Thema Schadstoffe

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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

Spiegel Online bringt hier ein Interview zum Thema mit AIDA-Chef Thamm.
seesternchen
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von seesternchen »

Auch die Containerschiffe bekommen ihr Fett ab: BR2 hat sich heute in "RadioWissen" mit dem Thema Schadstoffen in der Seefahrt beschäftigt. Hier Infos zum Beitrag: http://www.br-online.de/bayern2/radiowi ... 131365.xml

Man kann die Sendung auch nachhören, gibt's als Podcast.

Wenn man hört, was alles um die halbe Welt verschifft wird, nur um Arbeitslöhne zu sparen, und dann natürlich wieder zurückgeschippert wird, kann man sich das schlechte Gewissen wegen einer Kreuzfahrt sparen. Da ist es sinnvoller, diese Waren zu meiden und dafür ab und zu mal selber aufs Schiff gehen
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Gerd Ramm
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Gerd Ramm »

Nun werden Containerschiffe nicht gerade Spargel transportieren aber der chilenische Spargel ist z Zt billiger als der deutsche zur Saison, soviel zu dem obigen Beitrag.
Kruizefan
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Maritime Umweltvorschriften in California

Beitrag von Kruizefan »

Was ich bisher nicht wusste und heute in Captain´s Alberts täglichem Blog von der Statendam gelesen habe:

HAL beschränkt freiwillig seine Geschwindigkeit vor Kalifornien auf 15 kn, während der Gebrauch von Schiffsdiesel unter Verzicht auf Schweröl gesetzlich vorgeschrieben ist.

http://www.hollandamericablog.com/alber ... #more-4777
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Gerd Ramm
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Gerd Ramm »

Dann ist es ja wie auf der Elbe :wave:
Zitata Carmen:dass die Schiffe alle mit Schweröl fahren, obwohl das - jedenfalls in HH und Nord-/Ostsee - gar nicht erlaubt ist und dort mit dem deutlich teureren Diesel oder Gasöl gefahren werden muss.
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

da wird es wohl wieder etwas Diskussionsbedarf geben - folgende Pressemitteilung hat der Naturschutzbund Deutschland e.V. heute publiziert:
Von wegen Traumschiff!
NABU vergibt Negativpreis an Chefs von AIDA und TUI Cruises

28. Dezember 2011 - Der NABU verleiht Deutschlands peinlichsten Umweltpreis in diesem Jahr an die Kreuzfahrtunternehmen AIDA und TUI Cruises. „Ihre angeblich ‚Weißen Flotten‘ sind in Wahrheit dreckige Rußschleudern, denn die Kreuzfahrtschiffe fahren auf hoher See immer noch mit giftigem Schweröl“, erklärt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Damit stößt ein einziger Ozeanriese auf einer Kreuzfahrt so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Pkw auf der gleichen Strecke. Die Gefahren für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen ließen sich leicht vermeiden, aber aus Profitgier verweigern die deutschen Reeder bislang die Verwendung von Schiffsdiesel und den Einbau von Abgastechnik wie etwa Rußpartikelfilter.“

Die Dino-Preisträger 2011 sind Michael Thamm, Präsident AIDA Cruises und Richard J. Vogel, Vorsitzender TUI Cruises. Zur ‚Weißen Flotte‘ gehören dreckige Rußschleudern. Die Kreuzfahrtschiffe fahren auf hoher See immer noch mit giftigem Schweröl. Die Dino-Preisträger 2011 sind Michael Thamm, Präsident AIDA Cruises und Richard J. Vogel, Vorsitzender TUI Cruises. Zur ‚Weißen Flotte‘ gehören dreckige Rußschleudern. Die Kreuzfahrtschiffe fahren auf hoher See immer noch mit giftigem Schweröl.

