Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Alle Kreuzfahrt-Themen, die in keines der anderen Foren passen, z.B. allgemeine Diskussionen, Forentechnisches usw.
Benutzeravatar
Raoul Fiebig
Captain
Captain
Beiträge: 30726
Registriert: 07.09.2007 15:52
Wohnort: Paderborn/Ludwigsfelde
Kontaktdaten:

Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von Raoul Fiebig »

Hallo allerseits,

Franz Neumeier hat bei Cruisetricks.de einen, wie ich finde, sehr interessanten Beitrag zum Thema "Trinkgeldverweigerung" veröffentlicht. Wir haben ja zum Thema Trinkgelder auch schon so manche Diskussion geführt. Mich würde aber Eure Meinung konkret zu diesem Punkt interessieren (gerne auch in den Kommentaren bei Cruisetricks, damit alles an einer Stelle ist). Seht Ihr es wie Franz (oder auch ich - denn unsere Meinung dazu ist im Grunde deckungsgleich), oder doch ganz anders?
Unimedien
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 973
Registriert: 26.09.2016 13:20

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von Unimedien »

In dem Beitrag von Franz Neumeier gibt es für mich zwei elementare Punkte:

Zitat: "Der Protest muss anders stattfinden, um die Richtigen zu treffen und etwas zu verändern."

Das kann ich voll unterschreiben. Aber 'die Richtigen' sind ja im Grunde genommen nur die Vorstände und Geschäftsführer der entsprechenden Reedereien. Und leider ist es ja fast unmöglich, diese wirklich zu treffen. Denn in unserer heutigen Wirtschaftswelt ist es ja absurderweise sogar üblich, dass solche Leute auch noch irrwitzig hohe Abfindungen bekommen, wenn sie wegen schlechter Leistungen gefeuert werden.

Zitat: "Denn sie könnten sich ja zumindest bei der Reederei über fast Trinkgeld-System schriftlich beschweren. Oder noch konsequenter: Bei dieser Reederei keine Reisen mehr buchen. Es gibt schließlich Alternativen."

Keine Reise mehr bei einer solchen Reederei buchen ist derzeit wohl noch der am meisten Erfolg versprechende Ansatz. Allerdings trifft man auch die Mannschaften letztendlich damit wieder. Der einzige Weg aus dem Dilemma ist vermutlich, dass Personen an die Führungsspitzen der Reedereien kommen, denen das Wohl ihrer Mannschaften und Mitarbeiter wirklich am Herzen liegt und die dann dementsprechend handeln.
msc-costa-fan
2nd Officer
2nd Officer
Beiträge: 2017
Registriert: 18.07.2012 18:07

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von msc-costa-fan »

warum?

ist doch ganz klar, weil jeder so günstig wie möglich Urlaub machen möchte.....
Ich finde das hat noch nicht mal was mit Geiz zu tun. Aber warum soll ich für den gleichen Urlaub ca. 140,- Euro (1 Woche 2er Belegung) mehr zahlen als ich wirklich "muss"?
Das Geld kann ich ja schon anderweitig ausgeben....

Wenn jemand für sich beschließt dass für eine Woche Kreuzfahrt nicht mehr als 700,- / 800,- / 1000,- Euro die Woche (je nach Ziel) drin sind, müssen Abstriche gemacht werden, und somit wird unter Umständen auch das Servicegeld gestrichen, ohne sich da groß Gedanken zu machen.
Meine Meinung, nicht mein Tun!
Wobei ich mir auch eine Vorgabe setze, und dann solange nach Kreuzfahrt- und Flugschnäppchen suche, und dann auch Innenkabine nehme, bis ich die ca. 100,- Euro +- pro Tag/Person in etwa verwirklichen kann
Benutzeravatar
Wendy
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 1477
Registriert: 25.12.2007 22:10

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von Wendy »

Ich storniere nie das automatische Serviceentgelt. Das ist für mich kein Trinkgeld, sondern eben Servicegebühr, sollte eigentlich eingerechnet sein, aber es ist nunmal wie es ist.

