DDR-Kreuzfahrt

Alle Kreuzfahrt-Themen, die in keines der anderen Foren passen, z.B. allgemeine Diskussionen, Forentechnisches usw.
Antworten
Benutzeravatar
Hajo
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 349
Registriert: 16.11.2007 13:58
Wohnort: Neumünster
Kontaktdaten:

DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von Hajo »

Hallo,

diesen interessanten Artikel über die Kreuzfahrtschiffe der DDR ("Fritz Heckert", "Völkerfreundschaft" und "Arkona") mit viel historischem Hintergrund habe ich bei "Zeitgeschichten auf Spiegel Online" gefunden.
Benutzeravatar
H-Pudelmütz
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 117
Registriert: 05.11.2007 21:00
Wohnort: Berlin

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von H-Pudelmütz »

Hallo Hajo ,
wenn Du noch mehr über diese interessante Zeit wissen willst ,kann ich Dir ein Buch empfehlen.
Ich hab es zum Geburtstag bekommen und war begeistert. :thumb:

Vom Urlauberschiff zum Luxusliner: Die Seetouristik des VEB Deutsche Seereederei Rostock
von Gerd Peters .Bei Amazon sehr günstig oder bei "eBay"unter Gerd Peters...
Grüsse
H.m.d.P.
Benutzeravatar
OHV_44
Staff Captain
Staff Captain
Beiträge: 5810
Registriert: 02.07.2008 11:58
Wohnort: Hohen Neuendorf

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von OHV_44 »

Hallo,

... stand schon auf Platz 2 der Warteliste für die Arkona und musste leider unserem Fahrer des Direktors den Vorzug lassen, ansonsten wäre ich glatt in den Genuss der Kuba Reise gekommen - mir fehlte aber dazu so ein kleines rotes Büchlein ! :D

Regards Micha
Benutzeravatar
Raoul Fiebig
Captain
Captain
Beiträge: 30762
Registriert: 07.09.2007 15:52
Wohnort: Paderborn/Ludwigsfelde
Kontaktdaten:

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von Raoul Fiebig »

mir fehlte aber dazu so ein kleines rotes Büchlein ! :D
Hallo Micha,

ich gehe mal davon aus, daß damit kein Gesangbuch gemeint ist... ;)
Benutzeravatar
OHV_44
Staff Captain
Staff Captain
Beiträge: 5810
Registriert: 02.07.2008 11:58
Wohnort: Hohen Neuendorf

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von OHV_44 »

Raoul Fiebig hat geschrieben:... dass damit kein Gesangbuch gemeint ist... ;)
[ :thumb:
Benutzeravatar
Gerd Ramm
1st Officer
1st Officer
Beiträge: 6639
Registriert: 12.09.2007 21:02
Wohnort: Hamburg

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von Gerd Ramm »

ich gehe mal davon aus, daß damit kein Gesangbuch gemeint ist...
Mao Bibel????? :lol: :lol: :lol: :lol:
Jetzt kann man ja drüber lästern
Viele Grüße
Gerd
Benutzeravatar
OHV_44
Staff Captain
Staff Captain
Beiträge: 5810
Registriert: 02.07.2008 11:58
Wohnort: Hohen Neuendorf

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von OHV_44 »

shiplover2002 hat geschrieben:Mao Bibel??? Jetzt kann man ja drüber lästern
Hallo Gerd,

... knapp daneben ! :D
Und lästern konnte man schon immer - vor allem war die Fahrt danach sehr nett --> nach BZ ! :p

Regards Micha
Benutzeravatar
H-Pudelmütz
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 117
Registriert: 05.11.2007 21:00
Wohnort: Berlin

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von H-Pudelmütz »

