Thema Schadstoffe

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Kruizefan
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Kruizefan »

fneumeier hat geschrieben: In Amsterdam müssen auch alle Flusskreuzfahrer mit Landstrom im Hafen arbeiten.
OT

Für Passau-Lindau trifft dies auch zu.
Mit der Folge, dass die Klimaanlage wegen zu hohen Stromverbrauchs nicht gearbeitet hat und es in der fensterumrandeten Lounge am Anreisetag unerträglich warm wurde.
Kruizefan
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Kruizefan »

Man kann dies Thema auch von der heiteren Seite betrachten.

Uwe Bahn im Hamburger Abendblatt:
http://www.abendblatt.de/reise/article2 ... aefen.html

.
goll1
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von goll1 »

Hallo!

Wahrscheinlich wird auch völlig unterschätzt, welche enormen Anschlusswerte solche Schiffe benötigen. Mit einem 380 V Drehstomkabel ist es da nicht getan. Das dürften Leistungswerte für 1 Schiff sein, mit dem man sonst ein ganzes Stadtviertel versorgen könnte.

Ich erinnere mich noch an das Drama hier am Moselkai, wo man auch meinte, man könne Flusskreuzfahrtschiffe (die ja erheblich weniger Anschlussleistung als Seeschiffe benötigen) 'mal eben so' an ein Drehstromkabel anschliessen. Man musste zweimal kostenaufwändig nachrüsten. Mittlerweile verfügt jeder Anlegeplatz über eine eigene(!) Trafostation, und es gibt kein einzelnes Anschlusskabel mehr, denn dies wäre aufgrund des Eigengewichtes praktisch nicht mehr zu bewegen. Stattdessen hat jeder Pol sein eigenes Kabel (also 4 Kabel pro Anschluss) und jedes Einzelkabel ist um einiges dicker als ein Daumen. Die Anschlüsse dafür sind wohl genormt, den sowohl hier wie auch in Amsterdam werden da dieselben Anschlüsse verwendet.

Viele Grüße,

- Karl-Josef
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

folgende Pressemitteilung habe ich vom Naturschutzbund Deutschland e.V. erhalten:
NABU startet Anzeigenkampagne gegen Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe

Miller: „Traumschiffe” bleiben Dreckschleudern

Berlin – Unter dem Motto „All-Inclusive heißt bei uns: Rußpartikel, Stickoxide und Schweröl sind im Preis inbegriffen!“ startet der NABU ab heute eine Anzeigenkampagne gegen die nach wie vor hohe Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe. Auf Großplakaten in Hamburg, Rostock und Berlin sowie in Zügen der Deutschen Bahn persifliert ein Motiv mit Kapitän vor rauchendem Schornstein die gängigen Werbeanzeigen der Reedereien, die Lust auf einen unbeschwerten Traumurlaub auf hoher See machen sollen. Ziel der Kampagne ist es, auf die schädlichen Emissionen der Ozeanriesen aufmerksam zu machen.

„Obwohl die Belastung der Bevölkerung durch Krebs erregende Rußpartikel und umweltschädliche Stickoxide seit Jahren zunimmt, wird in absehbarer Zeit gerade mal ein einziges Schiff mit moderner Abgastechnik ausgestattet. Alle anderen vermeintlichen Traumschiffe pusten Hafenanwohnern und Passagieren weiterhin ungeniert ihren Dreck um die Nase“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Erst im Juni hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Gefährlichkeit von Dieselruß für die menschliche Gesundheit belegt. Rußpartikel seien in ihrer Schädlichkeit mit Asbest gleichzusetzen und ebenfalls krebserregend. Darüber hinaus empfahl das renommierte Helmholtz-Zentrum gemeinsam mit der Universität Rostock, Rußpartikelfilter zur Senkung der schädlichen Emissionen einzusetzen. Auch auf die Erwärmung des Weltklimas haben die Schiffsabgase erheblichen Einfluss. Ungeachtet der Studienergebnisse setzen weiterhin alle Reedereien auf giftiges Schweröl und verzichten selbst bei neuen Schiffen auf wirksame Abgastechnik.

„Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Gefahren von Schiffsabgasen sind erdrückend. Mit ihrer Weigerung zu handeln, spielen die Reeder mutwillig mit der Gesundheit ihrer Passagiere“, so NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. Nach Berechnungen des NABU stößt ein einziges Kreuzfahrtschiff so viele Luftschadstoffe aus wie fünf Millionen moderne Pkw auf gleicher Strecke. Auch diese schockierende Zahl soll durch die Anzeigenkampagne bekannter werden.

Vor einem Jahr hat der NABU Deutschlands peinlichsten Umweltpreis „Dinosaurier des Jahres“ stellvertretend für die gesamte Kreuzfahrtindustrie an Michael Thamm, zu diesem Zeitpunkt Präsident von AIDA Cruises, und Richard J. Vogel, Vorsitzender von TUI Cruises, verliehen. Mit der Negativauszeichnung kritisierte der NABU die massive Luftverschmutzung durch die vermeintlichen „Traumschiffe“.

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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

nachfolgende Pressemitteilung der CLIA Europe ist mir leider erst heute in die Hände gefallen:
CLIA Europe zur NABU-Kampagne: „NABU zielt auf Emotion statt sachlicher Information”

• NABU wirbt mit falschen Fakten und unzutreffenden Vergleichen
• Umweltschutz hat für die europäische Kreuzfahrtindustrie große Priorität
• Klares Ausstiegsszenario für Schweröl europaweit bis 2020 – sofortiger Umstieg auf umweltschonendere Treibstoffe unrealistisch
• Rußpartikelfilter für Kreuzfahrtschiffe nicht serienreif

Frankfurt, 18. Dezember 2012 – Zum wiederholten Mal verwendet der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in seiner Kampagne „Mir stinkt’s“ falsche Fakten und unzutreffende Vergleiche. So behauptet der NABU unter anderem, ein Kreuzfahrtschiff stoße so viele Emissionen aus wie fünf Millionen moderne PKW auf gleicher Strecke. Dieser Vergleich ist irreführend und falsch, wie unlängst durch unabhängige Experten wie Prof. Dr. Ing. Holger Watter vom Maritimen Zentrum der Flensburg University of Applied Sciences gezeigt wurde (http://www.fh-flensburg.de/mz/#presse, siehe → Schiffsemissionen). Kreuzfahrtschiffe bieten neben dem reinen Transport auch Hotelunterbringung, Gastronomie und Freizeitinfrastruktur. Diese Zusatzleistungen fließen in die Energiebilanz ein.