Damit ist für mich aber auch die übliche Leistung "honoriert". Für das, was ich darüber hinaus gebe sollte auch etwas gegenüber stehen. Ein Steward, der sich merkt, daß ich mehr Milch für die Kaffeemaschine auf der Kabine brauche. Oder der dran denkt, daß ich das Tagesprogramm gerne am liebsten sowohl deutsch als auch englisch möchte bzw lieber englisch. Oder der Steward, der ab dem 2. Tag wusste, daß der beste Mitreisende es haßt, wenn das Laken unten unter die Matratze gestopft ist und das Bett ohne das machte. Da können wir sehr großzügig sein, weil wir uns "bemerkt" fühlen. Und wir sind sehr unkomplizierte Gäste.

Wenn aber ständig was fehlt, teilweise trotz Nachfrage, dann gebe ich kein ZUSÄTZLICHES Trinkgeld.

Gleiches sehe ich an Stellen, wo inzwischen 18-20% Servicecharge automatisch addiert werden. Damit ist für mich das bringen eines Getränks "abgedeckt". Zusätzlich Trinkgeld gibt es für zusätzliche Freundlichkeit, für die berühmte extra Meile. Für besondere Aufmerksamkeit, das kann unterschiedlich sein. Der Kellner, der uns unaufgefordert nen Teller brachte, weil wir Süßkram zum Trivia brachten. Oder der ein zweites Mal Knabberzeug bringt. Der sich im Restaurant merkt, wenn man ein bestimmtes Brot besonders mag....
Benutzeravatar
fneumeier
Staff Captain
Staff Captain
Beiträge: 11824
Registriert: 06.11.2007 13:58
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von fneumeier »

@Unimedien: Der Crew schadet es kaum, wenn man bestimmte Reedereien nicht mehr bucht. Denn deren Verträge laufen ja ohnehin nur 6 bis 11 Monate, Der Arbeitsmarkt ist so gut, dass sie problemlos auch eine Job bei einer anderen Reedereien bekommen dürften ;-) Das Problem dürfte mehr sein, dass der Markt nach wie vor so boomt, dass eine Reederei es gar nicht sonderlich merken (oder stören) würde, wenn ein paar Leute nicht mehr mit ihnen fahren. Da müsste schon eine größere Bewegung losgehen und alle müssten den Reedereien ihren Wechselgrund auch ausdrücklich mitteilen ...

Franz
Dirk
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 1140
Registriert: 27.02.2010 16:33

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von Dirk »

Hafenratte hat geschrieben:Die Deutschen sind beim Trinkgeld eh als geizig bekannt, zumindest international gesehen. Bei den Amerikanern ist es scheinbar kein Problem.
Wenn du in Amerika aufwächst, wo du immer angehalten wirst, 18% Trinkgeld zu geben, sind die Trinkgelder auf dem Schiff auch kein Problem. Wenn du es aber in D gewohnt bist, eine Rechnung über 38,60€ auf 40€ aufzurunden, schon eher.
Ich persönlich habe noch nie Trinkgeld/Serviceentgelt gekürzt, habe das auch nicht vor und für solch ein Verhalten auch kein Verständnis. Bei uns gibt es bei guter Leistung zusätzlich immer noch was oben drauf.

Gruß

Dirk
Benutzeravatar
Rhein
2nd Officer
2nd Officer
Beiträge: 3978
Registriert: 29.12.2007 23:09
Wohnort: Boppard

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von Rhein »

Hallo,

ich arbeite selbst im Dienstleistungssektor und kann nur schreiben, dass es bei jeder Gebühr einen Aufschrei der immer (meist gut situierten) selben Personen gibt, wenn für eine Dienstleistung eine Gebühr erhoben wird. In aller Regel ist das nichts anderes als Prinzipienreiterei. Dienstleistungen müssen kostenfrei sein - basta. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln, schließlich steht hinter jedem noch so kleinen Service ein (Kosten-) Aufwand.

