Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

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fneumeier
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von fneumeier »

@demo,

die QE liegt schlicht auf Reede und "parkt", wartet auf bessere Zeiten.

Die gesunden (sprich symptomfreien) Passagiere der Rotterdam und Zaandam wurden fast alle mit Vollchartern ausgeflogen. Die Europäer wohl nach UK.

Gruß

Carmen
Kieler
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von Kieler »

HelgeK hat geschrieben: 02.04.2020 09:20 Es mehren sich die Hinweise in der Presse, dass es in China wieder zu steigenden Infektions- und Opferzahlen kommt, ohne dass dies offiziell zugegeben wird. Logisch betrachtet, überrascht das nicht wirklich, da die Zahlen der ersten Welle viel zu gering waren, um eine landesweite Herdenimmunität zu erreichen. Der Versuch, durch Soziale Distanzierung die Epidemie zu stoppen, wäre damit gescheitert. Erreicht wurde demnach lediglich eine deutlich langsamere Verbreitung.
So wie ich die Berichterstattung der letzten Tage wahrgenommen habe, ist das aber auch das Ziel. Für immer alles runterfahren geht ohnehin nicht. Aber wenn sich die Pandemie langsamer verbreitet, dann stehen mehr Krankenhauskapazitäten bereit und es entstehe keine Verhältnisse wie in Italien. Jegliche Infektionen zu verhindern ist kaum möglich und war auch nicht das Ziel.
seesternchen
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von seesternchen »

Die australische Presse meldet, dass mittlerweile ein Passagier der Artania im Krankenhaus am Coronavirus verstorben ist:

https://mobile.abc.net.au/news/2020-04- ... fmredir=sm

Gestern wurde bereits gemeldet, dass Westaustralien die Artania gerne los hätte, "damit sie nicht weitere Kreuzfahrtschiffe anzieht". Den Link dazu habe ich im Phönix-Thread gepostet. Eine sehr traurige Entwicklung.
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von blueside »

Garfield hat geschrieben: 02.04.2020 20:07 Nachdem heute seitens der Bundesregierung verlautbarte, dass man die Ausgabe von Gutscheinen anstatt der gesetzlichen vorgeschriebenen Erstattung für ausgefallene Reisen angestrebt UND RCI nach fast drei Wochen noch keine Rückzahlung leistet, werde ich morgen das Recharge-Verfahren für die Kreditkartenzahlung in die Wege leiten.
Irgendwie tut mir das leid, es ist in meinen Augen ... wie soll man das bezeichnen ... ein unfreundlicher Akt. Aber ich sehe nicht ein, einem klammen Unternehmen ein zinsloses Darlehen zu geben. Und eine staatliche Garantie ... was die in gut 18 Monaten noch wert ist ... :cry:
Moin :wave:
Ich hatte bei HAL die Möglichkeit zwischen FFC oder 100% Rückzahlung.
Laut Info meines Reisebüros kann die Rückzahlung bis zu 60 Tage dauern. Ich habe die Rückzahlung gewählt und vertraue auf die Info, denn in 60 Tagen habe ich keine Möglichkeit mehr die Restzahlung zurück zu buchen.
Viele Grüße aus dem Norden :)
demo

Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von demo »

Hallo Carmen,

Du meinst QE nicht QM, die ist ja auf dem Weg nach Southampton.
Demnach ist auf der QE nur Besatzung?

Zur "Artania"
Und weitere 12 Besatzungsmitglieder sind mit Symptomen an Bord in Quarantäne. Hoffentlich folgen da nicht noch mehr.

Grüssle
Dennis
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fneumeier
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von fneumeier »

@demo,

ja, natürlich QE.... nicht QM2. Ich habe es geändert.

Auf der QE dürfte nur noch Crew sein. Wir haben nichts davon gehört, dass dort noch Passagiere an Bord wären.

Gruß
Carmen
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Wendy
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von Wendy »

Ich verstehe die Vorbehalte der Regierungen gegen die Ausschiffungen - aber mit was für einer verbalen Aggressivität teilweise dagegen gesprochen wird - und das in Regionen, in denen genau diese Industrie in den vergangenen Jahren zu einem soliden Anteil an den Einnahmen des Bundesstaats beigetragen hat - das würde ich mir als CEO einer Reederei gut in meine Kladde notieren.

