Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Hier steht das Schiff als solches im Mittelpunkt.
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TorTas
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Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von TorTas »

Dieses Unterforum scheint mir das richtige für dieses Thema zu sein. Die Lounge erschien mir zu unverbindlich.

Vorab: Nächste Woche werden wir unsere nächste Kreuzfahrt beginnen. Klar, dass wir uns für alles interessieren, was die schreibende Zunft dazu veröffentlicht.

Heute fand ich diesen m.E. für alle Kreuzfahrer interessanten Artikel:

http://frontal21.zdf.de/ZDFde/inhalt/10 ... .html?dr=1

Schon bei unserer vorjährigen Kreuzfahrt im Mai 2008 fielen mir die Qualmemissionen des hochmodernen Schiffs auf, das 2006 in Dienst gestellt wurde.

Die Technik selbst dieser ganz neuen Schiffe , z.B. auch der QM2, scheint mir ganz allein von betriebswirtschaftlichen Überlegungen der heutigen Reeder zumindest beeinflusst oder sogar bestimmt zu sein. Ignoranz kann man den Herrschaften wohl nicht völlig absprechen. Denen fehlt m.E. eine bestimmte Art von Verantwortungsbewusstsein.

Wie wäre es, wenn die verehrten Teilnehmer dieses Forums, die ja meistens auch begeisterte und aktive Kreuzfahrer sind, ihren Gastgebern mal ein wenig auf die Pelle rücken, indem sie auf die Gesundheitsgefahren durch die Abgase ihrer Dieselmotoren hinweisen? Diese Emissionen treffen ja nicht nur die Hafenanlieger, sondern auch die Passagiere, wie z.B. im Geirangerford.
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OHV_44
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von OHV_44 »

Hallo,

meinst Du wirklich, das bringt was? Wäre zumindest ein Anfang. Berichte dann mal nach Deiner Cruise, wie das Gespräch bei Dir so ablief.

Die entsprechende Sendung ist bei den "TV TV TV Tipps" schon diskutiert worden. Kann mich da den Worten von Raoul nur anschließen und auf die Anzahl der aktiven KF-Schiffe hinweisen, die sich so zwischen 300-400 befinden wird. Möchte nicht auf andere Schiffe sondern eher auf die PKWs eingehen, die in dem Beitrag genannt worden sind.
Um die Rechnung mal rundungstechnisch zu vereinfachen: Cruiser: 500 --> PKWs: 500.000.000 !!!!!
Um beim Beispiel mit der QM2 zu bleiben: 1:50000 - wenn wir jetzt annehmen, alles Schiffe sind gleichzusetzen mit der QM2, kommen wir auf ein Verhältnis: 1:25 Mio !!! Wenn wir jetzt die Diesel PKW auf 250 Mio setzen, haben wir immer noch ein Verhältnis von 1:10 gegen die PKWs ...
... ich wäre für einen großen DPF (*) für ALLE (Schiffe) !!!

Fährst Du eigentlich ein Auto? Wenn ja, schon mal Kontakt aufgenommen zu Deinem Hersteller?
Mache selber im November einen weiteren Schritt: werde meinen CO2 Ausstoß von 221 auf 192 g/km reduzieren! :)

Gruß Micha


Für Gerd:
(*) DPF = Dieselpartikelfilter
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Raoul Fiebig
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo TorTas,

zunächst: Über die oft einseitige Berichterstattung von "Frontal 21" & Co. habe ich mich ja gestern bereits hier ausgelassen.

Der Fernsehbeitrag und auch der Internetbeitrag zeigen deutlich, wie man geschickt verschiedene Dinge verquicken kann und gezielt einen winzigen Teilbereich der Schiffahrt herauspickt und so tut, als sei er es - nicht die gesamte Schiffahrtsbranche - der die entsprechenden Folgen verursache. Es ist überall nur von Kreuzfahrtschiffen die Rede, dann heißt es aber plötzlich, daß weltweit vermutlich 60.000 Menschen jährlich an den Folgen von Schiffsemissionen sterben. An den Emissionen von Kreuzfahrtschiffen? Nein - an den Emissionen der Schiffahrt insgesamt. Laut CIA gab es 2008 weltweit 36.241 Schiffe von mehr als 1.000 BRZ, laut Berlitz Guide 2008 330 Kreuzfahrtschiffe über 1.000 BRZ. Das sind 0,91%. Der effektive Anteil an der weltweiten Schiffahrt dürfte noch bedeutend geringer sein, da Schiffe unter 1.000 BRZ ja nicht erfaßt wurden. Im Beitrag hinterläßt aber der Kontext - meiner Meinung nach bewußt - den Anschein, die Kreuzfahrtschiffe seien allein verantwortlich. So führt man das werte Publikum in die Irre!