Letztlich sehe ich aber auch einige Kreuzfahrtgesellschaften selbst als Schuldige. Nehmen wir als Beispiele mal Celebrity oder RCCL. In den letzten Jahren wurde kräftig an der Preisschraube gedreht, die tägliche "Servicegebühr" fast jährlich angehoben (kommt das eigentlich auch ausschließlich dem Personal zugute?). Dann haut man auf die hohen Getränkepreise nochmals bis zu 18% oben drauf, was auch mal weniger war. Da wird bei manchem das Budget eben knapp, vielleicht sogar zu knapp. Zudem stellt sich die Frage, warum ich eine tägliche Servicegebühr zahle und nochmals eine Service Charge berechnet bekomme. Wenn dann manch Unwissender sagt, die kassieren mich doppelt ab, muß er eben von der Reederei mal "aufgeklärt" werden....

Tja und dann gibt's da noch diejenigen in unserer Gesellschaft, die durch ständige Medienberieselung hinter allen Unternehmen megareiche Großkonzerne sehen, deren Bosse sich die Taschen nach Dagobert-Duck-Manier volllaufen lassen und sich als Kunde überall abgezockt und betrogen fühlen und nicht wahrhaben wollen, dass sie mit ihrem Verhalten nicht irgendwelche Raffkes treffen (die sie ja ärgern wollen), sondern den armen kleinen Mitarbeiter unter Deck, der für einen Lohn schuftet, für den diejenigen Personen nicht einmal einen Finger krumm machen würden.
Benutzeravatar
Wendy
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 1477
Registriert: 25.12.2007 22:10

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von Wendy »

Reiserechtlich ist das Thema heikel und das wissen die Reedereien ganz genau. In der EU gilt die Endpreisverordnung, sprich: verpflichtende Preisanteile müssen in den Reisepreis eingerechnet werden und dem Kunden als Gesamtpreis mitgeteilt werden. Punkt.

Daran haben sich schon genug Fluggesellschaften versucht, um das zu umgehen und selbst Ryanair kam nicht damit durch.

Bei Airlines hat es zwar Jahre gedauert, bis alle das jetzt einigermaßen zuverlässig einhalten.

Und auch die Reedereien werden es über kurz oder lang kapieren, hat nicht Costa schon mal verloren vor Gericht und die AGB umformuliert diesbezüglich?

Wenn die Reedereien das – um im Wettbewerb besser dazustehen – nicht tun, brauchen sie sich nicht wundern, wenn Kunden den Reisevertrag auch so wahrnehmen, wie er von beiden Seiten abgeschlossen wurde.

Die Reedereien bestehen ja auch auf Erfüllung des Vertrages durch den Kunden. Sowas ist keine Einbahnstraße.

Vertragsrechtlich nach EU Recht tut der Kunde, der das Serviceentgelt streichen läßt nichts ungebührliches.

Und machen wir uns nichts vor, in anderen Punkten passen die Reedereien die Verträge ja auch den unterschiedlichen Märkten, sowohl rechtlich als auch preislich…. In der Pflicht sehe ich die Reedereien und nicht den Kunden.
Benutzeravatar
fneumeier
Staff Captain
Staff Captain
Beiträge: 11824
Registriert: 06.11.2007 13:58
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von fneumeier »

@Wendy: Costa selbst hat keine Prozess verloren - ich glaube, da ging es um eine Werbeanzeige eines Reisebüros für eine Costa-Reise. MSC hat einen solchen Prozess verloren, aber auch aus eigenem Interesse bis zum BGH durchgezogen, um bei dieser leidigen Frage endlich für Klarheit zu schaffen.

Das Problem ist nur: Durch die entsprechenden Änderungen in den Katalogen ist die Sache nicht besser geworden, sondern eher schlechter. Denn das Urteil (=deutsches Recht) besagt, dass feste Preisbestandteile in den Reisepreis eingerechnet werden müssen. Weil das eigentlich auch schon vorher klar war, haben die "Schummel-Reedereien" den Trinkgeldbetrag zumindest in Kleinschrift oder mit Sternchen-Fußnote beim Reisepreis vermerkt. Jetzt, da höchstrichterlich geklärt ist, das "freiwilliges", sprich: streichbares Serviceentgelt nicht zu den festen Bestandteilen des Reisepreises gehört, hat man eben die AGB geändert, das Trinkgeld als streichbar deklariert und so muss man's jetzt nicht einmal mehr in einer Fußnote zum Preis erwähnen ...

