Reisebericht "Norwegen mit der Hurtigrute" Jan./Feb. 2007

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ferrycruiser
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Reisebericht "Norwegen mit der Hurtigrute" Jan./Feb. 2007

Beitrag von ferrycruiser »

Moin!

Ich hab' zwar nicht so viele Reiseberichte geschrieben, aber meinen längsten werd' ich mal hier rüberretten. Am Ende des Berichtes finden sich dann die Antworten auf alle damals eingegangenen Fragen...

Was lange währt wird (hoffentlich) endlich gut. 2 Wochen nach unserer Reise habe ich endlich meinen Reisebericht fertigstellen können.
Im 1. Teil findet ihr allgemeine Hinweise über das Schiff, Essen, Literatur etc., im 2. Teil dann der eigentliche Bericht.
Ich wünsche viel Spaß, für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

MS Lofoten

Zuerst einmal ein paar technische Daten zur „MS Lofoten“:
2.621 BRT, Länge 87.4m, Tiefgang 4.6 Meter, 7 Decks, 15kn Dienst, 17.5kn max. Geschwindigkeit, ca. 150 Betten, max. 399 Paxe, Baujahr 1964, Renovierungen u.a. in 1980, 1985, 1995 und 2002.
An Bord gibt es ein(en) Panoramasalon, Eisbärsalon, Restaurant, Cafeteria, Bar (ohne Bedienung), Rezeption mit Reiseleitung, Sonnendecks (tw. überdacht) und eine kleine Krankenstation. Besonders schön ist die Aussicht von der Brückennock, die jederzeit von den Gästen genutzt werden kann.
MS Lofoten ist sehr gemütlich eingerichtet. Es gibt noch viele Holzverkleidungen, einige Ohrensessel in den Salons und historische Details an Bord (u.a. viele schöne Ölbilder der alten Hurtigruten-Schiffe). Die Maschine macht sich im hinteren Teil des Schiffes (auch in den 400er-Kabinen) durch ein dampfschiff-artiges Geräusch bemerkbar, wird aber von der Lärm- und Vibrationsentwicklung her nie sonderlich lästig. Für die Größe der Einheit liegt die Lofoten aus meiner (Laien-) Sicht bei Seegang ungewöhnlich gut im Wasser. Auf MS Wappen von Hamburg (4.473 BRT) habe ich bei 6 Windstärken jedenfalls eher gelitten. Fernsehen kann man übrigens im Eisbärsalon und in der Cafeteria, außer norwegischen Sendern gibt es noch CNN und einen weiteren amerikanischen Sender.
MS Lofoten steht aktuell offensichtlich zum Verkauf, kommt aber entgegen aller Gerüchte in der Wintersaison 2007/2008 laut Hurtigruten erneut zum Einsatz.

Kabine 406 (Salondeck)

Unsere Kabine 406 auf dem Salondeck ist ein echter Glückgriff. Von dieser Kabine gibt es nur 3 an Bord (und eine 4. etwas kleinere). Sie gehören zur preiswertesten Kategorie der Außenkabinen (A) und bieten als einzige Kabinen an Bord zwei sehr große Fenster (ca. 1,00m x 0,50m) und als einzige der Kat. A eine 2. Couch. Zudem gibt es Du/WC, einen kleinen Tisch, Schrank und hinter den Betten ausreichend Stauraum für die Koffer. Einziger Nachteil: Die Stockbetten (eines davon wird tagsüber zur Couch) sind nicht für jedermann geeignet und Belüftung sowie Heizkörper sind etwas zu schwach dimensioniert. Oft kämpfe ich mit den schnell beschlagenden Fenstern, hier hilft nur kräftiges Lüften mit offener Tür vom Gang zur Cafeteria.
Diese Kabinen sind im Jahr 1980 eingebaut (ehemals befand sich hier der 2. Klasse Speisesalon) und offensichtlich kurzfristig aufgefrischt worden. Der Boden ist aufgrund des darunter befindlichen offenen Deckbereiches (Deck A) im äußeren Teil sehr kalt, dadurch kann der halbe Stauraum unter der 2. Couch (die andere Hälfte enthält eine große Schublade) im Winter ideal als Kühlschrank genutzt werden. No joke!


Die Besatzung

Wir sind an Bord meist gleich viele Passagiere wie auch Besatzungsmitglieder. Schnell lernt man sich kennen und das Personal findet immer Zeit für ein paar Worte Smalltalk. Alle sind freundlich und man fühlt sich willkommen. Sogar auf der Brückennock zwängt sich der 1. Offizier mit einem Lächeln zwischen meine Frau (die ihn gar nicht gesehen hat) und einem Scheinwerfer, um einen Blick auf den Kai zu werfen. Man hat nie das Gefühl, irgendwo im Weg zu stehen.
An Bord der Hurtigrute muss übrigens jeder mit anpacken. Der Restaurantchef beim Bedienen und die Kellnerin am Ausschiffungstag beim Kabinenputzen. Die Atmosphäre ist mit der auf einem Schiff der neuen Generation (bis zu 1.000 Paxe) natürlich nicht vergleichbar. Auf MS Lofoten kennt sogar der Kapitän spätestens am 3. Tag alle seine Passagiere.

