Als eines der ersten Flusskreuzfahrtschiffe hat die Allegra die Green Globe Umweltzertifizierung erhalten. Man merkt dies auch an Kleinigkeiten, z. Bsp. die Verwendung von stromsparenden LED-Lampen oder wassersparenden die Vakuum-WCs.
Die TUI Allegra wurde 2011 (also noch ganz neu, teilweise roch es fast noch nach Farbe) auf der Volkswerft Stralsund erbaut. 135 m lang, 11,45 m breit, was aufgrund der Schleusenmaße sich mittlerweile etwas als Standard für Flusskreuzfahrtschiffe eingebürgert hat. Max. 178 Passagiere und 43 Besatzungsmitglieder. Das Schiff fährt unter maltesischer Flagge, die Besatzung ist international (Deutschland, Rumänien, Niederlande, Ukraine, Asien). Das Catering und der Hotelbetrieb werden von Gsell & Partner übernommen, auch die nautische Crew ist an einen Subunternehmer vergeben. Bei TUI selbst ist anscheinend nur die Reiseleiterin (Cruise Director) und ihre Stellvertreterin (Guest Relation Manager) angestellt.
das Schiff:

Das Schiff selbst würde ich als 'Hotelschiff' und nicht als Kabinenschiff bezeichnen. Das ganze Produkt erinnert mich eher an eine (standardisierte) 'Pauschalreise auf dem Wasser' denn an eine 'klassische' Schiffahrt. Warum?
Während bei der Elegant Lady das Interieur in dunklem Holz und viel Messing und insgesamt ziemlich 'maritim' gehalten ist, erinnert die Innenausstattung der Allegra mit viel Weiss, hellem Holz und Chrom eher an ein Hotel denn an ein Schiff. Auch sind die Kabinen mit 15 qm für ein Flusskreuzfahrtschiff relativ groß, ebenso auch mit franz. Balkon und feststehenden Betten. Dazu dann noch ein LCD-Panel mit HDTV, Safe und Minibar. Technisch also voll up-to-date. Solch große Kabinen hatten wir bisher noch auf keinem Flusskreuzfahrtschiff. Auch der Stauraum in Schränken und Schubladen ist sehr reichlich dimensioniert ausgefallen.
Bei der Nasszelle handelt es sich um ein 'Tageslichtbad'. Eine Hälfte des Bads war die Duschkabine (relativ groß), die andere Hälfte dann mit WC und Waschtisch. Konstruktiv bedingt kann man so etwas in einem Schiff natürlich nur einrichten, wenn die Trennung zur Kabine durch eine (Milch-)Glasscheibe erfolgt. Diese ist in der Mitte geteilt (Schiebetür), so dass von hier auch der Zugang zum Bad erfolgt. Großer Nachteil: es ist (fast) keine akustische Dämmung zur Kabine hin möglich. Das Saug-WC verbreitet allerdings einen 'Höllenlärm'. Somit ist die Toilette nachts praktisch nicht zu gebrauchen, sonst steht die Begleitperson bei Betätigung derselben 'senkrecht im Bett'. Die Betätigung des WCs ist dann auch das einzigste Geräusch, welches von der Nachbarkabine zu vernehmen ist. Bei der Elegant Lady hatte man zwar kein Tageslichtbad und nur ein Tiefspül-WC, dafür war dieses dann auch nachts zu benutzen.
Das Schiff selbst ist als Twin-Cruiser gebaut, d.h. die Antriebseinheit befindet sich in einem separaten Schiffsteil. Bei älteren Schiffsmodellen konnte man dies ja noch von Weitem erkennen, da war der Passagierbereich auf einem Schubleichter untergebracht und dahinter war dann ein Schubboot für den Vortrieb gekoppelt. Bei der Allegra erkennt man (ausser einem kleinen Spalt) von aussen praktisch nicht mehr, dass es sich um 2 getrennte Schiffsteile handelt. Durch diese Technik fährt das Schiff unglaublich ruhig. Während der Fahrt hört man keine Motorgeräusche, keine Vibrationen, nichts. Das lauteste wahrnehmbare Geräusch ist das Summen des Gebläses der Klimaanlage. Dass man sich auf einem Schiff befindet, merkt man nur, wenn der Kapitän nachts mal wieder heftig gegen die Schleusenwand 'rummst'. Hier muss ich auch sagen, dass die Steuerleute auf der Elegant Lady die Schleusenmanöver wesentlich eleganter hinbekommen haben.
die separate Antriebseinheit mit dem unteren Teil des Restaurants:

nur ein kleiner Spalt zeigt die 2 separaten Schiffsteile an:

Beim Essen konnte man nichts meckern, das war absolut vorzüglich (um Einiges besser/hochwertiger als auf der Elegant Lady). Morgens Frühstücksbuffet, mittags ein Mix aus Buffet und serviertem Essen, abends wurde nur serviert. Nach Mittag- und Abendessen gab es dann noch kostenlos Kaffee oder Tee. (Ansonsten war nur ein Eiswasser-Automat im Wiener Cafe kostenlos, die restlichen Getränke wurden über das Bordkonto abgerechnet.) Allerdings hatte ich bei der Allegra den Eindruck, dass es sich beim Serviceteam im Restaurant nur beim Restaurantleiter um einen 'Vollprofi' handelt, der durch angelernte Kräfte ergänzt wurde. Auf der Elegant Lady hingegen waren alle Restaurantmitarbeiter 'Kellner mit Leib und Seele'. Da sass jeder Handgriff perfekt und es wurde auch immer genau das geliefert, was man bestellt hatte.
Die Essenszeiten wurden relativ flexibel gehandhabt, insbesondere gab es keine Platzreservierungen im Restaurant, sondern freie Platzwahl (das habe ich bei einem Flusskreuzfahrer zuvor noch nie erlebt). Zwar hatte es sich schon bald so eingespielt, dass die Gäste meist immer am selben Tisch sassen, manchmal war aber der 'Stammplatz' schon belegt, was dann zu 'langen Gesichtern' führte. Kapitänsdinner gab es keines, dafür ein Galadinner direkt am Tag der Einschiffung (normalerweise kenne ich dies auch eher erst gegen Ende der Reise). Zum Dresscode: ich hatte mir dafür einen Blazer angezogen und war damit schon 'overdressed'. Ausser mir war kaum ein Herr mit Blazer oder Jacket angezogen und die, die es anhatten, haben sich desselben sehr schnell entledigt...
Von einem solch neuen Schiff hätte ich mir eigentlich auch einen Aufzug erhofft. Es gab aber weder einen Aufzug, noch einen Treppenlift. Dafür aber Treppen zwischen den Decks, vom Foyer zur Lounge, vom Gang ins Restaurant (eine üble Stolperfalle, die Crew musste ständig darauf hinweisen), und im Restaurant selbst (auf 2 Ebenen untergebracht). Das Buffet im Restaurant ist ebenfalls auf beide Ebenen verteilt, so dass man zwangsläufig diese Treppe benutzen muss. Für Menschen mit einer stärkeren Gehbehinderung ist dieses Schiff also absolut nicht zu empfehlen.
Der (sonst übliche) Alleinunterhalter fehlte auf diesem Schiff auch. Entweder gab es eine Crewshow, oder einen Krimiabend, ein Film wurde gezeigt (Beamer und Leinwand gehörten zur Standardausstattung) oder es gab einen Musikabend mit einem Jazz-Duo. Man merkte, TUI will vom 'leicht angestaubten' Kreuzfahrtimage weg und ein jüngeres Publikum ansprechen. Und dies ist ihnen auch teilweise gelungen. Einen so niedrigen Altersdurchschnitt hatte ich auf einem Flusskreuzfahrtschiff noch nie.
Die Reise hatten wir als Leserreise quasi 'Last Minute' gebucht und dafür nur etwas mehr als die Hälfte des sonst üblichen Preises bezahlt. Mit der Glückskabine hatten wir tatsächlich Glück und eine Kabine der höchsten Preiskategorie erhalten. Dazu gab es dann jeweils noch 50.- EUR für das Bordkonto und, was mich überraschte, eine Flasche Sekt vom Reisebüro auf die Kabine.

Das Schiff war allerdings auch nur mit knapp 100 Paxen belegt (also gut die Hälfte der maximal möglichen Kapazität). Zudem war diese Reise so nicht im TUI-Katalog gelistet. An Bord munkelte man, die Allegra hätte eine Fahrt der Sonata übernommen, welche vor Anker läge. Kann aber nicht sein, da uns die Sonata in Mainz begegnet ist. Ausserdem sagte man, hier wären mehrere Reisen zusammengelegt worden. Was man wohl sagen kann: TUI ist erst relativ spät in den Markt der Flusskreuzfahrten eingestiegen. Da waren die 'Tortenstücke schon alle verteilt' bzw. 'der Zug praktisch schon abgefahren'. Und jetzt hat man wohl etwas Schwierigkeiten, einen 'Fuß in die Tür des Marktes' zu bekommen.
Fortsetzung folgt....