Stellvertretend für die gesamte Hochseeschifffahrt verleiht der NABU den „Dinosaurier des Jahres 2011“ an Michael Thamm, Präsident AIDA Cruises, und Richard J. Vogel, Vorsitzender TUI Cruises. „Sie sind die Speerspitze der überaus lukrativen deutschen Kreuzschifffahrt. Sie dekorieren ihre Schiffe mit schönen Schlagworten wie Wohlfühlen, Fahrtwind und Seeluft – aber aus den Schornsteinen ihrer Luxusliner kommen enorme Mengen giftiger Schadstoffe. Von wegen Seeluft und Traumschiff! Für Küsten- und Hafenbewohner und die Umwelt sind sie der reinste Albtraum“, betont der NABU-Präsident. Tatsächlich ließen sich die bedrohlichen Emissionen eines Schiffs sehr leicht durch die Umstellung von Schweröl auf schwefelarmen Schiffsdiesel und eine geringere Fahrtgeschwindigkeit verbessern: „So lassen sich Schwefeldioxid und Feinstaub um bis zu 90 Prozent reduzieren, und der Ausstoß von klimaschädlichen Rußpartikeln verringert sich um mehr als 40 Prozent“, erläutert Dietmar Oeliger, Leiter der NABU-Verkehrspolitik.

„AIDA und TUI übertrumpfen sich mit aufwendigster Unterhaltung an Bord, nichts ist zu teuer für Restaurants, Wellness und Casinos – aber für einen Rußpartikelfilter ist angeblich kein Geld da. Das ist Heuchelei!“, kritisiert NABU-Präsident Tschimpke. „Es ist völlig unverständlich, wie die Veranstalter von Kreuzfahrten derart mutwillig ihr größtes Kapital, nämlich eine intakte Natur aufs Spiel setzen.“ Mit der Kampagne „Mir stinkt’s! Kreuzfahrtschiffe sauber machen!“, will der NABU Kreuzfahrt-Kunden aufklären und die Reeder zur Einhaltung von Umweltstandards verpflichten.

Tatsächlich beweisen etliche Studien die verheerenden Auswirkungen der dreckigen Schiffsabgase: Sie sind verantwortlich für rund 50.000 vorzeitige Todesfälle allein in Europa, sie überdüngen Meere und versauern Böden und nicht zuletzt tragen sie auch erheblich zum bedrohlichen Klimawandel bei: Die schwarzen Rußpartikel aus den Schornsteinen lagern sich auf dem Eis der Arktis ab und beschleunigen das Abschmelzen. „Das schlechte Gewissen der Reedereien wird in ihren Verkaufsbroschüren wegroutischiert. Die meisten Fotos in Katalogen und im Internet sind nachbearbeitet, der Kunde soll die Abgasfahne, die aus den gigantischen Schornsteinen aufsteigt, nicht sehen. Tatsächlich aber verpestet allein die AIDA Flotte die Luft ähnlich stark, wie alle deutschen Autos zusammen“, so Oeliger.

„Auch die Politik versagt, indem sie Schiffen auf hoher See einen Schadstoffausstoß erlaubt, der x-tausendfach über den Grenzwerten liegt, die Pkw und Lastwagen an Land einhalten müssen“, kritisiert Tschimpke. „Aber die Reeder müssen nicht auf Vorgaben warten – sie könnten heute schon der massiven Umweltzerstörung endlich ein Ende bereiten.“ Mit der Verleihung des Dinosauriers an AIDA und TUI Cruises hofft der NABU, den überfälligen Sinneswandel zu beschleunigen. „AIDA und TUI Cruises präsentieren sich in ihren Hochglanz-Werbebroschüren gerne als vorbildlich umweltfreundlich. Beide Kreuzfahrtriesen haben die wirtschaftliche Kraft und das Innovationspotenzial der gesamten Schiffsbranche den ökologischen Weg zu weisen. Die Reedereien müssen endlich auf Schiffsdiesel umsteigen und insbesondere bei den geplanten Neubauten moderne Abgastechnik einbauen. Schluss mit der Luftverpestung auf hoher See und in den Häfen“, fordert Tschimpke.