Mahlzeiten an Bord

Wir haben Halbpension gebucht und immer wieder die Möglichkeit genutzt, zwischen Mittagsbuffet und Abendmenü zu tauschen (je nach Hafenliegezeiten, Lust & Laune).
Das Frühstücksbuffet umfasst Weißbrot, Knäckebrot, Brötchen (nicht immer), Aufschnitt (4-5 Sorten), 2-3 Marmeladen, gekochte Eier, ein warmes Gericht (meist Spiegel-/Rührei), Porridge, versch. eingelegte Heringssorten und Gemüse, Teeauswahl, Kaffee, Milch, Saft und Wasser. Die Auswahl verändert sich leider ausschließlich beim warmen Anteil.
Die Vorspeisen auf dem Mittagsbuffet sind stark skandinavisch angehaucht. Es gibt täglich etwa 4-5 verschiedene Platten mit einer Auswahl der Grundgerichte Fisch (z.B. immer Lachs in verschiedenster Zubereitung), Meeresfrüchte (Krebs, Königskrabben, Miesmuscheln, Shrimps in Sahnesauce etc.), Salat, eingelegte Gemüse, Aufschnitt, Obst und Käse. Ca. 75% des Vorspeisenbuffets sehen jeden Tag gleich aus.
Die Hauptspeisen sind als „bürgerlich“ zu bezeichnen. Es gibt meist eine Suppe, 2 Fleisch- und ein Fischgericht(e), dazu 2 Saucen, eine Gemüsesorte (oft Erbsen, Möhren und Blumenkohl), Kartoffeln in verschiedener Zubereitung (aber auf der gesamten Rundreise nur 1x Reis und nie Nudeln), zum Nachtisch 2 Sorten Pudding, Mousse, Kuchen oder Eis. Für hinterher gibt es Kaffee, Tee und Kekse, rund um die Uhr Eiswasser.
Abends wird ein gutbürgerliches 3-Gänge Menü serviert, das in der Regel täglich zwischen Fisch und Fleisch wechselt.
Das Essen ist schmackhaft und macht satt, aus unserer Sicht fehlt aber (vor allem bei Frühstück und Lunch) die Abwechslung. Die Vorspeisen wechseln minimal, als Beilage gibt es fast ausschließlich Kartoffeln in verschiedenster Zubereitung. Das geht auch besser.
Wer Halbpension gebucht hat und das zweite Gericht auch an Bord einnehmen möchte, der findet in der Cafeteria eine kleine Auswahl an warmen Gerichten, Sandwiches, Kuchen und sonstiger süßer Dinge. Ein Tellergericht kostet etwa EUR 12,50, ein Stück Kuchen horrende EUR 4,90. Eiswasser gibt es hier rund um die Uhr kostenlos.
Das Mittagsbuffet im Restaurant kostet übrigens rund EUR 36, das Abendmenü EUR 42,50 (immer inklusive Eiswasser und Kaffee/Tee). Ein Bier ist ab EUR 5,60 (0,33l), eine Flasche Wein ab etwa EUR 33, ein halber Liter Cola für ca. EUR 3 zu haben.

Schnaps

Aufgrund der hohen Alkohol-Preise haben wir ausnahmsweise unseren „selbstgebrannten“ SKAGERAKKI mit an Bord gebracht. Dieser Schnaps ist in ähnlicher Zusammensetzung vor allem in Finnland unter dem Namen „Salmiakkikossu“ bekannt und schmeckt (wie der Name schon sagt) sehr lecker nach Salmiak. Bestellungen nehme ich gerne entgegen.

Hurtigruten-Generationen

Neben MS Lofoten ist bei der traditionellen Generation noch MS Nordstjernen (Baujahr 1956) anzufinden - ebenfalls ein Klassiker, der mit viel Liebe zum Detail ausgestattet ist. Ich war im Jahr 2001 an Bord und habe gegenüber der Lofoten einen Panoramasalon mit Aussicht nach vorne vermisst. Zudem gibt es offensichtlich Probleme mit der Belüftung der Kabinen.
Im Sommer muss auf diese Generation allerdings verzichtet werden. Hier kann auf der mittleren Generation (Baujahr 1982/83, rund 320 Betten) der Charme der 80-/90-er Jahre geschnuppert werden.
Wer es eher modern und chic mag, der ist auf den Schiffen der neuen Generation (Baujahr 1993 – 2003) am besten aufgehoben. Hier gibt es an Bord rund 500-650 Betten und alle Einheiten sind mit vollverglasten Panoramasalons, teilweise sogar mit Whirlpools und Fitnessraum ausgestattet. Auf MS Finnmarken gibt es zudem einen beheizten Außenswimmingpool und einen begehbaren Bereich am Bug mit Stühlen/Liegen.
Bei der Hurtigrute findet -zumindest im Winter- wirklich jeder ein Schiff nach seinem Geschmack.

Literatur

Zum Thema Reiseführer: Es gibt diverse Reise(ver)führer und Bücher zum Thema Hurtigrute. Aus meiner Sicht weniger empfehlenswert weil nicht besonders ausführlich ist „Norwegen mit dem Postschiff“ von Merian live. Deutlich besser ist da schon das DuMont-Taschenbuch „Hurtigruten“. Zudem gibt es noch einen Führer, der zuletzt in 2000 aufgefrischt wurde und den Titel „2.500 Seemeilen mit dem Schnelldampfer“ trägt. Der Band ist bei Amazon bestellbar (bei der Suche "2.500" als Wort, statt als Zahl eingeben). Er beschriebt die Strecke aus meiner Sicht am ausführlichsten.
Als Bordlektüre empfiehlt sich unter anderem „Der Passagier der Polarlys“ von Georges Simenon. Für Zuhause lege ich euch dann noch den Bildband „Hurtigruten – Mit dem Postschiff durch Norwegen“ von Helfried Weyer an’s Herz.

Anreise

Natürlich gibt es den klassischen Weg mit der Color Line von Kiel nach Oslo (besonders für Zugreisende interessant) - auch die Fjord Line von Hanstholm nach Bergen ist eine gute Alternative, mit dem PKW nach Norwegen zu reisen.
Wir haben uns aus Zeitgründen für die Anreise mit dem Flieger entschieden. Neben den üblichen Linienfliegern -wie z.B. Lufthansa oder SAS- lohnt es sich, einen Blick auf die Seiten der „Billigflieger“ zu werfen. Außer Ryanair (von Frankfurt-Hahn und Bremen nach Oslo-Torp) und Germanwings (Köln/Bonn nach Oslo-Gardemoen) bietet sich Norwegian (je nach Saison von verschiedenen deutschen Flughäfen nach Oslo und Bergen) als Alternative an.
Innerhalb Norwegens können dann zusätzlich zu den genannten Gesellschaften auch günstige Flüge über die Unternehmen SAS-Braathens oder Widerøe gebucht werden.
Wer erst einmal in Oslo (egal ob Torp oder Gardemoen) gelandet ist, der sollte darüber nachdenken, ob er sich für die Weiterreise nach Bergen mit der bekannten „Bergenbahn“ der norwegischen Eisenbahngesellschaft NSB entscheidet. Günstige Tickets sind für das gesamte Netz bereits ab ca. EUR 24 (sogenannter „Minipris“) online buchbar.

