Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Nicht nur auf hoher See kann man die Annehmlichkeiten einer Kreuzfahrt genießen, sondern auch auf Flüssen, Seen & Kanälen
Benutzeravatar
Tinamama
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 883
Registriert: 06.03.2008 08:11

Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Tinamama »

Hallo,
ich fang mal mit den allgemeinen Schiffsangaben an; der Rest wird etwas dauern.

Flusskreuzfahrt vom 04.-14. Sept.12 mit der MS Ivan Bunin von St. Petersburg nach Moskau
Reise "Swetlana"

Schiff:
Eins der 27 fertig gebauten der Dimitri-Furmanov-Klasse, 1985 oder 89 gebaut (Internet ist sich nicht einig) und 2010 umfassend renoviert. 129 m lang und 16,7 breit.

Aufteilung:
Den Link darf ich nicht einstellen, dann macht es piep, sucht mal bei google nach Deckplan MS Ivan Bunin, wenns interessiert.
Das Schiff ist sehr übersichtlich, bei der Kürze ganz logisch. Es gibt vorne und hinten ein Treppenhaus mit sehr engen hohen Stufen, kein Aufzug.
Überall auf dem Schiff gibt es Absätze und Stolperkanten an den Türen, also ein richtiges Schiff. Trotzdem gab es mehrere Gehbehinderte und einen 86-jährigen mit Rollator, der die Reise sehr genossen hat. Es geht alles!
Unteres Deck: Dort ist eine Sauna und ein paar wenige Vierbett-Kabinen. Deshalb sind sie etwas größer. Für 4 wäre es aber sicher zu eng... Die Bullaugen sind direkt über der Wasserlinie. Beim Schleusen und während der Fahrt, wenn das Wasser gegen die Bullaugen rauscht, ist es laut, wurde berichtet. Vom Wohnwert her waren die Bewohner ganz zufrieden.
Eine Ärztin war auch an Bord.
Deck 2 ist die Rezeption, meist ist auch der Ausgang hier, dahinter viele kleine 9m²-Doppelkabinen, Betten bequem und breit genug; ein Friseur, die Terminplanung läuft über eine Liste, die an der Rezeption ausliegt. Hinten ist ein kleiner Shop mit Souvenirs, Postkarten, Briefmarken (für 1,- €), man kann die geschriebenen Karten hier und an der Rezeption abgeben, keine Suche nach Briefkasten.
Deck 3 hat hinten das Restaurant Puschkin, davor sind kleinere Kabinen und ein weiterer Schmuck-Verkaufsstand, ein Schalter der Phoenix Reiseleitung. Im mittleren Teil sind nur größere Kabinen, vorne nochmals ein paar kleinere und mit Aussicht die Bierbar. Dort waren wir nie, das war nicht unser Revier...
Auf Deck 3 kann man außen rundherum laufen. Bei Regen steht man hier trockener als auf Deck 4. Vorne ist nicht Salon, sondern die Spitze des Schiffs mit den Seilen für An- und Ablegen.
Deck 4: Wenn es schön ist, kann man ganz vorne auf dem Freideck sitzen und sehr ruhig durch die Landschaft gleiten, sowie beim An- und Ablegen auf Deck 3 runtergucken. Lieblingsplatz. Wenn es zu frisch war, war der Lieblingsplatz die Panoramabar, also das ganze hinter Glas. Stühle waren auf Dauer etwas unbequem.
Daran anschließend sind einige kleine Kabinen Kat. G, die wir eigentlich gebucht hatten, z.T. sind es auch Einzelkabinen mit nur einem Bett, oder auch von Reiseleitern bewohnt.
Nach der ersten kleinen Kabine gibt es auf jeder Seite eine große Suite mit extra Schlafzimmer, einem großen Bad mit Badewanne (wofür gar keine Zeit ist), ein Wohnzimmer mit viiiel Platz und einem Ecksofa für 4-6 Personen.
Die folgenden sind Deluxe-Kabinen = Paläste, von denen wir einen bewohnen durften, wir hatten ein Upgrade. Beschreibung s. u.
Auf Deck 4 am Ende ist die Tanzbar, wo Dimitri jeden Abend nach dem Programm mit Keyboard und Akkordeon spielte; und sich sehr freute, wenn Tänzer da waren. Das Ende von Deck 4 war für Paxe gesperrt.
Ebenso Deck 5 hinten, leider. Dort ist das Sonnendeck mit dem Raucherplatz, der Pool ist ein aufgesetzter, wie man sich ihn in den Garten stellen könnte, war nicht in Betrieb, es war schon frisch. Dort oben ist der Tschaikowsky-Saal, der Veranstaltungssaal mit ca. 150 Plätzen. Dort fanden die Veranstaltungen (Vorträge, Musik) statt. Bestuhlung: Klappstühle, die mit schicken Hussen überzogen waren und dadurch gar nicht mehr klappstuhlmäßig aussahen. Aus wenig mach viel. Mit Bar dabei. Bei drei Bars gab es drei Barkeeper, die auch bei den Mahlzeiten im Restaurant arbeiteten.
Einmal konnten wir auf ein anderes Schiff, die Anton Tschechov, rüber gucken, wo man bis hinten ans Ende gehen kann und das einen überdachten Pool hatte. Fand ich die schönere Lösung. Wie die Kabinen waren, war nicht zu sehen.
Es war Geräusch auf dem Schiff, auch wenn es nicht fuhr. Stellenweise war es sogar ein sehr lautes Dröhnen, aber nur zeitweise. Die Klimaanlage muss ja laufen. Einmal hatten sie sie wohl ausgeschaltet, als fast alle Paxe weg waren, da war es sehr stickig im Schiff. Dann geht man einfach raus.

Passagiere bei uns: eine kleine Gruppe Japaner, der Rest war je zur Hälfte deutsch und schweizerisch.

Restaurant/Essen:
Jeder hat bei jeder Mahlzeit seinen festen Platz, der bei der Einschiffung zugeteilt wird. Wir kamen als allerletzte ins Schiff, sie wollte uns wohin setzen, aber mir gefiel eher ein Platz an einem 6-erTisch, wo am immer nach draußen guckt, wenn man am Gang sitzt. Hat sich als sehr gut herausgestellt, und es war auch eine gute Zusammenstellung.
Es ist grade so eingerichtet, dass man zur Not zwischen den Sitzenden durchkommt.
Alle Mahlzeiten waren hochgradig organisiert, und man darf es nicht mit einer Hochseekreuzfahrt vergleichen!
Beim Essen gab es grundsätzlich nur einheimische Sachen, oft Gurken, Tomaten, Paprika, Kohl in irgendeiner Form, Eier, Käse, Fleisch von Huhn oder Rind, verschiedene Fischsorten, Kartoffeln in vielen Variationen, nie Pommes. Nachspeise meist irgendwie milchig, Quark, Creme, oder auch mal Kuchen.
In St. Petersburg und Moskau gab es keine Auswahl, nur ein Menü, auf dem Weg zwischen den Städten durfte man aus drei Hauptgerichten wählen (Fleisch, Fisch, vegetarisch), manchmal auch zwischen zwei verschiedenen Suppen. Das war gelegentlich ein Wohlstandsproblem: entweder gab es zwei, die man nicht mag, oder zwei, die man am liebsten beide nehmen würde, wie Rouladen und Lachs – für mich eine grausame Auswahl. Beides geht aber nicht, ist im Plan nicht vorgesehen, sondern abgezählt.
Die Menge war für uns immer gut, nicht zu viel und nicht zu wenig; den jüngeren Damen am Tisch war es meist zu viel; für gute Esser, die gerne eine zweite Portion verdrücken, könnte es etwas knapp sein. Axel hat 2 kg zugelegt, weil er sonst mittags wenig isst.

