Ganz krass gesagt halte ich Lösegeldzahlungen für wichtig. Denn erst, wenn es richtig teuer wird, werden sich Wege überlegt, die Ursachen dauerhaft (und wie und von wem auch immer) zu beseitigen. Dieser Weg verkürzt das Martyrium der aktuellen Opfer genauso, wie es zukünftige Opfer vermeidet.
Es gibt auch Medikamente, die Symptome bekämpfen und andere, die die Ursachen beseitigen. Beides zusammen kann durchaus sinnvoll eingesetzt werden.
Die einzigen Leidtragenden einer Verhandlungsverweigerung sind die Seeleute. Die Piraten schert das doch nicht. Selbst mit verherigen, relativ geringen Lösegeldzahlungen können die doch Jahre durchhalten. Der Reeder spart Geld und die Seeleute zahlen die Zeche
Ich habe neulich gelesen, dass einige Reedereien den Weg ums Kap nehmen. Einmal, um Versicherungsprämien zu sparen, andererseits, da angesichts der aktuellen Krise eh genug Zeit ist. Korrigiert mich, wenn das falsch ist. Warum machen das einige Reedereien dann nicht? Weil die Strecke günstiger ist und Zeitdruck den Weg durchs gefährliche Gebiet bestimmen? Das ist dann aber auch ein rein finanzielles Interesse. ...und das Wissen um die Gefahr für die Beatzung.
Warum machen das dann nicht alle? Alleine schon die Betreiber des Suezkanals hätten dann ein sehr vitales Interesse, die Piraterie zu beenden. Die Häfen im östlichen Mittelmeer verlieren ihre zentrale Lage, Lieferengpässe und Verteuerung der Waren würden zusäzlichen öffentlichen Druck erzeugen.
Tja, alles schön und gut. Aber das müsste wohl die maritime Gemeinschaft eng zusammenrücken und den egoistischen Blick auf den eigenen Profit kurz mal abwenden. Auch denke ich nicht, dass man sich von der Terasse der Villa an der Elbchaussee in die Lage der verschleppten Seeleute versetzen kann (oder möchte?).
Naja, ist alles wohl Wunschdenken meinerseits. Wahrscheinlich wartet die eine oder andere Reederei sogar darauf, dass der Staat (also wir, Bürger und leidgeprüfte Steuerzahler) aktiv wird, damit sich das ganze Drama möglichst kostenneutral in den Büchern darstellt.
Ach ja, und in zwei Monaten schreibt die Boulevardpresse, dass die Gewerkschaften schuld sind!
Warum muss ich schon die ganze Zeit an Galeerensklaven denken?
Frustrierte Grüße
Helge