„Offenbar legt der NABU in seiner Anzeigenkampagne gegen Kreuzfahrtschiffe mehr Wert auf Emotionen, anstatt mit sachlichen Informationen über Emissionen aufzuklären“, sagt Robert Ashdown, Director of Environment and Operations der Cruise Lines International Association Europe (CLIA Europe). „Kreuzfahrtschiffe gehören nachweislich zu den effizientesten Verkehrsmitteln im Hinblick auf CO2-Emissionen. Ein Kreuzfahrtschiff stößt pro Person ungefähr nur ein Sechstel der CO2-Emissionen aus wie ein PKW. Was andere Abgasemissionen anbelangt, wünscht sich der CLIA Europe, so komplexe Themengebiete wie Treibstoffe und Abgastechnologien faktenbasiert und konstruktiv zu diskutieren. Dazu können unabhängige Schifffahrtsexperten einen wichtigen Beitrag leisten.“

Kreuzfahrtschiffe machen in der weltweiten zivilen Schifffahrt nur 0,52 Prozent aus. Ihr Anteil an den globalen CO2-Emissionen ist daher vergleichsweise gering. Für die europäische Kreuzfahrtindustrie hat Umweltschutz große Priorität. Alle Mitglieder von CLIA Europe haben sich zu einem schonenden Umgang mit der Umwelt verpflichtet und arbeiten mit Nachdruck daran, ihre Umweltschutzmaßnahmen kontinuierlich weiter zu verbessern.

Klares Ausstiegsszenario für Schweröl europaweit bis 2020 – sofortiger Umstieg auf umweltschonendere Treibstoffe unrealistisch

Für die Verwendung von Schweröl mit hohem Schwefelanteil als Treibstoff hat sich die Kreuzfahrtindustrie auf ein klares stufenweises Ausstiegsszenario verständigt. Bis 2020 werden die Regelungen der International Maritime Organization (IMO) für die Umstellung auf schwefelarmen Treibstoff in Europa umgesetzt, weltweit bis 2025. Einige Reedereien rüsten Teile ihrer Flotte sogar schon früher um. Gemäß dem Stufenplan der IMO ist bereits heute der Gebrauch von Schweröl mit hohem Schwefelanteil in EU-Häfen, in der Nord- und Ostsee sowie an der nordamerikanischen Küste verboten. Ab 2015 wird in der Nord- und Ostsee nur noch umweltschonenderer Dieselkraftstoff eingesetzt.

Die gesamte Schifffahrt sofort auf Marine Diesel umzurüsten, ist aus ressourcentechnischen Gründen nicht möglich. Die derzeit verfügbaren Treibstoffkapazitäten reichen nicht aus, um die gesamte Schifffahrt mit Marine Diesel zu versorgen. Die Kreuzfahrtindustrie hat große Fortschritte bei der Reduzierung des Schadstoffausstoßes und des Treibstoffverbrauchs gemacht und arbeitet auch weiter an neuen, noch umweltschonenderen Lösungen. In den vergangenen 20 Jahren konnte der Treibstoffverbrauch von Kreuzfahrtschiffen pro Passagier um bis zu 70 Prozent verringert werden. In den kommenden Schiffsgenerationen werden zunehmend Duel-Fuel-Motoren eingesetzt. Diese Motoren werden nicht mehr mit Schweröl, sondern mit Schiffsdiesel und mit Flüssiggas betrieben. Gas hat den Vorteil, dass es keine Schwefeloxid-Emissionen erzeugt und der Ausstoß von Stickoxid um ca. 80 Prozent verringert wird. Partikel entstehen bei der Verbrennung von Gas erst gar nicht.

Rußpartikelfilter für Kreuzfahrtschiffe nicht serienreif

Bislang gibt es noch keine serienreifen Rußpartikelfilter für Kreuzfahrtschiffe. Die Kreuzfahrtindustrie arbeitet mit Herstellern daran, diese Technologie für ihre Schiffe nutzbar zu machen. Die Nachrüstung mit Rußpartikelfiltern ist aber in vielen Fällen technisch und aus Platzgründen nicht realisierbar. Parallel dazu werden auch alternative aber genauso effektive Lösungen zur Abgasreinigung geprüft – zum Beispiel über Katalysatoren und Entschwefelungsanlagen. Die Kreuzfahrtindustrie unterstützt zahlreiche Forschungsprojekte zur Weiterentwicklung umweltschonender Technologien und Verfahren: Zum Beispiel das von der Bundesregierung initiierte e4ships zur Entwicklung von Brennstoffzellen für Kreuzfahrtschiffe oder das EU-Projekt BunGas, bei dem es um sichere Lösungen für Gastanks bei Kreuzfahrtschiffen geht.
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

hier ein sehr interessanter Artikel zu diesem Thema.
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

Carnival Corporation & plc hat bekanntgegeben, 180 Millionen US-Dollar in neue Abgasreinigungstechnik zu investieren. Mindestens 32 Schiffe sollen zwischen 2014 und Anfang 2016 in einem groß angelegten Versuch mit einem neuartigen Abgasreinigungssystem ausgestattet werden, das einen klassischen Scrubber (Abgasentschwefelungsanlage) mit einem Dieselrußpartikelfilter kombiniert. Ausgerüstet werden zunächst Schiffe der Marken Carnival Cruise Lines, Cunard Line, Holland America Line und Princess Cruises.

Die US- und kanadischen Behörden in Form der US-Umweltschutzbehörde EPA, der U.S. Coast Guard sowie Transport Canada unterstützen die Entwicklung und gewährten im Gegenzug vorübergehend Ausnahmen von den ECA-Grenzwerten. Genehmigungen zum Einbau der Anlagen durch die Flaggenstaaten stehen noch aus.
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Feinstaub auf Kreuzfahrtschiffen

Beitrag von Patrizia85 »

Hallo zusammen,

ich beschäftige mich gerade beruflich mit der Feinstaubbelastung auf Kreuzfahrtschiffen. Leider war ich noch nie selbst auf einem Kreuzfahrtschiff und bin deshalb auf der Suche nach leidenschaftlichen Kreuzfahrturlaubern, Crewmitgliedern oder ehemaligen Mitarbeitern, die mir von ihren persönlichen Erfahrungen berichten können. Gibt es zum Beispiel Mitarbeiter, die ihren Beruf aufgeben mussten, weil sie Atemwegserkrankungen bekamen? Oder Passagiere, die regelmäßig Schifffahrten machen und Atembeschwerden bekommen haben? Gibt es Orte auf dem Deck, wo die Belastung durch Schadstoffe sehr hoch ist? Gibt es Kreuzfahrtschiffe, die mit Ruß auf dem Deck Probleme haben? Hintergrund meiner Recherche ist die aktuelle NABU-Studie, die aussagt, dass Passagiere, Crewmitglieder und natürlich auch die Hafenanwohner durch den Schadstoffaustoß stark gesundheitsgefährdend seien. Wer kann mir weiterhelfen?

Ich freue mich über ein paar Infos.

Viele Grüße,
Patrizia
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von fneumeier »

Patrizia,

welche Studie??? Das sind doch bislang immer bloße Behauptungen des NABU, die wissenschaftlich nicht belegt oder belegbar sind, wie beispielsweise die 50.000 Toten in Hamburg jährlich durch die Schadstoffe der Schiffe (natürlich nur der Kreuzfahrtschiffe, nicht der Frachtschiffe oder Hadag Fähren oder Barkassen...) :rolleyes: !

