So, letzter Teil des Reiseberichts:
Wir sind immer noch am ersten Tag. Die Uhr hatte inzwischen 18:30 geschlagen und Madame bekam Hunger.
Da uns ja leider die zweite Essenszeit, ab 20:30, zugewiesen worden war, fragten wir an der Rezeption wie wir in die erste Schicht wechseln können.
Als Antwort erhielten wir die Aussage, dass der Maitre unseres Restaurants dafür zuständig sei, es für heute aber schon zu spät sei.
Egal, wir besuchten dann halt das Selbstbedienungsrestaurant.
Ich habe irgendwo gelesen, dass es dort die gleichen Speisen geben soll, wie in den Bedienrestaurants. Das Angebot im Gli Archi Restaurant war dann auch recht gut. Fisch, Antipasti, Pasta und Salat waren sehr gut. Gemüse und Fleisch haben mich dagegen nicht überzeugt. Da ich aber Fisch- und Pasta-Fan bin und Madame auf Antipasti und Pasta steht, waren wir sehr zufrieden. Sowohl im Selbstbedienungsrestaurant Gli Archi als auch im Bedienrestaurant.
Wir haben es nur an einem von den 3 Abenden geschafft in unserem Bedienrestaurant L’Oleandro zu dinieren. An den beiden anderen Tagen konnten wir uns nicht überwinden bis 20:30 mit dem Abendessen zu warten. In beiden Restaurants war der Service und die Qualität der Gerichte stets OK.
Wie läuft das eigentlich mit den Bedienrestaurants? Ist das Le Maxim‘s besser als das L’Oleandro und muss man es sich verdienen?
Nach dem Dinner ging es an eine der Bars. Da Madame zum Cocktail gerne eine Zigarette raucht, saßen wir abends regelmäßig an der Bar des Casinos. Dies ist die einzige innenliegende Bar, an der geraucht werden darf. Daneben gibt es nur noch den „Havana Club Cigar Room“, in dem die Belüftung aber eine Katastrophe ist. Für uns als Mischpärchen (ein Raucher und ein Nichtraucher) ist es manchmal schwer einen Kompromiss zu finden – mit dem Casino waren wir aber beide sehr zufrieden.
Wie bereits erwähnt, hatten wir das Alegrissimo-Paket gebucht. Für €23,-/Tag bekommt man damit eine flatrate für viele Getränke anbord. Wir hatten die Befürchtung, dass dieses Paket nur für Billigspirituosen gilt, wurden aber positiv überrascht. Heineken-Bier, Johnny Walker (red), Tulamore Dew und viele gängige Cocktails (Sex on the beach, Caipirinha, Bloddy Mary, etc.) waren ebenfalls inkludiert. Somit für uns eine super Wahl!
Es gibt eine Menge Nichtraucherbars mit live Musik; die Crystal Lounge mit einer Pop-/Rockband, Il Tucano und Blue Velvet Bar mit Unterhaltungsmusik und die Bar della Cascata mit einem Trio, welches aus Klavier und Geige besteht.
Von den abendlichen Shows haben wir nur eine gesehen: „Sogno Italiano“. Der italienische Traum war wirklich gut. Ein Sänger und zwei Sängerinnen gaben alte italienische Schlager zum Besten und wurden dabei unterstützt von einem Ballett und einem ausgezeichneten Tanzpaar. Das Theater ist absolut top.
Einer Kleiderordnung gab es auf unserer Tour nicht. Jeder lief so rum wie er es für richtig hielt. Wir hatten keinen festlichen Abend, kein Captainsdinner. Schade, somit hatte ich meinen Hochzeitsanzug umsonst mitgenommen.