Wetter

Über das Wetter kann für den gesamten Verlauf des Jahres natürlich unmöglich eine pauschale Aussage getroffen werden. Ab Mai wird es im Süden, ab Juni im Norden Norwegens sommerlich. Schon im September wendet sich das Blatt und gerade Nordnorwegen geht vom Sommer mehr oder weniger ohne Herbst direkt in den Winter über.
Jede Saison hat ohne Frage ihren eigenen Reiz, der Sommer insbesondere mit der Mittsommernacht, der Winter mit Polarnacht und Polarlicht. Über dieses Thema wurde bereits so viel geschrieben und diskutiert, dass ich nicht näher darauf eingehen möchte. Eine gute Wind- und Wettervorhersage findet sich übrigens auf wetteronline.de (siehe z.B. unter Segelwetter->Atlantik->Nordmeer).

Technik

Aufgrund der stark begrenzten Gepäckmenge habe ich diesmal auf meine Spiegelreflexkamera und den Mini-DV-Camcorder verzichtet und nur meine Canon „Cybershot DSC-S80“ Digitalkamera mitgenommen. Zusätzlich hatten wir ein Zoom-Fernglas der Fa. Eschenbach und mein GPS-Handy „Garmin GPS 72“ dabei.
Um es vor Diebstahl zu sichern, habe ich auch mein mobiles PKW-Navigationsgerät „Medion PNA 470T“ aus dem Wagen mitgenommen – was sich später als echter Glücksgriff herausstellen sollte. Wir hatten in unserer Kabine dank SIRF-III-Empfänger immer guten Empfang und konnten unsere Route auf dem Navi mitverfolgen.

Reisebericht „Norwegen mit der Hurtigrute“ (26.01. – 09.02.2007)

1. Tag (Mainz – Büchenbeuren)
Abends Anreise nach Büchenbeuren (etwa 5km vom Flughafen Frankfurt-Hahn entfernt) zur Übernachtung im „Appartment-Hotel zum Hahn“ - inzwischen umbenannt zu „Advance-Hotel zum Hahn“. Das Doppelzimmer kostet uns EUR 45 (nach der Umbenennung inzwischen EUR 55) und dank kostenlosem Parkplatz und preiswertem Flughafen-Transfer (EUR 2 p.P./Strecke) spart man schon nach wenigen Tagen gegenüber den teueren Parkplätzen direkt am Flughafen (mind. EUR 7/Tag). Zudem wird man direkt vor dem Terminal abgesetzt und muss nicht ewig vom Parkplatz zu Fuß zum Terminal laufen, oder auf den Bus warten. Die Zimmer sind ordentlich und sauber, das Personal ist freundlich. Tee/Kaffee und Wasser sind im Haus inklusive.

2. Tag (Büchenbeuren – Frankfurt/Hahn – Oslo/Torp – Sandefjord – Drammen – Bergen)
Um 05.00h morgens lassen wir uns zum Flughafen bringen. Von hier geht es mit Ryanair (in unserem Fall für rund EUR 85 p.P. retour) um 06.30h in 2h zum Flughafen Oslo-Torp – der sogar noch weiter von Oslo entfernt ist als der Flughafen Frankfurt-Hahn von Frankfurt/M. Gottseidank geht mit dem Gepäck alles gut, denn Ryanair erlaubt nur 15kg je aufgegebenem Koffer (der bezahlt werden muss) und 10kg je Handgepäck (max. 1 Stück p.P.). Ein zusätzlicher kleiner Rucksack kann nicht kostenlos mit an Bord genommen werden.
Gegen 09.10h kommen wir mit rund 40min. Verspätung in Torp an. Ich bin schon etwas nervös, weil es um 09.37h mit dem Zug ab Sandefjord (dem ca. 10km entfernten nächsten Bahnhof) weitergehen soll. Der Linienbus 172 vom Vestviken Kollektivtraffik um 08.50h ist längst verpasst, also geht es mit dem Taxi zum Bahnhof. Da wir als erste aus dem Flughafen kommen, erwischen wir den einzigen verfügbaren Wagen.
Wir sind rechtzeitig da und ich tausche unsere Internet-Tickets für den Zug nach schnell noch im „Narvesen“ (norwegische Kiosk-Kette) in entsprechende Bahn-Tickets um. Pünktlich um 09.37h verlässt der Regiontog Sandefjord Richtung Oslo/Lillehammer.
Nach knapp 1¼h Fahrt steigen wir in Drammen in die komfortable Bergenbahn um. Das Minipris-Ticket Sandefjord – Drammen – Bergen für rund EUR 24 je Person schließt auch die Platzreservierung in den Wagen mit großzügigem Sitzabstand ein.
Weiter Richtung Bergen geht es u.a. über den höchsten nordeuropäischen Bahnhof (Finse; 1.222m). Hier herrscht ein irrer Schneesturm und der Schaffner hält sich mit Mühe an der Zugtür fest. Ich wollte eigentlich aussteigen und Fotos machen, ziehe mich aber schnell wieder in den gut geheizten Großraumwagen zurück.
Kurz hinter Finse gibt es technische Probleme mit der Lok. Wir nutzen die Zeit für einen Tee im MenyKafé. Erst nach 45min. geht es weiter und wir kommen etwa 35min. verspätet gegen 18.30h in Bergen an. Am Bahnhof steht kein einziges Taxi. Obwohl wir die ersten am Taxenstand sind, geht nach Ankunft der ersten beiden Wagen die Schlacht zu unseren Ungunsten aus. Nach etwa 15min. Wartens geht es endlich Richtung Hurtigrutekai und an Bord der MS Lofoten.
Die ersten Eindrücke sind gemischt. Ich freue mich über das kleine gemütliche Postschiff, meine Frau ist nach unseren Kreuzfahrten mit modernen und mind. 50.000 BRZ großen Einheiten erst einmal geschockt. Wir beziehen Kabine 406 auf dem Salondeck – wie sich später herausstellt eine der (aus unserer Sicht) 3 besten Kabinen an Bord.
Am Abend gibt es ein kalt-warmes Buffet, um 22.30h legen wir dann endlich ab. Mit uns am 4er-Fenstertisch sitzt ein älteres deutsches Ehepaar.
Die Nacht wird bei rund 6 Windstärken relativ unruhig.
Im Folgenden zähle ich bei den Tagen nur noch die (für uns) bedeutenden Häfen der Hurtigrute auf.