(K)ein Reisebericht
Erinnerungen , Erlebnisse und Befindlichkeiten


Ich hatte 1986 das Glück, mit der „Kultur“ an Bord der ARKONA zu kommen. Es war genau ein Jahr nach dem Flaggenwechsel. Eine in der DDR sehr bekannte Schauspielerin /Sängerin und ihr ebenso bekannter Mann, Schauspieler und Regisseur wurden zusammen mit Ihrer Band für eine Woche auf das Schiff verpflichtet, um die Paxe zu unterhalten. Beide hatten ein Programm aus Lesungen und Liederabenden zusammengestellt, mit dem sie schon einige Jahre durch das Land tourten. Die Reise ging „ins Freundesland“ über die Ostsee, unter anderem nach Tallin, Riga und (damals) Leningrad. Es wurde kein „westlicher“ Hafen angelaufen. Wir hatten als Musiker das Glück, „zwischen den Stühlen“ zu sitzen, wir gehörten nicht zur Mannschaft, waren aber auch keine Passagiere. Daraus ergab sich eine für uns sehr interessante Konstellation, wir durften uns in den öffentlichen Räumen aufhalten, konnten aber auch img]in die Bereiche hinter den Türen mit dem Schild „Crew only“. Wir konnten z.B. in die Sauna, wenn sie für die Passagiere offen war, oder spät abends, wenn nur die Mannschaft zutritt hatte. Dadurch ergaben sich viele Gespräche mit der Mannschaft und den Gästen. Die Erlebnisse versuche ich mal aus der Erinnerung auf zu schreiben.

Es gab für den FDGB- (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund)- Urlauber zwei, wenn auch sehr geringe Möglichkeiten, mit der ARKONA zu reisen. Cuba oder Ostsee . Cuba war durch den Hin- bzw. Rückflug immer eine Gefahr in den Augen des Staates, da gab es eine Zwischenlandung in Gander- Kanada, das von dem einen oder anderem doch als das bessere Urlaubsziel erwählt wurde und er die Reise kurzerhand abbrach. Dieses Risiko brauchte man bei der Ostsee-Tour nicht fürchten, es sind keine Fälle bekannt geworden, wo Reisende in Leningrad um politisches Asyl baten.
Nach Aussagen der Mannschaft ergab sich daraus auch eine andere Zusammensetzung der Passagiere auf den Reisen. Auf den Cuba –Reisen waren es neben den Funktionären und „guten“ Genossen vor allem auch Menschen aus einem gut situiertem Umfeld: Professoren, Künstler, Ärzte die sich mit ihrem Beruf , einem Haus im Grünen und einer Familie eine eigene heile Welt geschaffen hatten, wo es nicht zwangsläufig Gründe hatte, diese aufzugeben, zumal die Kinder immer ein Faustpfand in den Händen der Staatssicherheit waren.

Die Fahrt begann in Warnemünde und nach dem Verladen der Instrumente ins Schiff wurden wir eingecheckt. Schon beim Gang über die Pier dachte man, es handelt sich um ein Lazarettschiff. Die Altersstruktur war extrem hoch. Über die FDGB –Funktionäre, von denen einige im Rollstuhl bis an die Gangway geschoben wurden, braucht man keine Worte zu verlieren, da hat sich zu heute nicht so viel geändert . Heute fliegen die Gewerkschaftsbosse umsonst erster Klasse in die Südsee. Dann gab es viele alte Genossen die von diesem System überzeugt waren ,es nie in Frage stellen würden, Arbeiter die das Rentenalter erreicht hatten und Arbeiter und Angestellte die die Reise als Auszeichnung für gute Leistungen in ihrem Betrieb bekommen haben . Dann gab es den Rest, ich schätze mal 30 % die diese Reise, genau wie einen Urlaub in einem FDGB-Heim irgendwo an Land, zugeteilt bekommen haben.
Es war schon schwer, bis unmöglich einen Ostseeplatz zu bekommen, aber ARKONA , WOW !!
Wir wurden zu unseren Kabinen gebracht , ganz hinten unten, aber immerhin außen. Das waren die so genannten „Gauklerkabinen“ auf dem Baltic Deck , wo die Tanzkapelle ,Artisten und Begleitmusiker untergebracht wurden. Die Künstler selbst hatten eine schöne Suite auf dem Bootsdeck. Dann war Ablegen und den ersten Tag frei !