Im TV-Beitrag wurde u.a. beklagt, daß am Skandinavienkai in Travemünde, "wo die meisten Kreuzfahrtschiffe anlegen", keine Landstromversorgung vorhanden sei. Wie viele Kreuzfahrtschiffe legen eigentlich jährlich am Travemünder Skandinavienkai an? Laut verschiedenen Quellen so etwa drei bis fünf pro Jahr! Kein Wunder, daß Travemünde in Abgasen von Kreuzfahrtschiffen erstickt, denn ansonsten wird der Hafen ja bekanntlich von keinerlei anderen Schiffen angelaufen.

Keine Frage: Kreuzfahrtschiffe sollten so umweltbewußt wie möglich sein. Es hat in der Vergangenheit ja auch diverse Schritte gegeben, zum Beispiel den Einsatz von Gasturbinen als Schiffsantrieb, die den Schadstoffausstoß dramatisch verringern. Leider ist der hierfür benötigte Treibstoff so immens teuer, daß sich das Antriebssystem nicht durchsetzen konnte. Oder man schaue sich als Beispiel die "Solstice"-Klasse von Celebrity an, die aufgrund einer optimierten Rumpfform sowie dem Einsatz weniger energiehungriger Beleuchtung und Klimaeinrichtungen mit der gleichen Antriebsleistung auskommt wie die deutlich kleinere "Millennium"-Klasse.

Die Befürchtungen der Häfen, daß sie zukünftig gemieden werden, wenn sie etwa einseitig die Nutzung von Landstrom vorschreiben, sind ohne Zweifel berechtigt. Man sieht es in Alaska: Nahezu alle Veranstalter reduzieren dort z.T. deutlich ihre Kapazitäten, seitdem die dortige Regierung meinte, eine "Kopfsteuer" auf Kreuzfahrtpassagiere erheben zu müssen.

Das gesamte Thema ist zu komplex, um es kurz in einem Forenbeitrag abzuhandeln. Mit plumper, einseitiger und irreführender Berichterstattung kann man ihm im übrigen ebenfalls nicht beikommen!
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TorTas
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von TorTas »

Halloo allerseits, halloo Raoul, halloo Micha,

in der Tat ist der Internetartikel - und nur auf den möchte ich beziehen, weil er eben schriftlich vorliegt - völlig zu Recht zu bemängeln. Quasi als Aufhänger benutzt er die Schadstoffemissionen der Kreuzfahrtschiffe, um im weiteren Text von den Emissionen der Schifffahrt allgemein zu berichten. Es wird also einiges vermischt und der Leser gewinnt den Eindruck, die Kreuzfahrtschiffe seien die "Bösen". Dafür verdient das ZDF einen Tadel. Aber nur, weil es nicht explizit darauf hingewiesen hat, dass die Kreuzfahrtschiffe nur ein - weltweit gesehen - kleiner Teil der Verschmutzer sind.

Allerdings ändert das nix daran, dass es die wissenschaftlichen Untersuchen eben gibt. Die wird das ZDF nicht erfunden haben. Auch die Auflagen des Hamburger Senats für die Belüftung von Bürogebäuden in der Nähe des neuen Kreuzfahrtterminals sind ganz sicher keine Erfindung.

Von den globalen Folgen der allgemeinen Umweltverschmutzung einmal abgesehen, darf man nicht einfach ignorieren, dass es Häfen gibt, in denen Hunderte von Kreuzfahrtschiffen im Jahr anlegen und die dort den Großteil des Schiffsverkehrs darstellen, zumindest hinsichtlich der Schadstoffemissionen. Wer dort wohnt und nicht den Auflagen des Hamburger Senats unterliegen darf, muss dann eben die Konsequenzen tragen.

