0,05 Prozent Steuern?!

[HelgeK]

Spiegel Online zur Besteuerung von Kreuzfahrtreedereien: http://www.spiegel.de/wirtschaft/tui-me ... 50225.html

[henry]

Danke, Inhalt ist grds bekannt + nicht neu. Würde man das auf "Deutsche Standards" ändern, könnte man "die Läden dicht machen" und wir müßten eine andere Urlaubsform finden :-(

[fneumeier]

Die Steuersparmodelle nutzen aber auch alle anderen Großkonzerne der Welt aus. Das hat weder etwas mit der Flagge der Schiffe zu tun, noch mit der Kreuzfahrt an sich.

Auch das mit den Gehältern ist natürlich relativ. Sagen wir mal so, um in Deutschland einen deutschen Mindestlohn zu bekommen, müsste die Person auch einen ausländerrechtlichen Aufenthaltsstatus in Deutschland haben. Der Vergleich hinkt also etwas. Ist bei einem Schiff natürlich nicht nötig. Und die Gehälter liegen im Vergleich zu dem, was die Mitarbeiter im Heimatland verdienen würden, um ein Vielfaches höher (gestern hatte ich nur kurz in eine Galileo Reportage reingesehen, dort meinte der deutsche Chefkoch, dass der Lohn seiner Köche fünf mal höher sein als im Heimatland - kann ich jetzt natürlich nicht nachprüfen).

Man sollte nicht vergessen, auch eine Kreuzfahrtreederei ist nun einmal ein Wirtschaftskonzern, der wie jeder andere Wirtschaftskonzern alle legalen Mittel ausnutzt.

Wer für 399 Euro in ein 5 Sterne-AI-Hotel fliegt, fragt auch nicht, wieviel Steuern das Hotel zahlt oder was das Zimmermädchen verdient.

Gruß

Carmen

[henry]

Carmen, Du hast einfach nur Recht

[HelgeK]

Man sollte nicht vergessen, auch eine Kreuzfahrtreederei ist nun einmal ein Wirtschaftskonzern, der wie jeder andere Wirtschaftskonzern alle legalen Mittel ausnutzt

- völlig richtig, der Schwarze Peter liegt ursächlich v. a. beim Gesetzgeber.

Aber genauso sei es mir zugestanden, dass ich persönlich Unternehmen, die 19% Umsatzrendite erzielen (Deutscher Mittelstand insgesamt zum Vergleich: 7-8%), trotzdem ihre Mitarbeiter schlecht bezahlen und behandeln und zusätzlich auch noch ihren Kunden offenbar nicht immer hochklassigen Service bieten (s. zahlreiche entsprechende Berichte in diesem Forum), für asozial halte.

Fazit: Jede Menge Luft für Verbesserungen, ohne dass es für die Kunden teurer werden müsste.

[fneumeier]

Helge,

wie gesagt, "schlecht bezahlen" ist relativ und eine Frage der Perspektive. Als Deutscher würde man für das Geld vermutlich nicht längere Zeit an Bord arbeiten (allerdings haben Deutsche in der Regel auch andere Verträge). Als Mitarbeiter aus dem asiatischen Raum verdient man ein Vielfaches dessen, was im eigenen Land möglich wäre.

Gruß

Carmen

[HelgeK]

Hallo Carmen,

das ist mir mir bewusst. Ich komme aus einer deutsch-philippinischen Familie. Wir haben Bekannte, die auf Schiffen von 2 der im Artikel genannten Reedereien arbeiten. Verträge über Magsaysay Manning Agency, einschlägiger Marktführer + ein seriöses Unternehmen, zugesicherte Bedingungen werden eingehalten. Die Löhne sind für philippinische Verhältnisse in der Tat gut, aber die notwendigen Ausbildungen müssen vorab selbst bezahlt werden. Alles in allem: Keine "Ausbeutung", aber eben die betriebswirtschaftlich maximal mögliche Optimierung soweit es der Gesetzgeber zulässt - sowohl gegenüber dem Mitarbeitern, wie gegenüber den Kunden, und kein Stück mehr. Mit hanseatischem Kaufmannstum oder der Ethik württembergischer Mittelständler hat das nichts gemein. Dass der Gesetzgeber diese Praxis auch noch besonders belohnt und damit Marktverzerrungen gegenüber anderen Unternehmen der Touristikbranche schafft, ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich gönne jedem Unternehmer 19% Umsatzrendite, wenn zugleich auch Kunden und Mitarbeiter faire Anteile am Kuchen über erstklassigen Service und entsprechende Arbeitsbedingungen erhalten.

[fneumeier]

Helge,

mit württembergischen Mittelstand würde ich das auch nicht vergleichen... eher mit schwedischem Möbelhaus oder amerikanischem Online-Buchladen - beide verstehen es ja ebenfalls, die gesetzlichen Möglichkeiten bis zum Maximum auszuloten.

Und wenn ich mir so den cubanischen Tourismus ansehe, dann kann man wohl sagen, dass das mit dem Sozialismus auch nicht wirklich funktioniert und der Verteilung des Kuchens.

Aber das ist im Fall der Reedereien auch nur in eingeschränktem Maß eine Sache des deutschen Gesetzgebers, solange die internationalen Regelungen das ermöglichen.

Gruß

Carmen