Thema Schadstoffe

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JanMartin
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von JanMartin »

Leider werden Umweltschutzverbände etc zu selten selbst infragegestellt; das ist auch ein sehr großes Thema in der Luftfahrt und bei den offensichtlich massiv geschönten Angaben im Schienenverkehr (Energieverbrauch von Bahn und Flugzeug). In der PM wird beispielsweise konstatiert, daß die Branche Studienergebnisse ignoriere, andererseits stellt sich mir die Frage, wie das mit der Tatsache zusammenpaßt, daß dann überhaupt grüne Propellerchen vergeben wurden, woher sollen die denn kommen, wenn Studienergebnisse angeblich ignoriert werden würden? Desweiteren wurden laut PM wirklich nur 3 Kriterien angewandt (Abgasreinigung / Kraftstoffart / Landstromnutzung), um Schiffe mit irgendwelchen Propellerchen zu brandmarken? Es gäbe noch andere Kriterien, die durchaus sinnvoll anwendbar wären, zum Beispiel die Luftschmierung, die den Kraftstoffverbrauch merklich senkt. Die 'Harmony Of The Seas' beispielsweise hätte sich damit wenigstens ein halbes grünes Propellerchen verdient. Weitere anwendbare Kriterien wären der Umgang mit Müll, Abwässerablassungen ins Meer oder so profane Dinge wie der Papierverbrauch. Zum Kritikpunkt 'washwater particle filter', soweit ich weiß, funktionieren Scrubber dadurch, daß sie Abgaspartikel mit Wasser aus den Abgasen entfernen.

Ich selbst stelle übrigens die Schädlichkeit von Schiffen generell überhaupt gar nicht infrage. Gegen mein Wohnzimmerfenster prallt dank überwiegendem Westwind der ganze ölige Dreck aus dem Hafen in Hamburg - obwohl ich kilometerweit davon entfernt wohne -, Putzlappen müßten nach Gebrauch eigentlich als Sondermüll behandelt werden, und wenn ich mal mit der Hafenfähre unterwegs bin, mache ich mir wirklich Sorgen um meine Lungen wegen der Abgase und versuche denen irgendwie aus dem Weg zu gehen.
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Gerd Ramm
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Gerd Ramm »

Hallo Janmartin
im Umweltschutz ist es so, dass Einer dem Anderen die Schuld gibt. Deine Putzlappen werden aber nicht nur von den über hundert Anläufen der Kreuzfahrtschiffe dunkel sondern auch von den ca 10 000 Anläufen der Frachter. Ich lebe an einer Tempo 30 Straße wo überwiegend 60 gefahren wird, was meinst Du, wie meine Fenster aussehen. Das was der NABU betreibt ist üble Stimmungsmache,was ich ihm auch mal schrieb. Als Antwort bekam ich, dass das Nennen der Kreuzfahrer werbewirksamer ist als das der Frachtschiffe.
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Gerd Ramm
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Gerd Ramm »

Leider kann man Beiträge nicht mehr ändern:
Ich wollte noch sagen: ist es nicht schön, dass das Traumschiff so sauber ist, dass es in der Aufstellung nicht erwähnt wurde !
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Gerd Ramm hat geschrieben:Leider kann man Beiträge nicht mehr ändern:
Hallo Gerd,

das kann man - wie schon seit vielen Jahren - binnen 30 Minuten nach Erstellen. Es sollte also für Deinen Beitrag noch einige Minuten möglich sein. ;)
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

AIDA Cruises reagiert mit folgender PM:
Pressestatement zum NABU Kreuzfahrtranking 2016

Am 29. August 2016 veröffentlichte der NABU sein jährliches Kreuzfahrtranking. AIDA Cruises führt dieses Ranking mit seinem jüngsten Flottenmitglied AIDAprima erneut an.

Die Kritik des NABU am Umweltengagement von AIDA Cruises sowie die Vorwürfe des Greenwashings und des Schwindels weist AIDA Cruises zurück.