Deshalb bleibt die ZDF-Kritik dem Grunde nach berechtigt und verdient es nicht, mit Hilfe der Statistik nicht nur kleingeredet, sondern sogar als "plump und einseitig" abqualifiziert zu werden.

Das Emissionsproblem sollte gerade auch den Kunden der Kreuzfahrtschiffe nicht egal sein. Irgendwo in diesem Forum - ich finde den Beitrag nicht wieder, bzw. hab keine Lust zum Suchen - gibt es ein Foto vom Geirangerfjord, der vom Qualm mehrerer Kreuzfahrtschiffe ziemlich verpestet erscheint. Mein Foto vom Qualm der Lirica wollte ich zwar hochladen, hab aber leider nicht herausgefunden, wo und wie.

Meine Anregung, die Anbieter der Kreuzfahrten mal anzusprechen, fußt auf der naiven Vorstellung, man könnte mit Gesprächen was erreichen. Völlig naiv, ich weiß. Aber einen Versuch kann man ja trotzdem machen.

Was die Reeder verstehen, dürfte neben dem wirtschaftlichen Erfolg, bzw. Mißerfolg, den ihnen umweltignorante, bzw. umweltbewusste Kunden durch ihren Kauf, bzw. Nicht-Kauf bereiten, lediglich ein weltweites Regelwerk sein, das die Politik zu schaffen hätte, z.B. in irgendeinem G7-G20-Girgendwas-Gnochwas-Gipfel.

Für Micha: Unsere nächste Kreuzfahrt machen wir mit unserer hoch geschätzten ML, für die wegen ihres Alters die Kritik an ihren Emissionen nicht gilt. Meine Autos kaufe ich seit mehr als 20 Jahren alle 4 Jahre neu und ich lege dabei auf die Erfüllung der aktuellen und strengsten Abgasnormen höchsten Wert. Diese Normen wurden von der Politik gesetzt, weil die Hersteller es nicht für nötig befunden haben, hinsichtlich der Emissionen auf dem Markt in Konkurrenz zu treten. Deshalb war es nicht nötig, die Hersteller separat anzuschreiben.

Für Raoul: Allein aus Gründen der political correctness lediglich Celebrity zu buchen, würde bedeuten, lediglich den Marktgesetzen zu folgen, nach denen jeder das bekommen kann, was er will. Und sei es ein nur scheinbar reines Gewissen, weil er ein "umweltfreundliches" Schiff benutzt, genau so, wie ich immer ein "umweltfreundliches" Auto fahre. Außerdem ist, wie Sie selbst schreiben, die "Solstice"-Klasse lediglich relativ zur "Millennium"-Klasse aus Umwelt-Gesichtspunkten die scheinbar bessere Wahl. Ihre Bemerkung über den teuren Gasantrieb stützt meine Bemerkung über die rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkte, nach denen die heute vom Stapel laufenden Schiffe kontruiert werden.

Zur analogen Erinnerung: die europäischen Autohersteller haben sich erst von der Politik mit gehörigen Subventionen "zwingen" lassen, ihre Produkte ebenfalls mit Katalysatoren auszurüsten, wie das in den USA schon lange vorher gang und gäbe war. (Damals schon verstanden sie es, mit ihrer argumentativen Ignoranz Geld aus dem Steuersäckel in ihre eigenen Beutel umzuleiten. Und heute passierts mit der "Umweltprämie" wieder. Aber das nur am Rande.)

Sind DPF oder Katalysatoren für Schiffe die Lösung? Keine Ahnung! Das sollen die Fachleute herausfinden. Der Hafenstrom würde zumindest die direkten Folgen für die Anwohner mindern, wenn sie nicht gerade direkt am AKW wohnen. ;-)

Aber auch bei der Schifffahrt - Inklusive Kreuzfahrt - wird es ohne die Politik nicht gehen.
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coke72
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von coke72 »

