu auch um Mousa herum vorkommen. Auf der Rückfahrt nach Lerwick hielt der Bus noch an, damit wir einige Shetland-Ponys aus der Nähe ansehen konnten. Zurück in Lerwick blieb uns noch genügend Zeit, um einige Einkäufe zu erledigen, bevor wir wieder zurück zur Jewel tenderten. Abends waren wir das erste Mal im Azura-Hauptrestaurant und hatten das Glück an Andrew und Yasmin zu geraten, die im Laufe der Reise unsere Lieblingskellner werden sollten. Wir haben gut gegessen und einen perfekten Service erlebt. Der Brotkorb war leer und wurde sofort ersetzt, auch wenn man durch die gefaltete Serviette darin kaum erkennen konnte, dass er leer war. Einfach nur klasse.
Am 20.9. wurde es etwas stürmischer. Windgeschwindigkeiten bis knapp 70 Knoten sorgten für einen schon deutlich spürbaren Seegang und etwas leerere öffentliche Bereiche auf der Jewel. Unsere Zimmerstewardess war zum ersten Mal nach 15 Jahren auf NCL-Schiffen seekrank. Wir konnten aus unserer Kabine auf Deck 8 beobachten, wie die Gischt der aufspritzenden Wellen hochschlug und unseren Balkon zum Teil komplett einhüllte. Mich hat es dann am Nachmittag auch erwischt. Ich war im Stardust-Theater, um mir einen Vortrag über Island anzuhören. Das Schlimme war, dass die riesige Leinwand mit den Welle schwankte und das Bild sich dadurch nochmals gegenläufig bewegte. Meine Augen haben also die Überlagerung von drei verschiedenen Schaukelbewegungen aufgenommen, während mein Innenohr komplett gegensätzliche Informationen geliefert hat. Irgendwann habe ich es dann im Stardust nicht mehr ausgehalten und musste raus. Nach etwas frischer Luft war ich aber wieder fit, so daß wir am Abend am Murder-Mystery-Dinner teilnehmen konnten. Dazu haben wir uns erst wieder im Stardust getroffen. Ohne schwankende Leinwand war das sogar ganz erträglich. Anschließen wurden die Teilnehmer in 8er-Gruppen eingeteilt und auf die beiden Restaurants Tsar und Azura verteilt. Wir sind im Azura gelandet - leider dieses Mal nicht bei Andrew und Yasmin. Dort wurde uns diesmal ein guter, aber unpersönlicher Service geboten. Na ja, um ehrlich zu sein, an diesem Abend waren wir ja nicht nur zum Essen im Restaurant und das Mörder-Dinner hat uns wirklich gut gefallen. Für diejenigen unter Euch, denen das nichts sagt: In der Gruppe werden Rollen verteilt, die in vier Szenen während des Essens gespielt werden. Einer aus der Gruppe ist der Mörder. Wer das ist, wird natürlich nicht verraten. Durch immer neue Fakten, die während der drei Szenen eingestreut werden, erhält man immer neue Hinweise und soll am Ende einen Tipp abgegeben, wer es denn war. Ich habe tatsächlich richtig gelegen und den Mörder unseres Kapitäns überführt. Schön war auch, dass wir an diesem Abend zwei Mitreisende aus Nebraska kennen lernten, die uns anschließend dauernd begegnet sind. Zum letzten Mal überholten wir sie auf dem Weg zum Hotel in New York im Taxi. Wir haben uns schließlich gegenseitig im Scherz Stalker genannt.
Der nächste Morgen führte uns nach Reykjavik, leider in recht trübes Wetter. Morgens kam wieder die typische Ansage von der Brücke, die eigentlich an jedem Tag in einem Hafen kam. "Good morning, Ladies and Gentlemen, this is your captain from the bridge. Today we are in the beautiful port of ... The weather is ... and we expect nearly the same weather for the rest of the day." “...“ waren heute Reykjavik und cloudy with some rain. Leider. Trotzdem entwickelte sich Island zu einem absoluten Höhepunkt der Reise. Wir hatten schon lange im Voraus über den isländischen Tourismusverband Kontakt zu einigen Guides aufgenommen und schließlich Michael Kissane engagiert. Michael ist ein gebürtiger Amerikaner, der bereits seit vielen Jahren in Island lebt und auch mit einer Isländerin verheiratet ist. Mit seinem Jeep haben wir dann den "Golden Circle" erkundet. Michael hatte dazu extra ein Mikrofon, so dass seine Stimme über die Lautsprecher des Wagens wiedergegeben wurde und man ihn auch auf dem Rücksitz gut verstehen konnte. Wir haben zunächst den Geysir angesteuert und haben uns einige Ausbrüche angesehen, bevor die ersten NCL-Busse erschienen. Anschließend ging es zum Gullfoss, dem goldenen Wasserfall, an dem es tüchtig zu regnen anfing, so dass wir bis auf die Haut nass waren. Daher haben wir uns zum Mittagessen im Touri-Shop/Restaurant am Gullfoss entschieden. Ich werde die warme Suppe dort so schnell nicht vergessen. Sie hat wirklich gut getan und war richtig lecker. Auf der anderen Seite aber auch nicht ganz billig, Zwei Tassen Suppe und zwei mit Lachs belegte Bagel für zusammen EUR 36,- ist halt leider auch typisch für Island. Nach dem Mittagessen zeigte uns Michael noch einen kleineren Wasserfall mit einem "Schafverteilgatter" daneben (wo die Schafe im Herbst zusammen getrieben werden und den einzelnen Besitzern zugeordnet werden) und eine kleinere katholische Kirche, in deren Nähe der damalige katholische Bischof wie Michael sagte "einen Kopf kürzer gemacht wurde", als entschieden wurde, dass Island evangelisch wird. Anschließend ging es über eine nicht befestigte Straße zum Thingvellir, wo wir auch wieder geschickt den NCL-Bussen ausweichen konnten. Nach einer abschließenden Stadtrundfahrt mit Besichtigung des Perlan und der Kirche von Reykjavik brachte uns Michael nach einer 8,5 Stunden-Tour wieder zum Schiff zurück. Wenn man das zusammenfasst, dann hatten wir eine individuelle 8,5 Stunden-Tour im Jeep, die wir jederzeit nach unseren Wünschen beeinflußen konnten und haben dabei gegenüber dem NCL-Preis noch knapp 40% gespart. Wenn von Euch noch mal jemand einen Ausflug in Island sucht, kann ich Michael nur empfehlen. Ihr findet seine Homepage unter http://www.f-stoptours.com/. Abends ging es wieder zu unseren Kellner Andrew und Yasmin. Wie immer mit perfektem Service.
