Reisebericht Crystal Serenity (1. bis 6. August 2012)

Hochseekreuzfahrten mit anderen internationalen Veranstaltern
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Stefan_Steiger
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Reisebericht Crystal Serenity (1. bis 6. August 2012)

Beitrag von Stefan_Steiger »

Vorbereitung
Nachdem wir eigentlich wieder mit Seabourn eine Reise buchen wollten, uns aber der hohe Einzelkabinenzuschlag und die furchtbaren Flugverbindungen nach Athen davon abhielten, haben wir Anfang Juli 2012 bei einem amerikanischen Online-Reisebüro eine Reise mit der Crystal Serenity gebucht. Die Kosten dafür betrugen rund $ 1.750,-- inkl. $ 185,-- onboard credit für die fünf Nächte (allerdings ohne den Einzelkabinenzuschlag).
Zu Crystal haben wir nicht viel im Internet gelesen, da es hier nicht wirklich ausreichend (vor allem aktuelle) Berichte gibt. Was wir allerdings gesehen haben und was dann auch der ausschlagende Grund für die Buchung war, war die Umstellung auf all-inklusive im Frühjahr 2012.

Die Flüge wurden mit der AUA gebucht. Abflug in Wien war um 12.35 Uhr. Wir kamen gegen 14.30 in Nizza an und haben aber bereits zu Hause einen Taxitransfer vom Flughafen in Nizza nach Cannes (ca 30 KM) fix gebucht (Kostenpunkt € 75,-- für die Fahrt). Am Flughafen in Nizza wurden wir in der Empfangshalle dann auch abgeholt. Ist wirklich zu empfehlen, so ein Service. Der Pre-check-in war dann direkt im Hafengelände in Cannes (Gebäude habe ich dort keines gesehen). Da die Crystal Serenity nicht gedockt war, mussten wir mit dem Tenderboot zum Schiff.

Check-in
Beim Pre-check-In in Cannes wurde nur kurz der Pass angesehen und das Gepaeck abgenommen. Wir gingen dann auf das Tenderboot und danach auf den 5. Stock. Dort warteten schon zwei Damen, machten zwei Fotos und gaben uns die Karten. Keine nette Begrüßung, kein Willkommensdrink, Lachsbrötchen etc. Wir mussten uns dann den Weg zu unserer Kabine selber suchen. Der Empfang war für ein Luxusschiff mehr als ernüchternd.

Route
- Cannes
- Monte Carlo (2 Tage)
- Livorno (Toskana)
- Ponte Venere (Cinque Terre)
- Civitavecchia

Wenn der Hafen nicht "direkt" im Zentrum war, wurde ein kostenloser Shuttlebus in die Stadt angeboten, z.B. in Livorno. Auch gab es beim Auschecken einen eigenen Shuttlebus vom Schiff zum Hafeneingang.

Kabine
Ich hatte die Kabine 8008 auf dem 8er Deck (von insgesamt 13 Decks). Es gibt auf der Serenity vier Kategorien von Staterooms und zwar die Deluxe-Staterooms ohne Veranda, Deluxe-Staterooms mit Veranda (hier unterschiedliche Preise für die Decks - je hoeher desto teurer), Penthouse-staterooms mit Veranda und die Penthouse-Suiten. Die Deluxe-Staterooms haben so ca. 21 qm plus ca. Balkon. Die Penthouse-Staterooms so rund 30 qm plus Balkon. Die Suiten habe ich mir nicht angesehen.
Nach dem Betreten der Kabine geht es links in das Bad, welches relativ gross ist und zwei Waschbaecken mit Marmorplatte hat. Vis a vis ist das WC und eine kleine Badewanne mit einer eingebauten Dusche und einem Duschvorhang. Als Pflegeprodukte wurden jene von Averda angeboten. Im Bad ist ein Fön mit einem Schlauch (in der Kabine habe ich dann noch einen gefunden). Nach dem Bad geht es in den Hauptbereich mit einem Kingsize Bett, einem kleinen Ledersofa und einem Glastisch. Vis a vis vom Sofa ist ein Schrank mit vielen Laden. In diesem ist auch der Flatscreen mit dem Bluerayplayer sowie die Minibar eingebaut. DVDs etc konnte man sich in der Bibliothek ausborgen. Die Balkontüre geht über die gesamte Kabinenfläche. Neben dem Bett ist ein Kasten mit einer Schiebetuer mit Safe und ein paar Fächern und Laden. Leider ist dieser sehr klein. Für eine Kreuzfahrt mit einer Woche und zwei Personen wird es sehr eng. Die Matrazen und Polster war super gemuetlich. So eine gute Matraze hatte ich noch auf keinem Schiff. Laut Prospekt sollte auch ein Begruessungschampagner auf der Kabine sein. Diesen habe ich erst nach einer Reklamation bekommen.
Die Kabine selber ist sehr schön - aber für ein Luxusschiff viel zu klein. Dies ist wohl das groesste Problem der Schiffshardware. Dies haben mir auch viele Leute von der oberen Führungsebene bestätigt. Es soll aber angeblich 2014 ein neues Schiff kommen, bei dem es wie auf Seabourn nur mehr Suiten gibt. Ich persönlich wuerde so eine Kabine bei einer Zweierbelegung nicht mehr buchen. Da die Kabine aber für mich alleine war, war sie ok.

