Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

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Expifan
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Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Expifan »

Liebe Kreuzfahrtfans,

hier im Forum sind ja überwiegend User aktiv, die schon viele klassische Kreuzfahrten gemacht haben und diese Reiseform auch nach Corona wieder schnellstmöglich praktizieren wollen.
Die Gründe, eine Kreuzfahrt zu machen sind ja schon in vielen Foren und Medien genannt: Die Lust an einer Seereise an sich, gutes Essen, große Abendshows, viel sehen ohne Koffer packen zu müssen, etwas lernen wollen, Sicherheit in fremden Ländern, keine Sprachprobleme durch organisierte Ausflüge, medizinische Versorgung und nicht zuletzt Ziele zu besuchen die ohne Schiff kaum möglich sind.

Machen wir uns nichts vor: Viele Menschen buchen eine Kreuzfahrt sicher auch nur wenns billig ist oder weil sie einsam sind oder weil sie nicht wissen wohin mit ihrem Geld oder weil sie Langeweile haben, mit Urlaubsbräune angeben wollen oder oder oder...

Corona hat uns nun gezeigt, dass die Branche insgesamt gefährdet ist. Wir Vielfahrer kennen die ständigen Durchfall- und Grippeausbrüche an Bord, nehmen das Risiko bisher aber billigend in Kauf. Corona aber zeigt, dass es viel härter für diese Urlaubsindustrie kommen kann, nämlich durch „amtliches“ Zusperren von Schiffen, Häfen oder sogar ganzen Ländern aber auch durch Planungsunsicherheit und Verhaltensänderungen beim Buchen durch Kunden.

Ich persönlich glaube, dass die sehr großen Schiffe mit hoher Passagierdichte nach und nach vom Markt verschwinden werden. Es gibt immer weniger Häfen, die solche großen Schiffen hereinlassen wollen oder können. Die Vorteile, die genannt werden (gutes Essen, tolles Entertainment, niedrier Preis) kann ich auch an Land in guten Clubanlagen bekommen.

Mir scheint, die Zukunft gehört wieder kleineren Einheiten. Mehr hin zu „unbefleckten“ Destinationen statt zu den klassischen Großhäfen. Schiffe mit individueller Innenraumbelüftung wird den Kunden wahrscheinlich künftig wichtiger sein als die Frage, ob eine Eislaufbahn oder Kletterwände an Bord sind.

Ich persönlich finde darüber hinaus, ein guter Lektor an Bord ist bereichernder für eine Kreuzfahrt als ein meist drittklassischer Sänger. Dieser Aspekt ist mir aufgefallen, als ich erstaunt festgestellt habe, dass sehr oft bei Lektorenvorträgen viel mehr Gäste im Theater waren als bei Abendshows. Auf Ausflügen versuchen wir immer in den Bus zu kommen, in dem der Lektor mitfährt. Der weiß meist mehr als der örtliche Reiseführer 
Auch Zodiacausflüge oder Wanderungen mit Lektoren der Expeditionsschiffe und Touren mit "local Experts" sind nicht zu vergleichen mit Standardbustouren des Massenmarktes.

Kurzum: Ich vermute, Kreuzfahrten werden künftig individueller, erheblich teurer aber auch nachhaltiger und umweltverträglicher.

Ich bin aber nicht naiv: Solange die sehr großen und meist noch sehr neuen Schiffen in Massen auf dem Markt sind, wird man natürlich versuchen, das „Vor-Corona-Konzept“ weiter zu hypen und mit verführerischen Preisdumpingangeboten versuchen, Kabinen zu füllen. Ob es Erfolg haben wird, wird wohl bis 2022 entschieden.