Frühstück: als Buffet,
Saft, Obstsalat aus allergischen Sachen (Äpfel, Orangen, vergessen), gekochte Eier, Eier-anders wie Eierstich oder Spiegelei im Wechsel, Wurst, Käse, frische Gurken, Tomaten, Paprika. Manchmal so was wie Reisbrei oder anderer, Pfannkuchen oder Blinis, Brot getoastet oder ungetoastet, kleine Brötchen, zwei andere interessant schmeckende Brote, was Süßes, Butter, Marmelade und Honig abgepackt, Kaffee und Tee standen fertig am Tisch.
Zusammenfassend: normales Frühstück, bitte nicht mit Kreuzfahrt-Buffet vergleichen, aber immer genug und für die Verhältnisse abwechslungsreich.
Mittagessen: bei langen Ausflügen als Lunchpaket.
Abendessen:
Vier Gänge, ich habe das Menü nicht mitgeschrieben. Die kleine Portion Salat/Vorspeise stand mittags und abends schon bereit, immer schön dekoriert, immer anderer wie z.B. Kartoffelsalat, Krautsalat, Tomate-Mozzarella war dabei, einmal was mit Heringstücken, die kaum fischig schmeckten. Grüner Salat war seltener.
Dann kam fast immer eine Suppe, gefolgt vom Hauptgericht. Nachtisch war auch immer sehr lecker.
Die Essenszeiten richteten sich nach dem Ausflugs-Programm, ein fester Termin zwischen 17:30 und 20 Uhr.
Getränkepreise: Cappucchino 2,50, Kaffee 2,-, Weinschorle und Bier 3,-, Cocktail 4 bis 5,-, 1,5 Liter Flasche Wasser 3,- (die konnte man aber auch draußen im Supermarkt günstiger kaufen und mitbringen.
In den Städten müssen die Getränke sofort bar bezahlt werden, € oder Rubel, während der Fahrt kann man anschreiben lassen, sehr herkömmlich mit Zettel und Durchschlag und mit Taschenrechner zusammengerechnet, das musste vor Ankunft in Moskau bezahlt werden.

Kabine:
Normale Doppelkabinen haben ca. 10 m², rechts und links ein genug breites Bett, vorne ein zweitüriger Schrank, Flachbildschirm, Kühlschrank, kleiner Schreibtisch, kleines Bad, alles vor 2 Jahren modernisiert. Es ist eng, aber es geht. Im Sommer bei Bruthitze wollte ich da nicht wohnen.
Deluxe Kabinen: hat die Bunin schon viele, Deck 3 und 4. Sie sind 19 m² groß, ein Tanzsaal. Doppelbett, das man trennen kann. Der Schrank ist vermutlich doppelt so breit wie in den kleinen Kabinen, 2 Türen zum Hängen mit einem Brett oben drüber und einem Safe unten drin, eine Tür mit Fächern und eine ganz kleine, wo eigentlich nur die Rettungswesten drin sind. Schreibtisch sehr groß mit breitem Spiegel, großer Kühlschrank, 3 Ablagefächer. Zwei kleine Nachttische. Ein runder Tisch mit 2 Sesseln. Andere Kabinen dieser Art hatten ein Sofa drinstehen. Eine Kabine hatte Hindernisse: mitten in der Kabine 2 wichtige Pfosten, die mussten immer drumherum laufen. Eins der Fenster ließ sich öffnen, Eisenbahnwagenfenster. Unseres quietschte ab der Mitte fürchterlich. Und es zieht durch!
TV mit Vorauskamera :thumb: :thumb: , sehr großer Weitwinkel. ARD funktionierte immer, durch Videotext kann man informiert sein, wenn man will, ein Sportsender, ein russischer, und noch ein paar, ich brauchte keinen, deshalb weiß ich das nicht genau. Wer abends kein Abendprogramm wollte, konnte im Zimmer um 21:30 einen Film anschauen, es gab zu Anfang eine Liste, was sie wann einspielen.
Bad: Waschbecken, Glasablage, Toilette, Handtuchhalter, Föhn (soll nur in den großen sein, die anderen können sich einen an der Rezeption ausleihen oder mitbringen), große Dusche mit Vorhang. Genug Wasserdruck, nur in der Toilette nicht....
Von nebenan hört man nichts, wurde auch von den kleinen Kabinen bestätigt.
Wir waren sehr zufrieden in unserem Palast. 7 Schritte von der einen zur anderen Ecke!
Durch die vielen großen Kabinen sind es nur bis 200 Passagiere, auf anderen sind noch bis 260.
Kurz gesagt: von den Kabinen her ist die Bunin jederzeit empfehlenswert. Was Reiseleitung betrifft auf jeden Fall auch. Essen ebenfalls, ob es woanders mehr freie Auswahl gibt, weiß ich nicht; was durch die drei Sterne versprochen war wurde prima erfüllt.
Es war alles immer piccobello sauber. Habe genau geguckt, als wir 10 Runden um Deck 3 gelaufen sind, nirgendwo ein Fleck. Ständig ist jemand am wienern.

Reiseleitung:
Zwei von Phoenix, dazu vier Russinnen mit hervoragenden Deutschkenntnissen.
Während der Fahrt wurden wir tischweise in Gruppen von ca. 35 Leuten eingeteilt. Wir hatten wie in Alaska mal wieder die hübscheste Reiseleiterin von den vieren erwischt, eine der Annas.

Programmangebot:
Abendprogramm
6.9. Folklorekonzert
7.9. Literarischer Abend; 3 Reiseleiterinnen lesen „Der Schneesturm“ von A. Puschkin
8.9. Russische Romanzen, Lieder fürs Herz
9.9. Lustiger musikalischer Quizabend (Rate das Lied, mit Ringelpietz als Auflockerung zwischendurch)
10.9. Konzert der Klassischen Musik (Dimitri als Sänger oder mit Akkordeon und eine Frau am Keyboard)
11.9. Bunter Abend mit zwei Sketchen und verschiedenen Liedbeiträgen
danach jeweils Tanzmusik in der Tanzbar.
Tagsüber:
Russischkurs (3x, sie haben wirklich was gelernt)
Russische Volkslieder singen (3x), die dann beim Bunten Abend vorgetragen wurden
Russische Volkstanz (3x der gleiche mit immer wieder neuen Leuten und zum Schluss evtl. zu vielen)
Vorträge über Russland, die Romanovs, Schriftsteller Ivan Bunin, Wie kocht man in Russland
Walk a mile
Russische Teestunde
Matrioschka malen
Frühschoppen mit Getränke-Sonderpreisen
Wodkaprobe mit Häppchen für 10,-
Brückenführung
Ein Abend mit der Kleidungsempfehlung sportlich elegant – mit Anzug ist man schon gut angezogen.

Schiffsbegegnungen: zwei verschiedene Sorten, die andere Sorte etwas runder
Mit unserem allein 12 verschiedene in St. Petersburg:
Ivan Bunin
Knjaschna Viktoria, ehemals Gribojedov
Pjotr Pjervyi (heißt der 1.) diese beiden begleiteten uns ständig.
Sergej Esenin
Mstislav Rostropovich
Svjataja Rus
Rossia
Viking Truvor
Georgy Tschitscherin (das ist auf russisch schön kurz)
Viking Ingvar
Viking Helgi
Alexander Radischev

Nikolai Tschernischewski (Goritsy)
Sergej Obraszow (Jaroslawl)
Maxim Antonov (unterwegs entgegen)
Michail Tanitsch (Uglitsch)
Andrej Rublev, heißt eigentlich übersetzt Rybljov
Alexandr Benua (bunt)
Vasilij Surikov (nach Schleuse)
Igor Stravinskij „
Vasiliy Tschapa..... (unterwegs, blau wie Alexandr Benua)
Belinski (sieht rostig aus, runder Typ wie Pjotr 1.)
Anton Tschechov (Moskau)
Mamin Sibirjak
Konstantin Fedin (bis hier sinds 25)
Weiter hinten lag noch eins mit nur 4 Buchstaben und drei weitere daneben, die aber z.T. oben schon aufgezählt sein könnten.
(Ja, ich kann russische Schrift lesen, wenn ich genug Zeit habe).