Kapitän Böttcher und einige Offiziere hatten sich nach dem Auslaufen in die Hanse-Bar zurückgezogen, wo es laut ihren Aussagen einen Moment dauert, bis die Passagiere den Ort gefunden haben und man so noch in Ruhe ein Bier trinken könne. Natürlich finden Musiker und Sänger solche Orte mit verbundenen Augen und es kam zu ersten netten Gesprächen mit der Schiffsführung. In der Bar gab es, glaub ich 5-6 Sorten Bier! Ein Mekka für die Biertrinker.
Es gab Würstchen und andere Kleinigkeiten zu essen, und auf dem Tresen stand ein riesiges Glas mit Soleiern.
Die erste Erkundung des Schiffes war beeindruckend. Alles war so schlagartig anders als an Land bzw. „ IM LAND“, die Crew freundlich, nett, zuvorkommend, immer ein Lächeln. Die Einrichtung modern, sauber einfach schön.
Die Musiker und Techniker wurden in der Mannschaftsmesse verpflegt, wo das Essen ausgezeichnet war, zweimal konnten wir aber auch ins Restaurant. Einmal zum Begrüßungsempfang und am letzten Abend zum Abschiedsdinner.

Gegessen wurde in 2 Tischzeiten, wobei man das „ Ding Dong –wir bitten die Gäste der 1. Tischzeit nun ins Restaurant „ hätte, in den ersten Tagen, weglassen können. Sie standen schon vor der Tür!! ALLE
Ich muss nun doch einmal einen Schnitt machen. Viele von den Neukreuzfahrern waren in Ihrem Leben schon in einem FDGB-Ferienheim und somit war die Erwartung, ein kaltes Buffet mit 2oder 3 Sorten Wurst und etwas Käse vorzufinden, die Schnelligkeit derer Habhaft zu werden, denn Nachschub konnte nicht erwartet werden ,im Großhirn abgespeichert .
Aber nun liebe Freunde der Seefahrt in Nah und Fern, Ost und vor allem West , stellt Euch einen älteren, fleißigen und bodenständigen Melker aus Meck-Pomm oder einen hart arbeitenden Stahlkocher aus Dresden-Freital vor,der eine ist evtl. mal bis zur Zuchtbullenausstellung mit Hotelübernachtung bis nach Neubrandenburg gekommen, der andere hatte schon Probleme, Plätze in einem Restaurant seiner Stadt zu bekommen.
(DDR ,80ziger Jahre „Sie werden platziert „ )
Und nun das , ein Restaurant der Spitzenklasse, ein Gourmettempel , das Taj Mahal der Köstlichkeiten. Ein Buffet das über und über mit den verschiedensten Leckereien gefüllt ist. Wurst, Schinken, Käse, Fisch in jeglicher Form und Größe, Obstsorten von denen er bisher noch nie etwas gehört, geschweige denn gesehen hat . Bananen , Apfelsinen, ja die kennt er von Weihnachten, aber alles andere ? Das gabs in seinem Ort noch nie.
Die Obstfliege war in der DDR eine vom Aussterben bedrohte Tierart.
Nun heißt es aber erstmal den Teller voll zu machen und dann ab an den Tisch. „ Guten Abend, was haben Sie aus der Karte gewählt „ . Wie ???... Menü ???... aus der Karte ???... warmes Essen ??? .
Keiner hatte die Gäste mit den Gepflogenheiten vertraut gemacht, die haben sich verhalten wie sie es gelernt haben, es gibt was, also mitnehmen.
In den ersten Tagen musste sich das Technikpersonal sehr häufig um verstopfte Toiletten kümmern, die Fenster gehen nicht auf, also wohin mit dem mitgenommenen Köstlichkeiten die nach 2 Tagen auch nicht mehr gut aussehen und es ja immer Neues gibt.

Die vorherige Reise der ARKONA war eine Fjordkreuzfahrt für Neckermann, also ohne Ost-Urlauber und der Küchenchef hatte in Norwegen anscheinend günstig Lachs eingekauft. So gab es Lachs gegrillt an Deck bei der Grillparty, Lachs geräuchert und das erste mal im Leben habe ich Graved Lachs mit Senfsoße probiert. Viele Dinge waren so neu und unbekannt, wurden aber mit wachsender Begeisterung ausprobiert und auch das Verhalten der Passagiere änderte sich in kürzester Zeit.

