Costa Concordia wurde evakuiert ...
-
- 5th Officer
- Beiträge: 43
- Registriert: 19.01.2012 17:14
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Das Versprechen,den Safeinhalt nach Bergung den Eigentümern zurückgeben zu wollen, halte ich für einen guten Witz. Wenn da z.B. Bargeld und Pässe drin sind, wie die wohl aussehen? Brauchbar wohl kaum. Auch Perlen etc. habens nicht so gern, wenn sie wochenlang in giftiger Lauge liegen, und das Procedere der Bergung steht ja wohl noch nicht fest.
Was mich mehr interessieren würde, ist die Entschädigung der Crew, besonders der Service-Leute, die unter Einsatz ihres Lebens den Passagieren geholfen haben. Gibt es da Regelungen oder werden die mit einem einfachen Dankeschön und Jobverlust nach Hause 'entlassen'?
Inzwischen gibt es vom Vorsitzenden der italienischen Kapitänsvereinigung ein schönes statement zum 'inchino'/ Schiffsverneigung. "Das ist eine Dummheit, die man zur Unterhaltung der Passagiere macht. Es ist eine Mutprobe; dabei hat man mal mehr, mal weniger Glück." Angesprochen auf die Toten, meinte er: "an jedem Wochenende in Italien kann es mehr Tote geben."
Das statement hätte man nur vorher auf die websites bringen sollen, damit den Passagieren klar ist, daß sie sich auf Kreuzfahrten 'mit mal mehr, mal weniger Glück fürs Überleben' einlassen. Es kam auch nicht so gut an, denn die Costa-Kapitäne protestierten sofort und distanzierten sich von dieser Aussage, und gaben an, daß sie sich als Kapitäne von Kreuzfahrtschiffen ihrer Verantwortung für die Passagiere bewußt seien und solche Dummheiten als Mutproben nicht nötig hätten.
Hoffen wir, daß es stimmt.
Schettino wird auch von den inzwischen nach und nach vernommenen, auf der Brücke anwesenden Offizieren immer stärker belastet, dahingehend, daß er das von ihnen gewünschte Kommando zur Evakuierung immer wieder aufgeschoben hätte und stattdessen 18 Gespräche mit dem Krisenmanager von Costa geführt habe. Er habe sie auch angewiesen, gegenüber der Küstenwache nur von einem 'black-out' zu sprechen. Diese starke Belastung ist sicher auch dem Versuch geschuldet, daß jeder seine eigene Haut retten will, aber die Verhöreergebnisse ergänzen sich in vielen Punkten. Außerdem soll die 'black-box' bei Fahrtantritt noch funktioniert haben und die Aussagen der Offiziere verweisen immer wieder darauf, daß ihre Angaben anhand der black-box überprüft werden könnten. Das gleiche äußerte auch der Krisenmanager Roberto Ferrarini.
Was mich mehr interessieren würde, ist die Entschädigung der Crew, besonders der Service-Leute, die unter Einsatz ihres Lebens den Passagieren geholfen haben. Gibt es da Regelungen oder werden die mit einem einfachen Dankeschön und Jobverlust nach Hause 'entlassen'?
Inzwischen gibt es vom Vorsitzenden der italienischen Kapitänsvereinigung ein schönes statement zum 'inchino'/ Schiffsverneigung. "Das ist eine Dummheit, die man zur Unterhaltung der Passagiere macht. Es ist eine Mutprobe; dabei hat man mal mehr, mal weniger Glück." Angesprochen auf die Toten, meinte er: "an jedem Wochenende in Italien kann es mehr Tote geben."
Das statement hätte man nur vorher auf die websites bringen sollen, damit den Passagieren klar ist, daß sie sich auf Kreuzfahrten 'mit mal mehr, mal weniger Glück fürs Überleben' einlassen. Es kam auch nicht so gut an, denn die Costa-Kapitäne protestierten sofort und distanzierten sich von dieser Aussage, und gaben an, daß sie sich als Kapitäne von Kreuzfahrtschiffen ihrer Verantwortung für die Passagiere bewußt seien und solche Dummheiten als Mutproben nicht nötig hätten.
Hoffen wir, daß es stimmt.