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Schiff
Bereits auf dem Tenterboot ist mir die Dimension des Schiffes aufgefallen. Ich hatte es mir viel kleiner vorgestellt. Von der Größe kann es mit einer Celebrity Century vergleichen. Die MSC Lirica ist rund 3 m schmäler - auch eine Azamara Journey ist wesentlich kleiner. Wenn man bedenkt, dass auf diesem Schiff maximal 1070 Leute Platz haben und (wie ich erfahren habe sie ganz selten ausgebucht ist) dann gibt es auch viele Einzelreisende (von den 13 Decks sind vier Decks für die Kabinen). So im Durchschnitt sind rund 500 bis 600 Leute auf dem Schiff. Bei unserer Reise waren es rund 750. Wenn man bedenkt, dass auf einer Century rund 3 mal so viele Personen sind, kann man sich die Freiraeume vorstellen. Man kann es sich vorstellen, dass man ein mittelgrosses Schiff wie z.B. eine Costa Atlantica hernimmt und zwei Drittel der Passagiere wegbeamt. Ich habe bisher noch kein Schiff mit soviel freien Platz gesehen - auch nicht im Luxusbereich. Vor allem im Poolbereich war es super. Hier gab es immer genug freie Liegen etc.

Was bietet das Schiff an Raeumlichkeiten:
- relativ grosses Casino
- Kino
- Internetcafe mit riesigen Apple-Monitoren
- Spieleraum
- Musikraum bestückt mit elektronischen Orgeln
- Bibliothek mit DVD-Verleih
- Fotostudio
- eine kleine Shoppingmeile
- ein relativ grosser und ein kleiner ueberdachter Pool (leider keine Poolbar)
- zwei Whirlpools
- Spabereich mit Friseur

An Restaurants ist mir folgendes aufgefallen:
- Hauptrestaurant
- zwei Spezialitaetenrestaurants - prego (italienisch) und Silk Road (japanisch)
- Bistro Cafe (hier gibt es den ganzen Tag sehr leckere kleine Snacks)
- grosses Selbstbedienungsrestaurant, z.B. für Mittagsbuffet
- Grillstation mit Burger, Wraps etc.
- Imbiss mit kleinen Gerichten
- Roomservice

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Mitreisende
Sehr gemischt sowohl von den Nationalitaeten als auch vom Alter. Eine Gruppe aus Venezuela ist aber besonders (negativ) aufgefallen. Die hätten wahrscheinlich besser auf ein Costa-Schiff im August gehört (dort wären sie im Geräuschpegel untergegangen). Deutschsprechende Gäste findet man aber eher selten. In Summe habe ich vielleicht 10 bis 15 gezaehlt. Dafür aber mehr Asiaten (hängt sichtlich damit zusammen, dass das Schiff einer japanischen Reederei gehoert) und Nordamerikaner.

Essen
Es war wirklich alles sehr gut und vor allem auch sehr gut gewürzt, aber es fehlte das "WOW"-Erlebnis (ich kann mich noch an einige Speisen auf meinen Seabournreisen erinnern). Es wird alles an Bord selber gemacht und kein Convienience-Food, wie mittlerweile sehr häufig auf den Billiglinien, eingesetzt. Man merkte auch die Qualtität der Lebensmittel. Da mein Vater und ich gemeinsam mit dem Patisseriechef eine Küchenführung hatten, haben wir auch erfahren, dass immer die gleichen Lebensmittel verwendet werden und diese von Deutschland und Österreich in die jeweiligen Häfen mittels LKW gebracht werden. Das Fleisch kommt aus den USA. Wurst, Schinken, Schlagobers, Butter, Marmelade kommt alles aus Österreich. Obwohl das Essen auf die internationalen Gäste ausgerichtet war, merkte man auch die österreichischen Küche. Es gab auch "Ischler'', Kardinalschnitten, Ilonkaschnitten etc. Am Essen gab es wirklich nichts zu kritisieren - gute 5-Sterne-Küche aber kein Haubenniveau.

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Personal
Das Personal war sehr hilfsbereit - teilweise wurden am Buffet die Teller auch zum Tisch getragen. Hin und wieder wurde man auch mit dem Namen angesprochen. Gefehlt hat mir aber das aktive Zugehen des Personals auf den Gast. Man bekommt alles am Schiff, allerdings muss man immer danach fragen. Dazu vielleicht ein Beispiel:
Bei Seabourn laufen die Kellner am Nachmittag mit leckeren (alkoholichen und antialkohlischen) Cockails, Sorbets, Früchte etc herum. Bei Crystal sieht man dies nicht. Man muss alles bestellen und warten bis ein Kellner kommt. Auch ist bei Seabourn bei Pool ein Tisch mit kalten antialkoholischen Getreanken aufgebaut, so etwas findet man auf diesem Schiff nicht. Und leider auch keine Poolbar.
Dieses "nicht aktiv auf den Gast" zugehen setzt sich auch bei den Kabinen-Stewards fort. Vielleicht muss sich das Personal erst auf das neue all-inklusive-Modell (gibt es erst seit ein paar Monaten) einstellen.