Wenn jemand tricksen (sprich: seine Kunden hinters Licht führen) will, dann wird er das immer irgendwie schaffen. Mit Gesetzen kommt man dem kaum bei, weil sich immer wieder ein neuer Weg findet. Egal wie man sich dreht und windet: In einer freiheitlichen Gesellschaft ist der Verbraucher in der Pflicht, sich selbst schlau zu machen und sich zu informieren. Er darf nicht erwarten, dass er einerseits alle Freiheiten genießen kann und andererseits irgend ein "Diktator" alles für ihn regelt. Das scheint mir das Grundproblem unserer aktuellen Gesellschaft zu sein: Alles haben wollen, aber selbst nichts dafür tun und wenn was schief geht, sind die anderen Schuld ... :-(

Um wieder auf das Serviceentgelt zurück zu kommen: Seltsamerweise wissen die Leute, die angeblich nichts vom Service-Entgelt wussten, sehr genau über allerlei andere, für sie positive Details der AGB Bescheid, machen sie die Mühe herauszufinden, an welcher Pier das Schiff in jedem Hafen anlegt und ob der Ausflugsbus an der Piazza Navona eine halbe oder eine ganze Stunde Shopping-Pause macht. Nur die Passage mit dem Service-Entgelt wollen sie nicht gesehen haben ...

Franz
Benutzeravatar
Wendy
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 1477
Registriert: 25.12.2007 22:10

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von Wendy »

Hi - ja genau das meine ich - es ist nunmal streichbar und gemäß den AGB eine freiwillige Leistung und nicht verpflichtend. Dann muß man das den Leuten halt auch zugestehen, daß sie das so wahrnehmen.
Wenn ich als Reederei weiterhin ausreichend Personal haben will und den reurpoäischen Markt bedienen will, muß ich Wege finden, dem Personal ein Gehalt zu ermöglichen, daß auch unter diesen Bedingungen attraktiv ist.

Beispielsweise, indem das Serviceentgelt bei Buchungen innerhalb des EU-Raums automatisch im Reisepreis enthalten ist.

Ich interpretiere da nur die geltende Rechtslage - das hat nichts mit meiner (oben erwähnten) eigenen Praxis und "Zahlungsmoral" zu tun. Ich betone nochmal - ich streiche NIE das Serviceentgelt. Wenn möglich, lasse ich es automatisch aufbuchen.

Ich finde nur, man darf den Kunden nicht ankreiden, wenn sie die Rechtslage und die AGB auch zu ihren Gunsten nutzen. Die Veranstalter scheuen sich ja auch keineswegs, Klauseln knallhart zu ihren Gunsten zu nutzen oder sogar Klauseln anzuwenden, die geltendem Recht widersprechen - bis sie halt ausgebremst werden, weil es mal jemand durchklagt.
Benutzeravatar
steff
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 117
Registriert: 04.01.2011 13:48

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von steff »

Ich handhabe die Geschichte genauso, wie Wendy das beschrieben hat. Das war bei meinen ersten beiden MSC-Touren allerdings nicht so. Damals war ich mit den US-Trinkgeld-/Servicecharge-Gewohnheiten absolut nicht vertraut und habe das Trinkgeld, welches auf meiner Kabinenrechnung erschien, als „europäisches Trinkgeld“ verstanden. Damit war für mich klar, dass es keinen einzigen Cent zusätzlich gibt. Aus welchem Grund sollte ich denn 2 x Trinkgeld geben?

Mit der Zeit habe ich dann aber viel über das Thema "Trinkgeld auf Kreuzfahrten" gelesen und meinen Umgang damit angepasst.