Und Florida steht da in erster Reihe.

Da werden wohl gerade ein Gutteil eigener Versäumnisse jetzt übertüncht mit Polemik gegen die Schiffe (ich sage nur "Spring Break").

Wenn ich lese, daß die "Küstenwache speziell Schiffe, die auf den Bahamas registriert sind - einem Land, in dem viele Kreuzfahrtschiffe registriert sind - angewiesen hat, medizinische Hilfe in dem Inselstaat zu suchen, bevor sie sich an medizinische Einrichtungen in den USA wenden"
(Times Magazine)

Klar - man kann jetzt sagen, fällt den Reedereien jetzt auf die Füße, daß seit Ewigkeiten ausgeflaggt wird. Aber das sind vor allem und in erster Linie US-Konzerne! Und deren Umsätze und Investitionen hat man besonders in Miami und Fort Lauderdale (und dem Rest der USA) gerne genommen. Zudem handelt es sich bei den Passagieren zum großen Prozentsatz um US-Amerikaner, die ein Recht darauf haben, in ihr Heimatland einzureisen.
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fneumeier
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von fneumeier »

Wendy,

wie auch bei AIDA mit Rostock haben die US Reedereien ihre Offices in Maimi und Seattle. Das sind natürlich ebenfalls amerikanische Arbeitsplätze, egal wo die Firma steuerrechtlich firmiert (und sagen wir mal so, da gibt es ja auch große "amerikanische" Unternehmen, die keine Steuern zahlen).

Dazu kommt, dass die Reedereien ja auch in den USA investieren (sei es in Bürogebäude wie die neue Zentrale von RCCL oder in Terminalgebäude - RCCL, NCLH, MSC haben Terminalgebäude in Maimi finanziert, RCCL hat gerade das Termial in Galveston vorläufig auf Eis gelegt).

Plus da gibt es im Hafen Jobs, im Zuliefererbereich, ich sag mal bis hin zum amerikanischen Viehzüchter, der Rindfleisch liefert, das dann weltweit an die Schiffe geliefert wird.

Gerade Florida lebt da recht gut von den Touristen aus den USA und der ganzen Welt, die in ihren vier großen Kreuzfahrthäfen abfahren (Miami, Port Everglades, Port Canaveral und Tampa - Key West ist ja nur ein Hafenstopp).

Diese Aussagen, die Schiffe sollen doch zu den Bahamas als Flaggenstaat fahren, finde ich in einer solchen Krise menschenverachtend. Keine Frage, dass nicht allein Florida diese Last mit seinem Gesundheitssystem tragen soll, aber da dürften die Reedereien auch das ihre unternehmen, um entsprechende Bedingungen zu erfüllen.

Florida hat nichts beim Spring Break gemacht (jedenfalls am Anfang nicht) und hat natürlich auch die Last zu tragen, dass viele New Yorker aus der Stadt in ihre Domizile in Florida geflüchtet sind.

Gruß
Carmen
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von Cruise-Jaeger123 »

Offenbar arbeitet auch Costa schon an der Sommersaison in Kiel... :(

Bei der Costa Favolosa ist nun auch die Positionierung nach Kiel ausgenullt (oder doch plötzlich ausgebucht?). Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass Mittelmeer-Kiel plötzlich innerhalb von 24 Stunden "ausgebucht" ist.

Die Teilstücke Kiel - Ijmuiden als 3-Nighter und Ijmuiden - Marseille/Savona im September als 9 bzw. 10-Nighter sind gleichzeitig auch "genullt" wurden.

Die komplette Rück-Positionierung Kiel - Savona im September ist allerdings noch (?) normal im Verkauf.

Die ganzen Abfahrten ab Kiel sind auch noch normal im Verkauf, aber m.M.n. zu etwas zu hohen Preisen (z.B. am 07.08. für 2.079€ p.P. in Aussen oder 2.449€ p.P. in Balkon) - ob Costa hier schon etwas hochgepriced hat, um weitere Neubuchungen zu unterbinden?