Es folgten zwei Tage Atlantik, an denen wir das Schiff mit allen Einrichtungen erkunden und genießen konnten. Am 22.9. haben wir auch ein Forumstreffen des deutschen Forums samt Angehörigen abgehalten und uns im Tsars zum Essen getroffen. Immerhin waren wir dabei auch zu sechst! Wenn wir bei der nächsten Tour noch 29 weitere motivieren können, richtet NCL bestimmt auch fürs deutsche Forum ein Meet and Greet aus! Das Wetter war typisch atlantisch, aber nicht mehr ganz so extrem, wie am Tag vor Island (oder hatten wir uns inzwischen einfach nur daran gewöhnt?). Am zweiten Seetag zeigte uns Yasmin ihre wahre Klasse. Da wir inzwischen schon zum dritten Mal da waren, konnte sie unseren Geschmack schon ganz gut einschätzen. Als meine Frau beim Nachtisch etwas bestellte, was sich als "durchsichtige Gummibällchen in Vanillesauce" entpuppte (ich habe leider vergessen, mir den NCL-Begriff dafür auf zu schreiben), brachte Yasmin einen dritten Nachtisch mit, der ihr absoluter Favorit sei und den wir unbedingt probieren müssten. Es kam wie es kommen musste. Der ursprünglich bestellte Nachtisch ging nahezu vollständig zurück, während sich meine Frau glücklich über die Alternative hermachte. Danke Yasmin! Das nenne ich aufmerksamen und guten Service. Und darüber hinaus war die Situation geschickt gelöst ohne dem Gast zu sagen, dass er da völlig daneben liegt, was ja z.T. auch nicht so gut ankommt.
Am 24.9. haben wir dann St. Johns erreicht, wo wir einen eigenen Ausflug mit RJ-Tours gebucht hatten. Der Inhaber Dave hat uns zunächst zum Cape Spear, dann nach Petty Harbour, zum Signal Hill und nach Quiddy Viddy gefahren. Insgesamt war die Tour auch sehr gut, kam allerdings nicht an Michael in Island heran (ich befürchte aber, dass ich das noch die nächsten Jahre zu allen anderen Touren sagen muss...) Die Tour endete in der Water-Street, wo wir noch ein wenig Gelegenheit zum Shoppen haben sollten. Leider waren die Touri-Shops so überhaupt nicht unser Ding, so dass ich irgendwann das erst beste Taxi angehalten habe und den Fahrer gebeten habe, uns in Richtung Hafeneinfahrt zu bringen. Dummerweise war ich wohl so angenervt von der Water-Street, dass ich nicht darauf geachtet habe, dass er das Taxameter anstellt. So hat uns dann die kurze Tour von 5 Minuten $10 gekostet. Im Endeffekt war mir das dann aber auch egal, Hauptsache raus aus der Water-Street. An der Stelle, wo er uns abgesetzt hat, stand eine Kanone, die zu allem Überfluss auch noch auf die Norwegian Jewel gerichtet war. Das hatten wir in Lerwick beim Fort auch schon gesehen. Wollen die hier alle unser Schiff versenken? An der Kanone stand auch eine Dame der Embassadors, der Botschafter von St. Johns, die uns schon am Pier mit Stadtplänen und Kanada-Pins begrüßt hatten. Diese Dame erklärte uns, wo wir am besten langgehen und was sich noch zu sehen lohnt. Dabei beschrieb sie uns eine wesentlich schönere Route als der Taxifahrer, die wir dann auch wählten. Zunächst ging es steil zur Uferstraße herunter, wo wir einen alten Fischer in seiner Hütte trafen, der uns hereinbat und seine Sammlung aus der guten alten Zeit zeigte. Das war wirklich sehenswert. Und natürlich sind wir hier wieder unseren Stalkern über den Weg gelaufen. Schon verrückt. Da ist man in der Ecke der Stadt, wo eigentlich sonst niemand ist und trifft die beiden wieder. Anschließend sind wir noch bis zum Signal Hill durch die