Wir informieren die Öffentlichkeit transparent zum aktuellen Status unserer Umweltschutzmaßnahmen. Mit dem NABU sind wir in regelmäßigem Kontakt. An Bord von AIDAprima haben sich Vertreter des NABU persönlich über den Stand der Umsetzung der Umweltinitiativen informiert.

Zur Pressemeldung des NABU vom 29. August 2016 nimmt AIDA Cruises wie folgt Stellung.

Korrekt ist:

• AIDA Cruises ist als einzige Kreuzfahrtreederei schon heute auf die derzeit verfügbaren Optionen zur emissionsarmen Energieerzeugung vorbereitet und nutzt diese bereits in der Praxis.

• AIDAprima wird als erstes Kreuzfahrtschiff weltweit in vier europäischen Häfen nahezu emissionsfrei mit LNG betrieben. AIDAprima stößt somit während der Hafenliegezeiten keine Rußpartikel und keine Schwefeloxide aus. Die Emissionen von Stickoxiden verringern sich damit um 80 Prozent und die von CO2 um 20 Prozent. Das ist ein maßgeblicher Beitrag zur Senkung der Emissionen im Hafenbetrieb, der 40 Prozent der Gesamtbetriebszeit ausmacht.

• Zudem verfügt AIDAprima über zwei Landstromanschlüsse, ein umfassendes System zur Abgasnachbehandlung, das derzeit im Zulassungsprozess ist, sowie die innovative MALS Technologie, mit der das Schiff reibungsarm auf einem Luftblasenteppich gleitet.

• In Hamburg unterstützt AIDA Cruises als einzige Reederei mit der LNG Hybrid Barge von Becker Marine Systems und der Landstromanlage zwei innovative Pilotprojekte zur Emissionsminderung.

• AIDAprima wird ausschließlich mit schwefelarmem Marinediesel sowie im Hafen mit LNG betrieben.

• Vier Schiffe der bestehenden AIDA Flotte verfügen bereits über erste Installationen des umfassenden Systems zur Abgasnachbehandlung, welche die Schwefeloxide und einen Teil des Feinstaubs herausfiltern.

• In Nord- und Ostsee sowie vor den Küsten Nordamerikas verwendet AIDA Cruises ausschließlich schwefelarmen Treibstoff mit maximal 0,1 Prozent Schwefelanteil. Auch in allen europäischen Häfen verarbeiten die Motoren bereits seit 2010 ausschließlich Diesel mit einem Anteil von nur noch maximal 0,1 Prozent Schwefel. Im Hamburger Hafen tut AIDA dies freiwillig bereits seit 2007.

Zu den NABU Messungen:

• Hamburg verfügt über ein umfangreiches System zur Messung der Luftqualität. Die Messung wird durch das in Hamburg ansässige Institut für Hygiene und Umwelt durchgeführt. Die Auswertung der öffentlichen Messdaten zeigt jedoch keinen Anstieg der Feinstaubbelastung.

• Die amtlichen Messergebnisse aus dem Hamburger Hafen decken sich bei den Anläufen von AIDAprima mit den Werten der vom Umweltbundesamt in Brunsbüttel durchgeführten Feinstaubmessung. Das Umweltbundesamt misst am Standort Brunsbüttel fortlaufend die Belastung durch Feinstaub. Die Daten sind öffentlich zugängig.

• Angesichts der Messergebnisse der amtlichen Messstationen, welche die vom NABU erwähnten Belastungen gerade nicht aufgezeichnet haben, wirft dies u. a. Fragen zur angewandten Messmethode, dem verwendeten Messgerät, dessen Eichung etc. auf.

Insofern sind wir die falschen Adressaten für die Vorwürfe des NABU.
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Rhein
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Rhein »

Hat da der NABU vielleicht noch eine Rechnung mit einer ehemaligen niedersächsischen Umweltministerin offen, die zu AIDA gewechselt ist?