Zum Personal: Wir hatten fast nichts auszusetzen. Die meisten Mitarbeiter, die wir erlebten, waren motiviert und bemüht. Natürlich gab es immer mal wieder eine Ausnahme. Aber da es Ausnahmen blieben, will ich mich nicht beklagen. Ein unangenehmes Erlebnis hatte ich mit einer Führungskraft in der Il Tucano Lounge:
Ich saß an der Bar und wartete auf meinen Drink, der gerade zubereitet wurde. Hinter der Theke erschien eine Kellnerin. Die Chefin sah sie, kam auf sie zu gestürzt und verpasste ihr einen Einlauf, der sich gewaschen hatte. Da ich noch auf mein Getränk wartete konnte ich mich nicht einfach entfernen. Alles was ich tun konnte, um der armen Kellnerin die Verlegenheit, vor einem Gast runtergemacht zu werden, zu ersparen, war mich wegzudrehen und so zu tun als ob ich nichts mitbekomme. Sobald das Getränk auf die Theke gestellt wurde, verließ ich die Bar und bekam das Ende der Geschichte nicht mit. Was ich mitbekam reichte aber völlig aus, um den Sachverhalt zu verstehen.
Es ging darum, dass die Chefin die Kellnerin schon vor einiger Zeit angefordert hatte. Diese war aber erst mit Verzögerung in der Lounge erschienen, weil es in ihrer vorherigen Bar wohl auch viel Arbeit gab und sie nicht von jetzt auf gleich alles stehen und liegen lassen wollte. Natürlich hat die Chefin recht, es gehört einfach nicht in die Kompetenz einer Kellnerin ihren Einsatzort selbst zu bestimmen. Aber ein bisschen mehr Tack, also ein 4-Augen-Gespräch, hätte ich nun schon erwartet. Mir sind solche Situationen sehr unangenehm.
Noch ein Wehrmutstropfen: das Angebot im MSC-Shop ist für uns uninteressant. Ich hatte auf ein dunkelblaues Saunahandtuch mit MSC-Windrose spekuliert oder ein kleines Schiffsmodell aber die Auslagen sprachen uns überhaupt nicht an. Das einzige was wir gekauft haben, sind Zigaretten. Sogar mehr als erlaubt sind (Ups, Selbstanzeige! ….aber wir sind ja hier unter uns). Das Schmuggeln wird von MSC gefördert – es gibt viele Angebote 4=3 (Stangen). Und wenn man es nicht schafft 2 Stangen auf der Tour zu verbrauchen, was bei uns aufgrund der Kürze kaum möglich war, hat man beim Ausschiffen automatisch mehr als die zollfreie Menge übrig. Die Zollkontrolle in Kiel bestand dann aber auch nur aus einem Zöllner, der mit anderen Dingen, als stichprobenartigen Kontrollen beschäftigt war.
Die Disko Q32 öffnete jeweils erst um 23:30, einer Zeit zu der wir bereits schliefen.
Da wir am zweiten Tag erst gegen Mittag in Oslo erwartet wurden, nutzten viele Gäste den Morgen um auszuschlafen und erst eine bis eine halbe Stunde vor dem Ende der Frühstückszeit im Restaurant zu erscheinen. Zum Frühstück ist das Bedienrestaurant L’Oleandro und das Selbstbedienungsrestaurant Gli Archi, welches um das Il Giardino Restaurant erweitert wird, geöffnet. Die Restaurants waren absolut überfüllt. Wir hatten an allen 3 Tagen Probleme einen Platz zu finden. Da vor dem Bedienrestaurant eine Schlange stand, entschieden wir uns jedes Mal für die Selbstbedienungsvariante und fanden mit etwas Ausdauer auch eine Sitzgelegenheit. Der Kaffee ist schwach aber ansonsten ist an der Qualität der Speisen nichts auszusetzen.
Am letzten Tag fiel uns nach dem Frühstück auf, dass an diesem Tag auch im L’Oleandro Platz gewesen wäre. Schade, da war es zu spät. Dann warte ich halt bis zur nächsten Cruise mit dem Egg Benedict, dass es im Gli Archi nicht gab.
Die überfüllten Frühstücksräume waren schon ärgerlich. Ich verstehe nicht, warum man nicht auch das Le Maxim‘s Restaurant morgens öffnet. Der Platz ist doch da und ich kann mir nicht vorstellen, dass es am Personal scheitern soll.