Schon mal jetzt hier als Fazit: Die Reise ist absolut empfehlenswert! :thumb: , keine pure Erholungskreuzfahrt, sondern Eintauchen in die russische Kultur (ich glaube, das stand irgendwo in der Beschreibung).
Reisebeschreibung von Tag zu Tag habe ich auch noch vor... demnächst.
Viele Grüße :wave:
Christina
Benutzeravatar
Tinamama
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 883
Registriert: 06.03.2008 08:11

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Tinamama »

Ich fang mal den Roman an:
Vorgeschichte:
A. war vor 3 Jahren mal beruflich in Russland. Seitdem war so eine Reise grundsätzlich unter Beobachtung.
Im letzten Jahr gab es bei Phoenix einen dicken Geburtstagsrabatt für einige Russlandreisen. Da der dicke Geburtstag aber erst in diesem Jahr stattfindet, haben wir gehofft und gewartet, ob und wann er für dieses Jahr kommt. Aber es kam einer für die Donau. Nö!
Wenn man sich aber schon länger mit etwas beschäftigt, ist es schwer, umzuschwenken. Also: Wir haben uns eigentlich schon seit Nov. auf diese Reise gefreut und beschlossen: Wir machen sie. Damit hat Phoenix nur durch den angebotenen Rabatt im letzten Jahr Kunden für die Reise in diesem Jahr gefunden.
Allerdings haben wir die Kabinenauswahl zurückgeschraubt, obwohl jeder empfiehlt, man sollte eine Deluxe Kabine nehmen. Man kann auch mal 10 Tage auf 9m² wohnen! (Haben wir in der Jugendherberge in Stockholm getestet :D ).
In der normalen Außenkabine Hauptdeck 2 liegt man aber vielleicht an der Mauer.... also würde ich uns gerne Kat. G gönnen... Dazu gab es noch eine „Kulanz“ von der Premierenreise der Artania... grins, freu...

Mai: Visum beantragen vorbereiten. Biometrische Passbilder? Reisepass noch lange gültig? Ja. Krankenversicherung anschreiben für eine Bescheinigung. Kommt. Zeitfenster ist ab Ende Juni, aber ich habe es schon Anfang Juni weg. Erledigt.
Die Pässe kamen nach Ankündigung per Email, dass es versendet ist, am 19.7. per UPS mit Visum drin zurück. Reibungslos. Und für 118,-.
Die gleiche Reise Swetlana im nächsten Jahr wurde heimlich teurer. Der Grundpreis ist der gleiche, aber: in Moskau ist die Kreml-Besichtigung nicht mehr inklusive, sind 47,-pP, in St. Petersburg die Eremitage für 44,-. Da waren schon viele, das ist sicher richtig, es rauszunehmen. Außerdem sind drei Ausflüge teurer geworden, so dass uns die gleiche Reise 91,- pro Person mehr kosten würde, bei genau gleicher Leistung. Sind nur Kleinigkeiten und hält nicht vom Urlaub ab, aber ich wollte es mal erwähnen.

Vorsichtig angefragt – ja, sie haben schon die Flugzeiten: klasse, mittags, nonstop mit LH, also 23 kg!

Dann kam die Nachricht: Wir kriegen ein UPGRADE!!! Kabine 412, ein Palast auf dem oberen Deck! Das nehmen wir gerne!! Da ist zwar eine Treppe eingezeichnet, aber die wird uns gewiss nicht stören :) . War ein Treppenabgang, nichts, was den Ausblick störte.
Jetzt haben wir doch den Geburtstagsrabatt von letztem Jahr (ich genullt, A. während der Reise), nur auf anderem Wege. Dankeschön, Phoenix. Und wisst ihr was? Wir kommen sogar bestimmt wieder :wave:

Die Route:
Di 04.09.12 Anreise von Frankf n. St. Petersburg und Einschiffung
Mi 05.09.12 St. Petersburg / Russland, Stadtrundfahrt 8:15 – 11:30, in Stadt geblieben
Do 06.09.12 St. Petersburg, Eremitage, Abfahrt 20:00
Do 06.09.12 Fahrt über den Ladogasee
Fr 07.09.12 Svir (Flussfahrt)
Fr 07.09.12 Mandrogy 12:30 - 16:00, Schaschlikparty
Fr 07.09.12 Fahrt über den Onegasee
Sa 08.09.12 Insel Kishi 08:00 - 11:00, Freilichtmuseum
Sa 08.09.12 Wolga-Ostsee-Kanal
So 09.09.12 Weisser See (Wologda)
So 09.09.12 Goritsy (10:00 - 13:30), war aber von 13-17 Uhr, Kirilow Kloster,
So 09.09.12 Fahrt durch den Rybinsker Stausee
Mo 10.09.12 Jaroslawl (08:00 - 13:00) war von 15:30 – 20 Uhr, Stadtrundfahrt,
Mo 10.09.12 Fahrt auf der Wolga stromaufwärts
Di 11.09.12 Uglitsch (08:00 - 11:00), war von 9-14 Uhr, Kremlbesichtigung und Freizeit
Di 11.09.12 Oberlauf der Wolga
Mi 12.09.12 Moskau-Wolga-Kanal
Mi 12.09.12 Moskau an (13:00) 14:30 Uhr, Kreml-Besichtigung von 14:30- 18:30 (Kreml selbst von 15:45 – 17:30, Rest Busfahrt im Stau und 10 Min. Freizeit).
Do 13.09.12 Moskau, Stadtrundfahrt 8:30 – 11:30 Stadtrundfahrt (wir bleiben in der Stadt)
Fr 14.09.12 Rückflug
Per Google kann man die Route schon mal fahren. Wow!

Eine Woche vorher - Ufo könnte Probleme verursachen
Das Lufthansa-Kabinenpersonal will streiken. Ok, bin einverstanden damit, dass sie nicht durch Billiglohnkräfte ersetzt werden wollen. Sie reden 2 Tage lang davon, "morgen anfangen punktuell zu streiken".
Real: Am Freitag vor unserem Flug streiken sie mal in FRA von 5-13 Uhr, d.h. unseren Flug würde es nicht betreffen. Aber der morgens wurde annulliert.

Die Ufos greifen an!
Am Sonntag Abend wurde bekannt gegeben, dass sie am Dienstag ihren Streik fortsetzen wollen. Und zwar zeitlich und örtlich erweitert - das heißt an mehr Flughäfen und nicht nur bis 13 Uhr.
Schön, das hätte ich genau so gemacht. Nach dem Freitag musste sich die LH erst mal sortieren, am Wochenende erholen, und die Ufos konnten auch nicht gleich am Montag, aber so ein stinknormaler Dienstag bietet sich doch an...

Na gut, habe schon mit Phoenix telefoniert, sie versuchen im Fall der Fälle zuerst, uns auf 19:20 umzubuchen. Da ist aber dann dunkel, schade. Wo ich doch so fleißig in den letzten Tagen die möglichen Routen beobachtet habe! http://www.flightradar24.com
Wir versuchen vielleicht am Flughafen was zu erreichen, wenn’s uns betrifft - mal sehen, wann's los geht. Immer noch spannend.
Das Wetter meldet auch nicht mehr nur trocken...
-Fortsetzung folgt -
Benutzeravatar
henry
2nd Officer
2nd Officer
Beiträge: 2670
Registriert: 25.06.2008 18:45
Wohnort: an der Deutschen Weinstrasse

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von henry »

Danke, Christina, für Deinen Bericht bisher...und mach schnell weiter! Hast Du auch ein paar Fotos? Ichwarte! Was Du bisher schriebst, klingt sehr gut.
Wir haben ja "Fluss im Osten" auch im Visier, muss aber noch etwas warten, u vllt auch eher Dnjepr, da wir Petersburg schon mal hatten (mit der Maxim 2007).
henry
lazyharry
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 140
Registriert: 25.11.2008 10:34

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von lazyharry »

Hallo,

sehr informativer Anfang deines Reiseberichtes. Warte gespannt auf die Fortsetzungen. Habe vor einigen Jahren eine ähnliche Reise unternommen auf der Leonid Krasin
Tinamama hat geschrieben:
Schiff:
Eins der 27 fertig gebauten der Dimitri-Furmanov-Klasse, 1985 oder 89 gebaut (Internet ist sich nicht einig) und 2010 umfassend renoviert. 129 m lang und 16,7 breit.