Ein Beispiel:
Das Service-Personal war wie schon erwähnt sehr freundlich und aufmerksam. Trotzdem kommt es vor das mal was fehlt. In den ersten Tagen war an einem Tisch die Zuckerdose leer. Als die Kellnerin an den Tisch kommt, macht sie der Gast vorsichtig aufmerksam. „Entschuldigen sie bitte, hier ist kein Zucker mehr drin. „ Mit dem Ausdruck des Bedauerns wird sofort eine neue Zuckerdose gebracht. Nach 3 Tagen an Bord ändert sich die Situation. Der Gast zeigt nur noch auf ein Milchkännchen „ Hallo kommen sie mal her, hier ist keine Milch drin! „ Der Reisende hat also erkannt, hier ist er der König, hier hat er das Sagen. Eine Situation die für ihn eine völlig Neue ist, aber an die man sich sehr schnell gewöhnen kann.
Aber nicht lange, der erste Taxifahrer in Warnemünde holt ihn mit den Worten „Zum Bahnhof ? is nich meine Richtung ,hab gleich Feierabend „ auf den Boden der größten DDR der Welt zurück.

Das andere Problem was sich bei den meisten Gästen im Laufe der Reise einstellt, spielt sich im Kopf ab. Darüber reden, mit anderen kann er nur leise, oder lieber gar nicht. Da sitzt er nun in seinem extra für die ARKONA neu gekauften „Präsent 20“ Anzug, in einem Stück DDR, wo Milch und Honig fließen, wo es alle Biersorten des Landes im Überfluss gibt, während er zu Hause im Konsum nur 5 Flaschen bekommt und nur von der Sorte die gerade da ist. Da werden die Bananen anscheinend nie alle, auch wenn er noch so viele isst. Da kann er für die daheim gebliebenen in der Boutique Dinge für Ost-Geld kaufen die er sonst nur in exquisiten Läden oder im Intershop gesehen hat, während er zu Hause in Dresden selbst das Toilettenpapier auf Zuteilung bekommt. Ist dieses Schiff gemeint, wenn in der Zeitung steht wie gut es allen geht, dass der Weg den er geht richtig ist, dass die Partei immer Recht hat und bald der Sozialismus alle überholt haben wird. Galt doch das Motto : Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf. Wenn er daran bis heute nur einen leichten Zweifel hatte, ab dieser Reise ist es anders, nichts ist mehr so wie es war. Seine Welt hat sich komplett auf den Kopf gestellt.
Was er hier gesehen und erlebt hat ist ein Stück „ Westen „ . So muss er sein.
In diesem Moment hat er den Glauben an das System des real existierenden Sozialismus verloren. Er wird ihn bis 1989 auch nicht wieder finden.

Auch für die Künstler und Musiker heißt es, sich auf eine neue Situation einzustellen. Erstes Treffen im Kino mit dem Zahlmeister. Strenges Gesicht, er weiß anscheinend wovon er spricht . An 1. Stelle kommt der Passagier, an 2. Stelle auch und an 3. Stelle komme ich. Kein Alkohol im Dienst, kein persönlicher Kontakt zum weiblichen Personal, freundlicher Umgang mit den Gästen . Bei Verstößen ist das Vertragsverhältnis beendet und sie können vom nächsten Hafen nach Hause fahren. Das ist ein starker Tobak für Musiker, zumindest wenn sie schon einige Jahre auf der Welle des Erfolges schwimmen und in aller Welt unterwegs waren. Diese Art der Bevormundung war für sie neu, kein Bierchen vor dem Auftritt, das konnte man noch hinnehmen, aber kein Auge auf das zauberhafte weibliche Personal werfen, dass ist ja die Hölle. Der Zahlmeister bemerkt die geröteten Wangen und beruhigt die Gemüter. Sie werden bei den Damen kein Glück haben, denen ist es genau so verboten wie ihnen und die riskieren ihr Seefahrtsbuch wenn sie erwischt werden! Das war Erklärung genug. Keine der Mädchen würde für ein kurzes Techtel-Mechtel die Chance verspielen, weiter mit dem Schiff in alle Welt zu kommen.