Felsen, die den Eingang zum Naturhafen bilden, gegangen und haben dort die Landschaft genossen und die Vögel beobachtet. Diese letzten Stunden haben mich mit St. John's wieder versöhnt. Zurückblickend muss ich sagen, dass ich mir von diesem Hafen eigentlich nicht viel versprochen hatte, nach der überwältigenden Hafeneinfahrt aber dann doch eine ziemliche Erwartungshaltung hatte und daher dann doch etwas enttäuscht war, als der Tag in der Water-Street enden sollte. Gut, dass wir die schönste Ecke nachher noch gefunden haben! Die Hafenausfahrt war spektakulär. Zu der wunderbaren Landschaft kam noch ein Konzert der anderen Schiffe im Hafen, die das Horn der Jewel erwiedert haben sowie mehrere Salut-Schüße vom Signal-Hill aus. Dabei hat man dann erstmal gesehen, wie viele Vögel dort eigentlich in den Klippen sitzen. Nach dem Landgang in St. John's haben wir das 2-for-1-Special im Le Bistro genutzt. Wir auch das Mama's und das Tango's gab es dort an Hafentagen zwischen 17:30 und 18:30 Uhr 50 Prozent Nachlass auf die normale Cover-Charge. Leider war das Cagney's von der Aktion ausgenommen, sonst hätten wir das mit Sicherheit auch noch ausprobiert. Wir hatten die Jakobsmuscheln, die Champignoncremesuppe im Brotleib, das Steak, den Schwertfisch und die Creme Brullee. Das Essen war so gut, dass wir direkt für Halifax noch einmal einen Tisch reserviert haben.
Wieder folgte ein Seetag, dieses Mal jedoch ein ganz besonderer. Zunächst hat meine Frau beim morgendlichen Free-Spin im Casino ein Freispiel am einarmigen Banditen im Wert von $30 gewonnen (Bei dem wir immerhin $12,75 herausgeholt haben!), anschließend waren wir zu einer Tour auf die Brücke eingeladen. Beim Treffen des amerikanischen Forums hatte es eine Liste gegeben, in die man sich eintragen konnte. Auf Grund dieser Liste hat der Concierge eine Brückenführung mit dem Kapitän organisiert. Das war wirklich mal ein Erlebnis. Ich hatte bisher noch nie das Glück, einmal eine Brücke hautnah zu erleben und hatte mir nach 9-11 da eigentlich auch keine großen Hoffnungen mehr gemacht. So haben wir aber die einzelnen Instrumente, Anzeigen und Bedienhebel erläutert bekommen und konnten auch einmal den Blick nach vorne genießen. Dabei ist mir dann auch der Nachteil der vorderen Suiten aufgefallen: Die Balkone dort sind von der Brücke aus komplett einsehbar, trotzdem sind die Kabinen natürlich klasse, denn die Aussicht ist schon toll. Bei der Brückenführung dürften wir dann auch unser Foto mit dem Kapitän machen. Das ist auf jeden Fall mal ein ganz anderer Anblick - ein Kapitänsfoto in Hemdsärmeln. Nachmittags hatten wir dann noch mal eine besondere Aussicht: Wale und Delfine direkt vor der Kabine. Wir hatten unseren Wal also schon vor dem Whale-Watching in Halfax. Für den Abend hatten wir uns mit unseren Stalkern im Tsars verabredet. Das Essen war wieder sehr lecker, der Service aber sehr kühl und unpersönlich. Ich habe zunächst eine Speisekarte fürs Mittagessen bekommen und mir dann natürlich auch den Spaß erlaubt, einfach mal zu einer Vorspeise daraus zu fragen, ob sie zu empfehlen ist. "Yes, it is very good the ... What is it? One Moment I have to look in the English menu." Der Kellner fand meinen kleinen Spaß gar nicht komisch, aber immerhin: offensichtlich war an diesem Abend alles zu empfehlen, wie sonst hätte er schon einmal very good sagen können, ohne zu wissen worum es eigentlich geht?