Hätte MSC diesen Betrag als „Servicecharge“ ausgewiesen, hätte ich es wahrscheinlich damals schon verstanden. Aber MSC will ja das deutsche Recht umgehen und spricht deshalb von „Trinkgeld“.

@Franz: Es ist sehr einfach Hafen- und Ausflugsinfos zu besorgen. Die verdeckten Zusatzkosten werden dagegen sehr gut versteckt. Ich habe gerade 20 Minuten lang vergeblich versucht auf der MSC-Homepage eine Info zu diesem Thema zu erhalten. Wahrscheinlich wird ein Mensch mit Deiner Kreuzfahrterfahrfung diese Info auf Anhieb finden. Für einen Kreuzfahrtneuling gilt dies allerdings nicht.

Gruß Stephan
Benutzeravatar
fneumeier
Staff Captain
Staff Captain
Beiträge: 11824
Registriert: 06.11.2007 13:58
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von fneumeier »

@steff: MSC ist da die unrühmliche Ausnahme - schon immer gewesen und durch das Urteil ist es eher noch schlechter geworden. So ziemlich alle anderen Reedereien kommunizieren das deutlich klarer. Bei RCI/Celebrity beispielsweise wird man bei telefonischer Buchung schon automatisch gefragt, ob man das Trinkgeld gleich vorab bezahlen will.

@Wendy: Ich versteh' schon was DU meinst und weiß auch, dass Du Dich nicht so verhältst. Aber: Formell kann man niemandem vorwerfen, dass er ausnutzt, was das Recht hergibt. Aber dann darf man auch Unternehmen nicht moralisch verurteilen, die jetzt in den Paradise Papers auftauchen. Und dann darf ich auch Reedereien nicht verurteilen, die eben beim Trinkgeld alles ausschöpfen, was legal geht. Denn das, was die Paradise-Papers-Unternehmen da machen ist (soweit ich das überschauen kann) durchaus legal. Nur halt moralisch-gesellschaftlich unter aller Sau. Und genau das meine ich: Man MUSS sich nicht unter aller Sau verhalten, obwohl man es legal könnte. Ganz im Gegenteil: Man könnte mit gutem Beispiel voran gehen und seinen Teil dazu beitragen, unsere Gesellschaft wieder etwas menschlicher, rücksichtsvoller und verantwortungsvoller zu machen und eben nicht jedem den Ellenbogen ins Gesicht schlagen, nur weil's legal ist. Insofern habe ich persönlich nur sehr begrenzt Verständnis für Menschen, die sich so verhalten.

Franz
Benutzeravatar
fneumeier
Staff Captain
Staff Captain
Beiträge: 11824
Registriert: 06.11.2007 13:58
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von fneumeier »

Rhein,

bei RCI steht die Verteilung des täglichen Service-Entgelts in den FAQ auf der Website. Bedachte Personen sind hier nur die Kellner im Hauptrestaurant und die Kabinenstewards sowie "other housekeeping". Bei Celebrity ist es ähnlich.

Die 18% bei Getränken sind ja eine völlig andere Sache. Die kommen in einen Pool für die Barkellner, die vom täglichen Service-Entgelt nichts bekommen.

Gruß

Carmen
MrBoccia
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 285
Registriert: 04.08.2012 22:42
Wohnort: Kärnten
Kontaktdaten:

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von MrBoccia »

Warum das vor allem, ich glaube auch nur, in Deutschland zu solchen Problemen und Diskussionen führt, lässt sich nicht einfach nur mit Geiz erklären. Da kommt einiges zusammen - Kultur, Unwissenheit, Dummheit, Faulheit, auch Geiz. Und Neid. Und das oft gehörte "ich bin doch nicht dazu da, denen ihr Gehalt zu bezahlen".