Mit dem „Dinosaurier des Jahres“, der aus Zinn gegossenen und 2,6 Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse, zeichnet der NABU seit 1993 solche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, die sich sowohl durch herausragende Einzelleistungen als auch durch die Summe ihres Gesamtwerkes in Sachen Umweltschutz als besonders antiquiert erwiesen haben. Weitere prominente Dino-Preisträger sind unter anderem der frühere Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerhard Sonnleitner, der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, sowie Ex-RWE-Chef Harry Roels.

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henry
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von henry »

das war mnal wieder fällig!!!
OK, Emmissionen lassen sich nicht gänzlich wegdiskutieren, auch die Möglichkeit der Emmissionsreduktion nicht (bei wohl sehr hohen Kosten, welche den Reisepreis vllt in Höhen treiben, daß man ihn nicht mehr bezahlt), aber verbieten wir doch gleich unnötiges Autofahren, Urlaubsflüge oder besser alle Flüge, Produktionsanlagen der Industrie legen wir still, geheizt und Strom verbraucht wird auch weniger usw usw, kurzum; zurück in die Steinzeit. Da gab´s auch keinen Urlaub, also brauchts auch keine Kreuzfahrtschiffe :D
Spass beiseite: NABU und andere Umweltverbände brauchen halt auch publikumswirksame Aktionen, auch wenn real die relativ wenigen KF-Schiffe in der Summe Emmissionenproduzieren, welche gemessen am weltweiten Gesamtausstoß deutlich im Nachkommabereich liegen.
henry
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

der Verband Deutscher Reeder hat als Reaktion auf die "Preisvergabe" des NABU folgende Pressemitteilung veröffentlicht:
Kreuzschifffahrt und Umweltschutz
Kreuzfahrten: Ohne intakte Umwelt kein wirtschaftlicher Erfolg

Moderne Kreuzfahrtschiffe gehören zu den saubersten Schiffen weltweit. Deutsche Reedereien betreiben eine Flotte nach den technisch höchsten Maßstäben. Der Umweltschutz genießt bei diesen Reedereien neben dem erstklassigen Gästekomfort höchste Priorität: Nachhaltiges Handeln ist für deutsche Kreuzfahrtreedereien eine maßgebende Frage des Unternehmenserfolgs.

So dokumentiert beispielsweise die Reederei AIDA Cruises mit ihrer jungen und modernen Flotte seit 2007 in ihrem jährlichen Nachhaltigkeitsbericht die Maßnahmen, die zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen beitragen. Mit einer Vielzahl von Maßnahmen verbessert die Reederei – ebenso wie andere Kreuzfahrtreedereien - Jahr für Jahr die Schiffseffizienz: Optimiertes Rumpfdesign, reibungsarme Unterwasserstriche und intelligente Motorentechnologie sichern sinkenden Energiebedarf und damit weniger Emissionen. Das Umweltengagement geht jedoch weit darüber hinaus. Abwasseraufbereitung an Bord, aufwendige Mülltrennung, Energiesparlampen für den Hotelbetrieb an Bord, Test mit Brennstoffzellen, möglicher Flüssiggaseinsatz als Brennstoff und viele weitere Maßnahmen belegen dies.

Gerade deutsche Kreuzfahrtreedereien wirken aktiv daran mit, weltweit die Luftemissionen zu verringern. Seit 2007 sind in Nord- und Ostsee grundsätzlich nur noch schwefelarme Brennstoffe erlaubt und in allen europäischen Häfen wird seit 2010 ausschließlich Diesel mit einem Anteil von nur noch 0,1% Schwefel verwendet. Die Schwefelemissionen gehen dadurch um über 90 % zurück. Darüber hinaus haben sich deutsche Kreuzfahrtschiffe schon heute darauf eingerichtet, an Liegeplätzen die Energieversorgung über Landstrom zu erhalten. Nach Ansicht des VDR kommen weitere Optionen zur Emissionssenkung in Betracht (siehe dazu auch: http://www.reederverband.de/fileadmin/v ... _Paper.pdf ).