[
Die Dimitri-Furmanov ist das Typschiff der in Serie gebauten 302 er Baureihe (7 Schiffe) , die von 1983-85 gebaut wurde.
Bei der Ivan Bunin handelt es sich dagegen definitiv um die 1985 gebaute Aleksey Vatchenko aus der modifizierten 302-Baureihe, gebaut in Boizenburg a. d. Elbe/DDR. Sie ist das erste von 14 annähernd gleichen Schiffen.
Danach kam dann noch eine 302M-Reihe ( 2 Schiffe) und eine 302MK-Reihe ( 5 Schiffe)

Meine Daten stammen aus einer russischen Quelle, in der die verschiedensten Baureihen aufgelistet sind, und die ich in meine umfangreiche Schiffsdatenbank übernommen habe.

Also, weiteren Folgen - wenn möglich mit Bildern - wären sehr schön.
LG lazyharry

P.S. sind die Duschen in den Kabinen auch noch immer so urig (Vorhang vor die Toilette und Eingangstür ziehen, Duschkopf mit Schlauch aus dem Waschbeken ziehen und los geht`s) ? : :) :)
Benutzeravatar
Tinamama
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 883
Registriert: 06.03.2008 08:11

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Tinamama »

@lazyharry,
endlich einer, der mit den vielen Schiffchen was anfangen kann. Danke für die genaue Aufstellung.
Richtig, es war die Vatchenko, aber inzwischen ist es ein anderes Schiff. Die Bäder der Bunin wurden 2010 alle renoviert. Brause mit Schlauch, Dusche mit Vorhang. Ob in den kleinen nur ein Schlauch aus dem Waschbecken kommt, weiß ich nicht. Ich vermute nicht. Wir hatten eine normale Handbrause.
Fotos hier: ist mir zu umständlich, dazu muss ich sie erst woanders reinpacken, wo ich sonst nichts mit mache, und dann wieder hier einstellen. Ich stelle einen Link ein, wenn ich sie in Picasa habe. Soweit bin ich aber noch nicht.
Du wirst dich wundern. Es ist richtig schick und bequem.

:D Ähm, der Rest wird eher Roman....
Viele Grüße
Christina
Benutzeravatar
Raoul Fiebig
Captain
Captain
Beiträge: 30999
Registriert: 07.09.2007 15:52
Wohnort: Paderborn/Ludwigsfelde
Kontaktdaten:

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo Christina,

hier wirst Du auch fündig. Diese vormals sehr gute Webseite zu ehemale sowjetischen Flußschiffen ist leider weitgehend nicht mehr verfügbar. :(
Benutzeravatar
Tinamama
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 883
Registriert: 06.03.2008 08:11

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Tinamama »

Hallo Raoul,
die hatte ich auf deutsch, könnte evtl. die gleiche sein.
Also doch 1985. Da steht: 2011 Herbst Einsatz in irgendeinem Oil-Field? Eigentlich warten sie doch im Winter in Rostov und werden ein bisschen aufgehübscht. (Die Besatzung hat 2 Monate Urlaub, dann sind die Renovierungen dran, Auskunft auf dem Schiff). Ist vielleicht falsch, denn die Rus ist ein anderes Schiff.
Aber jetzt ruft das Bett...
Gute Nacht
Christina
Benutzeravatar
Raoul Fiebig
Captain
Captain
Beiträge: 30999
Registriert: 07.09.2007 15:52
Wohnort: Paderborn/Ludwigsfelde
Kontaktdaten:

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo Christina,

tut mir leid, für die Qualität des Wikipedia-Artikels kann ich nichts. ;)
Benutzeravatar
Tinamama
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 883
Registriert: 06.03.2008 08:11

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Tinamama »

https://picasaweb.google.com/1040439730 ... sliebhaber
Hier ist das Album für Harry und die Schiffsliebhaber.
Der Wassili heißt Tschapajev und der Maxim heißt nicht Antonov sondern Litwinov. Sah sehr ähnlich aus.

:confused: Wie geht das nochmal, wenn ich HIER hinschreibe und dahinter den Link verstecken will? Code oder URL und wie?
Schon mal Danke! :wave:
Christina

Raoul, kann nicht bei Wikipedia jeder ändern? Du bist doch Fachmann :thumb:
Vielleicht kann mir noch jemand verraten, die die andere Schiffsklasse heißt, die "rundlichere". Danke.
Albatros
2nd Officer
2nd Officer
Beiträge: 2051
Registriert: 10.01.2008 21:36

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Albatros »

Zuerst auf den Button URL klicken. Das sieht dann so aus:


Nach dem "l" hinter dem ersten "url" in der eckigen Klammer ein = einfügen
; danach mit der rechten Maustaste den von dir gewünschten Link einfügen.
Danach zwischen den beiden Eck-Klammern das HIER einfügen.
Dann müsste es klappen.
Astrid
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 382
Registriert: 15.01.2008 18:15
Wohnort: Erlangen

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Astrid »

Hallo Christina,

vielen Dank für Deinen Bericht und die Fotos. Da fühlte ich mich doch sehr an unsere Reise von Moskau nach St. Petersburg Ende Mai 2009 erinnert. Wir sind damals allerdings auf der Dimitri Furmanov gefahren.
Die Deluxe-Kabinen auf der Ivan Bunin sind ja sehr ansprechend geworden. Auf der Furmanov gab es nur die "einfachen" kleinen Kabinen mit der schon erwähnten Dusche, die quasi aus einem Schlauch aus dem Waschbecken und dem Raum zwischen dem Waschbecken und der Toilette bestand.
Pool hatte die Furmanov auch keinen - den hätten wir damals bei 26 Grad gut brauchen können.
Auf alle Fälle ist die Strecke sehr eindrucksvoll und abwechslungsreich und jederzeit zu empfehlen.
Benutzeravatar
Tinamama
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 883
Registriert: 06.03.2008 08:11

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Tinamama »

5.9.12, Mittwoch, St. Petersburg
Frühstück ist zwischen 6:45 und 8:15 möglich, deshalb um 6:15 wecken mit Vogelgezwitscher. Das ist wirklich eine sehr vorsichtige Weckmethode. Um 8:15 Uhr ist Abfahrt zur Stadtrundfahrt. Die Busse werden sortiert nach nur Stadtrundfahrt oder Rundfahrt mit anschließendem Ausflug zum Peterhof, den wir nicht mitmachen wollten. Gestern Abend um 23 Uhr mussten wir noch schnell anmelden, wenn wir einen Ausflug in St. Pe machen wollen, Axel hat sich das Bernsteinzimmer gewünscht, deshalb haben wir beschlossen, dass wir morgen den nach Puschkin machen. Heute – mal sehen, vielleicht nach der Stadtrundfahrt dableiben, je nach Wetter. Peterhof bleibt übrig für eine zukünftige Kreuzfahrt.
Sehr informative Stadtrundfahrt mit Ludmilla. Es ist ziemlich feucht draußen.
Erster Halt ist am Smolny Kloster. Viel Verkehr, deshalb dauerte es schon 45 Min. bis dorthin. 15 Min Pause. Trocken, aber Wolken, geschätzte 14°.
Weiter ging es entlang von Fontanka und Sommergarten, und ab der Anitschkov Brücke die ganze Newski entlang, dabei war auch ein Stop an der Erlöserkirche, wo es tropft, später rüber auf die andere Insel, drüben bei Regenschauer an der Uni und Akademie der Künste vorbei, 10:30 am Souvenirshop mit Klo und Kaffee 25 min Pause; aber teuer ist der Laden. Eine Seabourn lag vor der ersten Brücke, war aber nicht zu fotografieren.
Stop an den Rostrum Columns, diesmal an der ersten. Und wie bestellt kommt die Sonne raus, nachdem wir immer mal wieder einen Schauer hatten. Wieder 15 min, dabei war es so schön, dass man länger bleiben könnte. Hochzeitspaare überall.