Im Grossen und Ganzen sehe ich das wie Franz (habe dazu auch schon in FB einiges geschrieben), ich käme gar nicht auf die Idee, das Trinkgeld/Servicegebühr/wie-auch-immer nicht zu zahlen. Das wird von Anfang an, bei der KF-Planung, in den zu vergleichenden Preis eingerechnet. Und fertig. Wenn dann bspws. Gesellschaften wie NCL glauben, den Deutschen in seiner Vollkaskomentalität (oder Faulheit oder Dummheit) zu unterstützen, jo mei, dann fahr ich halt nimmer mit denen und ihren exorbitanten Wahnsinnspreisen.

Und selbstverständlich gibst am Ende der KF auch noch Trinkgeld. Echtes. Persönlich überreichtes.
seamaster76
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 797
Registriert: 17.06.2013 09:58
Wohnort: Chemnitz

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von seamaster76 »

Aber dann trotzdem mal ganz dumm gefragt am Beispiel RCI. Wieso soll man für einen Kellner des Hauptrestaurants Trinkgeld geben, wenn man die gesamte Kreuzfahrt nur ins Buffet essen geht..
Cali65
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 1315
Registriert: 31.08.2010 22:02
Wohnort: Berlin

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von Cali65 »

Noch nie gestrichen. Meist persönlich in bar mehr gegeben, wenn es in unseren Augen verdient war.
Ob es speziell die Deutschen sind.....keine Ahnung.
Ist uns noch nie so gespiegelt worden und wenn, dann haben wir schon Einiges Geld dafür ausgegeben, diesen Eindruck zu verwischen.
Wenn das Kellnerteam bspw. sehr pfiffig war, gab es am Ende pro Woche 50 Euro Cash. Im Blu ist das schwieriger, da wechselt ja die Bedienung regelmäßig.
Benutzeravatar
dolofana
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 268
Registriert: 18.11.2007 20:21
Wohnort: Wesseling

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von dolofana »

seamaster76 hat geschrieben:Aber dann trotzdem mal ganz dumm gefragt am Beispiel RCI. Wieso soll man für einen Kellner des Hauptrestaurants Trinkgeld geben, wenn man die gesamte Kreuzfahrt nur ins Buffet essen geht..
Die Kellner aus den Hauptrestaurants arbeiten auch in den Buffet-Restaurants! Ich weiß, dass bei RCI das Service-Entgelt in einen Topf kommt und dann auf die Kellner aufgeteilt wird. Das finde ich so okay, da auch das Essen im Buffet-Restaurant nicht von alleine dorthin kommt und die Gäste auch nicht (wie in Kantinen) ihr Geschirr selbst wegräumen, also durchaus den Service dort beanspruchen.

Mit Trinkgeldern halte ich es wie Wendy, nur für überdurchschnittliche Leistung gibt es noch etwas on Top, ansonsten ist der Service mit dem Service-Entgelt abgegolten.

Elisabeth
Cali65
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 1315
Registriert: 31.08.2010 22:02
Wohnort: Berlin

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von Cali65 »

Auf meiner Fahrt mit der X Infinity ab San Diego im Mai 2016 habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass scheinbar deutsche Reisegruppen an Bord waren, die Flug und Cruise als Paket gebucht hatten.
Die waren immer ganz neidisch, wenn wir im Ocean View outside von den Kellnern regelmäßig schon unsere gewohnten Getränke auf den Tisch bekamen und nur die Karte zeigen mussten.
Die hatten keine Ahnung, dass man solche Reisen auch mit Getränkepaket und TG etc. inkl. buchen kann, wenn man eben nicht auf solche Massenangebote von "Aldi-Reisen" eingeht bzw. zum optimalen Zeitpunkt bucht.
Jedenfalls haben die lautstark darüber auf deutsch darüber diskutiert und wir haben nur geflüstert, damit die nicht merken, dass wir auch Deutsche sind. War peinlich. Aber jeder Preis des Capuccino, den man sich dann mal gönnte wurde natürlich ausführlich diskutiert. Das unterstreicht vielleicht auch die Theorie von Franz, dass manche eben Reisen machen, die sich sich eigentlich nicht unbedingt leisten können/sollten.
Benutzeravatar
Wurmine
4th Officer
4th Officer
Beiträge: 346
Registriert: 26.04.2012 15:35