Maßgebend sind global gültige Regelungsrahmen. Mit Blick auf Schwefel- und Stickoxidemissionen hat die UN-Seeschifffahrtsorganisation (IMO) bereits 2008 eine spürbare Absenkung der zulässigen Emissionsgrenzwerte bis 2020 beschlossen.

Deutsche Kreuzfahrtschiffe, die in besonders sensiblen Gebieten wie der Arktis und der Antarktis auf Expeditionskreuzfahrt unterwegs sind, haben als freiwillige Selbstverpflichtung bereits seit Jahren erheblich saubereren Treibstoff als vorgeschrieben verwendet.

Der zuletzt geforderte Einbau von Rußpartikelfiltern ist bislang nicht möglich, weil es solche Filter bislang nicht in Serienreife gibt. Die Kreuzfahrtreedereien arbeiten selbst mit Hochdruck daran, den Einbau zu ermöglichen.
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Gerd Ramm »

Wie der Nabu mir auf Nachfrage schrieb: bei Kreuzfahrtschiffen ist es publikumswirksamer, damit entlarvt er sich selbst.
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von nhoffm »

Das hättest du in der Pressemitteilung auch selbst lesen können. Der NABU hat doch nie verschwiegen, warum er den beiden KF-Reedereien die Preise stellvertretend verliehen hat. Entlarvt hat sich da jemand anders.

Norbert
aranui
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Ökologische Schiffe?

Beitrag von aranui »

Guten Tag,

mich faszinieren Kreuzfahrtschiffe und ich würde gerne einmal auf einem solchen arbeiten. Was mich bislang allerdings daran gehindert hat, dies auch wirklich auszuprobieren, ist, dass diese Schiffe oft als Dreckschleudern bezeichnet werden, die u.a. mit Schweöl fahren, statt mit umweltverträglicherem Schiffsdiesel und Abfall, sowie Abwässer einfach auf offener See entsorgen.
Gibt es eine Art ökologisches Ranking, in welchem Schiffe oder Reedereien nach ihren ökologischen Standards und Handlungsweisen bewertet und eingeteilt werden?

Vielen Dank für Eure Antworten.

Aranui
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Gerd Ramm »

Hallo Aranui
willkommen im Forum.
Du mußt nicht alles glauben was so in der Presse steht. In Hamburg sind etwa 100 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen pro Jahr aber ein Vielfaches an Frachtschiffen. Wenn ich die Rjosteimer der Chinesen so ansehe haben die von Umweltschutz nicht die geringste Ahnung. Aber der Nabu hackt auf den Kreuzfahrtschiffenb rum, weil es nach eigener Aussage"publikumswirksamer" ist und das dann noch mit falschen Zahlen.
Fährst Du z B mit einem Freund nicht mit weil er ein uraltes Auto fährt?
Stell Dir die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff nicht leicht vor.Du hast einen sehr langen Arbeitstag sieben mal die Woche, kaum Freizeit und das monatelang.Zwar hast Du danach einige Monate frei aber man muß es mögen. Leute die auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet haben werden dann an Land gern genommen, weil sie belastbar sind. Das so als Denkanstoß.
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Dreckschleuder Aida ?

Beitrag von MS ISTRA »

Hallo ?

Dreckschleuder Aida ?

http://www.klima-wandel.com/2011/12/30/ ... chmutzung/

Ich bin wirklich für Umweltschutz, aber ich glaube nicht diese Zahlen!
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nhoffm
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Re: Dreckschleuder Aida ?

Beitrag von nhoffm »

Für diejenigen, die sich mehr mit dem Thema beschäftigen wollen, gibt es ja noch die ausführlichere Stellungnahme mit Quellenangaben.

Norbert
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Gerd Ramm
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Gerd Ramm »

Das Witzige ist ja: im Artikel Aida kritisieren und oben einen Banner mit Werbung für Aida haben :wave:
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Raoul Fiebig
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

rechtzeitig zur Emsüberführung der "AIDAmar" schlägt der NABU wieder los.