Ich bin gespannt - Euch allen Alles Gute für das Neue Jahr! :wave:
Tom
Kieler
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Kieler »

Expifan hat geschrieben: 25.12.2020 08:17 Ich persönlich glaube, dass die sehr großen Schiffe mit hoher Passagierdichte nach und nach vom Markt verschwinden werden. Es gibt immer weniger Häfen, die solche großen Schiffen hereinlassen wollen oder können. Die Vorteile, die genannt werden (gutes Essen, tolles Entertainment, niedrier Preis) kann ich auch an Land in guten Clubanlagen bekommen.
Das denke ich auch. Größe? Passagierdichte passt da schon eher.

Wobei die Schiffe in den letzten Jahren gar nicht mal unbedingt so viel größer geworden sind. Die Oasis-Klasse führt das Ranking seit Jahren an (sind die Carnival-Neubauten von der Passagierzahl eigentlich größer. Ich meine mal so etwas gehört zu haben, dass auf die Oasis-Schiffe nur knapp über 6.000 und auf die Carnival-Neubauten rund 6.600 Passagiere raufpassen. Wobei ich auch schon mal gehört habe, dass das bei den Carnival-Neubauten die maximale Auslastung und bei der Oasis-Klasse die Doppelbelegung ist.

"Ältere" Schiffe werden wohl verstärkt vom Markt verschwinden. Gut möglich, dass in 2, 3 Jahren schon die ersten Schiffe aus den 2000ern verschrottet werden. Die Carnival Inspiration&Imagination waren ja auch gerade 24, bzw. 25 Jahre alt.

In den nächsten Jahren werden ohnehin keine Neubauten bestellt. Danach wird mal wohl eher wieder kleinere Brötchen backen. Würde AIDA die 3 Selection-Schiffe durch AIDAnova-Schwestern ersetzen? Ich denke, damit könnte man manche Kunden verschrecken. Hiess es nicht kürzlich von Michael Thamm, dass man bei Costa und AIDA zukünftig auch mit kleineren Neubauten plant?

Frohe Weihnachten :)
Hamburger Jung
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Hamburger Jung »

Ich glaube Reedereien wie z. B. AIDA beim Massenmarkt bleiben und TUI Cruises um bei den deutschen zu bleiben, bei Ihrer Schiffsgröße bleiben werden. Ich kenne diverse Bekannte, die auf AIDA schwören und keinen Fuß auf ein Schiff einer anderen Reederei setzten. Spätestens 2022/23 ist alles wieder beim alten.
Bernie
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Bernie »

Ich bin da auch eher bei der Meinung von Hamburger Jung. Kleinere Einheiten, wäre für mich sicher auch schöner, aber ob sich das durchsetzen wird? Ist halt doch immer eine Frage des Preises und ob der Markt das hergibt. Wenn das so wäre, würden wir wider in die „Frühzeit“ der Kreuzfahrt zurückkehren. Es könnten dann nur die wirklich gut betuchten sich so etwas leisten können.
Ich könnte mir schon sehr gut vorstellen, dass gerade die Masse das Geld bringt. Sonst würden nicht diese Riesenpötte herum schippern. Und „nach Corona“ kommt. Das ist auch sicher. Die Menschen vergessen schnell. Nehmen wir uns nicht aus. Fragt sich nur, welche Reedereien bzw. Veranstalter das jetzt überleben und welche nachkommen. Es ist durchaus möglich, dass es sogar Große erwischt und deren Schiffe andere wiederum billigst aufkaufen und von vorne anfangen.
Ich wünsche Euch allen auch noch ein ganz tolles Restweihnachsfest und nur das allerbeste fürs nächste Jahr. Bleibt gesund :thumb: :thumb:
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von nager69 »

Ich glaube, das Thema Nachhaltigkeit und Klimaneutralität wird in den nächsten Jahren nach Corona kommen. Wie es sich auswirken wird, darüber habe ich keine Ahnung. Ich stelle nur fest, dass viele Freunde und bekannte sich im letzten Jahr viele Gedanken gemacht haben - und unsere Kinder auch. Die Träume wandeln sich, aber die Neugierde bleibt.
Ob die großen neuen Schiffe mit den Ansprüchen mithalten können? Was macht de USA, Wie entwickelt sich Asien? Es wird spannend.