Edit: Die Costa Fascinosa kommt wohl nach aktueller Planung erst zum 12.06.2020 (statt 15.05.2020) nach Warnemünde. Costa hat aber nun bis in die erste Juni-Woche flottenweit fast alles ausgenullt.

Edit 2: Auf Costa Fortuna ab Bremerhaven soll es nun wohl am 17.06.2020 losgehen.
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Wendy
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von Wendy »

Hallo Carmen

Genau das was du schreibst finde ich ebenfalls völlig empörend. Die Schiffe, deren Investitionen man in Florida jahrzehntelang gerne genommen hat nun mit dem Argument versucht loszuwerden, dass sie ja ausgeflaggt seien.

Wie gesagt, da wird von Staatsseite Trompetendonner aufgefahren, damit vielleicht die eigene Unfähigkeit im Umgang mit Corona in Vergessenheit gerät.

Von unseren Freunden, die von der Volendam am 20.3. in Fort Lauderdale ausgeschifft hatten liegt inzwischen einer auf der Intensivstation mit Verdacht auf covid.

Wir sind sehr besorgt. Und da gab es keine Fälle an Bord, nur der Kontakt in Florida in Bezug auf Rückflug etc.
See
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von See »

Miami liegt doch auch in Florida?

Ich finde, soweit ich es hier mitbekommen habe, haben sie sich doch lange Zeit sehr anständig verhalten. Immer noch Schiffe aufgenommen, als Schiffe in südlicheren Destinationen schon abgewiesen wurden, so dass sich Schiffe dann dorthin flüchten konnten. Beispielsweise um Passagiere auszuschiffen oder Schiffe zu ankern.

Hatte nicht jemand sogar geschrieben, dass der Liegeplatz in Miami nicht mal etwas kostet oder gekostet hat aufgrund der Situation?
See
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von See »

@Wendy, drücke fest die Daumen, dass es deine Freunde doch noch verhältnismäßig gut überstehen werden. Auch wenn es momentan nicht so gut aussieht.
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fneumeier
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von fneumeier »

@See, ja der Hafen von Miami hat die Liegegebühren erlassen, wohl auch Port Everglades.

Aber es gilt inzwischen eben für alle Häfen in Florida, dass sie keinen mehr reinlassen wollen. Die Anweisung der US Coast Guard heißt allgemein, dass die Schiffe gefälligst sich zu ihrem Flaggenland begeben sollen und kein Kranker mehr von Bord darf.

@Wendy, ich drück die Daumen für Deine Bekannten!

Gruß

Carmen
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von Wendy »

Trotz Intensivstation heißt es, 1 Woche bis die Testergebnisse kommen....ich war etwas fassungslos....
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von Svennimo »

Moin,

Pullmantur hat alle Reisen bis 29.5. abgesagt.

LG Sven
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

Costa hat gegenüber den Reisebüros kommuniziert, dass - sobald die Gutschein-Lösung von der EU genehmigt wurde (diese sieht das aber wohl skeptisch) - man keine Erstattungen mehr durchführen, sondern ausschließlich die Gutschein-Lösung anbieten werde.
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von reddi »

Raoul Fiebig hat geschrieben: 03.04.2020 16:56 Hallo allerseits,

Costa hat gegenüber den Reisebüros kommuniziert, dass - sobald die Gutschein-Lösung von der EU genehmigt wurde (diese sieht das aber wohl skeptisch) - man keine Erstattungen mehr durchführen, sondern ausschließlich die Gutschein-Lösung anbieten werde.
Wir reden hier aber ausschließlich von Reisen, die aufgrund von COVID-19 nicht stattfinden können - oder?
Wenn der Kunde regulär und rechtzeitig kündigt und die AGB eine kostenfreie Stornierung möglich ist, wird wohl kaum ein Gutschein ausgestellt ...das wäre ein einseitiger Vertragsbruch ...
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von Garfield »