Die folgende Pressemitteilung hat er heute veröffentlicht:
Erste Reeder setzen auf Abgastechnik – Neue „AIDAmar“ nicht zeitgemäß

Ein Jahr Kampagne für sauberere Kreuzfahrtschiffe

Berlin – Die NABU-Kampagne „Mir stinkts! Kreuzfahrtschiffe sauber machen“ macht seit einem Jahr auf die enormen Umweltauswirkungen der Kreuzfahrtindustrie aufmerksam. Die Imagewerte der Kreuzfahrtreedereien sind nach Meinungsumfragen deutlich gefallen, vor allem weil zunehmend bekannt wird, welche gigantischen Luftschadstoffmengen die Ozeanriesen inmitten der Hafenstädte und auf hoher See in die Luft pusten. „Die Abgase der Kreuzfahrtriesen sind enorm schädlich – sowohl für die Umwelt wie auch für die Gesundheit der Menschen an Bord und an Land. Allein in der Europäischen Union sterben jährlich 50.000 Menschen vorzeitig an allen Schiffsabgasen, vor allem an Partikeln. Das sind jedes Jahr 33mal mehr Tote als bei der Titanic vor 100 Jahren am 15. April 1912 ums Leben kamen und die Kreuzfahrtschiffe haben ihren Anteil daran“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Der NABU appellierte an Kreuzfahrtreedereien sofort auf eine umweltfreundlichere Technik zu setzen, denn die selbst ernannten „Traumschiffe“ sind meist an dicht bewohnten Küsten unterwegs, ankern inmitten von Städten und an Bord sind tausende Passagiere und Besatzungsmitglieder statt Güter.

„Die meisten Kreuzfahrtreedereien sind noch meilenweit vom nachhaltigen Wirtschaften entfernt. Aus diesem Grund wurden AIDA und TUI Cruises mit dem NABU-Negativpreis ‚Dinosaurier des Jahres 2011‘ ausgezeichnet“, so Miller weiter. Es sei aber zu beobachten, dass ein Jahr nach dem Start der Kampagne Bewegung in den Markt komme. So soll mit der „MS Europa 2“ von Hapag-Lloyd ab Mai 2013 das weltweit erste Kreuzfahrtschiff mit einem Stickoxidkatalysator auf den Meeren unterwegs sein. Auch TUI Cruises will sich nicht länger nachsagen lassen, ein Umweltdinosaurier zu sein: Nach NABU-Informationen wird auch das neue TUI-Schiff mindestens den Standard der MS Europa 2 erfüllen.

Für NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger ist das eine neue Dimension im Schiffbau: „Mit dem erstmaligen Einsatz eines Stickoxidkatalysators in einem Kreuzfahrtschiff deutet sich eine Umweltrevolution auf See an. Dies ist ein wesentlicher Schritt, durch den Stickoxide fast vollständig aus dem Abgas verschwinden. Sie sind für Smog und Ozonbildung sowie für die Versauerung von Böden und Meeren verantwortlich.“

Ähnlich wie bereits bei Pkw, Lkw, Lokomotiven, Baumaschinen und Binnenschiffen sei damit ein erstes Ziel der Kampagne erreicht: Zu zeigen, dass Abgastechnik für Hochseeschiffe nicht nur verfügbar und wirkungsvoll, sondern vor allem auch einsetzbar ist.

Um weitere Luftschadstoffmengen, vor allem Schwefeldioxid und Rußpartikel, deutlich zu reduzieren, bedarf es neben dem Verzicht auf giftiges Schweröl auch moderner Abgastechnik, wie sie an Land längst vorgeschrieben ist. „Rußpartikelfilter sind im Hinblick auf Gesundheit und Klimaschutz die wichtigere Abgastechnik und inzwischen technisch ausgereift. Sie sollten bei allen neuen Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz kommen“, forderte Oeliger. Das heute nach Hamburg überführte Kreuzfahrtschiff „AIDAmar“ sei diesbezüglich umwelttechnisch bereits vor seiner Taufe am 12. Mai veraltet und nicht mehr zeitgemäß, zumal es nicht mal über einen Stickoxid-Katalysator verfüge.