Die Absurdität wird alleine schon dadurch deutlich, dass man sich zwar immer nur auf Kreuzfahrtschiffe bezieht, dann aber schreibt, für welche Luftverschmutzung in Hamburg die SEESCHIFFAHRT verantwortlich ist?

Naja, die unwissenden Medienschreiberlinge werden das ganze wieder genüßlich ausschlachten, schließlich ist der NABU einer der guten Lobbyisten ... :lol: und immer ABSOLUT glaubwürdig!
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Cali65 »

Raoul Fiebig hat geschrieben:
Ein Schelm übrigens - um nur ein Beispiel zu nennen, wie tendenziös die NABU-Berichterstattung ist - wer böses dabei denkt, daß etwa die Gasturbinenschiffe von Celebrity und RCI, die teilweise ebenfalls in Europa fahren (im Gegensatz zu einigen anderen im Ranking, die eben nicht in Europa fahren!) in der Übersicht "vergessen" wurden, nur um behaupten zu können "Sämtliche Schiffe verfeuern weiterhin Schweröl." :rolleyes:
Das dachte ich mir auch als ich hörte, dass die im TV frech behaupteten, alle RCI Schiffe würden mit Schweröl fahren. Da haben die ganze Bauserien geflissentlich "übersehen".
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von fneumeier »

Mal abgesehen davon... die Celebrity Silhouette ist auf meiner Reise von Amsterdam in die Ostee bis St. Petersburg komplett mit Marinediesel gefahren. Scrubber ist zwar eingebaut, funktioniert aber wohl noch nicht richtig. Und wegen der ECA Zonen blieb ihnen gar nichts anderes übrig.

Gruß

Carmen
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von FAUN »

fneumeier hat geschrieben:Mal abgesehen davon... die Celebrity Silhouette ist auf meiner Reise von Amsterdam in die Ostee bis St. Petersburg komplett mit Marinediesel gefahren. Scrubber ist zwar eingebaut, funktioniert aber wohl noch nicht richtig. Und wegen der ECA Zonen blieb ihnen gar nichts anderes übrig.

Gruß

Carmen
Das ist dann aber eine teure Angelgenheit, denn neben den erhöhten Brennstoffkosten könnte man in Schweden zumindest die Hafengebühr sparen. Denn Scrubberschiffe wird sie erlassen ( ist weigstens bei Frachtschiffen so).
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von fneumeier »

FAUN,

ich hab den Umweltoffizier gefragt und bekam eine zurückhaltende Antwort in Richtung, das Scrubber Projekt sei noch nicht abgeschlossen. Bei der Fragestunde hab ich dann den Staff Captain nochmals gefragt, was mir gleich eine Rüge einbrachte, was ich denn für komplexe Fragen stellen würde :D . Dann ebenfalls die etwas ausweichende Antwort, dass das Scrubber Projekt nicht abgeschlossen sei. Auf ausdrückliche Nachfrage (und Hinweis auf die ECA-Zonen) bejahte er, dass die ganze Strecke mit Marine Gas Oil gefahren werde.

Dachte mir dann auch, o.k., das ist eine teure Angelegenheit.

Gruß

Carmen
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von FAUN »

Hallo Carmen,

Marine Gas Oil wäre noch einmal teurer. Eigentlich sind hier 2 Sorten zusammen gezogen. Gas Oil bzw. Gasöl ist vergleichbar mit unserem Heizöl oder dem (Auto-)Diesel, also schwefelfrei, Marinediesel ist " schmutziger" Diesel, ohne Aufbereitung nicht direkt im Motor verwendbar, mit ~0,5% Schwefel. Letzter ist billiger als Gasöl. Marinediesel ist nach der Separierung in Schwerölmotoren einsetzbar, Gasöl ohne weiteres nicht. Durch den nicht vorhandenen Schwefel fehlt dem Gasöl eine gewisse Schmierwirkung, so z. B. in den Einspritzpumpen, sie würden festlaufen (fressen).