Schettino wird auch von den inzwischen nach und nach vernommenen, auf der Brücke anwesenden Offizieren immer stärker belastet, dahingehend, daß er das von ihnen gewünschte Kommando zur Evakuierung immer wieder aufgeschoben hätte und stattdessen 18 Gespräche mit dem Krisenmanager von Costa geführt habe. Er habe sie auch angewiesen, gegenüber der Küstenwache nur von einem 'black-out' zu sprechen. Diese starke Belastung ist sicher auch dem Versuch geschuldet, daß jeder seine eigene Haut retten will, aber die Verhöreergebnisse ergänzen sich in vielen Punkten. Außerdem soll die 'black-box' bei Fahrtantritt noch funktioniert haben und die Aussagen der Offiziere verweisen immer wieder darauf, daß ihre Angaben anhand der black-box überprüft werden könnten. Das gleiche äußerte auch der Krisenmanager Roberto Ferrarini.
- Raoul Fiebig
- Captain
- Beiträge: 31004
- Registriert: 07.09.2007 15:52
- Wohnort: Paderborn/Ludwigsfelde
- Kontaktdaten:
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Hallo allerseits,
Smit Salvage berichtet auf seiner Webseite übrigens täglich über seine Arbeit an der "Costa Concordia".
John Heald hat auch einen Blog-Eintrag zum Thema verfaßt.
Smit Salvage berichtet auf seiner Webseite übrigens täglich über seine Arbeit an der "Costa Concordia".
John Heald hat auch einen Blog-Eintrag zum Thema verfaßt.
- Raoul Fiebig
- Captain
- Beiträge: 31004
- Registriert: 07.09.2007 15:52
- Wohnort: Paderborn/Ludwigsfelde
- Kontaktdaten:
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Hallo allerseits,
auch die Cruise Lines International Association meldet sich zum Thema Sicherheit zu Wort:
auch die Cruise Lines International Association meldet sich zum Thema Sicherheit zu Wort:
CRUISE INDUSTRY ANNOUNCES OPERATIONAL SAFETY REVIEW
Fort Lauderdale, FL — January 27, 2012 —
In response to the Concordia incident and as part of the industry’s continuous efforts to review and improve safety measures, the Cruise Lines International Association, Inc. (CLIA), speaking on behalf of the global cruise lines industry, today announced the launch of a Cruise Industry Operational Safety Review. The Review will include a comprehensive assessment of the critical human factors and operational aspects of maritime safety. As best practices are identified, they will be shared among CLIA members and any appropriate recommendations will be shared with the IMO. Recommendations will be made on an ongoing basis.
Key components of the Review include:
• An internal review by CLIA members of their own operational safety practices and procedures concerning issues of navigation, evacuation, emergency training, and related practices and procedures.
• Consultation with independent external experts.
• Identification and sharing of industry best practices and policies, as well as possible recommendations to the IMO for substantive regulatory changes to further improve the industry’s operational safety.
• Collaboration with the IMO, governments and regulatory bodies to implement any necessary regulatory changes.
While the cruise industry has an outstanding safety record, CLIA is fully committed to understanding the factors that contributed to the Concordia incident and is proactively responding to all maritime safety issues. The Cruise Industry Operational Safety Review will enable the industry to do so in a meaningful and expedited manner.
# # #
About CLIA
The nonprofit Cruise Lines International Association (CLIA) is North America's largest cruise industry organization. CLIA represents the interests of 26 member lines and participates in the regulatory and policy development process while supporting measures that foster a safe, secure and healthy cruise ship environment. CLIA is also engaged in travel agent training, research and marketing communications to promote the value and desirability of cruise vacations and counts as members 16,000 travel agencies. For more information on CLIA, the cruise industry, and CLIA-member cruise lines and travel agencies, visit www.cruising.org. CLIA can also be followed on the Cruise Lines International Association's Facebook and Twitter fan pages.
-
- 4th Officer
- Beiträge: 124
- Registriert: 07.10.2011 00:28
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
@ landsend: daher entschädigt Costa und eventuell auch noch die private Versicherung,abgesehen davon sind Geldscheine wie Pässe neuer Art recht beständig und nicht jeder hat seine Perlen im Safe, der auch nur bei der Hälfte der Kabinen im Wasser war.
Wieviele Wertsachen habe ich eigendlich in meinem Safe?Was kostet ein neuer Personalausweis und ein Passbild?Nach der Entschädigung müsste eigendlich nichts zurück gegeben werden und wenn dies gemacht wird obwohl entschädigt wurde ist das doch ok?
Es wird ja niemand gezwungen das Geld anzunehmen
Wieviele Wertsachen habe ich eigendlich in meinem Safe?Was kostet ein neuer Personalausweis und ein Passbild?Nach der Entschädigung müsste eigendlich nichts zurück gegeben werden und wenn dies gemacht wird obwohl entschädigt wurde ist das doch ok?