Wie stark Umweltdichtung und schmutzige Wahrheit auseinanderklaffen, zeigen die Ergebnisse des NABU-Fotowettbewerbs „Rauchende Schlote im Bild“: eine entlarvende Gegenüberstellung von Werbebildern der Kreuzfahrtreedereien und realen Fotos. „Kataloge, Internetseiten und Plakate fast aller Kreuzfahrtreeder zeigen eine geschönte Traumwelt, die mit der Realität nichts zu tun hat. Die meisten Fotos von AIDA und Co. wurden nach Einschätzung von Grafikern nachträglich am Computer bearbeitet. Dies grenzt an Kundentäuschung, denn der Passagier soll offensichtlich nicht an die umwelt- und gesundheitsschädlichen Abgase erinnert werden“, vermutet Oeliger.

Der NABU hat mit seiner Kampagne erstmals darauf aufmerksam gemacht, wie dreckig und gefährlich die Abgase von Kreuzfahrtschiffen sind. Der eigens erstellte Vergleich, wonach ein Kreuzfahrtschiff im Durchschnitt so viele Schadstoffe ausstößt, wie fünf Millionen Pkw, führt dies drastisch vor Augen. Die Geschäftsführung von AIDA, die die Zahlen in Abrede stellt, hat daraufhin eine Videobotschaft veröffentlicht, bei der jedoch vollkommen falsche Parameter betrachtet werden: „Der NABU-Vergleich und die gesamte Kampagne bezog sich immer schon auf die klassischen Luftschadstoffe Schwefeldioxid, Stickoxide und Rußpartikel, nie jedoch auf das Klimagas Kohlendioxid. Kennt bei AIDA wirklich niemand den elementaren Unterschied? Hier soll offensichtlich die Umweltbilanz der AIDA-Flotte bewusst schöngefärbt werden“, kritisiert Axel Friedrich, internationaler Verkehrsexperte und ehemaliger Abteilungsleiter im Umweltbundesamt.

Vor diesem Hintergrund hat Axel Friedrich die Zahlen überprüft und gesondert nach einzelnen Schadstoffen aufgeschlüsselt. Die Bilanz fällt verheerend aus: „Weil bei modernen Pkw in Sachen saubere Kraftstoffe und Abgastechnik große Fortschritte erzielt wurden, Schiffe jedoch weiterhin mit Schweröl und in der Regel ohne Katalysatoren und Rußfilter unterwegs sind, sprechen die Zahlen für sich. Ein einzelnes Kreuzfahrtschiff stößt demnach so viele Schwefeldioxide aus wie 37 Millionen Pkw, so viele Partikel wie eine Million Pkw und so viele Stickoxide wie 420.000 Pkw“, rechnet Friedrich vor. Diese Rechnung sei noch konservativ und komme den Schiffen entgegen, denn es sei noch nicht einmal der neueste Pkw-Abgasstandard als Berechnungsgrundlage herangezogen worden, sehr wohl aber die saubersten Schiffe. Der NABU-Vergleich, der einen Durchschnittswert über die verschiedenen Luftschadstoffe, verschiedene Schiffsgrößen und Kraftstoffe hinweg darstellt, sei daher eher noch untertrieben.

Der Emissionsvergleich zeigt deutlich, dass es sich bei dem Problem der Schiffsabgase um kein Nischenthema handelt, sondern dringender Handlungsbedarf besteht. Der NABU wird daher seine Kampagne fortsetzen und die Branche auch in diesem Jahr auf Fortschritte beim Umwelt- und Klimaschutz überprüfen.
Und hier die Entgegnung von AIDA Cruises:
AIDA Statement zu den aktuellen NABU Vorwürfen: Als Reeder mit der jüngsten und modernsten Flotte sind wir der falsche Adressat

Die Vorwürfe des NABUs weisen wir mit Nachdruck zurück. Wir als AIDA Cruises würden uns wünschen, dass der NABU in derart komplexe Themen Schifffahrtsexperten einbezieht und zu sachlichen Argumenten kommt.