LG Alex
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Rhein
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Rhein »

Die Frage ist eher, unter welchen Sicherheitsvorkehrungen werden wir in Zukunft reisen können und welche Hürden werden Länder, Flug- und Kreuzfahrtgesellschaften einführen?

Die Branche allerdings hat schon vor Corona längst angefangen, sich zu spalten. Einerseits kleine und teure Luxus- und Expeditionsschiffe und andererseits Riesenpötte mit Entertainment-Park-Charakter. Die Klasse der 1.000 bis 4.000 Passagiere fassenden Schiffe wird nach und nach verschwinden. Oder warum landen gerade diese Schiffe momentan auf dem Schrott? Würde man künftig mehr auf diese Schiffe setzen, dann gingen sie eher in die Werft zum renovieren statt auf den Schrott, denn steinalt oder schrottreif sind die Dampfer ja nun wirklich nicht (vielleicht mal abgesehen von der Sovereign, da waren die Renovierungskosten wohl höher als der Zeitwert ... ;-) ).
Bernie
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Bernie »

Ja Rhein, da ist was dran. Aber wäre das nicht z.B was für Anbieter ähnlich Phönix. Deren Schiffe, so schön sie sind, haben nun ja auch ein Alter wo es langsam Zeit wird. Ich denke da an den Umweltschutz usw. ich glaube dass da ein umrüsten langsam zu teuer wird (in Anbetracht des Alters). Aber deren Touren sind halt doch eher was für ältere Menschen. Die Jungen fahren da nicht, sieht man jetzt schon. Da ist sicher so ein Dampfer den die großen der Branche jetzt abgeben interessant. Darum glaube ich schon, daß es auch in der Zukunft im Großen und Ganzen so bleibt wie bisher. Umrüstung auf neue Standards vorausgesetzt.

Die ganz großen Pötte? Da glaube ich nun auch nicht, dass das unendlich so weitergeht. Die Passagierzahlen stiegen zuletzt zwar, ob das auf Dauer so bleibt? Die Partygänger fahren ein zwei mal, dann suchen die sich wieder was anderes, oder kommen irgendwann in unser Alter, vorausgesetzt sie bleiben vom Kreuzfahrtvirus infiziert. Dann suchen sie auch kleinere Einheiten.

Was Einreisebestimmungen usw. angeht, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Vielleicht hilft da auch eine Impfung. Und die Häfen werden auch wieder öffnen. Glaub’s mir. Geld stinkt bekanntlich nicht. Und wenn das wegfällt vergisst man ganz schnell.
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Rhein
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Rhein »

Ja, Bernie - fragt sich nur, was als nächstes kommt, ein anderes Virus, ein mutiertes Virus. Normalität wird es so schnell nicht mehr geben.

Die jüngeren Generationen haben eben auch andere Erwartungen - auch wenn sie älter werden. Ob die dann sich mit weniger Restaurant-Vielfalt zufrieden geben oder mit weniger Entertainment? Mir scheint es, als wollten die Reedereien lieber größere Schiffe, dafür aber weniger. Herr Thamm steht bislang mit seiner Äußerung, dass es auch wieder kleinere Schiffe geben müsse, die auch kleinere Häfen anfahren können, ziemlich alleine da.

Und Phönix? Die haben ihre Repeater, die schon 5 Jahre im voraus buchen würden, bloß um die geliebte Kabine auf dem geliebten Schiff zu bekommen. Zudem ist die Artania mit Baujahr 1984 zwar schon älter, aber eben noch lange kein Oldtimer und der Rest der Flotte ist ja doch etwas jünger. Natürlich wird man dort sein Konzept anpassen müssen. Welches existierende Schiff erfüllt denn überhaupt noch die Anforderungen der Damen und Herren aus Bonn? Die Renaissance-Schiffe vielleicht, aber die scheinen ohnehin sehr begehrt. Dann wären da noch die Neubauten von Viking und Saga, aber bis die erhältlich sind, könnte es noch dauern ... ;-). Oder man baut doch noch neu ... Derzeit sind die Fahrten von Phönix sicher sehr begehrt, aber wer nicht mit der Zeit geht, der geht - siehe Transocean.
Bernie
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Bernie »