Es wird ja niemand gezwungen das Geld anzunehmen
-
- 5th Officer
- Beiträge: 78
- Registriert: 10.06.2009 10:04
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Ja hab ich auch erhalten. Habe mir die Mühe gemacht, alles -auch die weiteren Links- durchzulesen. Hierbei habe ich festgestellt, daß RCCL ganz bewußt sich dafür entschieden hat, den "Muster Drill" ohne Rettungswesten durchzuführen und im Notfall niemanden auf die Kabinen zu schicken; siehe nachfolgene Ausführungen von RCCL:Albatros hat geschrieben:Habt ihr auch von Royal Caribbean und NCL (Norwegian Cruise Line) elektronische Post vekommen? Beide Reedereien bemühen sich, ihre eigenen Sicherheitsmaßnahmen an Bord ihrer Schiffe herauszustellen.....
Wann werden Rettungsübungen (“Muster Drill“) für Gäste durchgeführt?
Die Richtlinien des Internationalen Übereinkommens zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (“International Convention of Safety of Life at Sea” – kurz SOLAS) schreiben vor, das eine Rettungsübung („Muster Drill“) innerhalb von 24 Stunden nach Abfahrt eines Schiffes vom Abfahrtshafen durchgeführt werden muss. Die Rettungsübung („Muster Drill“) wird für alle Gäste auf den Schiffen unserer Flotte 30 bis 60 Minuten vor Abfahrt am Abfahrtstag bzw. am Tag der Einschiffung durchgeführt.
In welchen Sprachen wird die Rettungsübung („Muster Drill“) durchgeführt?
Durchsagen, mit der Aufforderung sich für die Rettungsübung („Muster Drill“) einzufinden, erfolgen in Englisch oder der offiziellen Sprache des Schiffes. Die Durchsagen werden zusätzlich in weiteren Hauptsprachen durchgeführt, wenn sich eine größere Anzahl an Gästen, die nicht Englisch sprechen, an Bord befinden. Auf einigen Kreuzfahrten können die Durchsagen in der Sprache des Hauptmarktes, gefolgt von Englisch und weiteren Hauptsprachen erfolgen.
Sollten Passagiere ihre Rettungswesten während der Teilnahme an Rettungsübungen („Muster Drill“) tragen?
Gäste sollten ihre Rettungswesten nicht mit zur Rettungsübung („Muster Drill“) bringen. Unsere Richtlinien sind so aufgebaut, dass sich Gäste im unwahrscheinlichen Falle eines Notfalls und bei Ertönen des Notfallsignals direkt zu ihren Sammelstellen (“Muster Stations”) begeben, ohne die Rettungswesten aus der Kabine zu holen. Dies reduziert unnötige Wege und verbessert die Reaktionszeit an den Sammelstellen, insbesonders, wenn sich Gäste in einem anderen Teil des Schiffes aufhalten. An der Sammelstelle werden Crewmitglieder Rettungswesten an alle Gäste ausgeben. Im Notfall ist es wichtig, die Anwesenheit der Gäste bei den Sammelstellen sicherzustellen, was durch diesen Prozess erleichert wird.
-
- 3rd Officer
- Beiträge: 729
- Registriert: 08.11.2007 09:56
- Wohnort: Köln
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Hallo,
dieser leichtsinnig herbeigeführte Unfall macht mich immer noch fassungslos. Offensichtlich ist dabei, dass jeder Beteiligte (und dabei schließe ich die Reederei ausdrücklich mit ein) nur bemüht ist, sich selbst in gutem Licht dastehen zu lassen.
Besonders bitter stößt mir dabei immer noch eine Pressemeldung vom Abend nach dem Unfall auf, in der mehrere Medien unter Berufung auf Costa Crociere bekannt gaben, dass bereits alle deutschen Passagiere nach Hause geflogen wurden. Dies war eine Lüge, die an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist, denn vier deutsche Passagiere wurden mittlerweile tot aufgefunden, und acht weitere sind noch vermisst. Da kommt mir die kalte Wut hoch.
Wobei Costa hier prominente Vorstreiter hat, was eine solche "Pressearbeit" angeht. Deilmann machte es vor zwei Jahren genauso. Als in deutschen Zeitungen zu lesen war, dass alle Gäste bereits zu Hause seien, wartete noch rund die Hälfte der Passagiere in einem norwegischen Hotel auf einen Rückflug am darauffolgenden Tag, mit Landung oft hunderte Kilometer vom Heimatort entfernt. Genau das Gleiche hat sich nun wiederholt und ich finde es traurig, dass hierfür niemand zur Rechenschaft gezogen wird. Welches Leid mussten die Angehörigen der Todesopfer und Vermissten zusätzlich ertragen, weil ihnen mit solchen Meldungen vorgegaukelt wurde, ihre Lieben wären in Sicherheit?!?