Auch in der Kabine gab es fünf Tage lang die gleiche Schokolade am gleichen Ort. Kann man sich da nichts anderes einfallen lassen? Bei Seabourn bekamen wir z.B. zu Ostern einen Vollschokohasen, eine Rose oder eine nette Nachricht vom Steward, etc. Da wird einem auf jedem Mittelklasseschiff mehr geboten.

Nebenkosten
Da es ein All-inklusive-Konzept ist, kommen keine Kosten für Getränke, Trinkgelder hinzu. Für besondere Weine gab es einen Zuschlag. Zu den Ausflügen kann ich nichts sagen, da wir keine gebucht haben. Es gab welche um $ 50,-- und einen Ausflug um mehr als $ 4.000,-- mit einem Ferrari. Die Preise in den Boutiquen waren OK. Ich habe dort mein Onboard-Guthaben für Parfüms verbraucht.

Auschecken
Wie üblich - bekam man farbige Anhänger für die Koffer. Man konnte bis am 10.00 Uhr am Schiff bleiben - es gab nirgens eine Info, wann man die Kabine verlassen sollte. Wir haben noch gemütlich gefrühstückt und sind dann um 9.00 Uhr vom Schiff.

Eigentlich wollten wir dann mit dem Zug zum Flughafen Fiumicino fahren, allerdings haben wir gesehen, dass es am Hafeneingang einen Bus direkt zum Flughafen um € 20,-- pro Person gab, der auch noch wesentlich kürzer fuhr als der Zug. Nach ich nur empfehlen!

Resume
Meines Erachtens ist das Konzept von Crystal veraltet (hat man wahrscheinlich vor vielen Jahren eingeführt und nicht mehr abgeändert). Man sollte mehr auf den Gast zugehen und vielleicht doch ein paar Überraschungen bieten. Sonst ist es ein grundsolides Schiff der oberen Premiumklasse - in meinem Augen aber kein Luxusschiff vor allem wegen der kleinen Kabinen und den Schwächen im Service - irgendwo zwischen Azarmara und Seabourn angesiedelt. Bei einem Tagespreis von mehr als $ 350,-- bei Doppelbelegung (da bekommt man bei anderen Reederein schon eine ganze Reise). Für ist eine Reise dann ein Erlebnis, wenn man auch noch Jahre später sich an bestimmte Dinge erinnert. Dies war bei dieser Reise aber nicht der Fall.

Als nächstes werden dann einmal Regent ausprobieren. Silversea haben wir von unserer Liste gestrichen, da wir mittlerweile von vielen Seiten gehört haben, dass dort die Qualität ziemlich heruntergefahren wurde.

Falls noch Fragen sind, bitte kurz stellen.

Liebe Grüsse

Stefan
gcmv
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Re: Reisebericht Crystal Serenity (1. bis 6. August 2012)

Beitrag von gcmv »

Stefan_Steiger hat geschrieben:Als nächstes werden dann einmal Regent ausprobieren.
Hallo Stefan,
super Idee - die kleinsten Kabinen auf der Mariner messen 28 qm + 4 qm Balkon. ;)
Wir waren echt zufrieden bei unserer Mai-Cruise rund um Italien.

Ich glaube, beim Konzept und Gesamtpaket trifft Regent Sevens Seas eher deinen Geschmack als Crystal.

Lieber Gruß
Ralf
Stefan_Steiger
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Re: Reisebericht Crystal Serenity (1. bis 6. August 2012)

Beitrag von Stefan_Steiger »

gcmv hat geschrieben: Hallo Stefan,
super Idee - die kleinsten Kabinen auf der Mariner messen 28 qm + 4 qm Balkon. ;)
Wir waren echt zufrieden bei unserer Mai-Cruise rund um Italien.

Ich glaube, beim Konzept und Gesamtpaket trifft Regent Sevens Seas eher deinen Geschmack als Crystal.

Lieber Gruß
Ralf
Hallo!

Danke für die Info. Die sehen mich sicherlich nicht mehr. Nach rund 2 Wochen Wartezeit auf ein Beschwerdemail wurde ich mit einem Standardmail "abgespeist". Um diese Reederei kann man wirklich nur einen großen Bogen machen.

LG

Stefan
egyptnic
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Re: Reisebericht Crystal Serenity (1. bis 6. August 2012)

Beitrag von egyptnic »

Vielen dank für deinen informativen Bericht. In letzter Zeit hatte ich auch Crystal im Blick, denke aber es ist für mich nicht passend.
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