Ich denke, dass der steigende Ölpreis hier schon einen gewissen Marktdruck erzeugt. Celebrity hat mit der Solstice-Klasse hier einen guten Schritt getan und hat die Chancen eines neuen Designs genutzt. Das Ergebnis ist, dass die Solstice bei gleichen Ticketpreisen einfach profitabler fährt oder dass man in Krisenzeiten den Ticketpreis weiter senken kann als der Wettbewerb und immern noch keinen Verlust fährt. Das sind aus meiner Sicht Punkte, mit denen man das Management überzeugen kann. Die Gegenfrage ist dann natürlich immer: Welche einmaligen Aufwendungen hat man hier. Aus meiner Sicht ist hier weniger der Mehraufwand bei der einzelnen EInheit zu sehen als vielmehr die Kosten, ein Schiff von Grund auf neu zu planen. Daher werden aktuelle Schiffe zum Teil nach recht alten, allerdings kaum technisch veränderten, Entwürfen gebaut. Nimmt man sich zB einmal Costa mit den beiden diesjährigen Neubauten Pacifica und Luminosa. Die Costa Pacifica besiert weiterhin auf der Destiny-Klasse von Carnival. Korrigiert mich, aber ich meine, die gibt es seit 1996. Die Luminosa - als neue Klasse vermarktet - ist, wie nur schwer zu übersehen ist, ein Schiff der Vista-Klasse. Und die gibt es auch schon seit 2002.
Das Problem ist hier einfach, dass eine Neukonstruktion häufig zu aufwendig oder zu teuer ist und sich ein Konzept nicht eben mal so ändern läßt. Wenn dann aber ein Konzept in die Jahre gekommen ist und eh ersetzt werden muß, dann kommen auch - alleine aus betriebswirtschaftlichen Gründen - die technischen Neuerungen hinzu. Ich schätze mal, dass zB die Destiny-Klasse durchaus Chancen hat, in absehbarer Zeit durch ein neues Konzept ersetzt zu werden und dann redet man nicht mehr von der Solstice und ihren dann noch immer gebauten Schwestern, sondern von der neuen Klasse.
Ich denke, dass es gerade für die Anwohner in Häfenbereichen in den letzten Jahren schon große Lichtblicke gegeben hat. So fällt doch zum Beispiel bei mehr und mehr Kreuzfahrt-Schiffen auf, dass sie einen POD-Antrieb haben. Insbesondere im Hafenbereich bedeutet das doch letztendlich, dass weniger Schlepper eingesetzt werden muessen und wenn man mal sieht, was bei einem Schlepper aus dem Schornstein kommt, wenn er einen Ozeanriesen anschiebt, dann ist das aus meiner Sicht ein großer Schritt.
Ich bin mir auch bewußt, dass wir hier über kleine Schritte sprechen und eventuell mehr gehen würde, wenn es mehr Druck geben würde. Aber während man in der Reiseindustrie über eine Art "Ökotourismus" zumindest bei uns eventuell ein oder zwei besonders schadstoffarme Schiffe voll bekommt, die dafür etwas teurer sind, bezweifele ich schon, ob das in anderen - nicht minder wichtigen Märkten - nicht eventuell schon ganz anders aussieht. Und auf der Seite der Frachtschiff sieht das aus meiner Sicht noch viel extremer aus. Die initialen Kosten, die hier entstehen, dürften so hoch sein, dass eine Reederei im Wettbewerb nicht bestehen kann. Denn ganz klar: Der günstigste bekommt den Auftrag, denn es ist dem Verbraucher nur schwer klar zu machen, dass der Reis nun deutlich teurer ist, weil ein saubereres Schiff eingesetzt wurde. Dafür liegen Reis und Schiff einfach zu weit auseinander.
Aber mal nebenbei bemerkt: Wenn es eine Reederei schafft, ein Schiif mit Brennstoffzelle auf den Markt zu bringen, würde mich das schon reizen. Nicht zuletzt, weil mich die Technik dann auch interessieren würde...

Viele Grüße
Arno
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Ewald »

Das Problem ist ganz einfach der Kostenfaktor und die nicht vorhandenen Gesetze in den Ländern. Die Schiffe fahren in der Regel mit Schweröl, dem schlimmsten Zeug(ein Abfallprodukt der Raffenerien) was es so gibt, aber eben sehr preiswert! Expeditionsschiffe dürfen z.B. in der Antarktis nicht mit Schweröl fahren..... und siehe da, das Schiff fährt dort mit dem sog. Marinediesel - ohne Umbauten und sonstigen Investitionen, und mit den selben Maschinen :wave:
Es geht also schon wenn man will/muss, aber welcher Reeder verzichtet auf Gewinne???? Und nicht zu verachten ist die Lobby, die mit Sicherheit dafür sorgt, das alles möglichst lange so bleibt wie´s ist. Die Kreuzfahrtschiffe sind bei der dieser Luftverschmutzung sicher am unteren Ende zu suchen, da blasen die andern viel mehr raus.
Eine ganz andere Frage wäre ggf. noch zu klären..... wohin mit dem Schweröl wenn die Schifffahrt nichts mehr abnimmt?
Ewald
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Gerd Ramm
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Gerd Ramm »