Halb 12 ist letzter Stop an Isaakskathedrale, dort können die aussteigen, die in der Stadt bleiben wollen. Da es um 17:30 Uhr schon wieder Abendessen gibt und die Sonne scheint, bleiben wir da und genießen unsere Freiheit. Und jetzt sind wir auch irgendwie angekommen.
Das Museum in der Kathedrale hat mittwochs zu, was uns gar nicht stört; aber nicht die Aussichtsplattform. Was ist schöner, als ein Blick von oben auf eine Stadt? Und mit Sonne? Eintritt für hoch kostet 150 Rubel. Zwei Runden gedreht mit Foto und Film, schön!
Die Admiralität ist komplett zugehängt, nur die schöne Spitze guckt raus und glänzt wie immer. Auch an der Kathedrale selbst wird fleißig repariert.
Als wir unten waren, sind wir Richtung Fluss und Peter/Katharina-Denkmal, das Pferd und die Schlange. Sonne!
Den Newski Prospekt mussten wir erst noch rechts liegen lassen, weil der große Platz vor der Eremitage auch ganz nah ist. Wir hatten ja Auslauf und genossen diesen sehr.
Immer noch schön! (Und so blieb es auch für den Rest des Tages). Vor uns der große Platz mit der Alexandersäule und dem Winterpalast, hinter uns die Admiralität, nur wenige Busse rechts und sonst wenig Leute um uns herum.
Danach sind wir den Newski Prospekt entlang, den ganzen. Wegen kleinem Hunger und Hoffnung auf wifi sind wir gleich am Anfang mal zum Mägges abgebogen; kleiner Hunger wurde befriedigt, aber Wifi gelang uns nicht. Und es war brechend voll!
Gemütlich gebummelt, Literaturnaja Cafe ausgelassen, aber beim langen gelben Gebäude mal rein geguckt, lauter kleine Geschäfte. Kasaner Kathedrale und viele schöne Gebäude ohne Zeitdruck fotografiert – hinterher haben wir festgestellt, dass wir trotzdem vieles gar nicht wahrgenommen haben. Pause im Schokoladnyi (oder ähnlich)-Cafe, die haben leckere Sachen! Muss auch eine Kette sein, davon gab’s mehrere. Sonne, draußen gesessen, genossen, Leute beguckt.
Weiter gings bis zum Platz Vosstanija, wo der Moskauer Bahnhof ist, ebenfalls ein Lenindenkmal. Nach einigen Minuten umschauen und die Masse wirken lassen sind wir in die Metrostation. Von hier haben wir nur noch 4 Stationen zu fahren, karoeinfach. Am Ticketschalter sitzt jemand, 27 Rubel pro Person, man kriegt eine Münze und wirft sie am Eingang ein. Falls man nicht trifft oder sonstige Probleme hat, steht dort auch Personal herum. „Russische Arbeitshaltung“ – zackzack-Abfertigung.
(Zu diesem Thema: In einem Buchladen habe ich nach Briefmarken gefragt. So unbeteiligt und gleichgültig in Richtung „ist mir doch egal, wieso fragst du mich überhaupt?“ würde man bei uns nicht erleben.)
In der Metro hinter der Schranke: Rolltreppe. Ewig, nie endend. Wahnsinn! War schon damals in Stockholm Arlanda zum Zug beeindruckt, da gibt’s auch so eine.
Und was ist unten? Eine Person mit Hebelgewalt. Da sitzt jemand, der im Notfall die Rolltreppe stoppt. Was für ein langweiliger Job! Man kann unten drin jederzeit umsteigen und fahren solange man will, für die eine Fahrkarte, einfaches System.
Unsere 4 Stationen dauern ganz schön lange. Einheimische lesen oder haben die Augen zu.
An unserer Station Proletarskaja raus und wohin? Hm. Kein Schiff zu sehen. Einfach nach rechts der Straße folgen, dann kommt man hin.
Um 16:30 waren wir zurück; andere Schiffe beguckt, Fotos gemacht, Pause, duschen, Schläfchen,
Um 17:30 gibt’s schon Essen, das prima ist, viel besser als gestern (es war einfach zu spät), es gibt immer 4 Gänge, nicht zu viel und nicht zu wenig.
Was zu viel war, war ein süßer Kuchen, der von einer Delegation von 6 Leuten gebracht wurde, sie sangen Happy Birthday und eins auf russisch. Kurze Zeit später kamen sie noch mal für die gleiche Zeremonie zwei Tische weiter. Wir schafften natürlich zu sechst nur die Hälfte vom Kuchen. Zeitlich war es etwas knapp, weil unsere Damen einen Termin hatten, aber es reichte grade so.

Dann fahren die meisten Leute auf Ausflug. Wir haben frei und müssen noch zum Supermarkt. Der ist an der linken Ampel gradeaus rüber und nach 20 Metern auf der linken Seite.
Internet in der Mauer beim Schiff soll 120 Rubel für den ganzen Tag kosten, gilt aber nicht von heute bis morgen, sondern jeden Tag extra. Gradeaus von Schiff über die Straße hinter der Grünfläche ist ein Fotogeschäft mit Internetcafe und ganz schnellem Internet, für 1 Rubel pro Minute.

Das Schiff ist ziemlich leer. Wir wollten weder in Schwanensee (war ich schon, war auch ein russisches Nationalballett) noch bei Regen auf den Kanälen rumfahren, inkl. 45 Min. Fahrt hin und zurück. Müde. Ein Bier und ein Wein vorne in der Panoramabar, Lieblingsplatz, wenn’s davor im Freien zu kalt ist.
Jetzt ist endlich mal Zeit, die Infos zu lesen. Das Tagesprogramm ist immer sehr übersichtlich, ein Din-A 4 Zettel. Gewarnt wird vor flinken Taschendieben, die scheinen hier besonders gut zu sein. Habe heute intensiv den Rucksack bewacht und Foto festgehalten, Vorsicht ist besser...
Also: man kann sich auch ohne Russischkenntnisse alleine unter die Leute wagen. Wenn man das nicht tut: Bei Phoenix ist man gut aufgehoben. Die meisten Leute machen sowieso die organisierten Ausflüge, soviel wie geht.

Schiff ist picobello sauber!

Über Nacht: Keine Heizung an und Fenster geschlossen wegen lauter Straße. Geht auch.
Bemerkung zur Heizung: Es gibt drei Stufen warm, heiß und sehr heiß. Wir hatten nur an einem der nächsten Tage an, sonst gar nicht.
Benutzeravatar
Tinamama
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 883
Registriert: 06.03.2008 08:11

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Tinamama »

6.9.12 Donnerstag, St. Petersburg und Abfahrt
Frühstück gibt’s von 7:45 (wo wir erst aufstehen) bis 9:15. Nach der Hälfte der Zeit sind die meisten schon fertig. Um 9 Uhr sitzen wir alleine da.
Es wird eingeteilt nach dem, was man in der zweiten Hälfte des Tages vor hat. Unser Puschkin-Ausflug ist restlos ausgebucht. Wir kriegen ein Lunchpaket.
Für die Eremitage wird unser voller Bus nochmals in 2 Gruppen eingeteilt, wir werden mit Technik versorgt, die in der Eremitage erst geht, als sie direkt in das Gerät rein spricht, ab da kann die Gruppe auch was hören.
Die Alexandersäule ist nicht verankert, sie steht nur durch ihr Gewicht. Und ist noch nicht umgefallen, was die Menschen am Anfang befürchteten.
Um 10:30 sind wir in der Eremitage, diesmal durch den Eingang vom Platz her, sehen viele andere Kunstwerke als letztes Mal.
14 Uhr ist Katharinenpalast Eintritt reserviert, um 16 Uhr soll Rückfahrt sein. Hm...