3. Tag (Ålesund)
Es ist Sonntag, Ålesund wirkt wie ausgestorben. Außer den wenigen mutigen Hurtigruten-Gästen schlendert bei strömendem Regen kaum jemand durch die Straßen. Nur im kleinen Jugenstil-Museum in der historischen Apotheke findet sich ein (modernes) Café, das geöffnet hat. Wir genießen Chai-Tee, Kakao und einen Blåbær-Muffin (alles sehr lecker!). Das schöne Service kann vorne am Tresen auch gekauft werden. Eine Tasse ohne Henkel finde ich ungewöhnlich, aber der (Milch-) Kakao ist spitze.
Heute gilt es erst einmal, das Schiff zu erkunden. Auf unserer Reise befinden sich max. 37 Rundreisegäste (ca. 10 steigen in Kirkenes, weitere 20 in Trondheim auf der Südroute aus), je nach Strecke bis zu 15 Distanzgäste und etwa 35 Frau/Mann Personal an Bord.
Das Abendessen besteht heute aus folgenden Gängen:
1. Eine Scheibe Camembert auf Salat und Cocktailtomaten
2. Gebratener Lachs auf Paprikagemüse mit Kartoffeln
3. Multebeeren (aus dem Froster) mit Mini-Eis
Der Abend bringt 2h unruhige See, dann schlafen wir gemeinsam auf der kleinen unteren Koje ein.

4. Tag (Trondheim - Rørvik)
In Trondheim (Liegezeit 6-12 Uhr) liegt Schnee bis zum Abwinken. Wir verlassen MS Lofoten gegen 09.15h und brauchen etwa eine halbe Stunde in die Innenstadt. Dann genießen wir den Rundgang durch den Altstadtbereich mit ihren netten Holzhäusern, die Holzbrücke und schlendern vorbei am (verschlossenen) Nidarosdom in die City. Schnell noch ein Baguette und einen Obstsalat für den Abend gekauft und schon geht es zurück an Bord. Kurz danach verlassen wir Trondheim Richtung Rørvik. Gegen Abend wird es bei 6 Windstärken wieder unruhig, um 20.45h erreichen wir Rørvik. Wir unternehmen noch einen kleinen Gang und besuchen anschließend die mit uns am Kai liegende „MS Lyngen“ (mittlere Generation; ex „MS Midnatsol“), auf der mich meine Frau zum stolzen Besitzer eines HR-Poloshirt macht (ich habe eine extreme Schwäche für Shirt’s mit Reederei-Logos!). Die „Lyngen“ gefällt uns beiden nicht. Meine erste Rundreise hatte ich auf „MS Narvik“ unternommen, hier habe ich die Ruhe in den Ledersesseln des vorderen Salons genossen. „MS Lyngen“ bietet nur langweilige Stoffsitze.
Zurück an Bord der „Lofoten“ beobachten wir von unserer Kabine die Shipspotter, die uns fast an jedem Hafen in ihren PKW’s begegnen. Die See bleibt heute nach ruhig.

5. Tag (Bodø – Svolvær)
Nach einer ruhigen Nacht erreichen wir gegen 12h Bodø - eine kleinere Industriestadt. Außer der Kirche im ungewöhnlichen Design (die wir aufgrund einer Beerdigung nicht anschauen können) gibt es für uns wenig zu sehen. Die schönen Holzhäuser fehlen, viele Gebäude sind in den 50er und 60er Jahren erbaut. Wir genießen einen Snack im Café Kafka. Sehr nett und gemütlich.
Um 12 Uhr geht es weiter nordwärts. Jetzt steht die Überquerung des Vestfjords an. Ich befürchte starken Seegang – die vorherige Rundreise wurde bei 10-11 Windstärken für die Gäste und das Personal mehr als unangenehm. Gottseidank bleibt es bei Windstärke 6 und wir rollen gemütlich in Richtung Lofoten. Nur die Flasche Rotwein unserer Tischnachbarn wird ein Opfer der Wellen.
21 Uhr - in Svolvær schauen wir uns das nah gelegene Rica-Hotel mit seinen den Rorbu- (Fischer-) Hütten nachempfundenen Häuschen an. Man kann sogar in die teilweise beleuchteten Hütten schauen. Gefällt uns sehr gut – das wäre mal ein paar Tage Urlaub wert. Noch besser natürlich in einer abgelegenen Rorbu-Hütte am Meer...
Die Lofoten sind ja auch bekannt für ihre schroffen Berge und für die Holzgestelle mit Stockfisch. Leider ist es zu dieser Jahreszeit zu dunkel für uns, wir können nur schwach die Silhouette der Lofotwand erkennen.
Beim Narvesen decken wir uns noch mit Läkerol-Bonbons ein. Diese Sorte schmeckt irgendwie nach Lakritz mit Kokos, ein anderes Mal probieren wir Lakritz mit irgend etwas wie Rosenöl. Ich bleibe in Zukunft lieber bei Salmiak.