Ich will nicht so viele Worte machen wie meine Vorredner: bei der Umweltfrage ist es doch so, dass jeder mit dem Finger auf den Anderen zeigt und sagt: der ist noch viel schlimmer.
Wenn die Großen dieser Welt zusammensitzen und über Umwelt beraten, machen wirtschaftliche Interessen alle vernünftigen Lösungen platt. Und demnach passiert nichts, ausser dass wir immer extremere Wetterlagen bekommen.
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Murgmatrose »

Hallo allerseits

Vor knapp 2 Jahren gab´s das Thema ja schon mal im "alten" Forum.

Die Technologie um vergleichsweise saubere Schiffe zu bauen gibt es ja schon (schaut mal hier unter "Umweltschutz"):

http://www.reedereibraren.de/html/uber_uns.html

O.K., allzu viele sind´s ja noch nicht, die diese Technik einsetzen:

http://www.blauer-engel.de/de/produkte_ ... php?id=192

Es müssen halt entsprechende Anreize geschaffen werden. Vielleicht ist es ein Anreiz, dass bestimmte Ziele und Häfen (Geirangerfjord?) nicht angelaufen werden dürfen, wenn das Schiff bestimmte Grenzwerte nicht einhält (erkennbar an der Feinstaubplakette am Schornstein :D )?
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Gerd Ramm »

dass bestimmte Ziele und Häfen (Geirangerfjord?) nicht angelaufen werden dürfen, wenn das Schiff bestimmte Grenzwerte nicht einhält (erkennbar an der Feinstaubplakette am Schornstein
)?
mal den Teufel nicht an den Schornstein :confused:
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Knuffel »

Raoul Fiebig hat geschrieben:Im TV-Beitrag wurde u.a. beklagt, daß am Skandinavienkai in Travemünde, "wo die meisten Kreuzfahrtschiffe anlegen", keine Landstromversorgung vorhanden sei. Wie viele Kreuzfahrtschiffe legen eigentlich jährlich am Travemünder Skandinavienkai an? Laut verschiedenen Quellen so etwa drei bis fünf pro Jahr! Kein Wunder, daß Travemünde in Abgasen von Kreuzfahrtschiffen erstickt, denn ansonsten wird der Hafen ja bekanntlich von keinerlei anderen Schiffen angelaufen.
Ich denke mal das es dabei nur um Lübeck ging. Dort gibt es ja die Landsteckdosen, nur halt am Skandinavienkai, wo in Lübeck die meisten Kreuzfahrer anlegen, gibt es keine.
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Raoul Fiebig
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo Knuffel,

dummerweise legen am Skandinavienkai aber nicht die meisten Kreuzfahrtschiffe an sondern am Ostpreußenkai. ;)
MathiasK
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von MathiasK »

Hallo,
also ich habe da mal unseren Umweltbeauftragten Offizier gefragt ...
Er sagte mir nur plump folgendes:

Mal nur auf "uns" bezogen: Abgesehen davon das wir 748 mehr Arbeitslose haben frage ich mich wo bitte in Geiranger der große Parkplatz für 1100 PKW´s ist ...
Ach nein, die Queen Mary und Delphin Voyager waren ja letzte Woche auch da, wie viele Passagiere waren das noch gleich ????

