18.9. bis 25.9.2009
Bremerhaven- Bergen- Lysebotn-Stavanger- Mandal-Arendal-Oslo-Bremerhaven
Von Gerd Ramm
Wir hatten eine richtige Seereise. Wir hatten ein Schiff, das noch ein richtiges Schiff ist.
![Bild](http://img42.imageshack.us/img42/7218/schiffr.jpg)
Wir hatten ein Skagerrak, das seinem Ruf alle Ehre machte und wir hatten eine Crew, die uns das Leben an Bord lebenswert machte.
Aber eins nach dem Anderen. Das Schiff hat ja eine bewegte Vergangenheit hinter sich. 1948 als MS Stockholm in Schweden gebaut hat der stabile Rumpf die Andrea Doria versenkt. Sie wurde das DDR-Schiff Völkerfreundschaft, 1994 entkernt und als Italia Prima, Italia I, Positano, Suriento, Fridjof Nansen, Volker, Valtur Prima und Caribe in Fahrt gebracht.
Jetzt fährt sie für Classic Cruises International als Athena unter der Charter von Phoenixreisen Bonn bis November 2009.
Das Schiff ist ein schöner alter Liner gebaut als Schönwetterschiff mit breiten Holzdecks wo man sich auf dem Promenadendeck noch die Gischt des Meeres ins Gesicht wehen lassen kann. Und wir konnten. Das Skagerrak, das wir größtenteils befuhren, machte seinem Ruf alle Ehre. Wir wurden ganz schön durchgeschüttelt und es gab viele Ausfälle bei den Passagieren.
Das Schiff ist allerdings für ältere Leute und Gehbehinderte weniger geeignet. Die Gangway befindet sich stets auf dem 4.Deck, was zur Folge hat, dass sie sehr steil ist. Außer natürlich in Bremerhaven, wo die Fußgängerbrücken bis zum Deck 5, dem Promenadendeck reichen und einen geraden Zugang gewährleisten. Zu berücksichtigen ist, dass es Deck 4 und 4A gibt. Die Sitzmöbel haben ausnahmslos einen sehr tiefen Sitz, sodass die Leute sich regelrecht herausquälten. Der Pool ist nicht beheizbar und daher im Norden außer Betrieb ist.
Die Schränke sind nur für Einwochenfahrten ausgelegt. Also ist das Schiff als Ersatz für die Alexander von Humboldt nicht geeignet.
Diese Punkte sind aber die Einzigen, die es an dem Schiff zu bemäkeln gibt. Das Schiff macht einen sehr gepflegten Eindruck. Es hat viele blinkende Messingteile, die fleißige Helfer mit sehr viel Sidol blank putzten. Auch Maler sind immer im Einsatz.
Die Vibrationen hielten sich in Grenzen und wurden von uns nicht als störend empfunden, sondern einem Motorschiff entsprechend eingeordnet. Im Restaurant Olissipo hörte man ein Aggregat laufen, man hatte das Gefühl ein LKW mit laufendem Motor steht vor der Tür um das Geräusch zu beschreiben. Es war aber nicht so laut, dass man sich nicht unterhalten konnte. Das Seeverhalten ist gut, bei 7-8 lag sie relativ stabil.
Theoretisch haben alle Passagiere in einer Sitzung Platz. Da freie Sitzordnung herrscht und das Bufetrestaurant Lotus zu meiner Überraschung sich außerordentlicher Beliebtheit erfreute, mussten wohl einige Passagiere ins Bedienrestaurant Olissipo. Der indische Chefkoch hat hier mit raffiniert eingesetzten Gewürzen uns schmackhafte, hübsch dekorierte Speisen gekocht , die über dem 3 Sternestandard von mir eingeordnet werden. Die Speisekarten, im Internet abrufbar, hielten, was sie versprachen.
Unter der Crew sahen wir viele vertraute Gesichter von der Maxim Gorkiy, die natürlich gut deutsch sprachen.
Die Phoenixcrew hat, wie immer, profesionell das Bordprogramm gestaltet und die Ausflüge begleitet.
Phoenix hat sich großzügig gezeigt und jedem der 474 Passagiere eine „Athena Armbanduhr“ als Andenken geschenkt .