6. Tag (Tromsø)
Nach einer relativ ruhigen Nacht erreichen wir gegen 11 Uhr Finnsnes. Wir unternehmen während des halbstündigen Aufenthalts einen kleinen Rundgang. Es ist saukalt! Hier sieht man auch zum ersten Mal die berühmten Gleitschlitten, mit denen Jung und Alt zum Einkaufen unterwegs ist.
Für heute haben wir die Hundeschlitten- bzw. Husky-Tour gebucht. In Tromsø (der nördlichsten Metropole mit der nördlichsten Brauerei, Universität etc.) angekommen werden mit etwa 18 Gästen in einem Kleinbus zum Tromsø Villmarkssenter gebracht. Dort warten schon jaulend die etwa 170 Alaskan-Huskys auf uns – sie sind mindestens so aufgeregt wie ich. Wir haben ausreichend Zeit, uns mit den süßen Kerls (und Mädels) zu beschäftigen, anschließend geht es dick eingepackt auf die Schlittentour. Meine Frau liegt auf dem Schlitten, beide feuern wir unseren „Otta“ an. Ein Traum!! Nach einer knappen Stunde geht es dann in ein Lavvo (samisches Zelt), wo wir Kaffee/Tee und leckeren Schokoladenkuchen am Lagerfeuer serviert bekommen. Ein Mitarbeiter des Camps beantwortet geduldig alle Fragen, aber mich zieht es schon wieder raus zu den Hunden. Nach knapp 3h geht es leider wieder zurück zur „Lofoten“. Es bleibt keine Zeit, meiner Frau die Stadt zu zeigen, zur Abfahrt sind wir wieder an Bord.
Tanja macht im Bus noch die Bekanntschaft mit einem Künstler aus London – es findet sich wirklich ein interessanter Haufen Gäste an Bord.

7. Tag (Hammerfest – Honningsvåg)
Hier in Nordnorwegen macht sich der Winter zum ersten Mal durch extreme Temperaturen und heftige Winterstürme bemerkbar. Rund um das Nordkapp haben wir etwa 48h mit 8 Beaufort zu kämpfen. Das ist auf einem Schiff dieser Größe schon erheblich und es geht auch schon mal diverses Geschirr (in der Küche) zu Bruch. Man kann sich nur schwer bewegen und meine Frau (die das Wetter nicht eben genießt) und ich liegen lange in den Betten. Die Senioren scheint es aber erstaunlicherweise nicht zu stören. Zwar fällt mal die Flasche, oder das Glas Wein um, sie sitzen aber wie immer pünktlich zum Essen am Tisch und der Service im Restaurant läuft nahezu gewohnt routiniert (wenn auch der Chef immer wieder 2 Schritte rückwärts und 4 vorwärts unterwegs ist).
Honningsvåg erreichen wir aufgrund des starken Windes aus nordwestlicher Richtung erst mit ca. 45min. Verspätung um 12.30h. Der Ort liegt auf der Nordkappinsel Magerøy und bieten neben ziemlicher Vegetationslosigkeit einige nette bunte Holzhäuser in den verschiedensten Farben. Wir besuchen das Nordkapp-Museum (in dem sich u.a. eine ausgestopfte Königskrabbe bestaunen lässt – gruselig) und genießen ein leckeres Mittagessen im Café Corner.
Um 15.15h heißt es „Leinen los“. Ab jetzt macht uns das Wetter ziemlich zu schaffen. MS Lofoten stampft und rollt bei 8 Windstärken durch das Nordmeer. Meine Frau liegt in der Koje und wird von mir mit „Stugeron 15“ versorgt. Wir hoffen vergeblich auf baldige Wetterbesserung. Die Nacht wird mehr oder weniger schlaflos, da uns die aufgewühlte See immer wieder vom einen zum anderen Ende der Koje befördert.

8. Tag (Kirkenes - Vardø)
Nach einer schlaflosen Nacht in der Barentssee erreichen wir gegen 10.45h Kirkenes – nur gut 10km von der Grenze zu Russland entfernt ist dies unser Wendepunkt.
Bei einem Gang in die City peitscht uns Eiseskälte entgegen. Wir sind mit Fleece-Sturmhauben, Skiunterwäsche usw. dicht eingepackt, trotzdem ist der Wind kaum zu ertragen. Die Straße ist nur zu erahnen – der Schnee zieht wie Wüstensand über die Landschaft. Endlich angekommen wärmen wir uns im Einkaufszentrum auf.
Kirkenes ist eine moderne Stadt - wenig romantisch, wie man es hier im Norden vielleicht erwartet hätte. Lange Zeit hat sie von der -inzwischen stillgelegten- Erzgrube gelebt. Heute überwiegen Tourismus und Handel mit Finnland, Schweden und Russland.
In Vardø der nächste Zwischenstop. Ich nutze den kurzen Aufenthalt, um mich beim Narvesen mit Süßem einzudecken und mir mit meiner Frau eine Schneeballschlacht zu liefern. Tanja sitzt allerdings sicher hinter den großen Kabinenfenster und grinst mich nur frech an.
Die zweite schlaflose Nacht an Bord – wieder 8 Windstärken.

9. Tag (Hammerfest - Tromsø)
Hammerfest – die nördlichste Stadt der Welt (mit der ersten elektrischen Straßenbeleuchtung Nordeuropas übrigens). Meine Frau wird Mitglied im Isbjørnklubben (Eisbärclub), ich bin bereits seit Mai 2000 dabei. Die neuen Räumlichkeiten gefallen mir gut – vor allem die Sitzecke mit Clubbereich. Nur eine nervige Geisterstimme begrüßt die Gäste immer wieder mit dem selben Satz und lässt uns alsbald weiterziehen. Die Wege sind total vereist, schnell zieht es uns wieder an Bord. Nach dem Mittagsbuffet wird ein Diabeitrag über das Polarlicht gezeigt (im Verlauf der Reise gibt es weitere Filme -u.a. über die Lofoten- im Panoramasalon zu sehen). Wir vertreiben uns die Zeit mit Lesen und Rommé im Salon.
Spät in der Nacht (ca. 23.15h) erreichen wir Tromsø. Der Merian-Reiseführer empfiehlt ein Besuch des Nachtlebens und da wir Freitagabend haben, stürzen wir uns gespannt in das Getümmel. Die Straßen sind voll mit überwiegend jungen Menschen. Trotz der hohen Alkoholpreise sind viele schon stark angetrunken. Wir besuchen den Rorbu-Pub im örtlichen Rica-Hotel (Eintritt für uns beide -nach kurzer Verhandlung- NOK 50). Von hier wird regelmäßig eine Musiksendung des norwegischen Fernsehens übertragen.
Die Atmosphäre ist nicht so einfach zu beschreiben. Fast alle trinken Bier, das Durchschnittsalter liegt so um die 45 Jahre. Ich habe das Gefühl, in einer Landdisco zu sein. Ein Pianospieler unterhält mit typischer Kneipenmusik und es wird auch getanzt – allerdings ist auch hier das Publikum schon ziemlich angeheitert. Bei uns nüchternen Reisenden kommt in den zur Verfügung stehenden gut 1½h nicht genug Stimmung auf – auch reicht das Budget nicht, um kurzfristig auf einen Level zu kommen. Für das Geld könnten wir uns auch fast eine weitere Reise leisten.
Ich versuche mit meinem Handy-Radio noch etwas Stimmung auf die Kabine zu bringen, um 1.30 Uhr geht es schließlich weiter Richtung Süden.