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von Wurmine »

Eine interessante Diskussion.
Ich habe noch nie das "Zwangstrinkgeld" gestrichen, zumal es (zumeist) in der Höhe liegt, die ich angemessen finde. Es ist noch gar nicht so lange her, dass zB bei Celebrity einfach Umschläge am Ende der Reise auslagen und man dann das Trinkgeld selbst verteilte. Ich persönlich fand das besser, weil ich dann dort mehr geben konnte, wo ich besonders begeistert war und etwas weniger, wo es mir weniger gefallen hatte. Ich habe allerdings das obligatorische Trinkgeld stets als Teil des Reisepreises betrachtet und bereits im Geiste zum Buchungspreis addiert. Offensichtlich haben aber immer mehr Passagiere kein oder sehr wenig Trinkgeld gegeben, so dass es zu dem Zwang kam. Wäre es besser, wenn das Trinkgeld bereits im Reisepreis eingeschlossen wäre? Vermutlich ja, denn dann würde eine Bezahlung der Mitarbeiter direkt erfolgen und der Gast/Kunde müsste sich hierüber keine Gedanken machen. Tatsächlich ist aber auf Seereisen das Trinkgeld eine lange Tradition und hat sich insoweit entwickelt.
Was mich manchmal stört, ist die Trinkgeldpolitik bei Kindern. Bei manchen Linien zahlen Kinder weniger, bei anderen den vollen Preis. Bei einem 6montigen Baby fand ich das unangemessen. Allerdings ist es letztlich in Ordnung, wenn die Kinder größer werden und den Service ebenso in Anspruch nehmen UND wie vollwertige Passagiere behandelt werden. (auch hier haben ich es schon anders erlebt)
Tatsächlich habe ich einmal bei Costa ernsthaft überlegt, das Trinkgeld teilweise streichen zu lassen, da wir meistens in unserer 4-Kabine nur für 2 Personen Handtücher hatten, die Betten der Kinder regelmäßig abends nicht aufgebaut wurden und wir im Restaurnat zu viert an einen 3er Tisch gequetscht wurden und wir auf dieser Reise nur 2x überhaupt im Hauptrestaurant gegessen haben, weil es so schlecht war, dass wir die Pizza für 12€ pP vorgezogen hatten. Tatsächlich gemacht habe ich es allerdings nicht, buche aber Costa dafür nie wieder.
Auf jeder anderen Kreuzfahrt haben wir zusätzlich zum Zwangstrinkgeld zumindest dem Steward und unseren Lieblingsbarkeepern Trinkgeld gegeben, wenn wir einen festen Tisch im Restaurant hatten, auch dort und beim Roomservice. Das Gleiche, wenn die Trinkgelder inkludiert waren.
Ich wäre allerdings auch überaus gern bereit, überall und immer in Europa "amerikanisch" Trinkgeld zu geben, wenn ich dafür den amerikanischen Service erhielte(auch wenn es nur aufgesetzt ist).
Benutzeravatar
CrownPrince
3rd Officer
3rd Officer
Beiträge: 1162
Registriert: 05.11.2007 13:36

Re: Cruisetricks.de: Trinkgeld verweigern – warum?

Beitrag von CrownPrince »

Vielleicht ist hier mal ein Blick in die Vergangenheit ganz interessant, um die Entwicklung über die Jahre nachzuvollziehen.

Ich jobbte in den frühen 90ern unter anderem bei Princess und kümmerte mich an Bord um rein deutschsprachige Gruppen unseres Partnerbüros (regulär war Princess damals von D aus nur ganz schwer buchbar, es waren praktisch nur Amerikaner, Canadier und wenige Briten an Bord).

An Bord galt damals eine ganz klare Regel, die mehrfach im täglichen Bordprogramm kommuniziert wurde und von den englischsprachigen Passagieren als Gesetz unwidersprochen akzeptiert wurde: 4$ (immer pro Person und Tag) für den Kellner, 2,50$ für den Assistenzkellner, 2$ für den Oberkellner, ein freiwilliger Betrag für den Maître und 4$ für den Zimmersteward. Am vorletzten Abend der Reise lagen 5 Briefumschläge dafür auf der Kabine (und ein sechster, für eine zusätzliche Gabe an einen Mitarbeiter nach Wahl).