Wenn es machbar ist, würde ich einmal den Chief fragen, insbesondere, wenn er merkt das Hintergrundwissen vorhanden ist.

Gruß

Faun
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

vom Naturschutzbund Deutschland e.V. hat mich nachfolgende Pressemeldung erreicht:
NABU begrüßt, dass Schiffskraftstoffe künftig schwefelärmer werden
Miller: Nächster Schritt muss ein grundsätzliches Schwerölverbot auf See sein

London/Berlin – Der NABU begrüßt die heutige Einigung des Ausschusses zum Schutz der Meeresumwelt der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) zur Absenkung des Schwefelgehalts für Schiffskraftstoffe. Marine Kraftstoffe dürfen demnach künftig nur noch maximal 0,5 Prozent Schwefel enthalten. Nach Ansicht der Umweltschützer ein richtiger, wenn auch längst überfälliger Schritt.

„Die Seeschifffahrt hat ein massives Abgasproblem. Und das sowohl bei Kreuzfahrt- als auch Containerschiffen. Es ist richtig, den Ausstieg aus dem Schweröl jetzt einzuleiten und die Seeschifffahrt insgesamt zu mehr Umwelt- und Klimaschutz zu bewegen“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Jahrzehntelang habe sich die Branche mit ihren verantwortlichen Akteuren vor dem Problem weggeduckt. Es sei jetzt das richtige Signal, dass die internationale Gemeinschaft wieder das Ruder in die Hand nehme, um die Abgase zu reduzieren.

Die Abstimmung der IMO war mit Spannung erwartet worden, da auf Drängen von Ölindustrie, Reedern und einflussreichen Flaggenstaaten auch eine Verschiebung der Entscheidung auf das Jahr 2025 erwogen worden war. Und das obwohl zuvor eine geleakte Studie im Auftrag der IMO ermittelt hatte, dass eine Verzögerung – aufgrund der immensen Abgasbelastung – rund 200.000 weitere vorzeitige Todesfälle verursacht hätte. Schiffsabgase sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) Krebs erregend und allein in Europa pro Jahr für mehr als 50.000 Todesfälle verantwortlich.

Auch nach der baldigen Reduzierung des Schwefelanteils ist die Gefahr, die von Schweröl ausgeht, längst nicht gebannt. Der Schiffskraftstoff wird noch immer rund 500mal so dreckig sein wie Lkw-Diesel. Funktionierende Abgastechnik, wie sie an Land längst Pflicht ist, ist auf dem Meer kaum verbreitet. „Es ist unklar, woher die Reeder das Recht nehmen, die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima so massiv und weitaus mehr als andere zu belasten“, kritisierte NABU-Verkehrsexperte Daniel Rieger.

So können die Reeder auch künftig weiterhin billiges Restöl verfeuern, wenn sie es mit höherwertigen Kraftstoffen mischen oder einen Schwefelwäscher, so genannte Scrubber, einsetzen. „Selbst in sensiblen Regionen wie der Arktis fahren Schiffe weiter mit Schweröl und setzen die gesamte Region einem unverantwortlichen Risiko aus. Es wird Zeit, dass das giftige Abfallprodukt Schweröl ein für alle mal von unseren Weltmeeren verschwindet. Die volkswirtschaftlichen Kosten für diesen nur scheinbar billigen Kraftstoff sind einfach zu hoch. Wir brauchen dringend ein weltweites Schwerölverbot – und damit auch den Anreiz, künftig stärker auf umweltfreundlichere Antriebsarten zu setzen“, sagte Rieger.
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von FAUN »

Welt-online zeigt sich noch nicht von der LNG-Versorgung im Hamburger Hafen überzeugt. Es seien nicht genügend Abnehmer da. Ob diese Haltung des HH-Hafens den Kreuzfahrtreedereien entgegen kommt?