Irgendwie hat Er da ja nicht ganz Unrecht, wenn die Kreuzfahrtschiffe nicht megr fahren gibt es mehr Blechlawienen in der Welt ... :rolleyes:

MfG von Bord ...
Mathias K.
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Murgmatrose »

Ich glaube kaum, dass sämtliche potentiellen Passagiere sich in dem Fall in ihre Blechbüchsen setzen und nach Geiranger fahren :rolleyes: . Aber es geht ja auch nicht darum, dass kein Schiff mehr nach Geiranger oder sonstwohin fährt, sondern darum, das man eine bereits vorhandene Technologie auch allmählich einsetzt. Das wird sicherlich auch keine Arbeitsplätze kosten (ein beliebtes Totschlagargument), jedenfalls wüsste ich nicht, dass die Abgasnachbehandlung in Kraftfahrzeugen jemals ein Jobkiller war, eher ist das Gegenteil der Fall.
Aber von nix kommt halt nix, man muss immer etwas nachhelfen. Für die Reederei Braren scheint´s sich wohl zu rechnen.
Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass im Vergleich zu anderen Bereichen (Automobil, priv. Wohnungsbau, Industrie) der Schiffsbau auf diesem Gebiet hinterher hinkt - obwohl die Technik da ist.
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Murgmatrose »

Hallo allerseits

da hab´ ich ´was interessantes gefunden :) :

http://www.e4ships.de/index.html

Es tut sich also etwas, zumindest mal in Deutschland :thumb: . Und das dürfte eher Arbeitsplätze sichern und schaffen! Aber ob die bei "Frontal 21" darüber auch etwas berichten werden? "Bad news are good news :rolleyes:!"
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von MathiasK »

Moin Andreas,

totschlag Argument ?????? Ja wenn das man so wär ... :cry:
Wenn alle Häfen auf Landstrohm umstellen würde, wurde die Kreuzfahrt in der heutigen Form aussterben, da ich ganz sicher und stehe da auch nicht alleine ...

Die angesprochene Technik ist vorhanden, steckt aber irgendwie ja auch noch in den Kinderschuhen oder ???? (Vorhanden ............ :confused: )
Klar kann man Abgase filtern, das ist meiner Meinung nach eigentlich auch pflicht, jedenfalls hat jeder Neubau mehr oder weniger wirksahme Filteranlagen, da sollte man jedoch sicher etwa mehr drauzs machen, das würde mehr bringen als der ganze andere Traumkram ... (Den kaum Jemand bezahlen will)

Viele Grüße von Bord
Mathias K.
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Tinamama »

Hallo!
Im Rheinischen Merkur vom 13.8. waren drei Seiten über Schifffahrt, Flaute und auch Umweltbelastung, letzteres hier:
http://www.merkur.de/36346.0.html ,
unten drunter sind die Links zu den anderen Artikeln. Ganz schön interessant.
Gruß
Christina
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Ewald »

Hallo Mathias, dem Argument :
" Wenn alle Häfen auf Landstrohm umstellen würde, wurde die Kreuzfahrt in der heutigen Form aussterben, da ich ganz sicher und stehe da auch nicht alleine ..."
kann ich nun wirklich nicht folgen. Was hat die Landstromversorgung in Häfen mit der Kreuzfahrt der "heutigen Form" zu tun? Wohl eher nichts, außer, das es bessere Luft gäbe. Ich schrieb es schon weiter oben..... es ist eine reine Verdienstgeschichte für die Reeder, haste Du schon mal erlebt das die Industrie (dazu zähle ich jetzt auch mal die Reeder) freiwillig etwas ändert? :nono: Da helfe ganz einfach nur eindeutige Vorgabe seitens der Gesetzgeber und das weltweit..... aber da traut man sich ja nicht ran. Lobbyarbeit spielt da sicher eine riesige Rolle.Und es geht bittschön nicht NUR um die Kreuzfahrer bei dieser Diskussion. Frag mal Deine Ing. was die fahren..... mit Sicherheit keinen "normalen" Diesel sondern das preiswerte Schweröl !!!
Ewald
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Murgmatrose »

Hallo Matthias

ich wollte eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass Umweltschutz und Sicherung der Arbeitsplätze einander nicht ausschließen. Sollten aber bestimmte Medien weiter derart berichten könnte das Image KF-Branche und somit auch Arbeitsplätze in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich habe da ein Zitat von AIDA-Chef Michael Thamm gelesen: "Kreuzfahrtprodukte brauchen eine intakte Umwelt" (man kann ja über das "an Bord"-Heft denken was man will - den Bericht auf der vorletzten Seite finde ich interessant).
Ich bin bestimmt kein Müsli,aber so weitermachen wie bisher kann man ja auch nicht. Außerdem ist Umweltschutz auch ein hervorragendes Marketinginstrument, mit dem heutzutage auch die ehemals größten Bremsklötze werben.