Das ganze Gutscheinverfahren ist im Grunde genommen rechtswidrig, wie auch andere Not-Regelungen (z.B. Aussetzung von Mietzahlungen).
Aus gutem Grund gilt das Rückwirkungsverbot für Rechtsänderungen als Eckpfeiler für das Vertrauen in die Rechtsordnung. Ich bin mir auch keineswegs sicher, ob das Gutscheinverfahren gerichtsfest wäre. Wenn man sich denn die Mühe machen will, dagegen vozugehen. Vermutlich bekäme man Ende 2021 den Gutschein ausgezahlt, bevor man überhaupt die zweite Instanz erreichen würde ...
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Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

folgende Pressemitteilung habe ich von TransOcean Kreuzfahrten erhalten:
Interview auf hoher See mit Kathrin Völkel, Kreuzfahrt-Direktorin der ASTOR bei TransOcean Kreuzfahrten und derzeit auf der Rückfahrt nach Bremerhaven

Offenbach/Indischer Ozean, 03. April 2020. Kathrin Völkel, Kreuzfahrt-Direktorin der ASTOR bei TransOcean Kreuzfahrten befindet sich gerade an Bord des Schiffes, das mit 371 Passagieren und 277 Crewmitgliedern auf Grund der Corona-Krise von einer 123-tägigen Weltreise frühzeitig nach Deutschland zurückkehrt. Derzeit ist das Kreuzfahrtschiff im Atlantik Richtung Kapverdische Inseln unterwegs. Es befindet sich seit dem 17. März 2020, dem Zeitpunkt, an dem die Weltreise abgebrochen wurde, auf hoher See. Nach einem letzten technischen Stopp zur Ladung von Treibstoff und Frischwasser am 7. April 2020 in Lissabon, nimmt die ASTOR auf Bremerhaven Kurs, wo sie am 12. April ankommen soll. Über die Lage an Bord berichtet Kathrin Völkel im Interview.

Frau Völkel, wo befinden Sie sich gerade und wie ist die Stimmung an Bord?
Wir befinden uns derzeit im Atlantik nahe der Kapverdischen Inseln und steuern in ein paar Tagen Lissabon an. Seit dem 17. März sind wir jetzt schon Non-Stopp auf hoher See. Unter den 371 deutschen Gästen ist die Stimmung recht gut, denn auf so einem Schiff ist man doch ziemlich abgeschottet von der Welt und von Medienberichten und kriegt nicht permanent die Entwicklung der Corona-Krise mit. Zusammen mit den 277 Crewmitgliedern sind wir mittlerweile eine stimmige Einheit, schließlich sind wir schon seit dem 15. Dezember gemeinsam auf Weltreise.

Gibt es Corona-Fälle an Bord?
Wir haben Gott sein Dank keinen einzigen Fall an Bord. Das liegt vielleicht auch am Konzept der Weltreise. Dabei bleiben die gleichen Passagiere von Mitte Dezember bis Mitte April an Bord, die Kreuzfahrt wird also nicht, wie es sonst auch gängig ist, in Reise-Teilabschnitten verkauft. Dieses Konzept hat sich nie besser ausgezahlt als jetzt. Denn so sind wir mit einem relativ geringen Risiko unterwegs, uns durch Zustieg zu infizieren.

Beschreiben Sie die Stimmung an Bord und wann bekamen Sie zum ersten Mal etwas von Corona mit?
Wir sind an Bord wie eine kleine Gemeinde, ähnlich einem Dorf. Wir haben zusammen an der Copacabana in Südamerika Silvester gefeiert, es folgten die Osterinseln, RapaNui die Robinson-Crusoe-Insel, Bora Bora. In der Südsee bekamen wir mit, dass die Anforderungen für eine Anlandung plötzlich stiegen. Zusätzlich zu den Ausweisdokumenten mussten plötzlich Gesundheitserklärungen eingesammelt werden. Dann kam das Königreich von Tonga - Nuku Alofa, eine Inselgruppe im Süd-Pazifik, da wurde es konkret. Der König dieser kleinen Insel verweigerte uns wegen Corona das Anlegen. Das gab erstmal Unruhe an Bord. Aber das konnten wir noch verstehen, geschichtlich betrachtet sind solche Inseln immer von Krankheiten irgendwelcher Seefahrer heimgesucht worden und es gibt kaum Schutz-Maßnahmen für Notfälle. Es folgten Neuseeland, Australien und Tasmanien – die haben die strengsten Einreise-Immigrationskontrollen weltweit. Aber das klappte. Dann Mauritius. Hier durften wir nur mit 2-facher Fieber- und Face-to-Face-Kontrolle an Land. Bei der Gesichtskontrolle müssen die Beamten Reisepass und „Gesicht“ vergleichen und kommen dafür extra an Bord. Unser letzter Landgang war auf der Insel Réunion vor Afrika. Die nächsten Stationen wären Maputo und Mozambique auf dem afrikanischen Festland gewesen, hier durften wir nicht mehr anlegen und einreisen, die Realität hatte uns eingeholt.