Unter einer "Verbeugung" verstehe ich das "Nicken" des Bugs bzw. einer Schiffsseite. Dies passiert, wenn man mit recht hoher Geschwindigkeit eine möglichst enge Kurve fährt. Ein Kapitän sollte ein solch geplantes Manöver zuvor an Bord ankündigen, da es im harmlosen Fall Tische und Bars "abräumen" kann. (Selbst mal erlebt bei der engen Hafeneinfahrt von Santander (vergleichsweise niedrige Geschwindigkeit, aber die Stabilisatoren mussten vor der engen Kurvenfahrt eingeholt werden); dummerweise erfolgte die rechtzeitig zuvor erfolgte Ansage des Kapitäns nur in deutsch; die Crewmitglieder verstanden sie daher nicht und sicherten entsprechend nichts, was dann zu erhöhtem Umsatz des Porzellan- und Gläserlieferanten führte.
Bei diesen Überlegungen zur "Verneigung" fiel mir der Incident Report über einen Zwischenfall auf der "Crown Princess" vom 18. Juli 2006 wieder ein. Damals ging es darum, dass das Schiff sich während der Fahrt zu sehr auf die Seite legte. Einer der Faktoren die damals dazu führten, war ein nicht gesetztes "Rudder Limit", also eine elektronische Begrenzung des Ruderausschlages.
Ich gebe zu, dass ich mich in den Bereich der Spekulationen bewege, aber offenbar hatte Kapitano Cazzo die "Costa Concordia" absichtlich mit hoher Geschwindigkeit frontal auf die Küste Giglios gesteuert, um dann eine scharfe Kurve nach Steuerbord zu fahren - die dann weniger scharf ausfiel und letztlich zur Berührung mit dem Felsen führte. Hier einmal ein Auszug aus dem offiziellen Untersuchungsbericht über den Zwischenfall der "Crown Princess", das Rudder Limit betreffend:
Mir scheint es daher wahrscheinlich, dass ein voreingestellter niedriger maximaler Ruderwinkel (der ja für die Geradeausfahrt von Civitaveccia nach Giglio durchaus korrekt war) vor der geplanten Kurvenfahrt nicht verändert oder ausgeschaltet wurde. Der letzte Satz des Zitats aus dem Untersuchungsbericht der "Crown Princess" bezieht sich auf das dort verwendete Gerät des Herstellers SAM Electronics und ist der Bedienungsanleitung des Gerätes entnommen, wie auch der Absatz davor. Sollte das Gerät auf der "Costa Concordia" identische Funktionen gehabt haben (beide Schiffe sind von Fincantieri gebaut und im Abstand weniger Wochen im Jahr 2006 ausgeliefert worden, was für eine annähernd gleiche technische Ausstattung spricht), wäre bei hartem Rudereinschlag ein Alarm ausgelöst worden. Eine Bestätigung des Alarms (z. B. durch Knopfdruck) hätte lediglich zur Folge gehabt, dass der Alarmton ausgeschaltet wird - nicht aber dass die Begrenzung des maximalen Ruderwinkels aufgehoben wurde.
Wenn dem so war (wovon ich recht überzeugt bin), so hätte diese "Arbeitsweise" der bordeigenen Technik dem Kapitän spätestens seit dem damaligen Zwischenfall auf der "Crown Princess" bekannt sein müssen und er hat nicht ausreichend reagiert. (Über das Verhalten des Kapitäns nach der Felsberührung sage ich besser nichts; dafür ist es zu beschämend.)
Gruß
Diddn
dieser leichtsinnig herbeigeführte Unfall macht mich immer noch fassungslos. Offensichtlich ist dabei, dass jeder Beteiligte (und dabei schließe ich die Reederei ausdrücklich mit ein) nur bemüht ist, sich selbst in gutem Licht dastehen zu lassen.
Besonders bitter stößt mir dabei immer noch eine Pressemeldung vom Abend nach dem Unfall auf, in der mehrere Medien unter Berufung auf Costa Crociere bekannt gaben, dass bereits alle deutschen Passagiere nach Hause geflogen wurden. Dies war eine Lüge, die an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist, denn vier deutsche Passagiere wurden mittlerweile tot aufgefunden, und acht weitere sind noch vermisst. Da kommt mir die kalte Wut hoch.