Servus Rhein, kann dir in allen Dingen nur zustimmen. Grad was Phönix betrifft. Ich bin auch mit denen schon ein paar mal gefahren und habe da auch noch was vor mir. Aber ich sehe es bei mir. War erklärter Costa-Fan. Von denen wurde ich vor 20 Jahren eingefangen. MSC ist genauso. Aber mit der Zeit, man wird älter, geht einem der Remidemi an Bord ziemlich auf die Nerven. Wenn z.B. der Mister Costa halbnackt mit Schwabbelbauch über die Tantfläche hüpft. Na ja. Wer’s will, bitte gerne. Aber da sind mir die ruhigeren Schiffe mittlerweile lieber. Sagen auch meine Bekannten, die auch gerne „Kreuzen“.
Deshalb glaube ich schon, dass Schiffe in der Größenordnung z.B. der Artania weiter gefragt sind. Natürlich kommt es auch auf den künftigen Preis an, der dann gefordert wird. Da muß man halt abwägen.
LG
Expifan
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Expifan »

Wie schön hier eine sachliche Diskussion zu einem fast schon philosophischen Thema zu sehen.

Klar, dass niemand weiß wie sich der Markt entwickelt. Dafür spielen zu viele Parameter eine Rolle. Vor einem Jahr hätten alle natürlich komplett andere Prognosen abgegeben als heute.

Ich glaube auch dass sich 2 Kernmärkte entwickeln.

1. Der MASSENMARKT: Große Schiffe, überwiegend gleiche Häfen, gleiche Reisedauer, auf jeder Reise an bestimmten Tagen die gleichen Shows und das gleiche Menue, gleiche Einschiffungshäfen, gleiche Zubringerflüge und Landagenturen. Das macht das Produkt für den Kunden mit kleinerem Geldbeutel bezahlbar.

2. EXPEDITIONS- und LUXUSSCHIFFE: Sehr teuer, dafür aber exklusiv, kleine Schiffe, Top-Service, exotische Destinationen, hohe Flexibilität, Entertainment für Intellektuelle (Lektoren statt Tänzer), Lokale Speisen usw.

Und dann gibts noch so Nischenanbieter, die
- auf familiäres Flair setzen wie z.B. Phoenix oder
- Segelschiffreisen
- Kinder- und Familienspezialisten (Disney)
und noch ein paar andere.

Es bleibt spannend

Tom
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Kieler »

Rhein hat geschrieben: 25.12.2020 21:25 Die Klasse der 1.000 bis 4.000 Passagiere fassenden Schiffe wird nach und nach verschwinden. Oder warum landen gerade diese Schiffe momentan auf dem Schrott?
Das denke ich auch. Ich hatte immer mal gedacht, dass die Fantasy-Klasse evtl. mal bei Fred. Olsen landen würde. Als es dann mit den Verkäufen bei Carnival los ging, habe ich erst realisiert, wie groß die doch sind.
Bernie hat geschrieben: 25.12.2020 22:21 Die ganz großen Pötte? Da glaube ich nun auch nicht, dass das unendlich so weitergeht. Die Passagierzahlen stiegen zuletzt zwar, ob das auf Dauer so bleibt? Die Partygänger fahren ein zwei mal, dann suchen die sich wieder was anderes, oder kommen irgendwann in unser Alter, vorausgesetzt sie bleiben vom Kreuzfahrtvirus infiziert. Dann suchen sie auch kleinere Einheiten.
Wobei hier ja schon in den letzten Jahren eine Verlangsamung eingesetzt hat. Vom Ende des letzten Jahrtausends bis vor 10 Jahren wurde dort ständig ein Rekord nach dem amnderen gebrochen. Nun steht eigentlich schon seit 10 Jahren sie Oasis-Klasse an der Spitze. Und so viel größer ist die Symphony nun auch nicht. Klar, es sind bei den großen noch "kleinere" Einheiten dazugekommen (AIDAnova, MSC Meraviglia u.a.). Was die maximale Größe angeht, ist aber wohl vorerst das Ende der Fahnenstange erreicht.