Ich interessierte mich, auch im Namen meiner Gruppen, für die Hintergründe und bekam vom Hoteldirektor stets die Info, dass die Beträge keine "Mindestsumme" und kein "Maximalwert" seinen, sondern die angemessene Vergütung, mit der die Person zufrieden ist (bzw. zu sein hat). Die Zuwendung war immer persönlich, sprich die Person verdiente (neben kostenloser Verpflegung, Arbeitsmitteln und Bett an Bord) genau das. Einen gemeinsamen "Topf" gab es nicht. Was im Umkehrschluss bedeutete, dass dienstbare Geister hinter den Kulissen ein Fixgehalt bekamen (während einige Reedereien heute betonen, dass auch diese Mitarbeiter von der "Servicecharge" profitieren).

Eine Servicecharge auf Getränke gab es damals übrigens nicht.

Natürlich musste ich manchmal eine kleine "Gruppentherapie" mit meinen Deutschen im Rahmen der täglichen freiwilligen Meetings machen, in der ich auf die Bedeutung dieser "Gratuity" hinwies. Nicht weil die Leute dagegen waren, sondern weil man diese Gepflogenheit einfach aus Deutschland nicht kannte. Damit sie dennoch eingehalten wurde schilderte ich stets eine Begebenheit, die ein Princess-Gast (der glücklicherweise nicht zu meiner Gruppe gehörte) auslöste, der sich nicht daran gehalten hatte: Nachdem er nichts gab, war der Zimmersteward so wütend, dass er die Bagage-Tags von den Koffern des Paares weg riss, die daraufhin bei der Ausschiffung in Fort Lauderdale für Stunden nicht auffindbar waren. Mit der Konsequenz, dass der Rückflug verpasst wurde. Selbstverständlich war das Verhalten des Princess-Mitarbeiters inakzeptabel, dennoch sorgte diese Story (möglicherweise) für eine stets komplikationslose und vollzählige Abfahrt vom Terminal zum Flughafen.

Heute funktioniert diese Regel natürlich nicht mehr. Einerseits hat sich zweifellos das Publikum geändert - damals gehörte es wirklich noch zum "Guten Ton" standesbewusster Kreuzfahrer, keinesfalls auf Kosten des Personals die eigenen Kosten klein zu halten. Und andererseits ist das früher geregelte Bordleben mit festem Tisch und fester Essenssitzung (und dementsprechend fixem Kellnerteam) abends nahezu bei allen Reedereien komplett aufgeweicht. Bei Princess war das Buffet abends zu, es gab als Alternative nur die einfache Pizzeria (und das war damals schon mehr als bei vielen anderen Reedereien).

Ich persönlich habe mich dem neuen System dementsprechend angepasst, finde es sogar gut, dass ich nicht mehr für den letzten Abend Dollarscheine vorhalten muss (ich hasse unnötiges Bargeld) und zahle sofern wie z.B. bei X möglich die Servicecharge am liebsten mit dem Reisepreis (denn dort gehört sie eigentlich aufgrund der beschriebenen Veränderungen über die Jahre inkludiert). Habe auch unter dem Strich noch nie wirklich so viel zu beanstanden gehabt, dass es angemessen gewesen wäre, die Abgabe zu kürzen oder zu verweigern. Statt persönlicher Scheine gibt es nun von mir für gutes Personal freundliche Worte und meistens kommt das gut an.

Ein anderes Thema wäre, ob der Service allgemein nun auf Schiffen, auf denen diese Servicecharge erhoben wird, besser ist als auf jenen mit Fixpreis. Ich meine ja, wobei ich bei Fixpreis-Veranstaltern nur deutsche wie TC und AC kenne. Aber wie gesagt, anderes Thema.

Viele Grüße

Andreas
Antworten