12:30 draußen, genau für diese 3 Minuten gabs einen fetten Regenschauer. Dann saßen wir im Bus. Und nichts passierte. Und jeder plünderte sein Lunchpaket. Belegtes Brötchen, Joghurt, Birne, Kekse, Muffin, Wasser, Saft.
Und kurz nach 1 setzt sich der Bus mal in Bewegung (wir sollten um 13:45 am Katha-Palast sein?), fuhren um 2 Ecken und plötzlich sagte die Reiseleiterin: Der verlorene Sohn ist aufgetaucht. Der Bus drehte um, wir fuhren zurück, sammelten den Verlorenen ein und fuhren um 13:15 ein zweites Mal los.
Diese 45 Min. fehlen uns bei der Besichtigung. 45 Min. mal 50 Leute = 2250 Min = 37,5 Std. verlorene Besichtigungszeit.... und das merkten wir auch später. Die Fahrt nach Puschkin dauerte mehr als eine Stunde. Larissa, unsere Führerin, hat ein Wahnsinns-Wissen. Sie gefiel mir von allen Guides am besten. Während der Fahrt gab es Unmengen an Infos über die Stadt.

Um 14:45 kamen wir am Eingang rein. Alle Räume hatten geöffnet, das ist nur im Winter so, wenn weniger Besucher kommen. Wenn im Sommer viele da sind, werden einige Räume geschlossen, damit man die Leute schneller durchschleust.
Man musste am Eingang Überschuhe anziehen. Dann ging es im Laufschritt durch, wie gesagt: weniger Zeit zur Verfügung, aber alle Räume zu besichtigen. Jeder hat gestöhnt, so schnell konnte man gar nicht gucken.
Ausgang war nach hinten, wir haben alleine eine Extra-Runde im Park gedreht, haben dann die Gruppe 1 gefunden (nicht unsere) und uns bei ihnen angehängt, draußen fanden alle zusammen, abgezählt, es fehlte tatsächlich niemand! Und wir gingen zusammen zum Bus zurück.
Um 4 ging es über die Autobahn trotz Stau schnell, und wir waren kurz nach 5 Uhr fast pünktlich am Schiff. Vermutlich endet da die Arbeitszeit und die Bezahlung....

18:30 Rettungsübung: Station steht in der Schranktür, mit Rettungsweste raus und anziehen. Kabinenfee war dafür zuständig und unsere Stationsleiterin. Als es klingelte war natürlich schon jeder fertig bereit, es war ja bekannt, jeder ging schnell nach oben und die Gruppen sammelten sich auf dem Pooldeck. Unsere Gruppe war irgendwie unkoordiniert, nicht klar, wer alles dazu gehört, im Gegensatz zu den anderen ordentlich aufgestellten Gruppen. Der Kapitän war dann ganz stolz: das Schiff soll in 5 Min geräumt sein, wir hätten 4:59 min gebraucht.... ja,ja, im Ernstfall steht nicht jeder fertig vor der Kabine, sondern liegt im Schlafanzug im Bett, da würde es doch etwas länger dauern....
Später in der Bar hörte ich jemand sagen, er versteht das nicht, was das ganze soll.... Manche lernen auch aus einer Concordia nichts! Hätte ihm gerne erzählt, dass Peter mich gefragt hat, wie wir auf die (verrückte (hat er nicht gesagt)) Idee kommen, im September zu fahren, wo es auf den Seen heftige Stürme mit 5 m hohen Wellen geben kann. Habs lieber gelassen. Aber der Zweifler hätte im Notfall Glück, er wohnt auch hier oben.

19 Uhr Abfahrt. Sonne scheint. Kurz vor der Brücke liegen die anderen Schiffe am gegenüberliegenden Ufer (was ich auf google schon entdeckt hatte). Drei Viking Schiffe auf einmal, und noch welche drumherum.
Nach der Brücke schnell kämmen und umziehen, dann kamen wir noch die letzten 2 Minuten zum Kapitänsempfang oben. Sie waren fast fertig und wir bekamen keinen Sekt mehr (frische Luft war wichtiger).
Seit gestern muss man sich am Tag vorher ein Hauptgericht auswählen. Es ist schön angerichtet, schmeckt gut, geht etwas zack-zack. Heute waren wieder zwei Geburtstage, inzwischen wird mit Akkordeon gesungen, weil der Musiker da ist. Es ist ziemlich warm und ziemlich laut im Speisesaal.
Als wir raus sind, kam grade eine Eisenbahnbrücke. Später vorne in der Bar bemerkten wir im Dunkeln eine Autobahnbrücke. Die Viktoria fährt schön vor uns her.
Als wir Schlüsselburg erreichten, am Eingang zum Ladogasee, wurde das mächtige Bauwerk stückweise von der Brücke her angestrahlt. Es war ja schon stockdunkel. Einige standen auch draußen um zu gucken, aber das war uns zu frisch. Wir waren 15 min zu früh, weshalb ein paar Leute zu spät kamen.
Draußen ist es schön ruhig und es riecht so schön nach Wasser. Es ist schon kühler. Wieso ist der Himmel an einigen Stellen hell, obwohl dort keine Stadt ist? Der Mond ist woanders. St. Petersburg sieht man noch in der anderen Richtung als helle Aura.
Dann rief das Bett.
-Fortsetzung folgt-
Benutzeravatar
Joerg
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 1135
Registriert: 05.11.2007 20:23
Wohnort: Münsterland

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Joerg »

Hallo Christina,

vielen Dank bisher für den mitreissenden Bericht. Fast als wenn man selbst mit an Bord war. :)

Ich komme ja auch nächstes Jahr nach St. Petersburg, allerdings von der Ostsee her mit der Costa Pacifica.

LG Jörg
Kruizefan
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 1918
Registriert: 02.02.2009 09:12

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Kruizefan »

Ich lese nicht viele Reiseberichte, aber deiner ist Spitze und ich bin auf die Fortsetzung gespannt wie Bolle...
Vielen Dank!
Peter
lazyharry
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 140
Registriert: 25.11.2008 10:34

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von lazyharry »

Hallo Tina auch ein Lob von mir für den tollen Bericht. Deine Fotosammlung der Schiffe ist Klasse.
Wenn ich deine Kabinen-Bilder betrachte muß ich sagen: Ja, da ist doch einiges modernisiert and annehmlicher geworden, zumindest bei der Ivan Bunin (wie Astrid ja geschrieben hat, gibt's bei der Furmanov noch die urige Nasszelle). Obwohl, so schlimm war die auch nicht, das Wasser war immer warm, floß auch einwandfrei ab, nur Toiletten/Kosmetikartikel mußte man eben in der Kabine aufbewahren, oder jedesmal umlagern.
Trotzdem auch bei uns die gesamte reise einfach ein Erlebnis, das ich auch noch mal wiederholen würde.
Meinst Du mit der rundlichen, die Pjotr Pjervyi (Петр Первый) ?
Die gehört zur Typklasse 588-Serie 2 (auch als Rodina-Klasse bezeichnet). Ursprünglicher Name war Ivan Susanin (Иван Сусанин). Diese mittelgroßen Flußschiffe (etwas kleiner als die Ivan Bunin) wurden zwischen 1953 und 1961 (1. Serie 11, 2. Serie 38 Schiffe) auf der VEB Mathias Thesen Werft in Wismar gebaut. Der "Peter" wurde 1960 gebaut
Benutzeravatar
Tinamama
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 883
Registriert: 06.03.2008 08:11

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Tinamama »

Danke! Klasse, hier kriegt man Auskunft, wenn man braucht :thumb:
Ich teste mal die Beschreibung von Albatros, und wenn ich es wieder vergesse, weiß ich, wo ich es wieder finde. :)
Hier sind Fotos und es werden nach und nach mehr.
(Yeah, es hat geklappt!!)