Natürlich gibt es Schiffe, die vor allem im Heckbereich, Probleme mit Rußpartikeln auf dem Deck haben. Ob die allerdings schon mal jemand wissenschaftlich analysiert hat, bezweifle ich. Denn der Ruß kann durchaus auch aus der Müllverbrennung stammen... (was ihn nicht besser macht)

Gruß

Carmen
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo Patrizia85,

hinsichtlich der Studie [sic!] des NABU empfehle ich, einmal auf den hier geposteten Link zu klicken.

Es ist offensichtlich, daß der NABU jeden, der Kreuzfahrtschiffe nicht als schlimmste Massenvernichtungswaffe auf Erden bezeichnet, in die Ecke kreuzfahrtreedereihöriger Spinner stellen möchte, aber wenn man an die Erkenntnisse [sic!] des NABU einmal wissenschaftliche Standards anlegt, stellt sich schnell heraus, daß vieles, was dort behauptet wird, lediglich den Charakter einer Medienkampagne hat, bei dem Teile der Medien gerne - vermutlich, weil sie keine Zeit für eine eigene Recherche "verschwenden" wollen - mitmachen.

Wenn Du Dich beruflich mit diesen Aussagen des NABU beschäftigen möchtest, solltest Du die Dinge, die dort behauptet werden, jedenfalls kritisch hinterfragen. Man könnte ja unterstellen, daß der NABU durch krasse Übertreibungen, irreführende, wenn nicht gar bewußte Vermischung von Argumenten, die nicht zusammen gehören und anderen Mitteln lediglich versucht, ein Thema, das einen wahren Kern hat - denn natürlich stoßen Kreuzfahrtschiffe Schadstoffe aus - in die breite Öffentlichkeit zu zerren. Ich sehe es allerdings anders: Indem hier einseitig ein im Promillebereich der weltweiten Schiffahrt angesiedelter Sektor wider besseres Wissen als allein Schuldiger and angeblich Millionen Toten pro Jahr hingestellt wird, macht sich der NABU leider dermaßen unglaubwürdig, daß ich ihn beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen kann.

Und nein: Nach beinahe 100 Kreuzfahrten kann ich Dir versichern, an Bord als Asthmatiker noch nie Atembeschwerden gehabt zu haben.
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Wendy
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Wendy »

Hallo

Ich bin der Ansicht, man muß einige Dinge komplett auseinanderhalten – was der NABU schlichtweg nicht tut. Das, was von dort als Pressetexte herausgegeben wird und gerne unreflektiert veröffentlicht wird ist eine Mischung von „Studien“, gezieltem Weglassen von Tatsachen, Ignorieren von Tatsachen und zusätzlichen Auslassungen, um die Wirkung der Zahlen zu überhöhen.

Schadstoffe: Ein Schiff stößt Schadstoffe aus. JEDES Schiff. Kreuzfahrten machen einen einstelligen Prozentsatz der gewerblichen Seefahrt aus. (das kannst Du auch nachprüfen – allein anhand der Anlaufzahlen in typischen Kreuzfahrthäfen kannst Du sehen: von 100 anlegenden Schiffen sind selten mehr als 3 Kreuzfahrtschiffe – aber bei weitem nicht alle Häfen werden überhaupt von Kreuzfahrtschiffen angefahren – aber natürlich kannst Du auch versuchen, die genauen absoluten Zahlen Containerschiffe, Stückgutschiffe und Kreuzfahrtschiffe versuchen zu eruieren – ich denke allerdings, aus vielen Ländern dürfte der Laie kaum an zuverlässige Zahlen kommen (Liberia, China….)

Im Kundeninteresse und im Interesse, bestimmte gut zu verkaufende Zielgebiete überhaupt anfahren zu dürfen, ist die Kreuzfahrtindustrie weit mehr als die Frachtschiff-Industrie daran interessiert, den Schadstoffausstoß zu verringern. (Gäste nehmen es weit mehr übel, eingerußt zu werden als Container…)

Sofern der NABU keine Lösung hat, auf Frachtverkehr auf See komplett zu verzichten, sehe ich den Krieg gegen Kreuzfahrtschiffe als reinen Stellvertreterkrieg. „Schaffe ein Feindbild“. Wenn man die Neiddebatte noch mit reinkriegt, bekommt man auch Zuspruch. (Stichwort Luxusurlaub für Reiche).

Schweröl: Schweröl ist ein Abfallprodukt der Raffinerien bei der Erdölverarbeitung. Es ist da. Für mich stellt sich letztlich auch die Frage: Was passiert mit dem Schweröl, wenn es auf See nicht mehr verwendet würde? Meines Wissens gibt es da keine „Entsorgung“.

Energieverbrauch: Totschlagargument – und immer wieder gern gebraucht: „Braucht soviel Energie wie eine Kleinstadt. Es ist nunmal eine Kleinstadt. Es sind bei den typischen modernen Schiffen ca. 4000 Menschen an Bord. Die hier leben, essen, sich vergnügen und transportiert werden. Bei der Berechnung der verbrauchten Energie möge man bitte nicht nur die „Hausenergie“ zu Hause entgegenstellen – sondern auch den sonstigen Energiebedarf einer Kleinstadt: Schwimmbad, Kino, Kantine, Büro und Transport im Alltag – zudem Transport der Verbrauchsmaterialien in die Kleinstadt.

Die Leute in der entsprechenden Kleinstadt würden auch ohne Schiffe vermutlich mal in den Urlaub fahren. Die Energieaufwendungen bitte ebenfalls einbeziehen – die Leute müssen in den Urlaub kommen und deren Urlaubshotel verbraucht auch Energie. Und auch im Leben der Kleinstadt entsteht Abfall – der vermutlich nirgends auf der Welt so gründlich sortiert wird, wie auf einem Schiff.

Ebenso gibt es vermutlich keinen vergleichbar großen „Lebenskosmos“, der so effizient organisiert und auf Vermeidung von Energieverschwendung ausgerichtet ist – nicht unbedingt aus Umweltgründen – aber alle Energie, die an Bord nicht produziert werden muß, ist echte Ersparnis für die Reederei. Du wirst z.B. keine Kleinstadt haben, die so flächendecken Energiesparlampen einsetzt wie ein Schiff…. Oder wo dank Großküchen für 4000 Menschen so effizient gekocht wird. Daß so effizient Wäsche gewaschen wird und Waschmittel sparsam eingesetzt wird, wie auf einem Schiff.

Es entspricht nicht der Lebenswirklichkeit zu glauben, daß die angenommene Kleinstadt mit 4000 Einwohnern komplett autofrei ist, alle Bewohner im Urlaub nur wandern oder radfahren und in allen Räumen Energiespar-LEDs hängen. Zudem ist in der angenommenen Kleinstadt die Flächenversiegelung und der Energieverbrauch der Bewohner ganz sicher höher – denn die 4000 Bewohner leben sicher nicht auf umgerechnet 8 qm Wohnfläche pro Person.
Man darf eher von der 5-fachen Fläche ausgehen – was natürlich auch beheizt und beleuchtet werden muß….