AIDA Cruises hat weltweit eine der jüngsten und modernsten Flotten. Wir sind der falsche Adressat für die plakativen Statements des NABUs. Mit seinen Statements schafft der NABU beim Verbraucher eher Verwirrung und Unsicherheit, statt Aufklärung und Transparenz.

Für die Verwendung von Schweröl gibt es ein klares Ausstiegsszenario. Dieses haben wir bereits zur ITB im Frühjahr 2012 kommuniziert. Demnach ist Schweröl für unsere neuen Schiffe kein Thema mehr. Wir werden mit dem ersten Schiff ganzjährig ab Deutschland fahren und setzen dann ausschließlich Dieselöl ein. Seit 1990 haben wir unseren Treibstoffverbrauch um 70,7 % reduziert, das sind für uns die entscheidenden Parameter, die wir transparent kommunizieren. Damit sind wir nicht nur in der Kreuzfahrtbranche ganz vorn.

Als Mitglied der Carnival Corporation haben wir uns intensiv mit der Technologie von Abgasreinigungsanlagen (so genannten Scrubbern und Rußpartikelfiltern) auseinandergesetzt. Versuche laufen bereits seit längerem. Bisher gibt es keine praktikablen Lösungen.

Wir glauben nicht daran, dass wir Systeme einsetzen sollten, die letztendlich den Einsatz von Schweröl noch verlängern. Wir gehen unseren Weg hin zu einer vollständigen Verwendung von Dieselöl Schritt für Schritt und ganz konsequent weiter. Für eine saubere Umwelt ist das ganz sicher die bessere Entscheidung.

Seit 2007 verwenden wir im Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften in Nord- und Ostsee grundsätzlich nur noch schwefelarme Brennstoffe. In allen europäischen Häfen verarbeiten die Motoren seit 2010 ausschließlich Diesel mit einem Anteil von nur noch maximal 0,1% Schwefel. Im Hamburger Hafen tut AIDA dies bereits seit 2007. Die Schwefelemissionen gingen dadurch um über 90 % zurück. Das ist ein spürbares Ergebnis. Schon heute können unsere Motoren hochwertige Treibstoffe, wie niedrigschwefliges Schweröl (Low Sulphur HFO) und Gasöl (Marinediesel), verarbeiten. Für den Einsatz von Landstrom sind unsere Schiffe seit 2007 vorbereitet.

Allerdings: Schwefelarmer Treibstoff steht nicht überall zur Verfügung. Der Bedarf kann laut Experten des European Cruise Council heute noch nicht gedeckt werden. Deshalb hat die UN-Organisation IMO einen Stufenplan zur Einführung beschlossen, der jetzt umgesetzt wird. Raffinerien müssen ihre Anlagen umrüsten um so die erforderlichen Mengen produzieren zu können. Dieser Stufenplan ist weltweit festgelegt und AIDA unterstützt diesen nachdrücklich.

Unser Engagement dokumentieren wir transparent und für jeden nachlesbar in unserem jährlich erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht AIDA cares abrufbar auf www.aida.de/umwelt. Hierin enthalten sind Daten und Fakten.

Anfang Mai 2012 veröffentlichen wir unseren nächsten Nachhaltigkeitsbericht. Wir orientieren uns bei der Erstellung des Berichts an den Vorgaben der Global Reporting Initiative (GRI).

Rostock, 13. April 2012
Birger
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Birger »

Passend zum Thema: http://www.fh-flensburg.de/mz/AIDA-Emissionen.mp4
Und hier wird das Rechenkonstrukt des NaBu noch mal schön auseinandergenommen: http://www.fh-flensburg.de/mz/Schiffsem ... chnung.pdf
Viel Spaß! :D
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von nhoffm »