10. Tag (Harstad – Risøyhamn - Raftsund – Stokmarknes – Svolvær – Stamsund)
Morgens begegnen wir in Harstad einer Einheit der neuen Generation – „MS Kong Harald“. Da die Abfahrt der K.H. um eine halbe Stunde nach hinten verlegt wurde, gehen wir kurzentschlossen an Bord und schauen uns die öffentlichen Räumlichkeiten an. Das Restaurant ist mit dem der MS Lofoten natürlich nicht vergleichbar. Alles wirkt sehr großzügig und stilvoll, hat nahezu Kreuzfahrtcharakter. Das gilt auch für den großen Panoramasalon, der rundum bis zum Boden verglast ist. Man fühlt sich wohl an Bord, das Flair eines klassischen Postdampfers kommt natürlich weniger auf. Wir fühlen uns fast schon auf einen Kreuzfahrer versetzt. Mit gemischten Gefühlen geht es zurück auf die Lofoten wo wir uns sofort wieder heimisch fühlen.
In Risøyhamn herrscht auf den Straßen wieder einmal gähnende Leere. Es schneit kräftig und wir genießen den Bummel durch den kleinen wunderschön am Andfjord gelegenen Ort. Nachmittags gehen wir zur Passage durch den Raftsund in den Panoramasalon. Leider ist es schon so dunkel geworden, dass wir die schöne Fahrt nur noch kurz bei einigermaßen guter Sicht genießen können.
Den Halt in Stokmarknes nutze ich für einen kurzen Abstecher in’s Hurtigrutenmuseum. Leider ist im Winter nur ein kleiner Teil der Ausstellung zu sehen. Es gibt einige nette Schiffsmodelle, zudem Fotos und Ausstellungsobjekte zur Geschichte der Hurtigrute. Im Shop lassen sich Bücher, Poster, Postkarten und andere Hurtigruten-„Fanartikel“ erstehen. Ich werde stolzer Besitzer eines Plakates mit allen Hurtigrutenschiffen seit 1893.
In Svolvær essen wir in einer Pizzeria am Hauptplatz. Die Pizza ist lecker, die Bedienung allerdings scheint nur Bahnhof zu verstehen. Nachdem ich dreimal versuche, ein stilles Wasser zu bestellen, greife ich selbe in den Kühlschrank in der Küche. Der Kaffee für hinterher kostet (wie oft in Norwegen) nichts.
Noch am Kai liegend dusche ich mich und merke plötzlich, dass sich das Wasser in die falsche Richtung verabschiedet. Aufgrund der Schräglage am Kai steht das Bad schnell einige Zentimeter hoch unter Wasser. Gottseidank ist der Absatz zur Kabine hoch genug. Nach dem Ablegen läuft das Bad dann schnell wieder frei.
Wir genießen bei Abfahrt in Svolvær einen geheimnisvollen Blick auf die Lofotwand. Leider ist es für Fotos schon zu dunkel.
Mit etwa 30min. Verspätung erreichen wir schließlich Stamsund.

11. Tag (Nesna – Sandnessjøen – Brønnøysund – Rørvik)
Der heutige Tag bietet keine besonderen Highlights. Wir genießen die schöne Landschaft durch die großen Fenster unserer Kabine und machen den einen oder anderen Landgang, bei dem wir uns wieder einmal im Narvesen mit Getränken eindecken.
Am Abend ist Captains-Dinner angesagt und wir machen uns ausnahmsweise mal ein bisschen schicker. Die Küche präsentiert als Menü
1. Gegrillte Jakobsmuscheln auf Blattsalaten
2. Hirschmedallions mit Kartoffelscheiben und Gemüseauswahl
3. Multebeeren (aus dem Froster) mit Eis (angekündigt war allerdings ein exotisches Parfait)
Dazu gönnen wir uns eine Flasche Pinot Grigio. Seehr leckeres Essen!! Ich bin so satt, dass wir mehr oder weniger in die Kabine rollen.

12. Tag (Trondheim - Molde)
Aufenthalt in Trondheim von 6-10 Uhr. Gegen 8.30h unternehmen wir einen Bummel in die Innenstadt. Leider sind die Straßen so dermaßen vereist, dass wir für eine Strecke fast eine ¾h brauchen. Wir machen uns also direkt auf den Rückweg, um noch einen Blick in die ebenfalls am Kai liegende „MS Nordstjernen“ (im Sommer auf Cruise nach Spitzbergen unterwegs) zu erhaschen. Die Einheit gefällt uns ausgesprochen gut – nach der „Lofoten“ für unseren Geschmack das schönste Schiff der Hurtigrute. Vor allem der Speisesaal ist sehr stilvoll eingerichtet und noch schöner als auf „MS Lofoten“.
Als ich beim Mittagessen (wir sind mal wieder spät dran) frage, ob es noch Nachschlag beim Wackelpudding gibt, bedankt sich ein Reisender vom Nebentisch freudig bei mir. Der Engländer -bei uns als „Weihnachtsmann“ (die Ähnlichkeit zur Fernseh-Version ist wirklich verblüffend) bekannt- verbringt stets die vollen 2h im Restaurant, was sein Bauch sichtbar freudig zur Kenntnis nimmt.
Am Abend unternehmen wir noch einen Spaziergang durch Molde (nettes Städtchen) und suchen vergeblich nach den versprochenen Rosen. Naja, vermutlich gibt es noch keine Winterzüchtung.