https://www.welt.de/regionales/hamburg/ ... lware.html
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

morgen Abend (18.01.2017) geht es um 20:00 Uhr im Radio bei NDR 90,3 um das Thema "Kreuzfahrten: Fluch oder Segen?". Es diskutieren Malte Siegert (NABU Hamburg) und Helge Grammerstorf (Cruise Lines International Association). Die Sendung kann im Livestream auch per Internet verfolgt werden.
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

folgende Pressemitteilung habe ich vom Naturschutzbund Deutschland e.V. erhalten:
Gesundheitsgefahr auf Kreuzfahrtschiffen
Erstmals extreme Abgasbelastungen an Bord gemessen

Von wegen „frische Seeluft“: Kreuzfahrten sind nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit der Passagiere ein großes Problem. 200 Mal mehr gesundheitsheitsschädliche Partikel als die normale Luft enthält die Luft auf einem Ozenariesen, so das Ergebnis einer verdeckten Messung.

24. Januar 2017 - Aktuelle Luftschadstoffmessungen an Bord von Kreuzfahrtschiffen bestätigen die Kritik des NABU an der Branche. Die Reedereien setzen die Passagiere an Bord einer hohen Konzentration gesundheitsgefährdender Schadstoffe aus. Von sauberer Seeluft kann angesichts der nachgewiesenen 200mal höheren Partikelbelastung auf einer Kreuzfahrt jedenfalls keine Rede mehr sein. Seit Jahren wehrt sich die Branche in weiten Teilen gegen einen Umstieg auf sauberere Kraftstoffe und den Einbau effektiver Abgasreinigungssysteme, wie sie für Fahrzeuge an Land längst Standard sind. Solche Schritte könnten die massive Luftverschmutzung der Ozeanriesen unmittelbar signifikant reduzieren und dadurch die Belastung von Mensch, Umwelt und Klima deutlich mindern. Die Tatsache, dass sich ein Großteil der Anbieter gegen diese Maßnahmen sperrt, wertet der NABU als verantwortungslose Geschäftemacherei.

Verdeckte Messungen des französischen Fernsehsenders France 3 ergaben Konzentrationen besonders gesundheitsschädlicher ultrafeiner Partikel, die rund 200-fach über den Werten natürlicher Umgebungsluft lagen. Nachdem der NABU bereits in zahlreichen Hafenstädten und an Kreuzfahrtterminals die extrem hohe Belastung der Atemluft mit Schiffsabgasen belegt hatte, konnte das renommierte TV-Magazin „Thalassa“ nun durch investigative Recherche erstmals auch den Gehalt ultrafeiner Partikel auf dem Passagierdeck eines Kreuzfahrtschiffs während einer Mittelmeerreise dokumentieren. Das auf Meeresthemen spezialisierte Format zeigte die brisanten Daten am vergangenen Freitag, den 20. Januar 2017, in einem Kreuzfahrt-Spezial.

Warnung für Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen

Bereits vor Jahren habe die Deutsche Lungenstiftung Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen geraten, sich nur in bestimmten Bereichen an Deck von Kreuzfahrtschiffen aufzuhalten und das Einatmen von Schiffsabgasen zu vermeiden. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Dieselabgase unlängst als ebenso krebserregend ein wie den Gefahrenstoff Asbest. Neben Feinstaub und Ruß werden bei der Verbrennung von Schweröl und Marinediesel auch andere gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Stickstoffdioxid oder Schwermetalle frei.

Die Messergebnisse überraschen uns in keiner Weise. Es ist lange bekannt, dass Schiffsabgase Unmengen giftiger Luftschadstoffe enthalten, da die Reeder besonders dreckigen Kraftstoff verwenden und auf den Einsatz moderner Abgastechnik verzichten. Dennoch konnte der NABU bisher nur an Land die Belastung der Atemluft messen, der Zugang auf die Schiffe selbst wurde weder uns noch unabhängigen Dritten gestattet. Vermutlich, weil die Anbieter selbst ein Gefühl dafür hatten, dass die Messergebnisse katastrophale Zustände zeigen würden. Es stellt sich die Frage, ob hier absichtlich weggeschaut wird.