![Bild](http://img87.imageshack.us/img87/7034/uhrr.jpg)
Einen besonderen Anlass hatte diese Reise, es stand mein 70. Geburtstag an. Am Abend haben Maitre und Stewardessen mit Torte im Restaurant für mich gesungen. Es gab Geburtstagsküsschen was den portugiesischen Maitre etwas verwunderte. Auf der Kabine war dann im Sektkühler der „Herzog von Nassau“ und eine Karte der Phoenixcrew.
![Bild](http://img225.imageshack.us/img225/2564/karte.png)
By Shiplover2002
So hatte ich einen schönen Geburtstag.
Die Passagiere waren gefühlt in meinem Alter. Der Sohn von Cruisedirektor Klaus Gruschka drückte das Alter etwas, auch ein kleines Mädchen war an Bord, aber sonst waren wenig Passagiere zwischen 30 und 60 an Bord.
Ein betagter Herr fragte Klaus Gruschka, wann denn sein Busrundgang begänne. Er klärte ihn auf, dass ein Busausflug ein Ausflug mit dem Bus und ein Rundgang ein Rundgang zu Fuß sei. Als ich dann laut : „Ach was“ sagte, konnte sich Klaus Gruschka kaum vor Lachen halten.
Wir waren zu Dritt und so entstand wenig Kontakt zu anderen Passagieren. Über den „KR Faktor“ kann ich wenig sagen, außer dass eine Dame meinte: wir sind in Norwegen und da könnte es mehr Lachs geben. Ihr war Räucherlachs als Vorspeise und pochierter Lachs als Hauptgang zu wenig. Man bekommt eben immer soviel Schiff, wie man bezahlt.
Wie ich oben schon erwähnte war das Essen angemessen. Ein Frühstücksbuffet mit reichlicher Auswahl, Mittag und Abendessen reichhaltig, beides im Lotus als Buffet, der Kuchen zum Nachmittag sehr lecker und zuckerhaltig, der Mitternachtssnack etwas einfach. Die Barpreise sehr niedrig, wie bei Phoenix gewohnt. Tischwein und Mineralwasser, beides aus Flaschen, zu den Mahlzeiten inklusive.
Zu der Reise: der erste Seetag war einmalig sonnig, es war Liegestuhlwetter, in Bergen hatten wir trockenes Wetter, was bei der regenreichsten Stadt Europas nicht oft vorkommt. Hier entdeckten wir zu Fuß Ecken, die wenig von Touristen erschlossen werden. Eine tolle Fahrt durch den Lysefjord schloss sich an, die wir von den tollen Aussendecks bewunderten. In Lysebotn setzten wir Ausflügler ab. Stavanger ist ein hübschen Städtchen, das wir zu Fuß erwanderten. Hier hatten wir Regen, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Der nächste Stop Mandal musste wegen Sturms ausfallen. Es war nicht möglich, das Schiff an die Pier zu bekommen und auch tendern war ausgeschlossen, sodass sich der Kapitän entschloss weiter zu fahren nach Arendal. Hier schien wieder die Sonne und wir erwanderten den kleinen Ort. Oslo zeigte sich von seiner schönsten Seite und bei einem Busausflug bekamen wir einen tollen Eindruck der Stadt. Wir sahen die Baustelle Holmenkollen und die hervorragende Aussicht von dort. Der Vigelandpark bei strahlendem Sonnenschein rundete diesen, mit 29 Euro preiswerten, Ausflug ab. Während der Nachtfahrten waren wir ja schon Seegang gewohnt und so war bei dem letzten Seetag schon fast Routine eingekehrt. Je näher wir Deutschland kamen, je ruhiger wurde die See.
Fazit: eine interessante Reise auf einem interessanten Schiff, das sich für Einwochenfahrten in warmen Gefilden wie Mittelmeer oder Karibik sehr gut eignet. Allerdings in das Konzept Phoenix mit den Weltreisen passt es nicht so gut, aber die Ablösung mit der Artemis, die dann von Artania Shipping bereedert und von Phoenix gechartert 2011 in Fahrt kommt und wohl auch den Namen der Reederei tragen wird ist ja Ersatz in Sicht.
Ich wünsche der Athena allzeit glückhafte Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und drumherum.