Die SCR-Technik findet heutzutage schon ihre Anwendung im Schiffsbau, s. o. (ohne Schiffe mit Lastwagen vergleichen zu wollen: die fahren schon zu -zigtausenden mit diesen Verfahren auf unseren Straßen herum), die Brennstoffzelle ist natürlich (noch) Zukunftsmusik:
http://www.zeit.de/online/2009/28/brenn ... nen?page=1

Durch diesen Thread habe ich mich schon reichlich tief in das Thema hineingegoogelt und offensichtlich wächst hier der Druck auf die gesamte Branche. Allerdings ist vom weltweiten Warenverkehr so viel abhängig, dass man dann denjenigen,welche die kleinste Lobby haben (Kreuzfahrer? siehe Frontal 21) am ehesten ans Bein pinkelt.

Trotzdem hoffe ich, eines Tages doch noch ein paar nowegische Fjorde vom Wasser aus bestaunen zu können (scheitert bisher nicht an irgendwelchen Umweltauflagen, sondern an meiner Frau :D ).
MathiasK
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von MathiasK »

Moin,

also ich weiß ja nicht ob Euch bewusst ist was so ein Tag im Hafen Heuzutage kostet, mit der Landstrohmversorgung seigen diese Kosten rund um das vierfache ... (Mal ganz davon abgesehen das die meisten Hafenstadte teilweise erst noch ein Kraftwerk bauen müssten um die Schiffe mit ausreichend Strohm zu versorgen). Die Kreuzfahrtbranche würde sich dann gravierend ändern. Die günstigen Angebote von Costa, MSC und Co würden vom Markt verschwinden und eine 7 Tage Tour bei 1500 € anfangen anstelle von 500 € ...

Das würde in meinen Augen die heutige Kreuzfahrtbransche zum erliegen bringen !

Das jedoch nicht nur die Kreuzfahrtbranche angesprochen war, war mir durchaus klar. Nur habe ich für meinen Teil darauf bezogen, da ich nur diesbezüglich fachliche Informationen einholen konnte.

Zum Thema was wir Bunkern brauche ich Niemanden fragen, wir bunkern wie alle Anderen in der Ostsee auch den günstigen Treibstoff in St.Petersburg ! Warum sollten wir auch etwas anderes machen ?
Wir halten die vorgeschriebenen Abgasgrenzen mit diesem Treibstoff bei weitem ein, was man von einer Maxim Gorkiy ja nicht wirklich sagen konnte (In den letzten Jahren). Da wurde eine Sondergenemigung ausgestellt und man konnte mit dem Kahn schön weiter die Luft verpessten.
Ich habe ja generell nichts gegen alte Schiffe, aber da sollten vielleicht einige Reeder sich eine Scheibe von der Astor abschneiden, die ja erst eine neue Filteranlage nachgerüstet hat um weiterhin in Norwegen fahren zu dürfen ... Und auch eine 20 Jahre alte Vistamar wird im Oktober nachgerüstet.
Ich denke wenn man solche Dinge wie Landstrohm einführen möchte benötigt mann mal eben 40 Jahre, um die Reeder entsprechend Rückhalt zu geben für Neubauten ...

Viele Grüße von Bord
Mathias K.
Ewald
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Re: Kreuzfahrtschiffe und Umweltbewusstsein

Beitrag von Ewald »

Hallo Mathias, Du schreibst....
"Mal ganz davon abgesehen das die meisten Hafenstadte teilweise erst noch ein Kraftwerk bauen müssten um die Schiffe mit ausreichend Strohm zu versorgen"
daran glaubst Du doch wohl nicht wirklich - oder????
In Berlin(und anderen Städten) werden laufend riesige Einkaufzentren und Bürohäuser gebaut OHNE das wir ein neues Kraftwerk errichten müssen. Eine sehr fragwürdige argumentation meine ich..... so stellen es gern die Reeder hin um nicht an´s Netz gehen zu müssen. Und Industriebetriebe(und ein Schiffe sehe ich als solches) haben ja auch noch Sonderkonditionen bei der Abnahme von großen Mengen Strom.
Ewald
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