Dazu kommt natürlich, dass in den nächsten Jahren ohnehin keine Schiffe bestellt werden.

Ich denke, viele Reedereien würden ihren Kunden auch einen Gefallen tun, wenn sie künftig kleinere Neubauten bestellen als immer nur diese Riesen oder die kleinen Schiffe der ganz teuren Anbieter.

Die Artania hat eine gute Größe. Und was die Balkonkabinen betrifft, ist Phoenix mit der auch nicht schlecht bedient. Sie geht aber auch auf die vierzig zu. Immerhin ist die Maschinenanlage noch relativ neu. Wobei ich mich damals schon gewundert habe, ist die Artania doch deutlich größer als die übrigen Schiffe der damaligen Flotte.
Rhein hat geschrieben: 25.12.2020 23:34 Dann wären da noch die Neubauten von Viking und Saga, aber bis die erhältlich sind, könnte es noch dauern ... ;-).
Hahaha :)

Wobei ich, ich glaube sogar hier im Forum, immer mal wieder etwas gelesen habe, dass Herr Hagen sich mit den ganzen Neubauten evtl. etwas übernehmen könnte und das früher oder später zum Kollaps führt. Was Viking bestellt hat, ist echt verrückt. Das müssen doch inzwischen bestimmt 20 Neubauten sein.
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Kieler »

Als ich das hier gelesen habe, hatte ich übrigens sofort ein Schiff in der Größe der Sphinx-Klasse im Kopf und nicht in der Größe der AIDAnova.
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shipfriend
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von shipfriend »

Interessanter Thread. Ungeachtet der Corona-Problematik war mir klar, das bezüglich dieser Branche allmählich etwas im Argen ist: immer mehr größere und größere Schiffe werden und wurden in Auftrag gegeben (wenn ich sehe, was allein MSC bis 2026 in Dienst stellen will!), da frage ich mich: wo sollen die ganzen Besatzungsmitglieder herkommen, und wer bucht das alles? Gleichzeitig: wo sollen diese XXXL-Schiffe alle fahren?
Denn dieser "Neubau-Wahn" kollidiert mehr und mehr mit Umwelt- und Anlauf-Auflagen der Häfen: Bergen will künftig nur noch drei große Schiffe in den Hafen lassen, Venedig wird nicht mehr ewig anzulaufen sein, Santorin, Dublin, Dubrovnik etc. haben ebenso Maßnahmen ergriffen, wo sicher weitere Häfen folgen. Zumal sehr große Kreuzfahrtschiffe eh weniger Häfen anlaufen können, wird das Ganze nochmals schwieriger.
Mein Eindruck: Die leichten, glorreichen Zeiten dieser Branche sind aktuell vorbei, mit und nach Corona dürften es die Reedereien schwerer denn je haben. Zumal aktuell absolut nicht absehbar ist, wie lange Corona den Reedereien noch Steine in den Weg legt, und wie buchungsresistent oder -freudig die Passagiere sind.
Einen mittelfristigen Kollaps in dieser Branche schließe ich nicht aus.

Selbst ich als langjähriger Kreuzfahrt-Enthusiast (20 Kreuzfahrten innerhalb von 15 Jahren) habe gemerkt: einige Entwicklungen missfallen mir sehr, Fähren sind eine gleichwertige Alternative für mich.