Wobei Costa hier prominente Vorstreiter hat, was eine solche "Pressearbeit" angeht. Deilmann machte es vor zwei Jahren genauso. Als in deutschen Zeitungen zu lesen war, dass alle Gäste bereits zu Hause seien, wartete noch rund die Hälfte der Passagiere in einem norwegischen Hotel auf einen Rückflug am darauffolgenden Tag, mit Landung oft hunderte Kilometer vom Heimatort entfernt. Genau das Gleiche hat sich nun wiederholt und ich finde es traurig, dass hierfür niemand zur Rechenschaft gezogen wird. Welches Leid mussten die Angehörigen der Todesopfer und Vermissten zusätzlich ertragen, weil ihnen mit solchen Meldungen vorgegaukelt wurde, ihre Lieben wären in Sicherheit?!?
Das nahe Heranfahren an Küsten, sozusagen als "Bonbon" für die Gäste, habe ich selbst schon oft erlebt. Nie hatte ich dabei einen Hauch von Angst. Dies mag auch mit daran gelegen haben, dass rechtzeitig eine Information über solche Manöver von der Brücke ausging, in der stets auch auf besondere Umstände der Annäherung eingegangen wurde. Im vorliegenden Fall war es aber definitiv keine Belustigung für die Passagiere. Diese waren wohl offenkundig nicht über eine Annäherung an die Insel Giglio informiert und saßen entweder im Restaurant oder im Theater - Orten also, von denen aus man eh kaum bis gar nichts von der Insel sehen kann. Die Belustigung sollte also anderen Personen als den Passagieren gewidmet sein, und das sollte der Vorsitzende der Kapitänsvereinigung (ist da Schettino Mitglied?) wissen.landsend hat geschrieben: Inzwischen gibt es vom Vorsitzenden der italienischen Kapitänsvereinigung ein schönes statement zum 'inchino'/ Schiffsverneigung. "Das ist eine Dummheit, die man zur Unterhaltung der Passagiere macht. Es ist eine Mutprobe; dabei hat man mal mehr, mal weniger Glück."
Unter einer "Verbeugung" verstehe ich das "Nicken" des Bugs bzw. einer Schiffsseite. Dies passiert, wenn man mit recht hoher Geschwindigkeit eine möglichst enge Kurve fährt. Ein Kapitän sollte ein solch geplantes Manöver zuvor an Bord ankündigen, da es im harmlosen Fall Tische und Bars "abräumen" kann. (Selbst mal erlebt bei der engen Hafeneinfahrt von Santander (vergleichsweise niedrige Geschwindigkeit, aber die Stabilisatoren mussten vor der engen Kurvenfahrt eingeholt werden); dummerweise erfolgte die rechtzeitig zuvor erfolgte Ansage des Kapitäns nur in deutsch; die Crewmitglieder verstanden sie daher nicht und sicherten entsprechend nichts, was dann zu erhöhtem Umsatz des Porzellan- und Gläserlieferanten führte.
Bei diesen Überlegungen zur "Verneigung" fiel mir der Incident Report über einen Zwischenfall auf der "Crown Princess" vom 18. Juli 2006 wieder ein. Damals ging es darum, dass das Schiff sich während der Fahrt zu sehr auf die Seite legte. Einer der Faktoren die damals dazu führten, war ein nicht gesetztes "Rudder Limit", also eine elektronische Begrenzung des Ruderausschlages.
Ich gebe zu, dass ich mich in den Bereich der Spekulationen bewege, aber offenbar hatte Kapitano Cazzo die "Costa Concordia" absichtlich mit hoher Geschwindigkeit frontal auf die Küste Giglios gesteuert, um dann eine scharfe Kurve nach Steuerbord zu fahren - die dann weniger scharf ausfiel und letztlich zur Berührung mit dem Felsen führte. Hier einmal ein Auszug aus dem offiziellen Untersuchungsbericht über den Zwischenfall der "Crown Princess", das Rudder Limit betreffend:
(Der vollständige Bericht ist hier zu finden.The rudder limit definition from the operating manual was also reproduced,
with the following comments and recommendations:
The rudder limit setting is a parameter that must be manually adjusted
depending on the vessel’s speed and sea conditions. At high sea speeds
a small rudder angle should be entered, i.e. 5 degrees. At slower speeds,
when more rudder angle is required to perform a turn (required rate of
turn not attainable with the smaller limit) a larger rudder limit should be
utilized, i.e. 15 degrees.