Wie reagierten die Passagiere darauf?
Ich erzählte den Gästen, dass wir nun leider nach Hause fahren müssen, das war der härteste Auftritt meines Lebens. Man spürte die Anspannung der Leute, ihre Sorgen und Ängste. Die ersten zwei Tage nach der Verkündung war es seltsam ruhig. Wir erhielten Erlaubnis, in Durban (Südafrika) einen technischen Stopp machen zu dürfen. Hier haben wir Proviant und Frischwasser geladen und das Schiff getankt. Kein Landgang, null Kontakt. Der Hafenlotse wurde per Helikopter an Bord eingeflogen, das muss man sich mal vorstellen! Er stand anschließend vermummt wie ein Außerirdischer vor uns. Irgendwie surreal. Die Stimmung ist eine Mischung aus Unglauben, was in der fernen Heimat gerade abläuft und der Tatsache, dass überall auf der Welt genau das Gleiche passiert.

Und wie ging es dann weiter?
Der Blickwinkel hat sich geändert, die meisten sind froh, an Bord sein zu können. Alle Nachrichten, die sie von den Daheimgebliebenen bekommen, lauten gleich: „Ihr habt es so viel besser als wir hier“.

Wie verkraftet es die Crew?
Wir sind insgesamt 277 Crewmitglieder aus 21 Nationen. Viele sind verunsichert, wissen nicht, ob sie nach Ankunft von Bord gehen oder wann sie in ihr Heimatland einreisen dürfen. Aber wir geben alles. Es ist an sich schon eine Riesenaufgabe auf einer 123-tägigen, langen Seereise die Gäste jeden Tag und jeden Abend möglichst ohne Wiederholung und Langeweile zu unterhalten. Nun heißt es aber on Top nochmal so viel Unterhaltung zu bieten: elf Shows, sechs Cabarets, jede Menge Spiele, Deck-Partys etc.. Schließlich müssen die 35 Seetage – fast Non-Stopp auf hoher See – irgendwie gefüllt werden.

Waren Sie schon einmal so lange auf See?
Nein. Selbst unser Kapitän hat das in seinen 24 Jahren auf der ASTOR nicht erlebt. Das Maximum an Seetagen ist normalerweise sieben oder zehn Tage am Stück, länger ist in der Neuzeit noch keiner auf einem Kreuzfahrtschiff auf hoher See gefahren. Das wird definitiv unser aller ultimativer Seefahrer-Rekord.
Der Onkel
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Registriert: 19.01.2016 20:51

Re: Coronavirus: Auswirkungen auf Kreuzfahrten

Beitrag von Der Onkel »

Hallo,

was die Gutscheine angeht, so schreibt die örtliche Presse:
Es soll zunächst einen Gutschein geben, den die Reedereien dann ggF mit zusätzlichem Rabatt einlösen oder man kann in 2021 - wenn die Reise nicht mehr möglich oder gewollt ist - eine Auszahlung erhalten.
Ich persönlich halte das für fair, schließlich wollen wir hier doch alle (?) weiterhin mit den tollen Schiffen reisen, was nützt uns - längst verplantes - Geld auf dem Konto, wenn die Reederei pleite ist.

Denkt mal drüber nach, wie weit eure Solodarität so gehen könnte.

Der Onkel
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