Birger hat geschrieben:Und hier wird das Rechenkonstrukt des NaBu noch mal schön auseinandergenommen: http://www.fh-flensburg.de/mz/Schiffsem ... chnung.pdf
Nein! Wenn ich bloß solche Sätze lese wie: "Die Wirkungsgrade der PKW-Motoren liegen bei ca. der Hälfte von Schiffsmotoren, somit reduzieren sich auch alle Emissionswerte um einen Divisor in dieser Größenordnung", dann muss ich als als technisch interessierter Laie doch die Fragen stellen: "Gilt das dann nicht nur für den CO2-Ausstoß? Was ist mit dem Schwefel, der schon im Kraftstoff in viel höherer Konzentration (der aktuelle Grenzwert ist beim Schweröl ja wohl 25000 mal höher als beim PKW-Treibstoff) vorhanden ist? Wie ändert sich der Schadstoffausstoß durch die Abgasnachbehandlung beim Auto?"

Und der dauernd zum Vergleich herangezogene PKW, der 1920km pro Tag fährt - was soll das? Wenn man die Berechnungen von Schadstoff pro Tag auf ein sinnvolleres Schadstoff pro km ändert, dann ist der Ausstoß beim Schiff auch nochmal um den Faktor 4 höher.

Für mich riecht das sehr nach Gefälligkeitsgutachten (das ja auch scheinbar für AIDA erstellt wurde).

Die Chance wirklich darüber zu diskutieren, was verbessert werden könnte, wie wir das angehen wollen und wie lange das dauert, wird mit solchen Beiträgen vertan. Aber ich darf mich ja eigentlich an der Diskussion nicht beteiligen, weil ich ein Auto fahre, dass mehr als 3l/100km verbraucht.
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von Ekirlu »

Ich habe jetzt beruflich von dem Thema mitbekommen.

Die Skandinavier sind hier - wie in vielen Dingen - schon einen Schritt weiter. Die Schiffe dürfte nicht Schwerölbetrieben in den Hafen einlaufen sondern müssen auf Diesel umstellen. Es gibt in den großen Häfen wie Rotterdam die Überlegung, die Schiffe die am Kai liegen sozusagen fremd zu versorgen - also vom Land aus.

Ich denke, es ist wichtig hier auch zu hinterfragen ob die Schiffe mit weniger Schadstoffausstoss auskommen könnten. Jedoch sind es im Vergleich zu den Frachtschiffen ja eigentlich noch "Peanuts".
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Re: Thema Schadstoffe

Beitrag von fneumeier »

Ekirlu,

im ganzen Nordsee / Ostsee-Raum darf nicht mit Schweröl gefahren werden ;) ! Die Landstromversorgung ist derzeit sozusagen nur im Linienverkehr lohnend, so dass es bisher nur für einzelne Fähren Landstrom gibt. In Amsterdam müssen auch alle Flusskreuzfahrer mit Landstrom im Hafen arbeiten. Ansonsten gibt es für große Kreuzfahrtschiffe gerade mal drei Häfen, die Landstrom anbieten können. Problem ist nämlich eher, den Strom auch liefern zu können! Außerdem ist Landstrom deutlich teurer. In Brooklyn am neuen Terminal, das demnächst Landstrom anbieten wird, wird der Strom von der Stadt teilweise subventioniert. Auch Landstrom muss erst mal produziert werden... Grob gesagt, man kann ja Krümmel wieder ans Netz nehmen, um das Cruise Terminal in Hamburg mit Landstrom zu versorgen...

TUICruises will in Hamburg nun eine Art Landstromversorgung erproben. Dort soll der Strom aber auf einem (anderen) Schiff per Gas (LNG) erzeugt werden.

Jede Reederei hat ein ureigenstes - nämlich finanzielles - Interesse daran, möglichst wenig kostenintensiven Treibstoff zu verbrauchen. Schwefelarmer Treibstoff (also derzeit Dieselöl) ist deutlich teurer als Schweröl. Derzeit ist er allerdings noch nicht weltweit, flächendeckend und in der nötigen Menge zu bekommen. Derzeit ist man in Umstellung, weil die internationalen Vorschriften den schwefelarmen Treibstoff in den nächsten Jahren (war es 2020) verpflichtend für alle vorschreiben.

Gruß

Carmen
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