Am 26.9. hatten wir bei spiegelglatter See einen herrlichen Sonnenaufgang vor Halifax. Auch das Einlaufen und der Empfang mit Dudelsackmusik und einem älteren Herrn in Uniform, der die Norwegian Jewel mit lauter Stimme traditionell begrüßt hat, waren klasse. Das einzige, wovon ich etwas enttäuscht war, war dass das Tugboat Theodore uns nicht begrüßen gekommen ist. Ich hatte mich schon auf die Bilder aus der auf dem Schlepper angebrachten Webcam (http://www.halifaxwebcam.ca/live/index. ... T_CAM=cam7) gefreut. Ich habe aber später gesehen, dass Theodore für diese Saison schon außer Betrieb ist. Noch vor unserem für 10:15 gebuchten Ausflug "Whale-Watching" haben wir uns mit dem Taxi auf den Weg in die Stadt gemacht. Ich hatte Schmutz auf dem Sensor meiner Kamera und musste diese dringend reinigen lassen. Natürlich war der nächste Laden, der Reparaturen selbst ausführt so weit entfernt, dass wir keine Chance gehabt hätten. Der Photoladen in der Innenstadt von Halifax kann die Kamera leider nur einschicken. OK, das Werkzeug, das man zum reinigen benötigt, war vorrätig, allerdings nur im Verkauf. Auf der einen Seite ist dadurch die Reparatur zwar etwas teurer geworden, auf der anderen Seite bin ich jetzt aber gerüstet, wenn das Ganze noch mal passiert. Zurück zum Schiff sind wir zu Fuß gegangen und waren rechtzeitig zu unserem Ausflug wieder im Stardust-Theater. Norwegian hatte das Walbeobachtungsschiff Haligonian III für den Morgen gechartert, so dass die Abfahrt direkt hinter Pier 21, an dem die Jewel lag, erfolgte. Wir waren gut 3 Stunden unterwegs an Stelle der versprochenen 2,5 Stunden. Das war auch erforderlich, denn wir mussten ziemlich weit rausfahren, um ein paar Mink-Wale zu sehen. Leider hatten wir dadurch nicht sehr viel Zeit, um die Wale zu beobachten - vielleicht nur ca. 10 Minuten. Aber immerhin - wir waren erfolgreich. Auf dem Rückweg endete der Ausflug wieder direkt hinter der Jewel. Die Crew der Haligonian war aber so nett, uns noch bis in die Innenstadt mit zu nehmen, wo wir uns zunächst mit einem Lobster-Brötchen gestärkt haben und dann unseren zweiten Ausflug in Angriff genommen haben. Wir hatten bereits aus Deutschland eine Tour mit dem Harbour-Hopper gebucht. Der Harbour-Hopper ist ein umgebauter Amphibien-Truck, der ursprünglich für den Vietman-Krieg entwickelt wurde. Damals haben die Fahrzeuge pro Stück stolze 1 Mio. US-$ gekostet, heute werden sie noch als Touristenattraktion weiter betrieben. Mit unserem Fahrer und unserer Fremdenführerin drehten wir zunächst eine Runde durch die Stadt, anschließend ging es noch durch den Hafen. Die Tour war sehr unterhaltsam, insbesondere für Reisende mit Kindern ist der Ausflug empfehlenswert, da die Kinder alle begeistert waren und der Ausflug mit ca. einer Stunde auch nicht zu lang ist. Zum Abschluss haben wir uns bei Cows noch ein Eis gegönnt. Das sollte man in Halifax unbedingt tun. Cows ist schließlich berühmt für das Eis und wurde unlängst immerhin zu Kanadas bestem Eissalon gewählt. Zurück auf dem Schiff hatten wir noch Gelegenheit die Hafenausfahrt zu genießen und sind dann ins Le Bistro gegangen, wo es heute trotz 2-for-1 sehr ruhig war. Kein Wunder - schließlich gab es wieder Lobster im Hauptrestaurant! Die Jakobsmuscheln waren das letzte Mal so gut, die mussten wir wieder haben. Dazu hatte ich den gegrillten Spargel und meine Frau die Champignoncremesuppe. Als Hauptgericht führte für mich kein Weg am Steak vorbei, meine Frau hat dieses Mal "Cardinal of the Seas" gegessen (Meerestiere u.a. mit Lobster). Als Nachtisch haben wir dann auch wieder die Creme Brullee gewählt. Das Essen war wieder ein Gedicht. Außer vielleicht der Spargel. Dabei fehlten dieses Mal die Shitake-Pilze, die ihn im Tsars so lecker gemacht hatten. Wobei - eigentlich war er auch sehr gut, aber halt nicht ganz so perfekt wie der Rest. Swetlana und ihr Assistent haben wie auch schon beim ersten Besuch einen perfekten, sehr persönlichen Service geliefert und zeigten durchaus auch Humor. Ich konnte mir beispielsweise nicht verkneifen zu fragen, ob denn "Cardinal of the Seas" nicht zu sehr an die Konkurrenz erinnert und was man denn macht, wenn RCCL ein Schiff so benennt.