Da wir wie schon erwähnt ja auch ein wenig zur Mannschaft gehören und der 1. die Künstlerin „sehr nett“ findet haben wir „Gaukler“ eine private Brückenführung. Uns wird alles vorgeführt was an neuester Technik an Bord zu finden ist. Nach einem Anruf in der Küche wird das Verhalten des Schiffes mit und ohne Stabilisatoren vorgeführt. In diesem Moment merke ich wie mich meine Seefestigkeit verlassen will und bin froh,dass es in den tiefer liegenden Maschinenraum geht. Auch der ist beeindruckend, allerdings werden die Fragen nach dem Black out auf der Cuba Reise nur sehr zögerlich beantwortet. Aber aus verschiedenen Gesprächen hat man, wenn man 1+1 zusammenzählt, doch herausgehört dass es sehr knapp war. Der Schaden im Schiff war ganz schön heftig, so hat es die Kassen in den Bars wie auch die Fernseher in den Kabinen aus den Halterungen gerissen. Der Flügel in der Grand Bar war selbständig unterwegs und hat entsprechend Schaden angerichtet. Einige Passagiere hatten schon Ihren Koffer wieder eingepackt und wollten nur noch von Bord.

Das alles bleibt uns auf dieser Reise erspart, das Schiff ist ein Traum, dass Wetter ist toll, der Job macht Freude und Gäste sind mit der Art der Darbietungen zufrieden. Die Landausflüge sind ok. In Tallin und Riga sind wir auf eigene Faust unterwegs. In Leningrad (Petersburg ) machen wir den geführten Ausflug mit.
Tagsüber ist genug Zeit, sich unter die Gäste zu mischen, zu faulenzen und in der Sonne zu liegen, abends ist jeden Tag Programm und danach geht es in den Mannschaftsbereich, da ist mehr los als bei den Passagieren, die auf Grund der Altersstruktur früh ins Bett gehen.
Es wurde auch erzählt, die Klimaanlage wird so eingestellt, dass die Gäste bei Zeiten müde werden. Ein weiteres Gerücht liess wissen, dass wegen des hohen Alters der Gäste immer 3 Zinksärge an Bord sind. Über den Wahrheitsgehalt kann ich nichts sagen, obwohl der, der es erzählt hat, schon ein par Streifen an der Jacke hatte.

Ja und irgendwann in diesen Tagen haben wir dann in der Mannschaftsmesse mal die Bilder gesehen, die während der Fjordreise geknipst wurden. Also die Fjorde, die sieben Schwestern, Geiranger, Hellesylt ... Und spätestens da muss es mich angesprungen haben, das Virus. ( lat. Creuzfahrius suchticus).
Ich wusste, dass ich einmal im Leben dort hin muss.
Aber es hat dann doch noch einige Jahre gedauert bis ich mein Therapieprogramm beginnen konnte, vor allem mit der Familie.
Auch wenn es keine klassische Urlaubsreise war, so war es doch die erste Kreuzfahrt für mich, mit ein wenig Arbeit zwischendurch.
Und die erste Kreuzfahrt vergisst man nicht ... so wie die erste Liebe !!

Wir sind dann im Jahre 2003 mit der Albatros in den Fjorden gewesen. Als wir in den Geiranger- Fjord eingelaufen sind kam uns, bei traumhaftem Wetter, die „ ASTORIA „ entgegen.
Es war für mich ein bewegender Moment, es war, als hätte sich der Kreis geschlossen.

Ich hoffe ich hab euch nicht gelangweilt mit meinen Erinnerungen, aber es ist ja doch so eine Art Reisebericht ... ;)

Grüsse
H.m.d. P.

Bild
Benutzeravatar
bananenboot
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 214
Registriert: 05.11.2007 20:06
Wohnort: Frankfurt (Oder) direkt an der Oder

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von bananenboot »

Ich hoffe ich hab euch nicht gelangweilt mit meinen Erinnerungen,

ne, war sehr spannend zu lesen :thumb:
Benutzeravatar
OHV_44
Staff Captain
Staff Captain
Beiträge: 5810
Registriert: 02.07.2008 11:58
Wohnort: Hohen Neuendorf

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von OHV_44 »

... sehr schön geschrieben - vllt ein bisschen lang, aber war ja auch ´ne lange Reise ! :)
Nur muss ich fast dreißig Jahre lang in einem anderen Land gelebt haben - macht aber nichts ...