Ach ja – zum eigenen EindrucK: Nein – ich habe auf 9 Kreuzfahrten noch nie Atemprobleme gehabt – im Gegenteil…. zu Hause in einer bayerischen mittleren Stadt allerdings schon…

Wendy
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fneumeier
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von fneumeier »

Also wenn jetzt meine rudimentären Physikkenntnisse und mein gesunder Menschenverstand mich nicht ganz täuschen, dann sollte diese vereinfachende Darstellung halbwegs der Realität entsprechen:

Schornsteine befinden sich eher in Richtung Heck... Allein der Fahrtwind lässt die Abgase eher nach hinten gehen... (da muss der Rückenwind schon extrem sein, dass es nach vorne geht)... Gefährdet wären also allenfalls Mitarbeiter, die am obersten Deck im Heckbereich arbeiten (sagen wir mal an einer Bar)... rein physikalisch gesehen, die Abgase sind ja wohl in der Regel wärmer als die Außenluft (auch bei heißen Temperaturen)... jetzt kenn ich mich bei der Chemie von Stickoxiden und Schwefeloxiden nicht aus, aber ich schätze mal - sollten sie nicht ohnehin leichter sein - dann brauchen die einige Zeit, bis die nach unten fallen... anderes sieht es sicherlich mit den Rußpartikeln aus, die schwerer sind, die schaffen es noch am Schiff auf den Boden... das sind dann aber die ganz schweren Teile, die man mit bloßem Auge erkennen kann und vermutlich nicht mehr als Feinstaub durchgehen... stellt sich also die Frage, fällt überhaupt noch irgendein Feinstaub während der Fahrt auf das Schiff??

Klar, man kann jetzt sagen, das Schiff ist auch im Hafen. Richtig, dann sind zumindest die meisten Passagiere auf Landgang, wodurch sich für die Passagiere die Gefahr vermutlich mindert. Ich fürchte aber, dass der im normalen Straßenverkehr befindliche Feinstaub aus Abgasen von PKW, LKW (und der Ruß ist feinkörniger als das, was man an Deck sieht), Reifenabrieb oder Bremsscheibenabrieb sowie sonstiger in der Umwelt befindlicher Feinstaub (vielleicht aus Fabriken und anderem), den Passagier beim Landgang deutlich mehr gefährdet und beeinträchtigt (bei vorhandenen Atemwegserkrankungen) als das, was an Bord vom Schornstein ankommt...

Ja, das ist eine bewusst etwas überzogene Darstellung mit einer nötigen Portion Ironie...

Gruß

Carmen
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Wendy
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Wendy »

Ach ja - und solltest Du Dir Gedanken um die Mitarbeiter im Maschinenraum machen - google einfach mal nach Bildern mit den Schlagworten "Maschinenraum Kreuzfahrtschiff"....

Da ist nichts mit schmierig rußig.... weißes Blech, verkapselte Maschinen. Wenn wirklich etwas defekt ist, muß natürlich geöffnet werden - und es bekommt vermutlich jemand schmutzige Hände (das ist in einer Autowerkstatt nicht anders - man arbeitet nicht in einem OP). Aber der Alltag im Maschinenraum hat optisch was von OP...

Ich nehme fast an, ein Job in einer Lackiererei ist durch mehr Schadstoffe belastet als auf einem Schiff....

Ich will es wirklich nicht schönreden - es gibt kein "0-Emission-Kreuzfahrtschiff".

Aber diese Hexenjagd, die der NABu gerne betreibt ist durch keine Fakten gedeckt.

Wendy
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

nachfolgende Pressemeldung habe ich von Naturschutzbund Deutschland erhalten:
NABU-Studie: Abgaswäscher sind keine Lösung für den Schiffsverkehr
Miller: Ökologische Risiken werden ignoriert, ökonomische Vorteile überschätzt

Hamburg – Abgaswäscher, so genannte Scrubber, sind keine Lösung zur Reduzierung von Luftschadstoffen im Schiffsverkehr. Dies ist das Ergebnis einer heute vom NABU vorgestellten Studie. Der Umweltverband stellt der Technologie, die zur Verringerung des Schwefelanteil in Schiffsabgasen eingesetzt wird, ein durchweg schlechtes Zeugnis aus: Die ökologischen Risiken würden ignoriert, während die ökonomischen Erwartungen überschätzt werden. Scrubber sind, neben der Umstellung auf schwefelarmen Kraftstoff, eine weitere Möglichkeit, die Vorgaben in den europäischen Schwefelemissionskontrollgebieten (SECAs) zu erfüllen.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Offenkundig hat niemand ernsthaft die Auswirkungen von Scrubbern auf die Meeresumwelt untersucht, bevor diese Technik als mögliche ‚Lösung‘ Eingang in die europäische Schwefelrichtlinie gefunden hat. Dabei muss doch jedem klar sein, dass es kaum eine Verbesserung darstellt, wenn Schadstoffe, die bisher in die Luft geblasen wurden, nun ins Meer eingeleitet werden.“ Die Studie zeige, dass Abgaswäscher zum jetzigen Zeitpunkt sowohl in ökologischer als auch ökonomischer Hinsicht äußerst fragwürdig seien. Dem entspräche auch die Tatsache, dass sich eine Vielzahl namhafter Reedereien bewusst gegen den Einbau von Scrubbern an Bord ihrer riesigen Containerschiffe entschieden habe.

Auch die ökonomische Modellrechnung zeigt: Je nach Art des Scrubbers kann der Betrieb mit schwefelarmen Kraftstoff (MGO) deutlich billiger sein als jener mit Scrubber und Schweröl. So beliefen sich die ermittelten zusätzlichen Kosten eines Tankers auf bis zu 1,2 Millionen Euro pro Jahr und nur unter optimistischsten Annahmen kann derzeit ein finanzieller Vorteil erzielt werden. Dabei machen es insbesondere die momentan niedrigen Preise für Schiffskraftstoffe nahezu unmöglich, mit Scrubbern wirtschaftlicher zu fahren, als bei einem Umstieg auf den ökologisch sinnvolleren schwefelarmen Kraftstoff.

„Scrubber sind auch deshalb abzulehnen, weil sie es den Reedern ermöglichen, weiterhin mit Schweröl zu fahren anstatt in höherwertige Kraftstoffe und umweltfreundliche Antriebstechnologien zu investieren. Eine Umstellung auf schwefelarme Kraftstoffe wie Flüssiggas (LNG) oder Schiffsdiesel in Kombination mit Partikelfiltern und Stickoxid-Katalysatoren ist im wahrsten Sinne des Wortes die sauberere Lösung“, so NABU-Verkehrsexperte Daniel Rieger.