13. Tag (Bergen)
Um 11.00h müssen wir unsere Kabinen räumen – langsam aber unaufhaltsam rückt das Ende der wunderbaren Reise näher. Gegen 14.00h kommt der Großraum Bergen in Sicht, um 14.35h liegen wir schon wieder fest vertäut am Hurtigrutekai. Noch ein wehmütiges Winken in Richtung Servicepersonal (das uns fröhlich von Deck A zuwinkt) und schon geht es Richtung bestelltes Taxi.
Nach 11 Tagen Erholung an Bord holt uns der Stress wieder ein: Trotz mehrfacher Anrufe des Reiseleiters und des Servicepersonals im Terminal steht für uns Zwei und einen weiteren Reisenden erst nach rund 1h das Taxi vor der Tür! Ziemlich abgenervt lassen wir uns zum „Augustin Hotel“ fahren. Hier werden wir wenigstens wieder freundlich empfangen. Ich lasse blöderweise noch einen Koffer im Taxi zurück, den wir aber später in unser Hotel zugestellt bekommen.
Das Hotel bietet die eine oder andere positive Überraschung: Im Foyer stehen kostenlose Internet-Terminals, Kaffee und Tee zur Verfügung, das Haus ist sehr schön eingerichtet und die Zimmer zwar nicht besonders groß, aber mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. In unserem Doppelzimmer gibt es u.a. 2 Ohrensessel und eine große Couch – herrlich! Im ganzen Haus werden zudem Bilder und Skulpturen verschiedener Künstler gezeigt.
Im Bistro No.22 unseres Hotels genießen wir ein leichtes Dinnergericht, vorher eine Suppe, die wir uns im Urlaub regelmäßig teilen. Zu unserer Überraschung bringt der Ober diese in zwei Schalen – für jeden eine Hälfte. Auch im weiteren Verlauf des Abendessen werden wir außergewöhnlich freundlich und bevorzugt bedient. Die „light meals“ sind bezahlbar (rund EUR 16), die Menüs liegen ab EUR 45 eher im hochpreisigen Bereich.

14. Tag (Bergen – Oslo)
Nach einem ausgezeichneten Frühstück (die Auswahl schließt u.a. Lachs, frisches Obst sowie ausgesuchte Kaffee- und Teesorten ein) geht es per Flybussen in rund 40min. zum Flughafen Bergen-Flesland und von dort mit etwa 45-minütiger Verspätung im SAS-Braathens- (von mir immer freundlich ‚Brathähnchen’ genannt) Flieger nach Oslo-Gardemoen. Weiter mit Flybussen zum Busterminal, dem unser First-Class-Hotel Radisson SAS Plaza direkt angeschlossen ist. Wir bekommen ein schickes Superior-Doppelzimmer im 24. Stock mit herrlicher Aussicht auf die Stadt und den Oslo-Fjord.
Nachmittags schlendern wir durch die City. Für meine Frau ein Eldorado von Schuh- und Klamottengeschäften, für mich endlich mal wieder eine umfangreiche Auswahl an Bars und Restaurants.
Den Abend verbringen wir auf Aker Brygge – einem Zentrum mit vielen Geschäften, Kneipen, Restaurants etc. direkt am Oslofjord gelegen.

15. Tag (Oslo – Torp - Frankfurt/Hahn – Mainz)
Nach Genuss am riesigen Frühstücksbuffet (zu meiner Enttäuschung allerdings ohne Schinken, Salami & Lachs, dafür aber mit Croissants) geht es zum Rathaus, wo die Stadtrundfahrten zu 2, 3 oder 4h starten. Alternativ wird man am Hotel abgeholt, allerdings in unserem Fall schon um 09.20h. Das war uns doch ein bisschen früh, da man zu Fuß gemütlich nur rund 25min. unterwegs ist.
Wir buchen die 3h-Tour und sehen außer der City noch den Vigelands-Parken mit vielen Skulpturen des gleichnamigen Künstlers, die Holmekollen-Sprungschanze (mir zittern jetzt noch die Knie beim Gedanken an die Aussicht von oben auf die Schanze – die Skispringer haben echt einen Schaden...) und das Wikingerschiff-Museum (übrigens: echte Wikinger-Helme trugen keine Hörner – die gibt’s nur in China). Komischerweise haben wir eine Familie an der Schanze verloren, diese tauchte auch 10min. nach der vereinbarten Abfahrtzeit nicht am Bus auf. Später am Wikingerschiff-Museum düsten sie dann mit der Taxe vor...
Am Nachmittag sind wir dann noch einmal durch Oslo gebummelt – eine echte Weltstadt trotz seiner weniger als 600.000 Einwohner, zudem flächenmäßig wohl die größte Europas (davon 70% Wälder und Seen!). Wir essen in einem schönen Café gegenüber dem Grand-Hotel Baguette und Club-Sandwich (nein, das Hotel heißt nicht Grand-Hotel Baguette), dazu gibt es superleckeres Foccacia-Brot und gleich eine ganze Kanne Tee. Der Koch ist witzigerweise Österreicher und erläutert und freundlich die Essenauswahl.
Noch ein ganz wichtiger Tipp: Bei „Mammamia“ in der Passage Oslo-City gibt’s den verdammt nochmal besten Käsekuchen der Welt – und noch eine Menge anderer teurer Leckereien!!
Wir haben den Nachmittag in der Hotellounge am Kamin ausklingen lassen und sind um 18.40h mit dem Torpekspressen zum Flughafen Torp gedüst. Am Flughafen droht dann das Gewichtsproblem mit den Koffern: Leider stand im Hotel keine Waage zur Verfügung und wir konnten das Gewicht der großen Gepäckstücke nur ungefähr abschätzen. Am Schalter dann die Überraschung: Mein Koffer wiegt 15.2kg, der meiner Frau 14.8kg. Keine Ahnung, wie wir das geschafft haben, aber sogar die Dame am Schalter ist amüsiert über diese Trefferquote. Gottseidank hat sie unser Handgepäck nicht auf die Waage gestellt...
Um 22.05h startete unser Ryanair-Flieger (mit weniger als 50 Paxen) pünktlich Richtung Good Ol’ Germany und wir landen schließlich um 23.35h überpünktlich am Flughafen Hahn.
Hier gab es dann noch kleine Probleme mit dem Transfer zu unserem Auto. Leider war der Hoteltransfer total überfordert und wir sollten mind. 20min., vermutlich aber deutlich länger warten. Wir haben dann ein Taxi genommen, dies kostete uns statt EUR 4 nun EUR 10. Who cares.
So ging eine anstrengende aber sehr schöne Reise zu Ende......