Acknowledgment of the [rudder limit] alarm silences the buzzer only, but
continues the rudder limitation.
Mir scheint es daher wahrscheinlich, dass ein voreingestellter niedriger maximaler Ruderwinkel (der ja für die Geradeausfahrt von Civitaveccia nach Giglio durchaus korrekt war) vor der geplanten Kurvenfahrt nicht verändert oder ausgeschaltet wurde. Der letzte Satz des Zitats aus dem Untersuchungsbericht der "Crown Princess" bezieht sich auf das dort verwendete Gerät des Herstellers SAM Electronics und ist der Bedienungsanleitung des Gerätes entnommen, wie auch der Absatz davor. Sollte das Gerät auf der "Costa Concordia" identische Funktionen gehabt haben (beide Schiffe sind von Fincantieri gebaut und im Abstand weniger Wochen im Jahr 2006 ausgeliefert worden, was für eine annähernd gleiche technische Ausstattung spricht), wäre bei hartem Rudereinschlag ein Alarm ausgelöst worden. Eine Bestätigung des Alarms (z. B. durch Knopfdruck) hätte lediglich zur Folge gehabt, dass der Alarmton ausgeschaltet wird - nicht aber dass die Begrenzung des maximalen Ruderwinkels aufgehoben wurde.
Wenn dem so war (wovon ich recht überzeugt bin), so hätte diese "Arbeitsweise" der bordeigenen Technik dem Kapitän spätestens seit dem damaligen Zwischenfall auf der "Crown Princess" bekannt sein müssen und er hat nicht ausreichend reagiert. (Über das Verhalten des Kapitäns nach der Felsberührung sage ich besser nichts; dafür ist es zu beschämend.)
Gruß
Diddn
-
- 4th Officer
- Beiträge: 124
- Registriert: 07.10.2011 00:28
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
zur Rettungsübung zurück: Ich finde es schon wichtig die Rettungswesten zum Drill mitzunehmen,die meisten Unfälle passieren nachts und wenn ich schon in der Kabine bin kann ich auch die Rettungsweste mitnehmen.Abgesehen davon lerne ich den Umgang mit derselben.Auch bei Costa wird klar bei der Übung-so denn jemand zuhört- gesagt man soll nicht ! auf die Kabine gehen wenn man sich woanders im Schiff aufhält sondern erhält seine Rettungsweste an der Musterstation.
-
- 4th Officer
- Beiträge: 438
- Registriert: 23.07.2008 23:08
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Heute wurde das 17. Todesopfer geborgen und das 5. Deutsche Todesopfer identifiziert:
http://www.tagesschau.de/ausland/costaconcordia322.html
http://www.tagesschau.de/ausland/costaconcordia322.html
- coke72
- Staff Captain
- Beiträge: 1976
- Registriert: 16.03.2008 16:16
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Smit Salvage hat heute auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben, wie sie das Öl bergen wollen. Die Präsentation findet sich unter http://www.boskalis.com/fileadmin/user_ ... 280112.pdf, die Animationen zu den eingesetzten Ventilen unter http://www.boskalis.com/press/news/news ... ordia.html. Demnach werden die Löcher wohl von unten in die Concordia gebohrt.
Viele Grüße
Arno
Viele Grüße
Arno
-
- 4th Officer
- Beiträge: 435
- Registriert: 16.11.2007 19:14
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Hallo!
Wenn die Aussage der Schiffsoffiziere stimmt, das die "Black-Box" am Anfang der Reise funktioniert hat, deutet es wohl daraufhin das jemand sie gelöscht hat.
Wenn die Aussage der Schiffsoffiziere stimmt, das die "Black-Box" am Anfang der Reise funktioniert hat, deutet es wohl daraufhin das jemand sie gelöscht hat.
-
- 5th Officer
- Beiträge: 43
- Registriert: 19.01.2012 17:14
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Daß die Kreuzfahrt-Industrie ihre Rettungskonzepte überdenken und auf den neuesten Stand bringen will angesichts der Concordia-Katastrophe, finde ich die erste substantielle Nachricht, die über die diversen Ankündigungen, was man alles für die Passagiere zu tun bereit sei, hinaus geht. Meinen Berichten merkt man vielleicht an, daß mich die Salami-Taktik von Costa ärgert, auch wenn ich gerne zugebe, daß sich ein anderes Unternehmen vielleicht ebenso verhalten hätte. Diese Industrie verkauft Träume mit warmen Worten, aber nicht immer mit realen Leistungen. Das gilt eben auch für die angekündigte Bereitschaft, den Safe-inhalt zurück geben zu wollen, wohl gemerkt - da steht nicht: ersetzen. Soll man sich das verottete Zeug etwa als 'Souvenir einer einzigartigen Kreuzfahrt' aufheben? Ich denke, dieses Bedürfnis wird sich bei den meisten Passagieren und Crew-Mitgliedern in Grenzen halten.