7.9.12 Freitag, Mandrogi
Nachts hat es schön geschaukelt. Wir haben den Ladogasee am südlichen Ende durchquert. Er ist der größte See Europas! Wenn es aufhört zu schaukeln, weiß man, es ist wieder Fluss, nicht See.
Wir hatten das Fenster einen Spalt offen. Es war sehr schön ruhig... aber morgens dann frisch.
Um 7:30 ist draußen ein Arbeiter unterwegs und schiebt das Wasser weg. Kurz danach schüttet es wieder – Pech gehabt.
Frühstück ist heute zwischen 8 und 9:30, danach gibt’s Infos über die Ausflüge und später über russische Souvenirs.
Wir sind gut eingepackt raus, schon kurz vor der ersten Schleuse, der Untere Swir-Schleuse. Es regnet, wir stehen auf Deck 3 trocken. Nach ein paar Minuten durften wir rein in die Schleuse. Wir werden 12 m gehoben, halbe Stunde, von 11-11:30 dauert es. Es geht übrigens fast immer aufwärts, nur 2x werden wir auf der Reise abgesenkt.
Aufwärmen, um 12:30 Uhr sollen wir ankommen, dann kann man auch sofort raus. Draußen ist nur Wald.
Mandrogi war als Fischerdorf ausgestorben, wurde Anfang der 90er von einem reichen Russen gekauft und als Museumsdorf wieder aufgebaut. In den Häusern sitzen Leute, meist Frauen, die dort Dinge herstellen bzw. bemalen. Es ist bewohnt, hat sogar einen Kindergarten/Schule und ein Hotel. Was Axel am meisten beschäftigt hat, ist, dass Putin von 2001-03 hier Sommerurlaub gemacht hat.

In Mandrogi lag das Schiff von 12:30 – 15:45. Gleich schon mal ein kleiner Erkundungsgang nach rechts, zuerst noch mit Schirm, aber bald ohne; um 13 Uhr gab es nach Gruppen sortiert das bestellte Schaschlik-Essen in halboffenen Gebäuden, so groß wie Kirmeszelte. Wir hatten am Abend vorher wählen dürfen zwischen Schwein, Huhn oder vegetarisch. Dazu gab es Reis, Kartoffel- und Krautsalat, Gurken, Tomaten, ein halber Becher Rotwein, hinterher gabs Kaffee und Piroggen, also ein Stück Kuchen mit Beeren drauf. War völlig ok, Schaschlik schmeckte prima nach Holzkohle (positiv gemeint, war nicht verbrannt). Nach dem Essen sind wir nach links bis zum Pferdestall, anders zurück und kamen an die kleine menschenbetriebene Fähre. Witziges, aber wirksames Teil: Ein junger Mann läuft an einem Drehkreuz immer rundherum und bewegt dadurch die Fähre am Seil vorwärts. Etwas blöder Job... Im Sommer machen das wohl mitfahrende Kinder gerne. Für 150 Rubel haben wir uns mal rüber befördern lassen und sind durch den Park oder besser gesagt: Wald mit den Märchenfiguren gelaufen. Sie stammen aus dem Märchen Ruslan und Ludmilla, jedes russische Kind kennt das, wir aber nicht. Einen Kleintierzoo hatten sie dort auch, in nicht artgerechter Haltung, Marder oder Wiesel mit einem Tick, ist ständig rundgelaufen, unglückliche Füchse, Vögel, Ziegen,.... Wir waren ziemlich alleine dort drüben.
Zurück war es eng: schnell noch in zwei bis drei Shops, wo wir vorher mal kurz reingeguckt hatten. Weihnachten rückt unaufhörlich näher. Die Zeit hier fand ich zu knapp, ich hätte noch gebraucht zum shoppen. Wenn man allerdings sich NUR darauf konzentriert, dann reicht es wohl. Man kann übrigens hier, in der Wildnis, allein und verlassen im tiefen russischen Wald, in jedem Haus mit Kreditkarte bezahlen.

Die Abfahrt war ziemlich pünktlich, wir waren natürlich draußen; Sonne, schön, RUHIG, Schiff gleitet nur. Mal kurz rein für einen Kaffee und Kekse, dann wieder raus und vorne auf Deck 4 einen Platz gesucht. Viele waren da nicht, vielleicht 10 Stühle/Leute. Sehr gemütlich. Bis nach der Doppelstadt (rechts und links vom Fluss) waren wir dort. Immer wieder kamen ein paar Häuschen, alte oder neue aus Holz, am Fluss entlang ist doch bewohnt, mal kam ein Verladewerk, wenig Industrie, viele Angler, gutes Netz von Handy- und Telefonmasten.
Das nicht genutzte Nachmittagsangebot: Russischkurs, Chor, Rundlaufen, Russ. Tanz.
Axel hat auf seinem Iphone das Programm, uns zu verfolgen, Scobbler, für die Freaks. Funktioniert in Russland besser als hier, und nur draußen im Freien. Während ich die Bäume geguckt habe, hat er geguckt, wo wir grade sind.
Irgendwann wurde es zu frisch, dann blieben wir noch eine zeitlang in der Panoramabar.

Um 18 Uhr passierten wir wieder eine Schleuse, um 19 Uhr ist Abendessen. Abendprogramm ist heute eine Lesung vom „Schneesturm“ von Alexander Puschkin. Da der hier so wichtig ist, interessiert mich das, Axel meint, er würde dann schlafen, wenn’s zu langweilig ist. Drei Reiseleiterinnen haben abwechselnd gelesen, die Geschichte war echt spannend und hatte ganz unerwartet ein gutes Ende, wie ein Aha-Erlebnis. Axel war nicht eingeschlafen, aber zugehört...?
Danach sind wir in die Tanzbar, es kam noch ein weiteres Paar dazu, sonst niemand, und wir haben mal 2 Stück getanzt, bis Dimitri, der Musiker Pause machte. Als wir um ca. halb 11 zur Kabine zurück gingen, war die Panorama-Bar vorne schon zu. Alle sind schon brav daheim.
Morgen müssen wir früh aufstehen, wir erreichen Kischi im oberen Teil des Onegasees schon früh. Der Onegasee ist übrigens der zweitgrößte Binnensee Europas!
Fenster bleibt heute Nacht zu. Es zieht auch da durch, hinter dem Vorhang ist es morgens etwas kühler. Nicht winterfest, deshalb fährt sie als nächste Fahrt runter nach Rostov, ins Winterquartier.
-Fortsetzung folgt-
lazyharry
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 140
Registriert: 25.11.2008 10:34

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von lazyharry »

Tinamama hat geschrieben:Danke! Klasse, hier kriegt man Auskunft, wenn man braucht :thumb:
Na ja, ich versuche es zumindest. Hast dich ja auch bei meinem blog Panamakanal 2014 eingetragen, Danke !