Durchgeführt wurde die Studie zu den ökonomischen und ökologischen Auswirkungen durch den Betrieb von Scrubbern in Nord- und Ostsee vom renommierten niederländischen Forschungsinstituts „CE Delft“. Sie steht zum Download bereit unter: http://www.NABU.de/downloads/150312-Scrubbers.pdf.

Weitere Ergebnisse der Studie im Überblick:

- Weltweit fahren rund 80 von 55.000 Handelsschiffen mit Scrubbern, rund 300 weitere Systeme sind nach Brancheninformationen geordert.
- Derzeit dominieren offene und Hybrid-Scrubber den Markt, die mit Meerwasser den Schwefel aus den Abgasen waschen und im Anschluss wieder ins Meer einleiten. Scrubber mit einem geschlossen Wasserkreislauf existieren hingegen kaum.
- Insbesondere kleinere RoRo-Fähren und Offshore-Serviceschiffe, aber auch große Kreuzfahrtschiffe setzen Scrubber ein.
- Die überwiegende Mehrheit der rund 14.000 Schiffe, die jedes Jahr die europäische SECA befahren, haben auf niedrigschwefelige Kraftstoffe (MGO) umgestellt, statt Scrubber zu installieren.
- Die im Waschwasser enthaltenen und ins Meer eingeleiteten Schadstoffe wie Schwermetalle (Quecksilber, Blei, Arsen etc.), Nitrate, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAHs) und Schwefel sowie der veränderte pH-Wert sind in der Summe und insbesondere auf viel befahrenen Schifffahrtrouten bedenklich. Es ist davon auszugehen, dass sich die schwer abbaubaren Stoffe in der Meeresumwelt anreichern und damit auch kritische Grenzwerte überschreiten können.
- In ökologischer Hinsicht wirft der Einsatz von Scrubbern zahlreiche Fragen auf. Offenkundig wurden die möglichen Auswirkungen bislang noch nie systematisch untersucht.
- Es bestehen mögliche Konflikte mit der europäischen Meeresrahmenstrategie sowie der europäischer Wasserrahmenrichtlinie. Diese sehen ein Verbesserungsgebot und ein Verschlechterungsverbot vor und haben einen guten Umweltzustand bis 2020 zum Ziel.
- Beim Einsatz von Scrubbern fahren die Schiffe weiterhin mit Schweröl. Dies verlängert die potenziellen Umweltgefahren im Falle einer Havarie.
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

der Naturschutzbund Deutschland e.V. hat mir folgende Pressemeldung zukommen lassen:
Wissenschaftler bestätigen: Von Schiffsabgasen geht große Gesundheitsgefahr aus
Miller: Abgasfilter für Schiffe dringend erforderlich

Berlin/Rostock – Wissenschaftler der Universität Rostock haben jetzt in einer internationalen Studie nachweisen können, wie gefährlich ungefilterte Schiffsabgase für die Gesundheit sind. Dabei fanden sie heraus, dass nicht nur bei Verwendung von giftigem Schweröl sondern auch von Schiffsdiesel die Feinstaubemissionen extrem gesundheitsschädlich sind. „Die Ergebnisse sind erschreckend und bestätigen unsere schlimmsten Befürchtungen: Schiffsemissionen verursachen schwerwiegende Erkrankungen der Lungen und des Herzens“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Bemerkenswert ist auch, dass die Wissenschaftler als Lösung eine Kombination aus schwefelärmerem Treibstoff plus Rußpartikelfilter vorschlagen. „Der NABU fordert schon seit Jahren die Ausrüstung von Schiffen mit Partikelfiltern. An Land ist die Technik längst Standard. Die Gesundheitsbelastung hat sich dadurch erheblich verringert. Halbherzige Lösungen wie die Scrubber-Technologie oder Effizienzmaßnahmen allein reichen zum Schutz von Mensch und Umwelt längst nicht aus“, so Miller. Trotzdem werden weiterhin Schiffe ohne Rußpartikelfilter gebaut, wie etwa TUI Cruises jüngster Flottenzugang „Mein Schiff 4“, das heute in Kiel getauft wird.

Insbesondere die Bewohner von Küstenregionen und Hafenstädten sind von den Emissionen aus Schiffsmotoren stark betroffen. „Die Studie zeigt, dass gerade Schweröl für hohe Konzentrationen an bekannten toxischen Substanzen wie Schwermetallen und Kohlenwasserstoffen in der Luft verantwortlich ist. Wir können die Empfehlung der Wissenschaftler, dringend saubere Kraftstoffe und wirksame Abgastechnik zu verwenden, nur unterstreichen“, so Dietmar Oeliger, NABU-Verkehrsexperte.

Bereits im Jahr 2013 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dieselrußemissionen als ähnlich krebserregend eingestuft wie Asbest. Rußpartikel sind darüber hinaus – nach Kohlendioxid – der zweitstärkste Klimatreiber. Eine wirksame Abgastechnik bei Schiffen kann daher gleich zwei entscheidende Beiträge leisten: zum Klima- und zum Gesundheitsschutz.
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

nächste Runde im Pressemeldungs-Duell zwischen NABU und CLIA.

Folgende Pressemitteilung habe ich vom Naturschutzbund Deutschland erhalten:
NABU-Kreuzfahrtranking 2015: Immer noch zu wenig Schiffe mit Abgastechnik am Markt

Miller: Branche am Scheideweg - AIDA behauptet Spitzenplatz - Marktgrößen Royal Caribbean und MSC hinken beim Umweltschutz deutlich hinterher

Hamburg/Berlin – Die Kreuzfahrtschiffe der führenden Anbieter werden sauberer, allerdings gibt es immer noch zu wenig Schiffe mit umweltfreundlicher Abgastechnik. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Kreuzfahrt-Ranking des NABU, das am heutigen Donnerstag in Hamburg vorgestellt wurde. Untersucht wurden die neu geplanten Schiffe bis 2020. Die Wertung beruht auf Analysen jüngster Entwicklungen auf dem europäischen Markt mit Blick auf die Umweltverträglichkeit einzelner Schiffe. Maßgeblich dafür war neben der verwendeten Treibstoffart auch die geplante Abgastechnik sowie andere schadstoffreduzierende Maßnahmen. Bei der Vorstellung des Rankings begrüßten Vertreter vom NABU Bundesverband und dem NABU Hamburg einerseits die Bereitschaft einiger Anbieter wie AIDA und Costa Cruises, das gravierende Abgasproblem ihrer Schiffe endlich in den Griff bekommen zu wollen. Sollten die Schiffe wie angekündigt in den nächsten Jahren auf den Markt kommen, hätten sie weltweiten Vorbildcharakter für die Seeschifffahrt. Scharf kritisierten die Umweltschützer hingegen die fortdauernde Verweigerungshaltung wesentlicher Marktgrößen wie Royal Caribbean und MSC.