Ich bin der Meinung, daß das Passagier-Training für Notfälle stark verbesserungswürdig ist, denn ich habe nur einmal auf einem kleinen Schiff ein wirklich gründliches Training erlebt, bei dem nicht nur das Anlegen der Rettungswesten geübt wurde, sondern auch die gegenseitige Hilfe, um schnellstmöglich zu den Booten zu gelangen. Das nahm bei ca. 250 Passagieren mehrere Nachmittagsstunden in Anspruch und wurde vom Kapitän persönlich geleitet. Auf einem großen Schiff, wo ich mir auch wegen der Familie immer zuerst anschaue, wo die Rettungswesten sind, wie sie aussehen und wo die Musterstation liegt, habe ich mit den Kindern mal folgendes ausprobiert und war dann doch verwundert, wieviel Zeit das erforderte: Wer ist vom Pool am schnellsten an der Musterstation, wo Mama wartet. Der eine brauchte knapp 8 Minuten, weil er den Aufzug benutzte, der andere mehr aber mehr als 20, weil er sich verlaufen hatte und die Aufzüge nicht benutzte. Bei einem Katastrophenfall kann man sich ungefähr ausmalen, was passiert, wenn mehrere tausend Passagiere gleichzeitig das zu tun versuchen.
Ich bin der Meinung, daß das Passagier-Training für Notfälle stark verbesserungswürdig ist, denn ich habe nur einmal auf einem kleinen Schiff ein wirklich gründliches Training erlebt, bei dem nicht nur das Anlegen der Rettungswesten geübt wurde, sondern auch die gegenseitige Hilfe, um schnellstmöglich zu den Booten zu gelangen. Das nahm bei ca. 250 Passagieren mehrere Nachmittagsstunden in Anspruch und wurde vom Kapitän persönlich geleitet. Auf einem großen Schiff, wo ich mir auch wegen der Familie immer zuerst anschaue, wo die Rettungswesten sind, wie sie aussehen und wo die Musterstation liegt, habe ich mit den Kindern mal folgendes ausprobiert und war dann doch verwundert, wieviel Zeit das erforderte: Wer ist vom Pool am schnellsten an der Musterstation, wo Mama wartet. Der eine brauchte knapp 8 Minuten, weil er den Aufzug benutzte, der andere mehr aber mehr als 20, weil er sich verlaufen hatte und die Aufzüge nicht benutzte. Bei einem Katastrophenfall kann man sich ungefähr ausmalen, was passiert, wenn mehrere tausend Passagiere gleichzeitig das zu tun versuchen.
- Raoul Fiebig
- Captain
- Beiträge: 31004
- Registriert: 07.09.2007 15:52
- Wohnort: Paderborn/Ludwigsfelde
- Kontaktdaten:
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Hallo landsend,landsend hat geschrieben:Meinen Berichten merkt man vielleicht an, daß mich die Salami-Taktik von Costa ärgert, auch wenn ich gerne zugebe, daß sich ein anderes Unternehmen vielleicht ebenso verhalten hätte.
interessant ist in diesem Zusammenhang, daß einer der letzten größeren Vorfälle mit einem Kreuzfahrtschiff ja die "Carnival Splendor" der Costa-Schwestergesellschaft Carnival Cruise Lines betraf.
Carnival ist mit der Situation völlig anders umgegangen als Costa - und das wohl nicht nur, weil zufällig der bekannte Blogger John Heald Kreuzfahrtdirektor des Schiffs war.
-
- Naut. Assistant
- Beiträge: 16
- Registriert: 31.12.2011 10:31
- Wohnort: 24787 Fockbek
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
"...der Costa-Schwestergesellschaft Carnival Cruise Lines ..."
Schwester oder Mutter?
Schwester oder Mutter?