Dein Reisebericht läßt viele Erinnerugen wieder hoch kommen an unsere Reise. Mal sehen, ob ich es endlich schaffe diese in ein Fotobuch zu bringen.
Werde Deinen Bericht weiter aufmerksam verfolgen. :thumb:
Benutzeravatar
Tinamama
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 883
Registriert: 06.03.2008 08:11

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von Tinamama »

8.9.12, Samstag (das ist hier grade so was von egal!), Insel Kishi im Onegasee
Russland. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2012. Raumschiff En.... äh, ich meine: die MS Ivan Bunin ist unterwegs mit Käptn. Ravjuran und 100 Mann Besatzung bei ca. 200 Passagieren, um die Landschaft zwischen St. Petersburg und Moskau zu entdecken....
Und heute Morgen brauchen wir wieder das Vogelgezwitscher zum Wecken; beim Kuckuck schafft es einer, aufzustehen, dann ist es genug. Draußen ist es noch fast dunkel und wir haben gehalten, fahren aber bald weiter. Vermutlich war er zu früh, und die Fahrt durch die Landschaft ist ja wichtig für uns. Sieht aus wie in Schwedens Schären mit viel Wald. Draußen sind Holzhäuschen und kleinere Ansiedlungen, hier und da mal. Ein Kirchelchen auf einer anderen Insel, viele Bäume. Ich hätte nicht gedacht, dass hier so viele Leute wohnen. Die meiste Zeit im Jahr werden sie sich per Schlitten fortbewegen, weil alles zugefroren ist. Und Masten gibt es überall, für Handy und Telefon.
Hinter unserem Vorhang und draußen ist es frisch... Heute wird alles angezogen, was da ist. Wir haben ca. 8° und weder Nebel noch Regen, was will man mehr!
Wollte mal nach vorne rausgucken ohne mich groß einzupacken, aber die Panoramabar ist noch abgeschlossen. Also TV-Bild und Fenster nutzen.
Frühstück ist von 6:15 bis 7:45, wo wir uns zum „Ausflug“ draußen in den Gruppen versammeln sollen. Ankommen sollen wir um 7:30.

Kishi ist eine Insel im nördlichen Onegasee, 6 km lang und bis 1 km breit.
Das Freilichtmuseum ist am südlichen Zipfel. Die Gebäude sind UNESCO Welterbe. Die große Kirche, die Verklärungskathedrale, ist 37 m hoch und hat 22 Kuppeln aus silbrig glänzendem Espenholz. Die Schindeln müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Gebaut ohne Messgeräte, ohne Nägel (außer zur Befestigung der Schindeln) und Metall, nur mit Äxten, weil man dadurch merkt, was man macht (wie soll ich das beschreiben? Eine Maschine hätte nicht das Gefühl dafür).

Das Frühstück haben wir kurz gehalten, bei der Führung war unsere Gruppe die letzte. Ich war etwas angenervt, dass man in der Herde bleiben muss - jedenfalls erst mal so lange, bis man hinter dem Eintrittshäuschen ist. Während wir den langen Marsch zum Eingang machten (so etwa 5 Minuten), kamen die Viktoria und Peter angefahren und legten an der Bunin an.
Wir blieben dann doch bei der ausgiebigen Führung durch das Gelände, die Erklärungen sind mir ja schon wichtig. Wir waren in der kleinen Kirche mit den 9 Kuppeln drin, die Maria-Schutz-Kirche, die beheizbar ist und dadurch ganzjährig in Betrieb.
Im Bauernhaus dahinter gab es genaue Erklärungen zur Lebensweise der früheren Bewohner der Gegend, ich habe spontan eine Kette gekauft, die aus viiiiel Arbeit besteht, ziemlich direkt an der Produktionsstätte, also bei der Frau, die sie bastelt, für 900 Rubel, sind ca. 22,50 €. Später: Im Souvenirshop vorne am Anleger wollten sie dafür 1700 Rub = über 42,-, und sie hatte nicht so einen guten Verschluss!
Am Ende der Insel haben wir uns ein Stück von der Gruppe abgesetzt (war immer noch genervt vom Herdentrieb) und sind noch weiter Richtung Ende, wo noch zwei Häuser standen und sonst nichts als Stille war. Man konnte hören, wie das Schilf ganz leise raschelt. Einfach nur Stille. Bis man ein Glockenspiel hörte – die Gruppe hatte inzwischen Erklärungen über die Michaelskapelle bekommen, und der Glockenspieler hat ihnen CDs angeboten.
Als der Rundgang beendet war, hatten wir „eine halbe Stunde Zeit“. Dabei muss man berücksichtigen, dass noch 10 Minuten Rückweg anstanden, für langsame Leute eher 15 Min. Schnell durch alle Shops durch, Postkarte, Pin-Ersatz, Holzuntersetzer, -Dose, zurück aufs Schiff.
Zum Ablegen mussten uns die beiden anderen Schiffe raus lassen, die dann wieder anlegten. Die Viktoria kam aber bald hinter uns her, sie war den ganzen Tag in Sichtweite.

Karelien. Klingt schon nach Weite, Bäumen, frischen Temperaturen, Rentieren, .... die woanders waren. Wie Ludwig schrieb: man sieht kaum Tiere. Das ist wirklich seltsam, da ist doch fast nichts als Natur.
Wir genießen die Landschaft. Die ist bald mal wieder nur Wasser, wir überqueren den Onegasee nach Süden. In der Zeit gibt es ein Gespräch über "Russland heute", während dem ich aber immer wieder hinten aufs Pooldeck rausschlüpfe, um Fotos zu machen, die Farben und die Wolken sind doch zu schön. Dabei wird man ziemlich durchgekühlt, also wieder rein und weiter zuhören. Ist interessant.
Nach dem Mittagessen schlägt die Müdigkeit zu, aber es bleibt nur ein knappes Stündchen, denn um 14:40 haben wir einen Termin beim Kapitän, 20 Min. Brückenführung. Er erklärt kurz, Anna übersetzt, man darf fragen und hat sich drüber gefreut.

Ab 3 Uhr hielten wir uns bei einem Russischen Kaffee in der Panoramabar auf. Irgendwann war der Onegasee zu Ende und wir fuhren in den Wolga-Baltik-Kanal ein. Leider ist es draußen zu kühl. Die Russische Teestunde haben wir ausfallen lassen, die Kellnerinnen sollen in russischen Trachten bedient haben; außerdem gab es als Angebot: Vortrag: Wer war Ivan Bunin (ein Schriftsteller mit Nobelpreis) und Malen Sie eine Matrjoschka (auf ein Blatt, abends durfte jeder abstimmen, welche die Schönste war).
Wir haben uns nochmals wetterfest gemacht und sind einigen Leuten beim Walk-a-mile auf Deck 3 gefolgt, mit „Nachsitzen“, weil wir erst später eingestiegen sind. Eine Runde sind ca. 200 m.
Währenddessen näherten wir uns der Schleuse von Wytegra.
Ab 18 Uhr wurden wir mit einem anderen Schiff zusammen geschleust, deshalb dauerte es länger. Gelegentlich schauerte es mal. Daheim sollen 29° sein. Schön, dass wir hier sind :-). Nach einem Nachmittag Hochseefeeling gabs jetzt wieder viele Bäume zu sehen. Es sieht aus wie Alaska Inside Passage. Es riecht nach Holz. Mehrere Holztransporter haben wir schon gesehen, auch andere Frachtschiffe, vermutlich mit Gas.
Abendessen war um 19 Uhr. Wie immer lecker und einheimisch, mit viel Dill, Kartoffel-Schwein-überbacken im Töpfchen; diesmal nur drei Gänge, da es mittags schon vier gab. Trotzdem pappsatt.
In der Zeit waren wir schon in der zweiten Schleuse (19:20), hier kommen sechs am Stück, wo wir insgesamt 80 Meter angehoben wurden. Während Schleuse 3 und 4 saßen wir mit unseren Damen in der Panoramabar nett zusammen, bei Schleuse 5 sind wir ins Bett. Programm war heute Abend „Russische Romanzen - Lieder fürs Herz“, darauf hatten wir keine Lust.
-das war jetzt für mich der schönste Teil, ganz weit nördlich. Fortsetzung folgt-
luigi
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 435
Registriert: 08.11.2007 21:11

Re: Reisebericht MS Ivan Bunin 09/2012 St. Petersburg-Moskau

Beitrag von luigi »

Hi Christina
Als wir in Kishi waren, waren die Dachdecker noch auf der Kirche am Arbeiten. Und jedesmal, wenn eine neue Touri-Gruppe (es waren noch 2 andere Schiffe da) anmarschiert kam, hat der Glockenspieler nebenan angefangen zu spielen. Die beiden Dachdecker haben dann jedesmal über den "Lärm" gemeckert und eine kleine Pause eingelegt, grins.
Gruß
Ludwig
Antworten