NABU Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Die Branche befindet sich am Scheideweg, spätestens jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen.Wer heute noch die Investitionen in Abgastechnik und höherwertigen Kraftstoff scheut, handelt absolut fahrlässig. Es kann nicht sein, dass weite Teile der Industrie ein gutes Geschäft auf Kosten von Umwelt, Klima und menschlicher Gesundheit machen und sich wegducken, wenn es um die Übernahme von Verantwortung geht.“ Gerade erst vor wenigen Wochen habe eine Studie des Helmholtz-Insituts nochmals die massiven Gesundheitsschäden belegt, die von Schiffsabgasen für die menschliche Gesundheit ausgehen. Die Anbieter an der Spitze des Rankings bewiesen hingegen, dass technische Lösungen bereitstünden, um die Schadstoffbelastung der Schiffe deutlich zu reduzieren. Ziel müsse nun sein, diese Technologien flächendeckend bei allen neuen Schiffen einzusetzen.

Ein Blick auf das Ranking zeigt, dass sich AIDA an der Spitze behaupten konnte. Bereits im letzten Jahr waren die Schiffe „Prima“ und „Mia“ die beiden Neubauten mit der besten Abgastechnik. Nun aber hat AIDA vor Kurzem angekündigt, dass zwei noch namenlose Neuzugänge erstmals komplett auf Schweröl verzichten und stattdessen mit umweltfreundlicherem Flüssiggas (LNG) betrieben werden sollen, das nahezu ohne die Entstehung schädlicher Luftschadstoffe wie Feinstaub, Ruß und Schwefeloxiden verbrannt werden kann. Allein die vom italienischen Mutterkonzern Costa in Auftrag gegebenen, baugleichen Schiffe können hier mithalten und teilen sich dementsprechend die Führungsposition mit AIDA.

Abgesehen davon halten alle anderen Anbieter aber nach wie vor am Betrieb mit giftigem Schweröl fest und investieren allenfalls dann in Abgastechnik, wenn gesetzliche Bestimmungen sie dazu zwingen. So investierten fast alle Reeder in Abgaswäscher, so genannte Scrubber, um auch nach Inkrafttreten verschärfter Schwefelgrenzwerte in Nord- und Ostsee weiterhin mit Schweröl fahren zu können. Mit selbstlosem Einsatz für den Umwelt- und Gesundheitsschutz, wie es entsprechende Pressemeldungen gerne verlautbaren lassen, hat diese Maßnahme hingegen nichts zu tun. Aus Sicht des NABU muss die Schifffahrt insgesamt weg vom Schweröl, das nicht nur zum massiven Ausstoß von Luftschadstoffen führt, sondern im Falle von Havarien auch Umweltkatastrophen gewaltigen Ausmaßes verursachen kann.

Insbesondere die Schlusslichter wie MSC Cruises, Royal Caribbean, Viking Ocean oder Norwegian Cruises sehen trotz massiver Umweltauswirkungen offenbar keinerlei Veranlassung, ihre Neubauten mit Systemen zur Abgasreinigung auszurüsten oder auf schwefelarmen Kraftstoff umzusteigen. Dabei führt das derzeitige Branchenwachstum und die damit verknüpfte Zunahme von Schiffsanläufen auch in Hafenstädten wie Hamburg zu massiven Abgasproblemen.

Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik des NABU Hamburg: „Um die zunehmende Abgasbelastung durch Kreuzfahrtschiffe gerade in der Nähe von Wohngebieten einigermaßen in den Griff zu bekommen, hat die Stadt Hamburg entschieden, das Terminal Altona für mehrere Millionen Euro mit einen Landstromanschluss auszustatten sowie die landseitige Infrastruktur der LNG-Barge am Terminal Hafencity zu finanzieren. Abgesehen von der Frage, ob solche Investitionen aus Steuermitteln bestritten werden sollten, müssen nun die Reeder den dort bereitgestellten Strom im Hafen auch abnehmen, damit die Schiffsmotoren wenigstens für die Liegezeit im Hafen abgeschaltet werden können. Landstrom ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn dieser aus erneuerbaren Energien bereitgestellt wird. Trotzdem müssen Schiffe mit Stickoxid-Katalysatoren und Partikelfiltern zur Reduzierung von Dieselruß und Feinstaub ausgerüstet werden, wie das auch für Autos und Lkw seit Jahren Standard ist. Denn wenn der Stecker von der Landstromanlage gezogen wird, stößt jedes Schiff weiter gesundheitsschädliche Emissionen im Hafen und auf der Elbe aus.“

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Und hier die Pressemeldung der Cruise Lines International Association:
Kreuzfahrtindustrie ergreift neue Maßnahmen zur Emissionsminderung – CLIA fordert konstruktiven und fairen Dialog mit Umweltverbänden

Für die Kreuzfahrtindustrie haben Nachhaltigkeit und Umweltschutz einen hohen Stellenwert. Denn in einer sauberen und intakten Umwelt reisen zu können, trägt mit dazu bei, dass jedes Jahr mehr als 22 Millionen Passagiere weltweit auf Kreuzfahrt gehen. Obwohl die Kreuzfahrtschiffe nur weniger als 0,5 Prozent der globalen Schiffsflotte ausmachen, investieren die Reedereien als Vorreiter erheblich in umweltfreundliche Technik. Mit Erfolg: Die neuen Systeme reduzieren den Ausstoß von Rußpartikeln, Schwefeloxid, Stickoxid und Kohlendioxid um 90 Prozent und mehr. Zudem kommen bereits mehrstufige Abgasreinigungssysteme zum Einsatz, die unterschiedliche Emissionen gleichzeitig behandeln können.

„Die Kreuzfahrtindustrie begrüßt ausdrücklich den Dialog mit Umweltverbänden, beispielsweise mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU)“, Helge Grammerstorf, National Director von CLIA Deutschland, anlässlich des neuesten Kreuzfahrt-Ranking des Naturschutzbundes: „Wir sind offen für eine Diskussion der ergriffenen Umweltschutzmaßnahmen. Jedoch fordern wir, diese Maßnahmen nach fairen Kriterien zu beurteilen und wissenschaftlich anerkannte Standards zu beachten. Leider lassen in dieser Hinsicht das NABU Kreuzfahrt-Ranking 2015 und die vom NABU durchgeführte Messungen der Luftqualität zu wünschen übrig.“

Entschwefelungsanlagen von IMO als gleichwertige Maßnahme anerkannt

Seit dem 1. Januar 2015 müssen alle Schiffe, die in der Nord- und Ostsee fahren, für ihre Schiffsantriebe entweder Kraftstoff mit einem Schwefelgehalt von maximal 0,1 Prozent verwenden oder Entschwefelungsanlagen einsetzen, die zu denselben niedrigen Emissionswerten führen. Dies ist eine verbindliche Vorgabe der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO (International Maritime Organization). Als Sonderorganisation der UN (Vereinten Nationen) setzt sie Standards und erlässt Regularien unter anderem zur Verringerung der Meeresverschmutzung durch Schiffe, die für die Mitgliedsstaaten verpflichtend sind.