Kommen wir zum ersten Anlaufhafen: Oslo. Die Einfahrt ist ja ein absoluter Traum. Leider habe ich erst einen Tag vorher entdeckt, dass es viele Decks gibt, auf denen man vorne in Freie treten kann. Neben Deck 16 kann man auch auf den Decks 15, 14, 11, 10 und 9 nach vorne fotografieren.
Da wir dies während der Einfahrt in den Olsofjord nicht wussten, standen wir achtern an Deck. Auf den Decks 12 bis 15 hat man einen schönen Blick auf die Hecksee. Mehrere Passagiere fütterten von dort aus die Möwen, die das Schiff umkreisten.
Während der Fahrt durch den Oslofjord schien die Sonne und in windgeschützten Ecken wurde es wärmer als ich gedacht hatte. Es war ein richtig schöner Vormittag - einfach nur an Deck sitzen und die Inselwelt vorbeiziehen lassen.
In Oslo bekamen wir den Liegeplatz direkt vor der Festung Akershus zugewiesen. Das ist ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung der Stadt. Madame und ich stiegen in unsere Wanderschuhe und erkundeten die Stadt per pedes. Wir liefen die Hafenpromenade lang, am Rathaus vorbei, durch das Scene-Viertel Aker Brygge (hat Ähnlichkeit mit der Hafencity in Hamburg), zum Schloß und anschließend wieder zum Hafen. Alles in allem waren wir so 3 Stunden unterwegs und sind positiv überrascht von Oslo. Die Stadt ist übersichtlich, hat breite Straßen und eine total entspannte Atmosphäre. Toller Hafen für eine Kreuzfahrt!
Da wir nicht den Druck hatten, als Erste an Land sein zu müssen, war das Vonbordgehen total entspannt. Weder das Verlassen des Schiffes, noch das Zurückkommen anbord waren für uns mit Wartezeiten verbunden. Nachdem wir am späten Nachmittag wieder auf dem Schiff waren, saßen wir noch mit einem Drink in der Sonne und beobachteten die AIDA Bella, wie sie Oslo verließ. AIDA hatte den schlechteren Liegeplatz bekommen, weiter ab vom Zentrum. Dafür wurde die Bella dann in Kopenhagen bevorzugt und durfte fast direkt vor der Meerjungfrau liegen.
Der nächste Vormittag – Einfahrt nach Kopenhagen:
„Ich bin die Ballerfrau
und ich bin gerne blau.
Komm her mein Ballermann,
ich zeig Dir was ich kann.“
So schallte es auf dem Pooldeck aus den Boxen! Es war Frühschoppen! Warum meint alle Welt, dass zu einem Frühschoppen deutsche Ballermannmusik gehört? Zünftige Blasmusik und Schunkelgeschrammel von den Klostertalern oder Kastelruther Spatzen verstehe ich ja noch. Aber Ballermannmusik ?????
Nun gut, wir hatten wieder vor, wie auch in Oslo, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Wir hatten nicht den Anspruch alle Sehenswürdigkeiten abzuhaken, unser Ziel war es, einen Spaziergang durch die Stadt zu unternehmen und dabei das eine oder andere Highlight zu besuchen.
In Kopenhagen lagen wir leider an einen Pier, der etwas außerhalb ist – dem Freeport Terminal. Auf dem Informationsmaterial, das an Land verfügbar war, fanden wir den Tipp, die S-Bahn für die Fahrt in die City zu nutzen. Die nächste Station ist ca. 10 Minuten Fußweg von unserem Liegeplatz entfernt. Wir liefen die Strecke durch einen uninteressanten Güterhafen. Auf der S-Bahn-Station verloren wir dann den Kampf mit dem Fahrkartenautomaten! Da wir es nicht schafften, die Funktionsweise des Fahrkartenautomaten zu durchschauen, fuhren wir die eine Station von Nordhavn Station nach Österport schwarz. Und hatten Glück, dass kein Kontrolleur in der Nähe war.