Die Messungen decken vermutlich keinen Einzelfall auf, sondern stehen exemplarisch für die Realität an Bord eines Großteils der Flotte sämtlicher Wettbewerber. Es stellt sich die Frage, welche Belege die Branche noch braucht, um endlich konsequent zu handeln. Ankündigungen wie beispielsweise vom Branchenführer AIDA Cruises sind nicht ausreichend, sie müssen auch ausgeführt werden. AIDA hatte schon 2014 angekündigt, die gesamte Flotte mit Partikelfiltern auszurüsten. Bis heute ist aber kein einziger in Betrieb.
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Wendy
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Wendy »

Und wieder wüßte man gerne: Auf welchem Schiff hat man gemessen, wo genau hat man gemessen, was hat man gemessen und was sind die Referenzwerte, die man als Basis nimmt.

Ich stelle gar nicht in Frage, daß eine erhöhte Belastung durch Schiffsabgabe vorhanden ist.

Der NABU ist aber verbissen und sehr unsachlich in seiner Pseudo-Recherche.
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marcookie
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von marcookie »

Wendy hat geschrieben:....NABU ist aber verbissen und sehr unsachlich in seiner Pseudo-Recherche.
Wendy, ich sehe aber anders....hast du mal genau beobachtet, wie lange Dieselrauch aufgelöst wird ?
Ich aber, mind. 20 Minuten...einfach erschreckend lang und ich bin und war schon immer gegen Diesel,
weil es ein ganz schlimmer Umweltverschmutzer ist...
Nochmal liebe Wendy, wusstest du dass PKW weltweit nicht mal 10 Prozent mit Diesel angetrieben ist,
nur Deutschland ist ein Spitzenreiter mit 55 Prozent bei PKW mit Diesel...VW lässt grüßen!

Ich wünsche mich sehr, dass in nächsten 10 Jahre kein neue Schiff mit Schweröl bzw. Diesel fahren wird.
cptbwa
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von cptbwa »

Hallo,

Spiegel Online hatte über dieses Thema auch berichtet:

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/tv- ... 31344.html
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

ich denke hier paßt das am besten hin. Folgende Pressemitteilung habe ich von der Cruise Lines International Association erhalten:
Kreuzfahrt und Umweltschutz: „Für den nächsten Schritt brauchen wir die Unterstützung der Häfen“

Der internationale Kreuzfahrtverband CLIA fordert mehr Unterstützung beim Einsatz von umweltfreundlichen Technologien. Die Technik an Bord ist vorhanden. So gab es in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte in den Bereichen alternative Antriebe sowie Abwasser- und Abfallmanagement. Es fehlt jedoch häufig die Infrastruktur, um die ökologische Kette an Land fortzusetzen. Auf der Reise- und Freizeitmesse f.re.e sprach heute Helge Grammerstorf, National Director von CLIA Deutschland, über die Voraussetzungen für weitere Fortschritte beim Umweltschutz.

Große Versorgungslücken bei LNG und Landstrom
Kreuzfahrtschiffe sind bereits gut ausgestattet: Viele von ihnen verfügen über Abgasnachbehandlungsanlagen, Filter und Katalysatoren, hinzukommen treibstoffsparende Maßnahmen. Zudem setzen die Reedereien verstärkt auf schwefelarmen Marinediesel und Flüssiggas (LNG). Das erste rein LNG-betriebene Kreuzfahrtschiff wird 2018 in Dienst gestellt. Eines der zentralen Anliegen der Branche in diesem Bereich besteht darin, die Verfügbarkeit von Flüssiggas in den Häfen zu erhöhen. „Es muss sichergestellt werden, dass Schiffe in den Häfen, die sie anfahren, mit LNG betankt werden können. Für den nächsten Schritt brauchen wir daher die Unterstützung der Häfen“, so Grammerstorf. Außerdem bestehe ein großer Bedarf an international einheitlichen Vorschriften und Verfahrensstandards. Auch fehlen in fast allen Häfen Landstromanschlüsse, über die Schiffe während ihrer Liegezeit im Hafen mit Strom versorgt werden und dadurch ihre Motoren abstellen können. Hier sei die Politik gefragt.