Gruß Micha
Benutzeravatar
Helge Barth
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 479
Registriert: 18.09.2007 12:31
Wohnort: Bremerhaven
Kontaktdaten:

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von Helge Barth »

Hein,

ich verneige mich tief vor Deinem feinen Humor. Eigentlich wollte ich gerade runterfahren, aber das musste ich zu Ende lesen! :thumb:

Lachen musste ich angesichts der jahrelang erworbenen Verhaltensweisen. Die habe ich 1988 kennen gelernt, als wir auf Einladung des FDGB in Berlin weilten. Das Frühstücksbuffet war reichlich gedeckt, also haben wir uns erstmal nur mit wenig bedient. Die Gleichaltrigen Gastgeber haben uns damals den Vortritt gelassen (naja, sie mussten wohl... *g*) Jedenfalls sind wir beim zweiten Gang verdutzt stehen geblieben... *öhm* Abgeräumt? Schon vorbei? :confused: Nö, die Berge haben sich nur woanders verteilt, bevorzugt auf den Tellern unserer neuen Freunde. :D Nun, das waren halt normale "Werktätige" wie wir auch. Die Obermotze wollten wohl den Sozialismus in seiner besten Form präsentieren und uns dekadenten Westlern zeigen, dass man auch in der DDR gut leben kann. Naja, als wir die säuerlichen Gesichter der Kaderleitung sahen, waren wir aus Solidarität urplötzlich ganz satt und zufrieden... ;) :cool:

Bleibt nur noch zu sagen, dass wir einige Tage später gebeten wurden, die Deutsche Demokratische Republik auf dem schnellsten Wege zu verlassen. Nein, wir haben nicht gesoffen und gepöbelt, wir haben nur Fragen gestellt. Die waren höflich, allerdings auch sehr direkt... Ich glaube, da habe ich am meisten gelernt. Mir wurde hinterher von westdeutscher Seite geraten, zukünftig im Höchstfall die Transitstrecke zu benutzen und von einer Einreise in die DDR grundsätzlich abzusehen. :lol: Mehr als ein Jahr später, am 05.11.89 war die Lage aber sehr, sehr entspannt zu früher. Da sind wir Transit nach Polen gedüst... ;)

Da ich eine grundlegende Neugier besitze, was das Alltagsleben in anderen Ländern (oder anderen Systemen) angeht, danke ich Dir ganz herzlich für diesen Bericht. Auch wenn es eigentlich kein Alltag war, war der Hintergrund doch extremst interessant... :thumb:

:wave:
Helge
Benutzeravatar
H-Pudelmütz
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 117
Registriert: 05.11.2007 21:00
Wohnort: Berlin

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von H-Pudelmütz »

OHV_44 hat geschrieben:Nur muss ich fast dreißig Jahre lang in einem anderen Land gelebt haben
....das verstehe ich nun wieder nicht :confused:
Benutzeravatar
OHV_44
Staff Captain
Staff Captain
Beiträge: 5810
Registriert: 02.07.2008 11:58
Wohnort: Hohen Neuendorf

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von OHV_44 »

H-Pudelmütz hat geschrieben:....das verstehe ich nun wieder nicht :confused:
... nimm´s einfach mit Humor und lass´ uns an die Regel 7d denken ! :D
Benutzeravatar
Gerd Ramm
1st Officer
1st Officer
Beiträge: 6639
Registriert: 12.09.2007 21:02
Wohnort: Hamburg

Re: DDR-Kreuzfahrt

Beitrag von Gerd Ramm »

Hallo Eberhard
vielen vielen Dank für diesen Zeitzeugenbericht ,der eigentlich auf den Lehrplan der Schulen gehört. Das Vergessen ist doch sehr schnell. Es gab einen Fernsehbericht "Arkona ahoi" wo zwei Frauen in Gander "abgehauen" sind. Hier bekam man einen ähnlichen Einblick in die damalige Situation, die wir Westler uns gar nicht richtig vorstellen konnten. Ein Arbeitskollege fuhr immer "rüber" und hat uns Einiges erzählt. Auch von dem gebrauchten Grill, den er im Auto hatte und der Grenzer sagte:" sie haben die Gesetze der DDR verletzt" Als er aber 20 DM in die Hand bekam waren die Gesetze wurscht.
Viele Grüße
Gerd
Antworten