Von dort liefen wir um das Kastellet zur Meerjungfrau und von dort am Wasser entlang zurück zum Schiff. Leider führte der Weg dann doch recht bald vom Wasser weg an einer stark befahrenen Straße entlang. Aber egal, wir bekamen unseren Spaziergang und waren dann nach 2-3 Stunden zurück anbord, wo wir am Pooldeck noch einige Zeit in der Sonne saßen, kühles Heineken genossen und wiederrum der Bella bei der Ausfahrt zuguckten. Auch dieser Tag hat großen Spaß gemacht!
Es war zwar kalt, aber da die Sonne häufig zu sehen war, hatten wir optimale Bedingungen zum Cruisen und Sightseeing.
Am letzten Abend erhielten wir dann die Rechnung in die Kabine. Alles war korrekt gebucht. Da wir vor Fahrtantritt unsere Kreditkartennummer angegeben hatten, entfiel das Checkout an der Rezeption.
Das Ausborden war dann gut organisiert. Es gab verschiedene Zeitfenster, in denen jeweils ein Teil der Passagiere von Bord gehen durfte. Wir hatten fast die letzte Zeit und kamen zur angegebenen Uhrzeit recht zügig an Land. Unsere Koffer standen bereits im Zelt und wir machten uns auf die Heimreise.
Fazit: Ein Kumpel von mir, der für AIDA in Rostock arbeitet, hatte mich im Vorfeld der Reise wüst beschimpft: „Wie kannst Du denn nur solch ein Billigprodukt buchen ?!?! Da Du unsere Schiffe und unser Produkt kennst, wirst Du auf jeden Fall schwer enttäuscht werden !!!!“
Während dieser Tour stellten Madame und ich fest, dass das vermeintliche „Billigprodukt“ MSC besser zu uns passt als das „ach so junge“ AIDA-Produkt. Die Gründe sind folgende:
1. Die Kabinen – wir ziehen die klassischen, etwas plüschigen MSC-Kabinen den modernen, „ach so fröhlichen“ AIDA-Kabinen vor.
2. Wir bevorzugen ein internationales Flair.
3. Das Alegrissimo-Paket ist für uns maßgeschneidert. Bei ähnlich vielen Drinks an der Bar (und das gehört für mich im Urlaub dazu), explodiert bei AIDA die Nebenkostenrechnung. Ich finde es aber auch total albern, wenn sich die „ ach so toffen“ AIDA-Gäste stundenlang im Marktrestaurant rumdrücken, weil es dort kostenlos Bier und Wein gibt, wohingegen die Drinks an den Bars recht teuer sind.
4. Bei MSC hat man mehr Luft zum Atmen. Zum einen spricht das Verhältnis BRZ/Passagiere für MSC und zum Anderen konzentriert sich das Leben bei AIDA auf das Theatrium, weshalb man dort immer das Gefühl hat, auf dem Potsdamer Platz zu sitzen. Bei MSC ist das Leben einfach dezentraler konzipiert. Es gibt mehr Bars, einige sind laut und andere ruhig – jeder findet das, was er sucht. Und im Theater der Musica hat man ein richtiges Theatergefühl, da es kein Durchgangsraum ist, wie bei AIDA. Wir sind halt eher die klassischen Kreuzfahrer und nicht die „wir brauchen rund um die Uhr Trubel“ Cruiser.
Das positive an der Musica-Klasse ist, dass es keinen Yacht-Club gibt und somit auch keine 2-Klassengesellschaft. Ich hoffe, dass das neue Preismodell diesen Zustand nicht kaputtmacht.
Final kann ich sagen, dass der Ausspruch: “Bei MSC bekommst Du was Du bezahlst“ absolut zutrifft. Schiff und Produkt sind durch und durch ordentlich. Manchem wird das zu wenig sein. Für Madame und mich ist ein durch und durch passendes Produkt. Und so bin ich schon wieder auf der Suche nach einem guten Angebot für eine weitere Fahrt mit MSC.
Damit endet mein Reisebericht von unserer Kurzkreuzfahrt mit der MSC Musica. Vielen Dank für das Interesse.