Der letzte Seetag zwischen Halifax und New York. In Halifax hatte uns unser Taxifahrer noch gesagt, daß aus Richtung New York ein Hurrikane aufzieht, der am 28.9. in Halifax ankommen soll und dort noch Windgeschwindigkeiten deutlich über 100 Meilen pro Stunde bringen soll. Als ich nachmittags kurz den Pool ausprobiert (bei 33°C für Europäer schon fast zu warm) und noch eine Runde durchs Fitness-Center gedreht habe, wurde es draußen auch dunkel und die Mannschaft hat alle Liegen und Stühle auf dem Deck gesichert. Aber offensichtlich sind wir dem eigentlichen Hurrikane ganz gut aus dem Weg gegangen. Es war zwar etwas windig und hat im Laufe des Nachmittags auch ein wenig geregnet, aber wirklich heftig war das alles nicht. Neben Kofferpacken stand heute ein letztes gemeinsames Abendessen mit den anderen Forumsmitgliedern aus Deutschland im Azura auf dem Programm. Ich hatte extra vorher einen Tisch für fünf Personen und ein Baby im Bereich von Andrew und Yasmin bestellt. Als wir dann ankamen, hatte die Dame am Empfang einen Tisch für vier Personen im Bereich von Indre für uns. Wenn ich mich richtig erinnere, war Indre die Kellnerin, die wir zum Krimi-Dinner hatten. Wir wollten doch lieber zu Yasmin und Andrew, wo dann auch noch ein Vierer- und ein Zweiertisch frei waren, die sich problemlos zusammenschieben ließen. Das Essen und der Service waren wieder sehr gut und wir hatten auch noch die Gelegenheit, den beiden ein kleines Extratrinkgeld zukommen zu lassen. Yasmin hat sich auch ganz besonders um den jüngsten Gast an unserem Tisch (8 Monate alt) gekümmert. Dabei haben wir erfahren, dass sie auch ein Kind im gleichen Alter hat, das derzeit bei ihren Eltern ist, da ihr Mann und sie beide zur Besatzung der Norwegian Jewel gehören. Es wäre ihr aber wichtig, genügend Geld zu verdienen, um dem Kind eine Zukunft bieten zu können. Ganz ehrlich - so etwas bewegt einen. Wie schlimm muss es für Eltern sein, wenn sie ihr Kind nicht aufwachsen sehen können? Letztes Jahr auf der Fortuna hatten wir das auch schon einmal. Ein Kabinensteward ist dort während unserer Reise Vater geworden, hatte aber noch 3 Monate auf dem Schiff vor sich. Im Laufe des Essen gesellte sich auch noch der Maitre dazu und wir haben uns noch gut unterhalten. Dabei haben wir unter anderem erfahren, daß die üblichen Verträge bei NCL für das Personal 10 Monate laufen, für Führungskräfte wie den Maitre hingegen nur 6 Monate. Der Kapitän hat es am besten - 12 Wochen arbeiten und dann 12 Wochen bezahlten Urlaub. Es war noch ein wirklich schöner Abend.
In New York waren wir sehr früh - ca. eine Stunde zu früh. Wir haben die Freiheitsstatue gerade noch gesehen, dazu ein Manhattan Downtown, das sich beleuchtet vom noch dunklen Himmel abhob. Oder soll ich besser sagen, das aus dem Nebel herausleuchtete? Der Nebel hing tief zwischen den Wolkenkratzern. Das war zwar ein besonderer Anblick, aber eigentlich nicht das, was wir uns erhofft hatten. Leider behielt unser Kapitän auch heute mal wieder Recht. "Almost the same weather for the rest of the day..." Wir hatten uns für die hell-blauen Kofferanhänger entschieden und gingen nach dem Frühstück ein letztes Mal auf die Kabine, um unser Handgepäck abzuholen. Da es noch keine gegenteilige Ansage gegeben hatte, begaben wir uns um 8:30 Uhr zum Ausgang auf Deck 6. Während sich auf Deck 7 Schlangen durch das ganze Schiff zogen, war es auf Deck 6 noch erträglich. Als wir dann am Ausgang ankamen, dürften wir das Schiff nicht verlassen. Nur Express-Service, nur diejenigen, die ihr gesamtes Gepäck dabei hätten. Wir sollten uns in irgendeine Lounge setzen und später noch mal neu anstellen. Davon war ich natürlich nicht wirklich begeistert und habe erstmal gefragt, warum wir denn nicht raus dürften. Die Antwort war etwas unbefriedigend. Unser Gepäck wäre noch nicht draußen und wir dürften nicht im Terminal darauf warten. Wir haben dann einfach am Ausgang gewartet. Davon war die Security zwar erst nicht begeistert, als man aber gesehen hat, dass wir uns so gestellt haben, daß wir die Express-Passagiere nicht behindert haben, hat man uns geduldet. Im Nachhinein gesehen muss ich sagen, dass ich durchaus verstehe, warum wir mit ca. einer Stunde Verspätung von Bord gegangen sind. Im Terminal hatte es einen kleinen Brand gegeben und man war wohl erst damit beschäftigt, sich um den Brand zu kümmern und hatte erst dann Personal für die Koffer. Verständlich auch, dass man den Passagieren nicht unbedingt sagen möchte: "Sie können noch nicht von Bord gehen, weil es da draußen brennt..." Immerhin, als wir um 9:30 Uhr von Bord gegangen sind, waren bereits alle Koffer aller Farben in der Halle aufgestellt. Das Einreiseverfahren ging überraschend schnell. Es waren sämtliche Schalter besetzt und die Bearbeitung dauerte vielleicht zehn Minuten. Nach Fort Lauderdale im letzten Jahr hatte ich da mit etwas anderem gerechnet. Man könnte auch sagen: Am Ausgang des Terminals waren wir wieder im Zeitplan und hatten die ca. 60-minütige Verzögerung wieder aufgeholt. Als wir aus dem Terminal kamen, standen rechts noch einige Feuerwehrwagen. Das war der Pier, wo die Dawn kurz nach uns angelegt hat. Wobei wir auch bei deren Anlegemanöver nichts Besonderes beobachten konnten. Wie sind direkt zu den (zwei) wartenden Taxis. Zufälligerweise waren wir dort gleichzeitig mit unseren Stalkern. Wir hatten uns zwar bereits beim Frühstück verabschiedet, so haben wir uns aber auf den letzten Metern noch mal wieder gesehen. Die beiden hatten keine zwei Stunden mehr, bis ihr Flieger von JFK ging und haben direkt das