Der Regelungsgeber lässt den Reedereien bewusst die Wahl, ob sie niedrig-schwefeligen Brennstoff verwenden oder Entschwefelungsanlagen einsetzen. Damit schafft die IMO die Grundlage, um die beste technische Lösung für die Reduktion von Emissionen zu entwickeln. Die Kreuzfahrtreedereien lassen bereits auf vielen neuen Kreuzfahrtschiffen Entschwefelungsanlagen einbauen und in Dienst befindliche Schiffe damit nachrüsten. Zudem arbeitet die Kreuzfahrtbranche daran, den Anteil niedrig-schwefeliger Brennstoffe kontinuierlich zu erhöhen. Ziel des IMO-Stufenplans ist es, bis 2025 die gesamte Schiffsindustrie weltweit auf schwefelarme Treibstoffe umzustellen.

„Auch im diesjährigen Ranking werden die neueren Abgasnachbehandlungssysteme, sogenannte Scrubber, nur mit einem halben Punkt von insgesamt fünf Punkten bewertet, obwohl sie Schwefeloxide und Rußpartikel um rund 90 Prozent oder sogar mehr reduzieren“ , betont Grammerstorf. „Diese vereinfachte Darstellung ist nicht sachgerecht und steht in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Leistung der Filter und Katalysatoren. Gerade auch, weil Scrubber neben der Verwendung von Kraftstoff mit bis zu 0,1 Prozent Schwefelgehalt als gleichwertige Lösung zur Schwefelreduzierung in den Abgasen anerkannt sind.“ Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die einzelnen Maßnahmen an verschiedenen Stellen des Rankings unterschiedlich bewertet werden. So erhalten beispielsweise Partikelfilter einmal einen Punkt und an anderer Stelle eineinhalb Punkte.

Kreuzfahrtindustrie ergreift Maßnahmen im Hafen

Die Kreuzfahrtindustrie entwickelt nicht nur umweltschützende Maßnahmen für den Einsatz auf hoher See, sondern auch speziell für die Liegezeiten im Hafen. „Schon seit Jahren wird in Hamburg die Stickstoffkonzentrationen in der Atemluft an Straßen gemessen, die stark von Autos, Bussen und LKWs befahren werden und als zu hoch kritisiert“, sagt Grammerstorf. „Obwohl die Kreuzfahrtschiffe nur für einen sehr kleinen Teil der Schadstoffbelastung in den Stadtzentren der Hafenstädte verantwortlich sind, wollen wir dennoch unseren Teil zur Emissionsminderung an Land beitragen. Deshalb setzen sich CLIA Deutschland und seine Mitglieder aktiv dafür ein, den während der Liegezeit benötigten Strom möglichst umweltfreundlich in den Häfen zu erzeugen oder von Land zu beziehen.“

Eine Möglichkeit der umweltfreundlichen Stromversorgung im Hafen ist, den Kreuzfahrtschiffen Landstrom aus dem öffentlichen Stromnetz zur Verfügung zu stellen. Eine andere Möglichkeit bieten LNG-Bargen, die den Strom für die Schiffe aus der fast schadstofffreien Verbrennung von LNG (Flüssiggas) produzieren. Mit dieser Art der Stromgewinnung werden weder Schwefeloxide noch Rußpartikel ausgestoßen. Gleichzeitig werden Stickoxid- und Kohlendioxid-Emissionen nach Herstellerangaben um 80 bzw. 30 Prozent verringert. Hamburg ist mit der Landstromanlage am Kreuzfahrtterminal Altona, die demnächst in Betrieb genommen wird und dem Einsatz der LNG-Barge am Grasbrook-Terminal Vorreiter unter den europäischen Häfen. Das neue Cruise Center Steinwerder verfügt bereits über einen eigenen LNG-Anschluss zur Versorgung der Kreuzfahrtschiffe. Auch Kiel plant einen Landstromanschluss für das Terminal am Norwegenkai. Viele neue Kreuzfahrtschiffe sind schon mit Landstromanschlüssen ausgestattet.

Valide Messungen und konstruktiver Dialog

In den Häfen wird regelmäßig überprüft, ob die Grenzwerte für verschiedene Schadstoffe eingehalten werden. In Hamburg zeigte zum Beispiel eine Untersuchung der LAIRM CONSULT GmbH zu Luftschadstoffimmissionen von Kreuzfahrtschiffen, dass die gesetzlichen Grenzwerte für das Jahresmittel am Hafen und im Stadtinneren für die untersuchten Schadstoffe Stickoxide, Schwefeloxide sowie für Feinstaub der Größenklassen PM10 und PM2,5 eingehalten werden.

„CLIA Deutschland und seine Mitgliedsreedereien begrüßen ausdrücklich die Kontrolle der Luftqualität in den Häfen, um die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zu gewährleisten. Wir wünschen uns jedoch, dass auch die Messungen von Umweltverbänden wie dem NABU und anderen Interessengruppen nach denselben anerkannten Standards durchgeführt werden: Relevant ist die durchschnittliche Schadstoffbelastung über das Jahr, nicht das Messergebnis an einem Tag oder gar für wenige Minuten“, sagt Grammerstorf.

Die jüngsten Fortschritte bei den Filtern und Katalysatoren sind das Ergebnis jahrelanger Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Sie dokumentieren das Bemühen der Kreuzfahrtbranche, finanzierbare und effiziente Technologien für die gesamte Schifffahrt zu entwickeln. Das Engagement der Kreuzfahrtreedereien für den Umweltschutz geht weit über die Emissionsminderung hinaus: Auch bei Entsorgung von Abfall und Abwasser an Bord sind Kreuzfahrtschiffe führend. Dies war Thema des diesjährigen Umwelttages von CLIA Deutschland in Berlin, wo unabhängige Experten über verschiedene Aspekte des Themas diskutierten. „Wir würden uns freuen, die Zusammenarbeit mit den Häfen, den zuständigen Behörden und den NGOs zu vertiefen, um unser aller Ziel zu erreichen, auch den zukünftigen Generationen eine saubere Umwelt zu hinterlassen“, sagt Grammerstorf.
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von fneumeier »

Hab ich die Verkündung des Namens für den zweiten AIDA-Neubau aus Japan während des Urlaubs verpasst oder weiß der NABU hier schon mehr?

Der Platz 24 ist interessant... Seit wann fahren die Ponant-Schiffe mit Schweröl? Kann mir auch nicht so wirklich vorstellen, dass die Viking Neubauten jegliche neue Umweltvorschriften ignorieren und ohne Scrubber mit Schweröl in ECA Gebieten rumfahren...