Wenn einer eine Reise tut...

...dann kann er was erleben. Damit sich die Erinnerungen später nicht auf ein einziges Chaos beziehen, ist eine Menge Recherchenarbeit erforderlich – solltet ihr nicht eine Pauschalreise ab/bis Haustür gebucht haben.
Die oben beschriebene Tour ist eine sogenannte Bausteinreise, die ich über verschiedene -voneinander völlig unabhängige- Anbieter gebucht und organisiert habe. Dank des Internets lassen sich heutzutage problemlos die Fahrpläne von Busunternehmen auf den Lofoten, oder gar im afrikanischen Busch finden. Allerdings geht trotz der umfangreichen Recherche nichts mehr ohne das Fachwissen der freundlichen „Cruiser“ in den entsprechenden Foren.
Mein besonderer Dank geht daher an all die, die immer wieder geduldig auf meine nervigen Fragen geantwortet haben, vor allem in den Foren „Norwegen-Freunde.com“ und im „Kreuzfahrten-Treff“ (cruise-chat.com). Merci!

Kann man ohne weiteres andere Hurtigrouten schiff besichtigen?
Ja, in allen Häfen, in denen zur gleichen Zeit eine andere Einheit liegt, könnt ihr sowohl als HR-Reisende, als auch einfach so an Bord gehen um einen Kaffee zu trinken (was die Norweger in den Häfen oft und gerne wahrnehmen - es kommt auch schon mal der Bürgermeister zum Talk mit dem Captain in die Cafeteria), oder einfach mal einen Rundgang zu machen. Bietet sich z.B. in Trondheim an, wo die Schiffe (je nach Saison) bis zu 3,5h miteinander am Kai liegen.
Ausnahme: In Bergen ist eine Besichtigung leider nicht möglich, hier werden die Sicherheitsbestimmungen rigoros umgesetzt.

Das heisst ich kann als AIDAgast einfach so an Bord eines Hurtigrouten schiffes gehen ohne etwas zu bezahlen?
Jep, zumindest auf meinen Winterreisen habe ich damit nie Probleme bekommen. Du bekommst am Eingang eine Zugangskarte, die im PC gescannt wird. Damit weiss man, dass ein Gast an Bord ist (halt ähnlich wie bei den Kreuzfahrten auch - nur das man hier die Gäste wieder loswerden muss *grins*). Beim Verlassen des Schiffes gibst du die Karte einfach wieder ab.
Auf den Schiffen lohnt sich der Besuch des Panoramasalons, der Lounges und der Cafeteria - hier sind alle Speisen & Getränke (die natürlich preislich auf norwegischem Niveau liegen) auch für Gäste erhältlich. Zudem gibt es einen kleinen Shop (auf der traditionellen Generation einen Verkauf in der Cafeteria), in dem Hurtigruten-Artikel verkauft werden.
Von der neuen Generation kann ich dir übrigens "MS Finnmarken" ans Herz legen. Sie hat als einzige das klassische Aussehen einigermaßen behalten, zudem gibt es nur hier einen Aussenpool (beheizt) und einen komplett begehbaren Bereich am Bug (like Titanic).

Stand nicht Minibar in der Kabinenbeschreibung?
Auf der traditionellen und der mittleren Generation habe ich in den Kabinen keine Minibars entdecken können. Mag sein, dass sie auf den neuesten Schiffen inzwischen aber zum Standard geworden sind.
Die "Polarlys" ist eine gute Wahl (wenn es denn schon die neue Generation sein soll). Sie hat dieses gefällige abgerundete Heck und eine stilvolle Inneneinrichtung.
Die Reise mit der Hutigrute ist ein einmaliges Erlebnis und vor allem auf den Schiffen der traditionellen Generation kommt noch richtiges Postschiff-Feeling auf. Viel (echtes) Holz an Bord und die Ladung wird noch mit einem Kran bewältigt. Toll zu beobachten auch die An- und Ablegemanöver: Mangels Bugstrahlruder wird das Manöver "Eindampfen in die Spring" -meist über die Bugleine- gefahren. Hier ist noch seemännisches Können gefragt.

Was ist denn der Eisbärklub? Wenn Du von Räumlichkeiten und Geisterstimme sprichst, ist es also kein "abstrakter" Verein, wie ich zuerst dachte, sondern ein konkretes Lokal oder so?
Der Eisbärclub oder auch "The Royal and Ancient Polar Bear Society" ist eigentlich ein kleines Museum, das man mit seinem einmaligen Mitgliedsbeitrag (NOK 160) unterstützt. Mehr Infos findest du unter dem folgenden Link. http://www.isbjornklubben.no/index.php?page_id=27

Und mich als Frostbeule interessiert es natürlich auch, wie kalt es denn nun in Celsius war, denn unter "saukalt" versteht doch jeder etwas anderes.
Es war auf der Reise eigentlich garnicht soo kalt (tagsüber so -2 bis -4°C, in Kirkenes rund -15°C), aber der starke Wind von bis zu 8 Beaufort machte die Sache nicht eben erträglicher. Trotzdem: Mit dicken Klamotten lässt sich das alles gut ertragen. Wir lieben halt auch den Winter und wann hat man schon mal soo viel Schnee vor der Hütte - ääh der Gangway?

Ahoi,
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