Was ich mir wünsche: Ein Ende dieses Gigantismus zugunsten von gemäßigteren Größen um die 90-100.000 BRZ, meine Lieblingsgröße.
Ich denke, Schiffe dieser Größenordnung, sowie kleinere Schiffe dürften leichter zu belegen sein als Schiffe mit jenseits der 6000 Passagiere.
Kieler hat geschrieben: 25.12.2020 08:35 Wobei die Schiffe in den letzten Jahren gar nicht mal unbedingt so viel größer geworden sind. Die Oasis-Klasse führt das Ranking seit Jahren an (sind die Carnival-Neubauten von der Passagierzahl eigentlich größer. Ich meine mal so etwas gehört zu haben, dass auf die Oasis-Schiffe nur knapp über 6.000 und auf die Carnival-Neubauten rund 6.600 Passagiere raufpassen. Wobei ich auch schon mal gehört habe, dass das bei den Carnival-Neubauten die maximale Auslastung und bei der Oasis-Klasse die Doppelbelegung ist.
Doch, sind sie in der Summe, oder die Anzahl von Schiffen dieser Größe hat erheblich zugenommen. Waren bis vor einigen Jahren Neubauten wie eine Freedom of the Seas mit 154407 BRZ noch etwas besonderes, sind mittlerweile Schiffe mit jenseits der 150.000 BRZ Realität.
Auch Costa baute lange Schiffe um die 113.000 BRZ (Favolosa und co.), mittlerweile sind Costa Smeralda und Toscana mit 185.000 BRZ die neue Realität. Ähnliches gilt für MSC.
Das macht sich auch an den Einsatzgebieten bemerkbar: 2009 etwa waren Schiffe wie eine Emerald Princess (113.561 BRZ) das Ende der Fahnenstange auf Ostsee-Kreuzfahrten. Mittlerweile haben wir dort Schiffe wie eine Norwegian Escape mit über 165.000 BRZ, auch andere Schiffe haben entsprechend größere Einheiten in die Gebiete verlegt, nicht nur die Ostsee. Das merkt man auch in Alaska sehr, von der Karibik ganz zu schweigen. Dort liegen gerne mal an einem Tag 7 Riesenschiffe im Hafen einer kleinen Insel.
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Mario »

Ich wage eine andere These: Zielgebiete, die in der Vergangenheit über Overtourismus gestönt haben, werden wohl nun wieder froh sein, wenn die Touristen wieder kommen und der Wirtschaftssektor angezogen wird. Kommen die Kreuzfahrtsschiffe wieder in die Häfen, so leben auch am Land zahlreiche Menschen davon.
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von shipfriend »

Mario hat geschrieben: 26.12.2020 20:35 Ich wage eine andere These: Zielgebiete, die in der Vergangenheit über Overtourismus gestönt haben, werden wohl nun wieder froh sein, wenn die Touristen wieder kommen und der Wirtschaftssektor angezogen wird. Kommen die Kreuzfahrtsschiffe wieder in die Häfen, so leben auch am Land zahlreiche Menschen davon.
Sehe ich auch so, vor allem für die karibischen Inseln dürfte das gelten. Diese leben schließlich SEHR von Kreuzfahrttouristen!
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Cruise-Jaeger123 »

Und ich glaube auch, dass jene Inseln/Häfen (gilt auch für Dubrovnik usw.), die bisher über Schiffe im großen Stil gemeckert haben, "nach Corona" riesige Rabatte anbieten und so sogar zusätzliche Anläufe für 2022 und 2023 generieren und die Anzahl von Touristen in den Häfen effektiv sogar noch steigt.

Im Flughafengewerbe ist es total üblich nach (Wirtschafts)krisen wegen schlechter Auslastung gewisse Incentives/Flughafengebühren für einen Zeitraum X an Airlines zu erlassen, um Wachstum zu generieren. Dies gilt je nach Flughafen nicht nur an neue Airlines, sondern auch für Airlines, die auf dem jeweiligen Flughafen schon aktiv sind, um das Routen-Portfolio des Airports zu erweitern.