- Rhein
- 2nd Officer
- Beiträge: 4068
- Registriert: 29.12.2007 23:09
- Wohnort: Boppard
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Hallo,
also die Erklärung von RCCL zur Rettungsübung finde ich ja schwer fadenscheinig. Erstens sollte man die Weste auf jeden Fall mal VOR dem Ernstall angelegt haben. Zweitens will ich nicht wissen, wie lange es dauert, bis man vor dem besteigen der Rettungsboote ca. 6000 Passagieren eine Rettungsweste ausgeteilt hat
. Auf der Concordia gab es ja schon genügend Menschen, die sich beschwerten, es hätte keine Rettungswesten gegeben ........... Da möchte ich nicht wissen, wieviele aus Panik ohne Weste ins Meer springen!
Drittens meinte auf der CONSTELLATION ein Crewmitglied zu meiner Mutter, die unbedingt mit Weste zur Übung wollte, sie solle sie bitte sofort auf die Kabine zurückbringen. Sollte jemande über die Bänder stolpern und sich verletzen, kämen hohe Schadensersatzforderungen auf die Reederei zu. Das scheint mir doch der plausiblere Grund zu sein. Aber sowas kann man ja nicht schreiben 
also die Erklärung von RCCL zur Rettungsübung finde ich ja schwer fadenscheinig. Erstens sollte man die Weste auf jeden Fall mal VOR dem Ernstall angelegt haben. Zweitens will ich nicht wissen, wie lange es dauert, bis man vor dem besteigen der Rettungsboote ca. 6000 Passagieren eine Rettungsweste ausgeteilt hat




- Raoul Fiebig
- Captain
- Beiträge: 31004
- Registriert: 07.09.2007 15:52
- Wohnort: Paderborn/Ludwigsfelde
- Kontaktdaten:
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Carnival Cruise Lines = Schwesterhein44 hat geschrieben:Schwester oder Mutter?
Carnival Corporation & plc = Mutter
- Raoul Fiebig
- Captain
- Beiträge: 31004
- Registriert: 07.09.2007 15:52
- Wohnort: Paderborn/Ludwigsfelde
- Kontaktdaten:
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
...die beschwerten sich allerdings zumeist in der Art "Skandal - im Atrium / Restaurant / meiner Lieblingsbar gab es nicht genug Schwimmwesten für alle Passagiere."Rhein hat geschrieben:Auf der Concordia gab es ja schon genügend Menschen, die sich beschwerten, es hätte keine Rettungswesten gegeben

-
- Naut. Assistant
- Beiträge: 16
- Registriert: 31.12.2011 10:31
- Wohnort: 24787 Fockbek
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Danke!Raoul Fiebig hat geschrieben:Carnival Cruise Lines = Schwesterhein44 hat geschrieben:Schwester oder Mutter?
Carnival Corporation & plc = Mutter
- Gerd Ramm
- 1st Officer
- Beiträge: 6639
- Registriert: 12.09.2007 21:02
- Wohnort: Hamburg
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Ich kenne es von deutschen Schiffen, dass jedesmal eine Durchsage war, auf die Bänder zu achten und sie ggf an sich zu nehmen. Anderes Prozedere: man soll die Weste erst an der Musterstation anlegen. dann sind nämlich die Bänder "nicht schleifend".Sollte jemande über die Bänder stolpern und sich verletzen,
- Daniel
- 3rd Officer
- Beiträge: 1628
- Registriert: 13.11.2007 13:20
- Wohnort: Rengschbuarg, Oberpfalz
- Kontaktdaten:
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Hallo zusammen!
Um 19.00 Uhr verlassen die Costa Serena und die MSC Fantasia Civitavecchia mit Kurs Savona bzw. Genua.
Schaun mer mal, welche Route heute gewählt wird.
Geht die Serena anschließend in die Werft oder ist ein Charter bekannt?
Um 19.00 Uhr verlassen die Costa Serena und die MSC Fantasia Civitavecchia mit Kurs Savona bzw. Genua.
Schaun mer mal, welche Route heute gewählt wird.
Geht die Serena anschließend in die Werft oder ist ein Charter bekannt?
- Raoul Fiebig
- Captain
- Beiträge: 31004
- Registriert: 07.09.2007 15:52
- Wohnort: Paderborn/Ludwigsfelde
- Kontaktdaten:
Re: Costa Concordia wurde evakuiert ...
Hallo Gerd,shiplover2002 hat geschrieben:Anderes Prozedere: man soll die Weste erst an der Musterstation anlegen. dann sind nämlich die Bänder "nicht schleifend".
das ist das von mir favorisierte Vorgehen. Allerdings geschränkt sich das "nicht schleifend sein" in diesem Fall auch nur auf den Weg zur Rettungsübung.