erste der beiden Taxis genommen. Das zweite sollte uns dann zu unserem Hotel "Marriott Marquis Times Square" bringen. Und siehe da - unterwegs sind wir den beiden auch noch mal begegnet. Es war wirklich unglaublich, wie oft sich unsere Wege auf dieser Kreuzfahrt gekreuzt haben. Zu Hause hatten wir dann auch eine eMail von den beiden, dass sie ihren Flieger bekommen haben und sich gewundert haben, dass wir nicht vor ihrer Haustür standen. Obwohl es noch recht früh am Tag war, konnten wir im Marriott unser Zimmer bereits beziehen und haben sogar noch ein Upgrade auf ein Zimmer in der 37. Etage mit Blick auf den Times Square bekommen. Es war schon ein klasse Ausblick. Beim Erkunden New Yorks führte uns der erste Weg zum Rockefeller Center, wo wir unsere vorbestellten New York Explorer Passports abgeholt haben. Wir wollten noch nicht auf Top of the Rocks, da das Rockefeller-Center immer noch im Nebel stand. Also ging es wieder zurück bis Madame Tussaud's, wo wir mit unserem Explorer-Pass ein Ticket für den Hopp-On-hopp-off-Bus (HOHO-Bus) gelöst haben. Die Enttäuschung kam, als der Bus ankam. Leider waren nur noch Plätze auf dem Oberdeck des Cabrio-Busses frei und irgendjemand hatte wohl bei der Konstruktion vergessen, dass es auch in New York einmal regnen kann. Sprich: Man hatte auf das Cabrio-Verdeck verzichtet. Immerhin: Es gab kostenlose Einwegregenmäntel für alle Fahrgäste. Und so saßen wir oben auf dem Bus und haben ein verregnetes New York erlebt. Irgendwann wurden dann unten Plätze frei, was wir gerne genutzt haben. Zwar war die Sicht hier etwas schlechter, aber dafür saßen wir wenigstens trocken! Im Bus ist mir zum zweiten Mal eine offensichtlich in den USA und Kanada häufiger als bei uns vorkommende Sitte aufgefallen: Paare setzen sich im Ausflugsbus gerne hintereinander an zwei Fensterplätze, Auf dem Walbeobachtungsschiff hatten wir das auch schon gesehen. Ich finde das auf der einen Seite verständlich - schließlich möchte man ja gut sehen, auf der anderen Seite etwas rücksichtslos den Mitreisenden gegenüber. Schließlich kann ich mich bei meinem Partner auf mal rüberbeugen um mit ihm zusammen aus dem Fenster zu sehen. Bei einem Fremden macht man das ja eher nicht. Na ja, wir haben genug gesehen und den Hoho-Bus in der Nähe von Ground Zero wieder verlassen. Nach einem kurzen Mittagsimbiss haben wir uns zu Fuß Ground Zero und die Kirche direkt daneben angesehen und sind dann an der Wall-Street vorbei zur Südspitze Manhattans geschlendert. Wir hatten für nachmittags einen Helikopterflug reserviert. An der Südspitze schien das Wetter auch bereits aufzuklaren, so dass wir uns Chancen ausgerechnet haben, dass es eindrucksvoll wird. Der Downtown-Heliport war aber geschlossen. Dort warteten lediglich ein paar Mitarbeiter der Heli-Firma auf uns und verfrachteten uns in einen Van, um uns zum Midtown-Heliport zu fahren. Während der Downtown-Port direkt am South-Street-Seaport an der Südspitze liegt, ist der Midtown-Port ca. auf Höhe der 30. Straße. Gegen einen kleinen Tip war unser Fahrer aber gerne bereit, nicht auf dem Highway dorthin zu fahren, sondern uns noch die Sehenswürdigkeiten, die wir eigentlich nach dem Flug noch mit dem Hoho-Bus machen wollten, zu zeigen. Am Midtown-Heliport sah die Lage nicht ganz so gut aus. Die Helis konnten zwar inzwischen wieder fliegen, aber es standen kaum Leute dort. Wenn man sich umgedreht hat, war der Grund auch schnell ersichtlich. Midtown lag immer noch im Nebel. Wir wollten dann unsere Reservierung auf den nächsten Tag verschieben, der Heli war da aber bereits bis zum Abend ausgebucht. Man war aber schließlich bereit, unsere Reservierung zu canceln. Eine Erstattung der bezahlten Gebühren wäre aber leider nicht möglich. Kein Problem. Ich hatte ohne Anzahlung reserviert, da wir mit dem Explorer-Pass einen nicht unerheblichen Preisnachlass auf den Flug bekommen sollten und dies nur bei vollständiger Bezahlung nach Vorlage des Explorer-Passes möglich war. Unser nächstes Ziel war eigentlich Adorama, einer der größten Fotoläden in New York, den ich schon von früher her kannte. Leider hat man mir im Hotel die falsche Adresse gegeben. Auf der 31. Straße befindet sich höchstens ein Außenlager, Büro oder die Versandzentrale, keinesfalls aber das Ladenlokal. Wir haben uns dann kurzerhand umentschieden und sind bei B&H vorbei gegangen. Schon faszinierend der Laden. Eigentlich schon fast eine touristische Attraktion. Insbesondere den Logistikern unter Euch sei ein Besuch dringend ans Herz gelegt. Natürlich auch den Foto-Fans. Nach eigener Werbung ist B&H der größte Fotoladen der Welt mit einem entsprechenden Sortiment. Dabei sind alle Verkaufsplätze, die Versandabteilung und die Warenausgabe mit einem Warentransportsystem verbunden, bei dem grüner Kunststoffwannen mit den Artikeln über ein weit verzweigtes Schienensystem flitzen. Von dort aus sind wir dann wieder bis zum Times-Square geschlendert und haben uns umgezogen, um abends noch das Musical "Lion King" anzusehen. Gott sei Dank mußten wir vom Hotel nur eine kleine Nebenstraße überqueren. Das war beim Regen schon von Vorteil - wir sind auch ohne Schirm nicht nass geworden. Das Musical war sehr schön, vor allem auch das Bühnenbild und die Kostüme waren eindrucksvoll. Nach dem Musical haben wir uns noch in die View-Lounge unseres Hotels gesetzt und einen Cocktail geschlürft. Die View-Lounge ist Teil des rotierenden Restaurants im Marriott Marquis Times Square. Binnen einer Stunde dreht man sich einmal um 360° und hat dabei aus der 47. Etage einen tollen Blick über die Umgebung.