Fehlende Infrastruktur für ökologisches Abwasser- und Abfallmanagement an Land
Alle CLIA-Mitgliedsreedereien haben sich bereits 2015 freiwillig dazu verpflichtet, kein ungeklärtes Schwarzwasser in die Meere einzuleiten. Eine verbindliche Regelung für die Ostsee soll spätestens im Jahr 2021 für alle Passagierschiffe gelten. „Die meisten Häfen der Ostseeanrainerstaaten haben noch deutlichen Nachholbedarf, wenn sie den Anforderungen gerecht werden wollen“, sagt Grammerstorf. Damit Abwasser in Häfen angemessen entsorgt werden kann, müssen diese eine geeignete Infrastruktur vorhalten, die große Mengen Abwasser in kurzer Zeit aufnehmen kann. Dies gilt auch für die sachgerechte Entsorgung von Abfällen, die an Bord bereits getrennt und zum Teil für das Recycling aufbereitet werden.

Kreuzfahrtindustrie verzeichnet wichtige Fortschritte
Die Kreuzfahrtindustrie ist führend im maritimen Umweltschutz: Die Schiffe erfüllen bereits hohe Umweltstandards an Bord. Zudem haben sie sich freiwillig weiteren, über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehenden Standards verpflichtet. Europaweit sind bereits 75 Kreuzfahrtschiffe mit Abgasreinigungssystemen im Einsatz. 52 Schiffe könnten während ihrer Liegezeit im Hafen Landstrom nutzen, sofern dieser verfügbar wäre. Bereits heute verwenden Kreuzfahrtschiffe in ausgewiesenen Fahrtgebieten schwefelarme Kraftstoffe, etwa in Nord- und Ostsee. Eine Untersuchung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) verdeutlicht die Wirksamkeit der Maßnahmen: Zwischen 50 und 80 Prozent habe demnach die Konzentration von Schwefeldioxid in der untersten Schicht der Atmosphäre von Nord- und Ostsee abgenommen. Auch in Zukunft investiert die Branche erheblich in umweltfreundliche Technologien: Die CLIA-Mitgliedsreedereien werden in den kommenden Jahren allein rund acht Milliarden US-Dollar in LNG-betriebene Kreuzfahrtschiffe investieren.

CLIA befürwortet einen ganzheitlichen Ansatz und fordert alle betroffenen Parteien dazu auf, zusammenzuarbeiten und dazu beizutragen, dass weiterhin deutliche Fortschritte bei Lösungen für den Umweltschutz gemacht werden können – vor allem im Hinblick auf Schadstoffemissionen, Müll und Abwasserentsorgung.
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henry
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von henry »

marcookie hat geschrieben:
Wendy hat geschrieben:....NABU ist aber verbissen und sehr unsachlich in seiner Pseudo-Recherche.
Wendy, ich sehe aber anders....hast du mal genau beobachtet, wie lange Dieselrauch aufgelöst wird ?
Ich aber, mind. 20 Minuten...einfach erschreckend lang und ich bin und war schon immer gegen Diesel,
weil es ein ganz schlimmer Umweltverschmutzer ist...
Nochmal liebe Wendy, wusstest du dass PKW weltweit nicht mal 10 Prozent mit Diesel angetrieben ist,
nur Deutschland ist ein Spitzenreiter mit 55 Prozent bei PKW mit Diesel...VW lässt grüßen!

Ich wünsche mich sehr, dass in nächsten 10 Jahre kein neue Schiff mit Schweröl bzw. Diesel fahren wird.
na-ja, VW hatte noch keinen einzigen Diesel-PKW, da war der Anteil solcher bei den Untertürkheimern (Benz) schon groß :)
wie dem auch sei - ich fahr Benziner :thumb: und nehm den nur, wenn´s sein muss.
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