Von daher kann es sehr gut passieren, dass wir ggfls. sogar Anbieter in Märkten sehen, die zuvor noch nicht von ihnen bedient wurden, wenn die Rahmenbedingungen "stimmen", z.B. Celestyal im Winter nach Asien...

Und: Bei MSC war es bisher so, dass die 4 kleinen alten Einheiten (Lirica, Opera, Armonia und Sinfonia) die Ladenhüter waren, die MSC nur über Kampfpreise gefüllt bekommen hat - auch der Yield ist auf den 4 alten & kleinen Schiff durch die deutlich günstigeren Preise erheblich geringer als z.B. auf MSC Meraviglia/Bellissima. Ich bin daher skeptisch, ob es im Massenmarkt zukünftig noch Schiffe unter 140.000-150.000 BRZ bestellt werden, die Nachfrage ist auf den höheren Einheiten schlichtweg höher.
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Mario »

shipfriend hat geschrieben: 26.12.2020 20:36
Mario hat geschrieben: 26.12.2020 20:35 Ich wage eine andere These: Zielgebiete, die in der Vergangenheit über Overtourismus gestönt haben, werden wohl nun wieder froh sein, wenn die Touristen wieder kommen und der Wirtschaftssektor angezogen wird. Kommen die Kreuzfahrtsschiffe wieder in die Häfen, so leben auch am Land zahlreiche Menschen davon.
Sehe ich auch so, vor allem für die karibischen Inseln dürfte das gelten. Diese leben schließlich SEHR von Kreuzfahrttouristen!
Ich glaube wir brauchen hier nicht mal so weit schauen. Den Städten entlang der Donau, zB in Österreich, gehen die ganzen Flusskreuzfahrtsschiffe auch ungemein ab - hier ist vieles auf dieses Klientel ausgerichtet. Man denke auch an Ankömmlinge in Linz, die dann per Bus für einen Tag nach Salzburg gekarrt werden. Hier hängen viele Arbeitsplätze auch am Land dran.
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Mario »

Cruise-Jaeger123 hat geschrieben: 26.12.2020 20:51 Und ich glaube auch, dass jene Inseln/Häfen (gilt auch für Dubrovnik usw.), die bisher über Schiffe im großen Stil gemeckert haben, "nach Corona" riesige Rabatte anbieten und so sogar zusätzliche Anläufe für 2022 und 2023 generieren und die Anzahl von Touristen in den Häfen effektiv sogar noch steigt.

Im Flughafengewerbe ist es total üblich nach (Wirtschafts)krisen wegen schlechter Auslastung gewisse Incentives/Flughafengebühren für einen Zeitraum X an Airlines zu erlassen, um Wachstum zu generieren. Dies gilt je nach Flughafen nicht nur an neue Airlines, sondern auch für Airlines, die auf dem jeweiligen Flughafen schon aktiv sind, um das Routen-Portfolio des Airports zu erweitern.

Von daher kann es sehr gut passieren, dass wir ggfls. sogar Anbieter in Märkten sehen, die zuvor noch nicht von ihnen bedient wurden, wenn die Rahmenbedingungen "stimmen", z.B. Celestyal im Winter nach Asien...

Und: Bei MSC war es bisher so, dass die 4 kleinen alten Einheiten (Lirica, Opera, Armonia und Sinfonia) die Ladenhüter waren, die MSC nur über Kampfpreise gefüllt bekommen hat - auch der Yield ist auf den 4 alten & kleinen Schiff durch die deutlich günstigeren Preise erheblich geringer als z.B. auf MSC Meraviglia/Bellissima. Ich bin daher skeptisch, ob es im Massenmarkt zukünftig noch Schiffe unter 140.000-150.000 BRZ bestellt werden, die Nachfrage ist auf den höheren Einheiten schlichtweg höher.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir Celestyal auch gut wieder in Kuba vorstellen könnte. Wäre das nicht auch wieder eine Chance? In Kuba war der Tourismus immer sehr wichtig, jedoch ist der Kreuzfahrtmarkt schon vor Corona weggebrochen - vielleicht reaktiviert man dies nun wieder mit MSC oder Celestyal?