Am 29. September ging unser Flieger erst am späten Nachmittag. Wir haben den Tag noch genutzt, um den Central Park zu erkunden. Anschließend haben wir noch von der Aussichtsplattform Top of the Rocks auf dem Rockefeller-Center einen letzten Blick auf das inzwischen freundlichere New York genossen. Diese beiden Punkte gehörten für uns auch neben der View-Lounge und dem Musical zu den Highlights unseres New York-Besuches. Ansonsten hat New York meinen Eindruck vom letzten Besuch bestätigt. Auch wenn sich in den letzten 11 Jahren einiges geändert hat und unser Budget dieses Mal auch eine bessere Unterkunft als eine YMCA ermöglicht hat, ist und bleibt New York nicht meine Stadt. Big Apple ist mir einfach zu big, zu hektisch und hat für meinen Geschmack eine zu schlechte Luft. Kein Wunder. Zwischen den Wolkenkratzern steht die Luft. Mit der Luft leider auch die Abgase. In sofern sind die Plätze, wo man es aushalten kann, der Central Park oder alle Orte, die oberhalb der Stadt liegen. Nachmittags ging es zum JFK-Flughafen und dann über Dublin zurück nach Hause.
Soweit mein versprochener "kurzer" Reisebericht. Was ich bisher noch außen vor gelassen habe, ist die Bordunterhaltung. Wir haben nicht alle Angebote im Stardust-Theater genutzt. Daher hier nur ein oder zwei Worte zu den Veranstaltungen, die wir besucht haben: Auf Grund der guten Kritiken, die wir vorher in den verschiedenen Foren gelesen hatten, haben wir uns alle drei Events der Jean Anne Ryan Company angesehen. "Band on the Run" hat uns sehr gut gefallen, "Cirque Bijout" war überragend und "Country Gold" war für zumindest für uns eher nicht so toll. Auch wenn es durchaus Country-Musik gibt, die ich mag, waren die Songs in dieser Veranstaltung nicht mein Geschmack. Der Bordmagier Basilio Tabacchi hat mich fasziniert. Da ich mich selbst einmal ein wenig mit der Zauberei beschäftigt habe, kannte ich den einen oder anderen Trick, Basilio hatte aber immer noch eine Wende parat, die auch ich mir nicht mehr erklären konnte und die von einer ungeheuren Fingerfertigkeit, einer außergewöhnlichen Geschwindigkeit und großer Geschicklichkeit zeugte. Wir haben Basilio fünf Mal erlebt - zwei Vorführungen seiner Haupt-Show, dann gab es noch eine Show am letzten Abend zusammen mit einem Banjo-Spieler, einen Close-Up-Abend in der Fyzz-Lounge und seinen Auftritt im Club der Lügner in der Spinnaker Lounge. Jedes Mal hat er uns gut unterhalten. Ansonsten haben wir noch Nadeen, die Königin der Hypnose, und Daniel Bouchet erlebt. Nadeen war ganz ansprechend, aber bei den Hypnose-Shows geht es ja weniger um den Hypnotiseur, als um die Freiwilligen, die sich zum Clown machen lassen. Mich wollte sie auch mit einbeziehen, ich habe aber dankend abgelehnt. Daniel Bouchet hat Songs zwischen Sinatra, Gipsy Kings, Andrea Bocelli und Julio Iglesias gebracht. Anschließend gab es noch die Möglichkeit zum Shake-Hand, wobei es ihm in erster Linie aber um den Verkauf seiner CD zum Preis von $20 ging. In der Spinnaker-Lounge haben wir darüber hinaus noch eine Vorführung der Improvisations-Theather-Gruppe Second City erlebt. Es war beeindruckend, was die Darsteller spontan aus Stichworten des Publikums gemacht haben. Insbesondere die Aufführung eines Improvisationsmusicals zu Stichworten aus dem Publikum war unglaublich. Auch die Crew-Talentshow ist eine Empfehlung wert.