Gruß

Carmen
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

fneumeier hat geschrieben:Hab ich die Verkündung des Namens für den zweiten AIDA-Neubau aus Japan während des Urlaubs verpasst oder weiß der NABU hier schon mehr?
...ich fürchte, da ist man "einschlägigen" Meldungen aufgesessen. Es mag ja durchaus sein, daß der Name stimmt (schließlich wurde er - wie andere - als Wortmarke registriert), aber solange AIDA sich dazu komplett in Schweigen hüllt und ihn ausdrücklich nicht bestätigt, ist er für mich nicht bestätigt. Punkt. :)

Und daß Viking ein viertes Schiff baut und wie es heißen wird, ist ebenfalls reine Spekulation. Gar nicht erst davon anfangen sollte ich wohl, daß man offenbar noch nicht mitbekommen hat, daß Viking die Ablieferungstermine für die nächsten Schiffe aktualisiert bzw. das dritte auf 2017 verschoben hat... :rolleyes:
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

von der Cruise Lines International Association hat mich nachfolgende Pressemeldung erreicht:
CLIA Deutschland fordert wissenschaftliche Standards bei Luftmessungen

Nachhaltigkeit und Umweltschutz zählen für CLIA Deutschland und ihre Mitgliedsreedereien zu den obersten Prioritäten. So sind alle Kreuzfahrtschiffe in der Nord- und Ostsee, also auch in Bremerhaven, verpflichtet für ihren Schiffsantrieb entweder Kraftstoff mit einem Schwefelgehalt von maximal 0,1 Prozent zu verwenden oder Entschwefelungsanlagen einzusetzen, die zu denselben niedrigen Emissionswerten führen. Dies ist eine Vorschrift der International Maritime Organization (IMO), die seit dem 1. Januar 2015 verbindlich ist.

„Kreuzfahrtschiffe, die in Bremerhaven liegen, werden nicht mit Schweröl betrieben. Die benötigte Energie während der Liegezeit im Hafen wird über Hilfsmotoren, die niedrig-schwefeligen Marinediesel nutzen, erzeugt.“, sagt Helge Grammerstorf, National Director von CLIA Deutschland, anlässlich der heutigen Luftmessung des NABU in Bremerhaven.

CLIA Deutschland und seine Mitgliedsreedereien befürworten Messungen zur Bestimmung der Luftqualität in den Häfen ausdrücklich, damit gesetzlich vorgeschriebene Richtwerte nicht überschritten werden. „Wir fordern jedoch, dass diese Messungen nach fairen Kriterien und wissenschaftlich anerkannten Standards vorgenommen werden. Relevant ist in diesem Fall die durchschnittliche Schadstoffbelastung über das Jahr, nicht das Messergebnis an einem Tag oder gar für wenige Minuten. CLIA Deutschland ist nach wie vor offen für einen konstruktiven und auf Fakten basierenden Dialog“, sagt Grammerstorf.

Die geforderte Technologie für Kreuzfahrtschiffe, die sehr kleine Rußpartikel, die sogenannten Kleinstpartikel PM1, mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 Mikrometer filtern kann, gibt es derzeit noch nicht. Die Motorenhersteller können der Kreuzfahrtindustrie momentan noch keine Filter für Kleinstpartikel PM1 liefern. Um geeignete Filter zu entwickeln, arbeiten die Reedereien eng mit den Herstellern zusammen.
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

vom Naturschutzbund Deutschland e.V. hat mich nachfolgende Pressemeldung erreicht:
NABU: Schiffe stoßen immer noch zu viele Schadstoffe aus - Erste Lichtblicke
Miller: Pioniere sorgen für sauberere Luft in der Schifffahrt, die Masse bleibt dreckig

Cuxhaven/Berlin – Mit Blick auf das Jahr 2015 sieht der NABU erste Anstrengungen bei Reedern, den Schadstoffausstoß ihrer Schiffe deutlich zu reduzieren, in der Masse besteht aber noch großer Nachholbedarf. Dass es umweltfreundlichere Alternativen gebe, zeige die Jungfernfahrt der Flüssiggasfähre „MS Helgoland“ am gestrigen Mittwoch. Die Passagierfähre der Cuxhavener Reederei Cassen Eils verbindet die Insel Helgoland mit Cuxhaven und soll im Sommer auch Hamburg anlaufen. Das Schiff wird mit verflüssigtem Erdgas (LNG) betrieben, das deutlich sauberer verbrennt, als Schweröl oder Schiffsdiesel und so den Ausstoß von Feinstaub und Schwefeloxiden fast vollständig und die Stickoxidemissionen um etwa 80 Prozent reduziert. Auch der CO2 Ausstoß wird verringert. Besonders in sensiblen maritimen Gebieten wie dem Wattenmeer muss Schweröl als Treibstoff der Schiffe schleunigst verbannt werden.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Das Jahr 2015 hat endlich Bewegung in die Schifffahrt gebracht. Erste Reeder zeigen, dass moderne Technik Mensch und Umwelt vor den giftigen Abgasen aus der Schifffahrt effektiv schützen kann. 50.000 vorzeitige Todesfälle durch die Abgase der Seefahrt in Europa sollten Ansporn sein schnell mehr Schiffe mit sauberer Technik auszustatten.“

Aus Sicht des NABU kann das Jahr 2015 als Startpunkt für eine Wende in der Schiffart gesehen werden. Seit dem 1. Januar gelten strengere Emissionsregelungen für die Nord- und Ostsee, welche die Höchstmenge von Schwefel im Treibstoff auf 0,1 Prozent begrenzen. Herkömmliches Schweröl, wie es bis heute auf hoher See üblicherweise verwendet wird. hat bis zu 3,5 Prozent Schwefelanteil, das ist 3.500-mal dreckiger als Dieselkraftstoff für Pkw und Lkw. Aber auch Marinediesel mit 0,1 Prozent Schwefelanteil ist immer noch 100-mal dreckiger als Straßendiesel. Hinzu kommt, dass Schiffe im Gegensatz zu Pkw und Lkw meist keinerlei Abgastechnik nutzen. „Die dreckigen und gefährlichen Abgase werden ungefiltert in die Luft geblasen und gefährden die menschliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima“, sagte Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik beim NABU.

Bewegung zu mehr Umweltschutz kam 2015 auch in die Frachtschifffahrt. So hat die niedersächsische Reederei Wessels die Umrüstung des Containerschiffs „Wes Amelie“ mit LNG-Antrieb für Anfang 2016 angekündigt. „Neben der Förderung von umweltfreundlicher Antriebstechnologie muss die öffentliche
Hand als Betreiber hunderter Schiffe selber als Vorbild voran gehen“, fordert Oeliger. So wurde im Sommer 2015 das deutsche Forschungsschiff Heincke als erstes Seeschiff weltweit mit einem Rußpartikelfilter und Katalysator ausgestattet. Mit dieser Technik werden die Feinstaubemissionen der Dieselmaschine zu 99,9 Prozent, die Schwefeldioxidemissionen um etwa 90 Prozent und die Stickoxidemissionen um 70 bis 80 Prozent reduziert.

Auch in die Kreuzfahrtindustrie kommt weiter Bewegung. So zeigte das NABU-Kreuzfahrtranking 2015 zum ersten Mal Schiffe mit voller Punktzahl. Dies wird dadurch erreicht, dass Neubauten verschiedener Reeder ab 2019 komplett auf Schweröl und Marinediesel verzichten und mit LNG fahren.
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