Auf der einen Seite waren bei MSC die vier kleinen Schiffe natürlich "Ladenhüter", ABER:
- Dieses Daseins ist nicht aufgrund der Größe, sondern es sind halt ältere Schiffe mit nur wenigen Attraktionen (stelle dir vor, man würde ein Schiff der Lirica-Klasse neubauen, das würde bestimmt anders aussehen).
- Diese Schiffe sind für MSC meiner Meinung nach immens wichtig für den Aufbau von neuen Märkten - schaut mal, wo man die Schiffe oftmals positioniert hat um neue Märkte abzutesten: Dubai, Asien, Kuba, Kanaren, Rotes Meer. Nicht alles hat langfristig funktioniert, jedoch ist das Risiko mit dieser Größe kleiner
Vor einigen Jahren habe ich mal jedoch das Gerücht gehört, dass MSC mit der Armonia nicht ganz zufrieden sei und man sogar einen Verkauf beabsichtige. Es kam jedoch danach sogar der große Umbau.
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Rhein
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Rhein »

MSC hat mehrmals in der Vergangenheit betont, kein Schiff verkaufen zu wollen.

Das Problem an der Lirica-Klasse: Schon vor dem Umbau waren diese Schiffe Massentransporter im XS-Format. Schöne Einrichtung aber winziges Büffetrestaurant. Beim Umbau hat man dann sehr viele Kabinen ergänzt und für zusätzliche Einnahmequellen gesorgt, aber wenn ich mir die Deckpläne nun anschaue, dann dürfte es noch enger geworden sein. Das Typschiff, die heutige AIDAmira war ein hervorragend gelungenes Konzept, die größeren Geschwister aber hätten eher Balkonkabinen benötigt statt einer Verlängerung. Und die Seaside-Klasse macht trotz ihrer Größe einen tollen Eindruck. Allerdings sind die Preise für MSC-Verhältnisse etwas hoch. ;)
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Re: Zukunft der Kreuzfahrt nach Corona

Beitrag von Expifan »

Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Eingangsfrage, wie es nach Corona weitergeht, garnicht global beantworten lässt. Ich unterscheide mal 4 Zielmärkte.

Meine Prognose für die 4 größten Märkte:

USA: Die Bürger vergessen schnell, verdienen bald wieder genug Geld und dann gehts wieder los. Also, "Alles bleibt beim Alten": Große Schiffe, Focus auf Party und Event an Bord, Destination / Fahrgebiet weniger wichtig.

GROßBRITANNIEN: Aufgrund der Altersstruktur der Passagiere weiterhin Wunsch nach klassischer Kreuzfahrt mit Bedienrestaurants aber künftig generell stärkerer Focus auf gute Belüftungssysteme und Balkone. Heißt moderne Schiffe mit altem Charm :-)

ASIEN: Alles wie vor Corona. Selbst die "Global Dreams" wird wohl mit den geplanten 10.000 Paxe in See stechen.
DEUTSCHLAND: (Vergleichsweise kleiner Markt) Von allem ein bisschen. Hapag und Phoenix behalten ihre Kundschaft aber erhöhen die Preise denn die laufenden Kosten sind höher, Verluste aus 2020 müssen wieder reingeholt werden und die Nachfrage wid hoch sein. AIDA wird spannend. Ich vermute die Erholung wird länger dauern, weil Schiffsgröße, Schiffsanazhl und Passagierdichte Kundschaft abhalten wird. Bestandskunden kommen wieder aber Neukundenaquise wird schwerer.

Generell wird aber künftig noch mehr Wert auf Hygiene an Bord gelegt - da leg ich mich mit meiner Prognose fest und hoffe dass ich Recht behalte.

Tom
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