Was gibt es ansonsten noch zu sagen? In St. John's kannte unser Guide die Passagier- und Crewzahlen der Jewel. 2400 Passagiere und 900 Crewmitglieder. Die Crewzahl erschien mir sehr gering, so dass ich mich mal erkundigt habe. Es ist wohl tatsächlich so, dass die Crewzahl auf der Jewel reduziert worden ist und nun nur noch 900 Mitarbeiter auf der Jewel zur Verfügung stehen. Angeblich ist dies aus Kostengründen geschehen. Aber auch die 900 Crewangehörigen haben im Großen und Ganzen einen sehr guten Service geboten. Schwächen gab es zunächst beim Housekeeping. Nach einem kurzen Gespräch und ein paar dezenten Hinweisen waren die Probleme hier aber auch schnell beseitigt. Ansonsten sind mir noch ein paar defekte Liegen und Hocker auf dem Oberdeck aufgefallen. Es wurde auch nicht ganz so viel geputzt, gewienert und poliert, wie wir das von Costa kannten, aber wie gesagt, im Großen und Ganzen hat auch hier die Leistung gepasst. An dieser Stelle fragt man sich natürlich, welche Gesellschaft war jetzt eigentlich für mich besser - Costa oder NCL? Ich muss sagen, beide haben ihre Stärken. Bei NCL ist man auf Grund des Konzeptes natürlich um einiges flexibler. Das ist mit Sicherheit eine der absoluten Stärken NCLs. Auch das Garden-Cafe war aus unserer Sicht den Costa-Buffet-Angeboten, die wir bisher erlebt haben, überlegen. Die Essens-Inseln haben sich auch bei einem vollen Restaurant als gutes Konzept herausgestellt, da man nie lange angestanden hat und vor allem nicht in einer langen Schlange am ganzen Buffet vorbeipilgern musste, wenn man nur eine Kleinigkeit haben wollte. Auch waren die Buffets reichhaltiger. Hingegen liegt der Nachteil des Freestyle-Dinings darin, dass man üblicherweise jeden Abend neue Service-Kräfte hat und sich nur schwierig ein persönliches, nettes Verhältnis aufbauen kann. Wir haben dies auf der Jewel allerdings auch erlebt - bei unseren Kellnern Andrew und Yasmin, bei denen wir insgesamt fünf Mal zu Gast waren. Bei Instandhaltung und Sauberkeit hatte auf unseren bisherigen Fahrten Costa leicht die Nase vorne. Man hat auf der Norwegian Jewel schon hier und da Verschleißspuren erkennen können - und wenn es nur etwas abgewetzte Polster in der Spinnaker-Lounge oder ein paar defekte Liegen auf dem Oberdeck waren. Da hat Costa wohl schneller ausgetauscht. Alles in allem können wir sagen, dass wir mit beiden Produkten sehr gut klar kommen und uns zukünftig sowohl mit Costa als auch mit Norwegian weitere Fahrten vorstellen können.
Zum Abschluss bleibt mir noch ein wenig Foren-Arbeit. Es wurde unlängst kritisiert, dass die Crew der Jewel auf Mini-Kreuzfahrten sehr leger im T-Shirt gekleidet war. Auf unserer Reise war das T-Shirt an zwei Tagen der gültige Dress-Code, ansonsten wurde in der traditionellen NCL-Kleidung bedient. Die T-Shirts werden in der Monte-Carlo-Nacht und der NCL-White-Night mit der "White Hot Party" getragen. Diese Events sollen mittelfristig als fester Bestandteil einer jeden NCL-Kreuzfahrt etabliert werden und sollen für die Passagiere zu absoluten Highlights werden. Deshalb war man auf der Jewel auch schon sehr konsequent beim Umsetzen und bietet bei Mini-Kreuzfahrten mit zwei Nächten genau diese beiden Events an, was dann leider auch zwei T-Shirt-Tage bedeutet. Auf Dauer soll das wohl nicht nur auf der Jewel so sein. Auch für die Crew gibt es angenehmeres als die T-Shirt-Tage. T-Shirt und Rock für die Damen bedeutet, dass es in der Kleidung keinerlei Tasche gibt, wo man z.B. die Miniausgabe der Freestyle-Daily unterbringen kann. Da gibt es auch schönere Vorstellungen! Ansonsten habe ich noch einen Tipp zu den so genannten Soda-Getränken: Neben der 0,33l Dose für gut $2 inkl. Bedienung gibt es auch noch das gezapfte Glas mit 0,3l für knapp $1,50. Wenn man sein Glas voll Eis nimmt, lohnt sich das nicht wirklich, für uns, die wir die Getränke ganz ohne Eis nehmen, ist es das wesentlich bessere Angebot!
Wir können zusammenfassend nur sagen, dass wir uns auf der Norwegian Jewel rundum wohl gefühlt haben und jederzeit wieder auf dieses Schiff gehen würden. Nach dem letzten nicht ganz so guten Bericht von diesem Schiff würde ich sagen, dass ein ganzer Teil der Mängel inzwischen abgestellt ist und das Schiff durchaus wieder eine Empfehlung wert ist. Das soll erstmal mein "Kurzbericht" von der Norwegian Jewel sein. Wie immer: Wenn Ihr noch Fragen habt, stehe ich Euch gerne zur Verfügung.

Viele Grüße
Arno
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bananenboot
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Re: Reisebericht Norwegian Jewel 17.-28.09.2008 Dover - New York

Beitrag von bananenboot »

Danke für diesen "Kurzen" interessanten Beitrag, habe schon wieder Lust auf Schiff bekommen!
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